BLKÖ:Morlot, Adolph von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Moro, Franz Ritter von | ||
Band: 19 (1868), ab Seite: 96. (Quelle) | |||
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Johann der Grund gelegt worden zu dem geognostisch-montanistischen Vereine für Innerösterreich und das Land ob der Enns. Die ausgearbeiteten Statuten hatten mit 22. Juli 1843 die Allerh. Genehmigung erhalten. Es war ein Verein, wie der bereits früher gegründete Tiroler, dessen Aufgabe es war, das Land geologisch durchforschen zu lassen. Die Direction wandte sich an Prof. Bernhard Cotta in Freiberg, der vor Allen nun Adolph von Morlot zu diesem Zwecke empfahl. Im Sommer 1844, noch vor Feststellung der Beziehungen, kam Morlot nach Wien, wo er im k. k. Hof-Mineraliencabinet bei Custos Partsch und in dem damals im Aufblühen begriffenen k. k. montanistischen Museum bei Bergrath Haidinger [Bd. VII, S. 208, und Bd. XIV, S. 465] die beste Aufnahme fand. Der gegenwärtige Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, Franz Ritter von Hauer [Bd. VIII. S. 59], war Theilnehmer an dem damaligen zweiten montanistischen Curse. Morlot schloß sich hier lebhaft an. Von dem ersten Augenblicke wirkte er anregend bei seinem lebhaften unabhängigen Forschungsgeiste und seinen eigenen, nach vielen Richtungen vorgerückten Studien, und während er sich später seiner Hauptaufgabe: der [97] geologischen Erforschung der Vereinsländer, zuwandte, nahm er auch eine hervorragende Stellung in der Entwickelung der in dieser Richtung sich ergebenden Fortschritte in Wien ein. Damals besorgte Haidinger die Aufnahme seines Aufsatzes über die Gletscher-Erscheinungen und den Löß auf Oesterreichs nordöstliche Alpen bezogen, in der Wiener Zeitung (1844, 11. und 12. September). Er selbst ging nach Gratz, um die Verhältnisse des Vereins durch eigene Anschauung zu erkunden und die maßgebenden Persönlichkeiten kennen zu lernen, wo er Unger, von Pittoni, Tunner in Vordernberg sah, von Gratz reiste er nach Salzburg, um sich dem Erzherzog Johann, der sich eben dort befand, vorzustellen, und von dort nach der Schweiz zu Besuch seiner Familie und aus der Schweiz nach Freiberg zur Fortsetzung seiner Studien zurück. Die Verhandlungen wegen Uebernahme der Aufgabe in Gratz wurden in der Zwischenzeit beendigt, und in der Generalversammlung des Vereins am 10.[WS 1] März 1846 wurde Morlot’s Ernennung zum Vereinscommissär öffentlich bekannt gemacht. In Wien waren mittlerweile die Versammlungen von „Freunden der Naturwissenschaften“ in’s Leben getreten. Es waren die ersten Regungen eines geistigen Aufschwungs, die in dem lebenlosen, aber nur scheintodten Oesterreich unter den magnetisirenden Strichen einiger Fortschrittsmänner aufzuckten. In einem Briefe vom 30. Mai meldete Morlot von Salzburg aus sein bevorstehendes Eintreffen in Wien, an dem nämlichen Tage verkündete die Wiener Zeitung das Erscheinen der „Naturwissenschaftlichen Abhandlungen“ und am nämlichen Tage die Allerh. Entschließung zur Gründung einer kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. In der Versammlung von Freunden der Naturwissenschaften am 2. Juni hielt Morlot bereits seinen ersten Vortrag. Die nahe Gleichzeitigkeit dieser für den beginnenden Aufschwung der Cultur in der Monarchie bezeichnenden Momente ist an und für sich unerheblich, mußte aber für den aus der Fremde neu zuwachsenden Bürger der Wissenschaft immerhin anregend wirken. Von dieser Zeit an mit Morlot’s Bereisungen im Sommer und seinem Winteraufenthalte in Wien folgte eine mehrjährige Periode