Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lincei“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 797
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Lincei. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 797. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lincei (Version vom 22.11.2023)

[797] Lincei (Accademia dei Lincei, spr. dē-i lintschē-i, d. h. Akademie der Luchsäugigen), Name einer geheimen Verbindung, welche Francesco Cesi 1608 in Rom zur vorurteilsfreien Ausbildung der Mathematik, Physik und Naturgeschichte gründete. Sie zählte mehrere der angesehensten italienischen Gelehrten, z. B. Porta, Galilei, F. Columna u. a., zu ihren Mitgliedern. Den Namen L., nach dem scharfsichtigen Lynkeus, wählten sie, weil sie sich zu ihren Untersuchungen besonders der eben erst erfundenen Vergrößerungs- und Ferngläser bedienten. Um die Mitte des 17. Jahrh. durch die römische Geistlichkeit unterdrückt, erstand die Gesellschaft 1657 in Toscana unter großherzoglichem Schutz als Accademia del Cimento (Akademie des Versuchs) wieder, doch nur für kurze Zeit. Vgl. Carutti, Breve storia dell’ accademia dei Lincei (Rom 1885).


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 583
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[583] Lincei (Accademia dei Lincei). Die 1603 vom Prinzen Federico Cesi in Gemeinschaft mit Francesco Stelluti, Giovanni Eckio und Anastasio de Tiliis in Rom gegründete Akademie erlangte erst nach 1609 Lebenskraft und Ruf und veröffentlichte unter andern auch mehrere Arbeiten von Galilei, wie die über die Sonnenflecke. Die Akademie beschäftigte sich hauptsächlich mit den Experimentalwissenschaften, ohne indes, wie das Statut sagte, die Musen und die Philologie zu vernachlässigen. Nach dem Tode des Prinzen bestand die Akademie noch durch die Bemühungen von Cassiano dal Pozzo, erlosch aber nach Beendigung der Publikation des Tesoro Messicano. Sie trat mehreremal wieder ins Leben, aber erst 1870 nach der Vereinigung Roms mit dem Königreich Italien begann eine neue Blüte. Sie erhielt nun den Namen R. Accademia dei Lincei und wurde in zwei Abteilungen geteilt, die eine für die medizinischen, mathematischen und Naturwissenschaften, die andre für die philosophischen, geschichtlichen und philologischen Wissenschaften. 1878 stiftete der König Humbert zwei Preise von je 10,000 Lire für die besten Arbeiten auf naturwissenschaftlichem oder philosophischem Gebiet. 1883 erkannte die italienische Regierung die Accademia dei Lincei als Akademie der Wissenschaften an und erwarb für sie den Palazzo Corsini, deren bisheriger Besitzer der Akademie seine sehr reichhaltige Bibiothek und seine berühmte Sammlung von Stichen schenkte. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung hat 55 italienische Mitglieder, 55 Korrespondenten und 110 auswärtige Mitglieder, die philosophisch-historische Abteilung hat 45 italienische Mitglieder, 45 Korrespondenten und 45 ausländische Mitglieder. Die Bibliothek besitzt in der Sektion Lincea 28,000 Bände, in der Sektion Corsini 70,000 Bände, 3000 Manuskripte und 138,000 Stiche.