M bis Mythologie Meyers Blitz-Lexikon (1932) des Bibliographischen Institutes
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Verzeichnis der Tafeln, Karten und Übersichten · Verzeichnis der häufigsten Abkürzungen
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[427 428]
N

Nab (Naab), Nbfl. der Donau, 165 km.

Nabe, Mittelhülse v. Rädern.

Nabel, Vertiefung in der Bauchmitte, die Narbe der nach der Geburt abfallenden N.schnur (Verb. zw. Embryo u. Mutterkuchen).

Nabelbruch entsteht infolge mangelnden Verschlusses der Bauchhöhle, mit Austritt der Baucheingeweide unter die Haut.

Nabob, ind. Statthalter; reich gewordner Mann.

Nabopolassar, babylon. König, 626–605 v. Chr.

Nachbörslich, die nach der offiziellen Börse noch abgeschlossen. Geschäfte, deren Kurse nichtamtlich als „n.“ veröffentlicht werden.

Nachbürge verbürgt sich für einen Bürgen.

NachdruckUrheberrecht.

Nacherbe kann berufen (eingesetzt) werden; er wird erst nach dem Ableben des Vorerben Erbe.

Nachfolgestaaten, die durch den Zerfall der Österr.-Ungar. Monarchie 1918 entstandnen od. umgebildeten Staaten.

Nachfrist muß der Gläubiger dem Schuldner nach Fälligkeit stellen, ehe er v. Vertrag zurücktreten od. Schadenersatz wegen Nichterfüllung fordern kann.

Nachgeborner, der nach dem Tode des Vaters Geborne (postumus). Auch der nicht Erstgeborne.

NachgeburtGeburt.

Nachhall = Echo.

Nachhut, rückwärtige Sicherung einer marschierenden Truppe.

Nachitschewan, autonomer, zu Aserbeidschan gehör. Rätestaat, 5386 qkm, 105 000 E; Hptst. N.

Nachlaß, teilweiser Erlaß einer Schuld. Auch das von einem Verstorbnen hinterlassene Vermögen. N.-Verwaltung wird v. N.gericht (Amtsgericht) auf Antrag des Erben bei Überschuldung des N. angeordnet u. führt dazu, daß d. Erbe für N.schulden nur mit dem N. haftet. N.Steuer, nicht v. den einzelnen Erben, sondern v. N. als solchem erhobene Steuer.

Nachod, ostböhm. St., 11 000 E.

Nachrichtenverkehr erfolgt durch Telegraph, Unterseekabel, drahtlose Telegraphie, Fernsprecher, drahtlose Telephonie u. Rundfunk.

Nachschußpflicht, Pflicht, bei Genossenschaften Nachschüsse zur Deckung v. Schulden zu leisten.

Nachtarbeit ist zw. 20 u. 6 Uhr im Dt. Reich für Frauen u. Jugendliche verboten (Ausnahmen möglich).

Nachtblindheit, verminderte Sehkraft bei Dämmerung u. Lampenlicht.

Gustav Nachtigal.

Nachtigal, Gustav, Entdeckungsreisender (N-Afrika, Sudan), 1834–85; stellte 1884 Togo, Kamerun, Lüderitzland unter dt. Schutz.

Nachtigall, Singvogel, vorwiegend grau, 17 cm, bes. im Unterholz.

Nachtkerzen, Kräuter mit meist gelben, großen, nachts geöffneten Blüten.

Nachtpfauenaugen, Schmetterlingesfamilie; die Kokons liefern z. T. verwertbare Seide („wilde Seide“), so vom Ailanthusspinner, China u. Japan, Eichenspinner, Japan. In Europa: ↑ Pfauenaugen.

Schwarzer Nachtschatten.

Nachtschatten, Pflanzengattung, am häufigsten der Schwarze N., Blüten weiß, Beeren schwarz, auf Schutt und Äckern.

Nachtschwalben = Ziegenmelker.

Nachtstücke, in der Literatur phantast.-unheimliche Dichtungen u. Spukgeschichten (von E. T. A. Hoffmann u. a.).

Nachtwandeln = Somnambulismus.

Nacktkultur = Freikörperkultur.

Nadelhölzer, mit nadel- od. schuppenförmigen Blättern, meist immergrün: Eibe, Araukarie, Tanne, Fichte, Kiefer, Lärche, Lebensbaum, Zypresse, Wacholder. ↑ Tafel.

NadirHimmel.

Nadler, Jos., Lit.-Hist., Prof., Königsberg, *1884; „Lit.-Gesch. der dt. Stämme und Landschaften“.

Nagajka Kugelpeitsche.

Nagana, Seuche afrikan. Huftiere, dch. ↑ Trypanosomen hervorgerufen u. dch. ↑ Tsetsefliegen übertragen.

Im Hafen von Nagasaki. (Phot. Norddeutscher Lloyd, Bremen.)

Nagasaki, jap. St., auf Kiuschiu, 189 000 E.

Nagelfluh, junges, halbverfestigtes Konglomerat (bes. Schweiz).

Nagetiere, Säugetiere, mit gr. Nagezähnen; viele sind Schädlinge (Mäuse, Wühlmäuse, Ratten) u. Krankheitsüberträger (Ratten), manche als Fleischlieferanten (Hasen) od. Pelztiere (Chinchilla, Biber-, Bisamratte) nützl.

Nagoja, jap. St., S-Hondo, 769 000 E.

Nagpur, St., im mittl. Vorderindien, 145 000 E.

Nahe, Nbfl. des Rheins, v. Hunsrück, 130 km.

Nähen, Verbinden von Stofflagen durch Naht od. Saum. Maschinennaht (Nähmaschine).

Nahrungsmittel enthalten außer Wasser Nahrungs- (Nähr-) Stoffe (Eiweiß, Fett, Kohlehydrate, Mineralstoffe od. Nährsalze). Nährwert hängt ab von chem. Zusammensetzungen und Verdaulichkeit. Die Ausnutzung der N. ist abhängig vom Gehalt an ↑ Vitaminen.

Nahua, Name der Altmexikaner für Stämme ihrer Sprache.

NajadenNymphen.

Naidu, Sarodschini, ind. Patriotin, *1879.

Nairobi, Hptst. der brit. Kol. Kenia, 33 000 E.

Naiv, unbefangen; dummdreist.

Nama, Stamm der Hottentotten in SW-Afrika.

Namangan, St., O-Usbekistan, 74 000 E.

Name, Eigenbezeichnung einer Person od. e. Ortschaft. Rechtliches: Familien-N. wird erworben durch Geburt (ehel. Kinder erhalten Vater-, uneheliche Muttername) u. durch Annahme an Kindes Statt; Frau erhält dch. Heirat den des Mannes; Anfügung ihres bisherigen durch Bindestrich ist rechtlich nicht zulässig. Änderungen des N.ns nur mit staatl. Genehmigung. Führung falschen N.ns gegenüber zuständ. Beamten strafbar.

Namenpapiere, Wertpapiere, in denen der Berechtigte mit Namen bezeichnet ist, z. B. Wechsel, Namensaktie; Gegensatz: Inhaberpapiere.

Namenstag, Kalendertag des Heiligen, dessen Namen man führt, feiert der Katholik.

Namib, Küstenwüste in SW-Afrika.

Namur, belg. St., an der Maas, 31 000 E; Mittelpunkt gewaltig. Kohlen- u. Eisenbergbaues, Ind.; 25. 8. 1914 v. Gallwitz erob.

Nancy, ostfrz. St., 114 500 E; Textil-, Eisenind.

Nandu, straußähnl. Vogel, S-Amerika.

Nänie, Klagelied, Totengesang.

Nanking, Hptst. Chinas (Vertragsstadt), am Jang-tse, 360 000 E; Textilind. (Seide).

Nan-schan, Gebirgsgruppe (bis 5540 m) des östl. Kwenlun im nordö. Tibet.

Fridtjof Nansen.

Nansen,

1) Fridtjof, norw. Nordpolarforscher u. Meereskundler, 1861–1930; 1921 Völkerbundskommissar in Rußland u. Armenien;
2) Peter, dän. Dekadenzdichter, 1861–1918.

Nantes, frz. St., an der Loiremündung, 185 000 E; Edikt von N. (1598; 1685 aufgehoben) ↑ Hugenotten.

Nan-tschang, südchin. St., 300 000 E.

NaphthaErdöl.

Naphthalin, fester Kohlenwasserstoff im Steinkohlenteer, zu Farbstoffen, arzneilich.
Napoleon, Kaiser der Franzosen:

1) N. I., *15. 8. 1769 Ajaccio (Korsika), † 5. 5. 1821 St. Helena; unterdrückte 1795 den royalist. Aufstand, 1796 Oberbefehlshaber in Italien, 1798 ägypt. Zug, stürzte 9. 11. 1799 das Direktorium, 1800 Erster Konsul, 1802 Kons. auf Lebenszeit, 18. 5. 1804 erbl. Kaiser. Er siegte 1805 bei Austerlitz, 1806 bei Jena u. Auerstedt; 1806 stiftete er den Rheinbund und verfügte d. Kontinentalsperre. 1809 Sieg über Österreich (Wagram). Mit gr. Heer 1812 in Rußland. Weiteres ↑ Befreiungskriege. Abb. Sp. 431.
2) N. III. (Louis N.), 1808–73, 1848 in der frz. Nat.-Vers., 10. 12. Präs. der Rep., 1851 lebenslänglich, 2. 12. 1852 erbl. Kaiser, 1853–56 Teilnahme am Krimkrieg, 1859 mit Sardinien Krieg gegen Österreich, Zug gegen Mexiko (1862–67), 1870 Krieg gegen

[431 432] Dtschl.; 2. 9. bei Sedan gefangen, 4. 9. entthront.

Napoleon III.


Napoleondor, früheres goldnes 20-Franc-Stück, = 16,20 ℛℳ.

Napoleon I. im Krönungsornat. (Gemälde von Gérard.)

Narbada, vorderind. Fluß, 1300 km, zum Arab. Meer.

Narbe, in d. Botan., ↑ Taf., 2e, Sp. 73.

Narbonne, südfrz. St., 30 000 E.

Narenta, südslaw. Fl., aus der Herzegowina, zur Adria, 230 km.

Narew, Nbfl. des Bug in Polen, 424 km.

Nargile, oriental. Rauchgerät; Wasserpfeife: Tabakspfeife mit Wasserballon.

Narkissos (Narziß), verzehrte sich in Liebe zu seinem Spiegelbild (Narzißmus) u. wurde zur Narzisse.

Narkose, Betäubung, Gefühllosigkeit; in d. Chirurgie Ausschaltung d. Bewußtseins zwecks schmerzloser Operation.

Narkotisch, betäubend.

Narses, oström. Feldherr, um 478–573.

Narvik, Hafenst., im nördl. Norwegen, 8500 E.

Narwa, Hafenst., Estland (seit 1918), 26 000 E.

NarzißNarkissos.

Narzisse, Zwiebelpflanze; Gelbe N., auf Bergwiesen, in Gebüschen; Weiße N., in Gärten, stammt aus den Mittelmeerländern.

Narzissenlilie = Amaryllis.

Narziß(is)mus, geschlechtl. Verliebtheit in die eigene Person.

Nasale, Nasenlaute.

Nasciturus, im Rechtssinn noch ungeborne Leibesfrucht, kann zur Wahrung ihrer künftigen Rechte einen Pfleger bestellt erhalten.

