Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rom“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Rom“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 897915
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Rom
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Rom
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Rom. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 897–915. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rom (Version vom 10.11.2024)

[897] Rom. Übersicht der zugehörigen Artikel:

Die antike Stadt Rom (Beschreibung) S. 897
Die heutige Provinz Rom 903
Die heutige Hauptstadt Rom (Beschreibung) 903
Geschichte der Stadt Rom seit 476 n. Chr. 912
Der alte römische Staat (Artikel „Römisches Reich“) 933
Geschichte des altrömischen Staats 940

Rom (Roma), Hauptstadt des röm. Weltreichs (s. Römisches Reich), in der Landschaft Latium am Tiber unterhalb der Einmündung des Anio gelegen, da, wo die Schiffbarkeit des Stroms beginnt und das Thal desselben in seinem Unterlauf am meisten von Hügeln eingeengt wird (s. den Plan, S. 898). Die Ortslage war in den tiefer gelegenen Teilen sumpfig, den Überschwemmungen des Tiber ausgesetzt und daher ziemlich ungesund. Die ältesten Erinnerungen städtischen Anbaues knüpfen sich an den isolierten Palatinischen Berg, die sogen. Roma quadrata, welche mit ihren drei Thoren als Gründung des Romulus galt. Die Tradition läßt R. unter der Königsherrschaft dann in folgender Weise sich vergrößern. Zur Roma quadrata kam zunächst die folgenreiche Ansiedelung der Sabiner unter Titus Tatius auf dem Mons Capitolinus und der Südspitze des Collis Quirinalis, das sogen. Capitolium Vetus, hinzu. Auch die nordöstlich an den Mons Palatinus stoßende Anhöhe Velia ward frühzeitig mit Heiligtümern und Ansiedelungen besetzt; ebenfalls schon in alter Zeit ward ferner der Cälius mit etruskischen Geschlechtern unter Cäles Vibenna bevölkert. Der Aventinus ward unter Ancus Marcius von latinischen Städtegemeinden kolonisiert; dieser König überbrückte auch den Tiber und befestigte jenseit desselben den Janiculus. Tarquinius Priscus, etruskischem Vorbild folgend, ließ durch seinen großartigen Kloakenbau die sumpfigen Gegenden zwischen dem Palatinus und dem Kapitol trocken legen und anbauen; Servius Tullius erweiterte die Stadt durch Hereinziehung des Viminalis und Quirinalis und umgab alle bis dahin angebauten Hügel und Stadtteile links des Tiber durch eine zusammenhängende Mauer (Agger Servii Tullii), von welcher noch ansehnliche Reste erhalten sind. Ihre Bedeutung als Stadtbegrenzung verlor diese Servianische Mauer nach dem Hannibalschen Krieg. Schon in der republikanischen Zeit wurde sie vielfach verbaut; doch können wir ihren Zug und Umfang aus den Resten und der bekannten Lage der Hauptthore (im ganzen 16–18) noch bestimmen. Die frequentesten Thore, in welche die begangensten Landstraßen einmündeten, waren: die Porta Carmentalis, gleich unter dem Kapitol an dem Abhang, der zum Tiber hinabführt, der Haupteingang zum Marsfeld; Porta Trigemina, an dem dem Tiber zugewendeten Abhang des Aventinus, zum Emporium und nach Ostia hinabführend; die Porta Capena, das Hauptthor nach dem Süden; die Porta Esquilina und die Porta Collina, beide an der östlichen Seite der Stadt. Der letzte römische König hatte die unter seinen Vorgängern begonnenen Bauten, insbesondere den kapitolinischen Tempel, vollendet und die Stadt dadurch ihren Einigungspunkt in religiöser und sakraler Hinsicht erhalten. Die erste feste Einteilung des gesamten Stadtgebiets in vier Regionen zu administrativen Zwecken rührt der Sage nach von Servius Tullius her und blieb bis zur neuen Organisation des gesamten städtischen Wesens durch Augustus in Geltung. Nach den neuesten Forschungen nahm indessen die Entwickelung Roms folgenden Verlauf. Zu der ältesten, der Palatinischen Stadt wurden zunächst der Cermalus (südwestlicher Abhang des Palatin), die Velia, der Oppius und Cispius und zwei Thäler, Fagutal (zwischen Oppius und Cispius) und Subura (zwischen Velia und Viminalis), gezogen, und so entstand das Septimontium, die Siebenhügelstadt (was nicht in dem bekannten spätern Sinn zu verstehen ist). Die nächste Phase ist die Vierregionenstadt, welche durch Einbeziehung des Cälius, Quirinalis, Viminalis und des Kapitolium entstand und in vier Regionen (1. Cälius und Subura; 2. Oppius, Cispius und Fagutal; 3. Viminalis und Quirinalis; 4. Palatinus, Velia und Cermalus; außerdem das Kapitol mit den allen vier gemeinsamen Heiligtümern und der Burg) zerfiel. Daraus entwickelte sich schließlich das Servianische R., die Stadt der republikanischen Zeit, zu welcher noch ein Teil des Quirinalisrückens, der Aventinus und das Tiberufer nördlich von letzterm gezogen wurde. Durch den Einfall der Gallier ward die Stadt 390 v. Chr. fast ganz in Asche gelegt, ihr Wiederaufbau aber geschah in sehr eiliger, planloser Weise. Im J. 443 war das öffentliche Bauwesen und die städtische Polizei der Aufsicht der Zensoren unterstellt worden; aber erst der Zensor Appius Claudius Cäcus (312) schritt zu bedeutendern Unternehmungen behufs gemeinnütziger Zwecke. Von ihm rühren z. B. die Via Appia, Aqua Appia u. a. her. Vorstädte außerhalb der Mauern entstanden erst, als wegen der Ausbreitung der Grenzen des Reichs kein feindlicher Angriff auf die Stadt selbst mehr zu befürchten war. Der Richtung auf das Nützliche, welche das römische Bauwesen auch in der spätern Zeit unter den Kaisern eingehalten hat, verdanken die Basiliken am Forum, viele Tempel, Marktplätze, Brücken, Aquädukte etc. ihre Entstehung. Die reiche Nobilität steuerte freigebig zur Aufführung öffentlicher Gebäude, Denkmäler, Hallen, Bogen und Tempel bei, und ihr verdankt vornehmlich die griechische Architektur ihre Aufnahme in der Stadt. So ward das äußere Ansehen derselben ein immer stattlicheres und prächtigeres. Eine neue Epoche begann aber mit der Kaiserherrschaft, indem nicht nur manche ganz neue Arten von Gebäuden, z. B. die Kaiserpaläste, entstanden, sondern auch die von den Machthabern seit Pompejus und Cäsar übernommene Obsorge für den Unterhalt der unbemittelten Menge sowie für Befriedigung ihrer Schaulust allerlei Anlagen und Bauten zur Anstellung öffentlicher Spiele u. dgl. nötig fand (s. unten).

Um dem durch die große Ausdehnung der Stadt veranlaßten Bedürfnis einer polizeilichen Ordnung und Beaufsichtigung derselben zu genügen, führte Augustus eine neue Einteilung derselben in 14 Regionen ein, welche nach und nach mit Namen bezeichnet wurden, die man den bedeutendsten Örtlichkeiten derselben oder den in ihrem Mittelpunkt gelegenen Hügeln und Plätzen entnahm. Jede derselben stand unter einem Curator, denen für die Straßenquartiere Vicomagistri untergeordnet waren; für die Sicherheits- und Feuerpolizei hatten je zwei zusammen eine Kaserne für eine Kohorte der Vigiles. Nero gab sodann durch seine großartige Restauration [898] des bedeutendsten Teils der Altstadt nach dem eine volle Woche dauernden Brand vom Jahr 65, welcher sich über 11 Regionen erstreckte und 3 völlig in Asche legte, der Stadt ein ganz neues Ansehen. Die bisher meist engen Straßen und Plätze wurden seitdem breiter und geräumiger und mit Säulenhallen versehen; eine solidere Bauart trat an die Stelle der alten. Die folgenden Kaiser, namentlich Trajan, Hadrian, die Antonine, gefielen sich besonders in der Schöpfung großartiger und schmuckreicher Markt- und Gerichtsplätze, prächtiger Tempel und Basiliken, kolossaler Grabmonumente u. dgl. Unter den spätern Kaisern zeichneten sich namentlich Septimius Severus und Caracalla durch Baulust aus, welcher durch eine

Plan des alten Rom unter Augustus.

Feuersbrunst unter Commodus’ Regierung bedeutend Vorschub geleistet ward. Um dieselbe Zeit beginnt in dem Aussehen der Stadt sich ausländischer Geist und Geschmack bemerklich zu machen (z. B. Caracallas ägyptische Bauten und Heliogabalus’ syrische Tempel), so wie auch in der immer zunehmenden Menge von Kasernen sich der jetzt kulminierende Militärdespotismus kundgibt. Aurelian umgab die seit Sulla über die Servianische Mauer hinausgewachsene Stadt wiederum mit Befestigungswerken, welche sämtliche 14 Regionen, also Altstadt und Vorstädte, umfaßten und erst durch Probus vollendet wurden. Diese Aurelianische Mauer stimmt mit den jetzigen Mauern und Thoren Roms im wesentlichen überein. Die wichtigern der 14 Thore wurden nach den durch sie hinführenden Landstraßen benannt, so: die Porta Flaminia (jetzt bei Porta del Popolo), Porta Aurelia (bei Porta San Pancrazio), Porta Portuensis (bei Porta Portese) und Ostiensis (Porta San Paolo), Porta Appia (Porta San Sebastiano), Porta Asinaria (bei der Porta San Giovanni), Porta Nomentana (bei Porta Pia), Porta Salaria (Porta Salara) u. a. Die letzten Kaiser, welche bedeutendere Restaurationen und Neubauten vornahmen, waren Diocletianus und Maxentius, dessen Bauten aber meist erst unter Konstantin d. Gr. vollendet wurden. Aus der Zeit dieses Kaisers stammt das Regionenverzeichnis her, die einzige einigermaßen vollständige Übersicht der ganzen Stadt, welche wir aus dem Altertum noch besitzen. In der folgenden Zeit hat sich das Aussehen Roms vornehmlich durch die Bedürfnisse des christlichen Kultus verändert, welche zahlreiche kirchliche Prachtgebäude hervorriefen, während die profanen Monumente aus der klassischen Zeit, namentlich seit der Einnahme der Stadt durch Alarich (410) und Geiserich (455), verfielen. Trotzdem war im Anfang des 9. Jahrh. noch vieles vorhanden, wovon uns der sogen. Anonymus Einsiedlensis berichtet. Aber die Stürme des Mittelalters vernichteten das meiste von diesem, und die „Mirabilia urbis“ beweisen, daß im 12. und 13. Jahrh. nicht allein schon ein völliger Ruin des Altertümlichen, sondern auch eine große Unsicherheit aller alten Erinnerungen und Überlieferungen eingetreten war.

Hinsichtlich der Größe und des Umfanges der Stadt fehlen uns zuverlässige statistische Angaben. Der Umfang des Aurelianischen Mauerbaues wird jetzt als 22–23 km betragend angegeben, das von ihr umschlossene Areal auf ca. 1230 Hektar. Was die Bevölkerungsverhältnisse betrifft, hat J. Beloch („Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt“, Leipz. 1886) auf drei verschiedene Arten für die ersten [899] drei nachchristlichen Jahrhunderte eine Einwohnerzahl von etwa 800,000 Seelen berechnet, für die Sullanische Zeit etwa 400,000; Pöhlmann dagegen hat nachgewiesen, daß es auch nicht annähernd möglich ist, Roms Einwohnerzahl für irgend einen Zeitpunkt zu bestimmen. Die Häuser der Stadt selbst waren entweder Domus oder Insulae. Jenes waren die zu eigner Bewohnung splendider eingerichteten Häuser der Vornehmern (die palazzi des neuern R.); diese dagegen wurden von den mittlern und niedern Klassen bewohnt, waren daher meist Miethäuser mit mehreren Stockwerken übereinander (Trajan beschränkte ihre Höhe auf 60 Fuß), jedes mit einem besondern Zugang. Solche Häuser waren oft bis unter das Dach mit Menschen angefüllt. Die gepflasterten Fahr- und Hauptstraßen hießen Viae oder Plateae. Solche waren: die Via sacra, die alte Prozessionsstraße, welche in der Richtung vom Kolosseum zum Kapitol das Forum durchschnitt; die Via nova am Palatin und die Prachtstraße gleiches Namens in der zwölften Region; die Via lata (der jetzige Corso) u. a. Clivi hießen die zu den Hügeln hinaufführenden, gleichfalls gepflasterten Fahrwege (nur für Fußgänger waren die Gradus oder Semitae), z. B. der Clivus Capitolinus, die einzige Fahrstraße, welche zum Kapitol hinaufführte, der Clivus publicus am Aventin u. a. Die Vici waren die kleinern und gewöhnlichen Verbindungswege der Stadt, deren mehrere ein Compitum oder Straßenviertel (später gleichfalls Vicus genannt) begrenzten; die Angiportus endlich waren enge Sackgassen. Die Zahl der Brücken nahm mit der Erweiterung der Stadt zu. Die nördlichste war der Pons Milvius (jetzt Ponte Molle), welcher aber eigentlich nicht mehr zum städtischen Gebiet gehörte; dann folgten innerhalb der eigentlichen Stadt: der Pons Aelius, von Hadrian zugleich mit der Moles angelegt (Ponte Sant’ Angelo), der Pons Agrippae, später Pons Aurelius (Ponte Sisto), Pons Fabricius und Pons Cestius (Ponte Quattrocapi und Ponte San Bartolommeo) und Pons Aemilius, später Pons Probi (Ponte rotto, jetzt abgebrochen); ferner unmittelbar südlich von letzterm die uralte Holzbrücke, der Pons sublicius, dessen Reste gewisser heiliger Gebräuche wegen erhalten wurden; endlich die im Mittelalter Pons Probi Theodosii et Valentiniani genannte Brücke unter dem Aventin. Unter den Plätzen waren die Areae die zahlreichsten, freie Räume, wie sie bald als Umgebungen von Tempeln und Palästen sich notwendig machten (Area Capitolina, Palatina), bald aber auch selbständig angelegt wurden, etwa mit einem Heiligtum oder einem Denkmal, wonach sie genannt wurden. Manche derselben dienten auch als Verkaufsplätze oder hatten ihren Namen von bestimmten Personen. Ein geräumigerer und von vielen und mannigfaltigen Gebäuden, Tempeln, Basiliken und Hallen eingeschlossener freier Platz bildete ein Forum. Auch diese Plätze dienten sowohl als Verkaufsplätze, wie das Forum boarium, olitorium, suarium u. a., als auch zu öffentlichen Versammlungen und Verhandlungen, wie das Forum Romanum und die spätern kaiserlichen Foren. Die größten und weitesten Plätze, welche mit Rasen bewachsen, auch wohl mit Gartenanlagen versehen waren, hießen Campi und wurden zunächst zu militärischen Übungen, Wettrennen, volkstümlichen Lustbarkeiten und Spielen benutzt, so: der Campus Martius, der Campus Flaminius, der Campus Tiberinus, der Campus Agrippae, der Campus Esquilinus (vormals der gewöhnliche Begräbnisplatz) und der Campus Viminalis. Endlich sind noch die Horti zu erwähnen, weitläufige Park- und Gartenanlagen mit Prachtgebäuden, Villen, Tempeln, Rennbahnen etc., von denen die namhaftesten waren: die Horti Sallustiani zwischen Quirinal und Pincius; die Horti Lucullani oder Valeriani auf dem Pincius (Collis hortorum); die Horti Maecenatis, welche einen Teil des Campus Esquilinus umfaßten; die von Pallas, dem Freigelassenen des Kaisers Claudius, angelegten Horti Pallantiani im äußersten Osten; endlich jenseit des Stroms die Horti Agrippinae oder Neronis, mit einem berühmten Zirkus, und die Horti Domitiae; unter dem Janiculum die von Septimius Severus angelegten Horti Getae, weiter stromab die von Cäsar zu Volkslustbarkeiten hergestellten und von Augustus mit einer Naumachie versehenen Horti Caesariani.

Unter den merkwürdigen Örtlichkeiten der Stadt steht das berühmte Forum Romanum obenan. Dieser Mittelpunkt des städtischen und politischen Verkehrs in den Zeiten der Republik, 154 m lang, 52 m breit, lag zwischen dem Kapitol und Palatin in der Hauptausdehnung von NW. nach SO. An der Nordseite stand schon in der Königszeit das Rathaus (die Curia Hostilia) auf dem Comitium, wo sich die Patrizier in den Kuriatkomitien versammelten, diesem schräg gegenüber, am Fuß des Palatin, der Vestatempel und die Regia (die Wohnung des Pontifex maximus); der freie Platz in der Mitte war der Versammlungsort für die Plebs, seit dem Jahr 42 v. Chr. (s. unten) aber der Sitz des politischen Lebens mit der Rednerbühne (rostra), anfangs von Straßen eingefaßt, auf die sich Läden und Verkaufshallen von Fleischern und andern Handwerkern, von Wechslern etc. öffneten. Im Lauf der Zeiten wurden hier Tempel, öffentliche Gebäude und Denkmäler verschiedener Art errichtet. Das älteste, noch jetzt erhaltene ist der am Abhang des Kapitols liegende Carcer Mamertinus, ursprünglich ein Brunnenhaus in der Nordecke des Forums. Andre Hauptheiligtümer des Forums aus ältester Zeit waren der Saturntempel am Kapitol und der Tempel der Dioskuren (Templum Castorum) vom Jahr 484 an der Südseite, dann östlich vom Carcer der Tempel der Concordia (366). Dem immer mehr wachsenden Verkehr bei den Gerichtsverhandlungen suchte man durch Errichtung von Basiliken (offenen, von Säulenhallen umgebenen Höfen) nach den Seiten hin Raum zu schaffen: 185 erbaute der alte Cato die Basilica Porcia; 179 folgte die Basilica Aemilia, 169 die Basilica Sempronia, 121 die Basilica Opimia. Unter den Stürmen der Bürgerkriege sank die alte Kurie in Trümmer, wurde zwar von Sullas Sohn Faustus wiederhergestellt, aber später von Cäsar niedergerissen. Durch letztern wie besonders durch Augustus erhielt das Forum eine ganz neue Gestalt, die durch die modernen Ausgrabungen im wesentlichen zu Tage getreten ist. Cäsar begann 54 v. Chr. den Bau der Basilica Julia, die Augustus vollendete, wobei die Läden und Laubengänge, welche das Forum früher umgaben, weggeräumt wurden. Derselbe errichtete auch eine neue Kurie (Curia Julia, heute Sant’ Adriano) und dem Cäsar zu Ehren die Aedes Divi Julii, an der Ostseite des Forums, mit der Fronte nach dem Kapitol, in nächster Nähe des Kastortempels und der Regia, vor welchem Tempel zugleich die neuen Rostra (Rednerbühne) ihren Platz fanden, die zum Unterschied von den alten, am Westende des Forums belegenen (Rostra Nova, im Gegensatz zu der allerältesten, dicht vor der Curia Hostilia belegenen Rednerbühne) die Rostra Julia genannt wurden. [900] Endlich erhoben sich zu derselben Zeit die beiden ersten Triumphbogen: der Arcus Augusti, welcher zum Andenken der Wiedererlangung der von den Parthern eroberten Feldzeichen bei den Aedes Divi Julii, und der Arcus Tiberii, welcher wegen der Wiedererlangung der bei des Varus Niederlage verlornen Feldzeichen am Saturnustempel errichtet ward. Wenig litt das Forum durch den Brand des Nero. Unter Titus brannte die Curia Julia nieder, die Domitian wieder aufbaute. Am Clivus Capitolinus errichtete derselbe 80 n. Chr. seinem Vater und Bruder zu Ehren einen Tempel (Templum Vespasiani et Titi) neben dem Tempel der Concordia und, wie dieser, an das Tabularium (das Staatsarchiv) sich anlehnend. Auch seine eigne kolossale Reiterstatue

