Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gottheit des Kindersegens und der Familie
Band VII,1 (1910) S. 11331134
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Genethlios (Γενέθλιος). 1) Θεοὶ γενέθλιοι sind jene Götter, welche Kindersegen verleihen, den einzelnen Menschen von seiner Geburt an als Schutzgott geleiten, von Familien und ganzen Geschlechtern als Ahnherren und Beschützer verehrt werden und damit zugleich als die natürlichen Beschirmer eines ganzen Ortes gelten. Spätere Zeiten sehen in γενέθλιοι auch einen Hinweis auf die ganze Schöpfungskraft und jegliches Wachstum der Natur. Wer an seinem Geburtstage τὰ γενέθλια θύει, ruft die γενέθλιοι καὶ πατρῷοι an, Aristid. Genethl. in Apell. I 113 Dindorf. Die θεοὶ γενέθλιοι sind die Götter des Kindersegens, Plat. Leg. V 2 p. 729 C. IX 16 p. 879 D. Aristainet. epist. I 19; Mann und Frau opfern den θεοῖς γαμηλίοις γενεθλίοις ἐφεστίοις, Hierocl. περὶ γάμου bei Stob. flor. 67, 24. Pind. Ol. XIII 105 spricht in der Ode für Xenophon von dem δαίμων γενέθλιος, was in den Scholien erklärt wird als τὸ συγκληρωθὲν δαιμόνιον oder als ὁ θεὸς ὁ διοικῶν τοῦ Ξενοφῶντος τὸν βίον ἀπὸ γενέσεως. Bei Aischyl. Sept. 622 ruft Polyneikes θεοὺς γενεθλίοῦς πατρῴας γῆς als die wirksamsten Erfüller seiner Wünsche an. Πατρῴοι und γενέθλιοι stehen zusammen auch bei Plut. de superstit. 4 p. 166 D; vgl. o. Art. Genetai und Bader De dis πατρῴοις, Progr. Schleusingen 1873, 6ff. Wilh. Schmidt Geburtstag im Altertum 1f.

Welcher Gott im einzelnen als der G. eines bestimmten Geschlechts verehrt wurde, hängt von Kult und Sagen des betreffenden Geschlechts oder Ortes ab. Auf Rhodos mit seinem bedeutsamen Helioskult haben gewiß manche in Helios ihren G. gesehen; aber Pindars Worte in dem Gedicht für Diagoras von Rhodos Ol. VII 70 ὀξειᾶν ὁ γενέθλιος ἀκτίνων πατήρ kennzeichnen den Gott nur als den Vater des Lichtes; die Erklärung des Scholiasten, Helios γενεθλιος sei der ἔφορος jeglicher γένεσις, verallgemeinert dies im Sinne der späteren Auffassung des Helios als der schöpferischen Urkraft.

Zeus G. erscheint bei Pind. Ol. VIII 16 als der Familiengott der Brüder Timosthenes und Alkimedon von Aigina, bei Pind. Pyth. IV 167 als Schwurgott der Verwandten Pelias und Iason, bei Dion. Chrysost. VII 269 R. neben Hera Gamelios und anderen Gottheiten der Familie und des Kindersegens, bei Plut. amator. 20 p. 766 C als der Gott, der den Fluch der Eltern erhört, ferner bei Maxim. Tyr. 41, 2 und Ps.-Aristot. περὶ κόσμου 7, 401 a 20.

Poseidon G. hatte in Sparta ein Heiligtum in der Nähe des Theaters, Paus. III 15, 10; vgl. Sam Wide Lakon. Kulte 45. Dieselbe Epiklesis G. würde man auch voraussetzen für das bei Paus. VIII 7, 2 erwähnte Genethlion in Argolis, wo dem Poseidon bei der Dine Pferde geopfert [1134] wurden (vgl. Nilsson Griech. Feste 71), wenn es nicht identisch ist mit dem Orte Genesion bei Lerna, wo es einen kleinen am Meer gelegenen Tempel des Poseidon Genesios gab, Paus. II 38, 4; dem Sinne nach fallen beide Epikleseis zusammen. Ferner darf man vielleicht auch für das Genethlion bei Troizen (Paus. II 32, 9), wo Theseus geboren sein sollte, einen Kult des Poseidon G. voraussetzen, Wide De sacris Troezen. 12f. Daß gerade für Poseidon diese Epiklesis geläufig war, zeigt Apoll. Rhod. II 3 mit seiner Erzählung, Amykos sei ein Sohn des Poseidon G. und der Melie gewesen. Die Scholien verkennen auch hier den Gott bestimmter Geschlechter und leiten G. davon her, daß das Wasser die Urkraft alles Werdens sei.

[Jessen. ]