S. Dak. bis Sgraffito Meyers Blitz-Lexikon (1932) des Bibliographischen Institutes
Shackleton bis S.S.S.R.
s.t. bis Szyila
Verzeichnis der Tafeln, Karten und Übersichten · Verzeichnis der häufigsten Abkürzungen
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[587–588] Shackleton, Sir Ernest Henry, engl. Polarforscher, 1874–1922.

Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper, Graf v., engl. Philosoph, 1671–1713.

Shag, feingeschnittene Rauchtabaksorte.

William Shakespeare.

Shakespeare, William, engl. Dichter, Dramatiker, getauft 26. 4. 1564 Stratford on Avon, † das. 23. 4. 1616; in London Schauspieler, Theaterdichter u. -teilhaber.

Frühzeit: „Heinrich VI.“, „Richard III.“, „Richard II.“, „Komödie der Irrungen“, „Verlorne Liebesmüh“, „Die beiden Veroneser“, „Romeo u. Julia“, „Sommernachtstraum“, „Kaufmann von Venedig“.
Reifezeit: „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Die lustigen Weiber von Windsor“, „Viel Lärm um Nichts“, „Wie es euch gefällt“, „Was ihr wollt“;
Historien: „König Johann“, „Heinrich IV.“, „Heinrich V.“.
Meisterzeit: „Julius Cäsar“, „Hamlet“, „Troilus u. Cressida“, „Othello“, „Macbeth“, „Lear“, „Timon von Athen“, „Antonius u. Kleopatra“, „Coriolan“, „Ende gut, alles gut“, „Maß für Maß“.
Spätzeit: „Cymbeline“, „Wintermärchen“, „Sturm“, „Heinrich VIII.“, „Sonette“.

Naive Sinnlichkeit und naturhafte Mäßigung; seine dramat. Gewalt liegt in seiner blutwarmen, schauspielerischen Menschenschöpferkraft. Daß Bacon die S.–Dramen gedichtet habe (B.–S.–Hypothese), ist unwahrscheinlich. Dt. Übers. von A. W. Schlegel, Dorothea Tieck u. Graf Baudissin, erneuert u. z. T. neu von Gundolf. Lit.: A. Brandl, S. (19252); Gundolf, S., sein Wesen u. Werk (1928) u. S. u. d. dt. Geist (19278).

Shannon, Hauptfl. Irlands, zum Atlant. Ozean, 368 km.

Shapingmaschine, kleine Metallhobelmaschine.

Share, Aktie; Gegensatz: Bond, Schuldverschreibung.

Bernard Shaw.

Shaw, Bernard, engl.-ir. Dramatiker, *1856; Sozialist (↑ Fabier), Lebensreformer; sprühend witzig. Satiren: „Frau Warrens Gewerbe“, „Major Barbara“, „Der Schlachtenlenker“, „Die hl. Johanna“, „Der Kaiser von Amerika“; Übermenschenphilosophie: „Caesar and Cleopatra“; rein dichterisch: „Candida“. Essay: „Wegweiser für die intelligente Frau zum Sozialismus und Kapitalismus“.

Sheerness, St. auf Insel in der Themsemündung, 19 000 E; Kriegshafen.

Sheffield, nordostengl. St., 491 000 E; Stahlwaren.

Shelley, Percy Bysshe, Baronet, engl. Lyriker, 1792–1822; Epos: „Queen Mab“; Elegie „Adonais“; Versdramen; Übersetzungen. Lit: A. Maurois, Ariel od. das Leben S.s (1930).

Sherardisieren, Verzinken dch. Glühen mit Zinkstaub.

Sheridan, Rich. Brinsley, engl. Dichter, 1751–1816; Lustspiei „The School for Scandal“.

Sheriff, in England der oberste (ehrenamtl.) Beamte der Grafschaft mit richterl. Funktionen.

Sherlock HolmesDoyle.

Sherriff, Robert Cedric, englischer Schriftsteller, *1896; aufsehenerregendes Kriegsdrama: „Die andere Seite“ (1929).

Sherry, englische Bezeichnung für Jerezweine.

Shetlandinseln, 117 Felsinseln, im NO v. Schottland, 26 000 E; Schaf-, Pferdezucht (Shetlandponys).

Shilling (Schilling; Abk. s u. sh),Übers. Sp. 416.

Shimmy, (bis etwa 1924) moderner Gesellschaftstanz.

Shimonoseki = Schimonoseki.

Shintoismus, nationale jap. Ahnen– u. Naturgottheitenverehrung.

Shire, Grafschaft, z. B. Yorkshire.

Shiva, die Welt zertanzend.
Indisches Relief, 8. Jh.

Shiva (Schiwa), ind. Gott der Vernichtung, auch der Schöpfung.

Shocking, anstößig.

Short story = Kurzgeschichte.

Shunt, elektr. Widerstand, Rheostat.

Shylock, hartherziger Jude in Shakespeares „Kaufmann von Venedig“.

S. J. = Societas Jesu, „Gesellschaft Jesu“, Jesuitenorden.

Siam, Königreich in SO-Asien (Hinterindien), 518 162 qkm, 10 284 000 E (Siamesen, Chinesen, Malaien); Hptst. Bangkok. In den Gebirgen trop. Urwald, im O Steppe. Starker Reisbau.

S. entstand im 13. Jh. Es schloß Handelsverträge: 1855 mit England, 1856 mit Frankreich, 1862 mit Preußen, 1868 mit Österreich. König Chulalongkorn (1853–1910) suchte das Land zu heben u. vom frz. Einfluß zu befreien. König Vajiravudh erklärte 1917 dem Dt. Reich den Krieg. Seit 1925 regiert Prajadhipoh (*1893).

Siamesen, Bewohner von Siam (5 Mill.); mongol.–malaiisches Mischvolk.

Siamesische Zwillinge, am Brustkorb miteinander verwachsene Geschwister.

Sibelius, Jean, finn. Komponist, *1865. Sibirien,

1) Gebiet zw. Ural u. Gr. Ozean, umfaßt die russ. Gaue S. u. Fernöstl. Gebiet, die Sowjetrepubliken Jakutien u. Burjatien. Im Westen das Jenisseitiefland, im Osten Gebirgsland. Gewaltige Ströme. Klima: kontinental, Winter lang, trocken u. kalt (Werchojansk mittl. Extrem – 69,8°). Im N Tundra, im S Wald (Taiga), im W Steppe; Abb. Sp. 589.
2) Gau S., sowjetruss. Verwaltungsbezirk im N Asiens; Hptst. Irkutsk.

1579–82 v. Kosakenführer Jermak besetzt. 1852 wurde die Mandschurei besetzt, 1875 Sachalin erworben (1905 die Hälfte an Japan verloren). Mit Hilfe der Tschechischen Legionen löste sich S. 1917/18 von Rußland los; im O traten 1918/19 japanischen u. amerikanischen Truppen auf. Nach Scheitern des antibolschewistischen Feldzugs Koltschaks 1920 Anschluß an die Sowjetunion.

Sibirische Eisenbahn, 1903 vollendet, vom europäischen Rußland nach Wladiwostok am Großen Ozean, über 7400 km.

Sibyllen, im Altertum weissagende Frauen. Die Sibyllin. Bücher in Rom, eine griech. Orakelsammlung, wurden in schwierigen Fällen auf Staatsbeschluß befragt. Sie verbrannten 83 v. Chr. [589–590] Sic!, so!, wirklich so!

Sicherheitsarrest, Verhaftung eines Schuldners, wenn zu befürchten ist, daß er sonst Vermögensstücke der Zwangsvollstreckung entzieht, versteckt od. ins Ausland bringt.

Sicherheitslampe, Grubenlampe, bei der die Flamme v. dickwand. Glaszylinder u. dichtem Drahtnetz umgeben ist.

Sicherheitsleistung (Kaution) soll Schädigungen vorbeugen, beruht auf Vertrag (z. B. Pächterkaution), testamentar. Anordnung od. Gesetz (z. B. S. des Ehemanns, Vormunds, Vorerben, Testamentsvollstreckers).

Sicherheitsventil, Ventil zur Verhinderung unzulässig hohen Druckes in Dampfkesseln u. Behältern.

Sicherung, elektr., unterbricht den Strom, wenn im Netz Überlastung eintritt. ↑ Selbstschalter.

Sicherung eines Gläubigers erfolgt durch Hypothekbestellung, Verpfändung (Lombard) v. Wertpapieren od. andern Wertgegenständen, Bürgschaft, S.sübereignung v. Grundstücken, Fahrnis, Forderungen, Hypotheken. Gläubiger darf über das Empfangene nur bei Nichtzahlung des Schuldners verfügen u. nur soweit, wie zu seiner Befriedigung notwendig ist.

Sichtvermerk (Visum), Vermerk über amtl. Einsichtnahme, bes. in Reisepaß eines Ausländers.

SichtwechselWechsel.

Siciliana, alter Volkstanz aus Sizilien.

Sickingen, Franz v., 1481–1523; Ritter, 1522 Führer aufständ. schwäb. u. rhein. Ritter, unterlag u. starb an einer Wunde.

Sic transit gloria mundi, „so vergeht die Herrlichkeit der Welt“.

Sic volo, sic jubeo, „so will ich, so befehle ich“.

Sibirisches Bauernhaus, ein typischer einfacher Blockbau.

Siderisch, auf die Sterne bezüglich.

Siderisches Pendel, Fadenpendel, in der Hand eines Mediums Ausdrucksmittel hellseher. Fähigkeiten.

SideritSpateisenstein.

Sidney (Stadt) = Sydney.

Sidney, Sir Philip, engl. Dichter, 1554–86; Sonette, Schäferroman „Arcadia“.

Sidon, ehem. größte phöniz. Handelsstadt in Vorderasien.

Sidow, Max, Dichter, *1897.

Siebenbürgen, seit 1920 Teil Rumäniens (vorher Ungarns), Hochland im Gebirgssystem der Karpaten; 57 243 qkm, 2,9 Mill. E (60% Rumänen, 30% Ungarn, 9% Dt.); Hptst. Klausenburg. Seit 13. Jh. bewohnen es Ungarn, angesiedelte Dt., Székler (im O) u. Rumänen. Nach der ⚔ v. Mohács (1526) wurde der Woiwode Joh. Szapolya Fürst, als Vasall des türk. Sultans. Seit 1687 herrschte der ung. König. 1849 Erhebung zum selbständ. Kronland; 1867 mit Ungarn vereint; 1919 in Rumänien einverleibt.

Siebengebirge, Teil des rechtsrhein. Schiefergebirges zw. Ahr u. Sieg mit ehem. Vulkankegeln: Drachenfels (321 m).

Sieben gegen Theben. Polyneikes zog mit 6 Helden gegen Theben, um seinem Bruder Eteokles das Erbe des Vaters Ödipus streitig zu machen.

Siebengestirn = Plejaden.

Siebenjähriger Krieg, 1756–63 durch Friedr. II. v. Preußen mit Engl. gegen Österr., Rußl., Frankr., Schweden, Sachsen u. das Reich geführt (3. Schles. Krieg). Friedr. II. besetzte 1756 Sachsen, schlug die Österreicher bei Lobositz, 1757 bei Prag, unterlag bei Kolin, schlug die Franzosen bei Roßbach, die Österreicher bei Leuthen. Nach den Niederlagen bei Hochkirch 1758 u. Kunersdorf 1759 drohte Friedr. unterzugehen, als Peter III. v. Rußl. 1762 Frieden schloß; auch Schweden u. Frankr. zogen sich zurück. Nach preuß. Siegen bei Burkersdorf u. Freiberg (1762) schloß Österreich den Frieden v. Hubertusburg (15. 2. 1763).

Siebenschläfer, nach christl. Legende 7 christl. Jünglinge, 251 n. Chr. v. Decius verfolgt u. in Höhle bei Ephesus eingeschlafen, 446 aufgewacht; regnet es an ihrem Festtag (27. 6.), dann soll es 7 Wochen lang tägl. regnen. ↑ Lostage.

Siebenschläfer, Nagetier, eichhörnchenähnlich, 16 cm, Schwanz 13 cm, grau, Europa, hält Winterschlaf.

Sieben Weise, hervorragende Griechen des 6.–4. Jh. v. Chr.; nach Plato: Kleobulos, Periandros, Pittakos, Bias, Thales, Ch(e)ilon, Solon. Den S. werden kurze Sprüche prakt. Lebensweisheit zugeschrieben.

Siebketten, verschiedenartige Zus.schaltungen v. Kondensatoren u. Drosselspulen; lassen nur best. Frequenzbereiche elektr. Schwingungen passieren.

Sieden (Kochen), mit Aufwallen verbundene Verdampfung einer Flüssigkeit bei bestimmter, mit äußerm Druck steigender Temperatur (Siede-, Kochpunkt, auf Atmosphärendruck v. 760 mm bezogen). Lösungen (z. B. v. Salzen in Wasser) haben stets höhern Siedepunkt als das Lösungsmittel (Siedepunktserhöhung).

Siedlungsgesetz v. 11. 8. 1929 verpflichtet die Länder zur Gründung gemeinnütz. Siedlungsunternehmungen zwecks Schaffung neuer Ansiedlungen u. Vergrößerung vorhandener Stellen bis zur Größe einer selbständ. Ackernahrung (Anliegersiedlungen).

Sieg, Nbfl. des Rheins, v. Westerwald, 130 km.

Siegbahn, Karl Manne Georg, schwed. Physiker, *1886.

Siegburg, rheinländ. St., an der Sieg, 19 800 E.

Siegel, Abdruck eines Stempels in Wachs, Lack usw. zum Schließen eines Briefes od. zur Bekräftigung einer Urkunde (Besiegelung).

Siegellack, geschmolzener Schellack mit Terpentin u. Farbstoff.

Siegen, St., im südl. Westfalen, 31 000 E.

Sieger, Rob., österr. Geograph, 1864–1926.

SiegesgöttinNike, ↑ Victoria.

Siegfried, Held der Nibelungensage.

Siegfried,

1) André, frz. Historiker, *1875; „La Crise Anglaise“;
2) Hermann, schweiz. Topograph und Offizier, 1819–79; gab 1870 ff. den Topographischen (S.-) Atlas der Schweiz heraus.

Siegfriedstellung, deutsche Verteidigungsstellung östl. v. Sommeschlachtfeld, im Febr./März 1917 bezogen, diente als Ausgangsstellung für die ↑ Große Schlacht in Frankreich; bis 9. 10. 1918 gehalten.

Siegmar, sächsische St., bei Chemnitz, 10 000 E.

Siegmund (Sigismund), 1368–1437; erhielt 1378 Brandenburg, erheiratete 1382 Ungarn, 1410 dt. König.

Siel, kleine Deichschleuse zur Entwässerung eingedeichter Niederungen.

Sielen (S.geschirr), Riemenwerk der Zugtiere; „in den S. sterben“: aus voller Tätigkeit heraus.

Werner v. Siemens.

Siemens,

1) Werner v., Physiker u. Ingenieur, 1816–92; gründete 1847 mit Halske eine Telegraphenbauanstalt in Berlin (S. & Halske), Erfinder d. Dynamomasch., erbaute 1879 erste elektr. Eisenbahn;
2) Wilh., Ingenieur, 1823–83, gründete Stahlwerke u. verbesserte die Methoden d. Stahlherstellung (S.-Martin-Verfahren);
3) Wilh. v., Ingenieur, 1855–1919.

Siena, St., im westl. Mittelitalien, 48 000 E.

Siena, brauner Mineralfarbstoff, ähnlich dem Ocker.

Henryk Sienkiewicz.

Sienkiewicz, Henryk, poln. Romanschriftsteller, 1846–1916; „Mit Feuer und Schwert“, „Ohne Dogma“, „Quo vadis?“

Sierra („Säge“), Gebirgskette.

Sierra Leone, brit. (seit 1896) Kolonie in W-Afrika, 80 400 qkm, 1 541 000 E; Hptst. Freetown (Hafen). Trop. Pflanzen- u. Tierwelt. Reis-, Baumwoll-, Bananenbau; Rinderzucht. Gewinnung u. Ausfuhr v. Palmkernen u. -öl.

