Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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der nordwestl. Teil von Medien
Band II,2 (1896) S. 2149
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Atropatene hiess der nordwestliche Teil von Medien, der im Gegensatze zu dem südöstlichen Gross-Medien auch als ,Klein-Medien‘ (Media minor, Iustin. XXIII 4, 13) bezeichnet wurde. Im Norden grenzte er an die kaspischen Länder, im Westen bildete der Araxesfluss die Grenze zwischen A. und Armenien, genauer dem armenischen Gebiete Otene (Plin. n. h. VI 42), im Südwesten erstreckte er sich bis an den mantianischen (Urmia-)See. Strabon XI 523 kennt ausserdem noch einen zweiten See, Σπαῦτα, der mit dem eben genannten identisch sein muss; vgl. die Ausführungen Kieperts (Lehrb. d. alt. Geogr. § 73 Anm. 1). Der Name A. kommt erst in der Diadochenzeit auf. Atropates (s. d.), unter Dareios III. Satrap von Medien und nachmals Schwiegervater des Perdikkas, erhielt bei der Teilung des von Alexander hinterlassenen Reiches Klein-Medien. Seine Nachkommen beherrschten das nach seinem Namen benannte Reich als Könige noch zur Zeit der römischen Kaiser. Mit den Herrscherhäusern der Armenier und Syrer waren sie verschwägert. Wiederholt führten sie auch Krieg gegen die Armenier und ihre östlichen Nachbarn, die Parther; doch gelang es ihnen immer wieder, die ihnen entrissenen Gebietsteile zurückzuerobern. Tigranes von Armenien unterwarf bei seinen anfänglich glücklichen Kriegszügen auch A., verlor es aber nach seiner Besiegung [2150] durch Lucullus (68 v. Chr.) wieder. Mit Caesar trat A. in freundschaftliche Beziehungen, aber bereits unter Antonius und später unter Traian und L. Verus kam es zu feindlichen Zusammenstössen mit den Römern. Nach Apollonides (bei Strabon a. a. O.) konnte das Land eine Heeresmacht von 10 000 Reitern und 40 000 Fusssoldaten aufbringen. Als Hauptstädte werden Gazaka und Uera genannt; letztere ist wohl identisch mit einer anderen Stadt, deren Name verschieden überliefert ist: Πράασπα, Φαρασπία, Φράατα. Als Hauptquelle für unsere sehr dürftige Kenntnis der Geschichte A.s dient Strabon (XI 523–532), er nennt das Land teils ἡ Ἀτροπατηνή (so auch Plut. Luc. 31; Ant. 38), teils ἡ Ἀτροπάτιος Μηδία. Bei Plinius a. a. O. und in der Tab. Peut. steht Atrapatene, bei Amm. Marc. XXIII 6, 27 Acropatene, bei Ptol. VI 2, 5 ἡ Τροπατηνή, endlich bei Steph. Byz. ἡ Ἀτροπατία. Das Gentilicium lautet entweder Ἀτροπατηνός oder Ἀτροπάτιος. Dass bei Pol. V 44 und 55 unter den Σατραπεῖοι die Atropatener zu verstehen seien, ist kaum zweifelhaft; ob dieser Name mit Casaubonus und Schweighäuser geradezu in den Text aufzunehmen sei oder nicht, ist unerheblich. Bei den Armeniern wurde der Name zu Atrpatakan oder Atrpajakan, bei den Syrern Adurbîgân, wonach der byzantinische Ἀδορβιγάν. Heutzutage heisst die Provinz Aḏerbaiģân.

Nachträge und Berichtigungen

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Band S I (1903) S. 223 (EL)–224 (EL)
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S. 2149, 41 zum Art. Atropatene:

Die strabonische Ableitung des Namens A. von Atropates ist jedenfalls aufrecht zu erhalten; sie wird mit Unrecht von Neueren verworfen; vgl. dazu Nöldeke Beitr. z. Kunde d. idg. Sprach. IV 50; ZDMG XXXIV 692ff. und Streck Ztschr. f. Assyr. XV 359. Atropates (altpers. *âtr-pâta) bedeutet ,vom Feuer beschützt‘, nicht, wie Spiegel Eran. Altertumsk. III 565 meint, ,Feuerhüter‘; s. Marquart Erānšahr n. d. Geogr. d. Ps. Mos. Xoren. [= Abh. d. Gött. Ges. d. Wiss. N. F. III nr. 2] 123 und Nöldeke ZDMG XXXIV 696. Die Gleichsetzung von A. mit dem in den Keilinschriften erwähnten medischen Gebiete Antirpattianu (Anṭarpatti), welche Rost Unters. z. altorient. Gesch. 114 (= Mitt. d. Vorderasiat. Gesellsch. 1897, nr. 2) vorschlägt, ist ungerechtfertigt; s. dagegen Streck a. a. O. Marquart behandelt a. a. O. 108ff. eingehender die Grenzen von A., die im Laufe der Zeiten mehrfach geschwankt haben, und die Geschichte dieser Landschaft bis auf die Zeit der arabischen Eroberung. Die Dynastie des Atropates regierte über das Land sicher bis in den Anfang unserer Zeitrechnung; vgl. Marquart ZDMG XLIX 641. Noch in der 2. Hälfte des 2. Jhdts. n. Chr. muss A. als selbständiges arsakidisches Nebenreich existiert haben; s. v. Gutschmid Gesch. Irans 149. Als Hauptstädte A.s wären nach Marquart Erānšahr 108 Gazaka, die Winterresidenz, und das von den arabischen Geographen erwähnte Ardabîl, die Sommerresidenz, anzusehen; Uera = Φραάσπα sei die Benennung der zu Gazaka gehörigen Burg, nicht die zweite Hauptstadt, deren Name vielmehr im Texte des Strab. XI 523 ausgefallen sei. Im übrigen vgl. über A. noch Mannert Geogr. d. Gr. u. Röm. V 2, 99ff. W. Smith Diction. of Greek and Rom. Geogr. I 320. Ritter Erdk. IX 763ff. Forbiger Handb. d. alt. Geogr.² [224] II 587. 595ff. Kiepert Lehrb. d. alt. Geogr. § 73. Nöldeke ZDMG XXXIV 692ff. Über Aḏarbaigân bei den Syrern vgl. G. Hoffmann Syr. Act. pers. Märtyr. 240; über die arabische Provinz Âḏarbaigân s. v. Kremer Culturgesch. d. Orient. unt. d. Chal. I 340.

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Band R (1980) S. 53
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