ADB:Pfister, Johann Christian

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Artikel „Pfister, Johann Christian“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 667–668, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pfister,_Johann_Christian&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 22:07 Uhr UTC)
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Band 25 (1887), S. 667–668 (Quelle).
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Pfister: Johann Christian (v.) P. wurde geboren am 11. März 1772 in Pleidelsheim, würt. O. A. Marbach. Er durchlief das niedere Seminar und das Tübinger Stift, wo er sich enge an den späteren Philosophen Schelling anschloß. Seine Neigung zu geschichtlichen Forschungen führte ihn 1803 auf einige Monate nach Wien und hier mit Johannes v. Müller zusammen. Der Eindruck, den er durch diesen erhielt, bestimmte seine Richtung; als Gegenstück zu Müller’s Geschichte der Eidgenossenschaft wollte er die des alten Alemannien behandeln. Schon 1803 erschien der erste Theil seiner „Geschichte von Schwaben“, [668] die er 1827 bis zum Jahre 1496 führte, während die „Uebersicht der Geschichte von Schwaben“ (1813) bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herabreicht. Pfister’s Streben ging dahin, möglichst viel auf die Quellen zurückzugehen und diese für sich selbst reden zu lassen. Dazu fand er in Wien reichliche Gelegenheit, noch mehr, als er von der Regierung den Auftrag erhielt, die Archive der an Würtemberg gefallenen Reichsstädte und Abteien Oberschwabens zu durchmustern und für das Staatsarchiv auszuscheiden. Freilich führte ihn dieses Streben vielfach auf den Abweg, daß er mehr Actenauszüge lieferte, als wirkliche Geschichte und daß er alles, was er in seinen Quellen fand, gern als gleich wichtig behandelte und damit auf Uebersichtlichkeit verzichtete. Am wenigsten zeigt sich dies bei seinem Erstlingswerk, am meisten bei seiner ein kleineres Gebiet verlassenden „Geschichte der Deutschen“ (1830–35), welche die ersten Bände der von Heeren u. Ukert herausgegebenen „Geschichte der europäischen Staaten“ bildete. Würtembergische Geschichte behandeln ferner: „Denkwürdigkeiten der württembergischen und schwäbischen Reformationsgeschichte“ (1817 mit Prälat Schmid herausgegeben), „Herzog Christoph zu Württemberg“ [1819–20), „Eberhard im Bart, erster Herzog von Württemberg“ (1822); allgemeiner sind die „Erinnerungen aus der württembergischen Geschichte oder was hat Württemberg für Deutschland gethan?“ (1814). Seine politisch-kirchliche Stellung – P. wurde 1806 zum Diakonus in Vaihingen, 1813 zum Pfarrer in Untertürkheim, 1832 zum Prälaten und Generalsuperintendenten in Tübingen ernannt – gab ihm Anlaß, sich mit Verfassungsfragen zu beschäftigen; er veröffentlichte einen „Historischen Bericht über das Wesen der Verfassung des ehemaligen Herzogthums Württemberg“ (1816), „Die evangelische Kirche in Württemberg, ihre bisherige Verfassung, ihre neuesten Verhältnisse und Forderungen“ (1821), und nach seinem Tode erschien eine „Geschichte der Verfassung des württembergischen Hauses und Landes“ (1838). In seinen Ansichten allem Extremen feind, wirkte er in der Kammer der Abgeordneten, der er als Prälat angehörte, für Freiheit der Presse, Aufhebung der Censur und eine selbständige Vertretung der evangelischen Kirche. Während seiner Amtsthätigkeit befiel ihn in Stuttgart ein hier herrschendes Fieber und raffte ihn am 30. September 1835 hinweg.

Württembergische Jahrbücher 1835, 188.