Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Lederkappe, verschiedene Kriegshelme, ,die Haube aus Wieselfell‘
Band VII,1 (1910) S. 572576
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2) Wohl mit γαλέη ,das Wiesel‘, dann ,die Haube aus Wieselfell‘ zusammenhängend (Schrader Sprachvergleichung2 333; Reallexikon der indo-germ. Altertumskunde 365. Walde Lat.-etymologisch. Wörterbuch 258) bedeutet, gleich galerus (Varro de l. l. V 116. Verg. Aen. VII 688) und galeiculum (Frontin. strat. IV 7, 29), zunächst, im Gegensatze zu cassis (s. d.) die Fell- oder Lederkappe, vgl. Isid. orig. XVIII 14, 2. In der Tat schützte der italische Krieger ursprünglich nach griechischem Vorbilde den Kopf durch ein Fell, vgl. Propert. V 10, 20. Sil. Ital. VIII 493. XVI 59. Die im Nydammoor gefundene, aus einem leichten metallenen Spangengerippe bestehende G. wurde nach Lindenschmit (Tracht u. Bewaffnung d. röm. Heeres 5 und Taf. IX 4) wahrscheinlich über einer Lederkappe getragen. Mit der Zeit verwischten sich die Grundbedeutungen von G. und cassis, so daß beide Worte später den römischen Helm schlechthin bezeichnen, s. o. Bd. III S. 1676 und dazu Ennius ann. XV 6 (Vahlen 403). Veget. II 13. 16. Doch macht Caesar zwischen beiden insofern einen Unterschied, als er nach Fröhlich (Das Kriegswesen Caesars I 67f.) G. regelmäßig für den Helm der Legionäre (so bell. Gall. II 21, 5; bell. civ. III 62, 1. 63, 7), cassis für den der Reiter (so bell. Gall. VII 45, 2; vgl. dazu Auct. b. Afric. 16, 3. 78, 10) gebraucht. Aus der Geschichte des Helmes wissen wir im übrigen nicht eben viel. Nach der Servianischen Heerordnung hatten überhaupt nur die Angehörigen der ersten drei Klassen Helme (Liv. I 43, 2ff. Dion. Hal. IV 16, 2). Den Eisenhelm führte Camillus ein (Plut. Camill. 40, 4). Zur Zeit des Polybius trugen die Hastati, Principes und Triarii eherne Helme mit hohem Federschmuck (Polyb. VI 23, 8. 12. 16), die Velites dagegen einfache glatte Helme, nur bisweilen mit einem Fell darüber (ebd. VI 22, 3). [573] In der Kaiserzeit endlich waren, nach den Funden zu schließen, in gleicher Weise Eisen- wie Bronzehelme im Gebrauch. Zu ersteren gehören u. a. die Helme von Niederbieber, Mainz, Weisenau, Osterburken und Stuttgart (Lindenschmit D. Altertümer unserer heidn. Vorzeit I 9, 5. IV 39, 1. V 4, 22: 369; Tracht Taf. IX 3. XII 7), zu letzteren u. a. die Helme von Friedberg, Hitcham Gavel, Bleiau, Sufflenheim und Nymwegen (ebd. Tracht IX 2. XII 8; Altertümer V 4, 22: 370. V 6, 34: 567. 568). Von den Helmteilen war der wichtigste und wesentlichste die Haube. Ihre einfachste, insbesondere altitalischen Helmen eigene Form war vollkommen glatt und ähnelte einem ehernen pileus, vgl. Jähns Handb. e. Gesch. des Kriegswesens, Atlas Taf. XVII 1. 2. Lindenschmit a. a. O. I 3, 2. 5. Da die Haube vor allem widerstandsfähig sein mußte – Pompeius Legionäre verstärkten ihre Helme durch Weidengeflecht, vgl. Caes. bell. civ. III 62, 1. 