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Gegen Apion
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[77]
Einleitung.
(Nach Jost, J. G. Müller und Paret.)
S. auch Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums, 1851–52, S. 7–21; 41–56; 81–98; 121–145; 1856, S. 81–94; 1860, S. 125–142; 1867, S. 241f. u. 289.

Haben wir den Josephus bisher hauptsächlich als Historiker kennen gelernt, so zeigt er sich uns in der vorliegenden Schrift von einer ganz neuen Seite, indem er – feinsinnig und geistvoll – für sein vielfach geschmähtes und verleumdetes Volk als Apologet in die Schranken tritt. Gehässige Angriffe auf die Juden, die sich vor der Zerstörung des zweiten Tempels nach den inner-, vorder- und kleinasiatischen Landschaften, nach Aegypten, Nordafrika, Griechenland, Italien, ja bis nach Spanien, Gallien und Germanien zerstreut hatten, waren damals an der Tagesordnung: man missgönnte ihnen die Vorrechte, die sie sich allenthalben durch Fleiss, Treue und Gewandtheit erworben hatten, und an denen trotz des heissen Kampfes in Palaestina auch die römische Herrschaft nichts änderte. Dieser Neid bewirkte alsbald thätliche Angriffe und Zusammenrottungen des Pöbels gegen die jüdischen Mitbürger, und man glaubte sie um so ungescheuter belästigen zu dürfen, als die Angriffe von den Vornehmen begünstigt und von den Statthaltern unterstützt oder doch ungestraft gelassen wurden. Derartige Aufläufe fanden besonders in Antiochia und Alexandria statt.

In Alexandria hatte sich bekanntlich während der [78] letzten Jahrhunderte vor und des ersten nach Christi Geburt hellenisches Geistesleben und hellenische Litteratur zu solcher Blüte entfaltet, dass selbst Athen dadurch in den Hintergrund gedrängt worden war. Den Vergleich mit dem klassischen Hellenentum freilich konnte der alexandrinische Genius nicht aushalten; immerhin aber hatte er eine lebhafte und vielumfassende Bewegung in der Litteratur hervorgebracht. An dem wissenschaftlichen Leben in Alexandria beteiligten sich nun auch die dortigen Juden in hervorragendem Masse, und so erklärt es sich, warum gerade in dieser Stadt der Hass und das Vorurteil gegen jüdisches Wesen ihren litterarischen Ausdruck fanden.

Apollonios Molon, Poseidonios, Chairemon, Lysimachos und Apion waren die Hauptvertreter der judenfeindlichen Bewegung, die nichts geringeres bezweckte, als die Verhassten recht- und schutzlos zu machen und sie dadurch der brutalen Willkür des gewaltthätigen Pöbels preiszugeben. Hatten aber die früheren Widersacher weniger aus zielbewusstem Hass als aus Unkenntnis und getrübter Auffassung so ungünstig über die Juden geurteilt, so trat als eigentlicher Feind und Verfolger der letzteren mit der Absicht, sie zu kränken, verächtlich zu machen und zu verderben, zuerst Apion auf, und zwar in einer Schrift ‚Κατὰ Ἰουδαίων‘, von der es ungewiss ist, ob sie eine selbständige Abhandlung darstellte oder einen Teil des Gesamtwerkes über Aegypten ausmachte (s. Müller, Des Flavius Josephus Schrift gegen den Apion, S. 16). Gegen Apion erhob sich Josephus, machte dabei aber zugleich auch gegen die anderen Front, und diesem Umstand haben wir das Gedächtnis jener judenfeindlichen Litteraten überhaupt zu danken, deren Schriften verloren gingen, wenn auch ihre Verleumdungen [79] und Lügen in den späteren griechischen und römischen Schriftstellern, ja selbst noch bis in die neueste Zeit Nachhall fanden.

