ADB:Steinhöwel, Heinrich
Albrecht v. Eyb und Nicolaus v. Wyle mit Ehren genannt als einer der ältesten Vertreter der deutschen Frührenaissance, entstammt einer seit dem 14. Jahrhundert in Eßlingen nachweisbaren Familie, deren Mitglieder mehrfach im Rathe der Stadt saßen, ist selbst aber in der Reichsstadt Weil der Stadt an der Würm, der Heimath Brenz’s und Kepler’s, im J. 1412 geboren. 1429 bezog er die Wiener Universität, an der wir in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehreren engeren Landsleuten Steinhöwel’s begegnen, und wurde als Scholar in die dortige artistische Facultät eingeschrieben. 1432 erwarb er das Baccalariat in artibus, 1436 die Magisterwürde und blieb jedenfalls bis März 1438 in Wien. 1442 finden wir ihn als Rector artistarum in Padua, wo er auch Medicae facultatis Lauream cepit (Facciolati, Fasti Gymn. Patavini II, 82). Später begab er sich nach Heidelberg: die dortige Matrikel verzeichnet ihn unter dem 19. December 1444 als Heinricus Stainhőwel[WS 1] de Wila medicine doctor (Töpke I, 244). 1449 lebte er als Arzt in Eßlingen, betheiligte sich auch politisch, indem er im Kriege Württembergs mit den Reichsstädten sich der Absage an den benachbarten, auf Seiten Württembergs stehenden Adel anschloß. Die darauf bezügliche Urkunde (Anz. f. Kunde der deutschen Vorzeit, 1879, S. 3, 7; Keller, Decameron S. 675) nennt Steinhöwel’s Namen neben dem des Eßlinger Stadtschreibers Nicolaus v. Wyle, dessen litterarische Interessen sich eng mit denen Steinhöwel’s berührten, wenn auch von persönlichen gegenseitigen Beziehungen beider Männer nichts verlautet (Strauch, Pfalzgräfin Mechthild S. 48, Anm. 60). 1450 wurde St. als Stadtarzt nach Ulm mit einem Gehalte von 100 Gulden berufen und ist in dieser Stellung daselbst bis zu seinem Tode im J. 1482 oder 1483 thätig gewesen (Jäger, Ulm im Mittelalter S. 445). Vorübergehend hielt er sich 1454 in Freiburg im Breisgau auf; im J. 1472 war er längere Zeit von Ulm abwesend. Von Ulm aus versah St. auch das Amt eines württembergischen Leibarztes. Ein Brief (dat. 27. Mai 1474) an Margareta von Savoyen, die Gemahlin des Grafen Ulrich von Württemberg, die auch die Bestrebungen des Nicolaus v. Wyle begünstigte, hat sich erhalten. Die Urkunden sagen uns, daß St. im Ulmischen reich begütert war und in der alten Reichsstadt, der er über dreißig Jahre treu diente, hohes Ansehen genoß. Durch seine Frau, Anastasia Egen (von Argon), stand er mit dem Augsburger Patriciat in naher Beziehung, die Vermählung seiner Tochter Adelheid mit Stäßlin Mang Krafft verband ihn mit den ersten Familien Ulms: seine Enkel, Matthäus und Georg Krafft, bekleideten beide als Bürgermeister die höchste Würde der Stadt. Ein Porträt Steinhöwel’s findet sich in der zweiten Ausgabe der Deutschen Chronik Steinhöwel’s (1531), sein Wappen, das zwei kreuzweis über einander gelegte Steinhauen (Steinschlägel), das jetzige Bergmannszeichen, darstellt, ist in mehreren seiner Schriften (Griseldis, Chronik, Berühmte Frauen) bei der kunstvollen Ausführung der ersten Initiale mit verwerthet worden.
