ADB:Albrecht der Bär
Magnus von Sachsen, wurde um 1100 geboren und † 18. Nov. 1170. Nach dem Tode seines Vaters († 9. Febr. 1123) erbte er, der einzige Sohn desselben, nicht nur den reichen Allodialbesitz des Ballenstedter Hauses, sondern folgte auch in den von diesem bisher verwalteten Reichsämtern, welche in mehreren Grafschaften des deutschen Schwaben- und Thüringergaues, sowie der wendischen Landschaften Serimund und Cierwisti bestanden. Noch während der letzten Regierungsjahre des Kaisers Heinrich V. wußte er durch eine Verbindung mit dem Sachsenherzoge Lothar seine Herrschaft über Theile der alten Ostmark und über die Mark Lausitz auszudehnen und erlangte, als nach Heinrichs Tode Lothar zum deutschen Könige gewählt wurde, von diesem die Belehnung mit jenen Grenzländern. Er begleitete dann den neuen König auf dessen unglücklichem Zuge nach Böhmen, fiel in der Schlacht [238] bei Kulm (18. Febr. 1126) in Gefangenschaft, ward aber in Folge des Friedensschlusses bereits zu Ende desselben Jahres oder zu Anfang des folgenden wieder in Freiheit gesetzt. Das enge Verhältniß, welches ihn mit Lothar verband, lockerte sich indessen bald aus Anlaß der Begünstigungen, mit denen der letztere Albrechts Vetter, den Herzog Heinrich den Stolzen von Baiern, mit welchem er seine einzige Tochter Gertrud vermählt hatte, überschüttete. Als daher 4. Dec. 1128 Albrechts Schwestermann Heinrich von Stade, welcher die Nordmark verwaltete, starb, erhielt nicht A., wie er gehofft haben mag, dieses Reichslehen, sondern der König betrauete mit der vorläufigen Verwaltung der erledigten Mark Heinrichs nächsten Blutsverwandten, den Grafen Udo von Freckleben. Dies führte zu einer Fehde zwischen A. und Udo, in welcher letzterer 15. März 1130 von Albrechts Dienstleuten in der Nähe von Aschersleben erschlagen wurde. Nun verlor A. durch königlichen Spruch (Mai 1131) auch die Mark Lausitz und denjenigen Theil der Ostmark, den er früher im Bunde mit Lothar erobert hatte. Dennoch begleitete er im folgenden Jahre (1132) den König auf dessen Römerzuge, und da während desselben Konrad von Plötzkau, der von Lothar nach Udo’s Tode zum Markgrafen der Nordmark eingesetzt worden war, in der Nähe von Bologna das Leben verlor, so ergriff der König diese Gelegenheit, um den Ballenstedter für die ihm in Italien geleisteten Dienste zu belohnen. Nach seiner Rückkehr ernannte er A. auf einem Ostern 1134 zu Halberstadt gehaltenen Reichstage zum nördlichen Markgrafen.
