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Artikel „Lothar III., deutscher König“ von Wilhelm Bernhardi (Historiker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 251–256, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lothar_von_Supplinburg&oldid=- (Version vom 16. Oktober 2024, 06:37 Uhr UTC)
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Lothar III., deutscher König (30. August 1125 bis 4. December 1137) und römischer Kaiser (4. Juni 1133 bis 4. December 1137), entstammte der Familie der Grafen von Supplinburg (bei Helmstädt im Braunschweigischen). Graf Gebhard von Supplinburg war vermählt mit Hedwig, der Tochter des Grafen Friedrich von Formbach in Baiern. L. scheint das einzige Kind aus dieser Ehe gewesen zu sein. Die Zeit seiner Geburt ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, muß jedoch spätestens in den Jahren 1060–1063 erfolgt sein. Frühzeitig verlor er seinen Vater, der sich am Aufstand der Sachsen gegen König Heinrich IV. betheiligte und in der Schlacht an der Unstrut am 9. Juni 1075 den Tod fand. L. beharrte in der Parteistellung des Vaters, er ist stets ein Gegner der salischen Kaiser gewesen. Als sich Markgraf Ekbert von Meißen [252] gegen Heinrich IV. empörte, befand sich L. auf Seiten der Aufständischen und half im J. 1088 den Sieg bei Gleichen über den König zu erringen. Der Erzbischof Liemar von Bremen, der in dieser Schlacht sein Gefangener wurde, mußte ihm als Preis für die Freilassung die Voigtei der Bremer Kirche übertragen. Die hervorragende Stellung, welche er hierdurch unter den sächsischen Fürsten erlangte, wurde noch dadurch verstärkt, daß er im J. 1100 eine der reichsten Erbinnen des nördlichen Deutschlands heirathete. Seine Gemahlin Richenza war die Tochter Heinrichs des Fetten von Nordheim und Gertruds, der Schwester des Markgrafen Ekbert von Meißen, und besaß die Hälfte der nordheimischen Besitzungen sowie die seit Ekberts Tod an ihre Mutter übergegangenen braunschweigischen Güter. Als daher im J. 1106 die männliche Linie der billungischen Herzöge von Sachsen mit Magnus ausstarb, konnte König Heinrich V. nicht wagen, einen anderen als den mächtigen Grafen L. mit der sächsischen Herzogswürde zu belehnen. In diesem Amte entwickelte L. besonders nach zwei Richtungen hin eine ebenso energische wie folgenreiche Thätigkeit. Einmal brachte er die herzoglichen Berechtigungen, die vor ihm nur im mäßigen Umfang ausgeübt waren, bei jeder Gelegenheit zu kräftiger Geltung und erreichte trotz des Widerstandes der Fürsten und Edlen eine nicht unerhebliche Erweiterung seiner Gewalt, dann aber richtete er unablässig sein Augenmerk auf die Grenzgebiete nördlich und östlich der Elbe, wo sich die heidnischen Slawen dem Vordringen der christlichen Deutschen mit Eifer und Glück entgegengesetzt hatten. Die sehr lückenhafte Ueberlieferung weiß von vier Feldzügen zu berichten, welche Herzog L. gegen die Slawen unternommen hat. Das Ergebniß war, daß zum ersten Mal wieder seit den Zeiten Otto I. das deutsche Element und mit ihm das Christenthum unter den Slawen östlich der Elbe bis zur Oder festen Fuß faßten und allmählich zur vollkommenen Herrschaft gelangen konnten. Lothars slawische Politik führten ihn dahin, daß er dem sächsischen Herzog freie Verfügung über die Nordmark, die Marken Meißen und Lausitz zu gewinnen trachtete. Eine Folge dieser Bestrebungen, sowie der Art und Weise, in welcher L. die herzogliche Gewalt in Sachsen selbst ausübte, war