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Artikel „Honthorst, Gerhard“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 94–95, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Honthorst,_Gerhard&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 19:20 Uhr UTC)
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Honthorst: Gerhard H., Maler, geb. am 4. November 1590 zu Utrecht, † daselbst am 27. April 1656. Den ersten Unterricht in der Kunst erhielt er bei Abr. Bloemaert und begab sich nach Rom, um sich dort zu vervollkommnen. Hier scheint die Malweise des Caravaggio ihn sehr beeinflußt zu haben, da man sie auch in seinen Werken stark ausgeprägt findet. Er führt mit Vorliebe Nachtstücke aus, die er mit großer Bravour behandelt. Seine Lichteffekte müssen ihm bald zu einem bedeutenden Rufe verholfen haben, da ihn viele Hohe und [95] selbst Cardinäle viel beschäftigten. Wegen seiner Vorliebe für Nachtstücke, an denen neben der natürlichen Lichtbeleuchtung auch eine edle Zeichnung und ein meisterhaftes Helldunkel gelobt werden, nannten ihn die Italiener Gerardo della notte. Besonders ein Bild, das jener Zeit angehört und die „Enthauptung des hl. Johannes“ zum Gegenstand hat (gestochen von J. Longhi), machte ihn berühmt; Giustiniani ließ von ihm das „Verhör Christi vor Pilatus“ malen; es war gleichfalls ein solches Effektstück, wie ein zweites, für denselben gemaltes Bild, die „Befreiung Petri“, das sich jetzt in Berlin befindet. In der Lucasgilde zu Utrecht kommt er 1623 vor, er muß also um diese Zeit Italien verlassen haben. Er hielt sich nicht lange in seiner Vaterstadt auf, sondern ging nach London, wo er für den Hof Karls I. als Porträtmaler sehr beschäftigt war. So malte er den König und die Königin als Apollo und Diana über Wolken, der Herzog von Buckingham erscheint auf dem Bilde als Mercur. Das Colorit ist etwas manierirt, dagegen sind die Bildnisse der Gräfin von Bedford, der Königin von Böhmen mit ihren Kindern – die er alle im Zeichnen unterwies – meisterhaft zu nennen. Als er London verließ und in sein Vaterland zurückkehrte, wurde er Hofmaler des Prinzen von Oranien, für dessen Schloß Hertogenbusch er viele Bilder ausführte. Den großen Kurfürst soll er 16 mal gemalt haben, auch dessen Gemahlin wurde oft wiederholt. Houbraken läßt ihn noch 1662, Waagen sogar 1666 leben, er starb aber, wie oben bemerkt, 1656 zu Utrecht – nicht im Haag, wie man sonst annahm. In seiner Vaterstadt ist von ihm der Tod des Seneca, in Paris ein Concert und mehrere Bildnisse, in Berlin neben dem genannten Bilde ein Esau, der von der Jagd zurückkehrt und eine lustige Gesellschaft; Bildnisse des Kurfürsten und seiner Gemahlin werden sich wol noch in königlichen Schlössern befinden. In Dresden eine alte Geldzählerin und ein Zahnreißer. Parthey führt viele seiner Bilder in deutschen Gallerien an, doch dürften nicht alle Anspruch auf Originalität machen. Sein Selbstporträt ist in Florenz (gestochen von Mogalli). Viele seiner Bilder sind von den besten Stechern zum Vorwurf gewählt worden, wie von C. v. Dalen, C. Visscher, Suyderhoef, Soutman. J. G. Müller stach Loth mit seinen Töchtern. Ihm selbst werden zwei Radirungen, das „Opfer Abrahams“ und das „Banket des Neptun“ zugeschrieben.

Houbraken. Immerzeel. Kramm. Andresen-Wessely, Handbuch.