Nase, besteht beim Menschen (↑ Taf. Sp. 396) aus einem Knochenrahmen, an den sich ein Knorpelgerüst anschließt, innen erst knöcherne, dann knorplige N.scheidewand, mit Schleimhaut bekleidet; die N.höhle zerfällt beiderseitig in Muscheln, die sich durch die Choanen in den Rachen öffnen.

Nasenbär, Baumbewohner Amerikas, 1 m, Nase rüsselart.

Nasenschmuck, aus Holz, Knochen usw. in der Nasenscheidewand oder den Nasenflügeln; Amerika, Melanesien, Afrika, Asien.

Nashörner, Unpaarhufer: Indisches N., 33/4 m, m. 1 Horn, am Südfuß d. Himalaja; Sumatra-N., 2,10 m, m. 2 Hörnern, Sumatra, Malakka, Assam.

Nashville, Hptst. von Tennessee (USA), 138 000 E.

Nassau, bis 1866 Hzt., jetzt Regbez. Wiesbaden der pr. Prov. Hessen-N.

Naßfäule, durch Bakterien erzeugte Kartoffelkrankheit.

Landschaft in Natal: Vorn Eingebornenhütten, hinten Phosphatberg.

Natal,

1) östl. Prov. d. Südafrik. Union, 91 400 qkm, 1,43 Mill. E; Hptst. Pieter-Maritzburg. Ackerbau u. Viehzucht (Schafe, Ziegen); Kohlen, Eisen, Gold.
2) Hptst. des brasil. Staates Rio Grande do Norte, 31 000 E; Zucker, Webwaren.

Nathan, jüd. Prophet z. Z. Davids.

Nation, durch geschichtl. Schicksalsverbundenheit u. Gleichheit der Sprache zu geistiger Einheit verschmolzene sittl. Gemeinschaft.

National, zur Nation gehörig, vaterländisch.

Nationale, Zus.stellung wissenswerter Angaben über Namen, Alter usw. von Personen u. Pferden.

Nationalfesttage, in Monarchien die Geburtstage der Herrscher; im Dt. Reich der 11. 8. (Verfassungstag), Schweiz 3. Sonntag im Sept. (eidgenöss. Bettag), in Frankr. 14. 7. (Bastillensturm), Belgien 23. 7. (Unabhängigkeitstag), Ungarn 20. 8. (Tag des Nationalheiligen Stephan), USA 4. 7. (Unabhängigkeitstag).

Nationalhymne (Volkshymne), volkstüml. Gesang von nationaler Verbreitung u. Bedeutung.

Nationalismus, ausgeprägtes Nationalgefühl.

Nationalität, Zugehörigkeit zu einer Nation.

Nationalitätenfrage, die rechtl. Regelung des Selbstbestimmungsrechts der Kultur- u. Volksgemeinschaften in Nationalitätenstaaten.

Nationalitätenstaat, Staat mit Bevölkerungsteilen verschiedener Nationalität.

Nationalitätsprinzip, der von Napoleon III. zuerst vertretene Grundsatz, daß jede Nation das Recht habe, einen eignen Staat zu bilden.

Nationalkonvent, die frz. Volksvertretung 1792–95.

Nationalliberale Partei, 1866 durch Absonderung von der Fortschrittspartei gegründet, unterstützte die Bismarcksche Politik. Gesamthaltung: liberal, national, unitarisch. 1918 in die Dt. Demokrat. Partei u. die Dt. Volkspartei übergegangen.

Nationalökonomie (Volkswirtschaftslehre, Polit. Ökonomie, Sozialökonomie), Wissenschaft, die die gesellschaftl. Beziehungen des Wirtschaftslebens zum Gegenstand hat, erforscht Erscheinungen wie Markt, Preis, Geld, Zins, Lohn, Einkommensverteilung, Unternehmung. Man unterscheidet die theoret. u. die prakt. N.; letztere umfaßt Agrar-, Handels-, Gewerbe-, Verkehrs- u. Sozialpolitik.

NationalparkNaturschutzgebiete.

Nationalrat,

1) in Österreich Volksvertretung, entsprech. dem Dt. Reichstag; Wahlfähigkeit mit 20 Jahren, Wählbarkeit mit 24 Jahren, Wahlzeit 4 Jahre.
2) In der Schweiz parlamentar. Körperschaft (Zweite Kammer), bildet mit dem Ständerat die gesetzgebende Bundesversammlung.

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (N.S.D.A.P.), 1918 von Österr. nach Deutschland verpflanzt. Ihr Führer Adolf Hitler wandte sich an die Frontkämpfer und die Arbeiter. Nov. 1923 Hitlerputsch (erfolglos). Die Partei hat seit 1929 einen durch straffe Organisation und durch die Verhältnisse geförderten gewaltigen Aufschwung genommen. Parteiprogramm: antisemitisch, antimarxistisch, Kampf gegen den Vertrag v. Versailles, „Brechung der Zinsknechtschaft“, Verstaatlichung der Trusts, ständische Verfassung, völk. Gewerkschaften, gesunder Mittelstand, Kampf gegen Warenhäuser u. Bodenspekulation.

Nationalstaat, von nur einer Nation bewohntes Staatsgebiet, z. B. Norwegen, Schweden, Dt. Reich. Gegensatz: Nationalitätenstaat.

Nationalversammlung,

1) 1848–49 Frankfurter Parlament;
2) 1919–20 in Weimar u. Berlin, mit den Wahlen vom 6. 6. 1920 durch den 1. Reichstag abgelöst.

Nativität, Geburtsstunde; Gestirnstand bei der Geburt, dadurch bestimmtes Schicksal.

Natorp, Paul, Philosoph u. Pädagog, 1854–1924; Neukantianer.

Natrium (in Zusammensetzungen auch Natron), Alkalimetall (↑ Elemente), bes. in Steinsalz, Chilisalpeter, Meerwasser, Pflanzenasche; weiß, schmilzt bei 97,5°, spez. Gew. 0,97, zersetzt Wasser. N.hydroxyd (Ätznatron), leicht löslich in Wasser (Natronlauge). Über N.Chlorid (Chlor-N.) ↑ Salz. N.-jodid (Jod-N.) u. N.bromid (Brom-N.) sind Arzneimittel. N.karbonat (kohlensaures Natron, ↑ Soda) gibt mit Kohlensäure N.bikarbonat (doppeltkohlensaures Natron, „Natron“); zu Brausepulver u. arzneilich. N.nitrat (salpetersaures Natron), als Chilisalpeter, zu Kalisalpeter, Salpetersäure, als Dünger, arzneilich. N.sulfat (schwefelsaures Natron, Glaubersalz), zu Glas, arzneilich. N.silikat (Natronwasserglas) zum Imprägnieren v. Holz u. Geweben u. Konservieren.

NatronNatrium.

Nattern, Schlangenfam., ungiftig z. B. Ringelnatter, 11/2 m, am Kopf 2 gelbe Flecke, frißt Frösche; Äskulapschlange, größte dt. Schlange, 2 m, braun; Glatt- od. Kupfernatter, 3/4 m, graubraun. Giftige N.: ↑ Brillenschlange; Uräusschlange, 2 m, gelb, N-Afrika; Seeschlangen, in trop. Meeren, z. B. Zweifarbige Seeschlange, 1 m, braun und gelb.

Natur,

1) Inbegriff alles Seienden, bes. des physisch Seienden;
2) Gegensatz zu Geist; durch das Christentum verschärft: zu Gott;
3) Wesen eines Dinges;
4) Gegenbegriff zu Kultur: das Gewordene im Gegensatz zu allem vom Menschen Gemachten, das Zeugnis des menschl. Geistes, also Gegenstand der Geisteswissenschaft ist. Daher die Teilung der Wissenschaften in Natur- u. Geisteswissenschaften.

Naturaldienste (Hand- u. Spanndienste) können von Gemeinden [433 434] zur Deckung ihrer Bedürfnisse gefordert werden.

Naturalertrag, Bodenertrag ohne Rücksicht auf seinen Geldwert.

Naturalien, Natur-, Bodenerzeugnisse in möglichst natürl. Form (in N.kabinetten) aufbewahrte Mineralien, Tiere, Pflanzen u. Fossilien.

Naturalisation, Verleihung der Staatsangehörigkeit an Ausländer; Ztw.: naturalisieren.

Naturalismus, philos.: die Leugnung einer der Natur übergeordneten Welt; in der Lit.: genaue Wiedergabe der Sinnenwirklichkeit (seit Zola); in der Kunst: Streben nach Naturtreue.

Naturalobligation, nicht klagbare Schuldverbindlichkeit, z. B. Spiel-, Wettschuld, verjährte Schuld, Provision für Heiratsvermittlung.

Naturalpacht, Bemessung des Pachtzinses in Naturalien (Getreide, Holz usw.).

Naturalteilung, Teilung landw. Güter in gleiche Teile für alle Erben.

Naturell, angeborne Eigenart d. Gefühls- u. Trieblebens; Kochkunst: ohne besondere Zutaten bereitet.

Naturgeschichte, NaturkundeNaturwissenschaft.

Naturheilkunde (Naturheilmethode), Krankheitsheilung ohne Arzneien dch. Diät, Massage, Wasser, Bewegung usw.

Natürliche Kinder, leibl. (auch uneheliche) Kinder, im Gegensatz zu adoptierten.

Naturphilosophie, philos. Prüfung naturwissenschaftl. Methoden u. Begriffe.

Naturrecht, das aus der Natur des Menschen als eines vernünftigen Wesens durch Nachdenken ermittelte Recht, das Allgemeingültigkeit beansprucht (vertreten u. a. von Kant).

Naturschutz, alle Maßnahmen, die einer Beeinträchtigung d. Natur dch. menschl. Betätigung entgegenwirken.

Naturschutzgebiete, Gebiete, in denen die urspr. Natur geschützt wird; in USA: Yellowstone Nationalpark (9250 qkm), Sequoiapark (Kalifornien) und Yosemite-Nationalpark (Coloradogebiet). Schweiz. Nationalpark in der SO-Ecke von Graubünden. Im Dt. Reich bes. Lüneburger Heide (Wilseder Berg).

Naturtheater, Bühne unter freiem Himmel (Freilichtbühne) mit natürl. Szenerie (Wald, Felsen).

Naturtöne, durch Veränderung des Anblasens mit Blasinstrumenten erzeugte Töne.

Naturvölker, Völker einfacherer Kultur in enger Naturabhängigkeit.

Naturwissenschaft (Naturforschung) sucht alle Naturtatsachen festzustellen, zu ordnen u. logisch miteinander durch Theorien zu verknüpfen. Methoden der N.: Vergleichen (der Dinge, Vorgänge, Begriffe, Gesetze) u. Experimentieren (auch gedanklich). Man unterscheidet allgemeine N.en, die die Gesetze der Bewegungen und der Stoffe erforscht: Physik u. Chemie, und spezielle N.en, die Gesetzmäßigkeiten an bestimmten Naturkörpern aufsuchen: Astronomie, Geologie (mit Mineralogie, Geographie), Biologie (im weitesten Sinn); letztere früher z. T. als Naturbeschreibung (Naturkunde, -geschichte) zusammengefaßt. Oder man unterscheidet organ. N.en, die sich mit der Welt der Organismen befassen, und anorganische (exakte N.en), die die leblosen Naturkörper erforschen.

Nauen, St., Osthavelland, 9600 E; Großfunkstelle.

Nauheim, hess. St., am Taunus, 14 000 E.

Friedrich Naumann.

Naumann, Friedrich, 1860–1919; 1886–94 prot. Geistlicher, 1907–18 M. d. R. (Freisinn.), 1919 1. Vors. der Dt. Demokr. Partei; Hrsg. der Ztschr. „Die Hilfe“; „Demokratie u. Kaisertum“, „Mitteleuropa“.