ein Zerwürfniß mit Heinrich V., der soweit ging, ihn im J. 1112 zu entsetzen und den Grafen Otto von Ballenstedt an seine Stelle treten zu lassen. Da sich L. nun nachgiebig zeigte, nahm Heinrich V. die strenge Maßregel wieder zurück, aber der Friede zwischen beiden währte nur kurze Zeit. Im J. 1113 erhob L. von Neuem die Waffen gegen den Kaiser, wurde aber derart gedemüthigt, daß er sich im Januar 1114 zu Mainz barfuß und im Büßergewand dem Reichsoberhaupt zu Füßen warf. Trotzdem beschwor er in demselben Jahre einen gegen den Kaiser gerichteten Bund der sächsischen Fürsten. Der Sieg über die Mannschaften Heinrich V. am Welfesholze im Februar 1115 wurde wesentlich durch die Tüchtigkeit Lothars errungen, der nunmehr mit den Erzbischöfen Adalbert I. von Mainz und Friedrich von Köln an der Spitze der vielen Gegner des Kaisers stand. Aus dieser Verbindung ergab sich von selbst, daß L. in den kirchlichen Streitigkeiten auf Seiten des Papstes stand. Alle diejenigen Geistlichen, welche den vom Kaiser erhobenen Gegenpapst Burdinus nicht anerkennen wollten, fanden beim Herzog von Sachsen einen sicheren Zufluchtsort. So wuchs die Erbitterung des Kaisers gegen L. mehr und mehr. Ein Feldzug gegen diesen war bereits vorbereitet, als der am 23. Mai 1125 erfolgte Tod Heinrich V. die Ausführung hinderte. Da mit diesem die Linie der fränkischen Kaiser ausgestorben war, blieb die Wahl eines Reichsoberhauptes allein den Fürsten überlassen. Die kirchliche Partei, an deren Spitze der Erzbischof Adalbert von Mainz stand, suchte vor Allem die Erhebung des Herzogs Friedrich von Schwaben, der als Neffe Heinrich V. eine Art von Erbanspruch geltend zu machen wünschte, mit allen Mitteln zu hintertreiben. Im Einverständniß [253] mit der römischen Curie, deren Legaten bei den am 24. August 1125 eröffneten Wahlverhandlungen anwesend waren, gelang es den Herzog von Schwaben zu beseitigen, und am 30. August wurde L. von Sachsen zum König gewählt. Das Wahlrecht der Fürsten schien hiermit auch für die Zukunft gewährleistet, da der bereits sehr bejahrte L. keinen Sohn besaß, nach seinem Tode mithin die Fürsten abermals für die Besetzung des Thrones zu sorgen hatten. Nachdem L. die Huldigung der Fürsten und auch die Friedrichs von Schwaben entgegengenommen hatte, erfolgte seine Krönung zu Aachen am 13. September durch den Erzbischof Friedrich von Köln. Noch in demselben Jahre hielt L. einen Hoftag zu Regensburg, auf dem unter Anderem ein Beschluß gefaßt wurde, der vornehmlich gegen Friedrich von Schwaben und seinen Bruder Konrad gerichtet war. Dieselben hatten als Erben Heinrich V. dessen Hinterlassenschaft in Besitz genommen und sollten nun dasjenige herausgeben, was Heinrich V. nach der Ansicht des Reichstags nicht für seine Person, sondern für das Reich erworben hätte. Da sich Friedrich von Schwaben nicht fügte, wurde er auf einem Reichstag zu Straßburg (Weihnachten 1125) verurtheilt und zu Goslar (Januar 1126) der Krieg gegen ihn beschlossen. Zunächst jedoch unternahm L. einen Feldzug gegen Böhmen. In diesem Lande stritten zwei Prätendenten um die herzogliche Würde, deren einer Otto von Mähren, die Unterstützung Lothars anrief, während der andere, Sobeslaw, thatsächlich die Herrschaft behauptete. L. rückte in Böhmen ein, erlitt aber am 18. Februar 1126 bei Kulm eine völlige Niederlage. Da indeß Otto von Mähren selbst in der Schlacht gefallen war, konnte er den Sieger mit der herzoglichen Fahne von Böhmen belehnen. In Folge des