Albrecht (Adalbert, Albert), Markgraf von Brandenburg, schon von seinen Zeitgenossen „der Bär“, von Späteren auch wol „der Schöne“ zubenannt, Sohn des Grafen Otto des Reichen von Ballenstedt und der Billungerin Eilika, einer Tochter des HerzogsVon nun an beginnt Albrechts großartige politische Wirksamkeit. Mit rastloser Thätigkeit betrieb er die Germanisirung des seiner Verwaltung anvertraueten Landes und die Bekehrung der größtentheils noch dem Heidenthume und dem ruchlosesten Aberglauben ergebenen wendischen Bevölkerung. Bei dem Bestreben, die Grenzen seiner Herrschaft durch Eroberung und Unterhandlung nach Osten hin zu erweitern und hier die alte Ausdehnung des deutschen Reiches wiederherzustellen, kamen ihm die damaligen Zustände bei den wendischen Stämmen, ihr Hader und ihre innere Zerrüttung, in erwünschter Weise zu Hülfe. Im J. 1136 drang er, durch einen Angriff der Wenden auf Havelberg und durch einen Einfall derselben in seine ostelbischen Lande veranlaßt, tief in das Wendenland bis an die Mündung der Oder vor und unterwarf das Havelberger Land (die Priegnitz) dauernd seiner Herrschaft. Zugleich knüpfte er mit Pribizlaw, dem wendischen Herrscher in Brandenburg und dem Hevellerlande, freundnachbarliche Beziehungen an, welche, da der zum Christenthume bekehrte Wendenhäuptling kinderlos war, zu einer Schenkung der Zauche an Albrechts Sohn Otto, den Pribizlaw aus der Taufe gehoben hatte, seitens des letzteren, sowie zu einer Erbeinsetzung Albrechts selbst in den Rest der brandenburgischen Herrschaft führten. Aus Italien, wohin er Lothar auf dessen zweiter Heerfahrt begleitet hatte, kehrte A. bald, noch ehe der Kaiser wieder nach Deutschland aufbrach, in die Heimath zurück, um die Unterwerfung der Wendenstämme seiner Mark zu vollenden. Inmitten des Feldzuges, welchen er gegen sie unternahm, überraschte ihn die Nachricht von dem plötzlichen Tode des Kaisers († 3. Dec. 1137) und veranlaßte ihn zu einem thatkräftigen Eingreifen in die allgemeinen Angelegenheiten des Reiches, welches ihn auf längere Zeit der Mission, die er in den Wendenländern zu erfüllen hatte, entfremdete.
Heinrich der Stolze von Baiern, welchem Lothar, wahrscheinlich kurz vor seinem Ende, auch noch das Herzogthum Sachsen verliehen hatte, strebte jetzt, im Besitz der Reichskleinodien, nach der Krone, fand aber bei den Fürsten, namentlich den süddeutschen, wenig Bereitwilligkeit, seinen Wünschen entgegenzukommen. A., wol verletzt und erbittert durch die Verleihung Sachsens an Heinrich – denn auch er stammte, wie dieser, mütterlicherseits von dem letzten billungischen Sachsenherzoge ab – schloß sich dieser Opposition gegen den Welfen an, und [239] während die süddeutschen Fürsten am 7. März 1138 den Staufer Konrad zum Könige auserkoren, verhinderte er mit bewaffneter Hand die sächsischen Fürsten, einen nach Quedlinburg ausgeschriebenen Wahltag abzuhalten. Heinrich verlor, nachdem er sich zur Auslieferung der Reichskleinodien hatte bewegen lassen, in Folge seiner Weigerung, auf eines seiner Herzogthümer zu verzichten, durch königlichen Spruch beide und verfiel in die Acht des Reiches. Mit dem Herzogthume Sachsen belieh Konrad zu Würzburg Heinrichs entschlossensten und gefährlichsten Gegner, A. den Bären.
Es entbrannte nun ein heftiger Kampf nicht nur im Süden um die Nachfolge im Reiche, sondern auch im Norden um den Besitz von Sachsen. Anfangs siegreich im östlichen, wie im westlichen Sachsen, auch in dem von diesem Herzogthume abhängigen Nordalbingien, sah der neue Herzog doch alle seine Eroberungen schnell wieder dahinschwinden, als Heinrich persönlich im Lande erschien, ja bald ward er nach Verlust seiner festen Burgen auch aus seinen Erblanden und der Nordmark vertrieben und genöthigt, sich zum Könige nach Süddeutschland zu flüchten. Im Heere des letzteren zog er dann gegen den Vetter nach Thüringen, die drohende Entscheidung der Schlacht aber ward durch den Waffenstillstand von Kreuzburg hinausgeschoben, und ehe noch der in Aussicht genommene Tag von Worms zwischen den streitenden Parteien vermitteln konnte, starb Heinrich eines plötzlichen Todes zu Quedlinburg (20. Oct. 1139) und ließ seinem Gegner freie Bahn.