Plan des Forums zur Zeit der Republik.

ließ der genannte Kaiser mitten auf dem Forum aufstellen. Von andern, später errichteten Monumenten daselbst sind besonders der Tempel des Antoninus und der Faustina vom Jahr 141 und der noch vorhandene Arcus Septimii Severi vom Jahr 203 n. Chr., vor dem Tempel der Concordia, zu nennen. Nördlich vom Forum Romanum entstanden in der glänzendsten Zeit des römischen Kaisertums eine Reihe andrer Foren (vgl. obenstehendes Plänchen), welche gewöhnlich nach ihren gekrönten Urhebern benannt wurden, aber nicht mehr dem öffentlichen Staatsleben, sondern den Gerichtsverhandlungen und sonstigen Zwecken dienten. Sie wurden mit außerordentlicher Pracht ausgestattet, gewöhnlich in der Mitte mit einem Tempel und ringsum mit Säulenhallen versehen. Hierher gehört zunächst das erst nach Cäsars Tod vollendete Forum Julium oder Forum Caesaris mit einem prächtigen Tempel der Venus Genetrix, ganz in der Nähe des Forum Romanum; daran sich anschließend das 2 v. Chr. geweihte Forum Augusti mit dem in der Schlacht von Philippi gelobten Tempel des Mars Ultor, zwei Triumphbogen des Drusus und Germanicus und vielen auf die römische Kriegsgeschichte bezüglichen Denkmälern. Auch der von Vespasian nach der Besiegung der Juden errichtete Friedenstempel (Templum Pacis) südöstlich vom vorigen war eine forumartige Anlage, welche später auch Forum Pacis oder Forum Vespasiani genannt ward. Weiter gehört hierher das von Domitian begonnene und von Nerva vollendete Forum transitorium (oder Nervae), zwischen Forum Augusti und Forum Pacis, welches auf einem belebten Punkte des Verkehrs als Durchfahrt diente und mit einem Tempel der Minerva und des Janus quadrifrons geziert war. Die großartigste Anlage aber, welche sowohl an Ausdehnung als an Pracht alle andern derartigen übertraf, war das Forum Trajani, welches sich weit nach NO. hin erstreckte und noch jetzt an bedeutenden Trümmern zu erkennen ist; in ihm führte Trajan den schon von Cäsar geplanten Durchstich des das Kapitol mit dem Quirinal verbindenden Rückens aus. Hier befanden sich nordöstlich von der quadratischen Area (Hof) mit Trajans Reiterstatue die berühmte Basilica Ulpia und die Bibliotheca Ulpia, ein von Hadrian errichteter Tempel des D. Trajanus und der Plotina sowie ein Triumphbogen Trajans und andre Monumente, unter welchen die berühmte, noch wohlerhaltene, 39 m hohe Trajanssäule (s. d.) das hervorragendste war. Nächst dem Forum war zur Zeit der Republik der wichtigste Stadtteil das Kapitol, die Burg, die auch später sowohl in äußern Kriegen als auch während der innern Zerwürfnisse als höchst wichtiger Posten galt. Es besteht aus drei Teilen: dem nördlichen, 50 m hohen Gipfel (jetzt Santa Maria in Araceli), dem südwestlichen, 47,5 m hohen Gipfel (Palazzo Caffarelli) und einer Einsenkung zwischen beiden (Piazza del Campidoglio). Im Altertum werden entsprechend geschieden: Arx, Capitolium und Inter duos lucos, und zwar lag die Arx auf der höhern Nordspitze und das Capitolium auf der Südwestspitze, beide waren gesondert befestigt. Auf der Arx waren das Auguraculum, von wo der Augur die himmlischen Zeichen beobachtete, der Tempel der Juno Moneta von 344, mit dem später die Münze verbunden wurde, und derjenige der Concordia. Auf dem Capitolium finden wir mehrere Heiligtümer erwähnt; besonders stand hier der große Tempel des Jupiter Capitolinus (dediziert 509, abgebrannt 83 v. Chr., von neuem 69 v. Chr. geweiht, 69 n. Chr. zum zweitenmal verbrannt, sofort wiederhergestellt, im J. 80 abgebrannt und zum viertenmal prächtig von Domitian wiederhergestellt und erst 455 durch die Vandalen geplündert), in dem neben jenem Juno und Minerva verehrt wurden; rings um ihn die Area Capitolina. In der mittlern Vertiefung ist das Asylum des Romulus anzunehmen, am Abhang zum Forum lag das Tabularium (Archiv und Schatz). Von der Seite des Forums waren im Altertum die einzigen Zugänge, nach NW. fiel der Berg steil ab; auf der Südspitze werden wir auch den Tarpejischen Felsen zu suchen haben. Eine nähere Betrachtung verdient ferner der Palatinus mit den jetzt zum größten Teil ausgegrabenen kaiserlichen Palästen und einigen uralten Heiligtümern. Augustus verlegte nach der Schlacht von Actium seine Residenz dorthin und erbaute daneben den prächtigen Tempel des Apollo (abgebrannt 363); Tiberius erweiterte sie nach W. hin (Domus Tiberiana) oder baute dort, gegenüber dem Kapitol, einen neuen Palast, Caligula setzte ihn sogar mit dem Forum und dem Kapitol durch Brücken in Verbindung. Bedeutende Erweiterungen [901] dieser Gebäude wurden von Nero vorgenommen, dessen „goldenes Haus“ mit den dazu gehörigen Anlagen indessen auf dem gegenüberliegenden Esquilin und der Velia stand. Vespasian beschränkte den kaiserlichen Palast wieder auf seinen alten Umfang; so wurde er als Domus Flavia vollendet durch Domitian und zwar mit dem größten Aufwand von Pracht und blieb fortan kaiserliche Residenz. Nachdem unter Commodus ein beträchtlicher Teil des Palastes durch eine Feuersbrunst zerstört worden war, stellte wahrscheinlich Septimius Severus denselben wieder her und fügte bei dieser Gelegenheit sein Septizonium an der Südspitze des Hügels hinzu. Auch von den spätern Kaisern bauten einige noch an dem Palast, der bis in die Zeiten des Mittelalters hinein sein Ansehen behauptete, wiewohl der kaiserliche Hof schon frühzeitig lieber in den Gärten auf den gesündern Höhen des Esquilin, des Pincius und Vatikan seinen Sitz aufgeschlagen zu haben scheint. Das Marsfeld (Campus Martius), zwischen dem Tiber und der Via Flaminia, in älterer Zeit unbewohnt, ward erst durch Augustus zur Stadt gezogen und ein durch öffentliche Gebäude verschiedener Art, vorzüglich Theater und Thermen, ausgezeichneter Raum. Es war früher zu Versammlungen sowie zu gymnastischen Übungen der Jugend bestimmt und dem Kriegsgott Mars geweiht. 221 v. Chr. ward hier der Circus Flaminius errichtet. Am Tiber selbst sind die Navalia zu bemerken, das Marinearsenal, welches schon 416 genannt wird, und das Terentum, wo die Säkularspiele abgehalten wurden. Auf dem Marsfeld standen auch mehrere Theater (s. unten). Die ganze Straße von der Porta Carmentalis an nordwestlich bis zum Theatrum Pompeji (55 v. Chr.) war mit Prachtgebäuden (die Portikus der Octavia, des Philippus, des Octavius, die Theater des Marcellus und Balbus) besetzt, wovon sich hin und wieder ansehnliche Ruinen erhalten haben. An der andern Seite des Marsfeldes aber, vom Quirinal bis zum Pantheon, führten Cäsar, Augustus und Agrippa eine Reihe von Gebäuden auf, darunter die Septa Julia (Wahllokal) mit dem Diribitorium (Saal zur Verteilung etc. der Stimmtafeln), die Porticus Argonautarum mit einem Tempel des Neptun und die Thermen des Agrippa mit dem prachtvollen Rundbau des Pantheons (s. d.), welch letzteres vollständig erhalten ist. Auch die das Marsfeld (Campus Martius) östlich begrenzende zweite Hauptstraße, die Via lata, gestaltete sich immer prächtiger und ward im Lauf der Zeit mit mehreren Triumphbogen geziert. In der nördlichen Gegend des Marsfeldes, zwischen der Via Flaminia, in welche die Via lata auslief, und dem Tiber, erhoben sich ebenfalls unter Augustus die ersten Prachtbauten, darunter das noch jetzt in ansehnlichen Trümmern vorhandene Mausoleum Augusti, wo Augustus selbst und die Glieder seiner Familie beigesetzt wurden, u. a. Die beiden großen Feuersbrünste unter Nero und Titus legten diese Herrlichkeiten größtenteils in Asche und führten dadurch eine neue Gestaltung des Marsfeldes herbei, indem die frühern Gebäude teils restauriert, teils durch neue, nicht minder prächtige ersetzt wurden. Schon vor Neros Feuersbrunst waren die Thermae Neronianae (zwischen dem Pantheon und der Piazza Navona) entstanden, nachmals durch Alexander Severus restauriert und erweitert und seitdem Thermae Alexandrinae genannt. Domitian baute an der Stelle der heutigen Piazza Navona ein nach griechischer Weise eingerichtetes Stadium für gymnische samt einem Odeum für musische Spiele. Hadrian und die Antonine endlich begründeten in der Gegend der jetzigen Piazza Colonna eine neue Reihe prächtiger Portikus und Tempel, durch welche das Marsfeld auch von dieser Seite von dem außerhalb der Stadt gelegenen freien Feld abgeschlossen ward.

Die oben erwähnten 14 Regionen der Stadt (s. Plan) waren folgende: 1) Porta Capena, im S. östlich der Appischen Straße bis zur Aurelianischen Mauer, mit dem Drususbogen, der schon unter Nero genannten Domus Lateranorum (dem heutigen Lateran), den Thermae Severianae. Außerdem sind hier die Grabmäler längs der Appischen Straße zu erwähnen und unter diesen innerhalb der Porta Appia vornehmlich das 1780 entdeckte Grabmal der Scipionen, außerhalb des genannten Thors das der Cäcilia Metella (jetzt nach den Stierköpfen des Frieses Capo di Bove genannt). 2) Caelimontium, der Cälius. Auf der Höhe des Hügels waren die Castra peregrina, das Lager der fremden Hilfstruppen, die einen Teil der städtischen Garnison bildeten. Von Baulichkeiten erwähnen wir hier den Tempel des Claudius, das Macellum magnum, einen mit einem Schlachthaus versehenen Platz zum Verkauf täglicher Lebensbedürfnisse, und eine Gruppe von Gebäuden, welche zum Amphitheatrum Flavium, dem Schauplatz aller Gladiatorenspiele des kaiserlichen R., gehörten, welches selbst in der dritten Region liegt. Den Bau desselben, des jetzigen Kolosseums (s. d.), hatte Vespasian begonnen, Titus vollendet. 3) Isis et Serapis (nach dem Heiligtum dieser beiden Gottheiten genannt), enthielt die Moneta, die Münze der kaiserlichen Zeit; die Thermae Titianae, die zum Teil auf den Trümmern des „goldenen Hauses“ erbaut wurden, und von denen noch ansehnliche Ruinen vorhanden sind; die Thermen des Trajan und die von Augustus erbaute und der Livia gewidmete Porticus Liviae mit einem Tempel der Concordia etc. 4) Templum Pacis (nach dem erwähnten Friedenstempel des Vespasian genannt) umfaßte die Via Sacra, die Subura (Bordellstraße) und den Vicus Cyprius, lauter sehr belebte Quartiere. In der Nähe des Amphitheatrum Flavium, wo diese Region an die dritte grenzte, stand der Colossus, eine Statue des Apollo mit Neros Porträt, nach welchem das Amphitheater seinen jetzt gebräuchlichen Namen Kolosseum (Coliseo) erhielt, und die Meta sudans, ein prachtvoller, von Domitian angelegter Springbrunnen. Ferner lagen in dieser Region der von Hadrian gegründete Doppeltempel der Roma und der Venus (s. Tafel „Baukunst V“, Fig. 17, 18), am Fuß des Palatin der Bogen des Titus und die in sehr bedeutenden Ruinen erhaltene Basilika des Konstantin. 5) Esquiliae, der nördliche Teil des Esquilin mit den Gärten des Mäcen und dem kleinen Amphitheatrum castrense, von welchem sich bei der Kirche Santa Croce ansehnliche Reste erhalten haben. 6) Alta Semita, der Quirinal und die Gegenden nordöstlich bis zur Mauer. Hier lagen die Thermen des Diokletian, von denen noch bedeutende Trümmer sichtbar sind, und die Thermen Konstantins; endlich, über den Zug der Aurelianischen Mauer vorspringend, die große Prätorianerkaserne, die Castra Praetoria. 7) Via lata, der Bezirk zwischen der gleichnamigen Straße, dem Quirinal und dem Pincius, welcher in der alten Zeit nicht, wie jetzt, vollständig ausgebaut war. Hier lag das Forum suarium und neben dem von Aurelian erbauten Tempel des Sol der Campus Agrippae. 8) Forum Romanum vel magnum, außer dem alten Forum auf der einen Seite die kaiserlichen Foren und das Kapitol, auf der andern den größten Teil [902] der Gegend zwischen dem Palatin und dem Kapitol bis an das Forum boarium und oliorium umfassend. 9) Circus Flaminius, die Region des Marsfeldes (s. oben). 10) Palatium, die Region des Palatinus (s. oben). 11) Circus maximus enthielt den angeblich unter den Tarquiniern bereits angelegten, von Cäsar erweiterten und zu wiederholten Malen restaurierten Hauptzirkus Roms für 150,000 Zuschauer, in der Niederung zwischen dem Palatin und Aventin, nebst der nächsten Umgebung an den Abhängen des Aventin, am Velabrum und Forum boarium. Hier lagen die Tempel des Merkur, der Flora, Luna, Ceres und des Herkules. 12) Piscina publica (nach einem alten Badeteich genannt), zwischen dem Circus maximus und der Porta Ostiensis gelegen und von Caracalla mit den noch in großartigen Trümmern erhaltenen Thermen des Caracalla, auch Thermae Antoninianae genannt (s. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 11), geziert. An der Porta Ostiensis selbst war eine Reihe von Grabmonumenten errichtet, unter denen die Pyramide des Cestius in die Aurelianische Mauer als Stützpunkt aufgenommen und so erhalten ward. 13) Aventinus, dieser Hügel selbst und die Vorstadt zwischen dem Aventin und Tiber. Zwischen der Via Ostiensis und dem Strom liegt hier jener Scherbenhügel (Monte Testaccio), dessen Entstehung bis jetzt noch nicht ganz klar ist. Unter dem Aventin vor der Porta Trigemina befand sich das sehr belebte Emporium, wo die von Ostia heraufgebrachten Waren aufgestapelt wurden, daher die vielen Hallen und Magazine für Salz, Holz, Korn, Baumaterial etc. 14) Trans Tiberim, die Gegend jenseit des Stroms (jetzt Trastevere), umfaßte das Janiculum, ursprünglich Brückenkopf des Pons sublicius und Grenzkastell zur Abwehr von Einfällen von Etrurien her, den Mons Vaticanus mit den darunter längs des Flusses sich hinstreckenden Abhängen und die Tiberinsel. Die Region enthielt wenig hervorragende Gebäude, aber viel Parkanlagen. Am Strom selbst lagen zwei Naumachien, die eine, von Augustus angelegt, unter dem Janiculum in den Gärten Cäsars, die andre, von Domitian hergerichtet, unter dem Vatikan. Gleich jenseit des Pons Aelius (Engelsbrücke) lag die gewaltige Moles oder das Mausoleum Hadriani (s. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 8–10), welches die Gräber aller Kaiser und deren Familienmitglieder von dem Gründer bis auf Commodus, wenn nicht bis Caracalla enthielt, seit Honorius aber die Hauptfeste der Stadt bildete (die jetzige Engelsburg). Westlich davon lag der Neronische Zirkus. Hier ward auf dem vom Blute der Märtyrer geheiligten Boden unter Konstantin d. Gr. die Basilica Sancti Petri erbaut, welche mit der Zeit das erste Heiligtum des christlichen R. ward.

Große Sorgfalt ward auf die Versorgung der Stadt mit Wasser verwendet. Die erste Wasserleitung (s. Aquädukt) war die des Appius Claudius (312 v. Chr.); dann folgten der Anio vetus (273), die Aqua Marcia (144) u. a. Die erste Wasserleitung jenseit des Flusses legte Augustus an, die Aqua Alsietina, zu welcher unter Trajan die für diesen Stadtteil noch wichtigere Aqua Trajana hinzukam (jetzt Acqua Paola). Diesseit des Tiber legte Agrippa noch die Aqua Julia (33) und die Aqua Virgo (20), Caligula und Claudius die Aqua Claudia (s. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 3) und den Anio novus an, die riesenhaftesten Werke dieser Art. Später kamen die Aqua Severiana, Antoniniana und Alexandrina hinzu. Im engsten Zusammenhang mit den Aquädukten standen die Fontes, Lacus, Nymphaea, Piscinae, Balnea und Thermae der Stadt, Anlagen, deren große Zahl und schöne Ausstattung, zum Teil auch kolossale Ausdehnung dem alten R. ein eigentümliches Ansehen verliehen. Naturquellen (fontes) waren in ziemlicher Anzahl vorhanden und wurden sorgsamst überwacht. Die Lacus waren große, mit Bildwerken verzierte und danach benannte Wasserbassins, zum Teil mit Springbrunnen (salientes). Hierzu kamen die Nymphaea, große, kuppelförmige, prächtig ausgestattete Quellengebäude, deren die Regionen im ganzen 15 zählen. Die Piscinae waren offene oder bedeckte Teiche zum Schwimmen, die Balnea Badeanstalten, deren die Regionen im ganzen 856 zählen. Die Thermae waren nicht bloße Badeanstalten, sondern vielmehr Orte, wo gymnastische Übungen, gesellschaftliche Unterhaltungen stattfanden und auch mancherlei Kunstgenüsse geboten wurden, weshalb sie zahlreiche und verschiedenartige Räumlichkeiten in sich schlossen und zuletzt so weitläufige und komplizierte Anlagen wurden, wie sie uns die Thermen Caracallas und Diokletians wenigstens in Trümmern noch vor Augen führen. Die Säuberung der Stadt von Unrat und abfließendem Wasser ward bewirkt durch die Kloaken, großartige, zur Zeit der Könige schon begonnene, in der republikanischen und der Kaiserzeit erweiterte und öfters restaurierte Werke; sie standen unter einer besondern Behörde, die seit Trajan mit der Strompolizei vereinigt wurde. Hier mögen auch genannt werden die öffentlichen Bedürfnisanstalten (latrinae), deren das Regionsverzeichnis 144 zählt, und die Bordelle (lupanaria), deren es 46 anführt. Als öffentliche Anstalten für Unterhaltung, Zerstreuung und Bildung bestanden Theater, Amphitheater, Zirkusse u. Stadien, Bibliotheken u. dgl. Die Theater dienten zur Aufführung szenischer Spiele und wurden geraume Zeit nur von Holz aufgerichtet und, obwohl manchmal mit verschwenderischer Pracht ausgestattet, nach geschehener Benutzung wieder abgebrochen. An die Stelle dieser traten dann die stehenden, von Stein und zum Teil im großartigsten Stil aufgeführten Theater des Pompejus (55), des Cornelius Balbus (12) und das von Augustus dem Andenken seines früh verstorbenen Neffen geweihte Theater des Marcellus (12), alle drei auf dem Marsfeld. Das Theater des Pompejus soll 17,580, das des Balbus 11,600 und das des Marcellus 20,500 Sitzplätze gehabt haben. Nero und Domitian führten auch regelmäßige Wettkämpfe in der Musik, Poesie und Beredsamkeit ein, für welche letzterer das Odeum erbaute mit 10,800 Plätzen. Die Amphitheater für Gladiatorenspiele, Tierkämpfe und Schauspiele, bei denen ein komplizierter Mechanismus gebraucht wurde, datieren als besondere und stehende Gebäude gleichfalls erst aus der Kaiserzeit. Gajus Scribonius Curio und nach ihm Cäsar errichtete das erste eigentliche Amphitheater, aber noch von Holz; dann entstand das Amphitheater des Statilius Taurus (29) und, da dieses bald nicht mehr ausreichte, das Amphitheatrum Flavium (s. Kolosseum). Die Circi waren die ältesten der in Rede stehenden Anstalten, denn die circensischen Spiele waren die ersten volkstümlichen und so beliebt, daß es zuletzt der Rennbahnen und der damit verwandten Anstalten in R. eine beträchtliche[WS 1] Menge gab (s. Circus). Öffentliche Bildungsanstalten waren die Bibliotheken, deren die Regionen 28 zählen. Die erste derselben war die im Atrium Libertatis von Asinius Pollio begründete, andre die von Augustus angelegte palatinische, die in der Porticus Octaviae und die des Vespasianus im Templum Pacis; ferner die Bibliotheca Ulpia [903] Trajans, endlich eine wahrscheinlich von Hadrian gestiftete Bibliotheca Capitolina; eine jede bestand aus zwei Abteilungen, für lateinische und griechische Litteratur. Die erste eigentliche Bildungsanstalt errichtete Hadrian in dem Athenaeum, in welchem unter Anleitung besonderer Professoren Übungen in griechischer und lateinischer Poesie und Beredsamkeit angestellt wurden. Was endlich die Anstalten zur Verschönerung der Stadt betrifft, so gereichten außer den oben genannten Prachtgebäuden die Porticus, die Jani und die Triumphbogen der Stadt zur besondern Zierde. Erstere waren entweder bedeckte, an die Häuser angebaute Kolonnaden oder selbständige Hallen, welche zuletzt alle bedeutendern Straßen und Plätze umgaben. Die Jani waren Durchgangsbogen auf frequenten Straßen und entweder Gemini oder Quadrifrontes, je nachdem der Durchgang ein einfacher oder ein Kreuzweg war und demgemäß das Janusbild nach zwei oder vier Seiten sah. Die Arcus schmückten dagegen als Triumphbogen vornehmlich solche Plätze und Straßen, welche bei Triumphzügen oder sonstigen militärischen Festlichkeiten frequentiert zu werden pflegten; sie wurden meist schon oben einzeln aufgeführt (s. auch S. 909). Endlich ist hier noch der Kolossalstatuen, der riesigen Säulen und Obelisken zu gedenken, deren das Breviarium der Regionen 22 zählt, und von denen namentlich die des Domitian auf dem Forum, die des Trajan auf dessen Forum und die noch erhaltene Marc Aurels (einst auf dem Forum Romanum, dann beim Lateran, jetzt auf dem Kapitolplatz) auszuzeichnen sind. Augustus und Agrippa schmückten die Kreuzwege, die öffentlichen Plätze, die Hallen, Parke, Thermen und Theater mit plastischen Kunstwerken aller Art (besonders ließ Augustus auf dem nach ihm benannten Forum die Statuen berühmter Römer seit Äneas aufstellen und mit Elogien versehen), und ihrem Beispiel folgten die spätern Kaiser. Namentlich ward der Friedenstempel nachmals der Sammelplatz der ausgezeichnetsten Kunstwerke. Alexander Severus ließ allenthalben in der Stadt, besonders aber auf dem Forum Trajani und dem Forum transitorium, Statuen berühmter Männer aufstellen. Infolge der Bevorzugung Konstantinopels verlor die alte Kaiserstadt manches schöne Kunstwerk, doch fand noch der Ostgote Theoderich eine bedeutende Menge besonders eherner Statuen vor. – Die Geschichte des alten R. fällt zusammen mit der Geschichte des römischen Staats (s. Römisches Reich, S. 940).

