ADB:Rubens, Peter Paul
[424] Leute, Jan Rubens ein Rechtsgelehrter, die Mutter, eine geborene Pypelincx, stammte gleichfalls aus einer wohlhabenden Familie. Sie wohnten in Antwerpen, flüchteten aber des Glaubens wegen nach Köln (1569). Hier wurde Rubens’ Vater von Anna, der geschiedenen Gemahlin Wilhelm’s v. Oranien zum Rechtsbeistand erwählt, der aber in einer schwachen Stunde, wohl von der Herzogin verführt, seiner Pflicht vergaß und ihr mehr als Rechtsbeistand wurde. Die Geschichte wurde verrathen, Anna eingekerkert und auch R. fiel in die Hände des Grafen Johann von Nassau, der die Ehre des verrathenen Mannes zu rächen hatte. Es handelte sich um das Leben des Gefangenen. Seine Frau, ihr eigenes Unglück vergessend, eilte demselben nach und bat in edelster, verzeihender Großmuth um das Leben desselben. Es wurde ihm gewährt, als Gefangener in der nassauischen Stadt Siegen zu wohnen. Seine Frau theilte dessen Gefangenschaft viele Jahre. Hier gebar sie ihm 1574 als fünftes Kind Philipp und 1577 wieder einen Sohn, der die Namen Peter Paul erhielt, den nachmaligen großen Künstler. Einen Taufschein besitzen wir nicht; daß aber Rubens’ Mutter sich am 14. Juni 1577, also 14 Tage vor ihrer Entbindung, in Siegen befand, bezeugt die vorhandene, an diesem Tage datirte Bittschrift, die sie an den Grafen Johann wegen Befreiung ihres Mannes richtete. In ihrem Zustand konnte sie in der Zwischenzeit keine Reise nach Köln und noch weniger nach Antwerpen unternehmen, um daselbst ihr Wochenbett zu halten. Der alte R. erhielt dann bald darauf seine Freiheit, und die Familie begab sich nach Köln zurück, wo R. der Sohn erzogen wurde. Er selbst schreibt später von Köln „wo ich aufgezogen bin bis zum zehnten Jahre meines Lebens“. Die Familie trat um 1581 zum katholischen Glauben über. Der Vater sah sein Vaterland nicht wieder, er starb in Köln im Jahre 1587. Die Wittwe zog bald darauf nach Antwerpen zurück und erhielt die confiscirten Güter wieder. R., der sich bereits mannichfache Kenntnisse erworben hatte und namentlich in der lateinischen Sprache fest war, wurde von seiner Mutter als Page in das Haus von Margarethe de Ligne gebracht, wo er sich höfische Sitte aneignete, was ihm später von großem Nutzen war. Frühzeitig regte sich in ihm der Trieb zur Kunst und er ruhte nicht, bis ihn seine Mutter in die Lehre zu Adam van Noort gab. Früher schon soll ihm Tobias Verhaegt Unterricht im Zeichnen gegeben haben. Bei van Noort blieb er vier Jahre. Hatte er hier das Kecke und Kühne in Zeichnung und Farbe sich angeeignet, so hatte dann sein weiterer Lehrer Otto van Veen, bei dem er 1596 eintrat, den feinen Schliff vollendet. In dieser Zeit glaubte jeder Künstler, auch der schon auf eigenen Füßen stand, seiner Kunst die nöthige Weihe erst durch den Besuch Italiens verleihen zu können. Auch unseren R. zog es unwiderstehlich nach dem kunstgesegneten Lande. Kehrten die Künstler aus Italien zurück, dann genossen sie erst in der Heimath großen Ruf, dann war ihre Künstlerschaft erst recht besiegelt. Vor seiner Abreise soll R. noch zwei Bilder ausgeführt haben (beide in der Galerie zu Antwerpen), die Dreieinigkeit und die heil. Familie mit dem Papagei. Letzteres angeblich als Receptionsbild für die Lucasgilde. Letzteres wäre wichtig für die Forschung, um den Unterschied seiner Kunst vor und nach der italienischen Reise darzulegen, doch soll es in späterer Zeit von R. übermalt worden sein.
