BLKÖ:Schindler, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 30 (1875), ab Seite: 10. (Quelle)
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Schindler, Johann, auch Johann Joseph[WS 1] (Landschaftsmaler, geb. zu St. Pölten 28. Juli 1777 n. A. 1787, gest. zu Wien 22. Juli 1836). Zeigte in früher Jugend große Anlagen für die Kunst, welcher er sich in der Folge ausschließlich widmete. Er kam demnach auf die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er sich in seiner Kunst ausbildete und dieselbe zu seinem Lebensunterhalte betrieb, bis er die Stelle eines Professors der Zeichenkunst an der k. k. Normal-Hauptschule zu St. Anna in Wien erhielt, welche er bis an sein im schönsten Mannesalter von 49 Jahren erfolgtes Lebensende mit Eifer und Erfolg versah. Nach anderen Mittheilungen wäre er wohl schon 59 Jahre alt gewesen, jedoch der Ebersberg’sche „Zuschauer“ (1836, Nr. 125, S. 1259) bemerkt wörtlich, „daß S. in dem noch kräftigen Mannesalter von 49 Jahren gestorben sei“. S. ward zum k. k. Kammermaler und zum Mitgliede der k. k. Akademie der bildenden Künste ernannt. Im Anbeginn malte S. historische Bilder, so sind in der Mechitaristenkirche zu Maria-Schutz (früher Kapuzinerkirche) zu St. Ulrich das Hochaltarbild: „Maria Schutz“ und die Seitenaltarbilder: „Der H. Joseph“ und „Der H. Anton der Einsiedler“, sämmtlich 1823 gemalt, Werke seines Pinsels; – das Altarblatt im Alumnat zu St. Pölten, woher Schindler eben gebürtig war, ist gleichfalls von ihm; – ferner das Altarblatt in der Pfarrkirche zu Türnitz (auch Dürnitz) im V. O. W. W., den „H. Martin“ vorstellend, eines seiner schönsten Werke; – das Altarblatt in der im Jahre 1829 vergrößerten Kirche zu Bergau im V. U. M. B., den „H. Aegydius“ – und jene in der Pfarrkirche zu Ober-Hollabrunn im nämlichen Viertel, den „H. Udalrich“ und die „H. Maria“ vorstellend. In der Folge aber ging S. zum Landschaftsfache über und radirte auch mehrere, darunter ganz vorzügliche Blätter, mit Baum-, Thier- und Figurenstudien. Schon seit 1816 hat S. in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna ausgestellt, und [11] zwar im Jahre 1816: eine „Landschaft“, Zeichnung; – „Thierstück“, nach der Natur. Oelgemälde; – „Ideale Landschaft“; – „Eine zur Schlacht ziehende Reiterabtheilung im alten Costüme“; – „Fünf Landschaften nach der Natur*, sämmtlich Oelgemälde; – 1820: „Landschaft mit Felsen und Ruinen; im Vordergrunde ein Reitergefecht“; – „Zwei Landschaften nach der Natur“; – „Schlacht zwischen Friedrich dem Streitbaren und Bela König von Ungarn“; – „Ein Seestück“; – „Zwei Jünglinge im Gebirge retten die Mutter und drei Kinder vor dem Angriff eines Wolfes“ – „Landschaft mit Reitern unter einem Thore“, sämmtlich Oelgemälde; – „Ruinen des Schlosses Agstein“, nach der Natur; – „Landschaft mit Jagdgetümmel“; – 1822: „Waldige Gegend“; – „Christus am Oelberge“; – 1824: „Ein Hühnerhund in einer Landschaft“; – „Ideale Landschaft“; – 1828: „Ansicht der Stadt Salzburg“. mit Wasserfarben gemalt; – „Der Seekirchner See“. Oelgemälde; – 1830: „Reisende, von Wölfen angefallen“; – 1834: „Ende des Stuwer’schen Feuerwerkes am 7. Mai 1833. Doppelbeleuchtung des im Vordergrunde aufgestellten bengalischen Lichtes, hinter der Baumgruppe die aufsteigende Feuersäule der im Hintergrunde brennenden Praterhütten“; – „Eine Parthie des Brigitten-Kirchtages vom Jahre 1833“, beide Bilder wurden vom Kunstvereine angekauft; – „Der Schleierlall im Nassfeld“, nach der Natur gezeichnet und lithographirt; – „Ein Handwerksbursche nimmt Abschied von seiner Geliebten“; – „Porträt des Negers, welcher als Gärtner in Diensten Sr. Majestät des Kaisers Franz stand“; – „Wohnstube einer Bäuerin“, die letzten drei sämmtlich in Oel gemalt. In der modernen Abtheilung der kaiserl. Gemälde-Gallerie im Belvedere ist S. durch sein oberwähntes treffliches Bild: „Ansicht des Prater-Brandes