wissenschaftlichen Strebens und Schaffens mit vielen einzelnen Erfolgen. Als sich aber unter der Gestaltung hoffnungsloser politischer Zustände wenig erfreuliche Aussichten für die Lösung wissenschaftlicher Aufgaben, wie sie Morlot im Sinne hatte, zeigten, beschloß er den Kaiserstaat zu verlassen. Der Verein für Innerösterreich und das Land ob der Enns war aufgelöst, und war auch ein neuer Verein für Steiermark an seine Stelle getreten, so waren doch dessen Grenzen weit enger gezogen; an der bereits im November 1849 gegründeten geologischen Reichsanstalt aber fand sich eben damals für ihn auch keine geeignete Stellung, und so verließ denn Morlot im Sommer 1851 Gratz und Oesterreich, für das er auf seinem Gebiete rüstig ernst und erfolgreich gewirkt hat, für immer. In den Druckschriften jener Zeit liegen die zahlreichen Beweise seiner Thätigkeit; hier mag eine Uebersicht nur seiner bedeutenderen und von diesen auch nur jener Arbeiten, die auf Oesterreich Bezug haben, folgen. Ganz selbstständig sind erschienen: „Geologische Uebersichtskarte der nordöstlichen Alpen“ (Wien 1847, Artaria); – „Erläuterungen zur Geolog. Uebersichtskarte der nordöstlichen Alpen (ebd. 1847, 200 S. 8°.); – [98] „Geologische Karte der Umgebungen von Leoben und Judenburg“ [8. Section der Generalstabskarte] (Wien 1848, k. k. milit. geogr. Institut), wurde auch an die Subscribenten zur Herausgabe der naturwissenschaftlichen Abhandlungen u. s. w. mit dem 3. Bande (1850) vertheilt; – „Erläuterungen zur geologisch bearbeiteten VIII. Section der General-Quartiermeisterstabs-Specialkarte von Steiermark und Illyrien“ (Wien 1849, Braumüller und Seidel, 86 S. 8°.). Von seinen in Fachzeitschriften und Sammelwerken abgedruckten Arbeiten sind anzuführen: in den Berichten über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien, gesammelt und herausgegeben von Wilhelm Haidinger, Bd. I–VII (1846–1850), aus 55 Mittheilungen die folgenden: im I. Bande (1846): „Schichtenfolge von Teisendorf“ (S. 31); – im II. Bande (1846–1847): „Ueber Freyer’s Specialkarte von Krain“ (S. 57); – „Eisenerzlagerstätte von Hüttenberg“ (S. 84); – „Ueber Ehrlich’s geognostische Skizze der Umgegend von Linz“ (S. 92); – „„Ueber F. Simony’s Winterexpedition auf den Dachstein“ (S. 108); – „Ueber Freyer’s Foraminiferen von Krapina“ (S. 157); – „Großau und Pechgraben“ (S. 157); – „Süßwasserquarz von Hlinik“ (S. 174): „Die geologische Karte der östlichen Alpen“ (S. 223); – „Ueber Ehrlich’s Clypeaster conoideus von Mattsee. Versteinerungen aus dem Nummulitensandstein von Oberweis bei Gmunden“ (S. 224); – „Analyse eine Trachyts von Gleichenberg“ (S. 236 u. 336); – „Analyse eines sandigen Dolomits von Hausberg bei Stübing“ (S. 242); – „Ziegelgrube des Herrn L. Schuch“ (S. 312); – „Ueber Baron Steiger’s: Der Lehm in Böhmen“ (S. 404); – „Geologische Karte der östlichen Alpen“ (S. 423); – im III. Bande (1847): „Brief an W. Haidinger über geologische Verhältnisse in Obersteier“ (S. 97); – „Gliederung der azoischen Abtheilung des Uebergangsgebirges im Murthale“ (S. 236); – „Brief an W. H. über die Erdbeben am 30. August“ (S. 249); – „Brief an W. H. über die azoische Abtheilung des Uebergangsgebirges im Murthale“ (S. 262); – „Formationsreihe in den Alpen“ (S. 334); – „Trebichgrotte am Karst“ (S. 380); – „Geologische Verhältnisse von Istrien“ (S. 402); – „Ueber Degousée: Die artesischen Brunnen von Venedig“ (S. 442). – „Das tertiäre Conglomerat von Kaisersberg“ (S. 475); – „Backenzahn des Dinotherium giganteum von Hungelbrunn“ (S. 491); – im IV. Bande (1848): „Geologische