Rubens: Peter Paul R., auch Rubbens oder Ruebens, Ruebbens, der hervorragendste vlämische Künstler, geboren am 28. (nicht 29.) Juni 1577 in Siegen. Lange dauerte der Streit zwischen Antwerpen und Köln um die Geburtsstätte des Meisters; nach neuen Forschungen ist nicht zu zweifeln, daß seine Wiege in Siegen stand. Die Eltern desselben waren angesehene, reicheR. war 23 Jahre alt, als er sich im Jahre 1600, wahrscheinlich über Frankreich, nach Italien begab. Zunächst besuchte er Venedig, denn der große Colorist Tizian zog ihn an. Fleißig copirte er Bilder, die seinem Naturell zusagten, an denen er noch etwas zu lernen hoffte. Im nächsten Jahre befand er sich im Dienste des Herzogs Vicenzo Gonzaga in Mantua. Wie er dahin kam, ist nicht bekannt; jedenfalls mußte seine Kunst auffallend in die Erscheinung treten. Zunächst schickt ihn der Herzog nach Rom, um für ihn einige Bilder [425] zu copiren. Für den Erzherzog Albert malt er die heil. Helena am Fuße des Kreuzes, zu beiden Seiten die Dornenkrönung und die Kreuzigung. Im Jahre 1602 finden wir ihn wieder in Mantua. Als der Herzog verschiedene Copien nach alten Meistern und andere Geschenke an den spanischen Hof senden wollte, wurde R. dazu ausersehen, den ganzen Transport nach Spanien zu begleiten und die Geschenke zu übergeben. Zugleich erhielt er den Auftrag, für die weibliche Schönheitsgalerie, für welche schon Pourbus mehrere Bilder geliefert hatte, am spanischen Hofe Portraits zu malen. In Valladolid angekommen fand man, daß die Bilder sehr beschädigt waren. R. machte den Schaden gut. In Spanien malte er verschiedene Bildnisse, so ein Reiterporträt Lerma’s und dann wahrscheinlich einige für die Schönheitsgalerie. Im Jahre 1604 befand sich R. wieder in Mantua. Hier fand er vielfache Anregung. Der Herzog besaß kostbare Gemälde der ersten Künstler Italiens, von Mantegna, Bellini, Lionardo, Francia, Raphael, Michel Angelo, Giulio Romano, Correggio, A. del Sarto, Tizian, Veronese u. a., außerdem eine reiche Sammlung von Antiken und geschnittenen Steinen. Wie ihn die Kunst gefangen nahm, so fand er auch Gelegenheit, sich Kenntnisse zu erwerben, die ihm später als Sammler ähnlicher Objekte nützlich waren.
Zu Ende des Jahres 1605 kam R. abermals nach Rom, um das Altarbild für S. Maria in Vallicella auszuführen. Der Erzherzog Albert schrieb 1607 an den Herzog, er solle R. erlauben heimzukehren, da seine Verwandten, namentlich die Mutter es wünschten. Nur ungern entließ der Herzog den Künstler, der als gebildeter Hofmann ihm nicht minder werth war; auch R. verließ nur widerstrebend das ihm werth und theuer gewordene Land. Er hielt sich noch eine Zeit in Genua auf, dessen Paläste er zeichnete. Als er dann in Rom sein Altarbild vollendete, erhielt er 1608 von Antwerpen die Nachricht, daß seine Mutter krank sei. Er eilte heimwärts, fand aber die Mutter nicht mehr am Leben, worüber er ganz untröstlich war. Die Kunst richtete ihn wieder auf; Albert und Isabella hielten ihn zurück, seine Schritte wieder nach Süden zu richten. Es wurden viele Kirchen gebaut, dem Künstler stand die Gelegenheit offen, sich Gut und Ruhm zu erwerben.