Naumburg, nordostthür. St., an d. Saale, 29 000 E; Dom (13.–14. Jh.).

Nauru, eine der Marshallinseln (früher deutsch).

Nausikaa, in Homers „Odyssee“ die Tochter des Phäakenkönigs Alkinoos, die den gestrandeten Odysseus in das Haus ihres Vaters führte.

Nautik, Schiffahrtskunde; Nautiker, Seefahrtskundiger.

Navarra, Landschaft, ehem. span. Königreich beiderseits der Pyrenäen.

Navigare necesse est, vivere non est necesse, „Schiffahrt ist notwendig, zu leben ist nicht notwendig“.

Navigation, Kunst, ein Schiff zu führen.

Navigationsakte, engl. Gesetz v. 1651 zur Förderung der Schiffahrt.

Nawiasky, Hans, Staatsrechtslehrer, München, *1880.

Naxos, größte grch. Zyklade, 17 000 E.

Nazarener, Beiname Christi; die ersten Judenchristen; dt.-romant. Künstlergruppe in Rom um 1810: Overbeck, W. v. Schadow, Philipp Veit u. Peter Cornelius.

Nazareth, Stadt in Palästina, 7400 E.

N. C. = North Carolina (USA).

N. D. = North Dakota (USA).

Neander, August, prot. Theol., 1789–1850; Kirchengesch.

Neandertalmensch, Vertreter einer ausgestorb. Menschenform d. Diluviums; benannt nach Neandertal (bei Düsseldorf).

Die Bucht von Neapel mit dem Vesuv.

Neapel, St., im südl. Mittelitalien, am Golf v. N., 970 000 E; Ind. (Eisen, Textilien); Fremdenverkehr.

Neb. = Nebraska (USA).

Nebel, Lufttrübung durch Verdichtung von Wasserdampf an Staub- (Rauch-) Teilchen (N.kerne).

Nebelflecke, matt leuchtende, wolkenähnl. Himmelsobjekte, auch sternartig verdichtet als Nebelsterne. ↑ Fixsterne; ↑ Taf. Sp. 265.

NebelhornSirene.

Nebenklage. Im Strafprozeß kann sich der (bei Beleidigungen u. Körperverletzungen) zur Privatklage berechtigte Verletzte der Staatsanwaltschaft durch N. anschließen.

Nebennieren, 2 kleine, den Nieren aufgelagerte endokrine Drüsen; in ihnen entsteht Adrenalin (blutdrucksteigernd).

Nebenplätze, im Wechselverkehr Orte ohne Niederlassung der Reichsbank od. einer andern größern Bank.

Nebenschilddrüse = Epithelkörperchen.

Nebenschluß.


Nebenschluß, elektr. Zweigleitung (Abb.: A ist Zweigleitung v. B. od. B. Zweigleitung v. A).

Nebenwinkel.

Nebenwinkel ist jeder Winkel (Abb.) ß od. β’, der mit dem Winkel α zus. 180° ergibt.

Nebo (Nabu), babylon.-assyr. Gott des Handels.

Nebr. = Nebraska.

Nebraska, USA-Staat am obern Mississippi, 200 768 qkm, 1,37 Mill. E; Hptst. Lincoln. Gutes Landwirtschaftsgebiet (Weizen, Mais) im O, sandig im W.

Nebukadnezar, babyl. Könige:

N. I., 1146–23 v. Chr.
N. II., d. Gr., 605–562 v. Chr., eroberte 586 Jerusalem.

Necessaire, Reisekästchen, Toiletteköfferchen, Arbeitstäschchen.

Neckar, Nebenfluß des Rheins, v. d. Baar, 396 km.

Necker, Jacques, 1732–1804; 1777–81 u. 1788–89 frz. Gen.-Dir. der Finanzen.

Nedschd, Sultanat in Arabien, 1 903 000 qkm, 2 235 000 E; Hptst. Er-Riad. Hochland v. Steppen- u. Wüstengepräge; nomadisierende Viehzüchter. 1921 unabhängig.

Neera, Deckname der ital. Schriftst. Anna Radius, geb. Zuccari, 1840–1916; pessimist. Novellen.

Nefretete = Nofretete.

Negation, Verneinung; negativ, verneinend; ↑ Mathematische Zeichen, ↑ Zahl.

NegativPhotographie.

Negativdruck läßt den Druck in der Farbe des Papiers auf dunklem Grund erscheinen.

Neger, dunkelfarbige Menschenrasse in Afrika, etwa 125 Mill. (↑ Taf. II, 9–13, Sp. 441).

Negerbewegung, Problem d. polit. Gleichstellung d. Negers in Afrika („Afrika den Afrikanern“) u. USA.

Negieren, verneinen.

Negligé, Morgenkleid.

Negotiation, Ausgabe einer öff. Anleihe durch Bankhäuser.

Negri,

1) Ada, ital. Dichterin, *1870;
2) Pola, poln. Filmschauspielerin, *1897.

Negritos, Urbevölkerung auf den Philippinen, Malakka u. Andamanen (↑ Taf. I Sp. 440).

Negroid, negerähnl., bes. in Hinsicht auf phys. Merkmale.

Negros, Philippineninsel, 12 098 qkm, 400 000 E.

Negus Negesti („König der Könige“), Titel des Königs v. Abessinien.

Neheim, westfäl. St., östl. Hagen, 12 000 E.

Nehemia, im 6. Jh. v. Chr., relig. u. polit. Erneuerer des Judentums.

Nehru, ind. Nationalistenführer:

1) Motilal, 1861–1931;
2) Jawaharlal, *1891.

Nehrung, vom Meer aufgebaute sandige Landzunge.

Neidhart v. Reuental, mhd. Lyr., † um 1240; ältester dt. Komp., von dem Lieder mit Melodien erhalten sind.

Neigungszeiger

Neigungszeiger, die an den Gefällswechselpunkten der Eisenbahnen aufgestellten Tafeln (Abb. oben).

Neiße, Nebenflüsse der Oder:

Görlitzer N., vom Isergebirge, 225 km;
Glatzer N., vom Glatzer Schneeberg, 195 km.

Neisse, oberschles. St., an der Glatzer Neiße, 33 000 E.

Nekrolog, Nachruf für Verstorbene.

Nekromantie, Totenbeschwörung zwecks Wahrsagung.

Nekropole, gr. Begräbnisplatz.

Nekrose, Absterben eines Gewebeteils.

[435 436] Nektar, grch. Myth.: Göttergetränk; zuckerhalt. Pflanzenabsonderung, bes. in Blüten („Honig“).

Nelken (Dianthus), Stauden, auch strauchig. Kartäuser-N., 50 cm, blutrote Blüten in Büscheln; Bart-N., 40 cm, Blüten in vielen Farben; Pracht-N., 60 cm, Kronblätter fiederspaltig eingeschnitten, fleischfarben, auch weiß; Garten-N., verschiedenfarbig, wohlriechend.

Nelkenöl, aus Nelken (↑ Gewürznelkenbaum) hergestellt.

Nelson, schnellenreicher Abfluß des Winnipegsees zur Hudsonbai (Kanada), 650 km.

Nelson, Horatio, Viscount, 1758–1805, vernichtete 1798 die frz. Flotte bei Abukir, schlug 1805 bei Trafalgar, wo er fiel, die frz.-span. Flotte.

Nemea, Tal in Argolis; den nemeischen Löwen erlegte Herakles.

Nemesis, grch. Gerechtigkeitsgöttin.

Nennwert (Nominalwert), auf Münzen, Wertpapieren usw. angegebener Wert im Gegensatz zum Metall- od. Kurswert.

NeokomGeologische Formationen.

Neolithisches Zeitalter (Neolithikum), jüngere Steinzeit (↑ Vorgeschichte).

Neon, Ne, chem. ↑ Element, Edelgas, in der Luft.

Neophyten, Neugetaufte, Neulinge, Neubekehrte.

Neozoische Formationsgruppe (Känozoikum),Geologische Formation.

NEP = Nowaja Ekonomitscheskaja Politika, „Neue ökonomische Politik“, durch Lenin 1921 in der Sowjetunion eingeführt.

Nepal, unabhänges Reich, nördl. Indien (Himalaja), 140 000 qkm, 5 640 000 E; Hptst. Katmandu.

Nephritis, Nierenentzündung.

Nepomuk, Johannes v., Schutzheiliger Böhmens, 1340–93 (in d. Moldau ertränkt).

Nepos, Cornelius, röm. Schriftst., zw. 100 und 25 v. Chr.; Lebensbeschr. berühmter Männer.

Nepotismus, Vetternwirtschaft.

Nepper, Dieb, Betrüger.

Neptun,

1) altröm. Regen- und Wassergott; dem griech. Meergott Poseidon gleich;
2) ↑ Planeten.

Neptunismus, Lehre, daß Gesteine aus dem Wasser od. mit dessen Hilfe gebildet sind.

Ne quid nimis, „nichts zuviel“, alles mit Maß.

Nereus, grch. Meergreis, Vater der Nereiden (Meergöttinnen).

Nerfling = Alant.

Nernst, Walter, Physiker u. Chemiker, *1864 (Lösungen, Wärmelehre).

Nero, Domitius (N. Claudius, A. Germanicus), röm. Kaiser 54–68, *37 n. Chr., ließ 59 seine Mutter u. 62 seine Gemahlin Octavia ermorden, verfolgte die Christen (Brand Roms 64).

Nerval, Gérard de, frz. Schriftst., 1808–55; Novellen; Übers. aus dem Dt., bes. v. Goethes „Faust“.

Nerven,

1) bei Blättern meist hellgrüne Adern zur Stoffleitung; ↑ Taf. Sp. 73;
2) reizleitende Teile des menschl. u. tier. Körpers. Der Nerv besteht aus einem Bündel sich verästelnder N.fasern (Abb. 1). die aus N.fibrillen zusammengesetzt u. v. der Schwannschen Scheide umhüllt sind, auf die nach innen die Markscheide folgt. Die N.faser ist ein verlängerter Fortsatz einer Ganglienzelle (N.zelle, Abb. 2); sie endet mittels eines sog. Endbäumchens am Sinnes- oder Erfolgsorgan. Die Reizleitung erfolgt zentripetal, d. h. von außen (Haut usw.) nach dem Zentrum (Gehirn), od. zentrifugal, d. h. vom Zentrum nach außen. ↑ Taf. Sp. 396.

Nervenentzündung, verursacht durch: Verletzungen, Vergiftungen (Alkohol, Blei), Infektionskrankheiten (Diphtherie).

Nervenfieber, früher für Unterleibstyphus.

Nervenkrankheiten, Krankheiten des Gehirns (außer den Geisteskrankheiten), des Rückenmarks, der Nerven; ↑ Neuralgie, ↑ Nervenentzündung, Neurosen.

NervenschockSchock.

Nervenschwäche, mit Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Herzbeschwerden, Magen- u. Darmbeschwerden, Neigung zu Hypochondrie, Angstzuständen verbundene Schwäche (Mattigkeit, Erschöpfbarkeit, Minderwertigkeitsgefühl), infolge von erblicher Veranlagung (Neuropathie), Unfällen, geistiger Überarbeitung.

Nervensystem, Gesamtheit der Nerven. Bei Wirbeltieren und Menschen bilden Gehirn und Rückenmark das animale N., das bewußte Empfindungen und willkürliche Bewegungen vermittelt. Das auton. (vegetative, sympath.) N. hat erregende od. hemmende Wirkung auf die vom Willen unabhängigen vegetativen Vorgänge.

