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Artikel „Jaeger, Johann Christoph“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 651–653, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jaeger,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 20:11 Uhr UTC)
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Jaeger: Johann Christoph J., geschworener und Garnisons-Wundarzt zu Frankfurt a/M., war am 1. März 1740 zu Nürnberg geboren, wo sein [652] Vater Leonhard Abraham J. als Stadt- und Bauamts-Wundarzt 40 Jahre lang, bis zu seinem 1774 erfolgten Tode, die Wundarzneikunst ausübte. Bis 1754 besuchte J. die Schule und wurde von da an, obgleich er eine große Neigung zur Theologie hatte, von seinem Vater zur Chirurgie angehalten. Er besuchte die von den DDr. Gegel, Wittwer und Schulze in dem großen anatomischen Theater gehaltenen Vorlesungen und erhielt gleichzeitig von seinem Vater, der als Bauamts-Chirurgus viele wichtige Verletzungen zu behandeln hatte, Anleitung in der Chirurgie, während er durch das Lesen der Schriften von Heister, Gohl, Dionis, le Dran[WS 1], Garengeot[WS 2] seine Kenntnisse zu erweitern suchte. Im J. 1759 war J. in Augsburg bei dem dortigen Stadtchirurgus Freund, hörte daselbst bei Dr. Deisch im sogen. Pilgerhause anatomische Vorlesungen und sah dort auch die Ausführung verschiedener chirurgischer Operationen am Cadaver. In Frankfurt hatte er Gelegenheit, unter Aufsicht des Dr. Nordmann, in dessen Wohnung, einen Cadaver zu zergliedern, sowie im Judenhospital, in dem er später selbst wirksam war, sich in der chirurgischen Praxis zu üben. 1762 und 1763 war J. in Bremen, wo er den Lazarethwundarzt Denius bei der Besorgung des Englischen Hospitals unterstützte und bei dem Amtschirurgus Hunaeus ein Collegium über Verband hörte. In Hamburg war J. in den Zwischenzeiten, welche ihm in den Jahren 1764–66 die von ihm als Schiffschirurgus nach Grönland und der Davis-Straße gemachten Reisen übrig ließen, ein Gehilfe des Stadtwundarztes Schuh und ein Zuhörer des mit 50 Jahren noch Arzt gewordenen vormaligen Conrectors des Hamburger Gymnasiums Dr. Reichardt, der Demonstrationen und Vorlesungen an Cadavern in dem anatomischen Hörsaale des Einbeckschen Hauses hielt. Zur Unternehmung der Reisen nach Grönland hatte J. keinen anderen Beweggrund, als sich von den mechanischen Geschäften, gegen die er immer eine Abneigung hatte, loszumachen und sich in der wahren Bestimmung eines Wundarztes zu üben. Die viele müßige Zeit auf dem Schiffe benutzte er theils zur Führung eines Reisejournals, theils zum Durchlesen der mitgenommenen Bücher, theils zur Uebersetzung der damals neu erschienenen Schrift von Goulard, Mémoire sur les maladies de l’urèthre etc. Im J. 1766 kam J. nach Frankfurt a/M., wohnte den Vorlesungen des Dr. Behrend auf dem alten anatomischen Theater im Hause zum Elephanten bei und meldete sich 1767 zu dem unter dem Vorsitze des Hofrathes Dr. Senckenberg von den Physicis und geschworenen Wundärzten abgehaltenen chirurgischen Examen, nach dessen Bestehen ihm, unter Ernennung zum Magister der Chirurgie, die Erlaubniß zur Ausübung der Wundarzneikunst ertheilt wurde. – Indem die Autobiographie Jaeger’s (s. unten), der wir bisher gefolgt sind, hier abbricht und über seine Thätigkeit bis zum Ende des Jahrhunderts, wo jene erschien, nur seine „bisher zum Nutzen angehender Wundärzte herausgegebenen Schriften“ anführt, sind wir nur im Stande, nach Stricker, anzuführen, daß J. im J. 1816 in Frankfurt starb. – Seine Schriften sind: „Fünfzig chirurgisch-praktische Cautelen für angehende Wundärzte.“ 1788. – „Grundriß der Wundarzneykunst in den ältern Zeiten der Römer. Oder A. Cornel. Celsus Siebentes und Achtes Buch von der Arzneykunst. Aus dem Lateinischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen. Mit einer Vorrede von Gruner.“ 1789. – „Vermischte chirurgische Cautelen für angehende Praktiker der Wundarzneikunst.“ Bd. 2, 1789; Bd. 3, 1790; Bd. 4, 1791. – „Beiträge zur Erläuterung der Entstehungsursachen und der Heilarten des Gliedschwamms nach eigenen Erfahrungen.“ 1789. – „Beiträge zur Kriegsarzneiwissenschaft … für Offiziere, Prediger, Aerzte, Wundärzte und Inspektoren, welche im Krieg und Frieden bei den Armeen und in den Lazarethen Deutschlands Kranke besorgen.“ 3 Bde. 1794–96. (Freie Uebersetzung von Jean Colombier, Code de médecine [653] militaire pour le service de terre. Vol. I-V 1772.) – Wenn wir auch, wie aus dem Vorstehenden zu ersehen, über Jaeger’s practische Thätigkeit Nichts anzuführen vermögen und auf die Beurtheilung seiner Schriften angewiesen sind, so geht doch aus ihnen hervor, daß J. jedenfalls ein tüchtiger Wundarzt gewesen ist, und sich namentlich in der Epoche, wo, mit dem Beginn der Revolutionskriege, die Ausübung der Kriegschirurgie an einen jeden Chirurgen herantrat, auch um die Förderung derselben sich wesentliche Verdienste erworben hat.

Vgl. J. K. P. Elwert, Nachrichten von dem Leben und den Schriften jetztlebender teutscher Aerzte, Wundärzte u. s. w. Bd. 1. 1799. S. 246. (Autobiographie.) – Wilhelm Stricker, Die Geschichte der Heilkunde … in der Stadt Frankfurt am Main. 1847. S. 286.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Henry François Le Dran(1685-1770), Chefchirurg an der Charité in Paris und königlicher Feldchirurg.
  2. René-Jacques Croissant de Garengeot (1688–1759), französischer Chirurg