Sierra Morena, Steilabfall der iber. Tafel (durchschnittlich 600 m h.) nach Süden (nach Andalusien).

Sierra Nevada,

1) etwa 80 km langes Gebirge in S-Spanien, im Mulahacén 3481 m;
2) Gebirgskette im W der USA, parallel zur Küste (4540 m).

Siesta, (Mittags-) Ruhe.

Sieveking, Heinrich, Wirtschaftshist., *1871, Prof., Hamburg.

Eduard Sievers.

Sievers,

1) Eduard, Sprachforscher, *1850; „Phonetik“, „Angelsächs. Grammatik“, „Altgerman. Metrik“, „Metr. Studien“;
2) Wilhelm, Geograph, 1860–1921; gab eine allg. Länderkunde heraus.

Sieyès, Emanuel Joseph, Graf, 1748–1836; kath. Geistl., 1799 Mitgl. des frz. Direktoriums; „Qu'est-ce que le tiers état?“

Sigamb(r)er, german. Volk an der Ruhr.

Sigel (das, die Sigle), ständiges, aus einem od. mehreren Buchstaben (bzw. stenogr. Zeichen) bestehendes Abkürzungszeichen für ein Wort.

Sigillaria, baumartige Bärlappgewächse, in der Steinkohlenzeit häufig.

Sigillum, Siegel.

Signac., Paul, frz. Maler, *1863; Begr. des Pointillismus.

Signal, Zeichen mit besondrer Bedeutung.

Signalement, Personalbeschreibung.

Signalisieren, durch Signale melden, durch Signalement kenntlich machen.

Signalwesen.

1) Eisenbahnwesen (↑ Taf. Sp. 140): Hauptsignale regeln Einfahrt (1) und Ausfahrt (2) bei Bahnhöfen u. Blockstationen, Vorsignale (4 bzw. 41) geben Stellung der

[591–592] Hauptsignale an; Weichensignale kennzeichnen Stellung der Weichen.

2) Seewesen: Tagsignale des Intern. Signalbuchs erfolgen durch 19 farbige Signalflaggen, 6 Signalwimpel u. 2 Stander (ausgezackt); Fernsignale mit schwarzem Kegel, Ball, Zylinder; Nachtsignale mit Laternen, Scheinwerfern, Signalraketen usw.; Nebelsignale mit Dampfpfeifen, Nebelhorn, Sirene; neuerdings auch wichtig Unterwasserschallsignale. Von Schiff zu Schiff wird oft mit Winkerflaggen signalisiert; auf große Entfernungen Verständigung mittels Radiotelegraphie. Internat. Positionslichter (Schiffslichter) f. Schiffe in Fahrt: an Backbord rotes, an Steuerbord grünes Seitenlicht.

Signatar, Unterzeichner.

Signatur, Aufschrift; Unterschrift; Merkmal; bes. Namenszug, Monogramm od. bildhaftes Zeichen, womit Künstler ihre Werke versehen.

Verlagssignet des Bibliographischen Instituts.

Signet, Handsiegel, Petschaft; besonders Buchdrucker- oder Verlegerzeichen, z. B.: Signieren, bezeichnen, unterzeichnen.

Signore (ital.), Herr; Signora, Frau; Signorina, Fräulein.

Signorelli, Luca, ital.-umbr. Maler, * um 1450, † 1523; ↑ Taf. II Sp. 584.

Signoria, Herrschaft; Herrlichkeit (Anrede); früher das Ministerium der Dogen in Venedig.

Sigrist, Küster, Mesner.

Sikh, ind. Religionsgemeinde im Pandschab.

Sikiang, chines. Fluß, ↑ Hsikiang.

Sikkative, trocknende Zusätze zu Ölfarben.

Sikuler, altes Volk Italiens; nach ihnen heißt Sizilien.

Silber, Edelmetall (↑ Elemente), gediegen u. in Erzen; wird hauptsächlich gewonnen aus silberhaltigem Bleiglanz u. silberhalt. Kupfererzen; spez. Gew. 10,5, schmilzt bei 960,5°. S.nitrat (salpetersaures S.) zum Versilbern und arzneilich, schwärzt sich m. organ. Substanzen (Höllenstein); S.bromid (Brom-S.), S.chlorid (Chlor-S.), S.jodid (Jod-S.), alle drei (lichtempfindlich) in der Photographie.

Silberfischchen, bis 1 cm langes, silberglänzendes Urinsekt, harmlos, benagt Abfälle, Vorräte.

Silberflotten brachten Ertrag der amer. Bergwerke nach Spanien

SilberfuchsFuchsfelle.

Silberglanz, Silbererz, Schwefelsilber.

Silbergroschen, früher pr. Scheidemünze, = 12 Pf. (0,10 ℛℳ).

Silberlöwe = Puma.

Silbermann, bed. Orgel- u. Klavierbauerfamilie: Andreas (1678–1734), Gottfr. (1683–1753).

Silcher, Friedr., Liederkomponist, 1789–1860; „Ännchen v. Tharau“, „Lorelei“.

Silenos (Seilenos, Silen[us]), grch. Natur-(Wald-)Gott, Erzieher des Dionysos.

Silentium! („Stillschweigen“), Ruhe!

Silesius, Angelus, geistl. Liederdichter, ↑ Angelus Silesius.

Silhouetten (Scherenschnitte, Schattenrisse), Köpfe, Figuren, Szenen, den Umrissen nach aus schwarzem Papier geschnitten u. auf weißen Grand geklebt.

Silikate, Kieselsäuresalze.

Silistria, Donaufestung u. Donauhafen in der Dobrudscha (Rumänien), 12 000 E.

Silizium (↑ Kiesel), chemisches ↑ Element, sehr verbreitet als Silikate; amorph od. in schwarzen harten Kristallen, chemisch dem Kohlenstoff ähnlich. ↑ Kieselsäure, ↑ Karbide.

Sill, entgrätete, in Krauter eingelegte Anschovis.

Getreide-Silo in Kanada.

Silo, Behälter für trockene, schüttbare Massengüter (Erze, Kohlen, Zement, Getreide usw.); S.s, der Futterkonservierung dienende Behälter v. etwa 5 m Durchmesser. Erzeugung hochwertigen Futters aus grünen Pflanzen dch. Milchsäurevergärung.

SilurGeologische Formationen.

Silva, Ramón Goyde, span. Dichter, *1888; moderne Mysterienspiele.

Silva Leitão de Almeida-GarrettAlmeida-Garrett.

Silvanus, altitalischer Waldgeist.

Simbabye (Zimbave), Ruinenstätte in Maschonaland (S-Afrika), einstige Tempelanlage des Negerreichs Monomotapa.

Simbirsk, bis 1924 Name von ↑ Uljanowsk.[WS 1]

Simferopol, Hauptstadt des Rätestaats Krim, 88 000 E.

Simili, Nachahmungen edler Steine in stark lichtbrechenden Glasmassen.

Simla, britisch-ind. Stadt, im nordwestlichen Himalaja, 2160 m ü M., 27 000 E; Sommerresidenz des ind. Vizekönigs.

Simme, Nbfl. d. Kander, im Berner Oberland, 53 km, durchfließt das S.ntal (bed. Viehzucht).

Georg Simmel.

Simmel,

1) Georg, Philos. u. Soziolog, 1858–1918; beeinflußte als Sozialpsycholog grundlegend d. Entwicklung der neuern dt. Soziologie;
2) Paul, humorist. Zeichner, *1887.

Simon,

1) Bruder Jesu;
2) eig. Name des Petrus;
3) S. der Kananäer, Zelotes („Eiferer“), Apostel;
4) S. der Magier (Magus), samaritan. Gnostiker, wollte die Wunderwirkung durch den hl. Geist mit Geld von Petrus kaufen; daher Simonie;
5) S. v. Kyrene, hellenist. Jude, der Jesu Kreuz getragen haben soll.

Simon, Sir John, engl. Jurist und Politiker (liberal), *1873; 1915–16 Innenmin., 1927 Vors. der Untersuchungskommiss. in Indien („S.-Bericht“), 1931 Außenmin.

Simonides v. Keos, grch. Lyriker, * um 556, † 467 v.Chr.

Simonie, Erwerb geistl. Ämter durch Bestechung. ↑ Simon 4).

Simons, Walter, *1861; 1920–21 Außenmin., 1922–29 Präs. d. Reichsgerichts, stellvertr. Reichspräs. nach Eberts Tod (1925).

Simpel, einfach; Einfaltspinsel.

Simplicissimus,

1) dt. Roman des 30jähr. Krieges, von Grimmelshausen;
2) Satir. Wochenschrift.

Simplon, befahrbarer Paß d. Walliser Alpen, 2010 m, verbindet Westschweiz u. Italien. Darunter S.tunnel 19 731 m.

Simrock, Karl, Germanist u. Dichter, 1802–76; übersetzte „Edda“, „Nibelungenlied“ u. a. mhd. Dichtungen, sammelte „Rheinsagen“, „Dt. Volksbücher“.

Simroth, Heinrich, Zoolog, 1851–1917; stellte die Pendulationstheorie auf.

SimsenRiedgräser.

Simson, hebr. Nationalheld, v. seiner Frau Delila den Philistern verraten u. durch Abschneiden seines langen Haares der Kraft beraubt.

Simson, Martin Eduard v., 1810–99; 1849 Präs. des Frankfurter Parlaments, 1867–74 des Reichstags (Nationalliber.), 1879–91 des Reichsgerichts.

Simulation, Verstellung; Vorschützung; simulieren, sich verstellen; bes. sich krank stellen; auch nachsinnen, grübeln. Simulierte Geschäfte = Scheingeschäfte.[WS 2]

Simultan, gemeinsam; gleichzeitig.

Simultanschule (paritätische Schule), Schule mit konfessionell getrenntem Religions-, sonst „gemeinsamem“ Unterricht. Regelform der öffentlichen Volksschule.

Simultanzulassung, Zulassung eines Rechtsanwalts an mehreren Gerichten zugleich.

sin = Sinus (↑ Trigonometrie).

Sinai, Gebirge im S der S.-halbinsel (2646 m), mit dem „Berg der Gesetzgebung“ (Horeb).

Upton Sinclair.

Sinclair, Upton, amer. Schriftsteller, *1878, fanat. Ankläger des Kapitalismus; „Der Sumpf“ (Schlachthäuser Chicagos), „Petroleum“, „König Kohle“, „Sündenlohn“, „Religion u. Profit“, „Die goldene Kette“, „Boston“.

Sinding,

1) Christian, norw. Komp., *1856;
2) Stephan, norw. Bildhauer, 1846–1922.

Sine ira et studio, „ohne Groll u. Gunst“; unparteiisch.

Sinekure („ohne Sorge“), Pfründe ohne Amtsgeschäfte; müheloses, einträgl. Amt.

Singan, chines. St., ↑ Hsi-ngan.

Singapur, Hptst. v. Brit.-Malakka, auf Insel in der S.-Straße, 260 000 E; bed. Handelsplatz.

Singen, südbad. St., 11 000 E.

Singende Flamme, 1777 v. Higgins beobachtetes Phänomen: eine Wasserstoffflamme, die v. unten in ein offenes vertikales Rohr hineingebracht wird, erzeugt einen Ton.

Singende Säge, Jazzinstrument: Stahlsäge, mit Bogen gestrichen od. mit Hammer geschlagen.

Singer, Isaac Merrit, amer. Erfinder, 1811–75; Gründer der Nähmaschinenind.

Singhalesen, Mischbevölkerung (Arier u. Drawida) auf Ceylon. ↑ Taf. I Sp. 440.

Singspiel, heiteres Bühnenstück mit gesprochenem Dialog u. musikal. Einlagen.

Singvögel, Hauptmasse d. Sperlingsvögel ; wichtigste Familien: Schwalben, Fliegenfänger, Würger, Rabenvögel, Stare, Finken, Meisen, Stelzen, Lerchen.

Sinigaglia, Leone, ital. Komp., *1868.

Sin-kiang = Hsin-tsiang.

Sinkkasten, zum Einlauf u. zur Ableitung des Regenwassers.

Sinnesorgane, bei Mensch u. Tier die Einrichtungen, die sie v. den Zuständen der Umwelt unterrichten, so in der Haut die Nervenendorgane, die mechan. Reize (Druck, Berührg.), Schmerz-, Kälte-, Wärmereize aufnehmen, ferner die Sinneszellen, die in der Schleimhaut von Nase und Zunge Geruchs- u. Geschmacksreize, in d. Netzhaut des Auges Lichtreize und im innern Ohr Schallreize empfangen. Die Pflanzen haben ebenfalls S., denn sie antworten auf äußere Reize dch. Bewegungen.

Sinnestäuschungen, im engern Sinn (bei Geisteskranken): Halluzinationen, b. denen [593–594] nicht vorhandene Objekte wahrgenommen werden, u. Illusionen, bei denen vorhandene Objekte in falscher Art wahrgenommen werden. S. des Gesichtssinns werden, z. B. bei relig. Ekstatikern, auch als Visionen bezeichnet, S. des Gehörsinns als Stimmen.

Sinnfeiner („wir selbst allein“), Anhänger d. irischen Unabhängigkeitsbewegung (zuerst Geheimbund), die bes. nach d. Weltkrieg in mehreren Aufständen die engl. Regierung zwangen, seit 1922 dem „Irischen Freistaat“ die Stellung eines Dominion im Brit. Reich zu geben; sie erstreben völlige Unabhängigkeit.

Sinngedicht = Epigramm.

Sinolog, Kenner, Erforscher der chines. Sprache u. Kultur.

Georgij Sinowjew.

Sinowjew, Georgij, eig. Apfelbaum, sowjetruss. Politiker, *1883.

Sinowjewsk (früher Jelisawetgrad), St. im SW der Sowjetukraine, 66 000 E.

Sintenis, Renée, dt. Bildhauerin, *1888; Tierkleinplastiken.

Sinter, mineral. Absätze aus Quellen (wäßrigen Lösungen).

Sintflut („große Flut“, nicht Sündflut), weitverbreitete Flutsage, auch in der Bibel.

SinusTrigonometrie.

Sjöberg, Birger, schwed. Dichter, *1885.

Sioux, Indianer, vor Unterbringung in Reservationen bes. in den nördl. Prärien der USA. ↑ Taf. II Sp. 441.

Sioux City, St., Iowa (USA), am Missouri, 80 000 E.

Siphon, U-förmiges Abflußrohr an Ausgüssen usw. als Geruchsverschluß; Saugröhre an Flaschen (auch diese selbst) mit moussierenden Getränken.

Sippe, Gruppe v. Blutsverwandten eines Stammes.

Sir, engl. Adelstitel, nur in Verbindung m. Taufnamen (Sir Robert…) gebraucht; engl. Anrede.

Sire, Seigneur, Anrede v. Monarchen.

Sirene, Instrument zur Bestimmung der Schwingungszahl eines Tones v. gegebener Höhe. Loch-S.: Scheibe mit Löchern um den Rand herum, die durch einen Motor gedreht wird. Ein dagegen geblasener Luftstrom wird fortwährend unterbrochen, wodurch ein Ton erzeugt wird (Nebelhorn).

Sirenen, grch. inselbewohnende, singende Dämoninnen, Vogelleib u. Frauenkopf, lockten Schiffer ins Verderben.

Sirenen = Seekühe.

Sirius, hellster Stern des Himmels im Gr. Hund.

SirokkoSchirokko.

Sirup, dickflüssige Zuckerlösung, oft mit Zusätzen, auch mit Zucker eingedickte Fruchtsäfte.

SisalhanfAgave.

Sisley, Alfred, frz. impressionist. Maler, 1839–99.

Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de, frz. Nat.-Ök., 1773–1842.

Sistieren, zum Stillstand bringen, einstellen, Termin verschieben (bei Zwangsversteigerung u. Konkurs); vorläufig festnehmen, durch Polizei vor Gericht bringen.

