BLKÖ:Rollinger, Gebrüder
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 26 (1874), ab Seite: 310. (Quelle) | |||
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Badenfeld [s. d. Bd. I, S. 114], berühmter Tuchfabrikant und Schafzüchter; Brausewetter [Bd. II, S. 126], dessen Thonwaaren über den ganzen Continent verbreitet sind; Dickmann-Secherau [Bd. III, S. 279], einer der denkwürdigsten Eisen-Industriellen Oesterreichs; Dreher [Bd. XI, S. 395], dessen Biere auf der Pariser Ausstellung nicht nur den Preis erhielten, sondern ein Lieblingsgetränk der Franzosen wurden, die bisher diesem Safte keinen besonderen Geschmack abgewinnen konnten; der[WS 1] seiner Verdienste um den österreichischen Handel 1783 gegrafte Hans Fries [Bd. IV, S. 361]; der mit dem Ausländer Faber rivalisirende Steingeschirr- und Zeichenstifte-Fabrikant Hardtmuth [Bd. VII, S. 362]; das einzig in seiner Art dastehende großartige Fabriksgeschäft in Damasten, Woll-, Seiden- und Teppichstoffen Philipp Haas & Söhne [Bd. VI, S. 104], die Seidenfabrik Hornbostel [Bd. IX, S. 298], aus dessen Schooße mit Friedrich Theodor Hornbostel im Jahre 1848 der erste österreichische Handelsminister hervorging; Stephan Ritter v. Keeß [Bd. XI, S. 120], ein vielseitiger Erfinder und Historiograph der österreichischen Industrie und Fabrication; der Chemiker und Industrielle Kurrer [Bd. XIII, S. 419]; Adalbert Lanna [Bd. XIV, S. 130], der sich vom schlichten Schiffmeister zum Budweiser Handelskammer-Präsidenten emporschwang; Friedrich Leitenberger [Bd. XIV, S. 334], der Fabrikant der zum geflügelten Worte gewordenen Kosmanoser Kattune; die um Böhmens Eisenindustrie hochverdiente Familie Lindheim [Bd. XV, S. 210]; der Kaufmann, später Mitglied des verstärkten Reichsrathes, Karl Maager [Bd. XVI, S. 185], welcher der letzte die herrliche Hymne eines großen einigen und einzigen Oesterreich sang; der gleich Ressel’n um seine Erfindung betrogene Schneider Madersberger, Erfinder der Nähmaschine [Bd. XVI, S. 246], über den sich in den Acten des k. k. Ministeriums des Innern noch interessante Aufschlüsse finden; die Tuchfabrik Mayr [Bd. XVIII, S. 110], dessen Chef für seine Verdienste um diesen Industriezweig in den Ritterstand erhoben wurde; der Ziegel- und Terracottenfabrikant Alois Miesbach [Bd. XVIII, S. 240]; die Tuchfabrikanten Ritter von Moro [Bd. XIX, S. 100]; Hermann Nast [Bd. XX, S. 91], ein Steiermärker, der in Frankreich sich zu einem der ersten Porzellanfabrikanten emporschwang; der Hof-Waffenfabrikant Ohligs [Bd. XXI, S. 48]; der Papierfabrikant Peschier [Bd. XXII, [311] S. 44], auf dessen Papier die österreichische Nationalbank ihre Noten druckt; der Roheisenfabrikant und Humanist Jos. Pesendorfer [Bd. XXII, S. 48] der Leinwand- und Sensen-Manufacturist Planck von Planckburg [Bd. XXII, S. 392]; der Zündwaarenfabrikant Pollak Ritter von Rudin [Bd. XXIII, S. 71]; die Kattunfabrik Brüder Porges von Portheim [Bd. XXIII, S. 123]: die Lederfabrikanten Preschel [Bd. XXIII, S. 266] und Pstroß [Bd. XXIV, S. 37], letzterer auch als Bürgermeister von Prag unvergeßlichen Andenkens; der Linnenwaaren-Hoffabrikant, Vice-Präsident der Handelskammer und des Gewerbevereins, Alois Regenhart [Bd. XXV, S. 130]; der in Europa genannte und gekannte Triester Großhandelsherr Pasquale Freiherr von Revoltella [Bd. XXV, S. 396]; der ebenso durch sein trauriges Geschick wie durch die Förderung der österreichischen Baumwollen-Industrie bekannte