Unter den alten Quellen der Topographie Roms steht das Regionenverzeichnis der Stadt R. obenan. Dasselbe ist in einer zweifachen Redaktion vorhanden, einer ältern unter dem Titel: „Curiosum urbis Romae regionum XIV cum breviariis suis“, und einer jüngern, welche, meist in den Handschriften der „Notitia dignitatum“ überliefert, schlechthin „Notitia“ genannt wird. Beide (hrsg. von Jordan in „Forma urbis Romae regionum XIV“, Berl. 1875) rühren aus einer unter Konstantins d. Gr. Regierung aufgenommenen Urkunde her, welche eine Übersicht über die 14 Regionen des Augustus gab. Die Litteratur über die Topographie des alten R. beginnt mit dem Wiederaufleben der klassischen Studien und wurde dann besonders gefördert durch die seit Anfang dieses Jahrhunderts (zuerst unter Feas Leitung) angestellten Ausgrabungen. Die wichtigsten Werke lieferten Donatus (Rom 1638), Nardini (das. 1660; 4. Ausg. von Nibby, das. 1818–20, 4 Bde.), du Perac (Par. 1674), Desgodetz (das. 1682), Oberbecke (Haag 1763, 2 Bde.), Venuti (Rom 1763, 2 Bde.; 4. Aufl. von Piale, das. 1824, 2 Bde.), Piranesi (das. 1756; Par. 1836 ff., 29 Bde.), Guattani (Rom 1806, 2 Bde.), Fea (Rom 1820, 3 Bde.), Burton (Oxf. 1821, 2 Bde.; deutsch, Weim. 1823), Rossini (Rom 1822–23), Canina („Indicazione topografica ecc.“, 4. Aufl., das. 1850; „Edifizj di Roma antica“, das. 1848–56), Nibby (das. 1838–40, 2 Bde.), Dyer (2. Aufl., Lond. 1883), Parker (Oxf. 1873–77, 12 Bde.). Aus der neuern deutschen Litteratur vgl. Platner, Bunsen, Gerhard, Urlichs u. a., Beschreibung der Stadt R. (Hauptwerk, Stuttg. 1830–1843, 3 Bde.; im Auszug 1845); Preller, Die Regionen der Stadt R. (Jena 1846); Jordan, Topographie der Stadt R. im Altertum (Berl. 1870 bis 1885, 2 Bde.); Ziegler, Illustrationen zur Topographie des alten R. (2. Aufl., Stuttg. 1877); O. Richter, Topographie von R. (in J. Müllers „Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft“, Bd. 3, Nördling. 1889); Gilbert, Geschichte und Topographie der Stadt R. im Altertum (Leipz. 1883–85).

Rom (Roma), Provinz des Königreichs Italien, welche 1870 aus dem bis dahin dem Kirchenstaat verbliebenen Gebiet gebildet wurde, grenzt im N. an die Provinzen Grosseto, Siena und Perugia, im O. an Aquila und Caserta, im S. und W. an das Tyrrhenische Meer und umfaßt einen Flächenraum von 11,917, nach Strelbitsky 12,170 qkm (221,05 QM.). Das Land wird von den Vorlagen der Apenninen, dem Albaner-, Volsker- und Sabinergebirge, den Bergen von Viterbo und Tolfa, durchzogen. An der Küste breitet sich die Tiberebene mit der öden Campagna di Roma (s. d.) und südlich das Pontinische Sumpfland aus. Hauptfluß ist der Tiber mit dem Anio, außerdem wird die Provinz von mehreren Küstenflüssen bewässert und enthält einige Seen (von Bolsena, Bracciano, Albano u. a.). Das Klima ist mit Ausnahme der Campagna mild und gesund. Die Bevölkerung belief sich 1881 auf 903,472 Einw., d. h. 74 pro QKilometer, und weist eine bedeutende Zunahme auf. Der Ackerbau ist großenteils vernachlässigt, doch liefert er Getreide, zumal Weizen, in ansehnlicher Menge (1886: 1,4 Mill. hl), daneben Mais (642,700 hl) und Hafer (341,125 hl) als Hauptprodukt. Auch die Kultur von Südfrüchten, Oliven- und Maulbeerbäumen, dann der Weinbau (1,8 Mill. hl) sind von Wichtigkeit. Die Viehzucht ist ein Haupterwerbszweig der Bewohner, insbesondere in der Campagna. Die Provinz besitzt nach den 1876–1881 gemachten Erhebungen 44,326 Pferde, 35,598 Esel, 96,587 Rinder, 708,165 Schafe, 101,057 Ziegen, 33,258 Schweine. Mineralische Produkte sind: Alaun, Seesalz, Asphalt, Schwefel und Bausteine. Von geringerm Belang ist die Industrie; abgesehen von den Erwerbszweigen der Stadt sind die Gewinnung von Rohseide (1886: 59,036 kg Kokons), die Seidenweberei, Gerberei, Eisenmanufaktur und Thonwarenfabrikation zu erwähnen. Der Handel findet in den Häfen, darunter Civitavecchia, seine Ausgangspunkte, außerdem in den von Rom auslaufenden Eisenbahnen die wichtigsten Verkehrswege. Die Provinz zerfällt in die Kreise: Civitavecchia, Frosinone, R., Velletri und Viterbo.

Rom (Roma, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt der gleichnamigen Provinz (s. oben), zugleich Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Italien und Sitz des Papstes, liegt 40–85 m ü. M., unter 41° 54′ nördl. Br. und 12° 30′ östl. L. v. Gr. in einer welligen Ebene, die ein stilles, einsames Trümmer- und Gräberfeld bildet, hier und da noch mit schönen antiken Bauresten, sonst eine mit Binsen, Gebüsch und Gras [904] bedeckte Steppe, die nur von einzelnen Pinien, Cypressen oder Ölbäumen unterbrochen ist. Der Tiberstrom, von dessen Mündung R. 23 km entfernt liegt, trennt, in drei Windungen 4450 m lang die Stadt durchschneidend, die Großstadt vom Gebiet des Vatikans und dem Stadtteil Trastevere („jenseit des Tiber“) und verläßt, nachdem er unter sieben

Wappen der Stadt Rom (Senatus Populus Que Romanus).

Brücken und an zwei Häfen vorbeigezogen und den Vatikan, die Tiberinsel und den Aventin bespült hat, im SW. die Stadt. Seine Breite wechselt zwischen 52 und 103 m, seine Tiefe zwischen 5 und 13 m.

Stadtteile.

Der Umfang der jetzigen Mauern, welche großenteils die restaurierten alten Aurelianischen sind, umfaßt den ganzen Raum, den das antike kaiserliche R. einnahm; dazu die sogen. Città Leonina (mit Vatikan und Engelsburg) und einige Teile von Trastevere, welche nicht in der alten Stadt inbegriffen sind. Die Stadt zerfällt in 15 Quartiere (rioni) und zwar: 1) Monti, das östliche Gebiet bis zur Porta Pia (mit dem Viminalis); 2) Trevi, von der Porta Pia und Porta Salara bis zur Piazza di Venezia (mit dem Quirinal); 3) Colonna, von der Porta Pinciana über die Piazza Barberini bis zum Pantheon; 4) Campo Marzio, von der Porta del Popolo den Tiber entlang bis Santa Lucia, dann zum Campo Marzio; 5) Ponte, von Santa Lucia zur Engelsbrücke und am Tiber entlang bis Santa Anna, dann zur Piazza Navona; 6) Parione, westlich vom Circo agonale und der Piazza San Carlo bis zur Chiesa nuova; 7) Regola, längs des Tiber von Santa Anna bis zum Ghetto; 8) Sant’ Eustachio, zwischen Sant’ Agostino, Sant’ Antonio und dem Pantheon; 9) Pigna, vom Pantheon bis zum Corso und um den Palazzo di Venezia herum bis zur Via della Rotonda; 10) Campitelli, das Gebiet im S. (mit dem Palatinus und Capitolinus); 11) Sant’ Angelo, von der Via di San Marco bis zur Tiberinsel; 12) Ripa, von San Teodoro längs des Circus maximus nach Porta San Sebastiano und bis zum Tiber (mit dem Aventinus); 13) Trastevere, der ganze Stadtteil am rechten Tiberufer bis in die Nähe St. Peters; 14) Borgo, die Gegend des Vatikans (Città Leonina); 15) Esquilino e Castro Pretorio, das neubebaute südöstliche Gebiet mit dem Esquilinus. Den Umfang der Stadt berechnet man zu 23 km, die von der Mauer umschlossene Fläche zu 1416 Hektar. Der in zwei ungleiche Teile durch den Fluß zerlegte Raum umfaßt ein originelles, wechselndes Hügelbild, wie keine andre Metropole es gewährt. Sämtliche Hochränder ziehen gegen den Tiber und bilden mit ihren Bauten eigentümliche, malerische Reliefabschnitte. Von Porta Maggiore tritt das Hügelterrain der Stadt mit dem höchsten Teil der Campagna in Verbindung, gegen den alle zu den Höhen der Stadt ziehenden antiken Wasserleitungen konvergieren und die drei Eisenbahnen von Neapel, Livorno und Florenz in einen einzigen Strang auslaufen. Diese Verhältnisse, welche in etwas veränderter und noch ausgesprochenerer Form auf dem rechten Tiberufer sich wiederholen, gestalten die Lage Roms in strategischer Beziehung ziemlich günstig und für die militärische Verteidigung vorteilhaft. Es ist deshalb seit 1877 die Befestigung der Hauptstadt aufs neue durch Anlage von 14 Forts in einer Entfernung von 2–4 km von der Stadtmauer aufgenommen worden. Am Fuß der Hügel bis zum Ufer des Tiber liegt der größte Teil der modernen Stadt auf einem ziemlich niedrigen Boden angehäuft, dessen Höhe zwischen 20 und 11 m wechselt. Seitdem R. wieder die Hauptstadt Italiens geworden, haben sich große neue, noch immer wachsende Stadtteile, namentlich um Santa Maria Maggiore und die Diokletiansthermen, gebildet, auf einer Höhe bis zu 65 m. Der bewohnte Teil des neuen R. liegt fast ganz im N. des alten, und zwar steht ein großer Teil der neuen Stadt auf dem alten Marsfeld. Die Neustadt erhielt ihren jetzigen Charakter erst durch Julius II., Leo X., Paul III. und Sixtus V. Die besondere architektonische Physiognomie wird namentlich durch den raschen Wechsel größerer, mit schönen Palästen des 16. und 17. Jahrh. geschmückter Straßen und enger Nebenstraßen (vicoli), die oft etwas Düsteres und Verwahrlostes haben, bedingt. Während der Corso, die Via Babuino und Ripetta, die Via Condotti und Angelo Custode, die hohe Via Sistina und Quattro Fontane sowie die neue Via nazionale und ihre obern Durchschneidungen als stattliche, gut gebaute, belebte und mit Palästen geschmückte Straßen dahinziehen, zeigen ihre Querstraßen und Ausläufer in den ältern Stadtteilen oft winkelige, enge Straßen mit primitiven Behausungen. Die zwei wunderlichsten Erscheinungen sind das Ghetto (das schmutzige Judenviertel) und im O. die Feldarbeit mitten in der Stadt. In jüngster Zeit werden übrigens die Wohnungsverhältnisse der Stadt durch die Ausführung des großartigen Bauregulierungsplans vom Jahr 1882, insbesondere durch Anlage des neuen Stadtteils im SO. und jenes am rechten Tiberufer nördlich von der Engelsburg (Prati di Castello), durch mehrfache Straßenverbreiterungen im Innern der alten Stadt (so der Fortsetzung des Corso bis zum Kapitol und des als Fortsetzung der Via nazionale dienenden neuen Straßenzugs von der Piazza di Venezia bis zur Engelsbrücke etc.), durch die Regulierung des Tiber zwischen Ponte Sisto und der Tiberinsel und Anlage zweier großer Tiberkais wesentlich verbessert.

Das Klima von R. würde ohne die Malaria, die aber nur die niedrigsten Stadtteile wirklich bedroht, ein sehr angenehmes sein. Der Winter, wenn auch mit heftigen Regengüssen beginnend, ist mild, seine Mitteltemperatur beträgt 8,7° C. (Neapel 9,6°), und wenn auch schon −5,9° C. beobachtet worden sind, so fällt das Thermometer doch selten unter Null. Im Sommer (23,6° C., Neapel 24° C.) wirkt der Seewind kühlend.

Unter den berühmten alten sieben Hügeln der Stadt ist der Palatinische Berg (s. d.), 51 m, das Zentrum des alten römischen Reichs, mit den Ruinen der Kaiserpaläste geschmückt. Auf dem Kapitolinischen Berg (46 m, s. Kapitol), nördlich vom Palatin, befinden sich jetzt die städtischen Behörden, Kunstsammlungen und die Kirche Santa Maria Araceli; auch wird hier das großartige Denkmal Viktor Emanuels errichtet. Der Quirinalische Hügel (auch Monte Cavallo genannt, s. Quirinal), 55 m, nördlich von jenem, trägt den königlichen Residenzpalast. Der Monte Celio (s. Caelius mons), 51 m, südlich vom Kapitol, wird im äußersten Osten vom Lateran bekrönt. Auf dem Aventinischen Hügel (s. d.), 48 m, südlich dicht am Tiber, liegen jetzt einige Kirchen und Klöster und einige moderne Villen. Der Esquilin (s. d.), 65 m, wird auf seiner nördlichen Höhe von Santa Maria Maggiore sowie von dem neuen Häuserviertel eingenommen; auf seiner südöstlichen Höhe steht San Pietro in Vincoli. Nördlich von ihm erhebt

[Ξ]