Steinhöwel: Heinrich St. (der jetzige Name Steinheil), in der Litteraturgeschichte nebenWenn St. auch schon während seines Paduaner Aufenthaltes sich Kenntniß und Vorliebe für die classische und neuitalienische Litteratur angeeignet haben mag, so scheint er doch erst manches Jahr später den Gedanken gefaßt zu haben, durch Uebersetzungen diese Litteratur deutschen Lesern zugänglich zu machen. Seine litterarische Thätigkeit beginnt mit dem J. 1461, in dem er, der damals 49jährige, seine Verdeutschung des Apollonius von Tyrus vollendete, den bereits 150 Jahre vor ihm gleichfalls ein Arzt, Heinrich von Wiener-Neustadt (A. D. B. XI, 639), dichterisch in deutscher Sprache behandelt hatte. Die ungewandten Reime, die die Steinhöwel’sche Prosa einleiten und beschließen, in denen er bekennt, ‚eigen gedicht wer mir ze schwer, latin ze tütschen ist min ger‘ und um Nachsicht bittet, [729] wenn er ‚ze grob an dem schriben‘ sei, lassen vermuthen, er habe sich früher nicht litterarisch versucht. Als Gewährsmann nennt St. neben ‚ettlichen alten historien‘ Gottfried von Viterbo. Thatsächlich aber hat er letzteren, dessen Bearbeitung im Pantheon den Stoff in gedrängtester Form behandelt, nur für seine Einleitung und die dortigen Angaben über Alexander und die Seleuciden, und hier auch sehr getreu benutzt, im übrigen aber steht Steinhöwel’s Text jener Fassung des lateinischen Romans am nächsten, die in die Gesta Romanorum c. 153 aufgenommen wurde; nur ein paar Mal finden sich in der eigentlichen Erzählung Berührungen mit Gottfried, die wahrscheinlicher auf eine Beiden gemeinsame, auch für sonstige Abweichungen (z. B. bei den Räthseln) heranzuziehende Quellenvariante als auf Gottfried selbst zurückgehen. Die Verse des Originals sind von St. gleichfalls rhythmisch wiedergegeben worden und zwar zum Theil in einer kunstreichen, dem Mönch von Salzburg (A. D. B. XII, 165) entlehnten Strophenform, gelegentlich hat St. aber auch da Verse gebildet, wo der lateinische Text Prosa zeigt. Der älteste uns erhaltene Druck aus dem Jahre 1471 (Augsburg, Günther Zainer) ist vermuthlich nicht der erste (Germ. XXIII, 383). Zwei Handschriften aus dem Jahre 1468, eine Donaueschinger (darnach herausg. von C. Schröder, Griseldis. Apollonius, 1873, S. 85 ff.) und eine dem Drucke näher stehende Wolfenbüttler bieten bisweilen eine ursprünglichere Lesart, können aber nicht Vorlage des Druckes gewesen sein; eine zweite Donaueschinger Hs. stimmt mit dem Druck von 1471 überein. Für die Beliebtheit der Steinhöwel’schen Uebersetzung spricht, daß noch aus dem 15. Jahrhundert fünf weitere Drucke zu verzeichnen sind (Grässe, Trésor I, 165; Goedeke, Grundr.² I, 367 f.), von da ab eine lange Reihe, im Jahre 1601 auch in niederdeutscher Sprache (Goedeke² I, 466). Auf Steinhöwel’s Verdeutschung beruht das Volksbuch, das noch jetzt auf unseren Märkten feilgeboten wird und über die deutschen Grenzen hinaus gewirkt hat: das deutsche Volksbuch wurde 1627 ins Dänische übersetzt.
Einer großen Beliebtheit hat sich sodann Steinhöwel’s Uebersetzung der Griseldis des Boccaccio (Dec. X, 10) nach der lateinischen Bearbeitung Petrarca’s zu erfreuen gehabt: ‚Diß ist ain epistel francisci petrarche, Von grosser stätikeyt ainer frawen Grysel gehaissen‘ (Abdruck im Hausschatz deutscher Prosa von H. Künzel I, 89 ff.). Auch die Griseldis ist gedruckt nicht vor 1471 (Augsburg, G. Zainer) nachweisbar, doch findet sie sich bereits in den eben erwähnten Handschriften vom Jahre 1468 und noch sonst öfter handschriftlich in unseren Bibliotheken (Gießen, Heidelberg, München). Innerhalb der Jahre 1471 und 1482 ist das Werk achtmal und ebenso oft im 16. Jahrhundert gedruckt worden (Köhler in Ersch und Gruber’s Encyklopädie I, 91, 414; Goedeke² I, 365); auch ins Niederdeutsche wurde es noch im 15. Jahrhundert übertragen (Mittelniederdeutsches Wörterbuch 5, VIII; vgl. Goedeke² I, 467) und die dramatischen Behandlungen des 16. Jahrhunderts haben es als Quelle zu Rathe gezogen. Steinhöwel’s Bearbeitung war anfänglich anonym erschienen, erst 1473 bekannte sich St. öffentlich als Verfasser, indem er seiner bei Joh. Zainer in Ulm verlegten Uebersetzung von Boccaccio’s Schrift De mulieribus claris anhangsweise die Griseldis mit einem besonderen Vorwort beigab, das die Verfasserschaft sicher stellte (Anz. für deutsches Alterthum XIV, 250). Dieses Vorwort, das nur im Anschluß an das größere Werk Boccaccio’s verständlich ist, wurde merkwürdiger Weise auch bei den folgenden selbständigen Griseldisausgaben beibehalten.
