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Artikel „Jordaens, Jacob“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 521–522, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jordaens,_Jacob&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 16:32 Uhr UTC)
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Jordaens: Jacob J., berühmter Historienmaler, geb. zu Antwerpen am 19. Mai 1593 (und nicht 1594, wie alle Schriftsteller dem Houbraken nachschrieben), † am 18. October 1678. Er war der älteste von 11 Kindern des Leinwandhändlers Jacob J. und trat 1607 als Lehrling in das Atelier von Adam van Noort, der auch des Rubens erster Lehrmeister war. Im J. 1615 erscheint er bereits als Meister und erhält das Jahr darauf, am 16. Mai, die Tochter seines Lehrers, Katharine, zum Weib. Es war sein Wunsch, Italien zu besuchen, doch die frühzeitige Vermählung hielt ihn im Vaterlande fest. Er suchte darum seine Studien damit zu vollenden, daß er Bilder italienischer Meister, soviel er deren in seinem Vaterlande finden konnte, fleißig copirte. Besonders haben ihn Tizian, Veronese, Caravaggio und Bassano angezogen. Auch suchte er sich die Behandlung der Farbe, wie sie Rubens eigen war, anzueignen. In der Farbe steht er auch seinem großen Vorbilde sehr nahe, seine Zeichnung hingegen ist, besonders für religiöse Compositionen, nicht vornehm genug. Dennoch wurde er durch zahlreiche Aufträge in fortwährender und gewiß lukrativer Thätigkeit erhalten. Kirchen und Klöster, Bürgergemeinden und Adelsfamilien setzten seinen Pinsel in Bewegung. Darum konnte er bereits 1639 ein Haus in Antwerpen erwerben und nachdem er es niederreißen ließ, an dessen Stelle sich nach dem Beispiel des Rubens ein Palais erbaute, das mit vielen seiner Gemälde verziert war. Die Erzählung Sandrart’s, daß dem Rubens die Nebenbuhlerschaft des J. ungelegen kam, mag zu den Fabeln gehören, an die selbst Houbraken nicht glauben will. Wenn Rubens dem J. eine Arbeit für den spanischen Hof verschaffte, so lag dies im noblen Charakter des flandrischen Malerfürsten. – Die Gemälde religiösen Inhalts, ursprünglich fast durchgängig für Kirchen oder Klöster gemalt, sind jetzt in den europäischen Gallerien zerstreut. „Das Abendmahl“, „Christus im Grabe“ und die „Anbetung der Hirten“ im Museum zu Antwerpen haben diese Provenienz. Aehnlich verhält es sich mit der „Darstellung im Tempel“ und dem „Verlorenen Sohn“ in Dresden, „Salomon’s Urtheil“ in Darmstadt, den „Vier Kirchenvätern“ in Köln, „Christus in Emaus“ und „Anbetung der Hirten“ in Braunschweig. Die Hauptstärke von Jordaens’ Kunst liegt in seinen Genrebildern, wozu eigentlich auch die mythologischen gerechnet werden müssen, da er die Fabel der Mythologie in das Gewand des Genres kleidet. Am deutlichsten zeigt sich dies an dem „Satyr mit Fruchtkorb“ in Dresden, den beiden Bildern „Jupiter und Mercur“ und „Mercur und Argus“, ersteres im Belvedere, letzteres in der Sammlung Liechtenstein in Wien. Auch die beiden Pendants in Cassel, die ziegenmelkende Nymphe und der den Bacchus tränkende Satyr sind in dieser Weise aufzufassen. In erster Linie gehört hierher die „Darstellung des Satyr beim Bauer“, den er verwundert anblickt, weil er heiße und kalte Speisen mit dem Blasen temperirt. Der Künstler mußte diese Composition wiederholen und sowol Kassel als München besitzen Exemplare davon. Voll Leben und Bewegung [522] ist ein anderer Vorwurf, der das Concert einer in freudigster Seligkeit aufgelösten Tischgesellschaft schildert (in Dresden). Bolswert, der dieses Bild gestochen hat, setzte die Unterschrift dazu: „Soo d'oude sengen, soo pypen de jongen“. Sein Meisterwerk in der Charakteristik der tollsten Freude bleibt das „Fest des Bohnenkönigs“. Mit veränderter Gruppirung hat er diesen Gegenstand wiederholt gemalt. So besitzt München, Braunschweig, das Belvedere und Kassel je ein Fest des Bohnenkönigs. Wenn man den Maler J. nennt, so wird man unwillkührlich zuerst an diese Apotheose des Genusses erinnert. J. war auch für den König von Schweden thätig und daß er auch im Porträtfache seinen Mann stellte, zeigt sein Hauptwerk: „Triumph Friedrich Heinrichs, Prinzen von Oranien“, das Amalia von Solms in het Huis ten bosch (beim Haag) ausführen ließ. – J. soll im J. 1671 seinen katholischen Glauben verlassen haben und Calvinist geworden sein. Seine Frau war bereits 1659 mit Tod abgegangen. Houbraken ertheilt seinem persönlichen Charakter ein großes Lob mit den wenigen Worten: „Er war ein Mann von bescheidenem und höflichem Benehmen, der stets gefällig und Anderen mit gutem Rathe zu dienen bereit war“. Dieses spricht sich auch aus seinem Bildnisse heraus, das van Dyck gezeichnet und P. de Jode für die Iconographie gestochen hat. J. selbst wußte auch mit der Radirnadel umzugehen, wir besitzen sieben Blätter von seiner Hand. Seine Hauptbilder wurden von den besten Stechern der Rubens’schen Stecherschule nachgebildet. Mehrere ließ der Künstler selbst stechen und führte deren Verlag; es sind jene, die ohne Adresse sind und nur die Bezeichnung tragen: „Cum Privilegio Regis“. Zu den Hauptblättern gehören, von S. a Bolswert: „Das Concert“, „Pan mit der Flöte“ und „Mercur bei Argus“; von P. de Jode: „Anbetung der Hirten“, „Der hl. Martin“ (beide Bilder in Antwerpen) und „Der Narr mit der Eule“; von N. Lauwers: „Jupiter und Mercur bei Philemon und Baucis“; von Marinus: „Anbetung der Hirten“ und „Hl. Apollonia“; von Neeffs: „Christus vor Pilatus“ und der „Satyr beim Bauer“ (auch von Vorstermans); von Pontius: „Die Flucht nach Egypten“ und „Der Bohnenkönig“; von A. Voet: „Die Narrheit und die Eitelkeit“; und von Watson: „Rubens und seine Familie“ (das Bild befand sich in der Sammlung von Houghton).

Sandrart. Houbraken. Basan. Kramm.