Sisyphos mußte in der Unterwelt einen stets zurückrollenden Fels bergauf wälzen.

Si tacuisses, philosophus mansisses, „wenn du geschwiegen hättest, wärst du weise (ohne Blöße) geblieben“.

Sittenpolizei, polizeil. Tätigkeit zum Schutz der öffentl. Sittlichkeit (z. B. Überwachung der Lohndirnen [Prostitution], Bekämpfung der Trunksucht, v. Schmutz u. Schund, Beaufsichtigung öff. Lustbarkeiten, des Glücksspiels).

Sit tibi terra levis, „Sei dir die Erde leicht!“

Sittlich Gefährdete, überwiegend jugendl. Mädchen, die der Prostitution anheimzufallen drohen.

Sittlichkeitsverbrechen (Unzuchtsverbrechen), Nötigung einer weibl. Person zur Duldung unzüchtiger Handlungen durch Gewalt od. Drohung; Nötigung zur Duldung des außerehel. Beischlafs (Notzucht); Schändung (Mißbrauch einer in willenlosem Zustand befindl. weibl. Person); unzüchtige Handlungen mit Personen unter 14 Jahren od. unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses (Geistliche, Lehrer, Adoptiv- u. Pflegeeltern usw. mit Kindern, Schülern od. Zöglingen); Verführung ein. unbescholtenen Mädchens unter 16 Jahren; Erschleichung des Beischlafs dch. Vorspiegelungen; Blutschande (Inzest: Beischlaf zw. Verwandten auf- u. absteigender Linie, Verschwägerten auf- u. absteigender Linie sowie zw. Geschwistern); widernatürl. Unzucht zw. Männern (Päderastie) od. v. Menschen mit Tieren (Sodomie); Ehebruch, Kuppelei, Zuhälterei, Mädchenhandel usw.

Situation, Lage, Stellung, Zustand.

Sit venia verbo („Sei Nachsicht dem Wort“), mit Verlaub.

Sitzungsperiode = Session.

Siut = Assiut.

Siwah, Oase in der nördl. Libyschen Wüste, 5200 E.

Siwertz, Sigfrid, schwed. Erzähler, *1882.

Sixpence, engl. Silbermünze, = 1/2 Shilling.

Sixtinische Kapelle, 1473 unter Sixtus IV. erbaute päpstl. Hauskapelle im Vatikan, Rom.

Sixtinische Madonna, für die Mönche von San Sisto (Sankt Sixtus) in Piacenza v. Raffael gemalte Madonna (Dresden).

Sixtusbrief, Schreiben Kaiser Karls v. Österr. an seinen Schwager Prinz Sixtus v. Bourbon-Parma 1917, um e. Sonderfrieden Österreichs mit der Entente zu erhalten.

Sixt von Armin, Friedrich, *1851, 1914–18 Heerführer.

Sizilianische Vesper, Niedermetzelung der Franzosen in Sizilien, begann zur Vesperzeit des 30. 3. 1282.

Sizilien, ital. Insel, im Mittelmeer, 25 740 qkm, 4,2 Mill. E; Hptst. Palermo. Im Ätna 3179 m hoch; das Innere ist ziemlich öde, an der Küste üppige Vegetation; Anbau von Weizen, Wein, Öl, Südfrüchten; Seidenraupenzucht; Bergbau (Schwefel, Asphalt, Salz).

Seit 212 v. Chr. röm. Prov. (Kornkammer), kam S. 551 n. Chr. an Byzanz, 827 an Sarazenen, 1061 an Normannen. Roger II. vereinigte S. mit Süditalien zum „Kgr. beider S.“ (Hptst. Neapel). Seit 1282 selbständig, 1409 an Aragon, 1503–1713 spanisch, 1720 an Österreich, 1738 wieder zum Königreich beider S., 1860 zu Italien.

Skadenz, Verfalltag, Fälligkeitstag einer Forderung.

Skagerrak, Meeresteil zw. Nordsee u. Kattegatt, Norwegen u. Jütland. S.schlacht, unentschiedene dt.-engl. ⚔ 31. 5. bis 1. 6. 1916; 21 dt. gegen 37 engl. Großkampfschiffe, insgesamt 2 Mill. Gewichtstonnen mit 600 schweren Geschützen. Die Deutschen verloren 60 000 t u. 2400 Mann, die Engländer 115 000 t u. 6700 Mann.

Skala, Treppe; Tonleiter; Maßeinteilung an Meßinstrumenten.

Skalden, Sänger kunstvoller geschichtl. Lieder in Norwegen u. Island, bes. im 10.–15. Jh.

Skalpell, kl. chirurg. Messer m. feststehender Klinge.

Skalpieren, Abziehen der Kopfhaut (Skalp) des erschlagenen Feindes als Trophäe.

Skandal, Ärgernis, Aufsehen, Lärm.

Skanderbeg (eig. Georg Kastriota), alban. Nationalheld, * um 1403, † 1468.

Skandieren, taktmäßig nach den Versfüßen lesen.

Skandinavien, Halbinsel im nördl. Europa, umfaßt ↑ Schweden u. ↑ Norwegen.

Skapulier, bei der Mönchstracht langer breiter Streifen über Brust u. Rücken.

Skarabäus.

Skarabäus (Mz. Skarabäen), altägypt. Siegelstein, Nachbildung des dem Sonnengott hl. Mistkäfers.

Skatspiel, Kartenspiel mit 32 Karten, für 2–4 Personen (jede erhält 10 Karten, 2 bleiben verdeckt: Skat). Dch. Reizen (nach Zahlen) wird d. Alleinspieler festgestellt, gegen den die andern (Partner) bzw. der andere spielen. Die Grundwerte der 4 Farben (12, 11, 10, 9 Punkte) werden mit der Zahl der Fälle (lückenlos vorhandene [od. fehlende] Wenzel u. Trumpfblätter [„Spitzen“] + Gewinnstufen) malgenommen (Spielwert). Bei Guckispielen nimmt d. Alleinspieler den „Skat“ zu seinen Handkarten u. legt zwei beliebige andre weg. Bei Handspielen (Solo) darf der „Skat“ erst nach beendetem Spiel eingesehen werden. Bei Großspielen (Grand) sind nur die Unter Trumpf. Bei trumpflosen Nullspielen darf man keinen Stich bekommen. Hat keiner ein Spiel, kann Ramsch gespielt werden; verloren hat dann, wer die meisten Augen bekam.

Skeleton.

Skeleton, niedr. Schlitten man steuert, auf d. Bauch liegend, mit d. Füßen.

Skelett stützende Substanz, bes. Knochengerüst des tier. Körpers. Das menschl. S. (↑ Taf. Sp. 396) besteht (ohne Zähne) aus 223 Knochen u. wiegt ausgetrocknet 5 kg.

Skelettbauten, Hochbauten aus senkrechten Säulen u. waagrechten Wand- u. Deckenträgern aus Holz, Eisenbeton od. Stahl mit leichten Umfassungs- u. Mittelwänden.

Skepsis, Zweifel(sucht). Skeptizismus bezweifelt die Möglichkeit sichern Wissens. Skeptiker, Zweifler. ↑ Pyrrhon.

Sketch, auf äußere Wirkung abgestellte Skizze, Entwurf; kl. Pantomime, kl. Gesellschaftsstück.

Ski (Mz. Skier) = Schneeschuh.

SkiffRudersport.

Skijöring, Schneeschuhfahren mit Pferde- (od. Motorrad-)vorspann.

SkilaufSchneeschuhe.

Skineffekt: elektr. Wechselstrom, bes. hochfrequenter, pflanzt sich meist nur an der Oberfläche, nicht im Innern eines Drahtes fort.

Skischwung, SkisprungSchneeschuhe.

Skizze, flüchtiger Entwurf.

Sklavenkriege, Kriege der Römer gegen aufständ. Sklaven bes. 73–71 gegen Spartacus (Gladiatorenkrieg).

Sklavensee (Großer S.), im nordw. Kanada, 27 440 qkm, Abfluß dch. Mackenzie.

Sklavenstaaten, südl. Staaten der USA, mit Sklaverei bis zum Sezessionskrieg, (↑ Vereinigte Staaten v. Amerika).

Sklaverei, Zustand eines Menschen, in dem er, meist rechtlos, eines andern Eigentum (Sklave) ist. Von der 7. Völkerbundsversammlung wurde am 25. 9. 1926 eine Konvention über Abschaffung v. S., Sklavenhandel u. Zwangsarbeit beschlossen, der das Deutsche Reich 1929, Österreich 1927, die Schweiz 1930 beitrat.

Sklerose, Verhärtung e. Organs infolge Bindegewebswucherung.

Michael Skobelew.

Skobelew, Michael, russ. Gen., 1843–82, kämpfte erfolgreich im Russ.-Türk. Krieg 1877–78, drang 1880–81 nach Zentralasien vor; Panslawistenführer.

Skolion, grch. Stegreiflied b. Gastgelagen.

Skonto, Preisnachlaß (meist bei Barzahl.).

Skontration (Ztw.: skontrieren),

1) Abrechnung, Ausgleichung v. Forderungen u. Schulden in Abrechnungsstellen;

[595–596]

2) Bestandsermittlung v. Waren durch Fortschreibung, nicht durch Inventur.

Skontro, Gegenrechnung; Hilfsbuch der Buchhaltung.

Skopas, grch. Bildhauer, vor 400 v. Chr.

Skoplje, südslaw. St., in S-Serbien, 60 000 E.

Skopolamin, Alkaloid des Bilsenkrauts, sehr giftig, Beruhigungsmittel für erregte Geisteskranke, ruft mit Morphium zus. Dämmerschlaf hervor.

Skopzen („Verschnittene“), russ. Geheimsekte.

Skorbut, Allgemeinerkrankung mit örtl. Blutungen, Entzündung besonders des Zahnfleisches, Geschwürbildung, Erschöpfung, manchmal tödlich, bes. bei Mangel an frischem Gemüse, Obst, Fleisch (auf Seereisen) auftretend (infolge Vitaminmangels).

Skorpion, Sternbild des südl. Himmels.

Skorpion.

Skorpione, Spinnentiere, Schwanz mit Giftstachel, in warmen Klimaten, fressen Insekten usw., bis 17 cm l.

Skoten, kelt. Stamm, urspr. in Irland, später in Schottland.

Skowronnek, Romanschriftst.:

1) Fritz, *1858;
2) Rich., *1862.

Skrjabin, Alexander, russ. Komp. u. Pianist, 1872–1915.

Skribent, Schreiber, Vielschreiber.

Skriptum, Schriftstück, schriftl. Arbeit.

Skrofeln (Skrofulose), Erkrankung im Kindesalter mit Entzündung der Haut, Schleimhäute, Augen, Nase, Stauungen im Lymphgefäßsystem.

Skrupel, Zweifel, Bedenken; skrupulös, peinlich genau.

SkrutiniumWahlprüfung.

SkullbooteRudersport.

Skulptur, Bildhauerkunst; Werk derselben.

Skunk(s), Fell des Stinktiers.

Skupschtina, südslaw. Parlament.

Skurril, possenhaft.

Skutari,

1) alban. St., 24 000 E, am S.see (350 qkm).
2) Stadtteil v. Konstantinopel, am östl. (asiatisch.) Ufer des Bosporus.

Skye, größte der Innern Hebriden-Inseln (Schottland), 11 000 E.

Skylla, Meeresstrudel in der Meerenge von Messina, der ↑ Charybdis gegenüber.

Skythen, nomad. Völker zw. Iran, Kaukasus u. Schwarzem Meer, wohl Mongolen, seit 100 v.Chr. in Dazien.

Slalomlauf, beim Schneeschuhlaufen Schußfahrt am steilen Hang zur Erzielung großer Schnelligkeit.

Slang, Sondersprache eines Berufs od. Standes, besonders d. niedern.

Slatin Pascha, Rudolf, Frh. v., österr. Afrikareisender (Sudan), *1857.

Slawen, Völker slaw. Sprache; Typus nur wenig rein erhalten: Ost-S. (Russen, Ukrainer), Süd-S. (Serbokroaten, Slowenen, Bulgaren), West-S. (Polen, Tschechen, Slowaken, Sorben-Wenden, Polaben [germanisiert]), zus. 153,7 Mill.

Slawische Sprachen, Zweig der indogerm. Sprachenfamilie: Bulgarisch, Serbokroatisch, Slowenisch, Russisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch (Wendisch), Polnisch; ausgestorben Polabisch.

Slawonien = Kroatien-Slawonien.

Slawophilen, Slawenfreunde. Seit Alexander II. steigender Einfluß auf die reaktionäre Richtung der russ. Politik.

Sleidanus, Johannes, eig. Philippi, humanist. Historiker, 1505–56; „De statu religionis et rei publicae“.

Sleipnir, 8füßiger Hengst Odins.

Slevogt, Max, Maler u. Graphiker, *1868; dt. Impressionist; Bildnisse, histor. u. mytholog. Szenen, Landschaften.

Slonimski, Antoni, poln. Dichter, *1895.

Slowacki, Juliusz, poln. Dichter, 1809–49.

Slowakei, östl. Teil der Tschechoslowakei, größtenteils im Gebiet der Karpaten, 48 936 qkm, 3 Mill. E; Hptst. Preßburg. Vorherrschend Landwirtschaft (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Zuckerrüben). Große Wälder (31% des Landes).

Slowaken, ein den Tschechen nahe verwandter westslaw. Volksstamm, im NW des ehem. Ungarns u. in Mähren (21/2 Mill.). Sprache dem Tschechischen nahestehend, erst im 19. Jh. Schriftsprache. Reiche Volkspoesie.

Slowenen, Stamm der Südslawen im nördl. Südslawien (früher Krain). Sprache dem Serbokroatischen nahestehend.

Slum, Elendsviertel der engl. Großstädte.

Slump = Baisse (↑ Börsengeschäfte); Gegensatz: Boom.

Sluter, Claus, holl.-burgund. Bildhauer, † 1406.

Sm = Seemeile.

S. M. = Seine Majestät; S. M. S. = Seiner Majestät Schiff.

Småland, Landschaft im südlichen Schweden.

SmalteKobalt.

Smaragd, hellgrüner Edelstein, Abart des edlen ↑ Beryll.

Smart, gewandt; gerieben; schneidig.

Smetana, Friedr., tschech. Komponist, 1824–84; symphonische Dichtungen, Opern („Die verkaufte Braut“).

Smiles, Samuel, engl. Moralschriftst., 1812–1904; „Hilf dir selbst“, „Charakter“. „Pflicht“, „Sparsamkeit“.

Adam Smith.

Smith,

1) Adam, Begründer d. klass. Schule d. Nationalökonomie, 1723–90; „Untersuchung über die Natur u. die Ursachen des Völkerreichtums“;
2) William, engl. Feldmesser, 1769 bis 1839.

Smoking („Rauchjackett“), Gesellschaftsjackett für Herren.

Smolensk, St., in Weißrußland, am Dnjepr, 79 000 E; 17. 8. 1812 Sieg Napoleons über die Russen.

Jan Christiaan Smuts.

Smuts, Jan Christiaan, südafr. Staatsmann, *1870; 1916/17 Oberbefehlshaber gegen Dt.-Ostafrika, 1919–24 südafrik. Min.-Präs.

Smyrna, west-türk. St., am Ägäischen Meer, 154 000 E; Teppichweberei.

Smyrnateppich, Knüpfteppich.

Snake River, Nbfl. des Columbia im westl. N-Amerika, 1450 km.

Snellius, Willebrord, holl. Math., 1591–1626; Gesetz der Lichtbrechung.

Snob, vornehm tuender, anmaßender Mensch. S.ismus, eitle Vornehmtuerei.

Philip Snowden.

Snowden Philip, *1864; 1924 u. 1929–31 engl. Schatzkanzler (Arbeiterpartei), 1931 Geh. Siegelbewahrer.

Snowdon, höchster Berg Englands, 1085 m, in N-Wales.

Frans Snyders: Wild und Früchte.

Snyders, Frans, fläm. Maler, 1579–1657; Tierstilleben.