Nervosität = Nervenschwäche; Reizbarkeit.

Nerz, Raubtier, 1/2 m, braun, Asien, Europa, Amerika. ↑ Taf. Sp. 520.

Nesselausschlag (-fieber, -friesel)Nesselsucht.

Nesselfaser, Bastfaser der Brennessel oder chinesischen Nessel.

Nesselsucht, Hautausschlag: juckende Quaddeln (Quaddelkrankheit), auch rote Knötchen (Nesselfriesel), öfters mit Fieber (Nesselfieber); manchmal nach Erdbeer-, Pilzgenuß.

Nesseltuch (Nessel), eigner Stoff aus Nesselfasern, jetzt auch glatte (leinwandbindige), grobe und mittelfeine Baumwollrohgewebe.

Nest, von Tieren angelegte Wohnstätte, besonders die der Vögel.

Neßler, Viktor, Komp., 1841–90; Oper: „Trompeter v. Säckingen“.

Nessos, von Herakles getöteter Kentaur; durch ein mit seinem Blut getränktes Gewand (N.-hemd) wird Herakles später wahnsinnig.

Nestor, König v. Pylos, ältester Fürst vor Troja.

Nestorius, Patriarch v. Konstantinopel 428–31, als Ketzer verurteilt.

Nestroy, Joh. Nep., Wiener Possendichter, 1801–62.

Nettelbeck, Joachim, 1738–1824, verteidigte 1807 m. Gneisenau Kolberg.

Netto, rein, ohne Verpackung od. Unkosten.

Netto, Eugen, dt. Math., 1846–1919.

Nettoetat, öff. Haushaltplan nach Abzug der Steuererhebungs- u. Verwaltungskosten.

Netz, beim Menschen der die Baucheingeweide bedeckende Teil des Bauchfells.

Netze, Nbfl. der Warthe, 366 km.

Netzflügler, Insektengruppe mit häutigen, netzförmig geäderten Flügeln, z. B. Ameisenlöwen, Köcherfliegen.

NetzhautAuge.

NetzschlangeRiesenschlangen.

Karoline Neuber.

Neuber, Karoline („Neuberin“), Schauspieler. u. Theaterleiterin, 1697–1760, wirkte mit Gottsched für Veredlung der Bühne.

Neublau (Wasch-, Kugelblau), m. Ultramarin od. a. gefärbte Stärke.

Neubrandenburg, St., Mecklenburg-Strelitz, 14 000 E; alte Stadttore.

Neubraunschweig, ostkanad. Prov., 72 500 qkm, 388 000 E; Viehzucht, Fischerei und Holzschlägerei. Hptst. Fredericton.

Neubritannien = Neupommern.

Neuchâtel = Neuenburg.

Neue Hebriden, Inselgruppe östl. v. Australien, frz.-brit. Gemeinherrschaft, 13 230 qkm, 65 000 E.

Neuenburg, schweiz. Kanton am Jura, 800 qkm, 126 000 E (13% Deutsche), am N.er See (215,9 qkm). Hptst. N., 22 000 E; Schloß (13.–14. Jh.).

Neuenglandstaaten (USA): Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusetts, Rhode-Island, Connecticut.

„Neuer Kurs“, Regierung Caprivis (1890–94) nach Bismarcks Sturz.

Neue Sachlichkeit, moderne, den Expressionismus ablösende Kunstrichtung: Eingehen auf die rationalisierte Alltagswelt, daher klare, knappe Darstellung, Hervorhebung d. Wesentlichen, übersichtl. Anordnung. In der Malerei bereits wieder romant.-idyllischer Inhalt in formal-sachlicher Einkleidung möglich (G. Schrimpf, ↑ Taf. III Sp. 408). In der Baukunst sparsame Dekoration, Materialwirkung, Zweckmäßigkeit.

Neue Welt = Amerika.

Neufundland: Fischerdorf am Eingang des Hafens von St. Johns.

Neufundland, brit. (seit 1583) Dominion auf Insel N. an der Ostküste v. Nordamerika, vor dem Lorenzgolf, 110 677 qkm, 263 182 E; dazu Labrador mit 306 800 qkm u. 4054 E; Hptst. St. Johns. Starke Fischerei; Holz- u. Papierind.

Neugersdorf, St., SO-Sachsen, 11 000 E.

Neugranada, im 18. Jh. Bez. für d. heutige Kolumbien.

Neugroschen, frühere sächs. Silberscheidemünze, = 1/30 Taler.

Neuguinea, Insel nördl. v. Australien, 785 360 qkm. Im O holl., i. NO austral. Völkerbundsmandat (früher dt.), im SO zum Austral. Staatenbund gehörig. Bev. meist Papua. Ausf. v. Gold, Sandelholz, Kopra, Trepang, Perlen.

Neuguinea-Territorium, austral. Völkerbundsmandat (bis 1919 Dt.-Neuguinea), umfaßt d. NO v. Neuguinea, Bismarckarchipel, Admiralitätsins., Bougainville; 235 700 qkm, 418 000 E.

Neuhaldensleben, St. im N. der Prov. Sachsen, 11 000 E.

Neuholland, älterer Name für Australien.

Neuilly-sur-Seine, frz. St., Vorort v. Paris, 52 000 E. ↑ Friedensverträge.

Neu-Isenburg, hess. St., nördl. Darmstadt, 12 000 E.

Neukaledonien, frz. Insel, östl. v. Australien, 57 630 E; Nickel-Chrom- (1/4 der Weltproduktion), Kobaltgewinnung.

Neukantianer = Marburger Schule.

[437 438] Neulandbewegung, gegr. 1917, erstrebt Erneuerung des Deutschtums v. bewußt christl. Weltanschauung aus.

Neulateinische Dichtung, durch die Renaissance geweckt: Petrarca, Hutten u. a.

Neumann,

1) Alfr., Schriftst., *1895; Romane: „Der Teufel“, „Der Patriot“;
2) Balthasar, Architekt, 1687–1753 (↑ Taf. I Sp. 56);
3) Robert, Schriftsteller, *1897; „Mit fremden Federn“ (Parodien);
4) Therese, *1898, die Stigmatisierte v. Konnersreuth.

Neumark, östl. der Oder gelegener Teil der Mark Brandenburg.

Neumayer, Georg v., Geophysiker u. Hydrograph, 1826–1909.

Neumayr, Melchior, Geolog u. Paläontolog, 1845–90.

Neumen, frühmittelalterl. Notenschrift; Striche, Häkchen, Punkte u. dgl. über dem Text. ↑ Taf. Sp. 424.

Neumünster, St., mittl. Holstein, 40 000 E; Lederind.

Neunaugen, Rundmäuler, fischähnl., z. B. Gr. Lamprete, 1 m, weiß, dunkelgefleckt, laicht in Flüssen, ebenso Fluß-N. (Bricke), 50 cm, grünlichblau, gelblichweiß.

Neunkirchen,

1) preuß. St., Saargebiet, 41 000 E; Eisen, Kohle;
2) (N. am Steinfelde) niederösterr. St., 12 000 E.

NeuntöterWürger.

Neuorleans = New Orleans.

Neuplatonismus, letzte philosoph. Schule des Altertums: Plotin u. a.

Neupommern, Insel des Bismarckarchipels, 33 700 qkm, gehört zum Neuguinea-Territorium.

Neuralgie, Nervenschmerz ohne nachweisbare organ. Erkrankung des Nervs, meist anfallsweise, bes. im Gebiet der Armnerven (Brachialgie), des Hüftnervs (Ischias).

Neurasthenie = Nervenschwäche.

Neurath, Konstantin, Frh. v., *1873; 1922–30 Botschafter Rom, 1930 London.

Neuritis = Nervenentzündung.

Neurologie, Lehre v. den Nervenkrankheiten.

Neurosen, Nervenleiden auf nicht organ. Grundlage, z. B. Hysterie, Hypochondrie, Neurasthenie.

Neuruppin, südwestbrandenburg. St., 18 000 E; Bilderbogenindustrie.

Neusalz, nordschles. St., 14 000 E.

Neusatz, südslaw., ehem. südung. St., 39 000 E (viele Dt.).

Neuschottland, ostkanad. Prov., 55 500 qkm, 524 000 E; Hptst. Halifax. Bergbau (Kohlen, Eisen, Gold), Eisenindustrie.

NeuschwansteinHohenschwangau.

Neuseeland: Die Hauptstadt Wellington.

Neuseeland, brit. (seit 1760) Dominion (seit 1907), südö. v. Australien, 267 497 qkm (2 Inseln), 1,4 Mill. E. Hptst. Wellington; Kohlen-, Gold- u. Silberbergbau; Flachs-, Gemüse-, Weizenbau. 9/10 der Ausfuhr Viehzuchtprodukte, außerdem Gold, Flachs, Kauriharz.

Neusiedler See, fischreicher See im österr. Burgenland, 200 qkm.

NeusilberKupferlegierungen.

Neuß, St., westl. Düsseldorf, 45 000 E; Metall-, Textilind.

Neustadt,

1) (N. an der Hardt) St. in der Pfalz, 21 000 E; Wein;
2) oberschles. St., 17 000 E; Weberei.

Neustettin, St., südl. Hinterpommern, 15 000 E.

Neustrelitz, Hptst. v. Mecklenb.-Strelitz, 12 000 E.

Neustrien, das westl. Frankenreich.

Neusüdwales, Gliedstaat im O des Austral. Bundes, 801 396 qkm, 2,1 Mill. E. Hptst. Sydney.

Neuthomismus, Wiederaufnahme der Philosophie u. Theologie des Thomas v. Aquino.

Neutitschein, nordostmähr. St., 14 000 E.

Neutöner, die mus. Fortschrittler (z. B. Rich. Strauß, A. Schönberg).

Neutral, keinem v. beiden dienend; ↑ Neutralisieren. N.e Zone, Landstreifen zw. 2 Staaten.

Neutralisieren, unwirksam machen; Säure mit Base od. Base mit Säure versetzen, bis sie neutral reagieren (weder blaues Lackmuspapier röten, noch rotes bläuen).

Neutralisierung, Verpflichtung eines Staates zu dauernder Neutralität.

Neutralität, Stellungnahme für keine der streitenden (kriegführenden) Parteien.

Neutrum, sächl. Geschlecht.

Neu-Ulm, westbayr. St., Ulm gegenüber, 12 000 E.

Neuwerk, Insel vor der Elbmündung.

Neuwied, St., bei Koblenz, 20 000 E.

Neu-Württemberg, dt. Ackerbaukolonie im brasil. Staat Rio Grande do Sul, 14 000 E.

Neuyork (Staat u. St.) = New York.

Neuzeit, die dem MA folgende Geschichtsperiode etwa seit 1500.

Nev. = Nevada (USA).

Nevada, westl. USA-Staat, 286 675 qkm, 91 000 E; Hptst. Carson City. Anbau vielfach nur mit künstl. Bewässerung (90% Trockengebiet); Goldbergbau.

Nevers, mittelfrz. St., 29 000 E.

Newa, Abfluß des Ladogasees, zum Finn. Meerbusen, 73 km.

Newark, St., New Jersey (USA), 474 000 E; Werften, Maschinenfabriken; Großfunkstelle.

New Bedford, Hafenst., Massachusetts (USA), 119 000 E.

New Brunswick = Neubraunschweig.

Newcastle, nordengl. St, 275 000 E; Steinkohlenbergbau, Stahl- u. Eisenindustrie.