Karte von Istrien“ (S. 157); – „Geologie von Istrien“ (S. 270); – „Tertiärer und Diluvial-Schotter bei Nußdorf und in der Nähe des Belvederes“ (S. 413); – „Höhle in Vöslau“ (S. 424); – im V. Bande (1849): „Fundorte eocener Fossilien in Untersteiermark“ (S. 39); – „Sprung über Jauerburg (S. 63); – „Oestliche Alpen in den Miocenperioden“ (S. 98); – „Ueber das naturhistorische Museum in Klagenfurt“ (S. 140); – „Geologie von Untersteier“ (S. 174); – „Einiges über Dolomit. Prettner, Temperaturbeobachtungen am Berge Obir in Kärnthen. Fossiler Elephantenzahn von Carlowitz“ (S. 221); – im VI. Bande (1849): „Niveauverhältnisse der Miocenformation in den östlichen Alpen“ (S. 73); – „Erratisches Diluvium im Wiener Becken“ (S. 82),– „Erratisches Diluvium in Oberkärnthen“ (S. 127); – [99] „Art des Vorkommens der Fossilien im Radoboj“ (S. 158); – „Geologische Verhältnisse des südlichen Theils von Untersteier“ (S. 159); – im VII. Bande (1850): „Geologische Verhältnisse von Oberkrain“ (S. 8 u. 21). – „Geologie von Nordsteiermark“ (S. 38); – „Anthracit von Karlbad bei Gmünd in Oberkärnthen“ (S. 42); – „Rauchwacke und die Eisenerzlagerstätte bei Pitten“ (S. 81); – „Ueber Radoboj“ (S. 108); „Ziegelgrube am Hungelbrunnen“ (S. 111); – „Geologische Verhältnisse von Raibl“ (S. 113); – in den Naturwissenschaftlichen Abhandlungen, gesammelt und durch Subscription herausgegeben von Wilhelm Haidinger, aus 6 Mittheilungen folgende: im I. Bande (1846 u. 1847): „Ueber Dolomit und seine künstliche Darstellung aus Kalkspath“ (S. 304 bis 315); – im II. Bande (1847 u. 1848): „Ueber die geologischen Verhältnisse von Istrien. Mit einer Karte und zwei lithographirten Tafeln. I. Abth.“ (S. 257–317); – im IV. Bande (1850): „Ueber erratisches Diluvium bei Pitten“ mit 2 Tafeln (S. 1–18); – im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt, aus 27 Mittheilungen folgende: im I. Bande (1850): „Einiges über die geologischen Verhältnisse in der nördlichen Steiermark“ (S. 99); – „Ueber das hohe Alter des Kupferbergbaues am Mitterberg in Salzburg“ (S. 197–199); – „Ueber die Spuren eines befestigten römischen Eisenwerkes in der Wochein in Oberkrain“ (S. 199 bis 212 u. 366); – „Ueber die geologischen Verhältnisse von Raibl (S. 255 bis 267); – „Ueber die geologischen Verhältnisse von Radoboj in Croatien“ (S. 268–279); – „Schreiben an W. Haidinger, Nulliporenkalk bei Reichenburg“ (S. 347 bis 449); – „Verbreitung des Meeres zur Miocen-Zeit (S. 365); – „Geologische Verhältnisse von Oberkrain“ (S. 389 bis 411); – in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, unter 9 Mittheilungen folgende: im IV. Bande (1850): „Ueber seine Versuche der Darstellung des krystallinischen Dolomits“ (S. 315); – „Ueber die Nivaux des ältern Diluviums und der Miocen-Formation“ (S. 369). Und in den Mittheilungen des historischen Verein für Krain, im X. Jahrgange (1855): „Die Sage von der Kirche am See“ (S. 70), betrifft das Thal bei Neukirchen, zwei Stunden nördlich von Cilli in Untersteier, das ehemals ein See gewesen sein soll. Nun möge noch ein kurzer Ueberblick seines Schaffens nach seiner Rückkehr in’s Vaterland folgen. Nachdem er in die Schweiz zurückgekehrt war, nahm er vorübergehend eine Lehrerstelle in Lausanne an, als Professeur de géologie et minéralogie. Auf diesem Posten wirkte er einige Zeit und bildete mehrere tüchtige Schüler, mit einem Male aber entsagte er der Geologie, die er bisher mit solchem Eifer und Erfolge betrieben, um sich, angeregt durch Troyon, antiquarischen Studien zu widmen, deren Resultate er in mehreren