ROM
Maßstab 1 : 22 500
Die antiken Bauten sind in schwarzer Farbe und die dazu gehörigen Namen in Groteskschrift eingetragen.
[Datumsangabe:] XII. 88.
[Ξ]
Namen-Register zum ‚Plan von Rom‘.
Die Buchstaben und Zahlen zwischen den Linien (PQ10) bezeichnen die Felder der Karte.
Acqua Claudia PQ1O
— Paola A7
Anfiteatro Castrense Q11
Apollo-Theater FG4
Aquaria O7
Arco di Costantino KL9
— di Druso M14
— di Gallieno NO7
— di Settimio Severo IK7
— di Tito K8
Argentina, Theater H6
Augustus-Mausoleum HI2
Aurelianische Mauer DE7,D8,E9
Ausstellungsgebäude L5
Aventinischer Hügel GHI11
Bahnhöfe, s. „Stazione“  
Basilica di Costantino K8
Bocca di Verità H8,9
Borgo S. Angelo DE3
— Nuovo DE3
— Pio DE2
Caelius, Hügel LM10
Campidoglio I7
Campo di Fiore FG6
— Militare il Maccao PQ4
— Vaccino K8
Cappella Sancta Sanctorum O10
Caracalla-Thermen K12,13
Cäsarenpaläste (Palatin) IK9
Caserma F9
— Ferd. di Savoia P5,6
Castello S. Angelo F2,3
Castro Pretorio PQ4
Cestiuspyramide FG12
Chiesa Nuova F5
— Protestante IK4
Cimitero dei Protestanti FG12,13
Circo Agonale G5
—— Massimo I9,10
Claudius-Tempel L9
Collegio militare DE5
— Romano I5
Colonna dell’ Immacolata K3
— Trajana IK6
Colonnacce K7
Colosseo L8,9
Colosso L8
Convento de’ Cappuccini L3
Corso I1–6
— d’Italia MN2,O3
— di P. Pinciana M2,N1
— Vittorio Emanuele F4,5
Diokletians-Thermen N5
Drusus-Bogen M14
Emporio F11
Engelsbrücke F3
Engelsburg F2,3
Esposizione di Belle Arti L5
Esquilin, Hügel MN8
Farnesische Gärten IK8
Finanzministerium NO4
Fontana di Trevi K5
— del Tritone L4
Fontane, Quattro M5
Forum Romanum K8
— Trajanum IK6
Fosso di Pazzo A10–12
Friedhof, protestantischer FG12,13
Garibaldi-Monument D8
Gesù, del (Jesuitenkirche) H6
Hadrians Mausoleum F3
Hafen, s. „Porto“.  
Hospital E3
Janiculus, Hügel D6–9
Janus quadrifrons I8
Kaiserpaläste (Palatin) IK9
Kapitol I7
Kaserne F9
— Ferd. von Savoyen P5,6
Kirche, protestantische IK4
Kolosseum L8,9
Konservatorenpaläste (Kapitol) I7
Konstantinsbasilika K8
Konstantinsbogen KL9
Lateran OP10,11
Leonische Mauer AB2
Madonna delle Fornaci BC4
— della Stella A4
Marcellus-Theater H7
Marmorata G9,10
Marrana S. Giovanni R12–14
Mausoleo di Adriano F3
— di Augusto HI2
Minerva medica, Tempel Q8
Ministerio dei Finanze NO4
Monte Aventino GHI11
— Celio LM10
— Citorio HI4
— Esquilino MN8
— Gianicolo D6–9
— Palatino IK9
— Pincio I1,K2
— Testaccio EF12
— Vaticano AB2
— Viminale LM6
Monumento Garibaldi D8
— Nazion. al Vitt. Emanuele I6
Orti Farnesiani IK8
Ospedale E3
— di S. Gallicano F8
— militare, nuovo M10
— de’ Pazzi E4
— dei Poveri N4
— di S. Salvatore in Laterano N10
Palatinischer Hügel IK9
Pal. Barberini LM4
— Borghese H3
— Cancelleria G5
— Cenci G7
— dei Cesari IK9
— Colonna K6
— dei Conservatori I7
— Corsini E6
— Doria Pamfili I6
— Falconieri F5,6
— Farnese F6
— di Giustizia G3
— Lateranense OP10,11
— Massimi G5
— Pamfili K6
— del Parlamento HI4
— del Quirinale KL5
— Rospigliosi L6
— Sciarra I5
— del Senatore I7,8
— Spada FG6
— Torlonia E3
— Vaticano C2
— di Venezia I6
Pantaleo A11–12
Pantheon H5
Parlamentsgebäude HI4
Peterskirche (S. Pietro in Vat.) B2
Piazza Cavour G2,3
— Colonna I4,5
— Dante O9
— dell’ Esquilino MN6
— Farnese F6
Piazza di S. Giovanni in Laterano NO10
— della Indipendenza O4,5
— della Libertà G1
— di Monte Citorio HI4
— Navona G5
— di S. Pietro CD3
— del Popolo I1
— del Quirinale K5
— dei Quiriti F1
— Rusticucci D3
— della Sagrestia BC3
— di Spagna K3
— di Termini N4,5
— Vittorio Emanuele Q8
Pincio I1,K2
Piramide di Cajo Cestio FG12
Poliklinik QR4
Polveriere DE9
Pompejustheater G6
Pons Aelius F3
— Aurelius F7
— Cestius G8
— Fabricius H8
— Valentinianus G9
— Vaticanus E3,4
Ponte S. Angelo F3
— di S. Bartolomeo G8
— di Ferro DE4
— Garibaldi G7
— di Quattro Capi H7,8
— Sisto F7
— Umberto I. G3
Porta Angelica DE2
— Appia M14
— Asinaria P11
— Aurelia C8
— Castello EF2
— Cavalleggieri BC3,4
— Fabbrica B3
— Flaminia HI1
— S. Giovanni P11
— Latina MN14
— S. Lorenzo Q7
— Maggiore QR9
— Metronia M12
— Nomentana P3
— Ostiense GH12,13
— S. Pancrazio C8
— S. Paolo GH12
— Pia O3
— Pinciana L2
— del Popolo I1
— Portese F10
— Praenestina QR10
— Salara O2
— S. Sebastiano M14
— S. Spirito D4
— Tiburtina PQ7
— Viminalis O5
Porto di Ottavia H7
— di Ripa Grande F10,G9
— di Ripetta H3
Post I4
Protestantische Kirche IK4
Protestantischer Friedhof FG12,13
Pulvermagazin (Polveriere) DE9
Quattro Coronati, Kirche M9,10
— Fontane M5
— Venti B8
Quirinale L5,M4
Recinto Aurelinano DE7,D8,E9
— di Leone AB2
Ripetta H3
San Balbino I11,12
— Bartolomeo H8
— Bonaventura K9
— Carlo ai Catinari G6

[Ξ]

San Carlo al Corso HI3
— Cesareo L13
— Claudio I4
— Clemente M9
— Cosma e Damiano K8
— Crisogono F8
— Francesco di Paola L7
— Francesco a Ripa F9
— Giorgio in Velabro I8
— Giovanni de’ Fiorentini E4
— Giovanni in Fonte N11
— Giovanni in Laterano O11
— Giovanni in Oleo M13,14
— Giovanni e Paolo KL10
— Giovanni a Porta Latina MN13
— Gregorio Magno K10
— Lorenzo fuori le Mura M6
— Lorenzo in Damaso G5
— Lorenzo in Lucina I4
— Luigi dei Francesi GH5
— Marcello I5
— Marco I6
— Martino ai Monti MN7,8
— Michele a Ripa G9
— Nereo ed Achilleo L12
— Nicolà in Carcere H8
— Pancrazio A8
— Pietro in Montorio E8
— Pietro in Vaticano B2
— Pietro in Vincoli L8
— Prassede N7
— Salvatore GH8
— Salvatore della Scala Santa O10
— Silvestro I4
— Silvestro a Monte Cavallo K6
— Sisto L12
— Spirito in Sassia D3
— Stefano Rotondo M11
— Teodoro I8
— Vito N7
Sant’ Agostino GH4
— Alessio e Bonifazio G10
— Alfonso N7
— Andrea della Valle G6
— Eusebio O7
— Ignazio I5
— Onofrio D4,5
Santa Agata in Suburra L6
— Anastasia I9
— Anna de’ Bresciani E5
— Cecilia in Trastevere G9
— Croce in Gerusalemme Q10
— Francesca Romana K8
— Maria degli Angeli N4,5
— M. dell’ Anima G4
— M. in Araceli I7
— M. Aventina G10
— M. in Campitelli H7
— M. della Consolazione I8
— M. in Cosmedin H9
— M. in Dominica L11
— M. Maggiore N6,7
— M. sopra Minerva H5
— M. de’ Miracoli HI1,2
— M. in Monte Santo I1
— M. della Pace G4
— M. del Popolo IK1
— M. della Scala E7
— M. in Trastevere E8
— M. della Vittoria MN4
— Prisca HI10,11
— Pudenziana M6
— Sabba HI12
— Sabina GH9,10
— Trinità dei Monti K3
— Trinità de’ Pellegrini FG7
Santi Apostoli I5,6
Scipionengräber M14
Seminario Romano G4
Senatorenpalast I7,8
Sepolcro de’ Scipioni M14
Septimius Severus-Bogen IK7
Settizonio N8
Stazione (Bahnhof) O5
— für Tivoli u. Marino Q7
Strada della Mura C5,6
Teatro Apollo FG4
— Argentina H6
— di Marcello H7
— di Pompeo G6
Telegraphenbüreau H4
Tempio di Claudio L9
— di Minerva Medica Q8
Testaccio, Monte EF12
Theater, s. „Teatro“.  
Thermen des Caracalla K12,13
— des Diokletian N5
— des Titus M8
Titusbogen K8
Titusthermen M8
Torre delle Milizie K6,7
Trajansforum IK6
Trajanssäule IK6
Trastevere E5–8 etc.
Trofei di Mario O7,8
Universität G5
Vatikan C1,2
Via Alessandra K7
— di Sant’ Angelo Custode K4
— Appia M13,14
— Appia Nuova P12,Q13,14
— de’ Araceli H6,I7
— Aurelia B7
— Aurelia (nuova) AB3
— del Babuino I2
— Baccina KL7
— di Sta. Balbina I12,K11
— de’ Banchi Vecchi F4,5
— di San Basilio L4
— Boczio EF2
— Boncompagni MN3
— Bonella K7
— delle Botteghe H6
— Cairoli P8
— di Campo Marzo H4
— Cavour KLM7,N6
— de’ Cerchi I9,10
— Cernaia NO4
— Cola di Rienzo EF1
— Condotti I3
— Conte Verde P9
— de’ Coronari FG4
— Crescenzio EF2
— della Croce I3
— de’ Due Macelli K4
— Emanuele Filiberto O8,9
— de’ Falegnami G6,H7
— Fenili I8,9
— della Ferratella LMN11
— Fontana HI3
— di Francesco F8,9
— delle Fratte F8
— Frattina I3
— Garibaldi E7
— Germanico DE1
— di S. Giovanni in Laterano M9,N10
— di Giubbonari G6
— Giulia E4,5
— del Governo vecchio FG5
— dei Gracchi DE1
— di San Gregorio K9,10
— Labicana MNO9,P10
— Latina M13
— di San Lorenzo QR7
— di San Lorenzo in Pane e Perna LM6
— di Santa Lucia GH4
— di Sta. Lucia in Selci M7
— della Lungara E4–6
— della Lungaretta FG8
— Manzoni P9
— Marco Aurelio L9,M10
— Marghera OP5
— della Marmorata G10,11
— in Merulana N7–9
— di Monserrato F5,6
— de’ Morticelli F9
— delle Muratte I5
— Nazionale HIKL6,M5
Via di S. Nicolò di Tolentino LM4
— Nomentana PQ2
— Ostiense F14,G13
— Paolo EF4
— de Pellegrino F5
— de’ Pettinari F6,7
— del Pianto G6,7
— di S. Pietro in Vincoli MN8
— della Pilotta K5,6
— Po NO2
— di Porta S. Lorenzo O5,P6
— di Porta S. Pancrazio DE7
— di Porta S. Paolo H12,HI11
— di Porta Pinciana L3
— di Porta S. Sebastiano K11,L12
— Principe Amedeo O7,P8
— Principe Eugenio P8,Q9
— Principe Umberto OP7
— delle Quattro Fontane M5,6
— de Quirinale KL5
— di Regola G7
— di Ripetta H2,3
— di Sabina H9,10
— di Salara H9
— Salaria O1,2
— Sallustiana MN3
— Sardegna M2
— della Scala E7
— della Serofa H3,4
— Sicilia MN3
— Sistina K3,L4
— dello Statuto MN7
— del Sudario G6
— Tacito F1,2
— di Tordinona FG4
— del Tritone IK4
— Urbana M6,7
— Veneto M3
— del Venti Settembre MN4
— Vicenza OP5
— del Viminale M6,N5
— Vittoria GH3
Viale Principessa Margherita O6,7,P7,8
— della Regina P1,Q2,3
Vicolo della Fontana OP2
— della Nocetta A9,B8
— delle Tre Madonna O12–14
Victor Emanuel-Monument I6
Villa Albani OP1
— Alberoni R1
— Altieri P9
— Barberini D3,4
— Belli N12
— Berardi R3
— Bolosco B12
— Borghese L1
— Carminati B10
— Castellano Q12
— Chiretti A12
— Colonna P12
— Costa D12
— de Dominicis A9
— Fajella G14
— Farnesina EF6
— Fazzini A10
— Finocchi BC10
— Fiore B6
— Galassini P13
— Girelli P12
— Guerrini Q6
— Lanciani A6
— Lovatti B5
— Ludovisi L3
— Massimo HI13,14
— Mattei B9 u. L11
— Medici K2
— Merluzzi C11
— di S. Michele D11
— Pamfili A7
— Patrizi P3
— Pellegrini BC12
— Ruspoli N14
— Sciarra E8
— Torlonia OP1 u. R2
— Venturi Q6,7
— Vigneri E14
Viminalis, Hügel LM6




[905] sich der Viminalis, der zum Quirinal zurückläuft und mit diesem zusammen die Fortsetzung des Esquilin nach NW. bildet. So vereinigen sich im O. Viminal, Quirinal und Esquilin fast gänzlich zu einer einzigen Hochebene, wo jetzt das neueste R. mit seinen nationalen Straßennamen um den Bahnhof sich lagert und in antiker Zeit die Diokletiansbäder standen. Zu diesen sieben Hügeln kommen noch am Nordende der Monte Pincio (65 m, s. Pincius mons), der nahe an den Tiber herantritt und in südöstlicher Richtung sich von ihm entfernt (jetzt wieder, wie in antiker Zeit, mit terrassierten Gartenanlagen reichgeschmückt und einer der besuchtesten Vergnügungsplätze der Stadt); ferner in der südlich vom Aventin beginnenden Ebene der Monte Testaccio (46 m), ein künstlicher Hügel von 165 m Umfang, wahrscheinlich aus dem vom nahen Emporium abgelagerten Scherbenschutt entstanden. Am rechten Tiberufer erheben sich dem Pincio gegenüber der Monte Vaticano mit der Peterskirche und dem vatikanischen Palast sowie südlich von diesem der 94 m hohe Monte Gianicolo (Janiculus) mit San Pietro in Montorio und der Acqua Paola, welcher fast in der ganzen Breite der alten Stadt südlich hinzieht und dem Aventin gegenüber in die Ebene ausläuft.

Thore, Brücken, Straßen, Plätze.

Unter den Thoren Roms sind zu bemerken auf dem linken Tiberufer: die Porta del Popolo, das nördlichste Thor Roms, östlich neben der alten Porta Flaminia, angeblich nach dem Plan Michelangelos erbaut (die äußere Fassade führte Vignola aus, die Innenseite Bernini); die Porta Pia (1564 nach dem Entwurf Michelangelos ausgeführt), während in antiker Zeit südöstlich davon die (1564 vermauerte) Porta Nomentana stand; die Porta San Lorenzo, an der Stelle der alten Porta Tiburtina; die Porta Maggiore, die Trägerin zweier antiker Aquädukte (der Aqua Claudia und des Anio novus, s. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 3); die Porta San Giovanni, beim Lateran neben der 1084 vermauerten Porta Asinaria; die Porta San Sebastiano, einst Porta Appia; die Porta San Paolo, deren Innenbau größtenteils noch der antiken Porta Ostiensis aus der Aurelianischen Zeit angehört; auf dem rechten Tiberufer: die Porta Angelica, nach der Engelsburg benannt; die Porta San Pancrazio, an der Stelle der antiken Porta Aurelia.

Von den Brücken, welche über den Tiber führen, sind zu erwähnen: der Ponte Sant’ Angelo (Engelsbrücke), ehedem Pons Aelius, von Hadrian erbaut, führt zur Engelsburg und zum Vatikan, hat drei große und zwei kleine Bogen und ist mit Statuen Berninis geschmückt; der Ponte Sisto, ehemals Pons Aurelius, wurde nach der Zerstörung im Mittelalter 1474 unter Papst Sixtus IV. von Baccio Pontelli wiederhergestellt; der Ponte San Bartolommeo, einst Pons Cestius, führt von Trastevere auf die Tiberinsel und der Ponte di quattro Capi, sonst Pons Fabricius, von der Tiberinsel nach der Stadt. Aus neuester Zeit datiert die Ripettabrücke, welche von der Via di Ripetta zum neuen Stadtteil Prati di Castello führt. Außerdem sind noch fünf neue Tiberbrücken projektiert. Von mehreren alten Brücken sind nur noch Trümmer vorhanden.

Durch die Porta del Popolo gelangt man zunächst auf die Piazza del Popolo, in deren Mitte sich seit 1587 ein ägyptischer Obelisk aus Heliopolis erhebt. Von hier laufen in divergierender Richtung drei der schönsten und längsten Straßen der Stadt aus, von denen die mittlere, der berühmte Corso, 1500 m lang, bis zur Piazza di Venezia führt. Obschon die Hauptstraße von R. und der von den Römern am meisten bevorzugte Spaziergang, hat er doch keineswegs die Pracht und Breite der Zentralstraße einer Weltstadt: die alten Fassaden, auf 10 m sich gegenüber gerückt, geben ihm etwas Düsteres; eine Reihe gewaltiger Paläste bewahren der Straße jedoch die grandiose Originalität. Sie ist der Schauplatz der täglichen Spazierfahrten der Römer und des Karnevaltreibens. Rechts vom Corso führt die Strada di Ripetta nach dem Pantheon, links die Strada del Babuino zur Piazza di Spagna. Von der Kirche Trinità de’ Monti läuft die Via Sistina fast schnurgerade nebst ihrer Fortsetzung Via quattro Fontane nach der Kirche Santa Maria Maggiore. Den Corso durchschneidet in rechtem Winkel die Strada Condotti, welche unter andern Namen bis nach dem Ponte di Sant’ Angelo läuft. Die Via del 20 Settembre führt von der Piazza del Quirinale nach der Porta Pia. Parallel mit ihr läuft von den Diokletiansthermen zur Piazza di Venezia die moderne prächtige, 25 m breite, mit Bäumen bepflanzte Via nazionale, welche jenseit des Corso durch die alten Quartiere bis zur Engelsbrücke verlängert wird. Die Via Lungara in Trastevere führt längs des Tiber zum Vatikan.

Unter den Plätzen der Stadt ist vor allen der Petersplatz, die berühmte elliptische, im größern Durchmesser 273 m, im kleinern 226 m messende Piazza di San Pietro, zu erwähnen, in deren Mitte sich außer zwei Springbrunnen ein 251/2 m hoher ägyptischer Obelisk von rotem Granit erhebt. Zu beiden Seiten des Platzes und mit der Peterskirche verbunden, läuft die herrliche Kolonnade Berninis (1667) mit 284 dorischen Travertinsäulen. Zum Platz des Kapitols (s. Kapitol) gelangt man von der Piazza Araceli auf einer Rampe, deren Fuß zwei altägyptische Löwen aus Basalt schmücken (s. Tafel „Bildhauerkunst I“, Fig. 5), während oben Marmorstatuen die Brüstung zieren; der Hauptschmuck des Platzes aber ist die bronzene Reiterstatue Marc Aurels. Gegenüber der Treppe steht der Senatorenpalast, links das Museo Capitolino und rechts der Konservatorenpalast. Vom Hügel des Kapitols gelangt man südlich auf gewundener Straße zu dem berühmten Forum Romanum hinab. Den eigentlichen Mittelpunkt des Stadtlebens bildet die Piazza Colonna, so genannt nach der Säule des Kaisers Marcus Aurelius, welche, durch Fontana unter Sixtus V. wiederhergestellt, die Bildsäule des heil. Paulus von vergoldetem Erz trägt. An dieselbe schließt sich die Piazza di Monte Citorio, mit dem Parlamentshaus und einem Obelisken, der durch Augustus vom Sonnentempel zu Heliopolis weg 10 v. Chr. nach R. kam, als Gnomon einer Sonnenuhr diente und 1798 hier aufgestellt wurde. Der größte öffentliche Platz Roms ist der Circo agonale, ein beliebter Volksplatz mit drei prächtigen Brunnen. Die gesündeste Lage hat die Piazza di Spagna, mit einem von Bernini in Schiffsform errichteten Brunnen. Die berühmte sogen. spanische Treppe führt von diesem Platz nach der Kirche Trinità de’ Monti, vor welcher ein Platz eine der umfassendsten Aussichten über R. darbietet. Andre bemerkenswerte Plätze Roms sind: die Piazza Barberini; die Piazza delle Terme, vor den Diokletiansthermen mit der Fontäne der Acqua Marcia; die Piazza dell’ Esquilino mit einem Obelisken; die Piazza del Quirinale, welche durch die Fontana del Monte Cavallo mit den schönen antiken Kolossalstatuen des Kastor und Pollux geschmückt ist; die Piazza della [906] Fontana di Trevi, mit dem größten und am glänzendsten geschmückten Brunnen Roms (Acqua Vergine); die Piazza di Venezia, das südliche Ende des Corso, mit dem gleichnamigen Palast; die Piazza della Minerva, die Piazza della Rotonda, vor dem Pantheon, und der Lateranplatz, letztere drei mit ägyptischen Obelisken geschmückt; endlich in dem neuen südöstlichen Stadtteil die Plätze Vittorio Emmanuele und Dante.

Kirchliche Bauwerke.