Die drei Alexandriner Chairemon, Lysimachos und Apion schöpften nun aus einer früheren Quelle gleichen Ursprungs, dem Werke des aegyptischen Oberpriesters Manetho aus Sebennytos. Auch dieses Werk ist verloren gegangen, und was wir davon haben, ward uns erst aus zweiter und dritter Hand überliefert. Ja, selbst die Auszüge des Julius Africanus (3. Jahrh. n. Chr.) sind uns erst durch andere übermittelt worden. Gegen Manetho als die Quelle der späteren judenfeindlichen Schriftsteller musste also Josephus zunächst sich wenden. Was er aber mitteilt, enthält solche Widersprüche, dass es wie Jost bemerkt, wahrscheinlich wird, Josephus selbst habe bereits einen verfälschten Manetho vor sich gehabt. Fälschungen dieser Art gehörten ja in Alexandria zu den alltäglichen Erscheinungen. Beweis dafür ist auch dass die Königslisten des Manetho überall da, wo sie mit den Inschriften auf Pyramiden, Obelisken u. s. w. verglichen werden können, sich als ganz irrig und verworren herausstellen. Lebhaftes Interesse hat von jeher Manethos Bericht über die Hyksos oder Hirtenkönige erregt, und nicht minder oft und eingehend ist die Frage der Identificierung der Juden mit den aussätzigen Aegyptern sowie das Verhältnis dieser Aussätzigen zu den Hyksos schriftstellerisch behandelt worden. Es ist hier nicht der Ort, die verschiedenen Ansichten darzulegen; ich verweise deshalb auf J. G. Müllers ausführlichen kritischen Exkurs (a. a. O. S. 214ff.) und Zipsers Abhandlung über diesen Gegenstand (Zipser, Des Flavius Josephus Werk über das hohe Alter des jüdischen Volkes gegen Apion, S. 59ff.[1]), ferner auf die Schriften von [80] Uhlemann (Israeliten und Hyksos in Aegypten) und De Cara (Gli Hyksôs o re pastori di Egitto). Dass Josephus die Israeliten und Hyksos für identisch gehalten hat, kann jedenfalls nach neueren Untersuchungen als feststehend erachtet werden.

Der talentloseste, unselbständigste und oberflächlichste unter den Widersachern war zweifellos Apion. Trotzdem musste er als einer der gefährlichsten gelten, denn keiner hatte so viel aus den Vorurteilen und Schwätzereien des heidnischen Pöbels geschöpft und sie für geschichtliche Wahrheit ausgegeben, wie gerade er. Dass er übrigens mit seinen Machwerken nicht nur der urteilslosen Menge imponierte, sondern auch bei ernsten Forschern Eindruck machte, beweisen einzelne Äusserungen des grossen Tacitus, der, offenbar durch Apions Verunglimpfungen der jüdischen Religion veranlasst, jüdischen Glauben und jüdische Sitte sonderbar und abstossend fand (Histor. V, 2–5). Dazu kommt noch ein weiteres, die Gefährlichkeit Apions kennzeichnendes Moment. Er beschränkte sich nämlich nicht auf die litterarische Befehdung der Juden, sondern bethätigte seinen Judenhass auch in praktischer Weise. Denn als unter der Herrschaft Caligulas in Alexandria Unruhen gegen die Juden ausbrachen und der wackere Philo an der Spitze einer jüdischen Gesandtschaft nach Rom ging, um vom Caesar Abhilfe zu erbitten, da liess sich Apion mit noch einigen anderen Pöbelführern von den heidnischen Alexandrinern abordnen, um in Rom den Juden entgegenzuarbeiten (Jüd. Altert. XVIII, 8,1; Philo, de legat. ad Gaium), und er setzte es in der That durch, dass der wahnwitzige Caesar die Bittsteller mit ihrem Anliegen höhnisch abwies. Es lässt sich denken, welchen Abscheu die Juden fortan vor Apion empfunden haben mögen, [81] und wie sein Name an erster Stelle genannt werden musste, wenn von den Feinden des auserwählten Volkes die Rede war. Eine Schrift gegen die Widersacher des Judentums konnte sich also nicht besser einführen als dadurch, dass sie die Bezeichnung „Gegen Apion“ trug.

Ausser dieser, seit Schedelius (15. Jahrh.) allgemein gebräuchlichen Überschrift führt nun die Abhandlung auch noch eine andere, die als eigentlicher Titel zu betrachten ist, nämlich: Über das hohe Alter des jüdischen Volkes. Mit ihr bekundet Josephus seine Absicht, den angefochtenen Adel seiner Nation zu retten und dadurch zu bewirken, dass die Geschichte und Religion des jüdischen Volkes ein Gegenstand aufmerksamerer Forschung würden; denn einem Volke, einem Staat, einer Gesetzgebung oder Religion hohes Alter absprechen heisst nach antiker Auffassung nichts geringeres, als ihnen jede höhere Berechtigung streitig machen. Diese seine Absicht hat Josephus vollkommen erreicht: es ist ihm gelungen, das hohe Alter seines Volkes zu beweisen, und die Art, wie er den Beweis führte, reiht seine Schutzschrift den besten Werken christlicher Apologeten würdig an.