New Hampshire, nordö. USA-Staat 24 192 qkm, 465 000 E; Hptst. Concord. Landwirtschaft gering; Baumwollind.

Newhaven, Hafenst., Connecticut (USA) 188 000 E.

New Jersey, USA-Staat, am Atlant. Ozean, 21 299 qkm, 4,0 Mill. E; Hptst. Trenton. Durch Nähe der Städte New York u. Philadelphia lebhafte Ind.

Newman, John Henry, engl. Kardinal, 1801–90; 1845 kath.; „Apologia pro vita sua“.

New Mexico, südw. USA-Staat, 317 609 qkm, 427 000 E; Hptst. Santa Fé. Durch Bewässerung des größtenteils trocknen Gebiets Mais-, Weizenanbau; Bergbau (Gold, Silber, Kupfer, Kohle); Erdöl.

New Orleans, Hafenst. v. Louisiana (USA), am Mississippi, 429 000 E; Baumwoll-, Getreide-, Fleisch-, Zuckerausfuhr.

Newport, südwestengl. St, 96 000 E; Stahlwerke.

Isaac Newton.

Newton, Isaac, Begr. der neuem math. Physik u. physikal. Astronomie, 1643–1727, London; entdeckte die Zusammensetzung des Lichts, das Gravitationsgesetz, die Theorie der Lichtbrechung u. Schallfortpflanzung.

New York: Blick über den East River auf die City und den Hudson.

New York,

1) nordö. USA-Staat, 127 433 qkm, 12,6 Mill. E; Hptst. Albany. Wirtschaftl. bestimmt durch d. Stadt N.; Gärtnereien, Viehzucht, Lebensmittel;
2) größte St. v. USA, 6 Mill. E (viele Dt.), als Groß-N. mit 9,35 Mill. E größte St. u. erster Handels- u. Hafenplatz der Erde; sämtl. Erwerbszweige; Hochhäuser.

Nexus, Verbindung, Zus.hang; rechtl.: das Band zw. Gläubiger u. Schuldner. Kausal-N.Kausalität.

Ney,

1) Elly, Pianistin, *1882;
2) Michel, Hrz. v. Elchingen, Fürst v. der Moskwa, 1769–1815 (erschossen), treuester u. ruhmreichster Unterführer Napoleons I.

N. H. = New Hampshire (USA).

N. J. = New Jersey (USA).

Niagara, der 58 km l. Teil des Lorenzstroms zw. Erie- u. Ontariosee (N-Amerika), mit dem v. Wellandkanal umgangenen N.fall (50m); Abb. Sp. 439.

Niamey, Hptst. der frz. Nigerkol. (W-Afrika), 3000 E.

Njangwe, Handelsplatz in Belg.-Kongo, etwa 3000 E.

Njassa, See an der Grenze v. Port-O-Afrika u. Brit-S-Afrika, 30 800 qkm.

Njassaland, brit. Schutzgebiet in SO-Afrika, 103 482 qkm, 1,3 Mill. E; Hptort. Somba. Tabak-, Baumwoll-, Kaffee-, Teeplantagen und -Ausfuhr.

Nibelunge(n), in der dt. Sage Geschlecht des Burgundenkönigs Günther, urspr. Zwergengeschlecht.

Nibelungenlied, mhd. Volksepos, 2. Hälfte des 12. Jh., handelt v. Siegfrieds Werbung um Kriemhild, seiner Ermordung u. Kriemhilds Rache. Anhang bildet „die Klage“.

Nicaragua, mittelamer. Rep., 118 453 qkm, 703 500 E; Hptst. Managua. Hauptanbau: Kaffee, Bananen, Hölzer; Rinderzucht; Kautschuk. 1525 span., 1823 selbständig.

Nicaraguakanal, Kanal zw. Atlant. u. Gr. Ozean, 1889 begonnen, nach Fertigstellung d. Panamakanals vorläufig aufgegeben.

Nicaraguasee, See in Nicaragua, 7705 qkm.

[439 440] Nichtigkeit, absolute Unwirksamkeit einer Rechtshandlung. Gründe: Geschäftsunfähigkeit, Nichtbeobachtung der für ein Geschäft (z. B. Testament) vorgeschriebenen Form, Verstoß gegen gesetzl. Verbot od. die guten Sitten. Das nichtige Rechtsgeschäft erlangt niemand gegenüber Wirksamkeit, bedarf also keiner Anfechtung.

Niagara: Links der 330 m breite amerikanische Fall, rechts der wesentlich stärkere, 578 m breite kanadische Fall.

Nichtmetalle = Metalloide.

Nickel, Schwermetall (↑ Elemente), silberweiß, schmilzt bei 1452°, spez. Gew. 8,8; zu Apparaten u. zu Hausgeräten, Vernicklung, Erzeugung v. N.stahl, Neusilber.Magnetkies.

Nicker = Genickfänger.

Nicodé, Jean Louis, dt. Komp., 1853–1919; Chorwerke.

Nicol, William, engl. Physiker, * um 1768, † 1851; erfand das N.sche Prisma.

Nicolai,

1) Christoph Friedr., aufklärer. Schriftst. u. Buchhändler, 1733–1811;
2) Otto, Komp., 1810–49; Oper: „Die lust. Weiber v. Windsor“.


Polarisation: Nicolsches Prisma.

Nicolsches Prisma, Kalkspatrhomboeder ABDC, diagonal HH’ so durchschnitten u. zus.gekittet, daß d. ordentl. Strahl bd an der Kittstelle c total reflektiert u. nur der außerordentl. bd’ bei c’ durchgelassen wird. ↑ Polarisation, ↑ Doppelbrechung, ↑ Kerr-Effekt.

Nicotiana = Tabak.

Nidaros, 1930 bis 6. 3. 1931 amtlicher Name von ↑ Trondhjem (Drontheim).

Niabergall, Ernst Elias, 1815–43; Lustsp.: „Datterich“.
Niebuhr,

1) Barth. Georg, Histor., 1776–1831, 1816 preuß. Ges. Rom;
2) Karsten, Reisender (Arab., Pers. usw.), 1733–1815.

Niederbayern, bayr. Regbez. an der Donau; 10 745 qkm, 755 800 E; Hptst. Landshut.

Niederdeutsch (Plattdt.)Deutsche Sprache.

Niederkalifornien = Baja California.

Niederlande, europ. Kgr., an der Nordsee, 34 186 qkm, 7,7 Mill. E; Außenbesitz etwa 2 030 400 qkm, 53 Mill. E. Residenzst. Haag, Hptst. Amsterdam. Vorherrschend durch Dämme geschütztes, durch Kanäle entwässertes Marschland.

Die N. sind weder ausgesprochen agrarisch noch industriell. Handel u. Verkehr von internat. Bedeutung, begünstigt durch geograph. Lage u. durch die Kolonien; Metall-, Textil- u. Nahrungsmittelind. Kolonialbesitz in Ostindien (seit 1603) u. im nördl. S-Amerika (gegr. 1613).

Seit 870 waren die N. Teil des dt. Reichs. Der prot. Norden erhob sich 1568 gegen Philipp II. v. Spanien (Alba 1567–73 Statthalter) u. wählte 1574 Wilhelm I. v. Oranien zum Statthalter; 1581 Republik der Ver. N., die südl. kath. Prov. blieben spanisch. Die frz. Rep. eroberte die N. 1794–95 u. errichtete 1795 die Batav. Rep. 1815 Kgr. der N. (Belgien, Luxemburg u. Holland). 1830 riß sich Belgien u. ein Teil Luxemburgs los. Seit 1890 Wilhelmine, wobei sich das übrige Luxemburg löste, da hier weibl. Erbfolge unzulässig. Im Weltkrieg waren die N. neutral. 1925 Finanzreform.

Niederländisch (Holländisch), westgerman. Sprache, Ende des 12. Jh. aus der niederfränk. Mundart entstanden; Schriftsprache seit 16. Jh.: Südholländisch.

Lit: Um 1250 Tierepos „Van den Vos Reinaerde“. Maerlant († 1300) Lehrdichtung. Im 15.–16. Jh. die Rederijkers (= dramat. Meistersinger). „Goldenes Zeitalter“: 17. Jh.: Vondel, Cats u. a. 18. Jh. Verfall, steigender frz. Einfluß. Ende 18. Jh. dt. Einfluß. Nach der Abtrennung Belgiens 1830 setzt die Fläm. Bewegung ein (Gegensatz zur frz. Lit.): Gezelle, Conscience, Pol de Mont. Bis 1880 Realismus: Potgieter. Seit 1880 Moderne; Lyrik wird feinnervig: Kloos, Verwey, Gezelle; die Erzählung ist sehr bunt: bei van Eeden psycholog., bei Couperus geschiehtl.; Streuvels schildert Bauern. Vermeylen ist Expressionist, Timmermans erzählt Legenden. Dramatiker ist Heijermans.

Niederländische Kunst, Sammelbezeichnung für die Kunst der Niederlande u. der german. Teile Belgiens v. der Gotik bis 1809; v. 17. Jh. ab in fläm. u. holl. Kunst geschieden; höchste Blüte u. führend in der Malerei im 15. Jh. (Eyck, Weyden), 16. Jh. (Massys, Brueghel, Mabuse) u. 17. Jh. (fläm.: Rubens, Dyck; holl.: Rembrandt, Terborch, Metsu, Hooch, Ruisdael, Vermeer). Lit.: Heidrich, Die altniederl. Malerei (1928); Friedländer, Die niederl. Malerei des 17. Jh. (1923).

Niederländisch-Guayana, zw. Britisch- u. Frz.-Guayana, 129 100 qkm, 147 800 E. Klima ungesund, gr. Fruchtbarkeit (Mais, Reis, Zuckerrohr, Kakao, Kaffee, Bananen); Bergbau: Gold.

Niederländisch-Ostindien: Sumatra mit Nachbarinseln, Java, Madura, Bali, Lombok, Sumbawa, Flores, Sumba, Timor (z. T.), die Molukken, Celebes, S-Borneo u. das westl. Neuguinea, 1,9 Mill, qkm, 52 824 500 E (208 000 Europ., 959 000 Chin.); Reg.-Sitz Buitenzorg. Klima heiß, feucht. Üppige Pflanzen-, reiche Tierwelt. Hptausfuhr: Zucker, Kautschuk, Erdöl, Kopra, Tee, Tabak, Zinn, Kaffee, Pfeffer.

Niederländisch-Westindien: Niederl.-Guayana u. Curaçao.

Niederösterreich, österr. Bundesland, ohne Wien; 19 301 qkm, 1 480 500 E; Hptst. Wien. Vorwiegend Ackerland (Roggen, Weizen, Hafer, Gerste; Wein).

Niederrhein, Gegend von Bonn abwärts.

Niedersachsen, der zw. der untern Weser u. Elbe liegende Teil des alten Sachsen.

Niedersächsisch, die in N-Deutschland östl. v. Niederrhein bis zur Insel Usedom herrschenden Mundarten.

Niederschlag (Fällung), aus Lösung durch Zusatz ausgeschiedener Stoff.

Niederschlesien, westl. Teil der frühern pr. Prov. Schlesien, seit 1919 selbständ. Prov., 26 616 qkm, 3 132 328 E; Hptst. Breslau. Ind. fast nur in den Städten, das Flachland ist agrarisch (viel Großgrundbesitz), im Gebirge Hausindustrie.

Niederspannungsanlagen, elektr. Anlagen mit Betriebsspannung unter 1000 Volt.

Niederwald, südw. Taunusvorstufe, 349 m; Nationaldenkmal von Schilling, zur Erinnerung an 1870/71.

