BLKÖ:Moro, Franz Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Moro, Christoph | ||
Band: 19 (1868), ab Seite: 100. (Quelle) | |||
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Joseph II. die Einfuhr fremder Waaren und den Handel mit auswärtigen Fabricaten verboten hatte, begründeten zwei Brüder, Christoph und Johann Moro, die erste Fabrik zur Erzeugung feinen Tuches. Um diese Zeit errichteten sie auch eine, später nach Kärnthen verlegte Spinnerei feiner Wolle im Wocheinerthale, einer der ärmsten Gegenden in Krain, wodurch den Bewohnern derselben ein namhaftes Verdienst zugeführt wurde. Ferner steigerten sie durch theils aus dem Auslande eingeführte, theils von ihnen neuerfundene oder wesentlich verbesserte Maschinen, unter denen insbesondere zu nennen sind die Rauchmaschinen, die Wollekratz- oder Kartatsch- und die Wollespinnmaschinen, die Schönheit, Reinheit und Feinheit des Erzeugnisses, welches mit glänzendem Erfolge mit ausländischen Waaren concurrirte. Diese Fabrik erzeugte schon in den ersten Jahrzehnden des laufenden Jahrhunderts jährlich über 600 Stücke feinen Tuches, wodurch nahezu ein Capital von viermalhunderttausend Gulden in Umlauf gesetzt und an achthundert Menschen dauernd beschäftigt wurden, und zwar zu einer Zeit, als beständige Kriege allen Handel und Verkehr lähmten und dem Vaterlande die besten Kräfte entführten. Dabei fehlten geradezu alle Vorbedingungen zur Errichtung, Erhaltung und Fortführung eines solchen Etablissements, es mußten erst taugliche Leute aufgesucht und mühsam abgerichtet, und die nöthigen Handwerker zur Errichtung der neuen [101] und Herstellung der alten Maschinen aus der Ferne herbeigezogen werden. Jedoch die Energie der Unternehmer, verbunden mit tüchtiger Sachkenntniß, half alle Hindernisse bezwingen und das Unternehmen auf den bestmöglichen Grad von Vollkommenheit steigern. Auch führten sie den Bau der Krappwurzel im Lande ein und brachten ihn so weit, daß er für ihren eigenen Bedarf in hinreichender Menge erzielt wurde, Sie beförderten den Kardendistelbau und halfen durch eine entsprechende Pflege wesentlich zur allgemeinen Verbreitung feinwolliger Schafe mit. Aus ihrer Fabrik gingen das feine weiße Tuch für die Officiers-Uniformen und alle feinen Egalisirungstücher für die kaiserliche Armee hervor. Die eigentliche Seele des großartigen und für Kärnthen so wichtigen Unternehmens war aber seit mehr als fünf Jahrzehnden der erst jüngst im hohen Alter von 84 Jahren verstorbene Franz Ritter von Moro. Er war einer der thätigsten und eifrigsten Mitglieder der kärnthnerischen Landwirthschafts-Gesellschaft und durch vierzig Jahre auch Mitglied ihres Central-Ausschusses. Nie fehlte er in den Sitzungen derselben und hatte an allen Verhandlungen, Versuchen, Gutachten und Arbeiten desselben wesentlichen Antheil. Ueber alle die Gesellschaft beschäftigenden Fragen, z. B. Rübenzucker-Fabrication, Fleisch- und Milchproduction, Werth der Futterstoffe u. s. w., machte er mit seinen Brüdern auf dem Meierhofe zu Viktring selbstständige Versuche und veröffentlichte deren Resultate in den Mittheilungen der Gesellschaft. Als einer der rationellsten Landwirthe richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Cultur der Weberkarden und des Krapps, sowie auf die Verbesserung der Construction des Pfluges. Seine Arbeiten nach dieser Seite hin fanden allseitig gerechte Würdigung, der von ihm construirte Pflug wurde als vorzüglich anerkannt. Die Entsumpfung des Waidmannsdorfer Moores in Kärnthen war lange der Gegenstand vielfacher Berathungen und Erhebungen, an denen M. stetigen und werkthätigen Antheil nahm. Das Vertrauen der Bevölkerung gehörte aber auch ungetheilt dem tüchtigen Landwirthe und