Franz Richter [Bd. XXVI, S. 39] und sein Namensvetter Ant. Richter [Bd. XXVI, S. 28], der als Fabrikant chemischer Waaren und in seiner Vielseitigkeit kaum seines Gleichen haben dürfte; die Fabrikantenfamilie Robert [Bd. XXVI, S. 209] und der seiner Zeit vom Zunftneid verdächtigte und verfolgte Stahlwaarenfabrikant Rösler von Ehrenstahl [Bd. XXVI, S. 239]. Mit der vorstehenden Namensübersicht ist die Liste der um Oesterreichs Industrie hochverdienten Männer, über welche dieses Lexikon berichtet, lange nicht erschöpft, sondern eben nur der Bedeutendsten hier gedacht. An diese Namenreihe schließt sich der Name der Buchbinderarbeiten-Fabrik Rollinger. Das Geschäft besteht seit mehr als sechzig Jahren, war bis zum Jahre 1854 hauptsächlich für ärarische Arbeiten eingerichtet, wendete sich aber von dieser Zeit allen Zweigen des Buchbindergeschäftes, vornehmlich aber der Erzeugung von Handels- und Gewerbebüchern zu, worin es bald so stieg, daß es schon im Jahre 1862 weit über 100 Arbeiter beschäftigte. Dabei lieferte R. solche Arbeiten, daß er es unternehmen durfte, mit seinen Fabrikaten die Pariser Ausstellung des Jahres 1855 zu beschicken. Er stellte damals eine überraschende Sammlung von Rastrirarbeiten, an 60 Gattungen verschiedener Größe und Eintheilung aus. Ein Berichterstatter schrieb damals über diese Collection: Von dem einfachen Buche des schlichten Gewerbsmannes mit den wenigen Rubriken führt uns die Stufenleiter bis zum siebenzifferigen Leviathan des stolzen Bankherrn; man hat die größte Hierarchie der Cassa-, Haupt- und Scontrobücher, der Strazzen-, Tratten- und Rimessenbücher vor sich und muß die Zweckmäßigkeit der Zinsenvorrastrirung bei den Saldo-Conto und Conto Currenti nicht minder als die für Oesterreich wichtige und zum ersten Male auftauchende Neuerung anerkennen, daß die Ein- und Verkaufsbücher mit den nöthigen Rubriken zur Eintragung auch der fremden Valuten versehen sind. Dabei sind auch die Einbände, die je nach dem Bedarfe in die Montur von Juchten-, Schweins-, Kalb-, Bock- und Chagrinleder gesteckt oder mit guter englischer Leinwand und Leinengradels überzogen sind, tadellos und musterhaft. Das Etablissement R. vergrößerte sich nun Jahr um Jahr in bemerkenswerther Weise. Für die Leistungsfähigkeit dieses Geschäftes geben zwei interessante Thatsachen den entsprechendsten Beleg. Als im Jahre 1860 die Säcularfeier des Maria Theresien-Ordens in Wien begangen [312] wurde, mußten innerhalb 14 Tagen 400 Foliobände à über 800 Seiten stark, ganz in rothem gros grain-Leder gebunden und reich vergoldet geliefert werden, und im Jahre 1861 mußten die Brüder R. innerhalb 48 Stunden 22.000 Foliobroschüren für den Wiener Magistrat fertig herstellen, und beide Aufgaben wurden auf das Exacteste gelöst. Aufsehen erregte auch auf dieser Ausstellung das von der Fabrik ausgestellte, der Londoner City gewidmete Riesen-Album. Das 15 Quadratfuß große Album wurde absichtlich in so riesigem Formate erzeugt, um die Leistungsfähigkeit der Fabrik zu bestätigen. Auf der Pariser Ausstellung im Jahre 1867 machten die Prachteinbände der Firma Aufsehen, darunter Schiller’s Gedichte mit Illustrationen in rehbraunem Levantiner, Napoleon III. „Histoire de Jules César“ in hellbraunem Chagrinleder, das Hausbrevier von Miramar, Lederpressung mit Elfenbeinschnitzereien und vergoldeter Bronze, ein französisches Gebetbuch in grünem Sammt, montirt mit vergoldeter Bronze und eingelegtem Schildplatte