Nielloarbeit, Herst. schwarzer Verzierungen auf Silber dch. Gravieren u. nachfolg. Einbrennen v. N.masse (Schwefelverb.) in d. Vertief.

Asta Nielsen.

Nielsen, Asta, dän. Schausp., *1881, erste Filmdarstellerin v. Weltruf.

Niemann,

1) Albert, Heldentenor (Wagner), 1831–1917; 1866–87 Mitgl. der Kgl. Oper Berlin;
2) Walter, (Klavier-) Komp. u. Musikschriftsteller, *1876.


Litauische Landschaft am Njemen.

Njemen, Fl. in Polen u. Litauen, fließt als Memel bei Tilsit ins Kurische Haff, 900 km.

Nienburg, hannov. St., an der Weser, 10 000 E.

Nieren, Organe zur Ausscheidung stickstoffhaltiger Endprodukte des Stoffwechsels. Beim Menschen (↑ Taf. Sp. 396) bohnenförmig.

Nierenkolik, Schmerzen infolge v. Nierensteinen.

NierensteineHarnsteine.

Nierstein, hess. D., am Rhein, 4600 E; Weinbau.

Niesky, niederschles. D., 2900 E; Herrnhuter Kolonie.

Nießbrauch (Nutznießung), dingl. Recht, eine fremde Sache unter Schonung der Substanz auf Zeit oder lebenslänglich zu nutzen.

Nieswurz, Hahnenfußgewächse, z. B.: Schwarze N. (Christrose), weiß od. rötlich, blüht um Weihnachten, giftig.

Niet.

Niet, Metallbolzen mit zylindr. Schaft (Abb., a), Setzkopf (b) und angestauchtem Schließkopf (c) zur Verbindung von Blechen.

Nietzsche, Friedr., Philosoph, 1844–1900 (seit [341 342] 1889 geisteskrank); verstand die krit. Punkte im gegenwärtigen kulturellen Leben festzulegen und die echten Werte deutlich zu machen. Er bekämpfte das Christentum als Religion der Schwachen, Lebensuntüchtigen; „Unzeitgemäße Betrachtungen“, „Menschliches, Allzumenschliches“, „Also sprach Zarathustra“, „Jenseits v. Gut u. Böse“, „Wille zur Macht“, „Ecce homo“ (Selbstdarstellung).

Friedrich Nietzsche.

Nieuport, belg. Seebad, 4700 E.

Nieuwe Diep, holl. Kriegshafen bei Helder.

Nieuwe Waterweg, Kanal zw. Rotterdam u. Nordsee.

Nife, der bes. aus Nickel u. Eisen (Fe) bestehende innerste Erdkern.

Niger, Strom in Frz.-W-Afrika, 4160 km.

Nigeria, brit. Schutzgebiet in W-Afrika, 869 400 qkm, 18 766 000 E (3000 Europäer); Hptst. Lagos. Fast 3/5 der Ausfuhr sind Palmöl u. -kerne; außerdem Zinnerz, Kakao, Häute, Erdnüsse, Baumwolle.

Nigerkolonie, frz. Kolonie, Teil von Frz.-Westafrika, 1 200 000 qkm, 1 218 700 E. Hauptort Niamey.

Nihilismus, Umsturzlehre. Nihilisten, radikale russ. Jugend um 1860.

Niigata, jap. St. (NW-Hondo), 109 000 E; Textilind.

Nikäa = Nizäa.

Nike, grch. Siegesgöttin.

Nikisch, Artur, Dirigent, 1855–1922.

Nikko, berühmter jap. Wallfahrtsort nördl. Tokio.

Nikobaren, brit. Inseln im Ind. Ozean, 9300 E.

Nikodemus, jüd. Schriftgelehrter, heiml. Anhänger Jesu.

Nikolajew, südukrainische St., 105 000 E; Maschinenind.

Niolai Nikolajewitsch.

Nikolai Nikolajewitsch, russ. Großfürst, 1856–1929, 1914–15 Generalissimus, 1915–17 im Kaukasus.

Nikolaus,

1) Hl., um 340; an seinem Festtag (6. Dez.) Geschenke an Kinder;
2) russ. Kaiser: N. I., 1796–1855; seit 1825 Zar. N. II., *1868, Herrscher seit 1894, entsagte 1917 dem Thron, 17. 7. 1918 mit seiner Familie von Bolschewisten erschossen.

Nikolsburg, südmähr. St., 7700 E.

Nikon, Erneuerer der russ. Kirche, 1605–91, Patriarch v. Moskau.

Nikopol, St., mittlere Ukraine, 14 000 E.

Nikosia, Hptst. v. Zypern, 19 000 E.

Nikotin, Alkaloid des Tabaks, höchst giftiges Öl.

Das Nildelta.

Nil, längster Strom Afrikas, strömt bei Chartum aus Weißem N. u. Blauem N. zus., mündet mit Delta ins Mittelmeer, 6397 km. Die befruchtenden Überschwemmungen sind dch. Staudämme geregelt.

Nil (= nihil) admirari, „nichts bewundern“.

Niloten (Nilneger), Ostgruppe der Sudanneger am obern Weißen Nil, Albert- u. Victoriasee.

NilpferdFlußpferde.

Nimbus,

1) Regenwolke;
2) Heiligenschein.

Nîmes, südfrz. St., 85 000 E; Seidenind., zahlreiche röm. Bauten.

Nimrod, nach hebr. Sage gewaltiger Jäger.

Nimwegen, holländ. Grenzst. (gegen Deutschland), 78 000 E.

Nimzowitsch, Aron, poln. Schachmeister, *1886.

Ning-po, ostchines. Vertragsst., etwa 284 000 E.

Ninive, St., um 2000 v. Chr. zum babylon. Reich gehörig, später assyr. Hptst., um 612 v. Chr. zerstört.

Niobe rühmte sich gegenüber Leto ihrer 12 Kinder (Niobiden), die darum von Apollon u. Artemis getötet wurden.

Niort, westfrz. St., 26 000 E; Handschuhmacherei.

Nippel, mit Gewinde versehene Rohrstücke zur Verbindung v. Rohren.

Nippflut, geringer Unterschied zw. Ebbe u. Flut (z. Z. d. Mondviertel).

Nippon, jap. Hauptinsel Hondo, auch einheim. Name für Japan.

Nirwana, brahman. u. buddhist. Lehre: völlige Ruhe, Loslösung v. Irrwahn des Seins u. von den mit ihm verbundenen Gefühlen u. Bestrebungen.

Nisch, südslaw. St., im ehem. östl. Mittelserbien, 25 000 E. Festung.

Nischnij-Nowgorod an der Mündung der Oka (l.) in die Wolga (r.).

Nischnij-Nowgoroder Gau, sowjetruss. Verwaltungsbezirk in Mittelrußland; Hptst. Nischnij-Nowgorod, 185 000 E.

Nischnij Tagil, St., Uralgebiet, 39 000 E.

Nisse, die Eier der Läuse, bes. der Kopflaus.

Nissen, Momme, Maler u. Schriftst., *1870, seit 1916 Dominikaner.

Nitrate, Salpetersäuresalze.

Nitrobenzol, gelbes (giftiges) Öl (künstl. Bittermandelöl), zu Seifen, Anilin usw.

Nitroglyzerin (Sprengöl), explodiert heftig; zu Spreng- (Dynamit) u. Schießstoffen, auch arzneilich.

Nitrozellulose, Einwirkungsprodukt eines Gemisches v. Salpeter- u. Schwefelsäure auf Zellulose. Je nach der Säurekonzentration erhält man Schießbaumwolle od. Kollodiumwolle (↑ Kollodium).

Nitti, Francesco, *1868, 1919–20 ital. Min.-Präs., seit 1924 im Exil (Paris); „Das friedlose Europa“.

Niveau, waagrechte Fläche; Rang, Stufe.

Niveile, Rob. Georges, 1856–1924, 1916 Führer der frz. Verdunarmee, 1917 der Nordarmee, abgesetzt („Blutsäufer“).

NivellementNivellieren.

Nivellieren, gleichmachen; Bestimmung der Höhenunterschiede im Gelände; Ergebnis heißt Nivellement.

Nix (Neck, Nöck), weibl.: Nixe, german. Wassergeist, lockt Menschen in die Tiefe.

Nizäa, antike St., im nordw. Kleinasien, 316 v. Chr. erbaut. Konzil zu N. 325.

Nizä(n)um (Nizän. Symbol), Glaubensformel der Trinitätslehre (Wesensgleichheit Jesu mit Gott) des Konzils zu Nizäa, 325.

Die Bucht von Nizza mit der berühmten Promenade des Anglais.

Nizza, Winterkurort an der frz. Riviera, 184 000 E.

N. Mex. = New Mexico (USA).

N. N., belieb. Namen; bei Höhenangaben: = Normalnull.

Noah, nach der bibl. Sintflutsage Urvater der neuen Menschheit; Söhne: Sem, Ham, Japhet.

Noailles, Anna, Comtesse Mathieu de, frz. Dichterin, *1876.

Nobel, Alfr., schwed. Chemiker, 1833–96; erfand u. a. Dynamit, stiftete durch Testament 1895 den N.-preis (für Physik, Medizin, Chemie, Lit. und Förderung des Weltfriedens).

NobelpreisNobel, ↑ Übersicht Sp. 445.

Nobile, Umberto, ital. Luftfahrer, *1885, verunglückte 1928 auf Polarexpedition mit dem Luftschiff „Italia“.

Nobilität, Adel; Nobiles, altröm. Amtsadel (N.); Nobili, in der Rep. [345 346] Venedig adlige Regierende.

Nobiskrug (richtig Obiskrug), im Volksglauben Seelenherberge auf dem Weg zur Hölle.

Noblesse, Adel; N. oblige, „Adel verpflicht.“.

Nöck = Nix.

Nocturne = Notturno.

Nofretete, ägypt. Königin, Gemahlin Amenhoteps IV. (↑ Ägypten). Ihre Bildnisbüste im Berliner Museum.

Nogat, östl. Mündungsarm d. Weichsel, 57 km.

Nokturn, „nächtl. (Gebet)“.

Nolde, Emil, niederdeutscher expressionistischer Maler, *1867.

Nolens volens, wohl oder übel.

Noli me tangere, „rühr’ mich nicht an!“; auch = Springkraut.

Nomaden, umherziehende Hirtenvölker ohne festen Wohnsitz; politisch tatkräftig, Eroberer (bes. Araber, Turkvölker).

Nomen, Name; Nennwort.

Nomenklatur, wissenschaftliche Benennung von Tieren und Pflanzen; wissenschaftliche Fachsprache; systematisches Namenverzeichnis.

Nominal (nominell), dem Namen nach; angeblich.

Nominalismus, philosophisch-scholastische Anschauung: Gattungsbegriffe bloße Namen; Gegensatz: Realismus. Volkswirtsch.: ↑ Metallismus.

Nomina sunt odiosa, „Namen erregen Ärgernis“ (man soll nicht Namen nennen).

Nominativ, gramm.: 1. Fall.

Nominieren, nennen, benennen, ernennen.

Nomos, neugrch. Verwaltungsbezirk.

Nonchalance, Lässigkeit, Unbekümmertheit.

Nonius, Hilfsmaßstab zum genauen Ablesen von Bruchteilen der Skala eines Maßstabs.

Nonkonformisten = Dissenters.

Non liquet, es ist ungeklärt, nicht entschieden.

Non multa, sed multum, nicht vielerlei, sondern viel.