Sobor (russ., „Versammlung“), Synode; Hauptkirche.

Sobranje (das), die bulg. Volksvertretung.

Societas = Gesellschaft.

Société anonyme = Aktiengesellschaft.

Sockel, unterer Mauervorsprung; Fußgestell.

Soda (Natriumkarbonat), in der Asche vieler Strandpflanzen, gelöst in Natronseen, hauptsächlich hergestellt aus S.-lösung, Ammoniak u. Kohlensäure (Ammoniak-S.); zur Herstellung von Glas u. Seife, in Bleicherei, Färberei, Papierfabrikation. Kaustische S. ist Natriumhydroxyd. ↑ Natrium.

Sodawasser, Wasser mit „Natron“ u. freier ↑ Kohlensäure; keine Soda.

Sodbrennen, brennendes Gefühl in Schlund u. Speiseröhre bei Magenkrankheiten, bes. Übersäuerung d. Magens.

Soddy, Frederick, engl. Chem. u. Physiolog, *1877; Radioaktivität.

Söderblom, Nathan, Erzb. v. Schweden, 1866–1931; Führer der ökumen. Bestrebungen in den prot. Kirchen; Friedensnobelpreis 1930.

Söderman, Johan Aug., schwed. Komp., 1832–76.

Sodom, palästin. St., mit Gomorra z. Z. Abrahams durch Erdbeben zerstört, jetzt v. Toten Meer bedeckt.

Sodoma, eig. Giovanni Bazzi, ital. Maler, * um 1477, † 1549; Abb. Sp. 597/98.

Sodomie, Geschlechtsverkehr mit Tieren.

Soest, westfäl. St., 21 000 E; Metallind.

Sofa, gepolsterte Sitzbank.

Soffitte, Deckendekorationsstück einer Bühne.

Sofia, Hptst. Bulgariens, am Fuß des westl. Balkangeb., 213 000 E; bed. Handel.

Softa, in der Türkei: Student der Theologie u. Rechtswissenschaft.

Sog, die Strömung hinter einem in Fahrt befindlichen Fahrzeug.

Sognefjord, längster Fjord der norw. Westküste, 176 km, bis 1244 m tief.

Sohm, Rudolf, Rechtslehrer, 1841–1917.

Sohnrey, Heinr., Volksschriftst., *1859; Vorkämpfer für ländl. Wohlfahrt u. Heimatpflege.

Sojabohne, einjähr. Schmetterlingsblütler, 1 m, blaßviolett, wichtigste Nutzpflanze Japans u. Chinas, liefert S.öl (als Speiseöl, zur Margarineherst. u. zu Seifen), Ölkuchen (Viehfutter u. Dünger) u. eine dunkelbraune Tunke von eigenartigem Geschmack.

Soigniert, gepflegt.

Soiree, Abendgesellschaft.

Soissons, nordfrz. St., 18 000 E; Agrarhandel u. -ind. 1915 Sieg d. Deutschen über Franzosen; 29. 5. 1918 v. Deutschen genommen.

Sokol („Falke“), Bezeichnung von polnischen, tschech. u. besond. südslaw. nationalist., militärisch organisierten Turn- und Sportvereinigungen.

Sokotra, Insel im Ind. Ozean, zum brit. Schutzgebiet Aden geh., 12 000 E.

Sokrates, grch. Philosoph, * um 470 v. Chr., † 399, Athen; als „Jugendverderber“ zum Tod durch Gift verurteilt; sah seine Lebensaufgabe in Menschenprüfung u. -erziehung. Tugend ist ihm Wissen u. Einsicht. Abb. Sp. 597.

[597–598] Sol, Sonne; solar, die Sonne betreffend.

Solarisation, Abnahme der Schwärzung einer photogr. Platte bei starker Überbelichtung („Lichthof“).

Solbäder, Bäder mit natürl. Salzquellen, gut für Hautleiden, Stoffwechsel, geg. Skrofeln, Erkältung, Gicht, Ausschwitzungen.

Sokrates.

Sold, Lohn für Heeresdienst.

Soldanella = Alpenglöckchen.

Soldatenrat. Die Nov. 1918 im Dt. Reich gebildeten Arbeiter- u. S. sollten Ausgang für Räteregierung bilden.

Soldateska, Kriegsvolk im verächtl. Sinne.

Sole, kochsalzhaltiges Wasser, auch Losung irgendeines Salzes; ↑ Gradieren, ↑ Salz. S.n = Salzquellen.

Solenn, feierlich.

Solenoid, zur Spule gewundener Draht.
Solf, Wilhelm, *1862; 1900 Gouverneur v. Samoa, 1911 Staatssekr. des Kolonialamts, 1918 des Äußern, 1920–29 Botschafter in Tokio.

Solfatara, Schwefeldampf aushauchender Krater in vulkan. Gebieten.

Solferino, ital. D., südl. v. Gardasee, 1660 E. 1859 Sieg d. Franzosen u. Sardinier über die Österr.

Solicitor, in England Rechtsanwalt.

Solid, fest, gediegen, zuverlässig,; mäßig.

Solidargläubiger (Gesamtgläubiger), mehrere zur Forderung einer Leistung gemeinsam Berechtigte.

Solidarisch, gemeinsam; gesamthaftend.

Solidarität, Übereinstimmung, z. B. der Interessen; Verhältnis der Gesamtschuldner und Gesamtgläubiger.

Solidarschuldner (Gesamtschuldner), mehrere zu einer u. derselben Leistung Verpflichtete.

Soli Deo gloria, „Allein Gott die Ehre!“

Solidus, röm. Goldmünze Konstantins d. Gr. (= 12,69 ).

Soliman = Suleimân.

Solingen, rheinländ. St., an d. Wupper, 136 000 E; Stahlwaren.

Solipsismus, philosoph. Lehre, daß außer dem eignen Ich nichts wirklich sei.

Solitär, Einsiedler; einzeln gefaßter Edelstein bzw. Perle.

Söller, Vorplatz im obern Stockwerk eines Hauses.

Sollinger Wald, Teil des Hess. Berglandes, zw. Leine u. Weser, im Moosberg 513 m.

Sodoma: Ohnmacht der hl. Katharina in San Domenico zu Siena.

Solmisation, dem Guido von Arezzo (um 995–1050) zugeschr. Gesangsmethode, die d. Töne d. alten, sechsstufigen diatonischen Tonleiter mit den Silben ut, re, mi, fa, sol, la, si bezeichnete.

Solnhofen, D., Mittelfranken, an der Altmühl, 1200 E; S.er Schiefer (zu lithograph. Steinen), mit vielen Versteinerungen (z. B. der ↑ Archaeopteryx).

SoloSkatspiel; Musikstück od. Orchesterpartie für eine Stimme od. ein Instrument allein.

Sologub, Fjodor (Fjodor Kusmitsch Teternikow), russ. Dicht., 1863–1927.

Solon, Gesetzgeber Athens (S.ische Verfassung), * um 640, † 559 v. Chr.

Solothurn, westschweiz. Kanton, 791 qkm, 142 000 meist deutschsprachige E.

Solowjow, Wladimir, russ. Religionsphilosoph, 1853–1900.

Solstitien, Sonnenwende (21. bzw. 22. 6. u. 22. 12.).

Solution, Lösung, bes. v. Arzneien in Wasser.

Solvay, Ernest, belg. Industrieller, 1838–1922; Erfinder des Ammoniaksodaprozesses.

Solvent, zahlungsfähig, davon Solvenz, Zahlungsfähigkeit.

Solventia, lösende, Auswurf befördernde Mittel.

Solventnaphtha, „Schwerbenzol“ aus Steinkohlenteer; Lösungsmittel bei Kautschuk, Lacken u. dgl.

Solway Firth, flacher, fischreicher Golf zw. England u. Schottland, 90 km.

Somal, hamit. Volk im Somaliland (11/2 Mill.).

Somalia = Italienisch-Somaliland.

Somaliland, Osthorn v. Afrika; umfaßt Brit.-S., Frz.-S. u. Ital.-S.

Somatisch, körperlich.

Werner Sombart.

Sombart, Werner, Nat.-Ök., Berlin, *1863; „Der moderne Kapitalismus“.

Sombrero, großer, leichter Hut (Mexiko, Südamerika).

Somjonow, Sergej, sowjetruss. Schriftst., *1893; Rom.: „Hunger“.

Somme, nordfrz. Fl., zum Kanal, 245 km. S.⚔: Sept. bis Okt. 1914 vergebl. frz. Umfassungsversuche, 24. 6.–26. 11. 1916 engl.-frz. Durchbruchsversuche zur Entscheidung des Krieges (1 Mill. Mann Verluste).

Sommerfeld, südostbrandenburg. St., 11 000 E.

Sommerfeld, Arnold, Physiker, *1868; Atombau u. Spektrallinien.

Sommersprossen, Ablagerungen v. Farbstoff in der Oberhaut; durch Sommersonne hervorgerufen.

Sommerzeit, Vorrücken der Uhren um 1 st während des Sommers, 1916 bzw. 1917 in d. meisten europ. Staaten eingeführt, in Deutschland 1919 wieder aufgehoben.
Somnambulismus (Schlaf-, Traum-, Nachtwandeln, Mondsucht), Schlaf- und Traumzustand, in dem die Fähigkeit, ohne aufzuwachen, umherzuwandeln und allerlei Handlungen auszuführen, erhalten geblieben ist. Im somnambulen Zustand ist Erinnerung an frühere somnambule Erlebnisse oft gut erhalten. So kann es in einem u. demselben Menschen zum Auftreten zweier verschiedener geistiger Persönlichkeiten (Spaltung des Ichs) der Art kommen, daß die wachende nichts v. der somnambulen u. umgekehrt weiß.

Somnus, Schlaf.

Sonate, aus mehreren (3–4) innerlich verwandten Sätzen bestehendes Musikstück für ein Soloinstrument od. mehrere Instrumente; im 16. Jh. als „Canzon da sonar“ („Klingstück“) entstanden.

Sonatine, kl. Sonate.

Sonde, stabförmig. Instr. zur Untersuchung v. Wunden u. Hohlräumen des Körpers.

SonderbündlerSeparatismus.

Sonderburg, (seit 1920 dän.) nordschlesw. St., auf der Insel Alsen, 11 000 E.

Sondershausen, nordthür. St., 10 000 E.

Sondervermögen (Sondergut), z. B. Erbschaft, Gesellschaftsvermögen, eingebrachtes Gut der Frau, Konkursmasse, werden anders als das sonstige Vermögen behandelt.

Sondieren, mit der Sonde untersuchen; vorsichtig ausforschen.

Sonett, kunstvolle Strophen- und Gedichtform.

Song, „Lied“, anglo-amerikan. Volkslied, unter dem Einfluß d. Negerlieds (Nigger-S.) u. der Jazzmusik zur mod. Form des Chanson gewandelt u. als „Schlager“ gepflegt.

Songkoi, Fl. in SO-Asien, zum Südchines. Meer, 800 km.

Sonnabend (d. h. der Abend vor dem Sonntag), der letzte Wochentag, süddt.: Samstag, plattdt.: Saterdach, jüdisch: Sabbat.

Sonne, Zentralkörper des Planetensystems, leuchtende Kugel, Durchmesser 1,39 Mill. km = 109 Erddurchmesser. Auf der Oberfläche (etwa 6000°) treten größere helle (Fackeln) u. dunkle Flecke mit wechselnder Häufigkeit (etwa 11jähr. Periode) auf. Rotationszeit des S.näquators: 25 Tage. Bei totaler S.nfinsternis sieht man Strahlenkranz (Korona) um die S. u. nahe dem Rand flammenförmige Protuberanzen (Gaseruptionen). In den S.nflecken spielen sich mächtige elektromagnet. Vorgänge ab, die starken Einfluß auf den Erdmagnetismus haben. Das S.nsystem umfaßt die sich um die S. bewegenden Planeten, Kometen, Meteore. ↑ Taf. Sp. 265.

Sonneberg, südthür. St., 19 000 E.

Sonnemann, Leopold, 1831–1909; Gründer der „Frankfurter Zeitung“, liberaler Politiker.

Sonnenblume (Helianthus annuus), Korbblütler mit gr. Körbchen, gelb, bis 3 m, aus Peru, Zier- und Ölpflanze.

Sonnenfels, Joseph Frh. v., Kameralist, 1732–1817; „Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanz“.

Sonnenfinsternis tritt ein, wenn der Neumond auf die Zielrichtung von Erdmittelpunkt nach Sonnenmittelpunkt fällt (totale S.); weicht die Richtung etwas ab, kann teilweise (partielle) S. eintreten.

Sonnenhut, Pflanze, = Rudbeckie.

Sonnenkönig, Ludwig XIV. v. Frankreich.

Sonnenorden, japanischer „Orden der aufgehenden Sonne“.

Sonnenrose = Sonnenblume.

Sonnenschein, Karl, kath. Sozialpolitiker, 1876–1929.

SonnenspektrumTafel Sp. 265.

Sonnenstich, plötzl., dem Hitzschlag ähnl. Erkrankung infolge direkter Einwirkung der Sonnenstrahlen.

Sonnentau (Drosera), fleischfressende Pflanzen, in Mooren u. Sümpfen; Blätter mit bewegl. Drüsenhaaren besetzt, die zum Verdauen gefangener Insekten Klebstoff u. Drüsensaft absondern; Abb. Sp. 599.

Sonnenthal, Adolf, Ritter v., Wiener Schauspiel., 1834–1909.

Sonnenzeit, die durch den Stundenwinkel der Sonne (d. h. den Winkel zw. dem Meridian des Beobachtungsortes und dem durch die Sonne gelegten Himmelsmeridian) definierte Zeit, wird v. Sonnenuhren angegeben.

Sonnino, Sidney, Baron, 1847–1922; 1906 und 1909 ital. Min.-Präs., 1914–19 Außenmin.

Sonntagskarten (Wochenendkarten), für besondere bekanntgegebene Verbindungen ausgegebene [599–600] Rückfahrkarten der Reichsbahn mit 331/3% Ermäßigung, gültig von Sonnabends 12 Uhr bis Montags 9 Uhr (Antritt der Rückreise!).

Sonntagsruhe (Feiertagsruhe), als Arbeitsruhe durch Art. 139 RV. gewährleistet. Volle S. besteht für die produktiven Gewerbe seit 1891, für die Handels- u. sonstigen Angestellten seit 1. 4. 1919: mindestens 24, bei 2 aufeinanderfolgenden Sonn- und Festtagen 36, zu Weihnachten, Ostern u. Pfingsten 48 st; Ausnahmen für die sog. Sonntagsgewerbe (Gast- u. Schankwirtschaften, Verkehrsanstalten, Lustbarkeiten, Theater usw.), ferner für dringende Arbeiten, bes. in Notfällen.

Sonntagsschulen, v. der Kirche für Jugendliche abgehaltene sonntägl. Unterhaltungs- u. Erbauungsstunden.

Sonor, klangvoll, volltönend.

Sonrhai, Sudanneger (6–8 Mill.) im S des westl. Sudans.

Sontag, Henriette, Sängerin, 1806–54.

Langblättriger Sonnentau.

Soor (Schwämmchen), weiße Schleimhautflecken in der Mundhöhle v. Säuglingen, hervorgerufen durch Pilze.

Sophisma, Scheinbeweis, Trugschluß.

Sophisten, Vertreter d. Sophistik; Klügler, Rechthaber, Wortverdreher.

SophistikDialektik.

Sophokles, grch. Tragiker, 496–406 v. Chr.; 123 Dramen; erhalten: „Elektra“, „Antigone“, „König Ödipus“, „Ödipus in Kolonos“, „Aias“, „Philoktet“, „Trachinierinnen“; Satyrspiel: „Die Spürhunde“.

Sophrosyne, „Besonnenheit“, Mäßigung; vornehmste sittl. Forderung des klass. Hellenentums.

Sopran, höchste menschl. Stimmlage (Knaben-, Frauen-, Kastratenstimme); ↑ Taf. Sp. 424.

Sorau, St., in der Niederlausitz, 18 300 E.