63, 7 – war sie, namentlich bei Reiterhelmen, vielfach in Runzelung gearbeitet (vgl. Lindenschmit Tracht Taf. VII 3. VIII 2. XII 7. Bonn. Jahrb. LXXXI 1886 Taf. III 1). Ebenso dienten kreuzweis eingelassene Spangen (vgl. den Helm von Jart Daremberg-Saglio Dict. II Fig. 3397. Cichorius D. Reliefs der Traiansäule Taf. LXXXV 308) oder aber Metallkämme – beim Helm von Niederbieber (Lindenschmit Tracht Taf. IX 1) vom Scheitel rückwärts verlaufend, beim Helm von Friedberg (ebd. IX 2) oben sich kreuzend – zu ihrer Verstärkung. Auch war die Hinterhaube bisweilen durch wulstartige Reifen noch besonders gefestigt, so bei den Helmen von Kiel, Mainz und Weisenau (Lindenschmit Altertümer IV 8, 2. 39, 1. V 4, 22: 369). Bei den spätrömischen Helmen des 4. Jhdts. bestand die Haube aus zwei durch ein Eisenband zusammengehaltenen Schalen, z. B. bei den Helmen von Pfersee (ebd. V 7, 41: 689). Nach Lindenschmit (ebd. V 4 S. 120ff.) zeichneten sich die Hauben der Legionarhelme durch niedrige, rundliche, wuchtige Form (vgl. z. B. die Helme von Kiel, Weisenau. Bleiau, Sufflenheim, Nymwegen ebd. IV 8, 2. V 4, 22: 369. 370. V 6, 34: 567. 568), die der Reiterhelme dagegen durch hohen, schlanken, zierlichen Bau aus (vgl. z. B. die Helme von Straubing, Niederbieber, Friedberg und Osterburken, ebd. IV 8, 1; Tracht IX 1. 2. 3). An den Flächen der Haube waren mitunter nicht nur Verzierungen angebracht – vgl. z. B. Lindenschmit Altertümer IV 39, 1. V 4, 22: 369. Cichorius Traianssäule Taf. LXXIX 282. 283 – sondern wohl auch die Abzeichen von Truppenteilen. Gewiß sollen die Delphine an den Helmen eines Mainzer Reliefs – Westd. Ztschr. 1899 XVIII Taf. XII 4 – die aus Flottensoldaten gebildete Legio I Adiutrix (vgl. Lindenschmit Altertümer V 3 S. 84), desgleichen bei der Marcussäule die Widderköpfe auf Tafel LXXXXVI Szene 86 und CI Szene 93 die den Widder als Wahrzeichen führende Legio I Minerva (vgl. v. Domaszewski Arch.-epigr. Mitt. XV 1892, 183 und Marcussäule S. 112) und die Greife auf Tafel XX Szene 15 die Legio XV Apollinaris (vgl. Marcussäule S. 113) andeuten. Auf dem Scheitel der Haube befand sich häufig entweder ein apex (s. o. Bd. I S. 2700), seiner Kegelform wegen auch conus genannt – z. B. bei den Helmen von Niederbieber, [574] Sufflenheim und Nymwegen (Lindenschmit Altertümer I 9, 5, 3. V 6, 34: 567. 568) – oder aber ein Ring, z. B. beim Helm von Jart s. o., bezw. Knopf (vgl. Bellori Veteres arcus Taf. 13), mitunter auch nur ein Buckel (vgl. Lindenschmit Altertümer V 4 S. 116: 3b) oder kleine Röhrchen (ebd. 3 a. c. d). Sie alle dienten zur Befestigung der crista (Isid. orig. XVIII 14, 2. Verg. Aen. III 468), des πτέρινος στέφανος, wie Polybius (VI 23, 12) sie nennt. Ihre Farbe war rot (Verg. Aen. IX 50. 270. XII 89. Fröhlich a. a. O. I 68), ihre Form sehr mannigfaltig, bald buschig (Cichorius Traianssäule Taf. LIII 189. 190. LXX 253. LXXVII–LXXVIII 276–278), bald kammförmig mit überragendem Busch bei den Helmen der Praetorianer (Clarac Musée de sculpt. II pl. 216), bald zweigeteilt (Lindenschmit Altertümer III 6, 5), bald lang herabwallend (Clarac a. a. O. pl. 221. Antike Denkmäler Taf. XVI. XVII). Der gemeine Mann trug sie längsstehend (Lindenschmit Altertümer V 4 S. 117), der Centurio, um aufzufallen, transversa d. i. quergestellt, vgl. Veget. II 13. 