Rasch eroberte jetzt A. das Verlorene großentheils zurück, aber von der Schwiegermutter des verstorbenen Heinrich, der Kaiserin Richinza, aufgeregt, erhoben sich jetzt überall Fürsten und Volk der Sachsen gegen den ihnen aufgedrungenen Herzog, und abermals mußte A. Land und Leute im Stiche lassen und zu dem Könige fliehen. Mit diesem kämpfte er dann in Süddeutschland gegen Welf VI., welcher hier die Ansprüche und Interessen seines Hauses verfocht, begleitete Konrad auch zu verschiedenen Hoftagen, auf welchen man den verderblichen Streit, der das Reich entzweite, auszugleichen und einen billigen Frieden zu vermitteln bemüht war. Allein erst durch den Tod der beiden Frauen, welche hartnäckig jeder Versöhnung widerstrebt hatten, hier der Kaiserin Richinza, dort der Gräfin Eilika, Albrechts Mutter, ward dieser ermöglicht. Der Friede von Frankfurt (Mai 1142) machte dem fünfjährigen Kriege um Sachsen ein Ende. A. trat von seinen Ansprüchen auf das Herzogthum zurück, welches Heinrichs des Stolzen jungem Sohne Heinrich (dem Löwen) verblieb. Dagegen erhielt der Markgraf seine verwüsteten Erblande und die Nordmark zurück, und dazu belieh ihn der König noch mit den reichen, durch ganz Thüringen verstreut gelegenen Gütern und Lehen des alten Grafenhauses von Orlamünde-Weimar, da der letzte Besitzer dieser großen Erbschaft, Pfalzgraf Wilhelm bei Rhein, ein naher Verwandter Albrechts, kurz vorher kinderlos gestorben war (13. Febr. 1140). Vielleicht daß damals auch das Erzkämmereramt des Reiches, in dessen Besitz wir den Markgrafen später finden und auf welchem in der Folge die Brandenburger Kur beruhte, ihm übertragen wurde.
Aus fast fünfjähriger Verbannung in die Heimath zurückgekehrt, war A. zunächst eifrig darauf bedacht, seine durch den Krieg arg mitgenommenen Länder dem Elende und der Entvölkerung zu entreißen, die zerstörten Burgen und Städte wiederaufzubauen und dem Lande neue Quellen des Wohlstandes zu erschließen. Schon damals begann unter seiner Leitung jene massenhafte Besiedelung der Mark und theilweise der anhaltischen Erblande durch niederländische Colonisten, welche, später in großartigstem Maßstabe fortgesetzt, endlich das wendische Land an der Spree und Havel vollständig germanisirt hat. Wenige Jahre später nahm er, nachdem er 1146 den König auf dessen erfolglosem Zuge gegen Polen [240] begleitet hatte, als einer der hervorragendsten Führer an der großen Kreuzfahrt gegen die Wenden Theil, durch welche die sächsischen Bischöfe, Fürsten und Edeln sich von der Verpflichtung loszukaufen wußten, dem Könige Konrad auf seinem Zuge in das heilige Land zu folgen. Von den beiden mächtigen Kreuzheeren, welche zu Anfang August 1147 von Bremen und Magdeburg aus in das Wendenland einbrachen, fiel A. die Führung des größeren südlichen zu. Jedoch die Unternehmung hatte keinen glücklichen Erfolg: die wendische Bevölkerung zog sich in die festen Ortschaften und in die unzugänglichen Sumpfgegenden und Wälder zurück, und so kehrten die wendischen Kreuzfahrer nach arger Verwüstung des Landes unverrichteter Sache heim.
Um so glücklicher war für A. ein Ereigniß, welches bald nach diesem erfolglosen Zuge eintrat. Im J. 1150 starb jener Pribizlaw von Brandenburg – er hatte in der Taufe den deutschen Namen Heinrich angenommen –, welcher dem Markgrafen die Nachfolge in seiner Herrschaft zugesichert hatte. Von der Wittwe desselben rechtzeitig benachrichtigt, setzte sich A. ohne Schwertstreich in den Besitz von Brandenburg und dieser Besitz machte ihn zum Herrn des von der Stadt abhängigen Havellandes. Schon früher kommt er, da ihm die Erwerbung des Landes in Aussicht stand, urkundlich als Markgraf von Brandenburg vor, jetzt vertauschte er selbst den früheren Titel eines Markgrafen der Nordmark oder von Sachsen mit demjenigen eines Markgrafen von Brandenburg.
