Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Panthĕon“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 657658
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Panthĕon. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 657–658. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Panth%C4%95on (Version vom 12.11.2024)

[657] Panthĕon (griech.), ursprünglich ein der Verehrung „aller Götter“ geweihter Tempel, dann aber auch Bezeichnung von Gebäuden, die dem Andenken berühmter Männer gewidmet sind. Die berühmtesten Pantheons sind: das ursprünglich zu den Thermen des Agrippa gehörige, unter Augustus 26 v. Chr. umgebaute P. des Agrippa zu Rom, welches durch Papst Bonifacius IV. 609 zur christlichen Kirche Santa Maria la Rotonda geweiht wurde. Der Plan des Gebäudes (s. Tafel „Baukunst V“, Fig. 14–16) besteht in einer gewaltigen runden Cella mit ringsum auflastender Kuppel und einer rechteckigen vorgebauten Halle mit 16 Säulen von ägyptischem Granit. Die Rotunde, ein mit schönem Ziegelwerk bekleideter Gußmörtelbau größten Maßstabes, ist durch 3 Ringgesimse gegliedert; über dem Krönungsgesims erhebt sich ein 2 m hoher Tambour und dann 6 Stufen, die der Kuppel als Streben dienen; die Kuppel zeigt außen nur die Hälfte ihrer innern Höhe und endigt mit einem großen offenen Auge, durch welches allein das Licht einfällt. Das Innere, obschon durch allmähliche Ausplünderung und Wegführung seiner edlen Materialien schwer geschädigt, ist von überwältigender Wirkung. Die Wände werden von 8 Nischen durchbrochen. Von [658] der alten Pracht zeugen noch die 14 herrlichen korinthischen Säulen. Das P. enthält unter anderm die Gräber Raffaels und des ersten Königs des geeinigten Italien, Viktor Emanuel; des letztern Grabdenkmal wurde 9. Jan. 1887 daselbst enthüllt. Vgl. Adler, Das P. zu Rom (Berl. 1872). Ferner das P. des Hadrian zu Athen, auf 120 Marmorsäulen ruhend, in der Hadriansstadt, von Hadrian erbaut und zum Olympieion gehörig (s. Athen, S. 998); das P. zu Paris, ursprünglich als Kirche der heil. Genoveva gedacht und mit auf dieselbe bezüglichen Gemälden geschmückt, jetzt zugleich dem Kultus berühmter Franzosen dienend, mit den Grabmälern und Gräbern von Voltaire, Rousseau, Victor Hugo, Soufflot, dem Erbauer desselben, und andern großen Männern (s. Paris, S. 721).