Mißlingens in Böhmen scheint der Kampf gegen Friedrich von Schwaben einen Aufschub erlitten zu haben. Aber die Stellung des Königs in Süddeutschland gewann dadurch einen festen Halt, daß seine einzige Tochter Gertrud am 29. Mai 1127 mit dem Herzog von Baiern, dem nachmaligen Heinrich dem Stolzen, vermählt wurde. Diese Heirath, welche die Feindschaft zwischen Welfen und Staufen begründete, war vermuthlich im August 1125 verabredet worden, um damals den Herzog von Baiern, den Vater Heinrichs des Stolzen, zu bewegen, seine Stimme bei der Königswahl für L. abzugeben. Die mächtige Familie der Zähringer gewann er sich durch die Verleihung des Rectorats (Herzogthums) von Burgund an Konrad von Zähringen. Obwol nun der König Hülfstruppen von Heinrich von Baiern und Sobeslaw von Böhmen empfing, vermochte er doch nicht das von den Staufen besetzte Nürnberg zu erobern, sondern sah sich genöthigt, nach einem verlorenen Treffen die Belagerung aufzuheben. Jetzt durfte die gegnerische Partei es wagen, einen Gegenkönig aufzustellen. Am 18. December 1127 wurde Konrad, der Bruder Friedrichs von Schwaben, zum König ausgerufen. Konrad überließ den Kampf in Deutschland gegen L. seinem Bruder Friedrich, während er selbst nach Italien ging, sich in Monza krönen ließ und ungefähr zwei Jahre hindurch eine ziemlich machtlose Stellung behauptete. L. fand in Friedrich einen ebenso geschickten wie ausdauernden Gegner. Erst am Schluß des Jahres 1129 konnte er einen namhaften Erfolg erreichen. Die Stadt Speier, in welche Friedrich eine starke Besatzung gelegt hatte, mußte sich nach einer Belagerung, die vom 15. Juli bis 28. December 1129 gewährt hatte, dem König ergeben. Hierbei gerieth auch Friedrichs Gemahlin in Gefangenschaft. So blieb außerhalb Schwabens nur noch Nürnberg als fester Punkt der staufischen Partei übrig. Als aber auch dieser letzte Halt im J. 1130 an L. verloren ging, konnte dieser seine Autorität in fast ganz Deutschland im Allgemeinen für festgestellt erachten. Gerade damals wurde seine Aufmerksamkeit durch eine kirchenpolitische Frage in Anspruch genommen. Seit dem 14. Februar 1130 standen in Rom zwei Päpste einander [254] gegenüber, Anaclet II. und Innocenz II., die sich beide um die Anerkennung seitens des deutschen Königs eifrig bewarben. Die Frage, welcher von beiden rechtmäßig gewählt sei, war schwierig zu entscheiden. Indem das Hauptgewicht auf die Würdigkeit der Person gelegt wurde, trat L., der hierbei vornehmlich durch den Erzbischof Norbert von Magdeburg geleitet wurde, auf die Seite Innocenz II. Dieser Papst, der aus Rom vor Anaclet hatte weichen müssen, erschien Ende 1131 in Lüttich, wo er vom König und den Fürsten mit hohen Ehren empfangen wurde. Auf dem hier abgehaltenen Reichstag wurde eine Heerfahrt nach Italien beschlossen, um Anaclet aus Rom zu verjagen und Innocenz den Besitz der Hauptstadt zu verschaffen, in welcher er dann L. zum Kaiser krönen sollte. Zu Lüttich suchte L. die ungünstige Lage des Papstes zu benutzen, um von ihm Concessionen betreffs der Einsetzung der Bischöfe und Reichsäbte zu erlangen. Denn trotz seiner kirchlichen Gesinnung hielt er doch für nothwendig über die Bisthümer in derselben Weise verfügen zu können wie Heinrich V. vor dem Wormser Concordat. Aber er stand von seinen Forderungen ab, als ihm die Geistlichkeit Widerstand entgegensetzte. Der Zug nach Italien erfuhr einen Aufschub, da L. im J. 1131 einen Krieg gegen Dänemark unternahm. Kanut Laward, Herr in Wagrien