Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Jäger, Karl Friedrich“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 653–654, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:J%C3%A4ger,_Karl_Friedrich&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 08:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Jaeger, Karl
Band 13 (1881), S. 653–654 (Quelle).
Karl Friedrich Jäger bei Wikisource
Karl Friedrich Jaeger in der Wikipedia
Karl Friedrich Jäger in Wikidata
GND-Nummer 104288507
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|653|654|Jäger, Karl Friedrich|Wilhelm Heyd|ADB:Jäger, Karl Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104288507}}    

Jäger: Karl Friedrich J., geb. am 22. August 1794 zu Cannstatt, Pfarrer zuerst in Bürg unweit Heilbronn (1820–1841), dann in Münchingen unweit Stuttgart (1841–1842), † daselbst am 28. November 1842. Während sein Vater Philipp Friedrich J., Decan in Waiblingen, im Gebiet der Mathematik und Philosophie nicht unbedeutende Begabung gezeigt hatte, erwachte in dem Sohn frühe die Neigung zur Geschichtschreibung. Anfangs schienen freilich die landschaftlichen Reize der untern Neckargegend, in welcher er über 20 Jahre zubrachte, ihn ebensosehr zu fesseln als die Reste der Vorzeit; es gewährte ihm Genuß durch ein „Reisehandbuch“ (Heidelberg 1824) das größere Publikum darauf aufmerksam zu machen. Auch zunächst als ein Führer für Reisende giebt sich das Buch: „die Burg Weinsberg genannt Weibertreu“ (Heilbr. 1825), aber die darein verwobene Geschichte der Herren von Weinsberg verräth schon den Forscher, der nach Urkunden arbeitet. Bald steckte sich J. höhere Ziele, dem Vorgange der geschichtskundigen Prälaten Pfister und Schmid nacheifernd. Auf Grund tüchtiger Studien im städtischen Archiv zu Heilbronn konnte er im J. 1828 mit einer Geschichte dieser Reichsstadt und ihres ehemaligen Gebiets hervortreten. Der Beifall, den diese zweibändige Publication errang, ermuthigte ihn zu dem Entschluß, unter dem Gesammttitel: „Schwäbisches Städtewesen des Mittelalters“ die bedeutenderen Gemeinwesen Schwabens in historischen Monographien zu behandeln, welchen ein gemeinsamer Urkundenband folgen sollte. Leider kam blos der erste Band heraus: „Ulms Verfassungs-, bürgerliches und commercielles Leben im Mittelalter“ (Stuttg. u. Heilbr. 1831). Aus Rechtsbüchern, Statuten, Rathsprotokollen, Stadtrechnungen und zahllosen Urkunden schöpfend hat J. hier auf Grund der von Prälat Schmid gesammelten Materialien ein ebenso reichhaltiges als ansprechendes Bild von dem gesammten Rechts- und Culturleben einer mittelalterlichen Stadt entworfen. Mittlerweile hatte er die mit seinem geistlichen Amt zusammenhängenden theologischen Studien nie ganz ruhen lassen; auch sie nahmen vorwiegend eine historische Richtung. So gab ihm die Wahrnehmung, daß mit dem socialen Emporstreben des Handwerkerstandes in den süddeutschen und schweizerischen Städten schon während des Mittelalters freiere religiöse Bewegungen im Geist eines Arnold von Brescia sich verknüpften, den Stoff zu einer interessanten Abhandlung (Studien der evang. Geistlichkeit Württembergs, Bd. 4, H. 1, 1832). Ganz besonders aber beschäftigte ihn die Reformation zumal insofern, als in ihr „die einst so jugendliche Kraft der Reichsstädte ihre letzte, aber auch durchgreifendste Aeußerung“ fand. Hierher gehört der erste (einzige) Band der „Mittheilungen zur schwäbischen und fränkischen Reformationsgeschichte“ (Stuttg. 1828), der fast durchaus Heilbronn zum Gegenstand hat, desgleichen das mit Julius Hartmann (d. Aelt.) gemeinschaftlich herausgegebene gelehrte Werk über den Reformator Johann Brenz (2 Bände, Gotha 1840–42). Noch verdient bemerkt zu werden, [654] wie J. den Manen des von ihm hochverehrten Pfister einen Tribut darbrachte, indem er aus dessen Nachlaß eine Geschichte der Verfassung des württembergischen Hauses und Landes (Heilbr. 1838) zusammenstellte. Eben schickte er sich an, einen ähnlichen Act der Pietät an dem unvollendet hinterlassenen Werk Heyd’s über Herzog Ulrich von Württemberg zu üben, als der Tod auch ihn abrief.

Quellen: die biographischen Skizzen über J. im Schwäb. Merkur 6. Dec. 1842 (von Pfaff), im (württ.) evang. Kirchenblatt, Bd. 4 (1843), S. 286 ff. und (gleichlautend) im N. Nekrolog der Deutschen 1842, Bd. 2, S. 320 ff. (von Jul. Hartmann).