Nonne.

Nonne,

1) Klosterfrau (kath.);
2) hohler Dachziegel, wird v. Mönch überdeckt;
3) Schmetterlingsart, weiß m. schwarzen Zackenbinden, 4 cm spannend, in Nadelwäldern schädlich.

Non olet, „(das Geld) stinkt nicht“.

Nonpareille, Schriftgröße im Buchdruck, ↑ Schriftgrade.

Non plus ultra, unübertrefflich.

Non scholae, sed vitae discimus, „nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“.

Nonsens, Unsinn, Widersinn.

Noppen,

1) Beseitigen v. Webfehlern aus Geweben.
2) Verdickungen, Schlingen u. dgl. (↑ Taf. Sp. 184).

Nordalbingien, Teil des alten Hzt. Sachsen, nordö, der Elbe.

Nordamerika (↑ Karte Sp. 488) bildet mit Mittel- u. Südamerika den Kontinent Amerika; 19,6 Mill. qkm, 140 Mill. E. Im W die nordsüdl. verlaufenden kordiller. Faltengebirge m. d. Mount McKinley (6188 m). Nach O eine in Stufen abfallende, in Kanada seenbedeckte Tafel, die im S z. T. große, baumlose Prärien umfaßt. An der atlant. Seite die Appalachen. Im Norden (kalte Winter, rauhe Sommer) Tundren; nach S anschließend Nadelwald, in der mit reichl. Niederschlägen bedachten O-Hälfte mehr Laubbäume, im trocknen Felsengebirgsgebiet Feld- u. Sandwüsten, neben Grassteppen u. Gebirgswäldern; in Mexiko z. T. schon tropische Wälder. Einheimische Kulturpflanzen: Mais, Baumwolle, Tabak, Bohnen, Batate, Tomate, Vanille, Kakaobohne. Politisch gegliedert in ↑ Kanada, USA (↑ Vereinigte Staaten von Amerika, ↑ Mexiko.

Nordamerikanische (engl.) Literatur. Zunächst Anschluß an engl. Tradition: Longfellow, Whittier; Essayisten: Emerson, Thoreau, Holmes; Erz.: Cooper, Hawthorne, Irving, Beecher-Stowe, Mark Twain, Bret Harte, Bellamy, Poe, Howells; eigenart. Lyr.: Whitman. Bodenständige Lit. seit 1910, bes. Erz.: Sinclair, Lewis, Jack London, Dreiser, H. L. Mencken u. v. a. Der kraftvollste Bühnendichter O’Neill hat sich vom Realismus zum Symbolismus gewandt. Lit.: F. Bruns, Die amer. Dichtung der Gegenwart (1930).

Nordaustralien, Gebiet des Austral. Bundes, 743 736 qkm, 4000 E; Hptst. Darwin.

Nordborneo, brit. Schutzgebiet, 80 561 qkm, 258 000 E. Ausfuhr von Hölzern, Kautschuk, Tabak, Kopra, Kohlen. Hptst. Jesselton.

Nordcarolina = North Carolina (USA).

Norddakota = North Dakota (USA).

NorddeichNorden.

Norddeutscher Bund, 1867–70, ↑ Deutsches Reich.

Norden, hannov. St., in Ostfriesland, 11 000 E; nahebei Norddeich, Großfunkstelle für Überseeschiffahrt.

Adolf E. v. Nordenskiöld.

Nordenskiöld,

1) Adolf Erik, Frh. v., schwed. Polarforscher (Spitzbergen, Grönland, nordö. Durchfahrt [1878/79]), 1832–1901;
2) Erland, Frh. v., schwed. Ethnolog u. Forschungsreisender (Südamerika), *1877;
3) Otto, Frh. v., schwed. Polarforscher, 1869–1928.

Norderney, ostfries. Nordseeinsel m. Seebad, 5600 E.

Nordfriesland, Westküste Schleswigs mit Nordfries. Inseln.

Nordgau, sowjetruss. Verwaltungsbezirk in NO-Europa; Hptst. Archangelsk.

Nordhausen, nordthür. St., 35 000 E; Kornbranntwein („Nordhäuser“).
Nordisch, zur ostgerm. Sprachengruppe gehörig, spaltete sich seit 9. Jh. in Ost-N. (Schwed.-Dän.) u. West-N. (Norw.) u., vom 10. Jh. ab, (Alt-)Isländisch od. N. im engern Sinn (älteste Periode: Alt-N.). N.-Isländ. Lit: ältere Edda, Loblieder der Skalden, Ende 14. Jh. Rimurpoesie, die Volkslieder. Prosawerke: Sagas (von Ari Thorgilsson, † 1148, Snorri Sturluson, † 1241, u. a.), jüngere Edda, norw. Königsspiegel (um 1250). Neuisländ. Lit.: Übers. des NT, 1540; 17. Jh. Pjetursson; 19. Jh. Erz.: Thóroddsen (1819–68); Lyrik, romant: Hallgrímsson (1807–45), bodenständig: Ólafsson (1827–1906) u. Erlingsson (*1858), europ.-realist: Hafstein (1861–1922); neuerdings Gunnarsson.

Nordische Kunst, vorchristl. Kunst der german. Bevölkerung Skandinaviens u. Islands: Tier- u. Bandornamente, Runensteine.

Nordischer Krieg, 1700–21, vernichtete Schwedens Großmachtstellung zugunsten Rußlands.

Nordkap, Kliff (307 m) auf der norw. Insel Magerö, gilt als nördlichster Punkt Europas.

Nordkaukasien, sowjetruss. Verwaltungsbez. im SO des Europ. Rußlands, 293 176 qkm, 8 364 000 E; Hptst. Rostow.

Nordlicht = Polarlicht.

Nördlingen, westbayr. St., 8600 E.

Nord-Ossetien, auton. Gebiet in N-Kaukasien, 6045 qkm, 152 000 E; Hptst. Wladikawkas.

Nordöstliche Durchfahrt, Seeweg entlang der nördl. Küsten von Europa u. Asien, durch die Beringstraße zum Stillen Ozean.

Nordostseekanal (Kaiser-Wilhelm-Kanal), Schiffahrtskanal v. Brunsbüttel an der Elbe zur Kieler Förde; 1887–95 erbaut, 99 km.

Nordpol wurde (angebl. von Cook 1908) von Peary 1909 erreicht; 1926 ff. mehrmals überflogen (Amundsen, Byrd, Nobile u. a.). Der magnet. N. liegt auf Boothia Felix unter 70° nBr, 96° wL.

Nordpolarländer, Länder innerhalb d. nördl. Polarkreises. Ohne die Festlandteile, einschl. Grönland u. Baffinsland, 3 720 000 qkm mit 10–15 000 E (meist Eskimo). Im ersten Stadium der arkt. Forschung viele vergebl. Fahrten zum ↑ Nordpol. Heute wissenschaftl. Ziele im Vordergrund: Verteilung v. Land u. Meer, die Zugstraßen des Treibeises, Meteorologie (Nansen, A. E. Nordenskiöld, A. Wegener u. a.).

Nordschleswig, der nach Volksabstimmung 1920 an Dänemark abgetretene Teil Schleswig-Holsteins, nördl. von der Flensburger Förde, 3993 qkm, 166 300 E (deutsche Minderheit 1925: 40 000).

Nordsee, zwischen Großbritannien, N-Deutschland u. Skandinavien, 571 900 qkm. Gutes Laich- u. Nährgebiet f. viele Fischarten: Heringe, auch Schellfisch und Kabeljau.

Nordstrand, nordfries. Insel, 2500 E.

Nordwestliche Durchfahrt, seit 16. Jh. gesuchter Seeweg um die N-Küste Amerikas nach China, 1850–53 von McClure von W her entdeckt, erst 1905 v. Amundsen durchfahren.

Nordwest-Territorien, Gebiet im NW Kanadas, 3,54 Mill. qkm, 9000 E.

Norfolk, Hafenst., Virginia (USA), 184 000 E.

Norge, norw. Name für Norwegen; auch Amundsens Polarluftschiff.

Norm, Richtschnur, Vorschrift.

Normalarbeitstag, gesetzl. festgesetzter tägl. Höchstarbeitstag, in Deutschland seit dem 23. 11. 1918 Achtstundentag.

Normale, ein Lot, das im Berührungspunkt auf der Tangente einer Kurve errichtet ist.

Normalelement, Element v. gleichbleibender elektromotor. Kraft (↑ Elektrizitätslehre 2) f. Meßzwecke.

Normalnull (NN), der als Ausgangswert f. alle Höhenbestimmungen angenommene mittlere Wasserstand; für Preußen gilt seit 1912 als N. eine Markierung, die an einem bei Hoppegarten in die Erde gelassenen Pfeilerbündel 37 m über dem Mittelwasser v. Neufahrwasser eingemeißelt ist.

Normaluhr, -zeitZeitbestimmung.

Norman, Montague, engl. Finanzmann, *1871, seit 1920 Gouverneur der Bank v. England.

Der Wallfahrtsort Mont Saint-Michel an der Küste der Normandie.

Normandie, Landschaft in NW-Frankreich; niederschlagsreich, viel Weide, berühmte [347 348] Pferdezucht.

Normannen (Wikinger), alte Bewohner Skandinaviens; plünderten als Seeräuber (9.–11. Jh.) die Küsten Europas, gründeten 912 die Normandie, gewannen 1066 England; ihre unterital. Reiche vereinigte Roger II. als König beider Sizilien. Schwedische N. (Varinger, Waräger) gründeten unter Rurik († 879) das Russ. Reich.

Normannischer Baustil, Abart des roman. Baustils, 11.Jh.

Normung, Vereinbarung über Vereinheitlichung (u. damit Verbilligung) d. Abmessungen, Herstellungsverfahren usw. v. Industrieerzeugnissen, veranlaßt vom Dt. Normenausschuß. Die v. ihm aufgestellten Normen erhalten das Zeichen DIN (Deutsche Industrie-Normen).

Nornen, nord. Schicksalsjungfrauen: Urd, Verdandi, Skuld.

Norrbotten, nordschwed. Län, mit Eisen- u. Kupfererzen; Hptst. Luleå.

Norrköping, ostschwed. Hafenst, 61 000 E; Textil-, Papier-, Tabakind.

Norrland, der nördlichste Teil Schwedens.

Northampton, mittelengl. St., 93 700 E; Eisenerzbergbau u. -verhüttung.

North Carolina, östl. USA-Staat, 135 778 qkm, 3,17 Mill. E (30% Neger); Hptst. Raleigh. Starker Anbau v. Baumwolle, Mais, Weizen, auch Gemüse; bed. Viehzucht.

Northcliffe, Alfred Ch. W. Harmsworth, Viscount N., engl. Zeitungsbesitzer, 1865–1922; im Weltkrieg Leiter der Greuelpropaganda.

North Dakota, USA-Staat, am obern Missouri, 183 460 qkm, 682 000 E; Hptst. Bismarck. Starke, wenn auch wegen Trockenheit weniger ertragreiche Landw. (bes. Weizen).

Northeim, St., nördl. Göttingen, 9400 E.

Norwegische Fjordlandschaft.

Norwegen, europ. Kgr. auf der Skandinav. Halbinsel, 323 795 qkm, dazu seit 1925 Spitzbergen mit 64 670 qkm, 2 649 800 E (davon 19 300 Lappen); Hptst. Oslo.