Der Zeit nach folgt dann die medicinische Schrift Regimen pestilentiae (Regimen in der Pestilenz, Von der Krankheit der Pestilenz) 1472 zur Zeit der Pest verfaßt und bei Conrad Dinkmut in Ulm erschienen, o. J., vermuthlich identisch mit ’Regimen in schweren Läuften dieser krankheit der Pestilenz der Stadt Ulm gesammlet‘, Ulm, J. Zainer, 1473; ’Ordnung wie sich der Mensch [730] zu den Zeiten diser grausanlichen krankheit der Pestilenz halten soll‘; ’Von der Pestilenz‘, Ulm, C. Dinkmut (1482); niederdeutsch, Braunschweig 1506 (Goedeke² I, 480 Nr. 25). Die Schrift ist eine Gabe des Dankes für ’vil guthait, er, gunst vnd nutz‘, die St. nun seit 22 Jahren vom Bürgermeister, Rath und der ganzen Gemeinde der Stadt Ulm zu Theil geworden seien. Das ’Büchlein der Ordnung‘, wie er es nennt, gibt unter Berufung auf die berühmtesten Meister der griechisch-arabischen Heilkunde kurzgefaßte Verhaltungsmaßregeln in Zeiten der Pest und wendet sich insbesondere an ’die iüngern willigen maister der scherer, die noch nit gantz in wundertzny geübet sind‘. Beiläufig erfahren wir, daß Ulm damals noch außer St. ’vier hochgelehrte Doctor‘ besaß. Ehrle hat im Arch. für Gesch. der Medicin III, 357 ff., 394 ff. den ersten Theil von Steinhöwel’s Schrift wieder abgedruckt. Weitere medicinische Werke sind St. verschiedentlich zugeschrieben worden, ohne daß seine Autorschaft irgendwie bezeugt oder begründet wäre. Nur für ’Maister Constantini [d. i. Constantinus Africanus], der ain münch was von ainem berg, der was genant kassin, Buch, gemacht uß allen andern guoten artzat buochen, die er in latin ie erfuor‘ (Handschrift Nr. 15027 der Ulmer Stadtbibliothek, die jedoch nicht Steinhöwel’s Autograph ist; auszugsweise im Druck Hain 13 742), ist Steinhöwel’s Verfasserschaft beglaubigt, dagegen scheint es mehr als zweifelhaft, ob das dem Markgrafen Rudolf IV. von Hochberg, späteren Grafen zu Neuenburg in der Schweiz (1441–1487 s. A. D. B. XXVIII, 635), und seiner Gemahlin Margareta (die übrigens nicht eine geborene v. Tierstein, sondern v. Vienne war; des Markgrafen Urgroßvater, Rudolf II., gestorben 1352, hatte eine Katharina v. Tierstein zur Frau, s. J. Ch. Sachs, Einleitung in die Gesch. der Marggravschaft Baden I, 494, 571 f.) gewidmete Regimen sanitatis (1472 Augsburg, J. Bämler; 1473 Ulm, J. Zainer; 1482 Ulm, C. Dinkmut; Neudruck von Ehrle a. a. O. IV, 121 ff., 209 ff., 322 ff., 416 ff.) St. zum Verfasser hat; es spricht manches dawider. Ebenso ist der Ortus sanitatis oder Garten der Gesundheit (Mainz 1485 und öfter, so z. B. Ulm, Dinkmut 1487) fälschlich mit St. in Beziehung gebracht worden, vgl. auch Haßler, Buchdruckergesch. Ulms Sp. 124 Nr. 116.
Am Scholastikentag (10. Febr.) 1473 vollendete Joh. Zainer von Reutlingen in Ulm, der für seinen Verlag in St. einen warmen Förderer und Gönner, auch in pecuniärer Hinsicht, besaß (1488 schuldete Zainer Steinhöwel’s Tochter, Adelheid Krafft, 70 Gulden), den Druck von Steinhöwel’s deutscher Chronik: ’Hie hebt an ein tütsche Cronica von anfang der welt vncz vff keiser Fridrich‘, der ersten gedruckten deutschen Chronik überhaupt. Im J. 1531 hat Jak. Köbel, Stadtschreiber zu Oppenheim (s. A. D. B. XVI, 345 ff.) Steinhöwel’s Arbeit in vermehrter Gestalt zu Frankfurt a./M. bei Ch. Egenolph neu herausgegeben mit einer Widmung an Steinhöwel’s gleichnamigen Verwandten (’Vetter‘), Chorherren am Liebfrauen- und St. Victorsstifte zu Mainz (er studirte 1495 zu Heidelberg und wurde 1496 bacc., 1498 mag. artium, Töpke I, 414; II, 424), dessen Vater, Jakob St., Raths- und Steuerherr in Eßlingen, vom Arzte St. erzogen worden war, vgl. F. G. Freytag, Adparatus litterarius collectus I (1752), 287 no. CVII. Steinhöwel’s Arbeit ist, wie er selbst angibt, ein Auszug aus den Flores temporum‚ ’das ist die bluomen der zyt‘, übrigens keine bloße Uebersetzung, sondern enthält ’mancherlei Eigenthümlichkeiten, welche auch für locale Verhältnisse beachtenswerth sind‘ (Lorenz, Geschichtsquellen³ I, 67, 106). Schon vor der Chronik hatte sich St. mit der Verdeutschung eines ausschließlich historischen Werkes beschäftigt. Er sagt Chronica Bl. 21 b anläßlich der großen Heerfahrt Herzog Gottfried’s von Bouillon nach seinem Grabe: ’vnd lyt allda begraben, als syn cronick vßwyset, die doctor gwido gemachet hat vnd ich heinricus steinhöwel doctor getütschet‘. Wer mit Dr. Guido – im Apollonius sagt St. gleichfalls Dr. Gottfried [731] von Viterbo – gemeint ist, bleibt unklar. Man hat Steinhöwel’s Vorlage in des Guido Adduanensis (nach Anderen Galfridus de Vino salvo) Hist. Hierosolymitana wiederfinden wollen (Serapeum 1846, 220; Stälin, Württemb. Gesch. III, 765, Anm. 4), allein diese erwähnt Gottfried nur gelegentlich. Auch der alte Druck ’Historia von der Kreuzfahrt nach dem heil. Lande‘, Augsburg (H. Bämler) 1482, der identisch ist mit den jüngeren von 1502 (Goedeke² II, 19) und 1518 (Maßmann, Kaiserchr. III, 1105, Anm. 3), für die er aber nicht Vorlage war, kann nicht auf St. bezogen werden, da vom Grabe Gottfried’s darin nirgends die Rede ist; zudem ergibt sich als Quelle dieser deutschen, auch handschriftlich erhaltenen Prosa, die einmal eine größere Kampfesschilderung in Reimen bietet, die Hist. de itinere contra Turchos u. s. w. des Robertus monachus d. i. Rupertus de S. Remigio (Grässe, Trésor VI, 1, 139). Steinhöwel’s Arbeit ist vermuthlich nie zum Druck gelangt.