Städten der Schweiz und Deutschlands als herumziehender Professor in öffentlichen Vorlesungen mittheilte. Einer dieser Vorträge erschien unter folgendem Titel im Drucke: „Leçon d’ouverture d’un cours sur la haute Antiquité, fait a l’Academie de Lausanne en Novembre et Décemtre 1800“, welchem er das erschütternd wahre Motto aus Laplace: „Ce que nous savons est peu de chose, ce que nous ignorons est immense“ [100] voransetzte. Von der Lebhaftigkeit seiner Theilnahme, erst in geologischer, später in archäologischer Beziehung, geben einen Beweis die zahlreichen Mittheilungen in dem Bulletin de la Société Vaudoise des sciences naturelles en Lausanne, deren Mitglied er von dem Jahre 1851 an war und in welchen vom 4. Bande an bis zum 9., aus den Jahren 1853 bis 1867, nicht weniger als 117 Mittheilungen aus seiner Feder herrühren. Unter diesen ist als eine Musterarbeit in ihrer Art hervorzuheben im 6. Bande seine Zusammenstellung der „Etudes géologico-archéologiques en Danemarc et en Suisse“, 67 S. mit zahlreichen Illustrationen, welche Arbeit M. nach einem vierzehntägigen Aufenthalte in Lund und einem dreimonatlichen in Kopenhagen vollendet, vor der Veröffentlichung aber den bedeutendsten skandinavischen und schweizerischen Forschern zur Durchsicht und Berichtigung mitgetheilt hat. Morlot wurde dafür von dem Könige mit dem Danebrog-Orden ausgezeichnet. Leider raffte den rastlosen Forscher im besten Mannesalter der Tod dahin.
Morlot, Adolph von (Geolog und Archäolog, geb. zu Neapel 22. März 1820, gest. zu Bern 10. Februar 1867). Stammt aus einer Patrizierfamilie Berns, die im 17. Jahrhunderte aus Lothringen eingewandert war. Da das Vermögen des Großvaters nicht ausreichte, um drei Söhnen eine unabhängige Stellung zu sichern, nachdem das Patriciat seine Privilegien durch die Revolution eingebüßt hatte, so studirte Morlot’s Vater Medicin und wirkte in Bern als Arzt, bis die Verbindung mit einer geistvollen und wohlhabenden Engländerin, Miß Ingilby, ihn aller Sorge um das tägliche Auskommen überhob. Beide Eltern von Morlot und seine einzige Schwester Adelaide von Morlot sind noch am Leben und wohnen in Bern, nach vieljährigem Aufenthalte in Montreux am oberen Genfersee. Adolph von Morlot, dessen mehrjährige Thätigkeit im Kaiserstaate und dessen zahlreiche, denselben betreffenden wissenschaftlichen Arbeiten ihm – obgleich er ein Ausländer – doch eine ehrenvolle Erinnerung in diesem Werke sichern, erhielt seinen ersten Unterricht in einem Privatinstitute zu Gottstadt in der Nähe von Biel, besuchte dann, 1835 und 1836 die städtische Realschule in Bern, wo er besonders an mathematischen Studien Interesse gewann und trat 1838 in die Hochschule, wo er auch geologische Vorträge hörte und an den Excursionen theilnahm. Im Gefühle seiner mangelhaften Vorbereitung verließ er jedoch Bern im Herbste jenes Jahres und trat in Paris in das Collège Ste. Barbe, um durch gründlichen mathematischen Unterricht sich eine feste Grundlage zu erwerben. Von der ausgezeichneten Lehrmethode jener Schule hat er später oft mit wärmster Anerkennung gesprochen. Von Paris ging er im Jahre 1843 nach Freiberg, um sich bergmännischen Studien zu widmen. Während dieser Zeit war über Veranlassung und unter der Aegide des Erzherzogs- Verhandlungen der kais. kön. geologischen Reichsanstalt (Wien, 4°.) Jahrg. 1867, Nr. 4, S. 70. – Notice nécrologique sur Ch. Adolphe Morlot par S. Chavannes (Aarau 1867, Sauerländer, 8°.). – Handschriftliche Mittheilungen von Wilh. Ritter v. Haidinger.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: 40.