Sorben, Volk, = Wenden.

SorbischWendisch.

Sorbonne, seit 1254 theol. Schule in Paris, jetzt histor.-philolog. u. math.-naturw. Fakultät.

Sordino (Dämpfer) vermindert die Tonstärke bei Musikinstr. Klaviere haben Filzkeile oder Dämpferpedale; Streichinstr. auf den Steg gesteckte Kämmchen; Blechblasinstr. in d. Endtrichter eingeschobene Holzkegel.

Sorel, Georges, frz. sozial. Theoretiker, 1847–1922.

Sorge, Reinhard Johs., Dichter, 1892–1916 (gefallen); 1913 kath.

Soergel, Albert, Lit.-Hist., *1880.

SorghumHirse.

Agnes Sorma.

Sorma (eigtl. Zaremba), Agnes, Gräfin Minotto, Schauspielerin (Minna v. Barnhelm, Nora), 1865–1927.

Soroptimisten-Clubs, den Rotary-Clubs nachgebildete Vereinigungen berufstät. Frauen.

Sorrent, ital. St. u. Winterkurort, am Tyrrhen. Meer, 10 000 E.

Sorten (Valuten), in der Banksprache = Geld-S., d. h. ausländ. Münzen, Staatspapiergeld u. Banknoten.

Sortieren, nach Sorten sichten.

Sortiment, Sammlung v. Gegenständen gleicher Gattung aber verschied. Art; S.sbuchhandlung betreibt Bücherverkauf an d. Publikum.

SOS (Save Our Souls), internat. vereinbartes funkentelegraph. Signal f. Schiffe in Seenot (Seenotzeichen).

Sosnowiec, südpoln. St., 103 000 E; Kohlengruben.

Soter, Beiname d. beschütz. Götter; Erlöser; S.iologie, christl. Heilslehre.

Sotie („Narrenspiel“), frz. Theaterstück polit-satir. Inhalts, 15. u. 16. Jh.

Sottise, Albernheit, Grobheit.

Sou (Sol), frz. Kupfermünze, das 5-Centimes-Stück.

Soubise, Charles v. Rohan, Fürst v. S., Marschall v. Frankreich, 1715–87; unterlag Friedrich II. 1757 bei Roßbach.

Soubrette, Zofe; muntere Mädchenrolle (Hauptrolle in der Operette).

Souchon, Wilhelm, Admiral, *1864; durchbrach 1914 die Mittelmeerblockade, befehligte bis 1917 die dt.-türk. Flotte, 1918 Gouverneur v. Kiel.

Souffleur, „Einbläser“, Zuflüsterer auf der Bühne.

Soufflot, Jacques Germain, frz. Architekt, 1713–80; Panthéon in Paris.

Söul, Hptst. d. jap. Nebenlandes Korea, am Gelben Meer, 315 000 E.

Souper, Abendessen. Soupieren, zu Abend essen.

Sousa, John Philip, amer. Marsch- u. Operetten-Komponist, *1854.

Sousse (Susa), Hafenst. in Tunesien, am Mittelmeer, 21 000 E.

Soutane, schwarzes Gewand der kath. Geistlichen; bei Bischöfen u. päpstl. Hausprälaten violett, bei Kardinalen rot, beim Papst weiß.

Souterrain, Kellergeschoß.

South, Süden, Süd.

Southampton, südengl. St., 161 000 E; wichtigster Passagierhafen Englands im Überseeverkehr.

South Carolina, USA-Staat am Atlant. Ozean, 80 258 qkm 1 733 000 E; Hptst. Columbia. Starker Ackerbau (besonders Mais u. Baumwolle).

South Dakota, nördl. USA-Staat, 201 014 qkm 96 000 E; Hptst. Pierre. Im Gebiet d. oberen Prärie; einige Anhöhen (die Black Hills in SW). Hauptfluß Missouri.

Southend on Sea, engl. St., an der Themsemündung, 106 000 E.

Southey, Robert, engl. Dichter, 1774–1843.

South Shields, nordengl. St., am Tyne, 117 000 E; Steinkohlenbergbau.

Souvenir, Andenken.

Souverän, unumschränkt, unabhängig; Inhaber der höchsten Gewalt; S.ität, Unabhängigkeit, Oberhoheit.

Sová, Antonin, tschech. neuromant. Lyriker, 1864–1928.

Sovereign, brit. Goldmünze, = 1 £.

Sowjet („Rat“) ↑ Räteregierung, ↑ Sowjetunion.

Sowjet-Mittelasien, Landschaft zwischen Kaspischem Meer und Pamir-Tienschan.

Sowjetrußland, d. Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), d. russ. Kernland der Sowjetunion in Europa.

Sowjetstern, fünfzackig, Symbol des internat. Kommunismus.

Sowjetunion (Union d. Sozialist. Sowjetrepubliken, russ. Abk. SSSR, dt. UdSSR), Sowjetrepublik in O-Europa u. N-Asien, 21 352 000 qkm, umfaßt die Rätestaaten Rußland, Ukraine, Weißrußland, Transkaukasien, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan; 146 985 000 E. Hptst. Moskau.

Landschaftl. sehr einförmig: Waldaihöhe (366 m) u. Uralgebirge (1685 m) keine Verkehrsschranken. Im N Tundra, nach S anschließend Nadelwald, dann Mischwald, schließlich Schwarzerdegebiet u. Steppe.

N- u. Mittelrußland Roggen (50% der Welternte) u. Hafer (1/6 der Welternte); in Ukraine, Nordkaukasien, an Mittel- u. Unterwolga, in Sibirien Weizen (1/5 der Welternte), im nördlichsten Rußland, in Ukraine u. Kaukasus Gerste (1/6 der Welternte); in Ukraine, Kaukasus u. Krim Mais, in Weiß- u. Mittelrußland Kartoffeln (1/4 der Welternte); Zuckerrüben in Ukraine u. Zentralem Schwarzerdegebiet (1/6 der Welternte), Flachs in N-, W-, Mittel- u. Weißrußland (2/3 der Welternte). Viehzucht: Pferde, Schafe (1/6 des Weltbestands) allgemein verbreitet. Forstwirtschaft trotz der großen Waldausdehnung (1/6 des Weltbestands) wenig entwickelt. Bergbau: Steinkohle bes. im Donezbecken, außerdem Ural, Ostsibirien, Moskauer Gebiet; Erdöl bes. im Kaukasus; Platin (1/2 der Weltproduktion), Kupfer, Gold im Uralgebiet. Industrie: Metallind. u. Maschinen in Ukraine, Leningrad, Zentralrußland, Ural; Textilind. in Zentralrußland u. Leningrad.

Verfassung. Der aus über 1500 Vertretern bestehende Bundesrätekongreß tagt alljährlich eine Woche u. ist oberster Träger der Staatsgewalt. Das Zentral-Exekutiv-Komitee (ZIK) besteht aus dem Bundesrat (450 Mitgl., v. Bundesrätekongreß aus seiner Mitte gewählt) u. dem Nationalitätenrat (136 Regierungsvertreter der Gliedstaaten, v. Bundesrätekongreß bestätigt).

Geschichte: Waräger, die Brüder Rurik, Sineus u. Truvor, gründ. 862 das Reich in Nowgorod. Unter Wladimir I. dem Heiligen (980–1015) Christianisierung. 1223 unterwarfen die Tataren Rußland u. gründ. d. Reich der Goldenen Horde.

Iwan III. (1462–1505) machte sich zum Zaren v. ganz Rußland. Iwan IV. der Schreckliche (1533–84) rief Ausländer ins Land. Peter I. d. Gr. (1689–1725) vernichtete 1698 die Strelitzen, gewann im Nord. Kriege Livland, Estland u. Ingermanland. Elisabeth (1741–62), Peters I. Tochter, führte den 7jähr Krieg. Katharina II. (1762–96) erwarb Polen u. Süd-Rußland u. reformierte Gericht u. Selbstverwaltung. Alexander I. (1801–25) führte 1805–15 mit Napoleon I. Kriege, im Befreiungskriege auf Seiten Preußens, gründete die Heilige Allianz. Nikolaus I. (1825–55) erwarb im Türk. Krieg (1828–1829) die Donaumündung, unterdrückte 1831 die poln. Revolution, begann den Krimkrieg. Alexander II. (1855–81; ermordet) hob 1862 die Leibeigenschaft auf, drang nach Asien vor; Panslawismus u. Nihilismus nahmen zu; A. ließ sich zum Türkenkrieg (1877–78) drängen. Berliner Kongreß gab Bessarabien u. Batum an Rußland. Alexander III. (1881–1894) leitete 1891 die Annäherung an Frankreich ein. Nikolaus II. (1894-1917, ermordet 1918) veranlaßte 1898 die Haager Friedenskonferenz; 1904 Revolution; 1905 Volksvertretung (Duma), Preß- u. Religionsfreiheit. Min.-Präs. Stolypin setzte zur Durchführung seiner Agrarreform 1910 die Semstwos ein. Die Konkurrenz mit Österreich auf dem Balkan machte Rußland zur treibenden Macht im Balkankrieg 1912 u. im serb. Konflikt 1914 u. führte zum Weltkrieg. Die Schlachten 1914 u. 1915 brachen die Macht Rußlands, 1917 Revolution, 16. 3. Abdankung des Zaren. Regierung unter Fürst Lwow u. Kerenski.

Staatsstreich der Maximalisten (Bolschewisten) unter Trotzkij u. Lenin am 7. Nov., Friedensverhandlungen zu Brest-Litowsk (abgeschlossen 3. 3. 1918). Während der Revolution fielen Ukraine, Finnland, Sibirien, Polen usw. ab. Die Febr. 1918 v. Rätekongreß angenommene Verf. legte die Staatsgewalt in die Hand des Proletariats, vertreten durch die Sowjets, für die die „Volkskommissare“ die Exekutive ausüben. Eingriffe der Entente (1919) u. Polens (1920) schlugen fehl, ebenso die Gegenrevolutionen der Generäle Denikin, Bermondt-Awalow, Koltschak, Judenitsch, Wrangel. Ende Dez. 1920 waren alle Feinde der Bolschewisten aus dem Felde geschlagen. Vertrag zu Rapallo 1922 stellte die diplomat. Beziehungen zum Dt. Reich wieder her. Ende 1922 wurde die Union der Sozialist. Sowjetrepubliken (UdSSR) als Staatenbund organisiert. An Stelle Lenins († 1924) traten Rykow u. Kamenew (1931 Molotow), während Trotzkij verdrängt u. später verbannt [601–602] wurde. Stalin als neuer Parteiführer bekämpfte die Anhänger Trotzkijs, kehrte zur strengen kommunist. Methode zurück u. herrscht unumschränkt. Die vollständige Umstellung des wirtschaftl. Lebens wird nach einem Fünfjahrsplan (Pjatiletka; seit 1929) angestrebt.

Soxhlet, Franz v., Chemiker, 1848–1927; Milchsterilisierung.

Sozial gesellschaftlich, auf die menschl. Gesellschaft bezüglich; auch = menschenfreundlich, Gegensatz: asozial.

Sozialbeamte = Wohlfahrtspfleger.

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (S.P.D.), polit. Partei zur Verwirklichung des Sozialismus. Erste polit. sozialist. Organisation in Deutschland war der v. Lassalle 1863 gegr. „Allgem. dt. Arbeiterverein“, der national u. parlamentarisch eingestellt war u. das allgem. Wahlrecht forderte. Ihm trat unter Führung v. Aug. Bebel u. Wilh. Liebknecht 1869 in Eisenach die „Sozialdemokrat. Arbeiterpartei“ entgegen; 1875 vereinigten sich beide Richtungen in Gotha (Gothaer Programm), wobei die marxist. Tendenz das Übergewicht gewann. Die Sozialistengesetze förderten Entwicklung u. Geschlossenheit der S. Das Erfurter Programm (1891) entsprach dieser Radikalisierung. Um 1900 Auftreten der Reformisten (↑ Reformismus).

Bei Kriegsausbruch bewilligte die S. geschlossen d. Kriegskredite; gegen diese Haltung bildeten 1916 20 Abg. die „Sozialdemokrat. Arbeitsgemeinschaft“ u. gründeten 1917 die Unabhängige Sozialdemokrat. Partei Deutschlands (U.S.P.D.). Nach Übergang des linken Flügels der U.S.P.D. zu der 1918 gegr. Kommunist. Partei Deutschlands Wiedervereinigung der beiden sozialist. Parteien auf dem Nürnberger Parteitag (1922) zur verein. S.P.D. 6. 6. 1926 bildeten die 23 aus der Partei ausgeschlossenen sächs. Landtagsabg. die (bald bedeutungslose) „Alte Sozialdemokrat Partei“. 2. 10. 1931 gründeten ausgeschlossene Abg. die „Sozialistische Arbeiterpartei“ (S. A. P.). Parteivorstand: seit 1893 Bebel (bis 1913) u. Singer (bis 1911), seit 1913 Ebert (bis 1919), Haase (bis 1916) u. Scheidemann (bis 1918), seit 1919 Herm. Müller (bis 1931) u. Wels (bis 1931), seit 1931 Wels, Crispien, H. Vogel.

Soziale Frage, Frage, wie d. Gesamtheit d. Menschen Anteil an der menschl. Kultur verschafft werden kann; im besondern die Arbeiterfrage.

Sozialetat, der Teil des öff. Haushalts, der die Aufwendungen für Sozialpolitik u. die hierfür vorgesehenen Einnahmen umfaßt.

Sozialisierung, Gesamtheit der Maßnahmen, durch die die sozialist. bzw. kommunist. Wirtschaftsordnung verwirklicht werden soll. Ziel ist Beseitigung d. Privateigentums an den Produktionsmitteln (↑ Sozialismus), der freien Konkurrenz, d. Geldes u. der Märkte.

Sozialismus, i. allg. wirtschaftl. Kollektivismus, der das Gemeineigentum als die zweckmäßigste, sittlich allein berechtigte Eigentumsform ansieht; im engern Sinn Wirtschaftsordnung, bei der an den Produktionsmitteln Gemeineigentum („Gütergemeinschaft“) besteht, dagegen die Konsumgüter im Privateigentum des einzelnen stehen.

Sozialist, Anhänger des Sozialismus.

Sozialistengesetz, 1878 v. Bismarck durchgeführt gegen die sozialdemokrat. Bestrebungen (Ausweisungsrecht, Druckverbote, Auflösung der Vereine u. Versammlungen); bestand bis 1890.

Sozialistische Arbeitersport-Internationale, Prag, gegr. 1913; umfaßt 23 Arbeiter-Turn- u. Sportverbände in 18 Ländern.

Soziallasten sind diejenigen Teile der Kosten öff. Sozialpolitik, die durch Steuern od. Beiträge zur Sozialversicherung aufzubringen sind.

Sozialökonomie = Nationalökonomie.

Sozialpädagogik, päd. Richtung, die als Ziel die Eingliederung in die soziale Gemeinschaft als Mittel die Erziehung innerhalb einer Gemeinschaft anstrebt.

Sozialpolitik, Inbegriff der Maßnahmen u. Einrichtungen des Staates zur Herbeiführung des gesellschaftl. Ausgleichs. Die S. nahm von England ihren Ausgang; Deutschland folgte mit Arbeiterschutzgesetzgebung. Die organisierte Arbeiterschaft lehnte zunächst die S. ab, denn im Rahmen der Marxschen Theorie, bes. der Verelendungstheorie, ist kein Raum für schrittweise Besserung der sozialen Verhältnisse durch sozialpolit. Maßnahmen. Erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, daß der Zusammenbruch des kapitalist. Systems noch fern sei und im Interesse der gegenwärtigen Arbeitergeneration sozialpolit. Maßnahmen auch v. der Arbeiterschaft befürwortet werden müssen. Unter Wilhelm II. (Bismarck) entstand das große Werk der Sozialversicherung, das auch für die andern Staaten vorbildlich wurde. Gegner der S. waren nunmehr die Arbeitgeber, die fürchteten, daß durch die starke Belastung der Wirtschaft die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands geschädigt werden müsse. Die Nachkriegszeit brachte mit der polit. Stärkung der Arbeiterschaft 1918 die Anordnung über Arbeitsnachweise, 1920 die Errichtung des Reichsamts für Arbeitsvermittlung, 1922 das Arbeitsnachweisgesetz, das im wesentlichen 1927 in das Gesetz über Arbeitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung (AVAVG.) übernommen wurde, 1918 die Erwerbslosenfürsorge, an deren Stelle 1927 die Arbeitslosenversicherung trat.