Fabrikherrn, denn kaum trat nach Erlassung des neuen Gemeindegesetzes im J. 1849 die Organisation der neuen Gemeinden in’s Leben, als M. im J. 1850 von der Ortsgemeinde Viktring zum Bürgermeister gewählt wurde. M., obwohl damals bereits 67 Jahre alt, nahm die Wahl an und versah das mühevolle Amt bis zum Jahre 1861, richtete in dieser Zeit seine besondere Aufmerksamkeit auf den Straßenbau in der Gemeinde und brachte zu diesem Zwecke nicht unbedeutende pecuniäre Opfer. Was die Fabrication des Tuches betrifft, so steigerte er dieselbe zu einer Bedeutung, welche die Ausstellungen der letzten Decennien mit wiederholten Anerkennungen würdigten. Auf den Ausstellungen in Wien in den Jahren 1835 und 1839 erhielten die Tucherzeugnisse der Viktringer Fabrik die goldene Medaille; bei der allgemeinen deutschen Gewerbe-Ausstellung in Berlin im Jahre 1844 erhielt Franz Ritter von M. als Chef des Hauses, das dort seine Erzeugnisse ausstellte, den rothen Adler-Orden 3. Classe; bei der Ausstellung in Wien im Jahre 1845 war M. Mitglied der Beurtheilungs-Hofcommission; bei der Ausstellung in London im Jahre 1851 wurde dem Fabricate die ehrenvolle Erwähnung, bei der Ausstellung in München im Jahre 1854 die große Denkmünze; bei der allgemeinen Ausstellung in Paris [102] im Jahre 1855 von der Jury, dem Comité de Revision und dem Conseil des présidents die goldene Ehrenmedaille zuerkannt. Im Berichte über die zwanzigste Classe (Schafwoll-Industrie, Berichterstatter Dr. Robert Heym) heißt es wörtlich: „in Officierstüchern stand, was die Farbe betrifft, die Fabrik der Gebrüder Moro in Klagenfurt obenan. Ihr Ponceau war von einer Schönheit und einem Feuer, wie es weder Frankreich noch Preußen aufzuweisen; ihr weißes Tuch blieb unerreicht auf der Ausstellung und jeder Fachkenner sprach die höchste Verwunderung über die seltene Reinheit der Farbe aus. Auf welcher Höhe Gebrüder Moro in der Fabrication ihres weißen Tuches stehen, ergab namentlich der Vergleich mit dem an sich gelungenen gleichen Fabricate von Johann Ercken’s Söhne in Burtscheidt, denn letzteres wurde von dem ersteren vollkommen in den Hintergrund gedrängt, weil es von dem Ueberspielen in einen gelben Schimmer nicht frei war“. Im Jahre 1850 wurde Franz Ritter von M. bei Gelegenheit, als die Viktringer Tuchfabrik von Sr. Majestät dem Kaiser besucht wurde, mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens, und als der Fabrik bei der allgemeinen Ausstellung in London im Jahre 1862 die erste Auszeichnung, nämlich die Preismedaille, zuerkannt wurde, mit dem Orden der eisernen Krone 3. Classe decorirt. Schließlich sei noch bemerkt, daß Franz M., als im Jahre 1851 die Handelskammern in’s Leben gerufen wurden und eine solche auch für Kärnthen in Klagenfurt gegründet ward, sofort eines der Mitglieder derselben wurde und bis zum Sommer 1866 eine energische Thätigkeit in derselben entfaltete. Sein Nekrologist entwirft mit wenigen Worten ein scharfgezeichnete Bild dieses Nestors der Industriellen Oesterreichs: Franz von Moro war, so schreibt er, ein von Jugend auf in Arbeit und Anstrengung gestählter, fest ausgeprägter wahrer und edler Charakter; was er einmal als gut und recht erfaßt, daran hielt er mit eiserner Consequenz fest; die Aufgabe, die er sich gestellt, verfolgte er mit bewunderungswerther Ausdauer und Zähigkeit, bis sie völlig und im kleinsten Detail gelöst war; so nur vermochte er die großen Schwierigkeiten im Fabriksbetriebe pünctlich zu überwinden und diesen zu so großer technischer Vorzüglichkeit zu erheben. Die zahlreichen Arbeiter der Fabrik liebten ihn als ihren guten Herrn; wer bittend sich ihm nahte, ging selten ohne die erbetene Hilfe, nie ohne freundlichen Rath von dannen. In dem nachhaltigen