Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tremmel, Friedrich
Band: 47 (1883), ab Seite: 120. (Quelle)
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Treml, Friedrich (Maler, geb. in Wien 8. Jänner 1816, gest. ebenda 13. Juni 1852). Der Vater war Decorationsdirector im kaiserlichen Hofburgtheater, die Mutter Sängerin im Kärnthnerthortheater, Taufpathe der berühmte Joh. Nep. Hummel [Bd. IX, S. 419]. Es schien lange Zeit, als ob nicht die Malerei, sondern vielmehr die Musik Friedrichs Lebensberuf bilden sollte; der Sängerin Bondra [Bd. II, S. 45] fiel seine erste Erziehung anheim, die, ohne bestimmtes Ziel, weniger geeignet war, angeborene Fähigkeiten zu wecken und zu fördern, als vielmehr dieselben zu zerstören. In seiner Ungebundenheit widerstrebte der Knabe jedem Zwange und vor Allem dem der Schule; selbst das Zeichnen, worin er unverkennbare und nicht gewöhnliche Anlagen bekundete, trieb er nur nebenbei. Im Polytechnicum, das man ihn zunächst besuchen ließ, sowie später auf der Akademie der bildenden Künste war sein Fortgang ein ganz ungenügender, mittelmäßiger. Auf welchen Abweg der talentvolle Jüngling, wenn er nicht in gute Hände kam, gerathen wäre, läßt sich nicht sagen. Da rettete ihn der treffliche Peter Fendi [Bd. IV, S. 173] für die Kunst, er nahm sich des Verwahrlosten an, riß mit starker Hand den auf dem ziellosen Pfade Dahintaumelnden zurück und zeigte ihm den ersten Weg der Kunst. Bald sollte der Retter erstaunen über die Fülle von Kunstkraft, welche er in dem Jünglinge entdeckte. Aber nun galt es auch, das Talent auf fester, sicherer Bahn zu erhalten, denn eben bei dieser reichen Begabung drohte der übermäßige, noch gar nicht gerechtfertigte Beifall der Laien Alles zu vernichten, was der Meister sorgfältig hütete und entwickelte. „Sie sind ein wahrer Betrüger in der Kunst“, sagte Fendi nicht einmal im Scherze zu seinem Schüler, wenn er dessen schöne Farbengebung. worin ihn zu erreichen sich der Meister selbst für nicht fähig erklärte, und hinter dieser coloristischen Hülle die vielen Mängel in Zeichnung und Haltung der Figur beobachtete. Aber diese Mühe, diese väterliche Sorgfalt des Meisters wurden durch die glänzenden [121] Fortschritte des Schülers reichlich belohnt,; und als Fendi im Jahre 1842 zu früh für die Kunst, zu deren Auserwählten er zählte, dahinging, ließ er den Jünger bereits als tüchtigen Meister, der kaum mehr weiterer Schulung bedurfte, auf der Erde zurück. Im nämlichen Jahre noch heiratete Treml die Nichte und Ziehtochter Fendi’s und legte so den Grund zu dem glücklichen Familienleben, das nur des Künstlers früher Tod zerriß. Seit dem Jahre 1849 war Treml ausschließlich für Seine Majestät den Kaiser Franz Joseph beschäftigt, und im Besitze des Monarchen befinden sich auch des Meisters schönste Werke. Schon 1835 hatte er ausgestellt, und zwar in der Jahresausstellung der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien ein Porträt. Nach mehrjähriger Pause trat er 1839 neuerdings öffentlich auf, und zwar wieder in den Ausstellungen genannten Institutes. Man sah dort von ihm 1839: „Ein beurlaubter Soldat findet seine Heimat verwüstet“. Oelbild, wie alle folgenden, wenn nicht ausdrücklich angegeben ist: Aquarell; – „Die Andacht auf dem Lande“; – 1840: „Der verwundete Reiter“; – „Ein Verwundeter findet Aufnahme in einem Kloster“; – „Das Wiedersehen“; – „Der Deserteur“: – 1841: „Frohnleichnamsprocession“. Eigenthum Seiner kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Karl Ludwig; – 1842: „Militärtransport“: – 1843: „Scheibenschiessen“ auf dem Lande“; – 1844: „Abmarsch einer Garnison“, ein figurenreiches, scharf charakterisirtes Bild, dem auch Humor nicht fehlt; – 1845: „Heimkehr eines Bürgersoldaten aus. dem Elysium“, seine corpulente Ehehälfte führt ihn, der zu viel geladen, heim, der Lehrbube trägt das Gewehr nach, ein köstliches Bild; – „Erinnerung an die Schlacht bei Aspern“. Eigenthum des Grafen Keglevich; – „Der Verrat“. Eigenthum des Herrn Bühlmeier; – „Wallfahrer“: – 1846: „Empfang einer geweihten Kirchenglocke“ (350 fl.), wurde von Bauer für L. J. Neumann’s Verlag lithographirt; – 1847: „Die Braut am Grabe der Mutter“ – „Schleichhändler in Gefahr, entdeckt zu werden“ (300 fl.); – 1848: „Traum eines Veteranen auf dem Schlachtfelde bei Aspern“: – 1851: „Der Recrut“, um 250 fl. von dem Könige von Sachsen angekauft; – 1852: „Der verlorene Posten“ (100 fl.); – „Lagerscene“ (80 fl., in der Verlosung vom Maler Amerling gewonnen); – „Gendarmen durchstreifen ein Gebirge“ (100 fl.); – in den Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereines aber waren von ihm zu sehen im Jahre seines Todes 1852 und im folgenden die Oelbilder: „Heimkehr von der goldenen Hochzeit“ (500 fl.); – „Rückkehr des Veteranen“ (140 fl.): – „Die Werbung“ (200 fl.); – und folgende Aquarellen: „Chevauxlegers“ (50 fl.); – „Schildwache am Weihnachtsabend“ (25 fl.), welches liebliche Motiv der Künstler öfter wiederholt zu haben scheint; – „Ein Dorfbegräbniss“ (50 fl.); – „Porträt eines Grenzers“ (15 fl.); – „Der Hinterhalt“ (60 fl.); – „Sturmcolonne“ (50 fl.); – „Der verlorene Posten“ (10 fl.); – „Officier im Krieg“ (10 fl.). Viele Jahre nach seinem Tode waren wieder in den Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereines zu sehen, und zwar im April 1865: „Vor der Kirche“ (200 fl.) und im Mai 1868: „Ein Besuch in der Kaserne“, Aquarell. Eine Anzahl seiner Bilder, die, im Privatbesitze sich befindend, nicht ausgestellt waren, sind durch Lithographien aus dem Verlage des Kunsthändlers L. J. Neumann bekannt geworden, so: „Transport auf dem Marsche“, eine Gruppe von Recruten an der Spinnerin [122] am Kreuz bei Wien, lith. von Lancedelli; – „Das Schreiben auf .der Trommel“, lith. von Stadler; – „Des Grenzers Heimkehr“, lith. von Wolf; – „Das Grab der Gefallenen des 10. Jäger-Bataillons auf dem Friedhofe von Santa Lucia“, ein Jäger betrachtet bei Mondnacht wehmüthig das Grab seiner Kameraden, lith. von Sandmann; – „Die Heimkehr des Veteranen“, lith. von Sandmann; – „Die Schildwache am Christabend“, lith. von Sandmann, ein oft nachlithographirtes und xylographirtes ungemein wirksames Bild; – „Der Vorposten im Sommer 1848“; – „Der Vorposten im Winter 1848“, dieses und das vorige lith. von Weixlgärtner; – „Die Verwundeten“, einem verwundeten Officier, der verbunden wird, zeigt sein Pintsch die gleichfalls verwundete Pfote, lith. von Stadler; – „Der Verwundete“, ein verwundeter Officier wird von zwei Mönchen eingeladen, sich in das Innere des Klosters zurückzuziehen, lith. von Stadler; – „Des Kriegers Ahnung“, ein am Wachtfeuer in trübe Betrachtungen versunkener Jägerofficier, lith von Wolf; – „Das aufgefundene Grab“, ein alter Officier mit der Tochter und einem Jäger am Grabe seines gefallenen Sohnes, lith. von