Die Abfassungszeit der vorliegenden Schrift fällt, wie sich aus I, 10 ergiebt, später als die der Altertümer, wahrscheinlich auch später als die der Selbstbiographie. Sie wäre mithin frühestens in das Jahr 102 n. Chr. zu verlegen.

Weil übrigens Apion bereits im Titel der Schrift eine ausgezeichnete Stelle einnimmt, sei über ihn und seinen Charakter hier das Notwendige bemerkt. – Er war ein hellenisierter Aegyptier und stammte aus der grösseren, südlichen Oase. Da er sich aber in Alexandria [82] unter Apollonios, Didymos und Euphranor mit griechischen Studien befasste, galt er nach seinem eigenen Willen als Alexandriner. Nachdem er längere Zeit in der gebildeten Welt umhergereist war und sich durch seine Vorlesungen, besonders über Homer (Seneca, Epist. 88, 34f.) das Bürgerrecht der vornehmsten Städte erworben hatte, liess er sich in Rom als Lehrer der Grammatik und Rhetorik nieder. Infolge seiner Belesenheit in der griechischen Litteratur gelangte er zu grossem Ansehen und erhielt, wie Suidas berichtet, wegen seines unermüdlichen Fleisses den Beinamen ‚Μόχθος‘ (labor); auch Eusebius bezeichnet ihn (Praep. Ev. X, 10) als ‚περιεργότατος τῶν γραμματέων‘. Indes war seine Thätigkeit von einem sehr niedrigen Geiste beseelt. Auf seinen Kunstreisen sammelt er Gunst- und Ehrenbezeugungen für sich und erwirbt sich durch seine Zungen- und Federfertigkeit den Ehrentitel ‚Πλειστονίκης‘ (der Siegreiche) oder nach der anderen Lesart ‚Πλειστονείκης‘ (Klopffechter). Wie wenig aber seine Fertigkeit im Dienste der Wahrheitsliebe stand, wird am deutlichsten durch das bewiesen, was wir eben durch Josephus aus seinen Schriften erfahren. Masslos eitel und aufgeblasen, zählt er sich ohne Bedenken den grossen Männern des Altertums bei, preist die Alexandriner glücklich, dass sie einen Mitbürger wie ihn besässen, und verspricht jedem die Unsterblichkeit, dem er seine Schriften widmen würde (Plinius, Naturgesch., Vorwort). Anspielend auf einen Ausspruch des Tiberius, der ihn ‚Cymbalum mundi‘ (Allerweltstrompete) genannt hatte, meint daher schon Plinius (a. a. O.), man hätte ihn eher die Posaune seines eigenen Ruhmes nennen können. Seine Schriften sind sämtlich bis auf wenige Bruchstücke, die Carl Müller (Fragm. hist. graec. 1–14²) herausgegeben [83] hat, verloren gegangen. Nach Josephus (C. A. II, 13) starb er eines elenden Todes.

Vergl. über Apion noch die Artikel s.v. in den Encyklopädien von Herzog, Pauly, Ersch u. Gruber; sodann Creuzer, Stud. u. Kritik. 1853, I, S. 80f.; Grässe, Litteraturgesch. I, 2, S. 730; Parthey, Alexandrinisches Museum, S. 133; Schmitthenner, De rebus judaïcis, I, 13.


Was die Anordnung des Stoffes betrifft, so ist die Teilung in zwei Bücher eine rein äusserliche und nur bedingt durch das Streben, jedem derselben annähernd den gleichen Umfang zu geben (I, 35 Ende). Es geht deshalb nicht an, bei der Analyse des Gedankenganges die Teilung in zwei Bücher zu Grunde zu legen, wie dies Müller (a. a. O. S. 18) gethan hat. Vielmehr muss nach Parets Vorgang die Schrift also zergliedert werden: Einleitung (I, 1-11); erster, vorzugsweise abwehrender Teil (I, 12–II, 13); zweiter, positiv apologetischer und angreifender Teil (II, 14–41). Indem ich dieser letzteren Einteilung folge, gebe ich nachstehend den Inhalt der Schrift in aller Kürze an.

Einleitung (1, 1–11).

