BLKÖ:Stark, Joseph August

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 217. (Quelle)
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Stark, Joseph August (Maler, geb. zu Gratz 6. März 1782, gest. ebenda 23. Juli 1838). Seine Eltern bestimmten ihn zum geistlichen Stande, er selbst entschied sich im Anbeginn für die juridische, später und dann bleibend für die künstlerische Laufbahn. Nachdem er in Gratz die ersten Kunststudien gemacht, begab er sich im Jahre 1806 nach Wien und besuchte daselbst die k. k. Akademie der bildenden Künste, wo er, mit Nahrungssorgen [218] kämpfend, sich dennoch emporarbeitete und der Kunst treu blieb. Durch seine mittellose Lage wurde er einigermaßen auch in seinen ernstlichen Kunststudien gehemmt, denn um sich den nöthigen Lebensunterhalt zu verdienen, mußte er Unterricht ertheilen und Bildnisse malen, was ihm viele kostbare Stunden zur eigenen Fortbildung raubte. Alle freie Zeit benutzte er zum Besuche der Akademie, wo er anfänglich unter Maurer’s [Bd. XVII, S. 140] Leitung, später unter Caucig [Bd. II, S. 312] und Lampi [Bd. XIV, S. 57] seine Kunststudien fortsetzte. Außerdem besuchte er Fischer’s [Bd. IV, S. 244] anatomische Vorträge und studirte nach guten Kupferstichen und den besten Bildern der in Wien befindlichen Gemälde-Gallerien. Elf Jahre war er unablässig bemüht gewesen, sich fortzubilden, und in dieser Zeit hatte er zahlreiche Bildnisse, vornehmlich von französischen Officieren, welche in den damaligen Kriegsjahren in Wien sich aufhielten, und auch mehrere Staffeleigemälde vollendet, welche seinen Künstlernamen in weiteren Kreisen bekannt machten und die Aufmerksamkeit der Kenner auf ihn lenkten. So geschah es denn auch, daß, als die Stelle eines Directors und Professors an der ständischen Kunstakademie am Joanneum zu Gratz zu besetzen war, die steierischen Stände ihn an dieselbe beriefen. Im Jahre 1817 trat er diese Stelle an, mit welcher noch im J. 1819 die des Directors der neu errichteten Gallerie verbunden wurde. In dieser Doppelstellung wirkte Stark auf das ersprießlichste; nicht nur erwarb er für die Gallerie manches Kunstwerk der Vergangenheit, oder rettete eines und das andere, dessen Werth erkennend, vor Zerstörung, sondern restaurirte auch in Gemeinschaft mit seinen Schülern eine große Anzahl guter Bilder, welche durch die Zeit oder durch Verwahrlosung gelitten. Ueberdieß malte er selbst sehr fleißig und bis zum Jahre 1832 beschickte er zuweilen die Wiener Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna. So hatte er nachstehende Oelbilder ausgestellt, im J. 1816: „Susanna im Bade“; – 1826: „Die heil. Familie“; – „Kaiser 'Maximilian I. auf der Martinswand“, – „Magdalena in der Wüste“; – 1828: „Rimon lässt sich, um das Begräbniss seines im Kerker verstorbenen Vaters zu erwirken, an dessen Stelle in Ketten legen“; – „Christus bei Martha und Magdalena“; – „Erigone findet ihren Vater Ikarios von den Landleuten getödtet“; – 1832: „Hylas wird von den Nymphen in den Fluss gezogen“; – „Diogenes wirft seine Trinkmuschel von sich, als er einen Knaben aus der hohlen Hand trinken sieht“; – „Selbstporträt des Künstlers“; – „Zaleukos schreibt die Gesetze nieder, die ihm Pallas dictirt“; – „Jacob sieht seines Sohnes Joseph blutigen Rock“; – „Cenace[WS 1] wird von ihrem Vater Aeolus des Liebesverständnisses mit ihrem eigenen Bruder Makareus überwiesen“; – „Damon und Pythias[WS 2] vor dem Richterstuhle des Dionys“. Ungleich größer ist aber die Zahl der in seinem und im Privatbesitze befindlichen Gemälde des Künstlers, von denen dem Herausgeber dieses Lexikons bekannt sind: „Venus“; – „Baumkirchner am 23. August 1452 das Neustädter Thor vertheidigend“, ein Riesengemälde 17′ lang und 11′ hoch, mit 23 überlebensgroßen Figuren, beide im Besitze der Familie Attems in Gratz; – eine „Madonna“; – „Anakreon den Amor beherbergend“; – „Pallas und Ulysses“; – eine Allegorie: „Tritt die Armuth