Gerasch; – „Abschied des Recruten von seinen Angehörigen“, lith. von Strixner; – „Der Dorfrichter“, umgeben von den eben in das Dorf eingerückten Grenadieren, lith. von Herr; – „Der Steckbrief“, ein Deserteur in einer Dorfschenke von einer Militärpatrouille überrascht, lith. von Lancedelli; – „Der Gang zur Trauung“, lith. von Cramolini; – vier Blätter hat der Kupferstecher Thomas Benedetti trefflich gestochen, und zwar: „Ein Tiroler Freiwilliger vom Welden-Corps“; – „Die Rückkehr vom Feldzuge“; – „Ein Croaten-Vorposten“; – „Der Wiener Freiwillige“, alle vier ganz prächtige Blätter in kl. Fol. und, wenn Herausgeber dieses Lexikons nicht irrt, seinerzeit in M. Auer’s polygraphischer illustrirter Zeitschrift „Faust“ erschienen. In der zur Feier der Wiedereröffnung der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien stattgefundenen historischen Kunstausstellung 1877 waren von Treml zu sehen: „Ringelspiel im Prater“, aquarellirte Zeichnung, Höhe 21 Centim., Breite 26 Centim., Eigenthum des Rathes Völler; – „Der Invalide“. Aquarell, Höhe 23·5 Centim., Breite 24·5 Centim., Eigenthum Sr. Majestät des Kaisers; – „Der heimgekehrte Krieger“. Aqu., Höhe 26 Centim., Breite 33·5 Centim., Eigenthum des Grafen Victor Wimpffen; – „Attaque des Obersten der zweiten Escadron des Chevauxlegers-Regiments Baron Kress bei Kapolna 28. Februar 1848“, Oelbild, Höhe 85 Centim., Breite 111 Centim., datirt 1851, Eigenthum des Fürsten Montenuovo; – „Heimkehr des Soldaten zu seinen Eltern“, Oelbild, Höhe 36·5 Centim., Breite 46 Centim., Eigenthum des Grafen Victor Wimpffen; – „Die Glockenweihe“. Oelbild, Höhe 53 Centim., Breite 66·5 Centim., bez. 1846, wohl das bei St. Anna 1846 ausgestellte Bild, jetzt Eigenthum des Prof. Alois Hauser. Einzelne. Bilder des Künstlers sind aus Auctionen bekannt geworden, so: „Die Erwartung“. Höhe 34 Centim., Breite 25 Centim., aus der Sammlung des Marcus Amodeo in Triest (versteigert im November 1870); – „Werbescene zur Zeit Kaiser Josephs“, qu. 4°., Bleistift und aquarellirt, aus der Sammlung Wilh. Koller’s; – „Schildwache auf freiem Felde“. Oelbild, in einer Auction Miethke’s und Wawra’s im April [123] 1862; – „Ein alter schlafender Bauer träumt von der Schlacht bei Aspern“, Oelbild, Höhe 1 Schuh 2 Zoll 6 Linien, Breite 1 Schuh 6 Zoll, in der neuen Pinakothek zu München. Im Vorstehenden dürfte von den bedeutenderen Bildern Treml’s keines fehlen. 1844 machte er auch die von dem Kunsthändler L. T. Neumann herausgegebenen Zeichnungen von Peter Fendi’s Aquarellen zu Schiller’s „Glocke“ in der Manier von Retsch. Treml zählt zu den bedeutendsten Malern der vormärzlichen Periode und vertritt mit Amerling, Peter Fendi, Ranftl, Schindler, Danhauser, J. N. Geiger, Führich und einigen Anderen in ehrenvoller Weise die Kunst in Oesterreich, in einer Zeit, in welcher eben deren Pflege nicht auf der Tagesordnung stand, oder doch nur auf einige Wenige beschränkt blieb, die für ihre hohen Herren und nach deren Geschmack malten. Treml war, obgleich er sich in seinen Bildern vorherrschend mit Soldaten beschäftigt, nicht Schlachtenmaler, ist doch eigentlich nur ein Schlachtenbild: „Die einhauenden Kreß-Chevauxlegers bei Kapolna“ von ihm bekannt; er war vorzugsweise Soldatenmaler, dies aber in einer Weise, wie nach ihm kein Zweiter mit solchem Erfolge dieses Genre cultivirte. Man braucht nicht selbst Soldat zu sein, um von einem Bilde Treml’s