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Artikel „Knüpfer, Nicolaus“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 331–332, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kn%C3%BCpfer,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 18:28 Uhr UTC)
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Band 16 (1882), S. 331–332 (Quelle).
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Knüpfer: Nicolaus K., vortrefflicher Maler der holländischen Schule. Gewöhnlich schreibt man seinen Namen Knupfer, wir halten jedoch Knüpfer für die richtige Schreibart im Deutschen, die Holländer übertrugen sie in Knupfer, weil sie den Laut ü nach französischer Weise durch u wiedergeben. Sandrart schreibt Knipfer, und der wußte doch die Aussprache im Deutschen, bekanntlich wird in vielen Dialecten bei uns zwischen ü und i nicht unterschieden. Unser Maler erblickte im J. 1603 zu Leipzig das Licht der Welt. Houbraken weiß allerlei über Knüpfer’s Jugendzeit zu erzählen, seine Mittheilungen sehen aber etwas erfunden aus, um die Biographie für den größeren Leserkreis interessanter zu machen; da sie freilich auch wahr sein können, müssen wir sie hier bringen. Danach hat K. schon von seiner Jugend auf, statt die Schulaufgaben zu lernen, seine Bücher mit Menschen und Thieren beklext, weshalb er sich oft die Züchtigung des Lehrers zuzog. Aber es half nichts, denn wurden ihm Papier und Feder vorenthalten, so griff er zur Holzkohle und bemalte damit die Wände so hoch, als er sie erreichen konnte. Dies zog ihm den speciellen Zorn der Hausmagd zu, besonders auch deshalb, weil er seine Wandfiguren in paradisischem Costüme hielt; unter Anderem stellte er Odysseus, wie er nackt zu Nausikaa kommt, dar. Sein Vater dachte, was soll daraus nur werden, und schrieb alle Handwerke, die er kannte, auf ein Blatt Papier, legte dies seinem Sohne vor und forderte ihn auf, sich eines auszuwählen. K. entschied sich für die Malerei und der Vater that ihn zu Emanuel Niß oder Nysse. Bei diesem blieb er zwei Jahre, profitirte aber nicht viel davon, weil der Lehrherr, statt ihn zur Kunst anzuhalten, sich von ihm bei seinen Ausgängen den Mantel nachtragen ließ. Diese Bedientenrolle ärgerte den Jungen, er lief weg und kam nach Magdeburg, wo er seinen Unterhalt zuerst durch Verfertigung von Malerpinseln gewann, hierauf zu einem ordinären Hausmaler ging, bis er im J. 1630 zu Utrecht das Glück hatte, mit dem berühmten Abraham Bloemaert bekannt zu werden, der in Anbetracht seiner Talente ihn in sein Haus aufnahm und ihm Unterricht ertheilte. In Kurzem war K. einer der besten holländischen Maler und erfreute sich vornehmer Patrone, unter Anderem malte er viel für den König von Dänemark, so drei Schlachten, in denen die Dänen gesiegt hatten. Der Kopenhagener Schloßbrand von 1794 mag auch diese Werke vernichtet haben. Am 31. Juli, 1. und 2. August 1649 veranstaltete der Maler Jan de Bondt auf dem Schlosse zu Wyck-by-Duurstede eine große Verloosung von Gemälden meist Utrechter Künstler, worunter auch unser Maler, der hier Knipper und Cnipfer genannt wird; zuerst kommt von ihm eine Sophonisbe vor, geschätzt auf 36 Gulden, ferner ein „Addolonibus“ nach ihm, geschätzt auf 40 Gulden, sodann ein Original „Addolonibus“, geschätzt auf 100 Gulden und endlich ein Diogenes, geschätzt auf ebensoviel. (Was „Addolonibus“ bedeutet, ist mir unklar, vielleicht Adonis). Diese Preise sind im Vergleich zu anderen sehr ansehnlich und zeigen, welchen Ruf [332] K. damals genoß; die Schätzung wurde durch die Maler C. Poelenburg, Jan Both, W. de Heusch und Jan Weenix vorgenommen. Nach Kramm soll K. auch lange im Haag gewohnt und im J. 1660 das Zeitliche gesegnet haben. Zu Schülern hatte K. den berühmten Jan Steen, ferner Ary de Bois. Er malte kleine Historien, Schlachten und Genrebilder, in trefflicher Zeichnung, solider Farbe und seiner Durchführung; ohne Zweifel hat er, der verhältnißmäßig frühe Meister, auf die Entwickelung der holländischen Genremalerei eingewirkt. J. B. Weenix besonders dürfte Manches von ihm gelernt haben. Ob K. auch in Italien war, darüber ist nichts Sicheres bekannt, doch machen es einzelne Spuren in seinen Gemälden nicht eben unwahrscheinlich. Seine Werke sind nicht häufig. Ein Prachtbild sind die sieben Werke der Barmherzigkeit in der Kasseler Galerie. Ein kleines Bild ist in Dresden, das der Katalog so beschreibt: der Maler sitzt in einem Gartenzimmer an einem Tische, auf den seine Frau ihr Kind gestellt hat, beide singen aus einem Notenbuche. In der königl. Galerie zu Kopenhagen finden wir: „Paulus mit Ketten beladen vertheidigt sich vor Festus in Agrippa’s und Berenike’s Beisein“, ferner „Merkur führt die Psyche zum Himmel“. C. G. Geyser stach unter dem Titel „Das Johannesfest“ eine Darstellung von blumengeschmückten Kindern. Das Porträt unseres Künstlers erschien im Guldencabinet des C. de Bie; es ist nach dem eigenen Gemälde Knüpfer’s von P. de Jode ausdrucksvoll gestochen und zeigt ein energisches, ziemlich rundes Gesicht mit dunkeln Augen und Haaren, die nach der Mode der Zeit bis auf die Schulter herabwallen.

Zufolge Nagler’s Künstlerlexikon lebte ein Kupferstecher K. zu Meißen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Er lieferte bunte Kupfer zu Rosenmüller’s „Beschreibung merkwürdiger Höhlen bei Muggendorf“, 1796.