und Vasall des deutschen Reichs, war am 7. Januar 1131 von dem dänischen Königssohn Magnus ermordet worden. Als L. mit 6000 Mann am Danewirk erschien, demüthigten sich der König Nikolaus und sein Sohn Magnus, ohne einen Kampf zu versuchen. Sie leisteten dem deutschen König Huldigung und zahlten 4000 Mark Buße. Das Land Wagrien überwies L. dem Grafen Adolf von Holstein. Im August 1132 trat er nunmehr die Heerfahrt nach Italien an. Im November hielt er einen Reichstag auf den roncalischen Feldern. Widerstand leistete ihm in Norditalien vor Allem Mailand, welches noch immer an dem Gegenkönig Konrad festhielt. Da indeß L. seine ohnehin geringfügigen Streitkräfte für den Kampf mit Anaclet aufsparen mußte, verzichtete er zunächst auf die Unterwerfung der mächtigen lombardischen Stadt und marschirte mit Innocenz II. nach Süden. Ende April 1133 lagerte das deutsche Heer vor den Thoren Roms. Es gelang den südwestlichen Theil der Stadt mit dem Lateran zu erobern, während insbesondere die Peterskirche von Anaclet behauptet wurde. Nach vielen vergeblichen Versuchen und Verhandlungen mußte sich L. dazu verstehen, die Kaiserwürde entgegen dem herkömmlichen Ritual im Lateran zu empfangen. Am 4. Juni 1133 wurden L. und Richenza durch Innocenz gekrönt. Zur Belohnung für die geleisteten Dienste überwies der Papst dem Kaiser sowie seiner Tochter und seinem Schwiegersohn Heinrich von Baiern die Nutznießung der mathildischen Güter. Der Papst investirte den Kaiser zum Zeichen der Belehnung mit einem Ring. Kurze Zeit nach der Krönung trat der Kaiser den Rückmarsch nach Deutschland an. Es war ihm nicht gelungen die Entfernung Anaclets aus Rom zu erzwingen, der vielmehr seinen Gegner Innocenz nöthigte, die ewige Stadt schon Ende August 1133 zu verlassen. In Deutschland wendete der Kaiser zunächst seine Sorge auf die Wiederherstellung des vielfach verletzten Landfriedens. Mehr und mehr war das Ansehen des Kaisers auch im Auslande gewachsen. Auf einem Hoftag zu Altenburg, Anfang April 1134, erschien eine Gesandtschaft des Königs von Ungarn, Bela des Blinden, der die Vermittlung Lothars in einem Kriege Ungarns mit Polen nachsuchen ließ. Bald darauf, am 15. April 1134, eröffnete L. einen Reichstag zu Halberstadt. Hier fand sich Magnus ein, der Sohn des Königs von Dänemark, um vor dem Kaiser Buße zu thun dafür, daß mehrere Deutsche in Dänemark ermordet waren. Auch mußte er sich eidlich als Lehnsmann des deutschen Reichs erkennen und empfing dann von L. die Königskrone. Bei der Feier des Osterfestes schritt Magnus dem Kaiser als Schwertträger voran. Zu [255] Halberstadt wurde ferner Albrecht von Ballenstedt mit der Nordmark belehnt. Nachdem L. das durch den Tod Norberts (6. Juni 1134) erledigte Erzbisthum Magdeburg durch einen nahen Verwandten, Konrad von Querfurt, besetzt hatte, begab er sich nach Süddeutschland, um den letzten Schlag gegen die noch immer aufständischen staufischen Brüder Friedrich und Konrad zu führen. Nachdem Heinrich der Stolze das feste Ulm erobert und geplündert hatte, durchzog L. Schwaben mit Verwüstung und zerstörte die Burgen und Schlösser des Landes. Nach einem Feldzug von zwei Monaten ging er nach Fulda, wo sich ihm Friedrich von Schwaben demüthig und gebrochen zu Füßen warf und Verzeihung empfing. Auf einem Reichstag im März 1135 zu Bamberg huldigte er vor allen Fürsten dem Kaiser aufs neue. Ein halbes Jahr später, im September 1135, unterwarf sich auch Konrad der Autorität des Kaisers. So war der