BLKÖ:Wimpffen, Victor Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Winarický
Band: 56 (1888), ab Seite: 260. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Victor Graf von Wimpffen in Wikidata
GND-Eintrag: 117581658, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Wimpffen, Victor Graf|56|260|}}

Wimpffen, Victor Graf (k. k. Hofrath und Corvettencapitän a. D., geb. 24. Juli 1834 zu Hietzing bei Wien). Ein Sohn des Grafen Franz [S. 247] und Bruder des Grafen Alphons [S. 232], befand er sich schon 1849 als Volontär im Hauptquartiere seines Vaters und trat 1860 als Seecadet in die österreichische Marine, in welcher Eigenschaft er ein französisches Kauffahrteischiff vom Untergange rettete, wofür die französische Regierung ihn mit dem Kreuze der Ehrenlegion auszeichnete. Ende 1851 wurde er Fregattenfähnrich, 1854 während einer Mission in England Linienschiffsfähnrich, 1857 Fregattenlieutenant. Unter anderen größeren Seereisen unternahm er 1857–1858 eine solche auf der Corvette „Caroline“ nach Brasilien, den La Plata-Staaten, dem Cap der guten Hoffnung und den portugiesischen Besitzungen an der Westküste Africas und gab auf Wunsch des Erzherzogs Ferdinand Max, damaligen Obercommandanten der k. k. Kriegsmarine, die Schilderung dieser Fahrt unter dem Titel: „Skizzen aus einem Tagebuche“, als Manuscript im Druck heraus (2. Aufl., Wien 1870, Zamarski). Im Jahre 1859 ging er auf Anordnung des Erzherzogs als Vertreter der Marine ins Hauptquartier der Küstenarmee, wo er, als diese unter der Bezeichnung „erste Armee“ nach Italien einrückte, dem Generalstabe zugetheilt wurde und für sein Verhalten in der Schlacht bei Solferino die belobende Anerkennung des Kaisers erhielt. 1866 übernahm er das Commando des Dampfers „Stadium“, für dessen Führung in der Schlacht bei Lissa er vom Kaiser abermals belobt ward. In einer kleinen unter dem Titel: „Lissa 20. Juli 1866“ als Manuscript gedruckten Schrift (Bozen, Ferrari) schildert er den Hergang dieser Schlacht in sehr anschaulicher Weise. Nach beendetem Kriege verließ er den Dienst mit dem Range eines Corvettencapitäns, wurde jedoch 1868 wieder mit einer Sendung zu der unter dem Vorsitze der Königin von Preußen zu Berlin abgehaltenen internationalen Conferenz der Hilfsvereine betraut, um daselbst die österreichische Marine zu vertreten, und sah sich bei seiner Rückkehr, übrigens auch sonst im Rothen Kreuze thätig, mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe belohnt. Als Präsident des Verwaltungsrathes der niederösterreichischen Südwestbahnen leitete er das Inslebentreten dieser von vornherein zur Verstaatlichung bestimmten Verkehrsanstalt. 1876 ward er als Hofrath und Generalinspector der österreichischen Staatstelegraphen ins Handelsministerium berufen. Eine seiner ersten Leistungen auf diesem Gebiete des Verkehrswesens war die Einführung des telegraphischen Worttarifes in Oesterreich, durch welchen das jährliche Erträgniß sich um weit über eine Million Gulden erhöhte und dem Publicum doch wesentliche Erleichterungen erwuchsen. Er führte noch andere ersprießliche Verbesserungen des Telegraphenwesens sowohl auf technischem als auf administrativem Felde herbei, begründete mit großen persönlichen Opfern die Altersversorgung der bis dahin stiefmütterlich behandelten Telegraphistinen, bereiste im Interesse seines Amtes den größten Theil der Monarchie, nahm 1879 als einer der Delegirten Oesterreichs Theil an den Arbeiten der internationalen Telegraphenconferenz zu London und wurde von Seiner Majestät dem Kaiser mit der zweiten Classe des Ordens der eisernen Krone ausgezeichnet. [261] Nach vierjähriger Thätigkeit im Civilstaatsdienste schied er aus demselben Mitte 1880 und zog sich ins Privatleben zurück. In dem Bereiche der bildenden Kunst ist er im Laufe der Jahre auf mehrere hervorragende Stellen erwählt worden, so in den Verwaltungsrath des österreichischen Kunstvereines, zum Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Wiens und in den leitenden Körper der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst. Als Administrator der ersten k. k. priv. Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, welche Stellung er neben seinen staatlichen Functionen stets beibehalten hatte, wirkt er seit nunmehr 22 Jahren und liegt überdies, selbst Landwirth und eifriger Förderer der künstlichen Fischzucht und der Wiederbevölkerung der steirischen Gewässer, der Bewirthschaftung der von seinem Vater ererbten Güter Kainberg, Reitenau und Eichberg in Steiermark und Battaglia in Oberitalien ob. Graf Victor hat sich am 14. Jänner 1860 mit Anastasia, Tochter des Simon Freiherrn von Sina, königlich griechischen Gesandten am kaiserlichen Hofe und nachmaligen wirklichen geheimen Rathes, vermält. Die aus dieser Ehe entsprossenen Kinder sind aus der II. Stammtafel ersichtlich.