ADB:Matham, Jakob
H. Goltzius heirathete die Mutter Matham’s, nachdem dessen Vater gestorben war, und leitete die künstlerische Heranbildung seines Stiefsohnes. Der Letztere besuchte auch Italien, und zwar muß dies um 1594–1598 geschehen sein; im J. 1598 verlegte noch Jac. Lauri zu Rom einen Stich Matham’s nach P. Bramer, die heilige Apollonia; in demselben Jahre aber stach M. schon den an die holländischen Küsten getriebenen Walfisch. Im J. 1600 trat er in die St. Lukasgilde zu Harlem, war 1605 Vorstand derselben und wird im J. 1616 in der Liste der Bürgerwehr aufgeführt. Der Künstler starb zu Harlem den 20. Januar 1631. M. ist nur als geschickter Nachtreter des Goltzius aufzufassen, nach dessen manierirten Zeichnungen er auch sehr viel stach, außerdem arbeitete er noch nach Rafael, Michelangelo, Cesari, Dürer, Tizian, Tintoretto, A. Bloemaert, K. van Mander, M. Mierevelt, Moreelse, Spranger, Vinckboons, J. Wildens, S. Vrancx, den beiden Zuchero u. A. Bartsch behandelte ihn im dritten Bande seines Peintre-Graveur, und R. Weigel gab ein Supplement dazu; auch Nagler fügte in seinen Monogrammisten noch einige Blätter bei. Die von Bartsch als nach Gemälden Matham’s verzeichneten Stiche des Swanenburg sind vielmehr nach J. Malthan. Nach Zeichnungen von unserm Künstler dagegen stachen C. Boel, N. Braeu, G. van Breen, G. Gauw und C. van Sichem.
Matham: Jakob M., Zeichner und Kupferstecher, geb. am 15. October 1571 zu Harlem. Der berühmteJohannes, ältester (?) Sohn des Vorigen, Maler, wurde 1628 in die St. Lukasgilde zu Harlem als Mitglied aufgenommen und empfing 1637 zwei Schüler, Willem Dirckx und Dirk der Wulp. Er wurde am 25. Juli 1648 in der St. Bavokirche zu Harlem begraben. – Dirk (oder Theodor, wie er sich latinisirend auf seinen Stichen schrieb), zweiter Sohn des Jakob, zählte nach seinem Trauregister im J. 1641 35 Jahre. Bereits mit 15 Jahren (1621) war er Mitglied der Harlemer Bürgerwehr, und vom J. 1625 datirt ein Kupferstich von ihm, die Festungswerke von Heusden vorstellend. Später ging M. mit dem drei Jahre ältern Cornelis Bloemaert nach Paris, wo sie im Auftrage des Herrn Favereau die mythologischen Platten nach A. van Diepenbeeck stachen, welche später als Temple des Muses zu Paris 1655 (59 Bl., 6 davon nach P. Brebiette) herauskamen. M. führte die Hintergründe aus, doch auch einige Platten ganz. Nach Vollendung dieses Werkes wurden Beide von J. von Sandrart im J. 1633 nach Rom berufen, um daselbst nebst R. van Persyn und M. Natalis die Stiche zur Galleria Giustiniana, die in zwei Bänden erschien, zu übernehmen. Am 3. November 1637 fordert ihn die Harlemer St. Lukasgilde auf, ihr beizutreten, offenbar war er noch nicht lange vorher nach Harlem zurückgekommen. Dirk weigerte sich, zahlte lieber Strafe, trat aber schließlich doch im December bei. Den 12. Juli 1641 heirathete er Clara Huibrechts von Amsterdam; damals wohnte er noch in seiner Vaterstadt. Im J. 1656 half er im Haag die neue dortige Malergilde (Schildersconfrerie) gründen. Er soll daselbst 1660 das Zeitliche gesegnet haben. Außer den genannten Blättern und mehreren religiösen Vorwürfen (darunter die heilige Familie nach Sandrart, die Himmelfahrt [586] Mariä nach Tizian, die heilige Familie nach P. Veronese) stach M. viele Bildnisse, die unstreitig zu den besseren Erzeugnissen der holländischen Chalkographie zählen. - Adriaen war angeblich der dritte Sohn Jakob’s, was aber zweifelhaft ist. Dirk war nachgewiesener Maßen der zweite Sohn, nun könnte Adriaen frühestens im J. 1607 geboren sein, während er bereits 1620 ein routinirter Stecher war (s. hinten). Vielleicht war er der erste und Johannes der dritte Sohn Jakob’s. Zuverlässige Angaben hierüber liegen nicht vor. Adriaen war gleichfalls Kupferstecher und von 1624–1627 Fahnenträger in der Bürgerwehr bei der Cluvenierscompagnie; als solcher ist er auf einem Bilde von Frans Hals dargestellt. Den 6. November 1632 vermählte er sich mit Cornelia Claes van Duyvenhoven; dann Wittwer geworden, den 31. October 1638 mit Annetgen Pieters und zum dritten Male den 2. December 1642 mit Leentgen Thiel. Am 1. November 1640 wurde der Capitän van Liederkerke von den Generalstaaten nach Marokko gesandt, in seiner Begleitung befand sich Adriaen, der über die Reise, die bis tief in 1641 dauerte, ein Tagebuch führte, das im Besitze der kaiserlichen Bibliothek in Wien ist. Im J. 1646 war M. bereits im Haag seßhaft, woselbst er noch 1654 wohnte. Er mag daselbst bald darauf gestorben sein. Bereits 1620 verstand Adriaen mit dem Stichel umzugehen; damals entstand das goldene Zeitalter nach Goltzius, nach dem er auch noch zwei andere Blätter ausführte, ferner im gleichen Jahre die Serie der holländischen Grafen. Vier Platten fertigte er für die Académie de l’Espée de Girard Thibault d’Anvers (1628), ferner stach er nach A. van der Venne für das Gedicht des J. Cats „Houwelyk“. Die Reise in die Berberei lieferte ihm den Stoff zu einem Stiche (aus fünf Theilen bestehend), welcher den feierlichen Empfang der Gesandtschaft in Marokko darstellt. Nach Frans Hals ist das Porträt des Pieter Bor. Christiaensz, nach C. Moeyaert das des Sibrandus Sixtius. Auf seinem Bilde im Museum zu Harlem vom J. 1627 hat ihn Frans Hals als Fähnrich mit dargestellt; Adriaen sieht da übrigens älter als 20 Jahre aus.