ADB:Moreelse, Paulus
M. Mierevelt’s ausgebildet, dem er als Bildnißmaler alle Ehre machte. Houbraken sagt, daß er sich auch einige Zeit in Rom aufgehalten, um sich hier in historischen Darstellungen auszubilden. Seine Hauptstärke besteht aber im lebensgroßen Bildniß, das er, wie sein Lehrer, in aller Einfachheit auffaßt, um nur die dargestellte Person hervortreten zu lassen. Im Stadthaus zu Amsterdam befinden sich einige Schulterstücke von ihm, darunter eines vom J. 1600, das also seiner Frühzeit angehört. Kramm glaubt daher, M. hätte sich in Amsterdam längere Zeit aufgehalten, da er hier so reiche Beschäftigung gefunden hat. Im Museum Boymans in Rotterdam befindet sich von seiner Hand das Bildniß des Jan van Oldenbarnevelt, in Berlin das lebensgroße Porträt einer jungen Frau vom J. 1628; im Rijks Museum zu Amsterdam sein Meisterwerk, Bildniß des Pastors Ocke von Leyden. Karel van Mander berichtet über unseren Künstler: „In Utrecht lebt ein Maler Namens Paulus Moreelse, dieser zeichnet sich in lebensgroßen Bildnissen aus und hat gegenwärtig verschiedene unter den Händen, welche meisterlich behandelt sind, so eines des Grafen und [220] der Gräfin von Kuilenborg, in Lebensgröße und ganzer Figur; die Gemahlin des Herrn Knotter, ein überaus kunstvolles Portrait, und noch andere mehr“. Ein Portrait des Grafen Ernst Casimir von Nassau hat W. Swanenburg 1612 nach ihm gestochen, S. de Passe das Portrait Christians von Braunschweig, J. Matham das Bildniß des Abr. Bloemaert. Von historischen Bildern werden erwähnt in der Katharinenkirche zu Mecheln eine Anbetung der Weisen, im Museum Boymans zwei Bilder mit Maria und dem heil. Joseph und eines mit zwei Hirtinnen. Historische Compositionen sind auch von einigen Stechern uns erhalten worden. So von Swanenburg eine Auferstehung Christi, ein Esau der sein Erstgeburtsrecht an Jacob verkauft; von J. Matham die Toilette der Venus und Diana vom Actaeon im Bade überrascht; von J. Saenredam Diana und Calisto; von A. Blooteling ein Petrus in der Reue u. a. m. Wenn man zuweilen M. auch als Kupferstecher thätig werden läßt, so beruht dies wohl auf einer Verwechslung. Nach seinen Zeichnungen sind aber Holzschnitte entstanden, die meist in Helldunkel gedruckt wurden und selten sind. Man kennt zwei solche Blätter: „Lucretia, die sich den Tod gibt“ und „Amor zwischen zwei Frauen“. Beide Compositionen sind vom J. 1612 und verrathen italienischen Einfluß. Als Baumeister hat sich M. auch bethätigt; das St. Catharinenthor zu Utrecht soll nach seinem Plan erbaut worden sein. Im J. 1596 wurde er in die Gilde aufgenommen und wurde nach seiner Rückkehr aus Italien zum Rath, Schöffen und auch Bürgermeister seiner Vaterstadt erwählt.
Moreelse: Paulus M., Bildnißmaler, Zeichner und Baumeister, geb. zu Utrecht 1571, † ebenda 1638. Er hatte sich zum Maler unter Anleitung- K. van Mander. Houbraken. Kramm.