Zunächst malte er in Brüssel Albert und Isabella. Aufträge zu neuen Bildern folgten: so vom S. Ildefons-Verein ein großes Altarbild, das allgemein als vollendetes Meisterwerk angestaunt wurde. Das Mittelbild zeigt Maria, von einer Gruppe anmuthiger Frauengestalten umgeben; der Heilige kniet vor derselben, eine im Stil spanischer Künstler erfundene Gestalt. Die Bildnisse des Statthalterpaares in den Seitenbildern, in ganzer Figur knieend, zeigen den Meister als classischen Porträtmaler. (Das Bild ist jetzt im Belvedere in Wien.) Er wurde zum Hofmaler ernannt, wählte aber Antwerpen zum Wohnsitze. Im Jahre 1609 führte er Isabella Brant als seine Hausfrau heim. In vollster Ruhe, von keinen Sorgen bedrängt, konnte er sich nun seinem Schaffensdrange hingeben. Es entstanden unzählige Meisterwerke, die besonders darum ihren besonderen Werth haben, als er sie allein, ohne Beihülfe seiner zahlreichen Schüler vom Beginn bis zur Vollendung selbst ausführte. Hier ist zuerst die Kreuzaufrichtung zu nennen (im Antwerpener Dom). Der Meister hat den Schmerz in höchst tragischer Form dargestellt. Wollte er sich vom Schmerz über seine Mutter damit erlösen? So großartig, wie Michel Angelo, und doch wieder nur er selbst, in Zeichnung, Gruppirung und Farbe. Das Bild ist mit größtem Fleiße durchgeführt. Anders erscheint in der Nähe betrachtet ein anderes Bild dieser Zeit: Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern (in Antwerpen). Die Farben sind sehr pastos aufgetragen, wie mit dem Finger hingeworfen. R. berücksichtigt nämlich bei seinen Kirchenbildern stets den Standpunkt derselben [426] und die Entfernung vom Zuschauer. Nur unter dieser Bedingung übt jedes seiner Werke die gewünschte mächtige Wirkung. Daß R. in Antwerpen unter den Malern manche fand, die neidisch, eifersüchtig und infolge dessen selbst feindselig gegen ihn waren und nicht zugeben wollten, daß er sie alle überflügelt habe und wie ein Fürst an der Spitze voranschreite, ist erklärlich. Menschen bleiben überall Menschen, besonders wenn sie sich in ihrem Erwerb beeinträchtigt glauben.
In Antwerpen baute sich R. 1611 ein prachtvolles Haus. In demselben Jahre hatte die Schützengilde bei ihm ein Altarbild bestellt. Es ist das berühmte Hauptwerk mit der Kreuzabnahme (in der Kathedrale). In der Gruppirung erreicht hier R. das Höchste in seiner Kunst; sie ist edel, meisterhaft und gelungen, wie sie nur Raphael hätte erdenken können. Dabei ist die Farbe gleich vorzüglich. Als Seitenstücke sieht man die Heimsuchung der Maria und Simeon im Tempel. An dieses Bild knüpft sich die Anekdote, die Schützengilde hätte ein Bild ihres Patrons, des heil. Christophorus bestellt und darum das Bild nicht annehmen wollen. R. hätte ihnen erklärt, daß er ihnen mehr als einen Christophorus (Christusträger) gemalt hätte. Maria trage Christum unter dem Herzen, Simeon auf den Armen und die Jünger und Freunde Jesu als Leichnam. Da sie sich nicht zufrieden geben wollten, hätte ihnen R. noch einen Christoph gemalt und einen Klausner mit der Eule, der ihre Beschränktheit anzeigen sollte (auf der Außenseite der Flügel). Die ganze Anekdote ist, wie archivalische Zeugnisse bestätigen, reine Erfindung.
Es wollten nun viele Schüler bei R. eintreten, so viele, daß die meisten abgewiesen werden mußten. R. hatte ein geräumiges Atelier, in dem fleißig gearbeitet wurde. Außerdem baute er im Garten eine Rotunde für seine mannichfachen Sammlungen, die er mit Sachkenntniß zusammenbrachte: Antiken, Gemälde, geschnittene Steine und verschiedene Kostbarkeiten. Als die Bestellungen auf Bilder immer zahlreicher einliefen, die R. nicht allein bemeistern konnte, mußten die Kräfte seiner Schüler in Anspruch genommen werden. R. entwarf, machte die Skizze; die Schüler, jeder nach seiner Befähigung, führten das Bild aus, das dann R. entweder ganz oder an einzelnen Stellen überging und so dem Werke den Stempel seiner Kunst aufdrückte. Es ist natürlich, daß im Atelier wie in einer Fabrik gearbeitet wurde. So ging es weit früher auch bei anderen Künstlern her, bei Raphael, Dürer. Das Repertoire des großen Meisters war allumfassend; das Porträt, das Geschichtsbild, weltlich oder geistlich, die Mythologie, das Alltagsleben, das Thierstück und die Landschaft, in allen diesen Gebieten erscheint R. heimisch und souverän. Für den Buchverleger entwarf er Vignetten oder zeichnete Vorlagen für Teppiche, Architekturen, componirte für Kupferstecher. Es ist ein besonderes Verdienst des Künstlerfürsten, den Kupferstich geschätzt und die Künstler desselben gehegt und wohlthätig beeinflußt zu haben. Wenn ein Bolswert, Pontius, Galle, Vorsterman, C. Visscher als Meister des Grabstichels geschätzt werden, so haben sie ihre Meisterschaft zum großen Theil der Fürsorge des Meisters zu danken.