Unter den 350 Kirchen Roms nimmt die neben dem Vatikan sich erhebende weltberühmte St. Peterskirche (San Pietro in Vaticano), die „Grabkirche des Apostels Petrus“, den ersten Platz ein (s. Tafel „Baukunst XI“, Fig. 2–5). Die alte Basilika wurde zur Zeit Kaiser Konstantins d. Gr. auf Bitte des Papstes Silvester I. erbaut, an der Nordseite des Neronischen Zirkus, wo einst die Christen als Märtyrer starben. Als diese Kirche dem Verfall entgegenging, entschied sich Nikolaus V. für einen Neubau, der aber nur im Chor begonnen wurde und dann liegen blieb, bis der energische Papst Julius II. wieder Hand ans Werk legte. Derselbe wählte unter den eingereichten Plänen den des Bramante (griechisches Kreuz mit riesiger Mittelkuppel). Am 18. April 1506 wurde der Grundstein gelegt. Nach dem Tod Bramantes (1514) leiteten Raffael, Antonio Sangallo und Peruzzi den Bau, welcher unter Leo X. langsam vorrückte. 1546 übernahm Michelangelo Buonarroti die Bauführung und blieb bis 1564 thätig. Die große Hauptkuppel wurde nach seinen Anordnungen 1590 vollendet. Leider wurde dann auf Pauls V. Beschluß (1605) der Plan der Kirche durch Maderna geändert, der Kirche ein Langhaus angefügt und eine massive, 117 m breite, 50 m hohe Fassade mit imposanter Vorhalle vorgelegt. Am 18. Nov. 1626 erfolgte die Einweihung durch Urban VIII. Das Innere der Kirche ist durch die schönen, weiten Raumverhältnisse von überwältigender Wirkung, doch tritt die volle Herrlichkeit des Baues erst bei der Kuppel unverkümmert hervor. Die ganze Länge des Innern beträgt 187 m, die des Querschiffs 137 m, die Höhe des Mittelschiffs 45 m, die der Kuppel bis zur Höhe der Laterne 117 m. Die Kuppel ruht auf vier ungeheuern fünfeckigen Pfeilern. Das Innere der Kirche zeigt einen großen Reichtum von prachtvollen Monumenten und modernen Mosaikbildern, Kopien nach berühmten Gemälden. Am letzten rechten Pfeiler des Mittelschiffs thront die Bronzestatue des Apostels Petrus aus dem 5. Jahrh. (s. Tafel „Bildhauerkunst V“, Fig. 1). Unter der Kuppel erhebt sich der den alten Altar der Basilika einschließende Hauptaltar, an welchem der Papst allein (oder der mit seinem Breve Versehene) Messe liest. Über demselben erhebt sich das 28 m hohe formwidrige Tabernakel Berninis. Unter dem Altar ist das Grab St. Peters und vor diesem die „Konfession“ mit einer Brüstung, an welcher 89 vergoldete Bronzelampen Tag und Nacht brennen. Eine Doppeltreppe von griechischen Marmor führt hinab; unten befindet sich die Statue Pius’ VI., knieend, von Canova. Unter den Skulpturen sind hervorzuheben: Michelangelos Pietà, die Grabmäler Sixtus’ IV. und Innocenz’ VIII. von Pollajuolo, Clemens’ XIII. von Canova, Pauls III. von Guglielmo della Porta und Pius’ VII von Thorwaldsen. In der Stanza Capitolare finden sich gemalte Tafeln von Giotto und Fresken von Melozzo da Forli; in der Schatzkammer die Dalmatika Leos III, mit der die Kaiser bei der Krönung bekleidet wurden. In den Fußboden des Langschiffs ist vorn eine Porphyrplatte aus der alten Kirche eingelassen, auf der über den kaiserlichen Kandidaten vor der Krönung ein Gebet gesprochen wurde. Die Mittelpforte der Kirche hat noch die Bronzeflügel der alten Basilika mit Reliefs (von 1445).

Im entgegengesetzten südöstlichen Teil der Stadt, nahe der Porta San Giovanni, liegt die Kirche San Giovanni in Laterano, Kathedrale des Papstes als Bischofs von R. und nach St. Peter die bedeutendste Kirche Roms. Sie wurde unter Papst Silvester 324 als Basilika im Lateranpalast errichtet und erhielt durch Konstantins Schenkung des Palastes an den Papst die Bedeutung der bischöflichen Kirche. Ihren Namen erhielt sie erst bei ihrer Erweiterung und Erneuerung durch Sergius III. (908). In den Jahren 1308 und 1361 ward sie durch Feuersbrunst fast gänzlich zerstört. Seit Gregor XI. war fast jeder Papst an der Renovation der Kirche thätig. Sixtus V. ließ den doppelten schönen Portikus an der Nordfassade und die Scala Santa erbauen. Clemens VIII. ließ das Querschiff umbauen, Innocenz X. 1650 durch Borromini die barocke Dekoration des Innern und die Ummauerung der Säulen durch starke, mittels Arkaden verbundene Pfeiler ausführen, Clemens XII. die imposante Hauptfassade errichten. In neuester Zeit wurde unter Erweiterung des Chors die alte Apsis zurückgerückt. Das Innere ist fünfschiffig, es enthält eine prachtvolle Holzdecke und Marmorstatuen der zwölf Apostel mit dazu gehörigen Reliefs. In der Tribüne befinden sich schöne alte Mosaiken. Die unter Clemens XII. nach dem Entwurf von Alessandro Galilei erbaute Cappella Corsini gehört zu den schönsten Kapellen Roms. Neben der Kirche, an der südwestlichen Seite des Lateranplatzes, steht die Taufkapelle San Giovanni in Fonte, das älteste Baptisterium Roms. Sie besteht aus zwei achteckigen, durch acht antike Porphyrsäulen geschiedenen Schiffen, welche den Mittelraum mit dem Taufbecken (eine antike Wanne aus grünem Basalt) umgeben. Zu beiden Seiten der Kapelle schließen sich Oratorien an. Dem Lateranpalast gegenüber steht die Capella Sancta Sanctorum mit der nach der Tradition durch die Kaiserin Helena nach R. gebrachten Treppe vor dem Amtshaus des Pilatus, die nur auf den Knieen bestiegen wird. An diese Kapelle lehnt sich als isolierte Tribüne das Triclinium Leonianum, ein Nischenbau von 1743 mit sorgfältige Kopie der Mosaiken der mittlern Tribüne des von Leo III. 798 errichteten Speisezimmers im Lateranpalast. Zwischen der Laterankirche und dem Kolosseum liegt die alte Kirche San Clemente, ein für die Kenntnis des alten Basilikenstils sehr interessanter Bau, mit Unterkirche, alten Chorschranken und Ambonen, Mosaiken und mittelalterlichen Fresken. Die vierte Patriarchalbasilika von R. und eine der schönsten Kirchen der Stadt ist die Kirche Santa Maria Maggiore, welche schon 432 zur Ehre Mariä von Sixtus III. prächtig umgebaut und geschmückt wurde. Die Kirche erfuhr vielfache Restaurationen; ihre mit Loggien versehene Fassade stammt aus dem Jahr 1743. Das Innere enthält 36 herrliche antike ionische Säulen aus weißem Marmor, darüber im Mittelschiff sowie auch am Triumphbogen, in der Halbkuppel der Tribüne und in einer Loggia der Fassade eine Reihe von alten Mosaikbildern, zwei gleichsam als Querschiff erbaute prächtige Kapellen Sixtus’ IV. und Pauls V., letztere mit berühmten Fresken von Guido Reni, endlich die Grabmäler mehrerer Päpste, darunter das Pius’ IX. Eine der hervorragendsten Basiliken ist ferner San Paolo fuori le Mura, an der Via Ostiense südlich außerhalb der Stadt gelegen, welche sich von 440 bis [907] 1823 unversehrt erhalten hatte (s. Tafel „Baukunst VII“, Fig. 1–3), dann leider durch Brand größtenteils zerstört wurde, seit 1828 aber großartig im alten Stil erneuert wird. Von der alten Kirche blieben noch die große Tribüne mit Mosaiken und andre Bauteile. 80 Säulen teilen die fünf Schiffe des Langhauses; die Wände des Mittelschiffs sind mit Fresken und Mosaikbildern der Päpste geschmückt. An die Kirche schließt sich ein schöner Klosterhof an.

Von den übrigen Kirchen sind zu erwähnen: Santa Maria del Popolo (von 1477) mit schönen Grabmälern (namentlich von A. Sansovino), Glasgemälden, Fresken (von Pinturicchio) u. Raffaels herrlicher Chigi-Kapelle (mit dessen Jonas); Sant’ Agostino mit Raffaels Jesaias; San Luigi dei Francesi, die französische Nationalkirche, mit berühmten Fresken von Domenichino; Santa Maria dell’ Anima, die Nationalkirche der Deutschen, mit schöner Fassade und Mittelportal, Grabmal Hadrians VI. und Hochaltarbild der heiligen Familie von Giulio Romano; Santa Maria della Pace mit Raffaels Sibyllen; die Chiesa nuova, vom heil. Filippo Neri im 16. Jahrh. erbaut, mit drei berühmten Bildern von Rubens am Hochaltar; San Giovanni de’ Fiorentini, ein Meisterbau des Jacopo Sansovino unter Beteiligung Michelangelos; San Lorenzo in Damaso, von Bramante in die Cancelleria eingebaut und durch harmonische Raumverhältnisse ausgezeichnet; die Theatinerkirche Sant’ Andrea della Valle mit berühmten Fresken von Domenichino; San Carlo ai Catinari mit Fresken von Domenichino; Santa Maria sopra Minerva, die einzige gotische Kirche der Stadt, nach einem vom Kaiser Domitian errichteten Minervatempel, auf dessen Fundamenten sie ruht, benannt, 1280 als Dominikanerkirche erbaut, mit der berühmten Christusstatue von Michelangelo und dem Grabmal des Malers Fiesole (im linken Korridor); Sant’ Ignazio, von 1685, mit virtuosem Deckengemälde des Jesuitenpaters Pozzi; San Marcello, 1519 von Jacopo Sansovino errichtet; Santi Apostoli, von 1702, mit schöner Vorhalle und Grabmal Clemens’ XIV. von Canova; Santa Maria di Loreto am Trajansforum, ein schöner Renaissancebau von Ant. Sangallo mit Statue der heil. Susanna von Duquesnoy; San Marco, mit köstlicher Vorhalle von 1465 und Mosaiken aus dem 9. Jahrh.; die reiche Jesuitenkirche Gesù, ein gewaltiger einschiffiger Bau von Vignola (1575) mit überladener Ornamentik; Santa Maria Araceli, auf dem Kapitolinischen Hügel, 988 als Kirche des Senats erbaut, mit 22 antiken Säulen und schönen Grabmälern aus der Renaissancezeit; San Cosma e Damiano, 528 auf dem Forum unter Benutzung eines antiken Rundtempels als Vorhalle erbaut, mit schönen alten Mosaiken in der Tribüne; San Giorgio in Velabro, eine kleine, altertümliche Basilika aus dem 7. Jahrh., mit einer Vorhalle von 840 und einem Turm aus derselben Zeit; Santa Maria in Cosmedin, 380 in einen Tempel hineingebaut, von dem noch jetzt zehn Säulen erhalten sind, mit malerischem Glockenturm; die große Basilika Santa Sabina auf dem Aventin, 422 erbaut, welche noch die 24 prächtigen korinthischen Säulen von parischem Marmor des antiken Tempels enthält; San Gregorio Magno mit den berühmten Konkurrenzbildern von Domenichino und Guido Reni: die Leidensgeschichte des St. Andreas; Santo Stefano Rotondo, eine interessante Rundkirche aus dem 5. Jahrh., welche einen Versuch darstellt, die Idee der Basilika auf den Zentralbau zu übertragen und die Kreuzesform mit der Rotunde zu verbinden; Santa Maria in Dominica, mit schöner Vorhalle von 1500, im Innern, welches Raffael restaurierte, mit 18 antiken Granitsäulen; San Nereo ed Achilleo, eine uralte Basilika, welche in der Tribüne noch Mosaiken von 800 und einen alten Bischofstuhl enthält; Santa Croce in Gerusalemme, eine der sieben Hauptkirchen Roms, zu Konstantins Zeit (336) angelegt, aber durch viermalige Umänderung völlig entstellt, mit ausgezeichneten Deckenmosaiken nach Peruzzis Entwürfen; San Lorenzo fuori le Mura, eine der Patriarchalkirchen Roms, aus einer im 4. Jahrh. erbauten Vorder- und einer 578 restaurierten Hinterkirche bestehend, welche 720 durch Niederreißung der Apsiden vereinigt wurden, mit einer 1220 errichteten Vorhalle, einem Glockenturm, antiken Säulen und schönem Ambon; San Prassede, eine von Paschalis I. 820 umgebaute Basilika, von der trotz mehrfacher Restaurationen manches Ursprüngliche (Mosaiken, antike Säulen) erhalten ist; San Martino ai Monti, 500 erbaut, 1650 prächtig erneuert, mit antiken Marmorsäulen und Freskolandschaften von Gaspard Poussin; San Pietro in Vincoli, auf der südwestlichen Anhöhe des Esquilin, 442 von der Kaiserin Eudoxia erbaut und mit den Ketten Petri beschenkt, später wiederholt verändert, mit 20 antiken Säulen und dem Grabmal Julius’ II. von Michelangelo mit der berühmten Kolossalstatue des Moses; Santa Pudenziana, die erste eigentliche Kirche Roms, in das Haus des Senators Pudens eingebaut, trotz späterer Umbauten noch erhalten, mit alten Mosaiken und schönem Glockenturm; Santa Maria degli Angeli, der basilikenartige Langhaussaal des Mittelraums der Thermen Diokletians, 1561 von Michelangelo zu einem prächtigen Kirchenbau umgestaltet, mit acht hohen antiken Säulen und reichem, schön profiliertem Gebälk; Santa Maria della Vittoria, welche die Fahnen des Siegs bei Lepanto über die Türken 7. Okt. 1751 und des Siegs vom 12. Sept. 1683, welcher Wien befreite, auch eine berühmte Skulpturgruppe (Santa Teresa, von Bernini) enthält; Santa Agnese fuori Porta Pia, eine frühchristliche Kirche, deren Hauptteile von 626 stammen, mit Säulenreihen in zwei Geschossen, schöner Konfession, Mosaik aus dem 7. Jahrh. in der Tribüne und geschnitztem Plafond von 1600 (unter der Kirche befinden sich Katakomben); Santa Costanza, neben der vorigen, eine in ihren antiken Hauptteilen noch ziemlich gut erhaltene Kuppelrotunde von etwa 360 (wahrscheinlich als Mausoleum der beiden Töchter des Kaisers Constantius II. erbaut und 1260 zur Kirche geweiht); Santa Trinità de’ Monti, aus dem 15. Jahrh., mit Gemälden von Daniele da Volterra, Giulio Romano und Philipp Veit (berühmt sind hier die Vespergesänge der Dames du sacré cœur, für welche Mendelssohn drei Motetten schrieb).

Von den Kirchen im Stadtteil am rechten Tiberufer sind noch zu erwähnen: Sant’ Onofrio mit Fresken von Domenichino und Peruzzi und dem Grabmal Tassos, der in dem dazu gehörigen Kloster 1595 starb; San Pietro in Montorio von 1500, durch ihre herrliche Lage ausgezeichnet, mit Bildern von Sebastiano del Piombo u. a. (im angrenzenden Klosterhof steht das reizende, 1502 erbaute Tempelchen Bramantes); Santa Maria in Trastevere, eine der schönsten mittelalterlichen Basiliken Roms, an der Fassade mit Mosaiken von 1148 und im Innern mit 22 antiken Säulen, in der Tribüne mit Mosaiken aus dem 12. und 13. Jahrh. geschmückt; San Crisogono mit 22 antiken Säulen und Mosaiken aus dem 14. [908] Jahrh.; Santa Cecilia, 400 erbaut, deren Hof noch die altchristliche Form des Atriums und den alten Weihbrunnen aufweist, mit Medaillons der 820 hier beigesetzten Heiligen auf dem Mosaikfries der Vorhalle, Mosaiken aus dem 9. Jahrh. in der Tribüne, der liegenden Statue der heil. Cäcilia von Maderna (1600) und gotischem Marmortabernakel von Arnolfo di Cambio von 1283 über dem Hochaltar. Auf der Tiberinsel steht die 1000 an Stelle eines Äskulaptempels erbaute Kirche San Bartolommeo. Unter den Kirchen, welche aus antiken Tempeln erstanden, ist vor allen der Wunderbau der Santa Maria la Rotonda, das wohlerhaltene antike Pantheon (s. Tafel „Baukunst V“, Fig. 14–16), hervorzuheben, ursprünglich ein von Agrippa, Schwiegersohn des Kaisers Augustus, angelegter Tempel, 609 durch Papst Bonifacius IV. zur christlichen Kirche geweiht (s. Pantheon). Das Pantheon enthält unter anderm die Gräber Raffaels und des Königs Viktor Emanuel (mit Denkmal). Von den Katakomben, planmäßig ausgetieften Grüften in der Umgebung Roms, welche die Christen als ihre gemeinsamen Begräbnisstätten in Form von unterirdischen Stollen und Kammern ausgraben ließen, sind die des heil. Callistus an der Via Appia die bedeutendsten. Sie enthalten unter anderm die Papstgruft der römischen Bischöfe des 3. Jahrh., die Gruft der heil. Cäcilia, die sogen. Sakramentskrypten, die Krypte des Papstes Eusebius, die Lucinakrypte etc., meist mit altchristlichen Bildern, Inschriften (die älteste von 107), symbolischen Bildern und Zeichen, allegorischen Darstellungen etc. geschmückt. Andre Katakomben sind die von San Sebastiano und Santa Agnese, die des Prätextatus, der Domitilla etc. Unter Papst Damasus (366–384) wurden die Cömeterien nochmals hoch gepflegt und erhielten marmorne Gedenktafeln mit Strophen. Aber die durch Kriege herbeigeführte Verödung der Campagna ließ sie bald nachher verfallen. Erst 1593 begann Antonio Bosio die Katakomben zu durchforschen, und 1854 wurde von Rossi die Papstgruft entdeckt (weiteres s. Katakomben).

Profanbauten.

Unter den Palästen Roms nimmt der Vatikan (s. d.), die schief an die Peterskirche angelehnte Residenz des Papstes, mit der Sixtinischen und Paulinischen Kapelle und weitläufigen Gärten, wegen seiner Großartigkeit und der Kunstschätze, die er enthält, die hervorragendste Stelle ein. Am rechten Tiberufer vor der Engelsbrücke erhebt sich die kolossale Rotunde des Castello Sant’ Angelo oder der Engelsburg (s. d.), ursprünglich das Grabmal des Kaisers Hadrian, welche durch einen gedeckten Arkadengang mit dem Vatikan in Verbindung steht. Anstoßend an die Kirche zu San Giovanni in Laterano liegt der zweite päpstliche Palast, der Lateranpalast, der von Konstantin bei dessen Übersiedelung nach Konstantinopel dem römischen Bischof geschenkt wurde. Seitdem hatten die Päpste bis zur Verlegung des päpstlichen Stuhls nach Avignon im Lateran ihren Sitz. Der später verfallene Palast wurde 1586 unter Sixtus V. durch Domenico Fontana wieder aufgebaut und unter Gregor XVI. zu einem Museum umgewandelt (näheres s. Lateran). Der als Sommerresidenz der Päpste 1573–1608 erbaute Quirinal (Palazzo del Quirinale), mit Kapelle, glänzenden Sälen (in einem befindet sich der Alexanderfries von Thorwaldsen) und schönem Garten, jetzt Residenz des Königs von Italien, erhebt sich ziemlich mitten in der Stadt in gesunder Lage. Auf der Piazza del Monte Citorio steht das Parlamentshaus, ein imposanter Bau Berninis von 1650, mit dem 1871 eingerichteten Parlamentssaal. Das Kapitol (Campidoglio) trägt den Senatorenpalast (jetzt Sitz der Stadtbehörden), mit monumentaler Freitreppe und Brunnenanlage von Michelangelo, und zwei Seitenpaläste: das Museo Capitolino und den Konservatorenpalast, beide von Michelangelo entworfen, mit ausgezeichneten Sammlungen von antiken Skulpturen, antiken Bronzen, etruskischen Altertümern und Gemälden (näheres s. Kapitol). Außerdem sind zu nennen: der Palast der apostolischen Kanzlei (Cancelleria), von Bramante 1510 vollendet, mit mächtiger Fassade und schönem Hof; der Palazzo di Venezia, Eigentum der österreichischen Regierung, eins der mächtigsten Bauwerke Roms, den Beginn der Renaissance bezeichnend; der Palast des Ministeriums des Innern (ehemals Braschi, von 1790), an dessen Westecke der berühmte Pasquino, der Platz für witzige Plakate, sich befindet; das Gebäude der Sapienza (Universität) und das Collegio Romano, das große Hospital Santo Spirito, die Theater Apollo und Argentina und von modernen Bauten die Ministerien der öffentlichen Arbeiten und der Finanzen, das Kunstausstellungsgebäude, die Neubauten des physiologischen, chemischen und physikalischen Universitätsinstituts, die Poliklinik und der Bahnhof. Projektiert sind noch ein Justizpalast, ein großes Militärspital, ein zweiter Bahnhof in Trastevere, mehrere Kasernen, Markthallen und Magazine (besonders in dem neuen industriellen Viertel beim Monte Testaccio) etc.