Durch die Besitznahme von Brandenburg hatte A. mitten unter der wendischen Bevölkerung des Havellandes festen Fuß gefaßt. Wir finden ihn jetzt eifriger denn je darauf bedacht, das Land der deutschen Cultur und dem Christenthume zu gewinnen. Der Hauptstadt selbst ertheilte er muthmaßlich damals deutsches Stadtrecht, wie es früher bereits Havelberg erhalten hatte. Bald nahmen auch die kirchlichen Verhältnisse eine günstigere Gestalt an. Unterstützt von dem durch den h. Norbert nach Magdeburg verpflanzten Prämonstratenserorden, gelang es ihm bald, der Missionsthätigkeit unter den Wenden einen erhöhten Aufschwung zu geben. Die kaiserlichen Privilegien für das Bisthum Havelberg wurden auf seine Veranlassung erneuert und der dortige bekehrungslustige und glaubenseifrige Bischof Anselm durch reichliche Schenkungen und Vergabungen auch seitens des Markgrafen auf das lebhafteste in seinen Bestrebungen unterstützt. Diese segensreiche Wirksamkeit Albrechts konnte auch durch eine Fehde, in welche er damals mit Heinrich dem Löwen über den Besitz der Winzenburger und Plötzkauer Erbschaft gerieth, nicht auf längere Zeit unterbrochen werden. Noch dauerte die Fehde fort, als der Tod des Königs Konrad die beiden Gegner zur Theilnahme an den Wahlverhandlungen nach Frankfurt und dann zur Krönung des neu erkorenen Königs Friedrich I. nach Aachen berief.
Eine der ersten Sorgen des neuen Königs war die Beilegung des zwischen dem Brandenburger Markgrafen und dem Herzoge Heinrich herrschenden Haders, welche ihm nach einigen fruchtlosen Anstrengungen im Herbst 1152 zu Würzburg auch dahin gelang, daß A. die plötzkauischen, sein Gegner aber die winzenburgischen Güter erhielt. An dem Römerzuge Friedrichs nahm A. nicht Theil: mit um so lebhafterem Eifer widmete er sich den Angelegenheiten, vornehmlich den kirchlichen, des jüngst erworbenen Brandenburger Landes. Die alten kirchlichen Stiftungen zu Leitzkau, welche in früherer Zeit für das Wendenland von großer Bedeutung gewesen waren, wurden damals wesentlich durch seine Bemühungen und unter seiner und seiner ganzen Familie persönlicher Theilnahme erneuert. Dennoch waren die Wenden in Brandenburg noch keineswegs dahin gebracht, auf ihre politische Selbständigkeit und den alten Götterglauben zu verzichten. Noch immer kamen vereinzelte Aufstandsversuche vor, und als A. im [241] Sommer 1157 am kaiserlichen Hoflager weilte, gelang es einem nahen Verwandten des verstorbenen Pribizlaw, Namens Jacze, sich durch plötzlichen Ueberfall der das Land beherrschenden Brandenburg zu bemächtigen und damit die Herrschaft der Deutschen in diesen Gegenden ernstlich zu bedrohen. Da eilte A. rasch aus Süddeutschland herbei, verband sich mit dem unternehmenden Erzbischofe Wichmann von Magdeburg, und während dieser Jüterbogk eroberte, ward die Brandenburg unter großem Blutvergießen 11. Juli 1157 erstürmt, und nun die wendische Bevölkerung völlig aus der Feste und dem daranstoßenden städtischen Suburbium vertrieben.