R. hat sich selbst in dieser Kunst versucht. Man schreibt ihm acht Radirungen zu, doch sind nicht alle von seiner Hand. Die Bilder, die in dieser glücklichsten und fruchtbarsten Zeit aus seinem Atelier hervorgegangen sind, einzeln aufzuzählen oder gar zu beschreiben, ist hier nicht möglich. Hervorzuheben ist vom Jahre 1619 die Communion des heil. Franz v. Assisi und die Amazonenschlacht (Pinakothek in München). Von der Productivität des Künstlers gibt uns eine Arbeit, die er für das Luxembourg-Palais in Paris im Auftrage der Maria v. Medici 1620 übernahm, Zeugniß. Neunzehn große Bilder wurden in Antwerpen in zwei Jahren fertig gemalt und außerdem die zwei größten und [427] vier Bildnisse von ihm in Paris ausgeführt. Den Stoff dazu bot das Leben der Königin dar. Wenn er dabei reale Geschichte mit Mythologie und Allegorie durchwebt, so huldigt er damit nur dem Zeitgeiste. Wenn uns diese Reihe von Gemälden in Erstaunen setzt, so müssen wir noch mehr erstaunen zu hören, daß er in derselben Zeit den Jesuiten in Antwerpen 39 Bilder für ihre Kirche zu malen versprach und er löste sein Versprechen. Die Bilder gingen beim Brande der Kirche 1718 fast alle zu Grunde; sie wurden aber früher von J. de Wit gezeichnet und in Radirungen herausgegeben, so daß wenigstens die Compositionen erhalten sind. Drei der erhaltenen Bilder befinden sich zu Wien im Belvedere, die Himmelfahrt der Maria, Ignatius und Xaverius.
Nun entstanden auch verschiedene Gemälde mit Jagden. Eine zahme Jagd auf Hirsche oder niederes Wild genügte dem nur für das Gigantische empfänglichen Künstler nicht, er malte eine Jagd von Löwen und Tigern, später auch eine Jagd auf Nilpferde. Bei Darstellungen todter Thiere nahm er seinen Schüler Franz Snyders zu Hülfe. worin dieser nach Rubens’ Ausspruch unübertrefflich war. Als Erzherzog Albert 1621 starb, stand R. der Wittwe als vertrauter Rathgeber zur Seite. Im Jahre 1625 lernte er in Paris den Herzog von Buckingham kennen, den er in einem Reiterbild verewigte. Demselben verkaufte er auch um den Preis von 100 000 Gulden seine Sammlungen. Im Jahre 1626 starb seine Frau Isabella. Er hat sich mit ihr in ganzen Figuren im Garten sitzend abgebildet. Eine Reise nach Holland sollte ihm zur Zerstreuung dienen; er besuchte auch Künstlerateliers, so namentlich kam er auch zu Honthorst, wo sich Joachim v. Sandrart ihm anschloß und uns manches über den großen vlämischen Künstler zu berichten weiß.