In demselben Jahre 1473, in dem die Deutsche Chronik erschien, veröffentlichte St. auch seine Uebersetzung von Boccaccio’s De mulieribus claris: ‚Hie nach volget der kurcz sin von etlichen frowen‘ u. s. w., Ulm, J. Zainer (Vorrede vom 14. Aug. 1473). Die bereits 1472 begonnene, während einer längeren Mußezeit verfaßte Schrift, in der sich St. ‚doctor in erczny, maister der süben künst, geschworner arczt ze vlm‘ nennt, ist der schönen (Schmeller, Bair. Wörterb.² II, 1062) Eleonore von Oesterreich, der Gemahlin des Herzogs Sigmund und Tochter König Jakob’s von Schottland zugeeignet (A. D. B. VI, 5 ist hiernach zu berichtigen), die als ‚ain liebhaberin aller guoter künst vnd künstner‘ die schöngeistigen und kunstsinnigen Bestrebungen ihres fürstlichen Gemahls (A. D. B. XXXIV, 286 ff.) theilte und selbst diesem ‚zu lieb und wolgevallen‘ den Roman von Pontus und Sidonia aus dem Französischen übersetzte. Daß unter den weiblichen Lebensbildern sich manches finde, dessen Heldin nichts weniger als vorbildlich gefaßt werden dürfe, vielmehr nur als abschreckendes Beispiel dienen könne, daß er aber dennoch nicht Anstand genommen, seine Uebersetzung einer Frau zu dediciren, dies wird in der Widmung eingehend von St. erörtert und zu begründen gesucht mit Berufung auf den heil. Basilius und Verwerthung des Sprichwortes, daß keine Rose ohne Dornen sei, sowie des beliebten, im Aesop abermals von St. citirten Vergleiches mit den Bienen, die auch nicht aus jeder Blume Honig sögen. Nachdem er von 99 Frauen geschrieben, will er die hundertste Stelle der Fürstin einräumen, in der sich die lobenswerthen Eigenschaften aller Frauen vereinigen. Er deutet ihr ererbtes schottisches wie ihr jetziges österreichisches Wappenschild, deren Bilder im Drucke an der Spitze der Widmung stehen, symbolisch und huldigt gleichzeitig schon hier ihrem Gemahl: man könnte ihn, meint St., wegen des reichen Bergsegens seines Landes (‚durch syn silberberg und aller metallen volkomenheit‘ – die reichste unter den Schwazer Silbergruben war 1448 entdeckt worden –) den glücklichsten unter den Menschen nennen, wenn anders großer Reichthum glücklich zu machen vermöchte, was die alten Weisen bezweifelten, und vergleicht ihn deshalb mit dem ‚starken Laurin‘ (den er zu einem Grafen Laurenz von Tirol macht), dem auch seine Leute, die ‚Erdmännlein‘, Reichthum und Macht aus der Erde gegraben hätten. Wo und wann sich die Beziehungen Steinhöwel’s zu Herzog Sigmund und seiner Gemahlin angeknüpft haben, bleibt einstweilen im Dunkeln; archivalische Nachforschungen darüber waren ergebnißlos. Steinhöwel’s Verdeutschung, deren Original 1473 ebenfalls von Joh. Zainer in Ulm edirt wurde, ohne daß dieser Text für St. die Vorlage gewesen sein könnte, wenn auch die der Originalfassung beigegebenen, zum Theil ganz vorzüglichen Holzschnitte in die deutsche Bearbeitung übergingen, erwies sich, wie die Mehrzahl seiner sonstigen Arbeiten, als ein zeitgemäßes Unternehmen, für das auch später das Interesse rege blieb (über die Ausgaben siehe A. Hortis, Studi sulle opere latine del Boccaccio p. 812 ff., 898 f.; cgm. 252 fol. 202); der nachfolgenden [732] Litteratur ist Steinhöwel’s Buch zu einer beliebten und oft benutzten Stoffquelle geworden. Steinhöwel’s Text zeigt mehrfach Abweichungen von dem uns bekannten Originaltext. Zunächst finden sich statt der 104 Viten bei Boccaccio nur 99 bei St. – Cap. 100 handelt er über die von ihm angewandte Interpunktion, vgl. J. Müller, Quellenschriften und Gesch. des deutschsprachl. Unterrichtes s. [7 f.] – und vermuthlich bot ihm seine Quelle nicht mehr. Gegenüber dieser Einbuße von sechs Biographien bei St. (Bocc. Nr. 73, 74, 81, 84, 103, 104, s. Körting, Boccaccio S. 730 ff.) hat dieser aber andererseits ein Lebensbild mehr als Boccaccio