16. CIL III 4060.[1] 11213 = Arch.-epigr. Mitt. V 1881 Taf. 5 mit v. Domaszewskis Ausführungen. Vor allem sollte sie die Haube schmücken (Verg. Aen. IX 365), daneben aber auch den Mann stattlich und schreckhaft machen (Polyb. VI 23, 13. Verg. Aen. VIII 620. Quint. decl. III 12). Insbesondere wurde sie bei feierlichen Anlässen (Cichorius Traianssäule III 171f.) und vor Beginn der Schlacht, bevor man den Helm aufsetzte (Caes. bell. Gall. II 21, 5. Auct. b. Afric. 12, 3), aufgesteckt. Ein weiterer Schmuck der Haube, wenigstens in den Zeiten der Republik, bestand nach Polybius (VI 23, 12) in drei hohen roten oder schwarzen pinnae. Nach Varro (de l. I. V 142) wurden Helmfedern als Auszeichnung verliehen. Auf dem Helme von Sufflenheim (Lindenschmit Altertümer V 6, 34: 567) muß übrigens auch noch über den Schläfen je ein kleiner Busch angebracht gewesen sein. Bei Fahnenträgern und Spielleuten wurde die Haube durch große, über die Schulter herabreichende Felle wilder Tiere, deren Tatzen über der Brust gekreuzt waren, fast völlig verdeckt, vgl. Veget. II 16. Lindenschmit a. a. O. I 11, 6, 1. Cichorius Traianssäule Taf. VIII 16. XLII 148. LXXIX 283. 284). Stirnteile und Schläfe schützte ein an der Vorderhaube befindlicher schirmartiger Vorsprung. Bei den Helmen von Friedberg und Osterburken (Lindenschmit Tracht Taf. IX 2. 3) ist derselbe nach oben gerichtet, bei den Helmen von Mainz, Weisenau, Bleiau und Sufflenheim (Lindenschmit Altertümer IV 39, 1. V 4, 22: 369. 370. V 6, 34: 567) fast wagerecht festgenietet. Ein das Gesicht schützendes Visier, das Wahrzeichen des griechischen Helmes, fehlte dem römischen, wenigstens insoweit es sich um wirkliche Schlachtenhelme handelte, vgl. Jähns Handbuch 194. Marquardt St.-V. II2 337. Ausdrücklich bezeugt Arrian (tact. XXXIV 3), daß Visierhelme zur Zeit Hadrians nur bei Turnierübungen getragen wurden, vgl. dazu Benndorf Denkschr. Akad. Wien XXVIII 1878, 354ff. Für solche Paradestücke dürften zweifellos die mit einem Visier versehenen Helme von Ribchester, Gräfenhausen, Mainz und Wildberg (Lindenschmit Altertümer III 7, 4. IV [575] 39, 2. 3; Tracht Taf. X 1) zu gelten haben. Wenn dagegen Lindenschmit (Altert. III Beilage zu Heft 11; Tracht 19) und Müller (Baumeister Denkmäler III 2070), namentlich unter Hinweis auf einen Mainzer Grabstein (Altertümer I 4, 6, 2 = Tracht Taf. III 1), meinen, daß auch die gewöhnlichen Helme bisweilen Visiere hatten, so irren sie. Denn der auf jenem Steine dargestellte Signifer hat über seiner linken Schulter gar keinen Visierhelm, sondern das von Fahnenträgern und Spielleuten (s. o.) getragene Tierfell. Dem Schutze der Kopfseiten dienten die Wangenbänder oder bucculae. Bald schmal (vgl. Cichorius Traianssäule Taf. LXXXV 307. 308), bald beckenartig breit (vgl. Lindenschmit Tracht Taf. XII 9; Altertümer I 9, 5. V 4, 22: 369), bald mit, bald ohne Lederfütterung (ebd. V 4, 22: 369. 