Jetzt ergriff der Markgraf entschiedene Maßregeln zur völligen Germanisirung des Landes. Nachdem er Friedrich auf dessen Zuge gegen die Polen begleitet und dann in Gemeinschaft seiner Gemahlin und des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande unternommen hatte, begann er im J. 1159 die Umgestaltung der Mark auch in politischer Hinsicht. Er bediente sich dazu der massenhaften Verpflanzung von niederdeutschen Ansiedlern in die bisher von Wenden bewohnten, seiner Herrschaft unterworfenen Lande. Niemand der damaligen norddeutschen Fürsten oder Bischöfe hat diese Maßregel nach Helmolds Zeugnisse in umfangreicherer Weise ausgeführt als A. In die wasserreichen Landschaften des Havellandes, in die den Ueberschwemmungen der Elbe ausgesetzten Gegenden bei Dessau, Tangermünde und Werben siedelten sich, von ihm gerufen und unter seinem Schutze, Holländer, Flamänder und Seeländer an, gründeten zahlreiche neue Ortschaften oder gestalteten die ihnen überwiesenen wendischen Dörfer nach deutschem Rechte um. A. gewann dadurch in seinen überelbischen, den Wenden entrissenen Landschaften die staatliche Grundlage eines starken, freien und zuverlässigen deutschen Bauernstandes, welcher, zur Colonisation des Bodens besonders geschickt und durch die ihm gewährten Privilegien begünstigt, den Anbau des Landes binnen weniger Zeit wesentlich umgestaltete und durch den reichlicher fließenden Zehnten seinerseits die Ausstattung der Kirche und damit die endliche Bekehrung der wendischen Bevölkerung ermöglichte. Hiermit Hand in Hand ging die Umwandlung der größeren wendischen Ortschaften in deutsche Städte, die Neugründung anderer, z. B. Stendals, nach deutschem Recht, endlich die Einwanderung des niederen deutschen Adels. Als Schlußstein aller dieser seiner Bemühungen, das Land jenseit der Elbe bleibend für deutsches Wesen zu gewinnen, behielt A. die Wiederaufrichtung und Ausstattung der freilich schon von Otto I. gegründeten, dann aber Jahrhunderte lang verkümmerten Bisthümer zu Havelberg und Brandenburg unausgesetzt im Auge. Die Neubegründung des ersteren Bisthums wurde bereits 1151 im wesentlichen erreicht, 1168 siedelten dann die Chorherren von St. Godehard bei Parduin nach Brandenburg über und bildeten von nun an das dortige Domcapitel, während zugleich der Wiederaufbau der dortigen Kathedralkirche begonnen wurde.
So legte A. mit fester und sicherer Hand überall den Grund zu einer vollständigen Umgestaltung des Landes. Wie spärlich auch die Nachrichten über diese seine geräuschlos schaffende Thätigkeit fließen mögen, sie zeigen doch zur Genüge, daß er den richtigen und allein Erfolg verheißenden Weg zu der allmählichen Germanisirung des Wendenlandes einschlug. Indem er die Gründung von deutschen Städten begann, die Einwanderung des deutschen Adels beförderte und erleichterte, große Massen deutscher Bauern unter der wendischen Bevölkerung ansiedelte und endlich die christliche Kirche durch reichliche Schenkungen in den Stand setzte, ihre unterbrochene Missionsthätigkeit in diesen Ländern mit Erfolg wieder aufzunehmen, hat er seinen Nachfolgern die Bahn vorgezeichnet, [242] auf welcher es diesen gelungen ist, das weite Gebiet des jetzigen nordöstlichen Deutschlands für deutsches Leben und christliche Cultur zu gewinnen.
Trotz dieser umfassenden Thätigkeit im eigenen Lande hat A. doch unausgesetzt an den Reichsgeschäften und den damit zusammenhängenden Unternehmungen einen lebhaften Theil genommen. Zu Anfang 1162 ging er zum Kaiser nach Italien, wo er höchst wahrscheinlich der Belagerung und Zerstörung Mailands beiwohnte. Nach kurzem Aufenthalte in der Heimath finden wir ihn dann wieder in der Umgebung Friedrichs I., als dieser zu St. Jean de Leaune bei Besançon mit Ludwig VII. von Frankreich über die Beseitigung der damals ausgebrochenen Kirchenspaltung verhandelte. Weiter nahm er an dem Feldzuge einen vorübergehenden Theil, durch welchen sein Nebenbuhler Heinrich der Löwe 1164 den Aufstand der abodritischen Wenden niederschlug.