aufzuweisen: Tullia, des Servius Tullius Tochter (Nr. 46), nach Livius. Diese Tullia-Vita entstammt zweifellos derselben Quelle, die ihm auch jene lateinischen Vorbemerkungen oder Mottos und Quellennachweise lieferte, mit denen er seine Lebensbilder 1–52 fast regelmäßig eingeleitet hat. Von Cap. 53 an begnügt St. sich mit einfachen Namensüberschriften. Hortis hat a. a. O. S. 111 ff; aus einer Boccaccio-Handschrift drei sonst nicht edirte Lebensbeschreibungen berühmter Frauen mitgetheilt: ebenso wird Steinhöwel’s Vorlage eine solche, von der gewöhnlichen Textgestalt abweichende Handschrift gewesen sein. Erst in die deutsche Ausgabe von 1541 fanden nachträglich zwei der früher übergangenen Lebensbilder Aufnahme (Bocc. Nr. 103, 104), sowie die Biographie der Königin Brunhilde, die auch dem Originale ursprünglich fremd war und erst in die Berner Ausgabe des Jahres 1539, Boccaccio’s De casibus virorum illustrum IX, 1 entnommen, zwischen die Nrn. 103 und 104 eingeschaltet worden war.
Bereits am 19. März 1474 brachte der fleißige Uebersetzer eine neue Arbeit zum Abschluß: die Uebertragung des Speculum vitae humanae des Rodriguez Sanches de Arevalo, Bischofs von Zamora (Rodericus Zamorensis 1467, 1470, vgl. Nouvelle biogr. générale XLIII, 249 ff.), das 1468 in Rom erschienen war und viele Auflagen erlebte, u. a. auch 1471 durch G. Zainer in Augsburg. Steinhöwel’s Verdeutschung, die im cgm. 1137 im Autograph vorliegt, wurde nicht vor Ostern 1475, wahrscheinlich durch Joh. Zainer in Ulm verlegt und mit guten, durch den behandelten Gegenstand oft lehrreichen Holzschnitten geschmückt. Sie ist Herzog Sigmund von Oesterreich gewidmet und soll ein Zeichen der Dankbarkeit sein für die reichliche Beschenkung, die dem Autor für die Ueberreichung der Schrift ‚Von den berühmten Frauen‘ zu theil geworden war. In der Einleitung führt St. aus, wie es bei Römern und Griechen Sitte gewesen sei, seine Werke Freunden oder Fürsten zu widmen, wie dieser Brauch dann in nachchristlicher Zeit sich bis auf unsere Tage erhalten habe und citirt neben Virgil und Horaz, neben Hieronymus, Augustin und Ambrosius auch Leonardo Aretino, Guarino von Verona, Poggio, Giovanni Aurispa, Antonius [? Panormita, Ognibene?] von Vicenza, Enea Silvio und Lorenzo Valla. Gern würde auch er seinen Gönner aus eigenem Können feiern, allein er fühle sich dazu nicht befähigt und so beschränkt sich St. denn darauf, einen Stammbaum des österreichischen Fürstenhauses in Bildform zu entwerfen und mit einem historischen Commentar zu begleiten, der mit Rudolf’s von Habsburg Vater Albrecht († 1239) beginnt und die Genealogie bis auf Kaiser Friedrich III. und seine Familie fortleitet. Der sich daran anschließende Spiegel des menschlichen Lebens führt uns die verschiedenen Stände, Lebenslagen und Berufsclassen vor und zwar so, daß zunächst die Vortheile (commoda), dann aber die Nachtheile (incommoda) berührt werden. Das Ganze zerfällt in zwei Bücher: das erste handelt von den weltlichen Aemtern, das zweite vom geistlichen Stande. Daß St. im Capitel ‚Von der Arznei‘ als ‚dises ordens auch eyn bruoder, der darynn profeß gethan hatt‘, länger noch als sein Gewährsmann beim Aerztestand verweilt und uns aus seinen in der Ausübung dieses Berufes gewonnenen Erfahrungen [733] interessante Aufschlüsse gibt, kann nicht Wunder nehmen. Er klagt über die mangelhafte wissenschaftliche Ausbildung so mancher, die sich Aerzte nennen und zieht mit edler Entrüstung und warmem Pathos gegen die Kurpfuscher zu Felde, die da meinen, mit einem Recept alle Krankheiten curiren zu können, ja sogar ‚die verlorenen Esel‘, von denen Poggio schreibe. Wegen seines scharfen Tadels über die eigenen Berufsgenossen zog sich St. den Vorwurf zu, er verunreinige, wie der Wiedehopf, sein eigenes Nest.