Sozialreform, Gesamtheit der Bestrebungen, die durch Sozialpolitik, Volksbildung, Wohlfahrtspflege usw. die Lösung der sozialen Frage herbeizuführen trachten.

Sozialrentner, Personen, die eine Rente aus der Sozialversicherung beziehen.

Sozialrevolutionäre, russ. polit Partei, revolutionär, z. T. terroristisch, jedoch nicht marxistisch-sozialistisch; durch den Bolschewismus vernichtet.

Sozialversicherung will Arbeitnehmer für Zeiten wirtschaftlich sicherstellen, in denen sie nicht verdienen können (Krankheit, Unfall, Invalidität, Arbeitslosigkeit). Sie geht zurück auf die in der kaiserl. Botschaft v. 17. 11. 1881 niedergelegten Ideen Bismarcks. Am 15. 6. 1883 erschien das Ges. über die Krankenversicherung, am 6. 6. 1884 über die Unfallversicherung, am 22. 6. 1889 über Invaliden- u. Altersversicherung; zusammengefaßt in der Reichsversicherungsordnung (RVO.). Weitere Rechtsquellen sind: Reichsknappschaftsgesetz (RKG.) für die Kranken- u. Pensionsversicherung der im Bergbau Beschäftigten, Gesetz über Arbeitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung (AVAVG.) u. Versicherungsgesetz für Angestellte (AVG.) Die gesamte S. untersteht dem Reichsarbeitsministerium.

Sozialwissenschaften, Gesamtheit der theoret. u. beschreibenden Wissenschaften, die sich mit dem sozialen, bes. mit dem öff. Leben beschäftigen.

Sozietät, Genossenschaft, Gesellschaft; bes. auch Bez. gewisser Vereinigungen zur Versicherung gegen Brandschaden (Feuer-S.en).

Sozinianer, christl. Sekte, verwerfen Trinität, Gottmenschheit, Prädestination u. Erbsünde.

Soziologie (Gesellschaftslehre, -wissenschaft) sucht die typ. Erscheinungen des sozialen Lebens der Völker u. ihrer polit., wirtschaftl. u. geistigen Kultur aufzufinden u. in Zusammenhang zu bringen, z. T. aus reinem Erkenntnistrieb, zum größern Teil, weil sie glaubt, dadurch für die gesellschaftl. Spannungen der Zeit Lösungsmöglichkeiten revolutionärer od. evolutionärer Art vorbereiten zu können. In Deutschland haben G. Simmel, F. Tönnies u. Max Weber der S. ihr Gepräge gegeben.

Sozius, Genosse, Teilhaber.

Spa (Spaa), ostbelg. Bad, 8000 E. 1918 dt. Hauptquartier, 1918 bis 1919 Sitz der Waffenstillstandskommission; ↑ Europäische Konferenzen.

Spachtel = Spatel.

Spagat, in Österr. u. Bayern: Bindfaden.

Spaghetti, dünne, nicht hohle, makkaroniart. Teigwaren aus Weizenhartgrieß.

Spahis, frz. Eingebornen-Reiterregimenter in Algerien, Tunesien u. W-Afrika; auch Polizeitruppe in Frz.-Indien.

Spahn,

1) Martin, Historiker, *1875; seit 1925 M. d, R. (deutschnational);
2) Peter, Politiker (Zentrum), 1846–1925.

Spake, seemänn.: Hebebaum, Hebel.

Spalato, dalmat. Hafenst, 32 000 E.

Spalier, Geländer aus Holz- od. Eisenstäben, oft m. Blumen od. Obst (↑ Taf. Sp. 200) bezogen; Ehrengasse.

Spaltalgen, vorwiegend blaugrüne, einzellige od. fadenförm. Algen.

Spaltpilze = Bakterien.

Spandau, seit 1920 Teil der Einheitsgemeinde Berlin, an d. Spreemündung, 95 000 E.

Spanferkel, junges, noch saugendes („spänendes“) Schwein.

Spangenberg, Aug. Gottlieb, Pietist, 1704–92; Bischof der ↑ Brüdergemeinde.

Spanien, Rep. in SW-Europa, mit Balearen u. Kanar. Inseln 505 150 qkm, 22 602 000 E (mit d. Kol. 845 050 qkm, 23 843 000 E); Hptst. Madrid.

Eine 500 m hohe Hochfläche (Meseta) wird durch das nordö. streichende Kastil. Scheidegebirge geteilt in die Hochebenen v. Alt- u. Neukastilien. Im S u. O Mittelmeerklima, im Binnenland kontinental u. trocken (Frühlings- u. Herbstregen). Im N mitteleurop. Wald-, im Binnenland Steppenflora (Salzpfl., harte Gräser, Esparto), an W-, S- u. O-Küste subtrop. Mittelmeerflora. Haupterwerbszweig extensiver Ackerbau (Weizen, Gerste, Mais); Ölbaumkultur; im SO auf Oasen mit künstl. Bewässerung (Huertas) Südfrüchte, Mandeln, Orangen, Gemüse; bei Málaga auch Zuckerrohr; verbreiteter Weinbau. Im innern Hochland Schafzucht, im N u. NW Rinder- u. Schweinezucht. Kupfer im SW (Rio-tinto), Blei u. Silber im SO u. S, Quecksilber bei Almadén (2/5 der Weltproduktion), Eisenerze u. Steinkohlen hauptsächlich im N (Bilbao). Ind. bes. in Katalonien (Barcelona).

Älteste Bewohner waren Iberer, mit Kelten vermischt (Keltiberer). Die Karthager eroberten 237–218 den südl. Teil, verloren ihn aber 206 an die Römer, die 19 v. Chr. ganz S. besaßen u. romanisierten. Um 400 n. Chr. drangen Wandalen, Sueven, Alanen, Westgoten ein. Durch die Araber (Mauren) wurde S. 711 Prov. des Kalifats. 11. Jh. christl. Reiche León, Kastilien, Aragonien u. Navarra. Durch Heirat Isabellas v. Kastilien mit Ferdinand V. v. Aragonien 1479 Vereinigung zum Kgr. S. Die letzten Mauren (Granada) wurden 1492 verdrängt. Die Erschließung Amerikas machte S. reich. Durch Karl I. (V.) wurde S. Mittelpunkt des habsburg. Weltreichs. Philipp II. (1556–98) verschuldete Abfall der Niederlande, verlor Kol. u. kämpfte unglücklich gegen Türkei, Frankreich, England (Armada 1588). Portugal wurde 1581 mit S. vereinigt, die Kol. fielen an die Niederlande. Innerer Verfall Philipp IV. (1621–65) verlor 1640 Portugal. ↑ Span. Erbfolgekrieg. Philipp V. (1700–46), 1. Bourbone. 1767 wurden die Jesuiten ausgewiesen. Karl IV. (seit 1788) verzichtete 1808. Napoleon setzte seinen Bruder Joseph ein. [603–604] Das Volk erhob sich. Ferdinand VII. (1814–33). Die amer. Kol. wurden selbständig. Karlistenkrieg (1830–40) wegen Erbfolge der Prinzessin Isabella. Revolution 1868 vertrieb Isabella; 1870 span. Thronkandidatur des Prinzen Leopold v. Hohenzollern (Anlaß zum Dt.-Frz. Krieg). 1873 wieder Rep. 1873 Alfons XII., Sohn Isabellas, König. Karlistenbewegung 1876 unterdrückt. Christine 1885 Regentin für ihren Sohn Alfons XIII. (*1886): Heeresreform, Geschworenengerichte, Zivilehe, allgem Stimmrecht. Krieg mit USA 1898 brachte Verlust v. Kuba, Porto Rico u. Philippinen. Der König, 1902 mündig, erwarb durch Heirat mit Ena v. Battenberg engl. Unterstützung. Die Einbeziehung S.s in die Entente mißlang; S. blieb im Weltkrieg neutral. Die erfolglosen Kämpfe in Marokko u. die ständ. innern Unruhen veranlaßten Primo de Rivera y Orbaneja 13. 9. 1923 die Diktatur zu errichten. Der Krieg in Marokko wurde 1928 glückl. beendet. Trotz ständ. Unruhen konnte sich Primo behaupten, trat aber 1930 zurück. 30. 1. 1930 bis 14. 2. 1931 Kabinett Berenguer, 18. 2. 1931 folgte das Kabinett Aznar. Die Gemeindewahlen 12. 4. 31 erbrachten einen unbestreitbaren Sieg der Republikaner, der König verließ das Land. In der neuen Rep. wurde Zamora Min.-Präs., Okt. 1931 Azaña; rasch gewannen radikale Strömungen an Boden.

Spaniolen, Nachkommen der 1492 aus Spanien entflohenen Juden (Sephardim).

Spanisch, eine romanische Sprache, zerfällt in Asturisch, Leonesisch, Kastilisch (Schriftsprache), Aragonisch, Andalusisch, Estremadurisch.

Spanische FliegeBlasenkäfer.

Spanische Literatur. Anfangs unter maur. u. frz. Einfluß (Heldenlieder: „Cid“), im 15. Jh. unter dem der ital. Renaissance (Anfänge der Novelle: „Amadís de Gaula“ v. Montalvo [1490]; Lyrik: Macías, Santillana, Manrique; Lieder, Romanzen; Dramen: Enzina). 16. u. 17. Jh. Blütezeit: nationales Drama (Cueva, Gil Vicente, Lope de Rueda [„Pasos“], Lope de Vega, Calderón); Lyrik unter ital. Einfluß (Garcilaso, Manrique, Almogáver, Ponce de León). Im 17. Jh. gedankenschwere Sprache (conceptismo: Ledesma), Bilderprunk (Góngora). Schäfer- (Montemayor, Montalvo, Pérez), Ritter- (letztere verspottete Cervantes im „Don Quijote“), Schelmenromane („Vida de Lazarillo“, Quevedo). Mystiker: Luis de Granada, Juan de la Cruz, Teresa de Jesús. Im 18. Jh. stark v. Frankreich abhängig. Bodenständige Sainetes (Nachspiele) u. Singspiele, auch bei Ramón de la Cruz, M. Valdés, Jovellanos, Quintana. Anfang d. 19. Jh. polit. Dichtung. Romantik. Böhl de Faber u. Hartzembusch retten die Reste des altspan. Dramas. Hauptdichter: Rivas (Drama), Zorrilla, Bretón de los Herreros u. Hartzembusch (Lustspiel); Heimaterzählungen: Romanos u. Estébanez; Lyrik: Gil y Carrasco, Espronceda, Trueba, Aguilera, Bécquer. Nach 1850 gewinnen Realismus u. Sozialismus Boden. Sittendrama: Tamayo y Baús u. Echegaray; Lustspiel: Diaz de Escovar. Roman: Campoamor, Valera y Alcalá Galiano, Alarcón, Galdós, Caballero, Coloma; Heimatroman: Pereda (streng kath.); psycholog. Roman: Alas, Palacio Valdés. Modernismo seit 1890: symbolist. Lyrik: Dario, Valle Inclán, Jiménez; naturalist. Roman: Blasco Ibáñez, Ayala y Herrera, exzentr. Trigo, Baroja; „regionaler“ Roman: Gabriel y Galán, Pérez; Lokalposse: die Brüder Álvarez Quintero; Drama: Benavente. Kulturkritik: Unamuno, Azorín, Ortega y Gasset.

Spanischer Erbfolgekrieg, 1701–14, Philipp von Anjou und Ludwig XIV. von Frankreich gegen Kaiser Leopold I. v. Österreich, England, Holland; endete nach Prinz Eugens u. Marlboroughs Siegen u. Besetzung Hollands, Italiens u. Spaniens im Frieden v. Utrecht u. Rastatt mit Verlust der span. Niederlande u. des ital. Besitzes an Österreich.

Spanischer Reiter, sägebockartiges, mit Stacheldraht bespanntes Holzgestell.

Spanische Stiefel, Folterwerkzeug zum Einquetschen der Unterschenkel.

Spanische Wand, bewegl. Wand aus bespannten Rahmen, auch Rollschutzwand aus Holzstäbchen.

Spanische Weine: Jerez- (engl. Sherry-), Málaga-, Manzanilla-, Montiila-, Rancio-, Alicante-, Malvasia-, Muskatweine u. a.

Spanisch-Guinea, span. Kol., am Golf v. Guinea, 26 659 qkm, 121 000 E. Hptst. Santa Isabel, auf Fernando Póo. Kakaopflanzungen.

Spanisch-Marokko, span. Schutzgebiet (Kalifat) in NW-Afrika, 28 000 qkm, 1 070 000 E; Hptst. Tetuan.

Othmar Spann.

Spann, Othmar, Nat-Ök. u. Soziolog, *1878, Prof. Wien; Begründer des „Universalismus“ in der Gesellschafts- u. Wirtschaftslehre.

Spanndienste (Spannfronen)Fronen.

Spannerraupe.

Spanner, Schmetterlingsfamilie, Dämmerungsfalter; Raupen meist ohne Bauchfüße, daher „spannender“ Gang (Abb.), oft zweigähnlich. Gr. Frost-S., 4,5 cm breit, im Spätherbst fliegend, Weibchen flügellos, Raupen den Obst- u. Laubbäumen gefährl., ebenso die des Kl. Frost-S. (↑ Taf. Sp. 697), 2,5 cm breit, Weibchen mit Flügelstummeln. Kiefern-S., 3,5 cm breit, Raupen an Kiefern oft verheerend.

Spannung, Zustand eines elastischen Körpers, in dem seine Teilchen durch Außenkraft verschoben sind (z. B. eine gespannte Feder); sie kehren, wenn die Kraft die Elastizitätsgrenze nicht überschreitet, nach Aufhören der Kraft in die Urlage zurück. Elektrische Spannung (Potentialdifferenz) ↑ Elektrizitätslehre 2). SpannungsmesserElektrotechnische Meßinstrumente.

Spannvorrichtungen, Vorrichtungen z. Festhalten v. Werkstücken u. Werkzeugen.

Spannweite, die Entfernung der Widerlager einer Wölbung, einer Brücke usw.

Spargel (Asparagus officinalis), Liliengewächs, Staude, 1,5 m, Zweige blattartig, Blätter schuppenförmig, Beeren rot; Stengelgemüse.

Sparkassen (-banken), gemeinnützige Anstalten, die, meist v. Kommunen od. Staat gegr., den Sparsinn fördern wollen. Die Einlagen werden v. den S. zum großen Teil langfristig in Hypotheken angelegt. Mit Zweig- u. Nebenkassen bestehen im Dt. Reich gegen 6000 S.

Sparkommissar (Reichs-S.)Übers. Sp. 121.

Sparmannia = Zimmerlinde.

SparrenAbb. Dachstuhl.

Sparta, antike Hptst. v. Lakonien, am Eurotas.

Spartacus, röm. Gladiator, aus Thrazien, scharte 73 v. Chr. 120 000 Sklaven um sich, schlug 4 röm. Heere, fiel 71 v. Chr. im Kampfe gegen Crassus.

Spartakusbund, linkssozialist. Vereinigung, 1917 zum erstenmal auftret.; Keimzelle d. 1919 gegr. Kommunist. Partei Deutschlands.

Sparte, Geschäfts-, Wissenszweig; Abteilung.

Sparversicherung. Der Versicherte verpflicht. sich zur Zahlung eines jährl. Sparbetrags, um nach best. Zeit eine best. Summe zu erhalten (Kapitalspar-, Aussteuer- und Spareinlageversicherung, Aussteuerversicherung mit Prämienrückgewähr).

