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Artikel „Bloemaert, Abraham“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 713–714, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bloemaert,_Abraham&oldid=- (Version vom 9. Dezember 2024, 02:02 Uhr UTC)
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Bloemaert: Abraham B., Maler, war zu Gorkum nach van Mander 1567, nach der Unterschrift seines von H. Suyers gestochenen Bildnisses und nach de Bie aber 1564 geboren. Mit der letzteren Angabe stimmt eine Urkunde vom 2. Mai 1592, nach der er damals 27 Jahre zählte, also entweder 1564 oder 65 auf die Welt gekommen war. Er copirte schon früh Zeichnungen von Franz Floris, genoß zu Utrecht den Unterricht untergeordneter Meister und kam dann nach Paris, wo Jean Bassot, „Maitre Herry“ und Jeroon Frank van Herenthals seine Lehrer waren. Nach drei Jahren etwa kam er nach Amsterdam, wo sein [714] Vater Cornelis, ein angesehener Bildhauer und Architekt, der sich auch aufs Malen verstand, zum Stadtbaumeister berufen worden war. Hier verheirathete er sich am 2. Mai 1592. Später wandte er sich wieder nach Utrecht, wo er sich 1595 als Bürger aufnehmen ließ und 1611 zum Vorstand der St. Lukasgilde gewählt wurde. In einer Urkunde vom 20. Mai 1647 gab er seinem Sohne Frederik die Vollmacht, von einem gewissen Samuel Griffet in Amsterdam, dem er vom 21. December 1644 bis 21. September 1646 (also im 82. Jahre!) Zeichenunterricht gegeben hatte, die Summe von 99 fl. einzuklagen. Nach de Bie’s Gulden Cabinet (1661) war er damals erst 3–4 Jahre gestorben. – B. war kein großer, aber auch kein unbedeutender Meister. Seine Kunst ist von den Manieristen des 16. Jahrhunderts entlehnt, von deren Häuptern er sich aber durch ein allseitiges Naturstudium, eine derbere Auffassung und geringere Manierirtheit unterscheidet. Von den berühmteren der italienisirenden Meister ist er wol derjenige, der am meisten Niederländer geblieben ist. Es wohnte ihm etwas vom Geiste des Rubens bei und er übte einen großen Einfluß auf die holländische Kunst aus; doch fehlte es ihm an Genie, um wie Rubens der Regenerator der niederländischen Malerei zu werden. An Vielseitigkeit wich er ihm nicht; er schuf sowol große Historienbilder, als Genrescenen und zeichnete Landschaften, Thiere u. s. w. Durchblättert man die zahlreichen Stiche, die nach seinen Gemälden und namentlich Zeichnungen von seinen Söhnen Cornelis und Frederik B., ferner von Matham, Saenredam, J. Müller, B. v. Bolswert u. A. geliefert wurden, so erstaunt man über seine Vielseitigkeit, die selbst geringfügige Gegenstände nicht verschmähte. Er war freilich kein besonders fester Zeichner; sein Colorit ist kräftig, wenn auch bunt. Seine Historiencompositionen erinnern an die Weise der Floris, Spranger, H. v. Achen u. s. w. und halten sich demzufolge von Manierirtheit nicht frei. Werke von ihm befinden sich in den Galerien vom Haag, Berlin, Wien, München, Braunschweig, Schleißheim u. a. O. Bloemaert’s langjährige Wirksamkeit war, ganz abgesehen von seinen directen Schülern, wie Poelenburg, Knüpfer, Both, G. Honthorst u. A., sehr einflußreich für die holländische Malerei; er vermittelte gewissermaßen zwischen ihr und der vlämischen Schule und wies sie auf tüchtiges solides Studium und dabei auch auf die Landschaft und das Genre hin. Er erlebte es noch, daß die hollländische Schule zur herrlichsten Blüthe gelangte.