Den größten Erfolg aber hat St. mit seinem ebenfalls Herzog Sigmund gewidmeten Esopus erzielt, der zwischen 1475 und 1480 bei J. Zainer in Ulm (o. J.) erschien. Nicht nur daß Steinhöwel’s Werk selbst viele Auflagen erlebte (Grässe, Trésor I, 37 f.; Goedeke² I, 370; Zeitschr. für deutsche Philologie XIX, 197 ff.; Neudruck von H. Oesterley als 117. Publication des Litt. Vereins in Stuttgart, Tübingen 1873; fab. 154–164 nebst der Entschuldigung auch im cgm. 1137, Bl. 247–260, übereinstimmend mit dem Druck): es wurde auch der Ausgangspunkt einer außerordentlich weiten und nachhaltigen, bis auf unsere Tage reichenden Verbreitung in Deutschland – im 16. Jahrhundert erschien Steinhöwel’s Aesop durch Seb. Brant’s Fabeln bereichert – wie im Ausland: in Spanien (noch in unserm Jahrhundert entstand eine Uebersetzung ins Katalonische), Frankreich, England, den Niederlanden und Böhmen (Zeitschr. für deutsche Philologie XIX, 203 ff.; XX, 237). Auf St. geht außer der deutschen Bearbeitung möglicherweise auch die lateinische Compilation selbst zurück; eine solche aber ist sein Aesop, insofern die Fabeln des Romulus mit der den drei ersten Büchern desselben beigefügten Versificirung des Anonymus Neveleti den Grundstock bilden, um den sich als Einleitung des Planudes romanhafte Lebensgeschichte Aesop’s in der lateinischen Uebersetzung des Rimicius und anhangsweise eine Reihe sogenannter Extravaganten, deren Herkunft bis jetzt nicht ermittelt werden konnte, sowie eine Auswahl aus den Fabeln resp. Schwänken des Rimicius, Avian, Petrus Alfonsi und Poggio gruppiren. Es sind im ganzen 164 Nummern, die zuerst im lateinischen Original, dann in Uebersetzung mitgetheilt werden; den lateinischen Text haben spätere Drucke dann auch fortgelassen. Beiläufig sei bemerkt, daß die dem Drucke angehängte, dann aber wieder[WS 2] meist unterdrückte Erzählung von Guiscard und Sigismonda des Nicolaus v. Wyle bekannte deutsche Bearbeitung der Boccazischen Novelle ist und zwar nach der lateinischen Uebertragung des Lionardo Bruni von Arezzo. – Steinhöwel’s Uebersetzung ist keine sclavische; er wollte ‚schlecht und verstentlich‘ übersetzen, ‚nit wort uß wort, sunder sin uß sin‘, wie es hier und schon in den Berühmten Frauen heißt. Er weiß, daß Andere vor ihm in deutschen Reimen das gleiche Thema behandelt hätten, er aber habe absichtlich seine Wiedergabe[WS 3] ‚tütsch ungerymt geseczet, vmb vil zuogelegte wort zemyden und uf das nächst by dem text zu belyben‘. Stark betont St. den moralischen Zweck seiner Verdeutschung: wie die Biene nicht die Farbe der Blumen, sondern den Honig suche, so solle auch der Leser nicht die Erzählung, sondern die Moral derselben suchen, denn wer die Fabel der Erzählung wegen lese, der bringe nicht mehr davon als der Hahn in der Fabel, dem ein Gerstenkorn lieber war als ein Edelstein. Wie in der Widmung zu den Berühmten Frauen, hält St. auch hier anläßlich der Nacherzählung eines bedenklichen Poggio’schen Schwankes eine besondere ‚Entschuldigung schrybens lychfertiger schimpfred‘ für angezeigt, in der er naiv genug eine weitere Reihe von Schwänken des genannten Italieners aufzählt, die er wegen ihres anstößigen Inhaltes übergehen wolle, diesen Entschluß aber thatsächlich doch dadurch, daß er die die Pointe der betreffenden Geschichten immerhin zum Ausdruck bringenden Ueberschriften angibt, sogleich wieder aufhebt. An einer früheren Stelle (Nr. 48) hatte er aus gleichen Rücksichten wol den lateinischen [734] Text zum Abdruck gebracht, jedoch auf eine Uebersetzung verzichtet. Wenn St. gegen Ende des eben erwähnten Einschubs, um noch besser zu bewahrheiten, daß es ihm darum zu thun sei, sich mit seiner Schriftstellerei ‚Freundschaft zu machen‘, für den Schluß seines Werkes eine Erzählung verheißt, die die Freundschaft verherrliche, so kann darunter wol nur die oben erwähnte Novelle des Nicolaus v. Wyle, die dem ältesten Aesopdrucke angefügt ist, verstanden werden; die an sich durch nichts motivirte Beigabe dürfte sich auf diese Weise am ungezwungensten erklären.