Durch tief eingeschnittene Meeresbuchten (Fjorde) u. Täler in öde Hochflächen (Fjelde) gegliederte Hochgebirgsmasse (Glittertind 2481 m) mit bed. Gletschern. Schärenreiche Küste. Klima der Westküste (Golfstrom) ozeanisch mild, im Innern kontinental u. trockner. Nadelwald, im S noch Buchen, Eichen u. Linden; äußerster Norden baumlos. Kaum 3% der Gesamtfläche sind landwirtschaftl. nutzbar, 23% sind v. Wald bedeckt, 70% sind Ödland. Ausnutzung der reichen Wasserkräfte führte zu Holz- und Papierind.

Das Christentum wurde eingeführt unter Olaf II. dem Heiligen (1016–28). N. wurde allmählich dän. Vasallenstaat, kam 1814 an Schweden, 1905 Losreißung durch Volksabstimmung; Haakon VII. König. Im Weltkrieg neutral, aber ententefreundlich. 1920 Souveränität über Spitzbergen.

Norwegisch. Die neuere Schriftsprache, seit Reformation, ist der dän. ähnl.; Sondersprache (Landsmaal) wird erstrebt Lit: In der altnord. Blütezeit literar. Einheit mit Island (↑ Nordisch); dann Verbindung mit der dän. Lit. der die besten Kräfte zuströmten. Aufblühen der neunorweg. Lit erst im 19. Jh.: Die Naturalisten Ibsen u. Björnson schrieben lokalgefärbtes Schrift-N. Erzähler Lie (1833–1908), Kielland (1849–1906), Heiberg, Elster (1841–81), die Skram (1847 bis 1905), Th. Krag (1868–1813), Bojer (*1872), Duun (*1876); eigenwüchsig Kinck (1865–1926), bahnbrechend Hamsun u. die Undset. Lyr. u. Novellisten W. Krag (*1871), Egge (*1869), Obstfelder (1866–1900).

Norwich, ostengl. St., 124 100 E; Masch.-, Textil-, Eisenind.

Nosemaseuche der Bienen, hervorgerufen durch Sporentierchen Nosema apis. Erkrankung erkennbar an stärkerem „Koten“.

Gustav Noske.

Noske, Gustav, *1868, 1919–20 Reichswehrmin. (soz.-dem.), seit 1920 Oberpräs. v. Hannover.

Nostradamus, frz. Astrolog, 1503–66, Arzt, gab aufsehenerregende Prophezeiungen.

Nota, Merkmal, Notiz, Rechnung; ad notam nehmen, zur Kenntnis nehmen, zur Erledigung anmerken.

Notabeln, durch Vermögen, Bildung u. Rang ausgezeichnete Personen.

Nota bene (NB.), „merke wohl!“

Notar, mit öff. Beurkundung betrauter Justizbeamter, fast durchweg m. Richterbefähigung.

Notbremse, Einrichtung zum schnellen Bremsen v. Eisenbahnzügen in Gefahrfällen.

Note, Bemerkung; Urkunde; Zensurgrad; Rechnung; Banknote; Schriftstück im diplomat. Verkehr.

Noten.

Noten, Schriftzeichen für die Töne der Musik, Punkte mit oder ohne Beistrich, die im 5zeil. Liniensystem durch Stellung u. Gestalt die Tonhöhe bzw. -dauer angeben. ↑ Taf. Sp. 424.

Notenbanken haben das Recht der Notenausgabe, stehen unter Aufsicht des Staates u. dürfen nur bestimmte Bankgeschäfte ausführen.

Notendeckung, zur Sicherstellung der Einlösbarkeit der Banknoten erforderl., v. der Notenbank vorrätig zu haltende Gold-, Devisen- u. Wechselbestände, bei der Reichsbank grundsätzl. 40% in Gold u. Devisen, Rest in Wechsel.

Notenkontingent, Höchstbetrag für Ausgabe von Banknoten.

Notetat, vorläufiger Etat.

Notfeuer, indogerman. Brauch z. Entsühnung u. Dämonenaustreibung.

Notfrist, zivilprozessuale Frist, d. nicht verlängerbar ist.

Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, 1920 gegr. Verein zur Abwendung der wirtschaftl. Not der deutschen Wissenschaft, seit 1929 „Deutsche Gemeinschaft zur Erhaltung u. Förderung der Forschung“ genannt.

Nothelfer, 14 Hl., Helfer in bes. Nöten.

Nothilfe, Handlung z. Abwendung eines Notstands bei einem andern. ↑ auch Technische Nothilfe.

Notierung, Feststellung d. Waren- u. Wertpapierkurse an der Börse.

Notifikation, Benachrichtigung; im Wechselrecht Nachricht an Vormann, daß Wechsel nicht bezahlt ist, sichert Ansprach auf Zinsen u. Kosten.

Notke, Bernt, spätgot. norddt. Bildhauer, tätig nach 1450.

Notker, Mönche in Sankt Gallen: N. Balbulus, „der Stammler“, 840 bis 912, Erfinder der Sequenzen; N. Labeo, „mit gr. Lippe“, „Der Deutsche“, 950–1022, ahd. Schriftst.

Notorisch, offenkundig.

Notre Dame, Maria (Mutter Jesu).

Notstand, Gefahr, aus der man nur durch Eingriff in fremdes Recht gerettet werden kann. Eine an sich strafbare Handlung ist, wenn N. gegeben, nicht strafbar u. verpflichtet nur in bes. Fällen zum Schadenersatz.

Notstandskredite werden v. Reich u. Ländern an wirtschaftl. bedrängte, aber noch sanierungsfähige landw. Betriebe gewährt.

Nottingham, mittelengl. St., 263 000 E; Spitzen-, Seiden-, Wirkwarenind.

Notturno („Nachtstück“), Tonstück träumer. Inhalts.

NotverbändeTaf. „Unfallhilfe“.

Notverordnung, Rechtsverordnung, die ohne bes. Ermächtigung von der Regierung ohne Mitwirkung d. ordentl. Volksvertretung erlassen wird.

Notwehr, die zur Abwehr eines menschl. Angriffs erforderl. Verteidigung, ist, auch bei Überschreitung d. Grenzen infolge Bestürzung, Furcht od. Schrecken, straflos.

NotzuchtSittlichkeitsverbrechen.

Nougat, Mandel-, Nußkonfekt mit Schokolade.

Nova Goa (Pandschim), Hptst. v. Port.-Indien, 18 000 E.

Friedrich von Hardenberg (Novalis.)

Novalis (Friedr., Frh. v. Hardenberg), romant. Dichter, 1772–1801; innige Verschmelzung v. Leben u. Dichten, Glauben u. Wissen; Rom. „Heinr. v. Ofterdingen“, „Hymnen an d. Nacht“.

Novara, nordital. St, 64 000 E; Textilind. Hier siegte Radetzky (1849) über Karl Albert.

Novation, Neuerung, Schuldumwandlung.

Novecento, ital. romant-idyll. Abart der Neuen Sachlichkeit.

Novelle,

1) streng geschlossene Erzählung;
2) Nachtragsgesetz zur Um- od. Ausgestaltung eines bestehenden Gesetzes.

November, 9. Monat im altröm. Kalender, durch die Reform Julius Cäsars 11. Monat des Amtsjahres; dt. Nebelmonat.

Novemberrevolution, der dt. Umsturz im Nov. 1918.

Novembersozialist, verächtlich für Parteigänger der Sozialdemokratie erst seit Nov. 1918.

Novibazar, Karstlandschaft zwischen Montenegro, Bosnien, Serbien, Mazedonien, Hptst. N.; 11 200 E.

Novität, Neuheit, Neuigkeit.

Noviziat, Prüfungszeit bei geistl. Orden.

Novokain, Ersatz für Kokain.

Novum, etwas Neues.

Nowaja Semlja, zwei russ. Inseln im Nördl. Eismeer, 92 000 qkm.

Nowawes, St., bei Potsdam, 27 000 E; Weberei.

Nowgorod, St., im sowjetruss. Leningrader Gebiet, 33 000 E.

Nowogeorgiewsk, poln. Festung, an der Weichsel [349 350] (Bugmündung), 13 000 E.

Nowosibirsk, Hptst. des sowjet-russ. Gaus Westsibirien, 121 000 E; Mühlen, Holzindustrie.

Noyaden, Massenertränkung polit. Verdächtiger (1798 in Nantes).

Nuance, Abstufung, z. B. bei Farbenübergängen; Abtönung; nuancieren, abstufen, abschatten.

Nuba, nordafrik. Völkergruppe.

Nubien, Landschaft in NO-Afrika mit dem mittlern Niltal, gehört zum engl.-ägypt. Sudan.

Nudeln, Teigwaren aus Weizen- (auch Mais-) Mehl mit Wasser u. Eiern.

Nugget, gr. Stück gediegenen Goldes.

NullZahl.

Nullpunkt, Anfangspunkt jeder Skala. Absoluter N.Wärme.

Numa Pompilius, sagenhafter 2. König Roms, 715–672 v. Chr.

Numea, Hptst. v. Neukaledonien, in der Südsee, 10 000 E.

Numerisch, durch bestimmte Zahlen ausgedrückt; der Zahl nach.

Numerus clausus, zahlenmäßig beschränkte Zulassung zu einem Beruf od. Amt.

Numismatik = Münzkunde.

Nunatakker, grönländ. Berge, die über das Inlandeis ragen.

Nuntius (Nunzius), päpstl. Gesandter bzw. Botschafter.

Nürburgring, Motorrad- u. Autorennbahn in der Eifel, 29 km, 300 m Höhenunterschied, um die Nürburg (Burgruine, 12. Jh.).

Nurhags, Quader-Steinbauten für Wohn-, Verteidigungs-, Begräbniszwecke, bes. auf Sardinien.

Nurmi, Paavo, finn. Meisterläufer, *1897.

Nürnberg, bayr. St., in Mittelfranken, 412 000 E; Metallw., Lebkuchenfabr., Bleistifte, Spielw.; Sebalduskirche (13 Jh., mit Sebaldusgrab, 1507–19 v. P. Vischer u. Söhnen). N.er Religionsfriede 1532.

NußbaumWalnuß.

Nußkohle, Kohle in d. Korngröße v. 8–25 mm Durchmesser.

Nußöl, aus Walnüssen gewonnen.

Nut.

Nut, Furche, in die ein Vorsprung (Feder, Federkeil) eingreift zwecks Verbindung von Hölzern usw.

Nut, ägypt. Himmelsgöttin.

Nuthe, Nbfl. der Havel, vom Fläming, 70 km.

Nutria, Pelz aus dem gegerbten Fell der Biberratte.

Nutsche, Filtriergerät (↑ Taf. Sp. 88).

Nutzeffekt = Wirkungsgrad.

Nutzlast, die von einer Transporteinrichtung beförderte Last.

NutznießungNießbrauch.

N. Y. = New York.

Nyborg, dän. Hafenst., am Großen Belt, 9800 E.

Nyköping, ostschwed. St., an der Ostsee, 12 000 E.

Nyktalopie („Nachtsehen“), Tagblindheit: die Kranken sehen im Dunkeln besser als im Hellen.

Nymphen, grch. Halbgöttinnen der Bäume (Dryaden), Berge (Oreaden), Quellen, Flüsse (Najaden).

Nymphenburg, Teil v. München, Schloß mit Park; seit 1761 bayr. Porzellanmanufaktur.

Nymphomanie, übermaß. Geschlechtstrieb beim Weibe; Mannstollheit.

Nystad, finn. Hafenst., am Bottnischen Meerbusen, 4400 E.

Nystagmus (Augenzittern), Zitterbewegung der Augen, angeboren od. erworben durch Bergarbeit.

Nyx, Personifikation der Nacht.


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