durch die Thür ins Haus, fliegt die Liebe zum Fenster hinaus“; – „Tarquin und Lucretia“; – „Ajax im Begriffe, [219] sich zu entleiben“; – „Amor die Spitze seines Pfeiles zeigend“; – „Ponsias und Glycere“; – „Abraham empfängt von Sarah die Hagar“; – „Christus und die Samariterin“; – „Amphynomus und Aeapus retten ihre Eltern“; – „Anna von Gösting stürzt sich vom Felsen“; – „Artemisia trinkt den mit der Asche ihres Gemals gemischten Wein“; – „ Ein Christus am Kreuze“; – „Evadne stürzt sich in den brennenden Scheiterhaufen ihres Gatten“; – „Der h. Petrus“; – „Die h. Veronica“; – „Amor warnt, den ruhenden Löwen zu wecken“. Von seinen zahlreichen Gemälden für Kirchen und Capellen sind mir nur bekannt: „Der h. Johannes der Täufer“ in der Joanneumscapelle in Gratz, eines der schönsten Gemälde des Künstlers; – „Ein kreuztragender Christus“ in der Stadtpfarrkirche zum h. Blut in Gratz; – „Christus in Mitte der Schriftgelehrten im Tempel“ in der Capelle des ehemaligen Ferdinandeums; – „Christus am Oelberge“ Altarbild in Schladming; – „Maria um Schutz für die Stadt Warasdin bei der h. Dreieinigkeit bittend“, Altarblatt für die Kapuzinerkirche in Warasdin. Ungemein groß ist die Zahl seiner Bildnisse, und wohl jede nur einigermaßen hervorragende Persönlichkeit der Steiermark seiner Zeit ist von Stark’s Pinsel gemalt worden. Der Künstler hat zu wiederholten Malen Italien besucht. Zuerst im Jahre 1817 im Gefolge seines Gönners Ignaz Grafen von Attems, dieses um die Förderung des Kunstlebens in Steiermark gleich seinem Vater Ferdinand vielverdienten Edelmannes. Damals copirte Stark zu Venedig in 25 Stunden die berühmte „Magdalena“ von Titian in der Pisanischen Gallerie in meisterhafter Weise. Das zweite Mal besuchte S. Italien im Jahre 1826, wo er über Verona, Bologna, Florenz, Siena nach Rom ging, in jeder der genannten Städte längere Zeit verweilte und die Meisterwerke der verschiedenen Kunstschulen an Ort und Stelle studirte. Stark war aber nicht blos ausübender Künstler. sondern auch ein eifriger Sammler von Kunstwerken, vorzugsweise von Gemälden, und in seiner an 200 Bilder fassenden Sammlung befanden sich Werke von den besten Meistern der verschiedenen italienischen Schulen und schöne Stücke der holländischen, alt- und neudeutschen Schule, darunter ein „kreuztragender Christus“ von Pordenone, ein „todter Christus“ von Giacomo Palma, dann Bilder von Bassano, Caravaggio, Giambellino, Annibale Carracci, prächtige Thierstücke von Rosa di Tivoli, ein „Sturm“ von Bakhuysen, Bilder von David Teniers, Christoph Schwarz, Hans Burgkmayr, Kupetzky, von Kremser-Schmidt, dem älteren und jüngeren Brand u. A. Als der Künstler im Alter von 56 Jahren starb, vererbte er die vorerwähnte Bildersammlung der ständischen Bildergallerie in Gratz nebst einer Spende von 1000 fl. C. M. für die Gratzer Zeichnungs-Akademie. Auch soll er einer jeden Kirche seiner Vaterstadt von seinen eigenen im Nachlasse befindlichen Gemälden je ein Altarblatt legirt haben. Von sonstigen Arbeiten des Künstlers sind mir noch bekannt ein Bildniß seines Jugendfreundes Dr. Franz Sartori [Band XXVIII, S. 252] und ein Oelbild, vorstellend einen über Wien schwebenden Engel, welcher zwei Kinder in den Himmel trägt, im Besitze des k. k. Controlors Andreas Engelhardt. Während seines Aufenthaltes in Rom und Florenz erlernte er auch die Fresco-Malerei. Ob er Mehreres in derselben [220] ausgeführt, ist dem Herausgeber nicht bekannt, aber eine Probe dieser Richtung gab er in der Halbfigur eines Salvators in Lebensgröße, den er auf die Hauptfronte des Gebäudes der ständischen Bildergallerie in Gratz gemalt. Auch hat er mehrere seiner Bilder radirt und sich überdieß in der Lithographie versucht. Die Zahl seiner Radirungen soll an 20 Blätter umfassen, darunter ein „Ecce homo“, – „Susanna und die beiden Alten“, – „Oedip erhält seine ihm von Theseus entrissene Tochter zurück“, – „Die Charitas romana“, alle vier