Friede im Reich überall hergestellt; Lothars Kaiserthum stand auf seiner Höhe. Der Herzog Boleslaw von Polen bekannte sich auf einem Reichstag zu Merseburg im August 1135 feierlich als Vasall des Reichs. Hier erschien ferner eine Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers Johannes Komnenus, der mit L. ein Bündniß zu schließen wünschte gegen den Normannen Roger, welcher sich von Anaclet II. zum König von Sicilien hatte proklamiren lassen und das gesammte Süditalien in seiner Gewalt hielt. Das Verlangen des griechischen Kaisers traf mit Lothars Intentionen zusammen, der fort und fort von Innocenz II. zu einer zweiten Romfahrt gedrängt, einen großartigen Feldzug nach Italien plante, um auch dort dem Kaiserthum alle Rechte wiederzugewinnen. Nach umfassenden Vorbereitungen brach er Ende August 1136 mit einem starken und wohlgerüsteten Heere nach Italien auf. Wiederum hielt der Kaiser einen Reichstag auf den roncalischen Feldern, Anfang November 1136, aber unter günstigeren Verhältnissen als das erste Mal. Nicht nur Mailand war auf seine Seite getreten, auch Venedig schloß sich ihm an. Andere Städte, wie Pavia, werden mit Gewalt unterworfen. Indem L. ganz Norditalien durchzog, Turin nahm und bis an den Fuß der Westalpen gelangte, brachte er überall die Autorität des Kaisers zur Anerkennung. Den Winter von 1136 auf 1137 verwendete er auf die Unterwerfung der Emilia. Alsdann theilte er das Heer in zwei Hauptcorps. An die Spitze des einen stellte er seinen Schwiegersohn, Heinrich den Stolzen von Baiern, mit der Aufgabe, Toscana und die Tiberlandschaften zu unterwerfen, während er selbst die Küstengegenden des adriatischen Meeres unter seine Hoheit zwingen wollte. In Apulien sollten sich alsdann beide Abtheilungen vereinigen und den Kampf gegen Roger von Sicilien eröffnen. Dieser Plan wurde auch mit günstigem Erfolge ausgeführt. L. überschritt ohne erhebliche Schwierigkeiten die Grenze des von Roger occupirten Gebietes, eroberte Siponto und ließ den Monte Gargano besetzen. Eine Flotte, zu der besonders Venedig und Ravenna Schiffe geliefert hatten, unterstützte seine Operationen von der Seeseite aus. Nachdem sich ihm Trani freiwillig ergeben hatte, marschirte er gegen den bedeutendsten Hafen der Ostküste Süditaliens, gegen Bari, welches von Roger stark befestigt und besetzt war. Hier fand Ende Mai 1137 die Vereinigung mit Heinrich dem Stolzen statt, der die ihm gewordenen Aufträge erfüllt hatte. In der zweiten Hälfte des Juni gelang endlich die Einnahme des Castells von Bari, während die Stadt selbst dem Kaiser sofort gehuldigt hatte. Nunmehr begab sich L. in das Innere des Landes, eroberte Melfi und schlug dann der Hitze wegen sein Lager für längere Zeit am Lago Pesole auf, wo ihn eine zweite Gesandtschaft des griechischen Kaisers traf. Währenddeß war auch am tyrrhenischen Meer der Krieg gegen Roger geführt worden. Eine pisanische Flotte, auf der sich als Vertreter des Kaisers der Abt Wibald von Stablo befand, eroberte Amalfi und segelte dann gegen Salerno, die festländische Hauptstadt Rogers, der diesen Platz [256] mit allen Kräften zu vertheidigen strebte. L., der zuerst Heinrich den Stolzen vorausgeschickt hatte, um die Belagerung von der Landseite aus zu leiten, erschien Anfang August selbst vor der Stadt, die nunmehr capitulirte. Hiermit war die Macht Roger’s auf dem Festlande gebrochen. Zu seiner vollständigen Demüthigung wäre allerdings noch die Eroberung Siciliens nothwendig gewesen. Allein