Aber dieses Zusammengehen der beiden mächtigsten Männer Norddeutschlands zu gemeinsamem Zweck war nicht von langer Dauer. Schon 1165 brach wieder eine Fehde zwischen ihnen aus, und als der Kaiser 1166 in Italien vollauf beschäftigt war, vereinigten sich fast alle norddeutschen Bischöfe und Fürsten gegen den übermüthigen Welfen zu einem Bunde, als dessen Seele neben dem Kölner Erzbischof Reinald von Dassel und dem Erzbischofe Wichmann von Magdeburg hauptsächlich der Brandenburger Markgraf erscheint. Abermals wurden Sachsen und Thüringen durch einen verwüstenden, mit wechselndem Erfolge geführten Krieg heimgesucht, welcher dadurch, daß Heinrich die Wahl von Albrechts drittältestem Sohne Siegfried zum Erzbischofe von Bremen gewaltsam verhinderte, einen noch erbitterteren Charakter annahm. Nur mit äußerster Mühe und erst nach mehreren vergeblichen Versuchen vermochte der aus Italien herbeigeeilte Kaiser im J. 1169 den Frieden wiederherzustellen.
Es war der letzte schwere Kampf gewesen, an welchem sich der alternde Markgraf betheiligen sollte. Noch einmal versammelte er bei Gelegenheit der Einweihung des Havelberger Domes (16. Aug. 1170), dessen Aufbau er durch reichliche Geldspenden ermöglicht hatte, seine zahlreichen Söhne um sich, um unter diesen – soweit sie sich nicht dem geistlichen Stande gewidmet hatten – eine Vertheilung seiner Länder vorzunehmen. Bald darauf (18. Nov. 1170) ist er gestorben: sein Grab hat er in dem von ihm in Gemeinschaft mit seinem Vater gegründeten Familienkloster zu Ballenstedt gefunden. Die Abstammung seiner Gemahlin Sophia ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln: vielleicht war sie aus dem Winzenburger Hause. Von seinen Söhnen waren Siegfried und Heinrich in den geistlichen Stand getreten. Jener ward zuerst Bischof von Brandenburg, dann (1180) Erzbischof von Bremen, während dieser eine Domherrnstelle zu Magdeburg bekleidete. Die Mark Brandenburg erhielt der älteste Sohn Otto, der Stammvater der Brandenburger Markgrafen aus askanischem Hause, die Güter in Thüringen und Franken Hermann, der Begründer des mittleren Hauses der Grafen von Orlamünde. Ballenstedt und die Besitzungen am Unterharz fielen Albrecht und nach dessen Tode dem jüngsten der Brüder, Bernhard, zu. Dietrich, dessen Nachkommenschaft bald erlosch, kam in den Besitz des Erbes seiner Großmutter, der Billungerin Eilika: er nannte sich nach seiner Hauptbesitzung einen Grafen von (Burg-)Werben. Bernhard endlich erhielt neben Anhalt und Aschersleben die Besitzungen rechts der Elbe und Saale, um Dessau und Wittenberg, und wurde, da ihm nach Heinrichs des Löwen Sturze (1180) das Herzogthum Sachsen übertragen ward, der Stammvater sowol der askanischen Herzöge von Sachsen, Wittenberger und Lauenburger Linie, als auch der Fürsten von Anhalt. – Eine Schilderung von Albrechts des Bären Persönlichkeit ist bei der Dürftigkeit der gleichzeitigen Quellen unmöglich: seine historische Bedeutung erhellt hinlänglich aus der von [243] ihm vollbrachten Gründung jener starken nordostdeutschen Macht, die in der späteren Geschichte unseres Volkes bis herab auf die Gegenwart eine entscheidende Rolle gespielt hat. – S. v. Heinemann, Albrecht der Bär, Darmstadt 1864.