Die früheren griechischen Geschichtschreiber erwähnen das jüdische Volk nicht, und darum wird dessen hohes Alter von den Widersachern geleugnet (1). Das Stillschweigen der Griechen beweist indes nichts, weil die griechische Geschichtschreibung bei weitem nicht so ehrwürdig und unanfechtbar ist wie die orientalische überhaupt (2–5) und die hebräische im besondern (6–8). Sodann betont Josephus seine eigene Glaubwürdigkeit als Geschichtschreiber (9f.) und giebt die drei Hauptpunkte des ersten Teiles der Schrift an (11).

[84]
Erster, vorzugsweise abwehrender Teil
(I, 12–II, 13).

a. Hätten die alten griechischen Geschichtschreiber das jüdische Volk wirklich nicht gekannt und nichts von ihm berichtet, so würde das noch keineswegs zu dem Schluss berechtigen, dass es jüngeren Ursprungs sei; denn die abgesonderte Lage Palästinas und der Umstand, dass seine Bewohner keinen Handel treiben, machen die Nichterwähnung der Juden in griechischen Geschichtswerken verständlich (12). Mit der gleichen Beweisführung könnte man der griechischen Nation ihr hohes Alter absprechen. Da sind die Zeugnisse der Nachbarvölker des jüdischen Landes denn doch gewichtiger (13).

b. Nun giebt es aber alte ausserjüdische Zeugnisse für das frühe Dasein der jüdischen Nation in Hülle und Fülle, und zwar 1) nichtgriechische: bei den Aegyptiern Manetho (14–17); bei den Phoeniciern staatliche Urkunden, dann Dios, Menander (17f.); bei den Chaldäern gleichfalls staatliche Urkunden, ausserdem Berossos, Philostratos, Megasthenes (19–21); 2) griechische: Pythagoras, Herodot, Choirilos, Klearchos und Aristoteles, Hekataios, Agatharchides (22), Theophilos, Theodotos u. a. Manche Schriftsteller übrigens hätten die Juden erwähnen können, unterliessen es aber aus bösem Willen, wie Hieronymos (23).

c. Allerdings sind diese Zeugnisse, so grosse Beweiskraft für das hohe Alter des jüdischen Volkes sie auch besitzen, doch mit falschen und verleumderischen Angaben über die Juden durchsetzt; darum ist es notwendig, die Lügen zu entkräften. Befremdlich ist übrigens die Schmähsucht vieler griechischen Schriftsteller nicht, wenn man bedenkt, dass sie oft Gefallen [85] daran finden, ihr eigenes Volk zu verunglimpfen (24). Nach einer allgemeinen Bemerkung über die Gehässigkeit aegyptischer Berichte inbetreff der Juden (25) werden dann mit ihren Erzählungen vom Auszug der Israeliten aus Aegypten im einzelnen widerlegt: Manetho, Chairemon und Lysimachos (26–35); namentlich den beiden letzteren wird nachgewiesen, dass sie sich selbst und untereinander widersprechen.

Mit dem zweiten Buche wendet sich Josephus gegen den Aegyptier Apion und zeigt, wie falsch dieser Grammatiker den Auszug aus Aegypten dargestellt habe, ferner wie grundlos seine Anklagen gegen die alexandrinischen Juden seien, denen er die Berechtigung, in Alexandria zu wohnen, bestreitet und die er als aufrührerisch hinstellt (II, 1–6). Hierauf werden die von grosser Verbohrtheit zeugenden Beschuldigungen widerlegt, die der nämliche Apion gegen die Juden überhaupt erhebt: sie beteten einen Eselskopf an, schlachteten Menschen zu rituellen Zwecken; müssten sich eidlich verpflichten, alle Nichtjuden und besonders die Griechen zu hassen; seien beständig vom Unglück verfolgt, weil die Götter sie nicht leiden könnten; hätten keine bedeutenden Männer aufzuweisen; opferten Tiere, ässen kein Schweinefleisch und liessen sich beschneiden (7–13). Den Schluss des ersten Teiles bilden persönliche Bemerkungen über den Verleumder.

