BLKÖ:Hornbostel, Christian Georg

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hornau
Band: 9 (1863), ab Seite: 298. (Quelle)
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Hornbostel, Christian Georg (Industrieller, geb. zu Wien 15. Mai 1778, gest. ebenda 6. Juni 1841). Erhielt seine Erziehung im elterlichen Hause, in welchem er sich von früher Jugend damit beschäftigte, den Industriezweig, welchen schon sein Vater erfolgreich betrieb, die Seidenweberei, möglichst zu vervollkommnen und durch Anwendung der neuesten zweckmäßigen Erfindungen immer mehr nutzbar zu machen. Auf ausgedehnten Reisen in Deutschland, Italien, Frankreich erweiterte er seine Kenntnisse, in Lyon verlängerte er seinen Aufenthalt, um in dieser Metropole der Seidenweberei sich mit den mannigfaltigen Fortschritten derselben ganz vertraut zu machen. Als die Lombardie mit Oesterreich wieder vereinigt und dadurch eine schwer zu bestehende Concurrenz mit glatten Stoffen hervorgerufen wurde, war es Hornbostel, der 1816 auf den Gedanken kam, die damals bei der Baumwollweberei in England immer mehr in Aufnahme kommenden Maschinenwebstuhle auch für die seidenen Stoffe zu verwenden. Nach rastlosen Bemühungen war es ihm endlich gelungen, die unzähligen Schwierigkeiten, welche die Verschiedenheit des Materials, die Feinheit des Fadens u. dgl. m. der Maschinenweberei entgegensetzten, zu überwinden und in Leobersdorf hatte er die Fabrik gegründet, in welcher an 40 Webestühle von Wasser getrieben höchst vollkommen glatte und später auch façonnirte Stoffe in hoher Vollendung liefern und wobei die complicirte Jacquard-Maschine ebenso ruhig und sicher mitarbeitet, als wenn der geübteste Weber sie in Bewegung setzt. So war denn Hornbostel der Erste in Europa, welcher vollkommene Seidenstoffe auf Maschinenwebstühlen erzeugt hat und längst war sein 15jähriges Privilegium verflossen, als man in Frankreich erst anfing, die wohlfeilere Maschinenweberei auf Seide anzuwenden. Mit diesen Eigenschaften eines gründlich gebildeten Seidenwebers, als welcher er seine Fabrik zu einer solchen Höhe brachte, daß ein der tyrannischen Mode unterworfenes Unternehmen noch in der dritten Generation glänzend dasteht, verband H. noch andere, durch welche er seinen Geschäftsgenossen und dem Staate nützlich zu werden berufen war. Sein praktischer Sinn, seine vielseitigen Erfahrungen und Kenntnisse, verbunden mit unbeugsamer Rechtlichkeit und Biederkeit, erwarben ihm das Vertrauen der Staatsbehörden, die stets seinen Rath einholten, wo derselbe als Ausdruck eines gediegenen Geschäftsmannes und patriotischen Bürgers dem Staatswohle förderlich sein konnte. Bei Begründung der österreichischen Nationalbank fungirte H. als provisorischer Bankdirector, ferner war er Mitglied der Provinzial-Handelscommission, der Ausstellungscommission, verschiedener Vereine zur Unterstützung der Nothleidenden, und seine Humanität kennzeichnet die Thatsache, daß er fest an dem Grundsatze hielt, in Zeiten der Theuerung und Geschäftslosigkeit keine Arbeiter abzudanken, sondern ihnen auch dann noch Arbeit zu geben, wenn es nur durch die bedeutendsten Geldopfer zu erreichen war. Auf diese Weise erhielt er sich fortwährend einen tüchtigen Kern von ausgezeichneten Arbeitern, die mit Liebe und Anhänglichkeit sich ihrer Aufgabe widmeten. H., der im Alter von 63 Jahren tiefbetrauert starb, hinterließ das im schönsten Aufschwung [299] begriffene Geschäft seinen Söhnen Theodor [siehe den Folgenden] und Otto, welche bereits bei Lebzeiten des Vaters dessen Mitarbeiter waren und es unter der alten Firma rüstig fortführen.

Verhandlungen des niederösterreichischen Gewerbe-Vereins (Wien 1842, Gerold, 8°.) Jahrg. 1842, Heft 6, S. 28: „Einige Worte der Erinnerung an Chr. G. Hornbostel“, von Michael Spoerlin. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt. 8°.) Bd. XIX (1841), S. 1344, Nr. 1056. – Vaterländische Blätter des österreichischen Kaiserstaates (Wien, 4°.) Jahrg. 1812, S. 204: „Die Sammt- und Seidenzeugfabrik von C. G. Hornbostel“. – Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben. Herausgegeben von Stephan Ritter von Keeß und W. C. W. Blumenbach (Wien 1829, Gerold, 8°.) Bd. I, S. 316, 437, 441, 443, 457, 458; Bd. II, S. 783. –