Spasmus, Krampf.

Spat, Mineral mit deutl. Spaltbarkeit (Kalk-, Schwer-, Flußspat).

Spateisenstein (Eisenspat, Siderit), wichtiges Eisenerz, kohlensaures Eisen.

Spatel, Werkzeug zum Auskitten v. Fugen u. Glätten v. Putzflächen; auch zum Mischen der Farben auf der Palette.

Spätgeburt, nach länger als 9 Monaten auftretende Geburt.

Spatium, Raum, Zwischenraum.

Spatz = Sperling.

Spätzle, schwäb. Gericht aus Mehlteig, als Zukost.

S. P. D. = Sozialdemokratische Partei Deutschlands.

Speaker, Vorsitzender des englischen Unterhauses und des Repräsentantenhauses der USA.

Specht: Wendehals.

Spechte, Vögel mit meißelartigem Schnabel, weit hervorschnellbarer Zunge, Stützschwanz, langzehigen Füßen, nisten in meist selbstgezimmerten Baumhöhlen, verzehren Insekten, Sämereien. In Deutschland Schwarzspecht, 50 cm, schwarz, mit roter Kopfhaube; Großer Buntspecht, 24 cm, besonders in Kiefernwäldern; Kleiner Buntspecht 16 cm, an Weiden, Buchen; Grünspecht, 31 cm, grün, bes. in Gärten, Anlagen; Wendehals, 18 cm, in Feldgehölzen, Parkanlagen.

Specimen, Probe(arbeit).

Speck, festes u. derbes Fett, bes. beim Schwein.

Speckbacher, Joseph, 1767–1820, tat sich 1809 bei der Verteidigung Tirols hervor.

Speckkäfer, 9 mm, schwärzlich, Larve langhaarig, in Speisekammern usw.

Speckmann, Diedr., *1872; Heimatromane.

SpecksteinTalk.

Speckter, Otto, Zeichner, 1807–71; Illustrationen v. Kinderbüchern.

Spedition, Güterversendung. S.sgeschäft, gewerbsmäßige Besorgung der Güterversendung für andre.

Spee,

1) Friedr. v., Dichter, 1591–1635; Jesuit, Gegner der Hexenverfolgung; „Trutz-Nachtigall“ (geistl. Lieder);
2) Maximilian, Graf v., 1861–1914; siegte mit dem dt. Kreuzergeschwader 1. 11. 1914 bei Coronel (Chile) über 4 engl. Kreuzer, fiel 8. 12. bei den Falklandinseln mit beiden Söhnen.

Speech, Rede, Ansprache.

Speer, sportl.: Wurfstange aus Birken- od. Eschenholz mit Stahlspitze, für Männer 2,60 m lang, 800 g schwer, für Frauen 2,20 m u. 600 g.

Speiche, Knochen des Vorderarms; ↑ Taf. Sp. 396.

Speichel, Ausscheidung (tägl. 1,5–2 l) der S.drüsen (in die Mundhöhle münden Unterkiefer-,Unterzungen-, Ohrspeicheldrüse).

Speichergewebe, Zellverbände mit gespeicherten Nährstoffen (Stärke, Eiweiß, Wasser); z. B. in Wurzeln, [605–606] Zwiebeln.

Speiseröhre, muskulöse Röhre v. der Mundhöhle zum Magen zwischen Luftröhre u. Wirbelsäule (↑ Taf. Sp. 396).

Speiskobalt, häufigstes Kobalterz, Arsenkobalt.

Speiteufel, Blätterpilz mit purpur-, blutkirsch-, hellrot gefärbtem Hut, gilt als giftig. ↑ Taf. Sp. 520.

Spektabilität, Anrede für den Fakultätsdekan d. Univers.

Spektralanalyse, Bestimmung der chem. Bestandteile eines Körpers durch Zerlegung der v. dem betr. Körper bei Erhitzung (Leuchten) ausgestrahlten, für ihn eigentüml. Wellenlängen (Farben; Spektrum) durch Prismen oder Beugungsgitter. ↑ Spektroskopie.

Spektralapparate werden in der Spektroskopie zur Untersuchung der Spektren verwendet. Das zu untersuchende Licht fällt auf einen schmalen (regulierbaren) Spalt, der sich an dem einen Ende des Kollimatorrohres genau in der Brennebene des Objektivs befindet, das am andern Ende des Kollimators sitzt u. das v. Spalt kommende Licht parallel macht. Dieses parallele Licht fällt auf ein Prisma, wird in seine einzelnen Farben zerlegt u. tritt dann in ein Fernrohr.

Spektroskopie: Linienspektrum des Wasserstoffs (Balmerserie).

Spektroskopie beschäftigt sich mit der Untersuchung der Spektren u. ihren Gesetzmäßigkeiten. Glühende Stoffe ergeben kontinuierl. Spektren (mit ununterbrochener Farbenfolge); Emissionsspektren leuchtender Gase u. Dämpfe bestehen aus hellen Linien: Linienspektren (↑ Atomphysik) oder Streifen: Bandenspektren. Dadurch Erkennung d. chem. Zusammensetzung d. Himmelskörper (↑ Taf. Sp. 265; Fraunhofersche Linien; Absorptionsspektren) möglich.

Spekulation, Betrachtung, Erforschung; über die Feststellung der Tatsachen hinausgehendes (spekulatives) Denken. Im Handel gewagte Geschäfte (meist an Börse), deren Erfolg durch vom Willen des Spekulanten unabhängige Ereignisse bedingt ist.

Speläologie = Höhlenkunde.

Spelz, Weizenart, bei der die Körner fest in den Blütenspelzen steckenbleiben, liefert Brotmehl u. Grünkern. ↑ Taf. Sp. 217.

Spelzen, trockenhäutige Hüll- u. Deckblätter der Grasblüten; ↑ Taf. Sp. 73.

Spemann,

1) Hans, Zoolog, *1869; arbeitete über Entwicklungsmechanik, Regeneration u. Transplantation;
2) Wilhelm, Buchhändler in Stuttgart, 1844–1910.


Herbert Spencer.

Spencer, Herbert, engl. Philosoph (Evolutionist, Utilitarist) u. Soziolog, 1820–1903.

Spener, Philipp Jakob, luth. Theolog, Wegbereiter des Pietismus („Pia desideria“), 1635–1705.

Spengler = Klempner.

Oswald Spengler.

Spengler, Oswald, Geschichtsphilosoph, *1880; lehrt eine Morphologie der Kulturen, die organ. Phasen wie Jugend, Blüte u. Tod durchlaufen; „Untergang des Abendlandes“, „Der Mensch u. d. Technik“.

Spenser, Edmund, engl. Dichter, 1553–99; allegorisch-romant. Epos „Feenkönigin“.

Flugbild d. Sperbers.

Sperber, Falkenvogel, 40 cm l., 80 cm klafternd, gewandter Flieger, verfolgt bes. kl. Vögel; Europa, Mittelasien.

Sperl, Aug., Dichter, 1862–1926; histor. Romane.

Sperlinge, Gattung d. Finken. Haus-S., 15 cm, in Ortschaften, verdrängt oft nützl. Vögel. Feld-S. (Baum-S.), 14 cm, Kopf ob. braun, bewohnt Feld u. Wald.

SpermaSame 1).

Spermazeti = Walrat.

Spermium = Samenzelle (↑ Same 1).

Sperrgesetz soll verhindern, daß vor einer Zollerhöhung noch größere Warenmengen zum billigern Zollsatz eingeführt werden.

Sperrgetriebe, Hemmvorrichtung, die Bewegungen nach einer (laufendes Gesperre) od. beiden Richtungen (ruhendes Gesperre) hindert.

Sperrgut, im Bahnverkehr Stückgut, das im Verhältnis zum Gewicht ungewöhnlich gr. Raum einnimmt; 11/2facher Frachtsatz.

Sperrkreis.

Sperrkreis. Legt man in die Antenne eines Funkempfängers (↑ Funktechnik) einen auf best. Frequenz (Ortssender) abgestimmten Kreis (↑ Abb.), so absorbiert er diese und sperrt sie so ab.

Spesen, i. allgem. Kosten (Herstellungskosten); im besondern für einen andern gemachte Auslagen.

Spessart, südl. Teil des Hess. Berglandes (Geiersberg 595 m).

Spey, Fl. in NO-Schottland, 174 km, zur Nordsee.

Speyer, bayr. St., in der Pfalz, am Rhein, 26 000 E; Dom (Kaisergruft). Reichstage bes. 1526 u. 1529 (↑ Reformation).

Spezereien, Gewürzwaren, wohlriech. Pflanzenstoffe.

Spezia, nordital. Stadt, am Tyrrhen. Meer, 110 000 E; Kriegshafen.

Spezial, das Einzelne, Besondere betreff.; Hptw.: Vertrauter, Busenfreund (in Österr.: Spezi).

Spezialisation, Ausbildung für bestimmte Leistungen, Berufsarten.

Spezies, Erscheinungsform. Naturwissenschaft: = Art. Arithmetik: die 4 S. Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division.

Spezieskauf, Kauf e. best. Einzelsache; Gegens.: Gattungskauf, Kauf v. Sachen nach Maß, Zahl, Gew.

Spezifikation, Aufzählung v. Einzelheiten.

Spezifikationskauf, Handelskauf, bei dem nur die Menge vereinbart, Beschaffenheit, Maße, Formen, Ausstattung usw. v. Käufer erst später bestimmt werden (z. B. im Garn-, Eisenhandel).

Spezifisch, einem Gegenstand seiner Eigenart nach zukommend, eigentümlich.

Spezifisches Gewicht: Skalenaräometer.

Spezifisches Gewicht eines Stoffes ist die Zahl, die angibt, wievielmal so schwer der betr. Körper ist als das gleiche Volumen Wasser von 4°. Die Bestimmung des S. einer Flüssigkeit geschieht am einfachsten mit dem Aräometer: Ein aufrechtstehend. Schwimmkörper taucht so weit ein, daß die verdrängte Flüssigkeit soviel wie er selbst wiegt (↑ Archimedes), also um so tiefer, je geringer das S. der Flüssigkeit ist. Im obern Teil ist eine auf das S. geeichte Skala angebracht.

Spezifische WärmeWärme.

Spezifizieren, einzeln angeben.

Spezimen, Probearbeit, -aufgabe.

Sphäre, Kugel. Sphärisch, kugelförmig.

Sphäroid, kugelähnl. Körper, z. B. die an d. Polen abgeplatt. Erdkugel.

Sphinx, Steinbild in Löwengestalt m. Menschenkopf. Die Thebaische S., weibl. Dämon mit menschl. Oberkörper, bei Theben, gab Vorübergehenden Rätsel auf und stürzte sich, da Ödipus das seine löste, vom Fels.

Spica (Ähre), Stern 1. Größe in der Jungfrau.

Spiegel,

1) polierte Fläche, an der das Licht S.ung (Reflexion) erfährt: ebene S. (Plan-S.) u. gekrümmte (unter diesen Hohl- oder Konkav-S. und konvexe S.); über Bilderzeugung dch. S. ↑ Reflexion.
2) Das glatte Heck e. Schiffes od. Bootes.
3) Im MA: Titel belehrender Schriften (z.B. Fürsten-S.), bes. v. Rechtsbüchern (Sachsen-, Schwaben-, Deutschen-S.).

SpiegeleisenMangan.

Spiegelgewölbe, Gewölbe mit ebener Fläche in der Mitte.

Spiegelreflexkamera, photograph. Aufnahmeapparat, bei dem das Bild des Aufnahmegegenstandes durch einen Spiegel bis zur Aufnahme beobachtet werden kann.

Spiekeroog, ostfries. Insel, 300 E.

Spiel, gegenseitiger Vertrag, aus dem aber keine klagbare Verbindlichkeit erwächst; entweder Glücks- oder Geschicklichkeits-Spiel (Kegeln, Billard). Lotterien und Ausspielungen mit behördlicher Genehmigung sind erlaubt und gültig.

Spielbanken, in Deutschland verboten.

Spielhagen, Friedr., sozialpolitischer Romanschriftsteller, 1829–1911; „Problematische Naturen“.

Spielhahn = Birkhuhn.

Spielkarten, Kartenblätter mit Figuren, Zeichen, seit 13. Jh. in Europa bekannt: dt. (32 Blätter), frz. (Whistkarte: 52 Blätter; Pikettkarte: 32 Blätter), Tarockkarte (78 Blätter).

Spielkartensteuer, Verbrauchssteuer auf Spielkarten; 0,30 ℛℳ pro Kartenspiel.

SpielleiterRegie.

Spielmann, Rudolf, Schachspieler, *1883.

Spieloper, Oper m. lustspielartiger Handlung.

Spielwarenindustrie wird überwiegend als Hausindustrie betrieben (Sonneberg, Sächs. Erzgebirge usw.). In der dt. Spielwarenindustrie waren 1925 insgesamt 46 636 Pers. tätig; Wert der Ausfuhr 1930: 105,93 Mill., d. Einfuhr 1,75 Mill. ℛℳ.

Spieren, die Rundhölzer eines Schiffes (außer Untermast).

Spiersträucher (Spiraea), Rosengewächse, Ziersträuch., weiß od. rosa, in traubig. od. trugdold. Blütenständen.

Spieß, Adolf, Begründ. d. Schulturnens, 1810–58.

Spiethoff, Arthur, Nat-Ök., *1873, Prof. Bonn.

Spikes, [607–608] Rennschuhe mit Dornen an den Sohlen; für Wettläufer.

Spina, Franz, sudetendt. Politiker (Agrarpartei), *1868; 1926 Min. der öffentl. Arbeiten, 1929 für Gesundheitswesen.

Spinal, das Rückgrat betreffend.

Spinat, Gänsefußgewächs, Blattgemüse, aus dem Morgenland eingeführt.

Spind = Kleiderschrank.

Spindel,

1) Drehstäbchen zum Spinnen; ↑ Spinnerei;
2) = Aräometer (↑ Spezifisches Gewicht).

Spinell, Mineral, Magnesiumaluminat, wenn durchsichtig, Edelstein, meist rot.

Spinett, altertüml. Klavier, bei dem die Saiten mit Federkielen angerissen werden.

Spinnen: Jagdspinne.

Spinnen, mit Spinnwarzen am Hinterleib u. Giftdrüsen in den Kieferklauen; saugen durch Giftsaft verflüssigte Insekten usw aus. Kreuz-S., mit kreuzähnl. Rückenzeichnung, bis 25 mm, bauen senkrecht ausgespanntes Radnetz. Die Haus-S., 20 mm lang, legen verschmutzende Netze in Winkeln v. Wohnungen u. Kellern an. Die Wasser-S., 8–15 mm, haben luftgefülltes Wohnnetz. Die Feld- (Agröca-) S., 6 mm, hängen im Gras Eikokons („Feenlampen“) auf und umgeben sie mit Erdkruste. Jagd-S., 15 mm, am Rand von Tümpeln, laufen auf Wasserspiegel. Die Taranteln Südeuropas, 30–50 mm, sind dem Menschen nicht gefährlich.

Spinnerei: Abb. 3. Ringspinnmaschinen in einer Baumwollspinnerei.


Spinnerei, Zusammendrehen von Gespinstfasern zu Garn mittels Handspindel (Abb. 1), Spinnrads (Hand- od. [Abb. 2] Fußbetrieb) od. Spinnmaschinen. Die Spinnfasern werden gereinigt, aufgelockert und zu einem Faserband geordnet, aus dem durch Verziehen (Strecken) und Zusammendrehen (eig. Spinnen) das Garn gefertigt wird. Spinnen entweder nach d. unterbrochenen Verfahren (Spinnen u. Aufwickeln des gesp. Fadens) auf d. Wagenspinner (Selfaktor) od. nach d. ununterbroch. Verfahren (Spinnen u. Aufwickeln gleichz.) auf dem Ringspinner (Abb. 3).

Spinös, „dornig“; knifflich.