nach Bildern in der ständischen Gallerie zu Gratz; – eine „Betende Maria“, – „Magdalena im Gebete“, beide nach Bildern in der gräfl. Attems’schen Sammlung; – „Christus am Oelberge“, nach seinem in der protestantischen Kirche zu Schladming befindlichen Gemälde; – „Christus und die Samariterin am Brunnen“, – „Christus bei Magdalena und Martha“, – „Maria mit dem Kinde“. – „Annas von Gösting Felsensprung“, alle vier nach seinen eigenen Bildern – und die lithographirte Skizze zu seinem großen, schon erwähnten Gemälde „Andreas Baumkirchner das Neustädter Thor vertheidigend“. Stark war ein Künstler, der nicht nur zu malen, sondern auch zu schreiben verstand, wie es mehrere in verschiedenen Blättern enthaltene Kunstartikel aus seiner Feder beweisen. Als Lehrer und Gallerie-Director hat er ungemein verdienstlich gewirkt und an dem Gedeihen des zu seiner Zeit in Wien ins Leben gerufenen Vereines zur Beförderung der bildenden Künste, der zwar von dem nachmaligen 1850 gegründeten „österreichischen Kunstverein“ überholt, aber nicht erschüttert werden konnte, hat S. regen Antheil genommen, da die meisten Mitglieder aus Steiermark, namentlich aus Gratz, über seine Aufforderung beigetreten waren. Seine Verdienste um die Kunst würdigte die Akademie der schönen Künste in Venedig, welche ihm ihr Diplom der Ehrenmitgliedschaft schickte, während ihm die Stadt Gratz das Ehrenbürgerthum verlieh. Was seine künstlerische Bedeutung anbelangt, so war er ein Künstler von nicht gewöhnlicher Begabung, den nur seine Kränklichkeit, da er sich während seines zweiten Aufenthaltes in Italien im J. 1826 ein Leiden zugezogen, von dem er wohl genesen, doch dessen Folgen den Rest seines Lebens zu empfinden hatte, an der vollen Entfaltung hinderte. Seine Bilder zeichnen sich durch Adel und Charakter der Gestalten aus. Sie sind, namentlich gilt das von seinen mythologischen Gemälden, ungemein klar in der Darstellung. Seine weiblichen Figuren sind schön, seine Christusgestalten erhaben und edel, seine Helden und mythologischen Gestalten in antikem Style der Gewandung, Kraft und Harmonie der Färbung – nur in seinen früheren Arbeiten suchte er durch Effect und Farbe zu glänzen – üben in seinen Bildern einen wohlthuenden Eindruck auf den Beschauer, Licht und Schatten sind richtig vertheilt, die Perspective ist scharf erfaßt, nur die Zeichnung läßt hie und da Manches zu wünschen übrig, doch sind im Ganzen alle seine Arbeiten in einem erhabenen, künstlerisch edlen Style gehalten. Seine Bilder sind meist mit seinem Namen und der Jahreszahl, zuweilen aber mit seinem Monogramm versehen, das aus den in einander gestellten fünf Buchstaben seines Namens besteht.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, fortgesetzt von Mühlfeld (Wien, 4°.), Jahrgang 1822 [221] S. 696; 1823, S. 724; 1827, S. 179. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1820, Nr. 2, S. 7: „Brief aus Venedig 19. October 1819“. – Der Aufmerksame (Gratzer Unterhaltungs-Blatt, 4°.), 1838, Nr. 95: „Nekrolog“. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien (Wien, 8°.) 1816, 1826, 1828, 1832. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 130. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung, Band X, Seite 98. – Schreiner (G. Dr.), Grätz (Grätz 1843, 8°.) Seite 19, 205, 209. – Polsterer (J. A. Dr.), Grätz und seine Umgebungen (Grätz 1827, 8°.) S. 254, 256. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, Anton Schrötter. (Gratz, 8°.) Neue Folge, siebenter Jahrgang, 1. Heft, S. 68. – Der Wanderer im Gebiete der Kunst und Wissenschaft u. s. w. (Wien, 4°.) 1820, Nr. 164: „Gratz im Jahre 1820. Stark’s Atelier.“ Von F. C. Weidmann. – 1838, Nr. 253: „Nekrolog.“ Von Andreas Engelhardt. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1817, Intell. Blatt, Nr. 44.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Kanake (Mythologie) (Wikipedia).
  2. Damon und Phintias (Wikipedia).