Nicht leicht gibt es eine Stadt, die so viele und großartige Privatpaläste aufzuweisen hat wie R. Die hervorragendsten sind: der Palast Barberini (s. d.), auf dem Quirinalischen Hügel, mit vorzüglicher Gemäldegalerie, Skulpturen und Bibliothek; der Palast Borghese (s. d.), in der Nähe der Ripetta gelegen, mit reicher Gemäldesammlung; der Palast Caffarelli am Kapitol, Eigentum und Sitz der deutschen Botschaft; der große Palast Colonna (s. d.), am Quirinal, mit trefflichen Gemälden; der Palast Corsini, in Trastevere, mit Kupferstich- und Gemäldesammlung, Bibliothek und schönem Garten, jetzt Sitz der Accademia dei Lincei; der Palast Doria, mit schönem Hof und reicher Gemäldesammlung (darunter Bilder von Raffael, Velazquez und Sebastiano del Piombo); der Palast Farnese (s. d.), in Trastevere, jetzt Sitz der französischen Gesandtschaft, eins der grandiosesten Gebäude Roms, der echteste Typus des römischen Palastes; die Villa Farnesina (s. d.), der graziöseste Renaissancebau Roms; der Palast Giraud-Torlonia, 1504 von Bramante erbaut; der Palast Massimi, 1535 von Peruzzi erbaut, mit schönem Säulenhof; der Palast Rospigliosi, mit dem berühmten Deckengemälde der Aurora von Guido Reni; der Palast Sciarra, mit Gemäldesammlung (darin der Violinspieler von Raffael); der Palast Spada, mit der Statue des Pompejus, an der Julius Cäsar ermordet worden sein soll, der des Aristoteles, einer Reihe antiker Reliefs und einer Gemäldesammlung; endlich die Paläste Chigi, Mattei, Valentini u. a. Viele Privatpaläste Roms führen wegen der sie umgebenden Gartenlandschaft den Namen Villa. Hierher gehören: die Villa Medici (s. d.), auf dem Monte Pincio, jetzt Sitz der französischen Malerakademie; die Villa Borghese (s. d.), vor der Porta del Popolo, mit prächtigem Park und einem Kasino, in dessen eleganten Sälen ein großer Reichtum antiker Skulpturen ausgebreitet ist; die Villa Ludovisi (s. d.), in hoher Lage, an der Stelle der Gärten des Sallust, mit vorzüglicher [909] Sammlung antiker Statuen; die Villa Albani (s. d.), mit einer 1758 von Kardinal Alessandro Albani angelegten hochberühmten Sammlung antiker Statuen u. Reliefs; die Villa Massimi, beim Lateranplatz, mit Fresken von Schnorr, Koch, Veit, Overbeck und Führich im Kasino; die Villa Pamfili (s. d.), der schöne Lieblingspark der römischen Welt, vor der Porta San Pancrazio, u. a.

Antike Überreste.

Von den Baudenkmälern des alten R. sind zunächst die bedeutenden Überbleibsel des Forum Romanum, vom Fuß des Kapitols längs des Palatinischen Hügels gegen das Kolosseum hin, zu erwähnen, dessen im Lauf der Jahrhunderte durch Verschüttungen bedeutend erhöhter Boden seit 1872 in seinem ganzen Umfang bloßgelegt ist. Dieselben bestehen in dem Triumphbogen des Septimius Severus, den Säulen des Vespasian-, des Saturn- und des Kastortempels, den Resten der Basilica Julia, der Phokassäule und der Basis des Cäsartempels (weiteres s. Forum). An der Nordseite des Forums erhebt sich der Tempel der Faustina und des Antoninus, daneben die gewaltigen Gewölbe der Basilika Konstantins und der Doppeltempel der Venus und Roma (s. Tafel „Baukunst V“, Fig. 17 u. 18); an der Südseite der Triumphbogen des Titus, das Denkmal seines Sieges über die Israeliten, mit ausgezeichneten Reliefs (s. Tafel „Bildhauerkunst IV“, Fig. 14). Nordwärts vom Forum Romanum liegen die Reste des Minervatempels (vom Forum des Nerva) und die Überbleibsel des Augustusforums mit dem Tempel des Mars Ultor, von dem noch vier herrliche Säulen (18 m hoch) sowie Cellareste und Gebälk vorhanden sind; noch weiter nördlich das Trajansforum mit den Resten der Basilica Ulpia u. der hochragenden Triumphsäule Trajans (s. Trajanssäule) mit schönen Reliefs der Kriegszüge dieses Kaisers. An der Südseite des Forum Romanum steigt der Palatinhügel empor (s. Palatinischer Berg), mit den Überbleibseln des Flavischen Kaiserpalastes, des Jupiter-Victortempels und des Hauses des Vaters von Tiberius mit trefflichen Malereien, ferner den Ruinen der Paläste des Tiberius und Caligula sowie der des Septimius Severus. Vor allen Bauten des Altertums ragt aber noch in stolzer Pracht das Kolosseum (s. d.) hervor, das ehemalige Flavische Amphitheater für die Gladiatorenspiele und Tierhetzen. Auf dem Vorplatz steht noch das Postament, auf welchem einst die Erzstatue Neros stand; südwestlich die Reste der Meta sudans, eines berühmten Springbrunnens von Domitian, und der imposante Triumphbogen des Konstantin (s. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 7), der besterhaltene in R., zum Teil mit Bildwerken aus der trefflichen Kunstperiode Trajans (s. Konstantinsbogen); ostwärts liegen noch Reste der Titusthermen und schön verzierte Gänge des Goldenen Hauses Neros. Bei den Thoren der Stadt und in der Campagna finden sich noch Grabmäler aus der Kaiserzeit, ja einige sogar noch aus der republikanischen Epoche, z. B. die Gräber der Scipionen. Nordwestlich von Porta Maggiore erheben sich die dem Kuppelbau des Pantheons ähnlichen Reste des sogen. Tempels der Minerva medica, des Teils eines großen Wasserwerkes. In der Stadt, unweit der Porta del Popolo, steht der cylindrische Unterbau des Mausoleums des Augustus, in welches ein Theater (Anfiteatro Umberto) hineingebaut ist, weiterhin die Säule Marc Aurels auf der Piazza Colonna, noch 11 m höher als die Trajanssäule, mit Reliefs, welche sich auf die Kriege Marc Aurels gegen die Markomannen beziehen. Unweit derselben steht das schönste und besterhaltene Denkmal aus der Cäsarenzeit, das Pantheon (s. oben). Jenseit der Engelsbrücke ragt noch das Grabmal Kaiser Hadrians (jetzt Castello Sant’ Angelo, s. oben) in gewaltiger Rundform auf. Die Tiberinsel bewahrt noch ihre antike, künstliche Gestalt in Form eines Schiffs, der Campo Maccao die Erinnerungen an das Prätorianerlager der Kaiserzeit; beim Bahnhof erhielten sich noch Stücke des Serviuswalles und der Serviusmauer und die großartigen Reste der Diokletiansthermen, bei der Pescaria der antike Haupteingang zum Porticus Octaviae mit Giebel und Säulen, nahe dabei die Reste des Marcellustheaters, eines Prachtbaues von Julius Cäsar, gegen den Fluß hin der Tempel der Fortuna virilis aus republikanischer Zeit und der zierliche Rundtempel der Vesta, eine rein römische Schöpfung mit 19 im Kreise stehenden, edel gebildeten Marmorsäulen. Bei San Giorgio in Velabro steht noch der antike Janus quadrifrons, ein Bogen mit 32 Nischen für Götterstatuen; gegenüber lehnt sich an die Kirche die Ehrenpforte des Septimius Severus, welche ihm die Handeltreibenden errichteten, und ihr gegenüber gelangt man zum Eingang der trefflich erhaltenen Cloaca maxima (s. d.), einer der großartigsten Bauschöpfungen der alten Kaiserzeit, durch welche jetzt noch das Abwasser in den Tiber strömt. Weiterhin, unterhalb des Palatin, ist vom Circus maximus, der schon in der Königszeit zu Rennspielen diente, nur noch die Form nebst einigen Resten der Carceres (worin die Wagen aufgestellt wurden) erhalten (s. Circus). Als prächtige Trümmer ragen dagegen die nahen Caracallathermen auf, einst die prachtvollsten Luxusbäder der Welt, von der kühnsten, riesigsten Baukonstruktion (s. Tafel „Baukunst VI“, Fig. 11). Noch sind vor der Porta San Sebastiano vom Zirkus des Maxentius die Spina und Meta sowie die untern Teile der Langseiten samt der Porta triumphalis vorhanden. An der Via Appia erheben sich die Grabmonumente des antiken R. noch in zahlreichen Resten, und vor allen tritt der Rundbau des Grabmals der Cäcilia Metella (s. d.), aus der Zeit des Augustus, hervor, während an der Porta San Paolo die Pyramide des Cestius (s. d.), eines Zeitgenossen des Augustus, sich erhebt. Stadtwärts erinnern die Marmorblöcke der antiken Marmorata an das alte Emporium, die Anlandestelle des antiken Tiberhafens. – Die Aquädukte sind wahrhaft stolze Denkmäler der alten Größe Roms. Noch jetzt werden vier davon benutzt: die Acqua Vergine (erneuert 1450), welche den schönsten Springbrunnen Roms, die Fontana di Trevi (s. d.), bildet; die Acqua Marcia (erneuert 1870), welche auf der Piazza delle Terme eine prächtige Fontäne speist; die Acqua Felice, von Sixtus V. (Fra Felice) errichtet, welche als Hauptbrunnen die Fontana di Termini bildet; auf dem rechten Ufer, von Paul V. hergestellt, die Acqua Paola mit der Fontana Paolina auf der Höhe des Janiculus und den beiden Fontane del Vaticano auf dem Petersplatz. Auf jeden Bewohner der Stadt kommen alle 24 Stunden 700 Lit. Wasser, wovon 500 zum häuslichen Gebrauch verwendet werden können.

Bevölkerung.

Die Zahl der Einwohner Roms hat seit einer Reihe von Jahren regelmäßig zugenommen; sie betrug 1840: 154,630, 1850: 170,820, 1860: 184,050, 1870: 226,022 und 1881: 273,268 (als Gemeinde mit dem Agro Romano 300,467) Seelen. Was den Charakter des Römers betrifft, so herrscht in ihm ein Zug von Ernst, Bedächtigkeit und Maß, verbunden [910] mit stolzer und doch freier Haltung. Herkommen und Gebrauch haben eine große Macht über den Römer. Dieselbe Äußerlichkeit dringt aber auch durch alle höhern Lebensgebiete. Eine Religion ohne glänzende Zeremonien würde kaum verstanden werden; die Pracht der Kirchen, wie sie nicht nur in St. Peter, sondern auch in den neuesten Kirchenausschmückungen herrscht, geht ganz aus dem Geiste des Römers hervor. Auch in den Wissenschaften, die in R. gedeihen, machen diejenigen, die auf äußern Beobachtungen beruhen, die glänzendsten Fortschritte (Astronomie, Physik, Archäologie etc.). Sinn für äußern Schmuck zeigt selbst die Anordnung u. Ausschmückung der Lebensmittel in den öffentlichen Läden; ambulante, malerisch gruppierte Buden ziehen bei Kirchenfesten, wo es irgend erlaubt ist, in die unmittelbarste Nähe des Gotteshauses. Die Frauen ziehen in der Bekleidung das Bunte vor; auch der Mann schmückt sich mehr als anderswo. Geselligkeit, sei es im Café oder im Theater oder in gesellschaftlichen Zirkeln, ist dem Römer wie dem Italiener überhaupt in weit höherm Grad Bedürfnis als dem Nordländer, und nur aus diesem Zug läßt sich das wunderbare Gewoge des täglichen Passeggio auf bestimmten Straßen und Plätzen erklären. In der häuslichen Einrichtung herrscht dagegen eine auffallende Genügsamkeit. Für die Natur hat der Römer einen gewissen äußerlichen Sinn, aber den Phantasie- und Stimmungsgenuß kennt er weit weniger als der Nordländer. Merkwürdig sind bei der mangelhaften Bildung des Römers in den untern und selbst in den mittlern Schichten die außerordentliche Lebhaftigkeit des Verstandes, die Gelehrigkeit, der Scharfsinn und der Geist behaglicher Ironie, der schöne Gebrauch der Sprache sowie das Gewandte und das Sinnreiche in der Unterhaltung. Fremde Sprachen, selbst die naheliegende französische, engen den Römer ein; dagegen werden das verwandte Latein und die Pflege der Muttersprache hochgehalten. Es herrscht in R. eine ziemlich scharfe Scheidung der Stände; der hohe Adel (darunter die einst souveränen Feudalgeschlechter der Colonna und Orsini, der Borghese, Chigi, Rospigliosi; ferner die Doria, Cesarini, Odescalchi; die durch päpstliche Investitur geadelten Caetani, Massimi, Gabrielli; die durch Kauf von fürstlichen Gütern geadelten Torlonia, Grazioli etc.) lebt ziemlich abgeschlossen für sich; der Chef der Familie trägt den ältesten Titel derselben und der älteste Sohn, wenn er sich verheiratet, den zweitältesten Titel. Der Adel besitzt den größten Teil der Campagna, und einige seiner Familien gehören zu den reichsten des Landes. Einen höhern Mittelstand bilden außer den Beamten die Pachtunternehmer der Campagna, die Künstler und Kaufleute der bedeutendsten Magazinhallen. Eigentümlich ist in den untern Volksschichten das Gemisch antiker Erzählungen, wie sie die vielen Ruinen darbieten, und der täglichen geistigen Nahrung durch biblische Geschichten und Legenden. Der Römer hat ein angebornes Talent für die Musik; seine Liebhaberei für die Laute ist sprichwörtlich. Auf dem Land begleitet den Saltarello (s. d.), den echt römischen Nationaltanz, eine sehr einförmige Musik; auch die Melodie des Ritornello ist monoton. Für die Oper ist der Römer, wie jeder Italiener, leidenschaftlich begeistert; aber er liebt auch hier vornehmlich das Effektstück. Die Römerinnen haben die antiken Verhältnisse des Körpers noch am treuesten bewahrt; namentlich sind Kopf und Büste oft auffallend schön geschnitten, und R. ist in dieser Beziehung die Metropole der weiblichen Schönheit.

Wie in allen italienischen Städten, ersetzt für die Gewerbe die Straße Magazin und Küche: auf der Straße wird gebraten, gehämmert, gehobelt, gekrämert etc. Das Krämern ist im Volk fast eine Leidenschaft; dagegen wird das Handwerk als mühsame, andauernde Arbeit weniger gesucht. Arbeitet aber der Römer einmal, so arbeitet er meist sehr fleißig, gewandt und tüchtig. Dabei lebt er äußerst einfach und mäßig. Das große R. hat viel Kleinstädtisches; man kennt sich weit mehr als in andern großen Städten, und mit eleganten Magazinen, großartigen Einrichtungen ist es immer noch spärlich versehen. Schmutz, Arbeitsscheu und Bettelei haben allerdings, seit R. Kapitale ist, sehr abgenommen. Der Bettler ist kein privilegierter Stand mehr, wie ehedem. Auch die Zahl der Verbrechen hat sich erheblich vermindert.

Industrie und Handel sind in R. nicht von großem Belang und werden meist nur im kleinen betrieben. Unter den Industrieerzeugnissen sind hervorzuheben: Gold- und Silberarbeiten, Perlen, Mosaiken, Kameen, römische Seidenbänder, Schärpen und andre Seidenwaren, Darmsaiten, Malerutensilien etc. In Verbindung mit der außergewöhnlichen Bauthätigkeit der letzten Jahre hat sich das Baugewerbe, insbesondere die Ziegelbrennerei, beträchtlich entwickelt. Hauptgegenstände der Einfuhr sind: Kolonialwaren, Fische, Vieh, Getreide u. Reis, Mehl, Wein, Orangen, Feigen, Manufakturwaren, Brenn- und Baumaterialien, Eisen; Hauptgegenstände der Ausfuhr: Häute und Felle, Wolle, Käse, Artikel der Kunstindustrie und als Ballast die treffliche Puzzolanerde aus der Umgegend Roms. Von der größten wirtschaftlichen Bedeutung für R. ist natürlich der Fremdenbesuch. Unter den Kreditinstituten ist die Nationalbank des Königreichs Italien (Emissionsbank) mit einem Aktienkapital von 200 Mill. Lire das bedeutendste. Eisenbahnen führen von R. nach Neapel, nach Pisa (Küstenbahn), über Orte und Siena nach Florenz, über Foligno nach Florenz und Ancona, endlich nach dem Hafen von Fiumicino, welcher nebst Civitavecchia den Handel Roms zur See vermittelt. Für den städtischen Verkehr sorgen Pferdebahnen, Omnibusse und zahlreiche Mietwagen. Nach Tivoli führt außerhalb der Porta S. Lorenzo ein Dampftramway.

Bildungs- und Wohlthätigkeitsanstalten, Behörden.