im Mai 1833“, im Vordergrunde das Gedränge der Menschen und Wagen (Leinwand, 2 Schuh 2 Zoll hoch, 3 Schuh breit), vertreten. Auch in besseren Privatsammlungen findet sich hie und da ein Bild Schindler’s, so kam in der 1870 versteigerten Esterle’schen Sammlung ein fleißig durchgeführtes Bild Schindler’s: „Der kleine Kriegsschüler“, eine Familienscene (auf Holz, 16 Zoll hoch, 12 Zoll breit) unter den Hammer. In der im Jahre 1839 von der Kunsthandlung Artaria u. Comp. zur Versteigerung gebrachten Stöckel’schen Sammlung befanden sich nicht weniger denn 103 Blätter von Schindler’s Hand. Von seinen Radirungen sind bekannt: 4 Blätter Landschaftstudien (4°.); – eine Folge von 6 Landschaften mit Figuren und Thieren mit Titelblatt (Wien 1812, bei Kettner, Qu. 8°.); – eine Folge von 10 Blättern mit Landschaften und figürlichen Gegenständen (Qu. 4°.); – Lithographien nach Originalzeichnungen des berühmten Johann Heinrich Roos, gemeiniglich der „alte Roos“ genannt, aus der fürstlich Eßterházy’schen Sammlung (Qu. Fol.); es wurden acht Blätter angekündigt, daß vier erschienen sind, ist gewiß; – eine Folge von 4 Blättern mit Thierstudien (Qu. 4°.). Auch hat S. eine Reihe vortrefflicher Zeichnungsschulen herausgegeben, u. z.: „Vollständige Blumen-Zeichnungsschule. 20 Bl. mit deutschem und französischen Texte“ (Wien 1823 bis 1826, Lith. Inst., 4°. u. Qu. Fol.); – „Vollständige Landschafts-Zeichnungschule“, 11 Hefte (Wien 1823, ebd., 4°. u. Qu. Fol.); –„Staffagen-Zeichnungen“, 5 Hefte (Wien 1823, ebd., 4°.); – „Studien der menschlichen Figur“, 5 Hefte (Wien im näml. J.); – „Thier-Studien“. 8 Hefte (ebd., im näml. J.); – „Neueste allgemeine theoretisch-praktische Zeichnenschule. Anfangsgründe der Geometrie mit 5 Tabl. deutschem [12] und französischen Texte“ (ebd. 1826) und „Pot-Pourri, ein kleines Geschenk für junge Zeichner“, 3 Hefte (ebd. 1825, 16°.). Schindler gehört zu jener Gruppe der vormärzlichen Maler Wiens, welche die Ehre Oesterreichs auf diesem Gebiete zu einer Zeit aufrecht erhielten, als der Druck auf allen anderen Gebieten des geistigen Lebens Oesterreich nach außen entwürdigte; es befinden sich darunter Namen, welche immer einen guten Klang behalten werden, wir nennen nur Daffinger [Bd. III, S. 127], Danhauser [Bd. III, S. 153], Joh. Nep. Ender [Bd. IV, S. 38], Fendi [Bd. IV, S. 173], Friedr. Gauermann [Bd. V, S. 104], Peter Geiger [Bd. V, S. 123], Höchle [Bd. IX, S. 89], vieler Anderer nicht zu gedenken; es waren Künstler, welche für verhältnismäßig geringe Honorare Meisterwerke schufen, die sich heute noch mit Arbeiten messen können, für welche ebenso viel Tausende bezahlt werden, wie damals Hunderte. In den Ausstellungs-Katalogen – die ohnehin mit einer Sorglosigkeit ohne Gleichen redigirt sind – erscheint der Künstler bald mit dem Taufnamen Johann, dann wieder Joseph, und einmal wird er sogar zur Abwechslung als Schindlert aufgeführt.

Die Künstler aller Zeiten und Völker. Angefangen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 457. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg., Bd. VII, S. 789, Nr. 3 [mit ganz irrigen Daten über Geburtsort und Jahr und Sterbejahr]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XV, S. 236 [nach diesem geb. im Jahre 1777, gest. im Jahre 1838]. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien (8°.) 1816, 1820, 1822, 1824, 1828, 1830, 1834, 1836. – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: Johann Schindler. Darunter steht: Professor an der k. k. Normal-Hauptschule bei St. Anna und | Kunstmitglied der Academie der vereinigten | bildenden Künste. | Darunter wieder in einer Zeile: Geboren in St. Pölten d. 28. July 1777, gestorben in Wien den 22. July 1836. Gemalt und lith. von E. Hummel. Gedr. bei J. Höfelich (kl. Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche den 2. Artikel zu dieser Person Schindler, Joseph.