Eifer, in welchem er die Interessen öffentlicher Anstalten und Vereine, besonders der Gemeinde von Viktring als ihr Bürgermeister zu fördern suchte, vermochte ihn weder die heftigste Opposition, noch Unverstand und ausgesprochener Undank auch nur im Geringsten irre zu machen; ja es nahmen diese Interessen am Abend seines Lebens seine Thätigkeit fast ausschließlich und in dem Grade mehr in Anspruch, als die jüngeren Kräfte seiner Söhne ihm die Arbeit und Sorgfalt des ausgedehnten Fabriksbetriebes abgenommen hatten. In dem unübersehbaren Leichenzuge, der sich in der kalten Wintersonne des zweiten Weihnachtsfeiertages 1866 gegen den Friedhof in Stein bewegte und aus allen Ständen sich zusammengesetzt hatte, geleitete ihn die trauerfeierliche Ueberzeugung Aller zu Grabe, daß in ihm aus ihrer Mitte ein Mann heimgegangen, der es ernst mit dem Leben genommen und seine Aufgabe voll und edel erfüllt habe. Ueber mehrere [103] andere Familienglieder vergleiche das Nähere in den Quellen.
Moro, Franz Ritter von (Industrieller, geb. zu Klagenfurt 16. März 1762, gest. ebenda 24. December 1866). Gehört einer Familie an, welche durch ihre großartige industrielle Thätigkeit nicht bloß im Lande Kärnthen, dem dieselbe zunächst zu Statten kommt, sondern weit über die Grenzen desselben, ja selbst über jene der Monarchie hinaus, sich einen geachteten Namen erworben hat. Zunächst ist es die Tuchfabrication, welche dieses Handelshaus zu großer Vervollkommnung gebracht, sich dabei nicht ausländischen Stoffes, sondern inländischer Wolle bedient und ohne Zuhilfenahme der spanischen Wolle die feinsten Tücher erzeugt hat. Schon im Jahre 1784, als Kaiser- Adelstands-Diplom ddo. 21. Mai 1816 für die Gebrüder Christoph und Johann Moro. – Ritterstands-Diplom ddo. 11. Mai 1820 für Christoph Moro. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, S. 562. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) Jahrg. 1867, Nr. 2, S. 94. – Bericht über die allgemeine Agricultur- und Industrie-Ausstellung zu Paris im Jahre 1855. Nach den Arbeiten und Materialien der österreichischen Berichterstatter und Jury-Mitglieder u. s. w. Herausgegeben unter der Redaction von Dr. Eberhard A. Jonák (Wien 1857/58, Staatsdruckerei, gr. 8°.) II. Bd. 20. Klasse, S. 74 u. 55. – Arenstein (Joseph Prof. Dr.), Oesterreich auf der internationalen Ausstellung in London 1862 im Auftrage des k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirthschaft (Wien 1862, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 74, Nr. 895. – Arenstein (Jos. Prof. Dr.), Oesterreichischer Bericht über die internationale Ausstellung in London 1862, im Auftrage des k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirthschaft. Herausgegeben unter der Leitung von – – (Wien 1863, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. XLVIII u 500. – Wappen. Gevierteter Schild, 1 und 4: silbern und roth viermal quergetheilt; 2: in Gold ein rechtsgekehrter schwarzer aufrechtstehender Greif mit offenem Schnabel, aufgehobenen Flügeln, rothausgereckter Zunge, in den Vorderpranken einen geflügelten Mercurstab haltend; 3: in Gold ein einwärtsgekehrter Mohr, mit halbem Leib in der Mitte des Feldes schwebend, mit einer Federnschürze, mit einem von beiden Seiten des Halses herabhängenden rothen Tuche, die Rechte in die Seite stützend und in der Linken ein weißes Lamm haltend. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte, gekrönte Turnierhelme, aus der Krone des rechten Helms wächst der in Feld 3 beschriebene Mohr hervor; auf der Krone des linken Helms steht der Greif, wie er im Felde 2 abgebildet ist. Die Helmdecken. Jene des rechten Helms sind roth mit Silber, jene des linken sind schwarz mit Gold belegt.