ergriffen oder entzückt zu werden. Es liegt in diesen seinen Arbeiten so viel Lebenswahrheit, herzinnige Wehmuth und dann wieder mitunter so viel Schalkheit und gesunder Humor, daß man dieses von Vielen gar nicht beachtete Genre liebgewinnt und sich zum Künstler hingezogen fühlt. Sein „Wachtposten am Weihnachtsabend“, der in stürmischer Winternacht vor einem Fenster, aus welchem ihm die Kerzen des Christbaums entgegenschimmern, Wache stehende Soldat, oder „Die beiden Verwundeten“, der Officier, dessen Wunde verbunden wird, und dem sein Pintsch die gleichfalls verwundete Pfote entgegenhält, diese und andere ähnliche Bilder, so recht dem Soldatenleben abgelauscht und mit allem Zauber der Farbe und aller Tiefe des Herzens wiedergegeben, vergißt nicht wieder, wer sie nur einmal gesehen. Eigenthümlich bleibt es, daß unser Künstler, der in der Münchener neuen Pinakothek durch ein Werk vertreten ist, in der modernen Abtheilung der kaiserlichen Belvederegalerie durch seine Abwesenheit glänzt, da er doch Bilder gemalt, welche dieser Abtheilung gewiß zur Zierde gereichten. Treml hat nicht ohne Widerspruch jene Anerkennung gefunden, die ihm in vollem Maße gebührt. Es gibt Leute, die das sogenannte Soldatengenre in der Kunst gar nicht vertreten sehen wollen, sowie es Leute gibt, denen die Soldaten in meinem Lexikon ein Gräuel sind. Als ob eine Heldenthat vor dem Feinde, der Opfertod für das Vaterland nicht weitaus verdienstlichere Handlungen wären, als hinter dem warmen Ofen einen hundertsten Commentar über ein Werk schreiben, das ein Staubhüter in Bibliotheken wird. Die ersten Bilder Treml’s ließen Manches in der Farbe zu wünschen übrig, aber selbst diese verfallen nicht dem traurigen Geschick der Danhauser’schen Gemälde, welche durch Nachdunkeln sehr gelitten haben. In den späteren Werken aber erscheint Treml als ebenso trefflicher Colorist, wie als ungemein correcter Zeichner, dessen Gewandtheit nach dieser Richtung eben aus seinen figurenreichen Gemälden besonders hervortritt. Was aber die Stimmung in seinen Bildern betrifft, so steht er von Wenigen übertroffen [124] da. Aus allen seinen Arbeiten spricht ein tiefes, zartes Gemüth, ein unversiegbarer Ideenreichthum, eine außerordentlich klare, zu Herz und Auge sprechende, von jeder Befangenheit und Unfreiheit entbundene Darstellung, warmes Colorit und endlich ein eigener und natürlicher Tact im Zusammenfinden des Passenden und Uebereinstimmenden, ein Zurückdrängen jedes Zuviels und jeder Ungehörigkeit. Die Tremls sind gegenwärtig ausgestorben, für sein Genre gibt es in der heutigen Zeit coloristischer Nuditäten und ärgerlicher Velleitäten gar keinen Platz mehr.

Frankl (Ludwig August). Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 365 und 933; II. Jahrg. (1843), S. 915; III. Jahrg. (1844), S. 570; IV. Jahrg. (1845), S. 519; theils in den Beurtheilungen der Ausstellungen, theils in der Rubrik: „Atelierschau“. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XIX, S. 65. – Die Künstler aller Zeiten und Völker u. s. w. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt und beendet durch Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1864, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 702 [mit der haarsträubenden Citation: Cotta’sches „Kunstblatt“. 1842–1847; blättere nun, lieber Forscher, die 3000 und mehr Seiten Blatt für Blatt durch und suche den Namen Treml!!!]