370) hingen sie an Scharnieren (ebd.) zu beiden Seiten der Haube herunter. An ihren Enden befanden sich Ringe für Lederriemen zum Festbinden des Helmes (ebd. V 4, 22: 370). Wie an der Haube, so waren auch an den Wangenbändern nicht selten Verzierungen angebracht, vgl. Lindenschmit Tracht Taf. VII 3; Altertümer IV 39, 1. V 4, 22: 370). Die Ohren wurden durch die bucculae nicht verdeckt, schauten vielmehr aus den an der Haube angebrachten Öffnungen hervor (Lindenschmit Tracht Taf. IV 1). Doch waren sie einigermaßen durch Vorsprünge und Verstärkungen der Haube geschützt; vgl. ebd. Taf. VII 3. IX 1. XII 7; Altertümer IV 8, 2. 39, 1. V 4, 22: 369. 370. Das Genick war durch den an die Hinterhaube sich anschließenden Nackenschirm wohl verwahrt. Denn nur selten war derselbe so klein wie z. B. bei den Helmen von Agen, Aliso, Jart und Cöln (Rev. arch. nouv. sér. XXXVII 1879, 1. 220 Fig. 2. 3. Daremberg-Saglio Dict. II Fig. 3397. Lindenschmit Altertümer IV 56, 2). Wie Lindenschmit (ebd. V 4 S. 120ff.) richtig bemerkte, unterschieden sich die Nackenschirme der Legionarhelme von denen der Reiterhelme dadurch, daß erstere mit ihrer breiten, horizontal abstehenden Form in der Ebene des Helmrandes verliefen (vgl. ebd. IV 8, 2. V 4, 22: 369. 370. V 6, 34: 567. 568. Westd. Ztschr. XVIII 1899 Taf. XII 4. Demmin Die Kriegswaffen³ 260 Fig. 30 III), letztere dagegen, nach unten geneigt, sich dem Nacken anpaßten (vgl. Lindenschmit Tracht Taf. IX 1–3; Altertümer III 8, 4, 1. IV 8, 1. Bonn. Jahrb. LXXXI 1886 Taf. III 1). Auf dem Rande des Nackenschirmes – z. B. bei den Helmen von Mainz, Weisenau und Sufflenheim (Lindenschmit Altertümer IV 39, 1. V 4 S. 116: 3b. V 6, 34: 567) – oder unter demselben – z. B. bei den Helmen von Bleiau und Nymwegen (ebd. V 4, 22: 370. V 6, 34: 568) – befand sich ein Ring, an dem eine Lederschleife befestigt war. Sie diente zum Aufhängen des Helmes, wenn der Soldat sich im Lager, bei der Arbeit oder auf dem Marsche befand. Beim Holzfällen z. B. wurde der Helm über den zur Erde gelehnten Schild gehängt (vgl. Cichorius Traianssäule Taf. XXXIX. XL 138–140. XLIX 175. 176), auf dem Marsche aber entweder über der rechten Schulter (ebd. Taf. VII 12. 13. LXXIV 265) oder am geschulterten pilum (vgl. das Mainzer Relief Westd. Ztschr. XVIII 1899, Taf. XII 5) getragen. Die [576] Namen der Helmeigentümer, sowie etwaiger Vorbesitzer, dazu mitunter die Centurie und der Truppenteil, dem die Betreffenden angehörten, standen entweder auf dem Nackenschirme (Lindenschmit Altertümer V 6 S. 187f.) oder auf dem Stirnschutze (ebd. V 6 S. 188. CIL III 12031,[2] 7) bezw. der Stirnseite (CIL III 12031,[2] 3–6. Ephem. epigr. VII 1166) der Helme.

Literatur: Lindenschmit Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit (1858–1906) I–V; Tracht und Bewaffnung des römischen Heeres während der Kaiserzeit (1882) 5f. 19f. Jähns Handbuch einer Gesch. des Kriegswesens (1880) 194f. Demmin Die Kriegswaffen3 224ff. Marquardt St.-V. II² 333. 336f. 343. Fröhlich Das Kriegswesen Caesars (1889) I 67f. A. Müller in Baumeister Denkmäler III 2047–2070. Reinach in Daremberg-Saglio Dict. II 1429–1451.

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum III, 4060.
  2. a b Corpus Inscriptionum Latinarum III, 12031.