Zweiter, positiv apologetischer und angreifender Teil
(II, 14–41)

Der Verfasser geht nunmehr, nachdem er sich im ersten Teil die Zurückweisung einzelner Anklagen und Verleumdungen hat angelegen sein lassen, zu einer allgemeinen Darstellung der jüdischen Religionsverfassung [86] über, weil er auf diese Weise am sichersten die abfälligen Urteile über das Wesen der hebräischen Theokratie und das religiöse Leben der Juden, die vornehmlich von Apollonios Molon ausgingen, widerlegen zu können glaubt. Aus dieser Darstellung werde sich ergeben, dass das mosaische Gesetz nicht zur Gottlosigkeit und zum Menschenhass, sondern zur Frömmigkeit, Nächstenliebe und Sittlichkeit erziehe (14).

a. Zunächst wird, wie dies bereits I, 31 geschehen ist, Moses nochmals als ältester Gesetzgeber hingestellt und hervorgehoben, dass er sich durch Reinheit der Sitten ausgezeichnet habe (15f.).

b. Dann folgt eine allgemeine Schilderung seines Werkes, der Gesetzgebung, mit der er die theokratische Verfassung der Juden begründete. Die Gotteserkenntnis machte er zum Gemeingut des Volkes; alle Verhältnisse des Lebens sollten auf Frömmigkeit begründet sein, alle bürgerlichen Pflichten von den Pflichten gegen Gott sich herleiten. Auch sorgte er im Gegensatz zu anderen Gesetzgebern dafür, dass theoretische Unterweisung in den Gesetzesvorschriften und praktische Bethätigung derselben Hand in Hand gingen (16f.). Zu dem Zweck muss jeder Jude mit den Bestimmungen des Gesetzes bis ins kleinste vertraut sein (17f.). Die hierdurch bewirkte Einheit des Glaubens erklärt das feste Zusammenhalten der Israeliten (19) und den Mangel an genialen Männern (20f.). Wie die Verfassung Gottherrschaft (Theokratie), so ist das gesamte Leben der Juden ein einziger feierlicher Gottesdienst (21f.).

c. Hierauf wird das mosaische Gesetz im einzelnen besprochen: Gott und seine Werke (22); Tempel, Priester, Opfer, Gebete und Reinigungen (23); Bestimmungen über Ehe und Geschlechtsverkehr (24), Kindererziehung [87] (25), Totenbestattung (26); das pflichtmässige Verhalten gegen Eltern und Greise; Gesetze über Freundschaft, Rechtsprechung, Eigentum (27); Benehmen gegen Fremde und Andersgläubige (28), Feinde und Tiere (29). – Der fromme Israelit verlangt für seine Gesetzestreue keine materielle Belohnung, sondern begnügt sich mit dem Zeugnis, das sein gutes Gewissen ihm erteilt (30). Überhaupt steht das Gesetz auf einer idealen Höhe, die selbst Plato in seiner Politeia bei weitem nicht erreicht; nie wurde es verändert (31), und das Volk hängt an ihm mit einer Liebe, die alles Ungemach erträgt und selbst den Bekennertod nicht scheut (32).

d. Hatte Josephus bisher schon einige kritische Bemerkungen über ausserjüdische Gesetzgebungen einfliessen lassen, so unternimmt er jetzt, nicht ohne vorgängige Entschuldigung (33), einen Angriff auf die griechische Götterlehre (33f.) und äussert sich missbilligend über solche Gesetzgeber, die der Religion keine Bedeutung im Staate beimassen, sie vielmehr den Dichtern und Künstlern überliessen (35). Es folgen einige weitere Bemerkungen über Apollonios Molon, dem die echten griechischen Philosophen und besonders Plato, letzterer als Nachahmer des Moses, gegenübergestellt werden (36). Sodann weist der Verfasser darauf hin, dass die Abneigung gegen den Verkehr mit Fremden und überhaupt die Unduldsamkeit, die man den Juden zum Vorwurf mache, weit mehr eine Eigentümlichkeit der besten griechischen Gesetzgebungen als der jüdischen seien (36f.), dass die Israeliten lediglich die Reinerhaltung ihres Gesetzes im Auge hätten (38), aber auch bereitwillig Fremde in ihre religiöse Gemeinschaft aufnähmen, und dass der jüdische Glaube bei Griechen und Barbaren stets grössere Anerkennung und Verbreitung [88] finde, woraus die Vortrefflichkeit des Gesetzes sich aufs klarste ergebe (39). Endlich fasst er die Hauptpunkte der Schrift nochmals kurz zusammen, kommt zu dem Ergebnis, dass die Verleumder wirkungsvoll abgethan seien, und schliesst mit der Widmung an Epaphroditos (40f.).


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