und Elfenbeinverzierungen u. dgl. m. Fachleute, Pariser und Londoner Fabrikanten waren einstimmig in der Anerkennung der R.’schen Leistungen und gaben auch zu, daß mit der Ausdehnung des Rollinger’schen Geschäftes ihnen eine mächtige Concurrenz in den Donaufürstenthümern, in der Türkei und in Egypten erwuchs, der Markt in Oesterreich aber gänzlich verschlossen wurde. Dabei waren die Preise so billig gestellt, daß die Pariser Firmen kurz nach Eröffnung der Ausstellung Bestellungen bei Rollinger machten. Auch muß bezüglich der Rollinger’schen Leistungen ein Moment besonders hervorgehoben werden, daß sie nicht in die Kategorie der sogenannten Galanteriearbeiten, an denen der Buchbinder eben nur den geringsten Antheil hat, sondern eben Buchbinderarbeiten im strengsten Sinne des Wortes sind und als solche auf einer streng geschulten und exacten Technik, wie auch auf dem Prinzipe einer musterhaften Arbeitseintheilung beruhen. Im Jahre 1862 starb am 26. Mai in Meidling nächst Wien Karl Rollinger in dem besten Mannesalter. Die Nekrologe bezeichneten ihn als den Gründer und Leiter des großartigen Instituts, dessen Leistungen eben skizzirt wurden und als denjenigen, der durch seine rastlose Thätigkeit das ursprünglich kleine Gewerbe zu einem Fabricationszweige von großer Ausdehnung und hervorragender Bedeutung emporzuheben verstanden hat. Seinem erfinderischen Geiste verdankt das Buchbindergewerbe manche schätzenswerthe technische Verbesserung. Nach seinem damals allgemein beklagten Tode führt sein ihn überlebender Bruder im gleichen Geiste, und den Industriezweig immer mehr ausdehnend, das Geschäft fort. Dasselbe, in London 1862, in Paris 1855 und 1867 und in der Wiener Weltausstellung 1873 prämiirt, unterhalt zur Zeit eine besondere Fabrik in Unter-Meidling nächst Wien, zwei große Niederlagen in Wien und Commissionslager in Pesth und Triest, früher auch in Prag, und Agenturen in Brünn, Olmütz, Temesvár und Fiume. In neuester Zeit hat R. in Verbindung mit Mößmer zu Meidling bei Wien eine Accidenzdruckerei errichtet, welche tabellarische Arbeiten und Drucksorten für den Handels- und Gewerbestand liefert.
Rollinger, Gebrüder (Industrielle, Zeitgenossen). Dieses Lexikon kann der Industrie und Anderem, was damit in Verbindung steht, nur ausnahmsweise die Aufmerksamkeit zuwenden; aber große Industrielle, Erfinder, Verbesserer auf diesem Gebiete haben, in welcher Richtung sie hervorgetreten und sich emporgehoben haben mögen, in diesem Werke die ihnen gebührende Stätte gefunden. So seien beispielsweise genannt:- Weltausstellung 1873 in Wien. Amtlicher Katalog der Ausstellung ... (Wien 1873, Druckerei der „Presse“, 8°.) Gruppe XI, S. 336, Nr. 153; Gruppe XII, S. 343, Nr. 50. – Arenstein (Jos. Dr. Prof.), Oesterreich auf [313] der internationalen Ausstellung 1862 (Wien 1862, Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. 88, Nr. 1130. – Oesterreichischer Bericht über die internationale Ausstellung in London 1862. Herausg. unter der Leitung von Prof. Dr. Jos. Arenstein (Wien 1863, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. L, 547, 569 u. 571. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1855, Nr. vom 21. Juli [Bericht von Bauernschmidt]. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 120, S. 619: „Karl Rollinger’s Tod“; – dieselbe 1867, Nr. 159: „Pariser Ausstellung. F. Rollinger’s Buchbinder-Arbeiten“.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: das.