Die Unterrichtsanstalten Roms sind in der Neuzeit einer völligen Reorganisation unterworfen worden. Die Universität (Sapienza) zählt vier Fakultäten (für Jurisprudenz, Medizin, mathematische und Naturwissenschaften und philologisch-philosophische Fächer) und hatte 1883–84: 149 Dozenten und 1058 Studierende. Mit derselben verbunden sind: die Biblioteca Alessandria, mehrere Kliniken und andre medizinische und naturwissenschaftliche Institute, ferner das neue astronomische Observatorium auf dem Kapitol (das ältere berühmte Observatorium befindet sich auf dem Collegio Romano), der botanische Garten und das chemische Laboratorium. Andre höhere Lehranstalten sind: das technische Institut Leonardo da Vinci, die königliche Ingenieurschule, das königliche Lyceum Ennio Quirino Visconti (im frühern Collegio Romano), das königliche Institut der schönen Künste. Auch das Elementarschulwesen hat in R., seit es die Hauptstadt Italiens geworden, sehr erfreuliche Fortschritte gemacht. Privatinstitute unter geistlicher Direktion sind die vom päpstlichen Stuhl erhaltenen Anstalten, als: das vatikanische Seminar, das Collegio Romano (mit dem Museum Kircherianum), das Kollegium de propaganda fide (für Missionäre), das Kollegium des heil. Thomas von Aquino [911] (für Dominikaner), sämtlich philosophisch-theologische Lehranstalten, an welchen akademische Grade erteilt werden; die theologische Accademia Pontificia dei Nobili ecclesiastici, endlich 17 sonstige dem päpstlichen Stuhl unterstehende Seminare und Kollegien. Unter den Gesellschaften für Kunst und Litteratur sind hervorzuheben: die Reale Accademia di Santa Cecilia, Vereinigung der Musiklehrer, mit musikalischem Lyceum und einer Sammlung von 20,000 Bänden musikalischen Inhalts; die Accademia di San Luca, für die schönen Künste; die Artistica Congregazione dei Virtuosi al Panteon (Versammlungen im Pantheon), 1512 von Raffael gestiftet und aus 16 „Virtuosen von Verdienst“ (9 Architekten, 2 Malern, 4 Bildhauern, einem Graveur) und 14 „einfachen Virtuosen“ (5 Malern, 4 Bildhauern, 5 Architekten) bestehend; die Accademia Tiberina, 1812 gestiftet, für die Übung in Poesie und Prosa (jetzt besonders für Geschichte); die Società universale dei Quiriti, für Wissenschaft, Litteratur und Kunst; die Accademia degli Arcadi, für Poesie (s. Arkadier); die Accademia dei Lincei (s. d.), für Naturwissenschaften; das Deutsche Archäologische Institut (s. d.), auf dem Kapitol; die Académie de France; die Deutsche Künstlergesellschaft (mit einer 4000 Bände zählenden Bibliothek, Kupferstichsammlungen, zugleich geselliger Mittelpunkt für alle Deutschsprechenden); der Internationale Kunstverein, mit permanenter Kunstausstellung, einer Bibliothek und Konversationssälen; die Società filodrammatica, mit Deklamationsschule, etc. Unter den zahlreichen öffentlichen Bibliotheken zeichnen sich aus: die Biblioteca apostolica Vaticana, mit 220,000 Bänden u. 25,600 Manuskripten (s. Vatikan); die Biblioteca Casanatense, im ehemaligen Kloster von Santa Maria sopra Minerva, die reichste nächst der vatikanischen, mit 200,000 Bänden und 2000 Manuskripten; die Biblioteca Angelica, im ehemaligen Kloster Sant’ Agostino, mit 150,000 Bänden und 2000 Manuskripten; die Biblioteca Alexandrina, in der Sapienza, 90,000 Bände; die Biblioteca Lancisiana, im Spital Santo Spirito, hauptsächlich für Medizin, 18,000 Bände stark; die Biblioteca Vallicelliana, neben der Chiesa nuova, mit 27,000 Bänden und 2000 Manuskripten; die Biblioteca Corsini, mit 60,000 Bänden und einer der reichsten Kupferstichsammlungen; die Biblioteca Barberini, mit 100,000 Bänden, mehr als 10,000 Manuskripten und einer Sammlung antiker Münzen; die Biblioteca Chigiana, im Palazzo Chigi, mit 50,000 Bänden und 2000 Manuskripten; die Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts. Der Palazzo Caffarelli (Palast der deutschen Gesandtschaft) enthält auch eine Bibliothek der Deutschen, mit Werken für Unterhaltung, Kunst und Wissenschaft. Aus den Klosterbibliotheken, welche Staatsgut geworden sind, wurde die Biblioteca Vittorio Emmanuele (im Collegio Romano) gebildet, welche 500,000 Bände und 5000 Manuskripte zählt.

Die Theater haben ihre Hauptsaison im Karneval, ferner vor Weihnachten; nach Ostern ist die Saison selten bedeutend. An den kleinern Theatern übernehmen Impresarii die Vorstellungen nur für eine Saison (30–50). Die bedeutendsten sind: das Teatro Tor di Nona, gewöhnlich Apollo genannt, bei Ponte Sant’ Angelo, für Oper und Ballett, ein in Architektur und Dekoration schöner Bau, Rendezvous der römischen Aristokratie; Teatro Argentina und Costanzi, beide für Oper und Ballett; Teatro della Valle, für Schauspiel; Teatro Manzoni, für Oper und Schauspiel; Teatro Metastasio, für Volkskomödie; Teatro Quirino, für Operetten und Komödien; endlich das neuerbaute Nationaltheater für italienische Dramen in der Via nazionale. Wenn außer der Karnevalszeit die Römer der Vergnügungen entbehren müssen, so entschädigt sie dafür der Pomp ihrer reichen religiösen Feste, namentlich die Zeremonien der Karwoche, die freilich, seitdem R. königliche Residenz geworden und der Papst sich als Gefangenen betrachtet, von ihrem Nimbus verloren haben. Das größte weltliche Fest ist das Konstitutionsfest (2. Juni), abends mit prachtvollem Feuerwerk auf der Engelsburg (Girandola).

An Wohlthätigkeitsanstalten ist R. sehr reich. Die Hauptspitäler sind: Santo Spirito in Sassia, das größte, für die innern Krankheiten (hier ist die medizinische Klinik), mit dem das Irrenhaus und das Findelhaus in Verbindung stehen; San Giovanni in Laterano, für Frauen; San Giacomo in Augusta, mit der chirurgischen Klinik; Santa Maria della Consolazione, mit chirurgischen Operationssälen; San Gallicano, für Hautkrankheiten; San Rocco, mit geburtshilflicher Klinik. Nebenspitäler sind: Santa Trinità de’ Pellegrini, für Rekonvaleszenten, zugleich Hospiz für Pilger; San Michele, für invalide Männer und Frauen, zugleich für Knaben und Mädchen (mit Handwerkerschule) u. a. Ferner besitzt R. eine Taubstummen- und eine Blindenanstalt, mehrere Privatspitäler, 5 Waisenhäuser, 2 Versorgungsanstalten, ein unentgeltliches Leihhaus und eine große Anzahl andrer Wohlthätigkeitsanstalten und Bruderschaften. – R. ist Residenz des Königs von Italien, Sitz der Volksvertretung, des Staatsrats, der Ministerien, des Rechnungshofs, eines Generalkommandos, einer Präfektur, einer Quästur, einer Finanzintendanz, einer Postdirektion, eines Kassationshofs, eines Appell- und Assisenhofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Handelstribunals, einer Handels- und Gewerbekammer, der städtischen Behörden etc. Zugleich ist R. Sitz des Papstes, des Kardinalkollegiums, der päpstlichen Behörden und Anstalten, der Gesandtschaften beim Königreich Italien und beim päpstlichen Stuhl sowie mehrerer Konsuln (darunter auch eines deutschen). Der Papst hat zufolge des Gesetzes vom 13. Mai 1871 die steuerfreie Nutznießung der Paläste Vatikan und Lateran und der Villa Castel Gandolfo, welche Örtlichkeiten der Jurisdiktion des Staats nicht unterworfen sind. Das neue Wappen von R. (seit 1888) führt in dem bekrönten Schilde die Buchstaben S. P. Q. R. mit dem Stern Italiens (s. Abbild., S. 904).

[Umgebung.] Die zahlreichen Villen der Stadt und der nächsten Umgebung bieten die reizendsten Spaziergänge dar. Der beliebteste ist der zu einer öffentlichen Passeggiata für Reiter und Fußgänger eingerichtete, mit Statuen gezierte Monte Pincio, welcher eine herrliche Aussicht über die Stadt darbietet. Neue öffentliche Gärten werden im Viertel Prati di Castello bei der Engelsburg (welcher Stadtteil außerdem verschiedene Vergnügungsorte enthalten wird), auf dem Aventin, auf der Piazza delle Terme, beim botanischen Garten (am Cälius) etc. angelegt. Die weitere Umgebung von R. fällt zum großen Teil mit dem öden, ungesunden Landstrich des Agro Romano oder der Campagna di Roma (s. d.) zusammen. Doch enthält sie auch einzelne genußreichere Partien, wie nordwestlich den Monte Mario mit den Villen Mellini und Madama, letztere das Meisterwerk Raffaelscher Baukunst, nördlich die Vigna di Papa Giulio III. (mit schöner Villa und Gartenanlage), den Sauerbrunnen Acqua acetosa, [912] den Ponte Molle (an der Stelle des Pons Milvius) etc. Weitere Ausflüge bilden namentlich Tivoli und das Sabinergebirge, Frascati und das Albanergebirge.

Geschichte der Stadt Rom seit 476 n. Chr.

Als R. 476 auch nominell aufhörte, Hauptstadt des römischen Reichs zu sein, hatte die Stadt schon viel von ihrem alten Glanz verloren. Zweimal war sie von Barbaren geplündert worden, 410 von Alarich, 455 von den Vandalen; die Einwohnerschaft war beträchtlich vermindert (von 1,340,000 Einw. zur Zeit des Augustus auf 300,000), die antiken Prachtgebäude standen zwar noch, waren aber ihres Schmuckes beraubt, die heidnischen Tempel wurden nicht mehr besucht. R. war eine christliche Stadt geworden, und die einzigen Gebäude, welche neu erbaut wurden, waren Kirchen. Auch unter Odoakers und Theoderichs Herrschaft blieb die äußere Form der Stadtverwaltung bestehen: Senat und Konsuln standen an der Spitze derselben, die Rechte des meist in Ravenna weilenden Königs wahrte ein Präfekt. Theoderich that viel für die Erhaltung der klassischen Bauwerke und der Mauern, ernannte einen eignen Architekten dafür und wies einen Fonds für die Kosten an. Noch dienten Theater und Zirkusse zu Schauspielen und Festen, doch traten Tierjagden an Stelle der Gladiatorenkämpfe. Während des Kriegs der Ostgoten mit Belisar hatte R. zweimal, 537–538 und 547, Belagerungen auszuhalten, während deren viele Bauwerke verwüstet und die Zahl der Einwohner erheblich verringert wurde. Die Bevölkerung zählte noch 50,000 Seelen, als R. 554 wieder mit dem oströmischen Reich vereinigt wurde, und war gänzlich verarmt. Der römische Adel war völlig zu Grunde gegangen. An seine Stelle trat die zahlreiche Priesterschaft, an ihrer Spitze der römische Bischof, der (namentlich Gregor I.) durch seinen Supremat über die abendländische Kirche R. zum Mittelpunkt einer neuen Weltherrschaft machte. Besonders als das übrige Italien dem oströmischen Reich zum größten Teil von den Langobarden entrissen, R. aber, obwohl nur schwach beschützt vom griechischen Exarchen, nicht ihrer Herrschaft unterworfen worden war, machte sich der Papst auch zum obersten weltlichen Machthaber in der Stadt. Als die Päpste durch die Schenkung Pippins und Karls d. Gr. den Kirchenstaat (s. d.) erwarben, ward R. die Hauptstadt desselben, und als 800 Karl d. Gr. sich in R. die Kaiserkrone des alten römischen Reichs aufsetzen ließ, gab R. dem neuen Weltreich wiederum seinen Namen. Schon war es als die Stadt der Apostel und Märtyrer in den Augen der Gläubigen eine heilige Stadt und Ziel zahlreicher Pilgerfahrten. 846 ward der Stadtteil rechts des Tiber von den Sarazenen geplündert, worauf Papst Leo IV. ihn befestigen ließ (Città Leonina). Die Päpste, beim Verfall des fränkischen Reichs des Schutzes der kaiserlichen Macht beraubt, sahen sich gezwungen, dem kriegerischen Feudaladel, welcher auch im Kirchenstaat aufkam, große Macht einzuräumen und den Besitz der Kirche als Lehen zu übertragen, und gerieten bald in schimpfliche Abhängigkeit von demselben, namentlich von den Grafen von Tusculum, aus der sie erst der deutsche König Otto I. befreite, der 962 die römische Kaiserkrone mit der deutschen Königskrone vereinigte. Otto I. selbst, noch mehr sein Enkel Otto III. hatten oft mit dem Übermut und der Unbotmäßigkeit des römischen Adels zu kämpfen; 998 ward die Empörung des Crescentius grausam unterdrückt, aber nach Ottos III. Tod 1002 rissen die Grafen von Tusculum wieder alle Gewalt, namentlich die Besetzung des päpstlichen Stuhls, an sich, und der Adel bildete einen geschlossenen Stand mit einem Senator der Römer an der Spitze, der die Magistratur und die Justiz beherrschte. Die verödeten und verfallenen Bauwerke des Altertums wurden von den Adelsfamilien zu Burgen und Festungstürmen umgebaut, von denen aus sie die Stadt durch ihre Parteifehden und Raubzüge verheerten. Wiederum war es ein deutscher König, Heinrich III., der 1046 auf der Synode zu Sutri R. und das Papsttum von dieser Adelsherrschaft befreite. Durch den Schutz der deutschen Kaisermacht erstarkt, konnte es das Papsttum, von Hildebrand beraten, bereits 1059 wagen, die Papstwahl dem Einfluß des Adels zu entziehen und der römischen Priesterschaft, dem Kardinalskollegium, zu übertragen. Das Volk von R. stand zu den Päpsten und befreite Gregor VII. Weihnachten 1075 aus der Gewalt des Cencius, der als Haupt des erbitterten römischen Adels den Papst unter furchtbaren Mißhandlungen vom Altar weggerissen hatte. Gregor dankte freilich den Römern diese Treue schlecht. Als 1083 der Kaiser Heinrich IV. R. erobert und Gregor in der Engelsburg eingeschlossen hatte, rief dieser die Normannen zu Hilfe, welche 1084 R. aufs furchtbarste verwüsteten und ein großes Blutbad anrichteten. Der ganze südliche Teil der Stadt, das Forum, der Palatin und der Aventin, ging in Flammen auf und wurde nicht wieder aufgebaut. Die Stadt wurde der Schauplatz täglicher blutiger Straßenkämpfe zwischen den Anhängern der Nachfolger Gregors und der Gegenpäpste und verfiel in völlige Anarchie, während welcher der gewaltthätige Adel das elende Volk aufs äußerste bedrückte. Endlich siegte Urban II. mit Hilfe der Familie Pierleone und zog in R. ein. Gelasius I. hatte 1118 wieder arge Mißhandlungen von der kaiserlichen Partei des Adels unter Cencio Frangipani zu erdulden. Frangipani und Pierleoni stritten sich um den herrschenden Einfluß bei den Papstwahlen, und 1130 kam es zur Wahl von zwei Päpsten. Innocenz II. und Anaklet II. (ein Pierlone) bekämpften sich acht Jahre lang.

Im römischen Volk erweckten diese blutigen Wirren den Gedanken, die Stadt R. wieder selbständig und unabhängig zu machen, indem die alte Republik hergestellt werden sollte. 1143 bemächtigte sich das Volk, dem sich der kleinere Adel anschloß, des Kapitols und setzte hier einen neuen Senat ein, dem die Volksgemeinde zur Seite stand. 1145 erschien Arnold von Brescia in R. und proklamierte die Republik. Auch gegen den Hohenstaufen Friedrich I. versuchte der Senat die Unabhängigkeit Roms zu verteidigen, aber das Interdikt, welches Hadrian IV. 1154 über die widerspenstige Stadt verhängte, brach den Widerstand der Bürgerschaft; Arnold wurde vertrieben und später als Ketzer verbrannt. Zwar geriet Friedrich I. später mit den Päpsten in Streit, ließ Gegenpäpste wählen und erstürmte 1167 auch R. Indes 1178 kehrte Alexander III. nach der Unterwerfung des Kaisers zu Venedig (1177) siegreich nach R. zurück, und die weltliche Herrschaft der Päpste ward nun fester begründet. Der große Papst Innocenz III. (1198–1216) beschränkte die Macht des Adels und machte die städtische Behörde zu einem bloßen Organ der päpstlichen Regierung. Während des neuen Kampfes zwischen Kaisertum und Papsttum zur Zeit Friedrichs II. machten die Römer 1234 einen Versuch, ihre Freiheit wiederzuerringen. Sie vertrieben Gregor IX. und erklärten das Patrimonium Petri für Eigentum der Stadt. Indes mit Hilfe des versöhnten Kaisers siegte der Papst, zwang die Römer [913] zur Unterwerfung, zog 1238 wieder in R. ein und brach die Burgen der ihm feindlichen Adelspartei. Als die Päpste während des neuen Kampfes mit dem Kaiser R. wieder verließen, riß der Senator Brancaleone dort die Gewalt an sich und hielt durch grausame Strenge den Adel im Zaum. Er ließ 140 Adelstürme niederreißen, welche zum Teil auf antiken Monumenten erbaut waren, wobei diese zu Grunde gingen. Nach seinem Tod (1258) entstanden wieder heftige Parteikämpfe: die Ghibellinen riefen Manfred von Sizilien zum Senator aus, die Guelfen Karl von Anjou, welcher 1264 durch Prosenatoren vom Kapitol Besitz ergriff und bis 1278 mit Strenge über R. herrschte. Seitdem ernannten die Päpste die Senatoren.

Unter Bonifacius VIII. ward 1300 in R. das erste Jubeljahr gefeiert. Als dieser Papst mit Philipp IV. von Frankreich in Streit geriet, unterlag das Papsttum, und Bonifacius’ Nachfolger Clemens V. verlegte 1309 die Residenz der Päpste nach Avignon. In R. brachen nun von neuem die blutigsten Kämpfe zwischen Adel und Volk aus, die Stadt verödete und verfiel mehr und mehr. Der Traum edler Männer, wie Dantes und Petrarcas, R. könne sich auch ohne die Päpste wieder erheben und die Hauptstadt einer neuen Universalmonarchie werden, erwies sich als unmöglich. Der abenteuerliche Versuch Cola di Rienzis (s. d.) hatte anfangs Erfolg, weil die ideelle Macht des alten Römertums ihn und das Volk einige Zeit mit Begeisterung und reiner Hingebung erfüllte; aber bald scheiterte er an den thatsächlichen Verhältnissen, und Rienzi selbst endete 1354 als weichlicher Tyrann. In den blutigen Parteifehden ward allerdings das Haus Colonna fast vernichtet und die Macht des Feudaladels gebrochen. Der Kardinallegat Albornoz (seit 1357) war daher im stande, mit Hilfe von Söldnern die Ruhe herzustellen, den Fehden ein Ende zu machen und 1362 die Herrschaft des Papstes wieder aufzurichten. 1367 zog Urban V. wieder in R. ein, dessen Einwohnerzahl auf 17,000 herabgesunken war. Das Schisma (1378) verwickelte R. wieder in die Kämpfe zwischen Papst und Gegenpapst. Die Colonna und die Orsini stritten sich um die Gewalt in der Stadt, welche mehreremal von Wladislaw von Neapel erobert und durch die Pest verheert wurde. Endlich ward durch die Wahl Martins V., eines Colonna, zum Papst auf dem Konzil zu Konstanz 1417, welche dem Schisma ein Ende machte, auch in R. Ruhe und Friede wiederhergestellt.