im deutschen Heere hatte sich bereits Mißstimmung über die Mühseligkeit und lange Dauer des Feldzuges kundgegeben, so daß der Kaiser die Heimkehr beschloß. Vorher jedoch belehnte er den Grafen Rainulf von Alife als Herzog von Apulien, dem es alsdann überlassen bleiben mußte, sich gegen Roger zu behaupten. Ueber die Belehnung selbst gerieth der Kaiser in Mißhelligkeiten mit Innocenz II., weil dieser Apulien als einen Besitz der römischen Kirche ansah. Eine Art Ausgleich wurde dadurch herbeigeführt, daß Kaiser und Papst zusammen die Fahne anfaßten, mit welcher Rainulf das Herzogthum erhielt. Ueber Benevent und Monte Casino, wo Wibald von Stablo als Abt eingesetzt wurde, zog der Kaiser mit seinem Heere Ende September 1137 nach Ceperano und Tivoli, an Rom vorüber, wo noch immer Anaclet thronte, bis zum Kloster Farfa, wo sich Papst Innocenz von ihm verabschiedete, In der zweiten Hälfte des October 1137 gelangte der Kaiser über Narni und Arezzo nach Bologna. Inzwischen war Roger wieder gelandet und bekämpfte Rainulf, Wibald hatte am 2. October aus Monte Casino entfliehen müssen. Aber derartige Nachrichten konnten den Kaiser nicht aufhalten. Er fühlte sich bereits längere Zeit krank und wünschte nach Deutschland zu gelangen. Am 11. November befand er sich bereits in Trient und beschloß trotz seines bedenklichen Zustandes die Weiterreise. Er passirte den Brenner Ende November unter steigender Krankheit. Schon hatte er die Straße nach Augsburg eingeschlagen und das Dorf Breitenwang (bei Reutte in Tirol nahe der bairischen Grenze) erreicht, als seine Hinfälligkeit Halt gebot. In einer elenden Bauernwohnung starb der Kaiser L. am 4. December 1137. Der Leichnam wurde von der Kaiserin Richenza nach Sachsen übergeführt und in dem Kloster Lutter (Königslutter bei Helmstädt), wie L. selbst bestimmt hatte, am 31. December 1137 beigesetzt. – L. hat sich die bedeutendsten Verdienste um die Germanisirung der slavischen Gebiete östlich der Elbe erworben durch eigenes thatkräftiges Wirken, durch Unterstützung des Bischofs Otto von Bamberg, der die Pommern bekehrte, durch die Ernennung Albrechts des Bären zum Markgrafen der Nordmark, und die Adolfs von Schauenburg zum Grafen in Holstein und Wagrien. Auch Konrad von Wettin verdankt ihm seine Einsetzung in die Mark Meißen. Er war ein tapferer und frommer Mann, der in der Pflege der Gerechtigkeit eine Hauptaufgabe des Herrschers erkannte und demgemäß verfuhr. Dagegen entwickelte er in den kirchenpolitischen Streitigkeiten wenig Energie.

Die Quellen für die Geschichte seiner Epoche sind stark zersplittert. Wichtig sind von zeitgenössischen Schriftstellern Otto v. Freising in seinem Chronicon Lib. VII Cap. 17 ff. und Gest. Frid. I, 16 ff. und besonders die Nachrichten der unter dem Namen des Annalista Saxo bekannten Compilation. Ueber seine Wahl s. Narratio de electione Lotharii (M. G. S. XII). Auf seinem Siegel und in seinen Urkunden nennt sich L. tertius statt des richtigen secundus. Irrigerweise wurde der gleichnamige Sohn Lothars I. als Lothar II. gerechnet. – Vgl. E. Gervais, Politische Geschichte Deutschlands unter der Regierung Lothar III., Leipzig 1842 (471 S. 8°); Ph. Jaffé, Geschichte des Deutschen Reiches unter Lothar dem Sachsen, Berlin 1843 (280 S. 8°); W. v. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. IV; W. Bernhardi, Lothar von Supplinburg, Leipzig 1879 (873 S. 8°). Letzteres Werk bildet einen Theil der Jahrbücher der deutschen Geschichte.