Eine moralisch-lehrhafte Tendenz haftet sämmtlichen Arbeiten Steinhöwel’s an: im Apollonius wendet er sich an die Jugend, deren Sinn er für die alten, Weisheit lehrenden Geschichten empfänglich machen möchte, Griseldis soll den Frauen ein Vorbild der Geduld sein, im Regimen pestilentiae gibt sich St. insbesondere auch als Lehrer seiner jüngeren, wundärztlichen Collegen. Daß er eine religiöse, kirchlich gläubige Natur war, darf man aus gelegentlichen Bemerkungen schließen. Bei seiner Uebersetzerthätigkeit hat er sich gegenüber seinen Vorlagen eine gewisse Freiheit zu bewahren gewußt. Aehnlich wie in den Berühmten Frauen und im Aesop sagt St. auch im Spiegel des menschlichen Lebens mit Berufung auf Horaz, er habe nicht ganz wörtlich übersetzt, sondern sich bisweilen Zusätze oder Kürzungen – letztere sind im Beginn des Spiegels des menschlichen Lebens (vgl. Cap. 4) einige Mal auf Kosten des Verständnisses vorgenommen worden – gestattet, um dem Leser zu Hülfe zu kommen. St. ist überhaupt mehr auf Allgemeinverständlichkeit bedacht als Nicolaus v. Wyle, der vor allem die höheren Stände im Auge hat. Im Apollonius und in der Griseldis ist St. seiner Quelle am treusten gefolgt, in seinen anderen Schriften dagegen begegnen wir nicht selten Anspielungen auf eigene Lebenserinnerungen, Reminiscenzen aus seiner Lectüre, die die Persönlichkeit des Mannes um einiges schärfer hervortreten lassen. Die Bemerkung im Reg. pestilentiae (Ehrle S. 403), in Oesterreich nenne man die schwarzen oder blauen Kriechen (Pflaumenschlehen) ‚truckenkern‘, mag beiläufig Erwähnung finden. Eine Erinnerung an den Paduaner Aufenthalt und die dortige Studienzeit ist uns ebenda (S. 408) aufbewahrt. Das Amphitheater zu Verona, ‚dietrichs haus ze Bern‘ (vgl. Zeitschr. für deutsches Alterthum XII, 322 f., 428 f.), war ihm aus eigener Anschauung bekannt (Spiegel I, Cap. 23), ebenso auch wol die mit Dietrich’s Namen verbundenen Bauten zu Ravenna (vgl. Zeitschr. für deutsches Alterthum XII, 323) sowie möglicherwise das Grab des Drusus in Mainz ‚hinder sant alban vff dem plan in dem stainy turn, deß gestalt ist als die augspurger byer (d. i. Tannzapfen, vgl. Schmeller, Bair. Wörterb.² I, 403) in ierem schilt‘ (Berühmte Frauen, 1473, fol. 117 a). Ueber Ulmer Persönlichkeiten erhalten wir gelegentlich Kunde, so im Aesop (S. 347), wo St. den Ulmer Apotheker Joh. Hucz als Besitzer von Naturseltenheiten nennt. Im Spiegel (I, Cap. 23) beruft sich St. bei Darlegung der größeren Gefahren, der jene ausgesetzt wären, die höhere Aemter bekleideten, insofern sie leicht in Versuchung kämen, Andere zu schädigen, während der gewöhnliche Handwerker zu derartigen Befürchtungen weniger Anlaß gebe und doch bei demüthiger und treuer Berufserfüllung sich gleiche Seligkeit erwerben könne, auf den alten Gyglin zu Ulm, der im Rathe gesagt habe: ‚wöllicher mit gemeynem vngezelten gelt vmm gat vnd iedem das sein wider gibt, der ist wol frum ze halten.‘ Unter den mancherlei unsinnigen Spielen, die doch eigentlich keine wahre Freude bereiten könnten, nennt er in derselben Schrift (I, Cap. 31) das Ochsenspiel, d. h. die Stiergefechte zu Rom und das Schweinspiel der Blinden zu Nürnberg (vgl. H. Sachs XVII, 343). Was Steinhöwel’s Litteraturkenntniß betrifft, so wird man aus der oben mitgetheilten Aufzählung neuitalienischer Schriftsteller in der Vorrede zum Spiegel des menschlichen Lebens [735] noch nicht auf genauere Bekanntschaft mit ihren Werken schließen dürfen; die Vertrautheit mit Poggio läßt sich jedoch auch anderweitig als aus jenem Citat und der Wiedergabe von sieben seiner Schwänke belegen: im Spiegel citirt er (erster Druck fol. 64 b, 70 a) die Facetien Insanus sapiens (‚vnd wärent – die Könige nämlich, die so viel Aufwand zur Jagd machen, um schließlich einen Hasen zu fangen – on zweiuel billich in dem bade, von dem Poggius in Facecijs schreibet, für die vnuernunfft vntz über die oren ze baden‘, vgl. Esopus Nr. 161) und Asinus perditus (s. oben S. 733). Aus seinen rein historischen Vorlagen hat er ein paar Mal Notizen in seine Verdeutschung der Berühmten Frauen herübergenommen (1473 fol. 15 a betrifft Augsburg, 117 a). Von deutscher Litteratur war ihm der Renner des Hugo v. Trimberg bekannt, dessen Verse 8574–8618 er im Spiegel I, Cap. 18, das über die schlechten und unzuverlässigen Advocaten handelt, citirt; in demselben Werke beruft er sich einmal (II, Cap. 3) auch auf Freidank. Seine Bekanntschaft mit dem Mönch von Salzburg wurde schon erwähnt. Aus der Heldensage begegnen König Etzel, Dietrich von Bern (Zeitschr. f. deutsches Alterthum XII, 373) und König Laurin (W. Grimm, Heldensage Nr. 148). St. zeigt Freude an Reimen und Assonanzen und mischt sie deshalb, besonders bei Wiedergabe sprichwörtlicher Redensarten und classischer Citate, in fast alle seine Uebersetzungen gelegentlich ein. An Mißverständnissen der Vorlage fehlt es in seinen Werken nicht und in seinen Etymologien ist er nicht immer glücklich, so wenn er im Spiegel fol. 67 a sagt: ’Circensis ludus: das ist so vil gesprochen als vmm die schwert spil, wann ensis ist ein schwert‘! Steinhöwel’s Arbeiten halten stilistisch etwa die Mitte zwischen Nicolaus v. Wyle und Albrecht v. Eyb: die Perioden fließen, namentlich im Aesop, wol der besten seiner Uebertragungen, während die Lebensbilder in den Berühmten Frauen stilistisch oft sehr ungleichmäßig gearbeitet sind, viel freier und gewandter als bei Nicolaus v. Wyle, dessen Deutsch noch ganz im lateinischen Satzbau befangen ist; an die durch Selbständigkeit, Feinheit und Leichtigkeit ausgezeichnete Prosa eines Eyb reicht St. freilich nicht hinan. In Dietrich Leopold’s zu Ulm handschriftlich liegender Memoria Physicorum Ulmanorum (Germ. XIV, 411) heißt es von St.: Non solum autem optimus ille vir, quod artem medicam fideliter fecerit, memoria dignus est, sed et imprimis, quod Vlmae inter primos, si non primus fuerit, qui, inventa paulo ante arte qua nil utilius vetustas dedit typographica, libros relaxatis curis clinicisque laboribus scriptos typis describere curaverit.
- Die Litteratur über St. verzeichnen Goedeke, Grundriß² I, 366 ff. und die Ausgabe des deutschen Decameron (Stuttg. 1860, Litt. Verein, 51. Public., S. 673 ff.), als dessen Verfasser Keller nach Anderer Vorgang Heinrich St. annehmen zu dürfen glaubte, jedoch mit Unrecht, wie denn auch in älteren Verzeichnissen von Steinhöwel’s Schriften das Decameron nicht begegnet (Zeitschr. für deutsches Alterthum XXIX, 432, Anm. 4; Germ. XIV, 411). Arigo, der Verfasser des deutschen Decameron und möglicher Weise auch der deutschen Prosaübersetzung der Fiori di virtù (Zeitschr. für deutsches Alterthum X, 260) ist auf keinen Fall mit Heinrich St. zu identificiren, was hier nicht eingehender bewiesen werden kann. Vgl. einstweilen K. Karg, Die Sprache H. Steinhöwel’s. Heidelb. Diss. 1884 (s. Deutsche Litteraturzeitung 1884, Sp. 1790); H. Wunderlich im Arch. für neuere Sprachen LXXXIII, 167 ff. (auch als Heidelb. Habilitationsschrift selbständig erschienen), LXXXIV, 241 ff. – Betreffs des Geburtsjahres Steinhöwel’s vgl. Bartsch, Germanistische Studien II, 305 ff.; Scherer, Anfänge des deutschen Prosaromans S. 75 f.; Zeitschr. für deutsches Alterthum XXII, 319 f.; Germ. XXIII, 381. – Der Unterzeichnete wird demnächst in der Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte Bd. 6 ausführlicher über St. handeln; die Ausarbeitung dieses Artikels wurde [736] wesentlich gefördert durch die dankenswerthe Unterstützung der Archive zu Augsburg, Freiburg, Innsbruck, Stuttgart und Wien, sowie der Bibliotheken zu Donaueschingen, München, Stuttgart, Ulm und Wien. Der Durchforschung der Wiener Universitätsacten unterzog sich auf Bitten Prof. Minor’s Herr Hof- und Staatsarchivar Dr. Karl Schrauf mit größter Liebenswürdigkeit. Herr Oberregierungsrath v. Steinheil in Stuttgart gestattete freundlichst die Einsicht in den Stammbaum der Steinheil’schen Familie.