Spinoza, Benedictiis de (Baruch), holl. Philosoph, 1632–77; Lehre: Zum Grundbegriff der Substanz, dem Einen, Unendlichen (Gott u. Natur zugleich), treten die Attribute: Denken u. Ausdehnung, u. die Modi (die individuellen Formen des Daseins). Die inadäquaten (verworrenen) Ideen der Sinne werden durch Verstand u. Vernunft zu adäquaten (klaren); Freiheit des Willens gibt es nicht. Höchste Erkenntnis ist die Erkenntnis Gottes. Lit.: Kolbenheyer, Amor Dei (Dichtung; 1927 25. Tsd.).

Spintisieren, grübeln.

Spion, heiml. Kundschafter. Spionage, Auskundschaften, bes. von milit. Geheimnissen, strafbar als Ausspähung od. als Landes- bzw. Kriegsverrat.

Spirale (Spirallinie), ebene krumme Linie, die sich in Windungen um einen Punkt (Pol) herumzieht.

Spirdingsee, größter masurischer See, 119 qkm.

Spiritismus, Glaube, daß sich die Seelen Toter im Erfahrungsbereich der Lebenden äußern können; Geisterbeschwörung geschieht durch ein Medium im Verzückungszustand (Trance) od. in spiritist. Sitzung (Klopfgeister) od. durch Materialisation sichtbar gewordener Geister in Astralleibern. Manche nehmen für die Geister eine vierte Dimension an, die für den dreidimensionalen Menschen übersinnlich sei.

Spiritualismus, Lehre, daß nur der Geist wirklich, die Materie nur seine Erscheinungsform sei (Leibniz, Lotze).

Spirituell, geistig.

Spirituosen, geistige, berauschende Getränke.

Spiritus,

1) Hauch; Geist;
2) ↑ Alkohol, erhalten aus Wein, Bier, Hefe, Obstwein durch Destillation (Brennen, Brennerei; daher ↑ Branntwein); aus Runkelrüben, Melasse, Obst, Trebern, Zuckerrohr durch Gärung und Destillation; bes. aus Kartoffeln, Mais, Roggen, Gerste, Weizen, Reis durch Verzuckerung, Gärung u. Destillation; auch aus der Ablauge (Sulfitlauge) von der Zellstoffherst. (Sulfitsprit). S. wird auch viel als denaturierter (↑ Denaturieren) S. (bes. Brenn-S.) verwendet. ↑ Sprit.

Spiritus rector, belebender, leitender Geist bei einem Unternehmen.

Spiro, Eugen, Maler, *1874; Bildnisse, Interieurs u. Landschaften.

Spital = Hospital.

Spitta,

1) Friedr., prot. Theolog, 1852–1924;
2) Karl Johann Philipp, prot. Theolog, 1801–59; „Psalter und Harfe“ (geistliche Lieder);
3) Philipp, Musikforscher, 1841–94; „J. S. Bach“.

Spitteler, Carl, schweiz. Dichter, 1845–1924; philos.-mythol. Epen: „Prometheus und Epimetheus“, „Olympischer Frühling“.

Spitzbergenlandschaft mit Steilküsten und Gletscher (im Vordergrund).

Spitzbergen, gletscherreiche norweg. Inselgruppe, 76–80° nBr, 64 000 qkm, 950 E.

Spitzen, durch Nähen, Klöppeln, Häkeln, Stricken, Knüpfen, Netzen, Weben, Wirken hergestellte durchbrochene Stoffe (↑ Taf., 1, 2, 9–15, Sp. 264). Im Bankwesen überschießende, bei Umtausch oder Aufrechnung entstehende Beträge, die bar beglichen werden.

Spitzengesellschaft = Dachgesellschaft.

Spitzmäuse, Insektenfresser, mäuseähnlich, meist nützlich.

Spitzpocken= Windpocken.

Karl Spitzweg: In Erwartung.

Spitzweg, Karl, gemütvoller Maler des Biedermeiermillieus 1808—85.

SpitzwegerichWegerich.

[609–610] Spleen, Schrulle, Verschrobenheit.

Splendid, glänzend; freigebig.

Splendid Isolation, „glänzendes Alleinsein“, Bez. für die Freiheit Englands v. Bündnissen vor 1901.

Splint, das zw. Kern u. Borke befindl. weiche Holz; Maschinenwesen: Vorsteckstift bei Unterlegscheiben u. Schraubenmuttern.

Splissen (spleißen), zwei Tauenden seemänn. verflechten.

Split = Spalato.

Splitterparteien, polit. Parteien v. geringer, meist über das ganze Reich verstreuter Mitgliederzahl.

Splügen, Alpenpaß in Graubünden, 2117 m, verbindet Bodensee- u. Comerseegebiet.

Spohr, Louis, romant. Komp., Dirigent, Geiger, 1784–1859; Opern.

Spokane, St., Washington (USA), 109 000 E; Maschinenind.

Spoleto, mittelital. St., 28 000 E.

Spondeus, Versfuß aus 2 Längen.

Sponsor, Bürge; auch Pate.

Spontan, von selbst, ohne äußere Einwirkung; aus eignem Trieb.

Spontaneität, Selbsttätigkeit.

Spontini, Gasparo, ital. Komp., Dirigent, 1774–1851; 1820–41 Generalmusikdirektor in Berlin; Opern.

Sporaden, grch. u. ital. Inseln im Ägäischen Meer, gebirgig.

Sporadisch, zerstreut, vereinzelt vorkommend.

Sporen,

1) (Einz. Sporn) am Absatz des Reitstiefels Metallklammern mit Stachel od. Zahnrädchen, Straf- u. Dressurmittel des Pferdes;
2) ungeschlechtlich erzeugte, meist mikroskopisch kleine Vermehrungszellen bei vielen Pilzen, Algen, Moosen, Farnpflanzen. Auch Fortpflanzungskörper der Sporozoen.

Sporenpflanzen = Kryptogamen.

Sporozoen (Sporentiere), Klasse der Protozoen, Schmarotzer, pflanzen sich durch Sporen fort; viele Krankheitserreger.

Sport (↑ Tafeln I–III Sp. 696), Neigung u. Lust eines Menschen an einer Sache; im engern Sinn das Gebiet d. körperl. Betätigung, wobei der Wettkampfgedanke vorherrscht. Aus Liebhaberei wird der S. v. Amateuren, für die v. den S.verbänden best. Bedingungen bestehen, betrieben, als Beruf v. Professionals: Berufsboxer, -fahrer, -spieler usw. Die Vorbereitung auf Wettkämpfe zur Erreichung einer Höchstleistung (Rekord) geschieht durch regelmäß., planvolles Üben (Trainieren), durch vernünftige, v. Alkohol, Nikotin u. übermäßigem Geschlechtsverkehr sich enthaltende Lebensweise.

Sportabzeichen.

Sportabzeichen, Bez. für das Dt. Turn- u. S.; vom Dt. Reichsausschuß für Leibesübungen in Berlin als Auszeichnung an dt. Bewerber verliehen, die auf dem Gebiet der Leibesübungen eine fünffache Gutleistung vollbringen. 3 Klassen: in Bronze (18.–32. Lebensjahr), Silber (32.–40.) u. Gold (über 40) f. Männer u. Frauen.

Sporteln, Gebühren f. Amtshandlungen, die den Beamten direkt zufließen; kommen heute nicht mehr vor.

Sportforum, Übungs- u. Wettkampfplatzanlage mit Verwaltungsgebäuden usw. in Berlin.

Sport- u. Turnlehrer ist an Hoch-, Höhern, Volks- u. Berufsschulen, bei Vereinen, Verbänden tätig in allen Turn- u Sportarten.

S. P. Q. R. = Senatus populusque Romanus, Senat u. Volk Roms.

Sprache, lautl. Äußerungen (od. deren sichtbare Zeichen) zw. Menschen zur Mitteilung. Man untersch. gewöhnl. isolierende (einsilb.) S.n (Chines.), agglutinierende S.n (Drawida), bei denen Wörter zum Zweck des Beziehungsausdrucks an andre bloß „angeleimt“ werden, u. flektier. S.n (↑ Flexion). Von Sprachrichtigkeit u. Fehlern kann nicht im Sinn der Logik die Rede sein, nur im Sinn der Üblichkeit. ↑ Weltsprache. Lit.: Sandfeld-Jensen, Die Sprachwissenschaft (19232).

Sprachgesellschaften, meist z. Sprachreinigung; in Deutschland schon im 17. Jh.; heute bes. der Deutsche Sprachverein.

Sprachlehre = Grammatik.

Sprachreinigung, Befreiung d. Sprache v. Fremdwörtern.

Sprachrohr (Megaphon), trichterförm. Rohr zur Klangverstärkung.

Spranger,

1) Bartolomäus, holl.-manierist. Maler am kaiserl. Hof in Prag, 1546–1626;
2) Eduard, Philosoph u. Pädagog, *1882; „Lebensformen“, „Die Psychologie des Jugendalters“, „Das dt. Bildungsideal d. Gegenwart“.

Spratzen. Flüssiges Metall gibt beim Erstarren Gas (Sauerstoff), den es im flüssigen Zustande aufgenommen hat, wieder ab.

Sprechfilm (Tonfilm)Kino.

Sprechgesang, v. R. Wagner in seinen spätern Opern eingeführte Textdeklamation, nähert sich d. natürl. Sprache.

Sprechmaschinen, Vorrichtungen, die die menschl. Sprache sow. Töne u. Laute jed. Art aufzeichnen u. wieder zu Gehör bringen. S. sind der 1877 v. Edison erfund. Phonograph u. die 1887 v. Berliner erfundenen Platten-S.

Spree, Nbfl. der Havel, aus der Oberlausitz, durchfließt Berlin, 398 km.

Spree-Athen = Berlin.

Spreewaldlandschaft.

Spreewald, v. Spreearmen durchzogene Landschaft zwischen Kottbus u. Lübben; z. T. wendische Bewohner.

Spremberg, St., Niederlausitz, 13 000 E; Braunkohlen.

Sprengel, Amtsgebiet, bes. eines Pfarrers.

Sprengel, Christian Konr., Botaniker, 1750–1816; entdeckte die Bestäubung vieler Blüten dch. Insekten; „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau u. in der Befruchtung der Blumen“.

Sprengstoffe (Explosivstoffe), Stoffe, die durch Erhitzung od. Erschütterung (Schlag, Reibung), auch chem. Agenzien zu einer plötzl., zertrümmernd wirkenden Umsetzung unter Entwicklung v. Wärme u. Gasen gebracht werden können. ↑ Dynamit. Auch aus Mischungen v. Flüssiger Luft mit Kohle, Holzmehl stellt man S. her. Initial-S. (Knallquecksilber) dienen in kl. Menge zur Veranlassung d. Umsetzung bei andern S. (auch bei ↑ Schießpulver). ↑ Zündhütchen.

Sprengstoffgesetz (Dynamitgesetz) droht schwere Zuchthausstrafen an für vorsätzl. Gefährdung v. Eigentum, Gesundheit od. Leben eines andern dch. Anwendung v. Sprengstoffen.


Sprengwerk, Tragwerk, bei dem der Tragbalken in einem od. mehreren Punkten unterstützt („gesprengt“) wird (Abb.).

Springbock, Art der ↑ Antilopen.

Springen (↑ Taf. II Sp. 696), leichtathlet. Übung aus d. Stand od. mit Anlauf, mit od. ohne Hilfsgerät: Hoch-, Weit-, Weithoch-, Dreisprung, Hürdenlauf, Stabspringen.

Springer (Rössel), Figur im ↑ Schachspiel.

Springer, Anton, Kunstgelehrter, 1825–91.

Springfield, Name vieler St. in USA, darunter: in Massachusetts, 150 000 E; Waffenindustrie; Großfunkstelle.

Springflut, hohe Flutwelle (bei Neu- u. Vollmond u. zur Tag- u. Nachtgleiche).

Springkraut (Impatiens), einjähr. Kräuter, deren Samenkapseln beim Berühren aufspringen. Großes S. (I. Noli [me] tangere), 60 cm hoch, goldgelb, in schattigen feuchten Wäldern. Als Topfpflanze beliebt die Balsamine (I. balsamina), 60 cm.

SpringschreiberTelegraph.

Springschwänze, Ur-Insekten, sehr klein, mit Springgabel unter Hinterleib.

Sprinten, beim Kurzstreckenlauf und Schwimmen gr. Schnelligkeit entwickeln. Sprinter, Kurzstreckenläufer.

Sprit, starker ↑ Spiritus; auch Essig mit etwa 10% Essigsäure.

Spritzguß, Gießverfahren, wobei d. Metall dch. Pumpen od. durch Luftdruck in die Form gepreßt wird; auch Erzeugung metall. Überzüge durch Zerstäuben u. Aufschleudern geschmolzener Metalle (Metallisieren).

Sprossenwand (Ribbstol), Turngerät für Haltungs-, Dehn-, Streck- u. Kletterübungen; an Wänden od. auch frei aufgestellt. ↑ Taf. I Sp. 696.

Sprottau, niederschles. St., am Bober, 10 000 E.

Sprotte, Heringsfisch, 15 cm, an nordeurop. Küsten viel gefangen.

Spruchbehörden, besondere Behörden zur Entscheidung v. Streitigkeiten auf dem Gebiet der Arbeitslosen- u. Sozialversicherung.

Sprung, Begattungsakt der vierfüßigen Haustiere.

Sprungfeder, aus Metalldrähten gewundene Feder, f. Polsterzwecke.

Sprungrevision, Revision unt. Überspringen d. Berufungsinstanz, deren Kosten gespart werden können, wenn d. Sachverhalt unter den Parteien nicht streitig ist u. eine höchstrichterl. Entscheidung über d. strittige rechtl. Beurteilung gewünscht wird.

Spule, rohrförmiger Körper, oft mit Endscheiben, zum Aufwickeln von Garn, Draht usw.; bei elektrischen Apparaten u. Maschinen aus Drahtwindungen bestehend, ruft bei Stromdurchgang magnetische Wirkungen hervor.

Spülversatz, Ausfüllung abgebauter Räume eines Bergwerkes dch. eingespritzten Sand.

Spulwürmer, Familie der Fadenwürmer, Darmschmarotzer. Der Gemeine Spulwurm, 40 cm, weiß, im Dünndarm von Mensch und Schwein, gefährlich, wenn massenhaft vorhanden. Madenwurm, im Dünndarm, bes. bei Kindern, 1 cm, weiß, meist harmlos.

Spurt, vermehrte Schnelligkeit bei Rennen aller Art.

Spurweite.

Spurweite, Abstand zw. den Innenkanten der Schienenköpfe. Regel-, Normal- od. Vollspur: 1,435 m: Schmalspur: 0,60–1 m; Breitspur: über 1,435 m (Rußland 1,524 m, Spanien 1,700 m).

[611–612] Sputum = Auswurf (beim Ausspucken).

Spyri, Johanna, schweiz. Jugendschriftstellerin, 1829–1901.

Square, Quadrat; 4eckiger häuserumgeb. Platz.

Squatter, amer. Ansiedler ohne Rechtstitel; austral. Viehzüchter.

Squaw, Bez. für die nordamer. Indianerfrau.

Squire, engl. Gutsherr.

Šrámek, Fráňa, tschech. Schriftsteller, *1877.

Srbik, Heinr. Ritter v., Historiker, *1878, Prof. in Wien.

S. R. I. = Sanctum Romanum Imperium, Heiliges Römisches Reich.

Srinagar, brit.-ind. St., im nordw. Himalaja, 142 000 E.

S. S. = Sacra Scriptura, Heil. Schrift; Sua Sanctitas, Seine Heiligkeit; Sancta Sedes, Heil. Stuhl.

S. S. S. R., russ. Abk. von Sojus Socialistitscheskich Sowjetskich Respublik, Union der Sozialist. Sowjetrepubliken.

[Ξ]
Stichwörter, die unter Sh… vermißt werden, schlage man unter Sch… nach.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Stichwort „Uljanowsk“ existiert nicht.
  2. Stichwort „Scheingeschäfte“ existiert nicht.
S. Dak. bis Sgraffito Nach oben s.t. bis Szyila
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