Eine neue Zeit begann jetzt für R., das in die Bewegung der Renaissance mit eintrat und durch die Anziehungskraft seiner antiken Monumente und die Fürsorge der Päpste zum Mittelpunkt derselben wurde. Die Stadt bot allerdings bei Martins V. Rückkehr ein Bild trauriger Verödung dar: nur die Tiberufer waren bewohnt, die engen Straßen waren nicht gepflastert, das Vieh lief wie auf dem Dorf umher, das Kapitol diente Ziegen, das Forum Kühen zum Weideplatz, die Peterskirche drohte einzustürzen. Indes Eugenius’ IV. Legaten Vitelleschi gelang es, die großen Barone in Latium zu unterwerfen und die Autorität des Papstes in R. wiederherstellen, und unter Nikolaus V. begann in R. die Kultur der Renaissance: Baumeister und Maler wurden berufen, die Mauern, Brücken und Brunnen wurden wiederhergestellt, Kirchen restauriert und mit Malereien geschmückt; der Bau des Vatikans begonnen und die vatikanische Bibliothek begründet. Pius II., einer der gebildetsten Humanisten, belegte die Beschädigungen der antiken Monumente mit kirchlichen und weltlichen Strafen. Unter Paul II., welcher die Karnevalszüge von der Piazza Navona nach dem Corso verlegte, wurde der venezianische Palast erbaut und ließen sich die ersten Buchdrucker in R. nieder. Die Humanisten gründeten die Accademia Romana. Besonders Sixtus IV. gestaltete die Stadt durch zahlreiche Bauten (Ponte Sisto, Sixtinische Kapelle und viele Kirchen) und Erweiterung der Straßen um und steigerte den Glanz des päpstlichen Hofs. Unter Alexander VI. (1492–1505) flossen aus der ganzen Christenheit ungeheure Summen nach R. und dienten zur Ausschmückung der Stadt. Bramante baute mehrere seiner herrlichen Paläste, Pinturicchio schmückte den Vatikan mit seinen Malereien, Michelangelo besuchte damals zuerst R. Neben der Pracht und Verschwendung des Vatikans, der päpstlichen Nepoten, der Kirchenfürsten und Barone lebte freilich die Masse des Volkes in Armut und Elend. Unter Julius II. (1503–13), welcher Italien unter dem Papsttum einigen und R. auch zur politischen Hauptstadt Italiens machen wollte, wurde der Bau der neuen Peterskirche nach Bramantes Plänen begonnen, Michelangelo mit der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle beauftragt, 1508 Raffael nach R. berufen und ihm die von Soddoma und Perugino angefangene Ausschmückung der Gemächer des Vatikans, der ein der Größe und Herrlichkeit der Kirche entsprechender Palast werden sollte, übertragen. Am herrlichsten entfaltete sich aber die Blüte der Renaissance unter dem Mediceer Leo X. Neben den Künsten kam auch die Wissenschaft zur Geltung, indem die Sapienza neu organisiert wurde. Die Päpste und Kirchenfürsten begünstigten und trieben selbst klassische Studien, und die Herrschaft über die Kirche und die Christenheit schien bloß deshalb eifersüchtig gewahrt und zur Ausbeutung der Gläubigen benutzt zu werden, damit mit den gewonnenen Reichtümern die heidnische Kunst und Wissenschaft gepflegt und R. zum prachtvollsten Herrschersitz umgeschaffen werde. Die Einwohnerzahl stieg auf 50,000. Die Tribute des gläubigen Abendlandes wurden mitunter in glänzenden Festen verpraßt, daneben aber der Bau der Peterskirche fortgesetzt und der Leitung Raffaels unterstellt, der zugleich zum Oberintendanten der antiken Bauwerke Roms ernannt wurde; auch malte Raffael damals die Loggien des Vatikans. Clemens VII., der zweite Mediceer auf dem päpstlichen Stuhl, setzte Leos Werk fort, ließ das Jüngste Gericht in der Sixtina durch Michelangelo malen, Peruzzi baute unter ihm prächtige Paläste; aber die Einnahme und Plünderung Roms durch das deutsch-spanische Heer 1527 (Sacco di Roma) brachte eine Stockung in die großartige künstlerische Thätigkeit.

Unter Paul III. (1534–49) begann bereits die kirchliche Restauration, um die Hierarchie zum Kampf gegen den Protestantismus zu befähigen, und der Humanismus, das klassische Heidentum, wurde aus R. verbannt. Die Kunst, vor allem soweit sie sich in den Dienst der Kirche begab und diese verherrlichte, wurde aber weiter gepflegt: Michelangelo entwarf die Pläne zu den Palästen des Kapitols und zur Kuppel des Petersdoms, deren Modell 1558 unter Paul IV. vollendet wurde. Aber schon unter Pius V. (1566–72) hatte die streng kirchliche, kulturfeindliche Richtung, die Knechtung des Geistes, den Sieg davongetragen. Pius verbot alle öffentlichen Schauspiele, auch den Besuch der Osterien, führte strenge Sittengesetze ein und handhabte die Inquisition mit unnachsichtiger Härte. In der Architektur trat der Jesuitenstil an die Stelle der Renaissance, die Malerei [914] wurde oberflächlich und geziert. Die Herrschaft der wiederhergestellten Hierarchie lastete auf R. mit einem alles ertötenden Druck. Sixtus V. (1585–1590) suchte zwar seine absolute Gewalt zur materiellen Hebung Roms zu benutzen: er stellte Sicherheit und geordnete Rechtszustände her und entwickelte eine erstaunliche Bauthätigkeit (Acqua Felice, spanische Treppe, vatikanische Bibliothek, Vollendung der Peterskuppel, Quirinal). Gegen die antiken Monumente verfuhr er aber mit rohem Fanatismus. Unter seinen Nachfolgern verewigten sich noch große Künstler in R. durch herrliche Werke, wie Carracci (Fresken im Palast Farnese), Caravaggio, G. Reni, Domenichino, Guercino, Maderna, Bernini u. a.; doch zeigte sich auch bei ihnen schon die Entartung der Kunst. Immerhin blieb R. durch seine Tradition, seine Kunstschätze der Mittelpunkt der bildenden Künste und der Sammelplatz der hervorragendsten Künstler aller Länder. Zugleich aber erlosch im römischen Volk selbst durch den Druck des päpstlichen Despotismus alles freiere, höhere geistige Leben. Alles Vermögen sammelte sich durch die Gunst der Päpste in den Händen einzelner großer Familien oder im Besitz der Toten Hand. Die Großen, die Farnese, Aldobrandini, Borghese, Barberini, Ludovisi, Pamfili, wohnten in herrlichen Palästen und Villen und entwickelten einen schwerfälligen, prunkvollen Luxus. Das Volk versank in dumpfe Trägheit und lebte von den Almosen der Reichen oder der immer zahlreichern Klöster. Die Einwohnerzahl betrug 1656 allerdings schon 120,000 Seelen. Einige Bewegung in das öffentliche Leben der Stadt brachten nur die Fremden, welche besonders im 18. Jahrh. zahlreich nach R. wallfahrten. Unter Clemens XI. (1700–21) begannen die ersten Ausgrabungen auf dem Palatin. Clemens XII. (1730–40) und Benedikt XIV. (1740–58) begannen wieder R. mit Bauten zu schmücken, letzterer vermehrte namentlich die Kunstsammlungen; Clemens XIV. errichtete auf deutsche Anregung (Winckelmanns, welcher 1755–67 in R. war) das Museo Pio Clementino. Im Februar 1798 ward R. von den Franzosen besetzt, nachdem Vatikan und Kapitol infolge des Vertrags von Tolentino der herrlichsten Kunstschätze, die nach Paris geschafft wurden, beraubt worden waren, im September 1799 vor den Neapolitanern geräumt, worauf der Papst (Pius VII.) wieder in R. einzog; aber 1808 rückten Franzosen von neuem in R. ein. Die Stadt wurde mit dem französischen Kaiserreich vereinigt und zur zweiten Hauptstadt desselben und zu deren König 1811 Napoleons I. Sohn erhoben; französische Gesetze wurden eingeführt, die Bettelei abgeschafft und viele Übelstände beseitigt; auch für Ausgrabungen und Sammlungen geschah viel.

Nach der Rückkehr Pius’ VII. (2. Mai 1814) wurden zwar die alten politischen Zustände wiederhergestellt, aber die Kunst gepflegt. R., das damals 165,000 Einw. zählte, sollte ein prächtiger Herrschersitz des Statthalters Christi auf Erden sein, aber dieser Ehre jeden Anspruch auf Selbständigkeit, freie Entwickelung, politische Rechte opfern. Der eiserne Druck der Reaktion unter Gregor XVI. hielt das Volk im Zaum und verhinderte den Ausbruch jeder Bewegung in R. selbst (vgl. Kirchenstaat, S. 775 ff.). Die Reformthätigkeit Pius’ IX. 1847 entfesselte aber den Freiheitsdrang der Römer, welche eine neue Munizipalverfassung erhielten. Nach Rossis Ermordung im November 1848 kam es zu offener Revolution, welche die Errichtung einer Republik und den Anschluß an das geeinte Italien zum Ziel hatte. Nach der Flucht des Papstes wurde 6. Febr. 1849 wirklich die römische Republik proklamiert, aber 3. Juli d. J. nach der Eroberung der Stadt durch die Franzosen gestürzt. Am 12. Juli ward der päpstliche Despotismus wiederhergestellt, und 4. April 1850 zog Pius IX. wieder in R. ein. Zahlreiche Römer wurden verhaftet und zu schweren Kerkerstrafen verurteilt, viele retteten sich in das Ausland; mit der neuerrichteten eignen Armee und der französischen Hilfe hielt die päpstliche Regierung R. in drückender Knechtschaft. Als Italien 1859 wieder zu nationalem Leben erwacht und die Einigung begonnen war, erkor man R. sofort zur Hauptstadt des Reichs, ohne jedoch von ihr Besitz nehmen zu können, da die päpstliche Herrschaft durch die Franzosen geschützt war. Als diese R. im Dezember 1866 infolge der Septemberkonvention räumten, machte Garibaldi im Oktober 1867 einen Versuch, durch einen Freischarenzug R. zu befreien. Die Einwohnerschaft erwartete in fieberhafter Erregung seine Ankunft, um sich zu erheben; aber Garibaldi drang zu langsam vor, französische Truppen landeten wieder in Civitavecchia, und als Garibaldi, nur einen Tagemarsch von R. entfernt, nun umkehrte, ward seine Schar 3. Nov. bei Mentana ereilt und vernichtet. Aber 20. Sept. 1870 zogen, nachdem die Franzosen den Kirchenstaat verlassen, die Italiener unter General Cadorna in R. ein, nachdem die päpstlichen Truppen, um die Gewalt zu konstatieren, kurzen Widerstand geleistet und die Italiener an der Porta Pia Bresche geschossen hatten. Am 31. Dez. besuchte Viktor Emanuel zum erstenmal die Stadt, welche 26. Jan. 1871 offiziell zur Hauptstadt Italiens erklärt wurde. Der König, der seine Residenz im Quirinal aufschlug, die Ministerien u. die Kammern verlegten ihren Sitz nach R., wo zahlreiche Klöster expropriiert wurden, um Raum für die Behörden zu schaffen. Die freisinnigen Gesetze Italiens wurden in R. eingeführt, und so begann auch für R. die moderne Zeit. Der Übergang war freilich auch mit mancherlei Unbequemlichkeiten und Härten verknüpft. Die äußere Physiognomie der Stadt wurde ebenfalls eine andre. Die Regierung Pius’ IX. hatte außer zahlreichen Kirchenrestaurationen auch die antiken Monumente nicht vernachlässigt; die Ausgrabungen der Katakomben auf dem Palatin, an der Via Appia waren eifrig gefördert worden; auch den Anforderungen der Neuzeit hatte man mit Telegraphen, Eisenbahnen, Gasfabriken u. dgl. entgegenkommen müssen. Aber erst der italienische Staat ließ die Ausgrabungen auf dem Palatin und auf dem Forum Romanum mit größern Mitteln und systematisch betreiben und errang große Erfolge. Zugleich wurde die Erweiterung der Stadt planmäßig angeordnet; ganze Viertel, besonders am Bahnhof, erhoben sich mit neuen Gebäuden. Da die neuen Gesetze die Majorate und Fideikommisse der alten Adelsfamilien aufhoben, mußten allerdings bei Erbteilungen manche alte Paläste mit ihren Gärten verkauft werden und fielen der Bauspekulation zum Opfer, so daß prächtige Teile des R. der Renaissance durch langweilige Straßen ersetzt wurden. Auch die Tiberregulierung beseitigte malerische Stadtteile, so daß sich mißbilligende Stimmen über diese neue „Zerstörung Roms“ erhoben. Eine Befestigung durch Forts, die im weiten Umkreis um die Stadt liegen, soll R. vor einem feindlichen Handstreich von der See aus schützen und die Kultivierung der Campagna R. mit einer fruchtbaren Landschaft, statt mit einer Einöde, umgeben.

Vgl. Kleinpaul, R. in Wort u. Bild (Leipz. 1883, 2 Bde.); W. Müller, R., Römer u. Römerinnen (Berl. [915] 1820); Stahr, Ein Jahr in Italien (4. Aufl., Oldenb. 1874, 3 Bde.); Allmers, Römische Schlendertage (6. Aufl., das. 1887); Reber, Die Ruinen Roms (2. Aufl., Leipz. 1877); „Monografia della Città di Roma e della Campagna romana“ (Rom 1881, 2 Bde.); Marchetti, Sulle acque di Roma antiche e moderne (das. 1887); Gsell Fels, R. und die Campagna (in „Meyers Reisebüchern“, 3. Aufl., Leipz. 1887); Gregorovius, Geschichte der Stadt R. im Mittelalter (4. Aufl., Stuttg. 1886 ff., 8 Bde.); Reumont; Geschichte der Stadt R. (Berl. 1867–70, 3 Bde.).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 787788
korrigiert
Indexseite

[787] Rom. Der Umbau und die Erweiterung der Stadt R. ist auf Grund des im J. 1882 festgestellten [788] Planes fortgeschritten. Die projektierten Bauten, von denen für den Staat ein Justizpalast, eine Poliklinik, eine Akademie, ein Militärlazarett und eine Kaserne, für die Stadt zwei Brücken, die Tiberkais, die Fortsetzung der Via Nazionale durch den Corso Vittorio Emanuele, der Umbau des Ghetto, die Kanalisation und die Anlage von Markthallen bestimmt sind, waren etwa zur Hälfte schon vollendet, als finanzielle Schwierigkeiten der weitern Ausführung hindernd in den Weg traten. Die finanziellen Verhältnisse Roms, welche seit der Erhebung der letztern zur Hauptstadt infolge der plötzlich veränderten und gesteigerten Bedürfnisse, aber auch infolge mangelnder Sparsamkeit im städtischen Haushalt keine geordneten waren, sind nämlich in immer größere Verwirrung und schließlich an einen ernsten Wendepunkt geraten. Schon im J. 1881 war ein Gesetz zu dem Zweck, den städtischen Finanzen zu Hilfe zu kommen, erlassen worden. Die für den Umbau und die Erweiterung der Stadt bestimmte Anleihe von 150 Mill. Lire wurde vom Staat unter der Voraussetzung garantiert, daß die Stadt durch Erhöhung ihrer Einnahmen sich in die Lage setze, allen Verbindlichkeiten zu genügen. Auch verpflichtete sich der Staat zu einem Zuschuß von 21/2 Mill. Lire auf 20 Jahre. Die Stadtvertretung wollte aber von Steuererhöhungen nichts wissen, während sich die Ausgaben fortwährend steigerten. Die 150 Mill. wurden bei der herrschenden Mißwirtschaft und den in die Höhe getriebenen Grundpreisen, welche die Kosten der Expropriationen ins Ungemessene steigerten, bald vollständig verausgabt, ohne daß die projektierten Bauten vollendet worden wären. Das bereits seit Jahren im städtischen Haushalt vorhandene Defizit mußte endlich eingestanden werden und zwar für das Jahr 1889/90 mit 6,9 Mill. Lire. Außerdem ergab sich, daß 30 Mill. fehlen, um die notwendigsten Bauarbeiten zu erledigen. Angesichts dieser Sachlage sah sich die Regierung genötigt, die Aufbesserung der Finanzen Roms in die Hand zu nehmen. Durch das Gesetz vom 20. Juli 1890 wurde vor allem die Stadt von der Verpflichtung, aus eignen Mitteln zur Tiberregulierung beizutragen, welche nunmehr dem Staat ganz übertragen wird, entlastet; ferner übernimmt der Staat die Fortsetzung verschiedener andrer öffentlicher Bauten, so des Justizpalastes, der Poliklinik, mehrerer Straßen, Brücken etc. Eine weitere Konzession ist die, daß die Stadt von den gesetzlichen Verpflichtungen zu öffentlicher Wohlthätigkeit entbunden wurde, welche der Staat nunmehr aus den in seine Verwaltung übernommenen römischen opere pie bestreitet. Die Regierung übernimmt weiter die Verwaltung der römischen Verzehrungssteuer und garantiert der Stadt hieraus einen jährlichen Reinertrag von 14 Mill. Lire. Der jährliche Zuschuß von 21/2 Mill. Lire wird auf 60 Jahre ausgedehnt. Die für die dringendsten öffentlichen Bauten benötigten Summen zahlt die Regierung voraus und hält sich dafür an den von der Stadt aufzubringenden Annuitäten schadlos. Durch Ersparungen und Erhöhung einzelner Steuerkategorien endlich soll das Defizit im städtischen Haushalt in Zukunft beseitigt werden. Da die Gemeindevertretung von R. gegen den von der Regierung im Parlament eingebrachten Gesetzentwurf Widerspruch erhoben und ihre Demission gegeben hatte, wurde dieselbe von der Regierung aufgelöst und ein Regierungskommissar an die Spitze der städtischen Verwaltung gestellt. Das Jahr 1889 war auch außer den städtischen finanziellen Verwickelungen für R. in wirtschaftlicher Beziehung ein sehr ungünstiges. Die Kreditverhältnisse gestalteten sich immer schwieriger, Zahlungseinstellungen und Fallimente nahmen in bedenklicher Weise zu, die Lage des Geldmarktes wurde stets prekärer. Den Hauptanteil an diesen Zuständen trug die Überspekulation in Neubauten und Baugründen, weshalb auch namentlich die Kreise der Bauunternehmer von Fallimenten betroffen wurden. Viele angefangene Häuserbauten blieben infolgedessen unvollendet stehen, zahlreiche Arbeiter wurden entlassen und mußten in ihre Heimat zurückkehren. Trotz der Ungunst der Finanzlage der Stadt werden übrigens neue Pläne für große öffentliche Anlagen ernstlich erwogen. Ein Projekt geht dahin, R. zu einem Seehafen zu machen und einen Hafen nahe bei der Basilika San Paolo fuori le mura (an der Via Ostiense) anzulegen, welcher durch einen geradlinigen, ca. 20 km langen, 10 m tiefen, 40–80 m breiten Kanal mit dem Meere bei Castel Fusano verbunden werden soll. Ein mit den städtischen Neubauten in Verbindung stehender Plan ist die Freilegung des herrlichen Palazzo Farnese, von dem bisher nur die Vorderfassade einem Platze zugewendet ist. Für den Entwurf zum Neubau eines Parlaments ist vorläufig eine Konkurrenz ausgeschrieben worden. Dagegen kommt die angeregte Herstellung einer bequemen und übersichtlichen Verbindung der hauptsächlichsten historischen Denkmäler Roms zu einer öffentlichen Passeggiata archeologica aus den besprochenen finanziellen Rücksichten in nächster Zeit nicht zur Ausführung. Auf dem Gebiete des Verkehrswesens ist der bereits im Juli 1888 eröffneten Eisenbahnlinie R.-Solmona, wodurch die Bevölkerung der Abruzzen eine bequeme Verbindung mit der Hauptstadt erhalten hat, dann der in Bau genommenen Lokalbahnen von R. nach Laurento, wo ein Seebade-Etablissement errichtet werden soll, und von R. nach Segni Erwähnung zu thun.

Von dem als Campagna bezeichneten, um die Hauptstadt herum sich ausdehnenden, ca. 200,000 Hektar umfassenden Gebiet (Agro Romano) sind zur Zeit nur 7530 Hektar im nächsten Umkreis von R. eigentlich kultiviert, vorzugsweise mit Wein. Im übrigen herrscht fast ausschließlich Weidewirtschaft vor; nur etwa 1/10 der Fläche wird unter den Pflug genommen und zwar infolge der Konkurrenz des billigen überseeischen Getreides, der Entvölkerung und der hygienischen Übelstände der Campagna von Jahr zu Jahr weniger. Im J. 1887 zählte man in der römischen Campagna 19,355 Rinder und Büffel, 211,924 Schafe, 7500 Pferde, 2600 Esel und Maultiere und 12,600 Ziegen. In der Frage der Kultivierung der Campagna ist bisher nicht viel geschehen. Nachdem schon vor 20 Jahren durch königliches Dekret eine Kommission zum Studium der Frage eingesetzt worden war, kam endlich 1883 ein Gesetz zu stande, welches die Errichtung größerer Wirtschaftsbetriebe, die Viehhaltung und Wiesenkultur, Wege- und Grabenanlagen, Zuleitung von Trinkwasser etc. zum Gegenstand hatte. Für diese Bonifizierung, welche nur für den Umkreis der Stadt bis zu 10 km vorgeschrieben ist, wurden nur 11/2 Mill. Lire ausgeworfen. Auch steht gegenüber dem Widerstand der Grundbesitzer nur das unerwünschte Mittel der Expropriation zu Gebote. Vgl. Sombart, Die römische Campagna (Schmollers „Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen“, Bd. 8, Heft 3, Leipz. 1888).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: beträchtllich