R. war nun viel in die Politik hineingezogen und wurde seit 1627 fast nur Diplomat. Er wurde zu verschiedenen geheimen Unterhandlungen verwendet und war meist auf Reisen. In England wie in Spanien lobte man seine Ehrlichkeit und Tüchtigkeit als Vermittler in den schwierigsten Unterhandlungen. Neben diesen diplomatischen Arbeiten fand er in Spanien noch Zeit zu malen; es entstanden 1628 Bildnisse der königlichen Familie und Copien nach Tizian. Im Jahre 1629 wurde er in Cambridge zum „Master of arts“ ernannt und erhielt den Auftrag, für den Bankettsaal zu Whitehall eine Reihe von Bildern auszuführen. Diese wurden 1629 fertig, aber wegen Geldmangels erst später nach England geschickt. Im Jahre 1630 verehelichte sich der Künstler zum zweiten male mit Helene Fourment, der 16jährigen Schwestertochter seiner ersten Frau. R. hat sie in vielen Bildern verewigt, da er sie als Modell benützte. Besonders das „Pelzchen“ war sehr berühmt: sie hat nach dem Bade einen Pelz umgeworfen (jetzt im Belvedere). Auch während der Reisen des Meisters arbeitete sein Atelier rüstig weiter; er brauchte nur seine Skizzen einzusenden. Seine Schüler, die sich auch als selbständig ausübende Künstler einen ehrenvollen Namen machten, waren A. van Dyck, Fr. Snyders, J. van Egmont, J. Jordaens, C. Schut, de Vos, P. van Mol, J. van Hoecke, N. van der Horst. Auch mit dem Sammt-Brueghel malte er oft in Gemeinschaft. R. hatte zum zweiten male eine Kunstsammlung angelegt. Sie soll mit den nach seinem Tode gebliebenen Bildern einen Ertrag von 25000 Pfd. Sterl. gebracht haben. Sein Haus wurde wie eine große Merkwürdigkeit von Fürsten und Hohen, die nach Antwerpen kamen, besucht. Dies hätte R. stolz machen können, aber er hatte im Leben Alles empfangen, was der Ehrgierigste wünschen mag; von der Gicht heimgesucht, suchte er Ruhe in frischer ländlicher Luft. Deshalb erwarb er den Landsitz Steen. Hier sollen besonders seine Landschaften entstanden sein. Ein solches vorzügliches Bild besitzt das Belvedere. Für Köln, d. h. für den Kunstfreund Jabach daselbst malte er noch die Marter des heil. Petrus; er selbst [428] zählt es zu seinen besten Bildern. So hat er seiner Liebe für Köln, das er nie vergaß, aber nicht mehr sehen sollte, Ausdruck gegeben. Am 30. Mai 1640 schloß der Tod seine Augen, der unermüdliche, nie rastende Geist ist zur ewigen Ruhe eingegangen. In der S. Jacobskirche fand er seine letzte Ruhestätte, ganz Antwerpen trauerte um seinen ersten, ruhmbedeckten Mitbürger. Wir müssen uns versagen, alle seine Werke hier aufzuzählen; von Bildern allein zählt man 2500 bis 3000 Stück. Die besten Stecher haben bis auf die Gegenwart sehr viele in allen Arten der Vervielfältigung wiedergegeben; seine Hauptwerke sind auf diese Art sämmtlich oft mehrfach in glänzenden Stichen vorhanden. Das Verzeichniß derselben von Schneevogt gibt 1685 Stiche an, ungezählt die verschiedenen Folgen. Dabei ist das Verzeichniß noch nicht vollständig.
Das Urtheil der Kritik über R. ist heutzutage sehr verschieden; maaßloser Tadel auf einer Seite, unbedingte Verherrlichung auf der anderen. Wo liegt der Grund zu einer solchen Verschiedenheit der Beurtheilung? wohl darin, daß man den Künstler des 17. Jahrhunderts mit den Augen des 19. ansieht und beurtheilt, den vlämischen Künstler wie einen italienischen, deutschen oder französischen behandelt. R. ist, wie jeder andere, auch der beste Künstler, ein Kind seiner Zeit, ein Product der Verhältnisse, in denen er lebte und wirkte. Sein persönliches Verdienst bleibt es, daß er die besten seiner Zeitgenossen weit überflügelt hat.
- Aus der reichen Litteratur über Rubens soll nur das Wichtigste hier angeführt werden: Das Leben des P. P. Rubens von seinem Neffen Philipp Rubens. – Ennen und Mortier. – Backhuizen. – Arm. Baschet. – Michiels. – Riegel. – F. Basan, Katalog der Kupferstiche nach R. – Schneevogt, deßgleichen. – Smith, Verzeichniß seiner Werke.