Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Arkadĭer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 823
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Arkadĭer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 823. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Arkad%C4%ADer (Version vom 18.06.2023)

[823] Arkadĭer (arkadische Akademie, Accademia degli Arcadi), poetisch-litterar. Gesellschaft zu Rom, 1690 von dem Dichter Crescimbeni und dem Rechtsgelehrten Gravina zur Zurückführung des verderbten dichterischen Geschmacks zur Einfachheit und Natur gegründet. Sie hatte Gesetze nach dem Muster der altrömischen zwölf Tafeln und führte die mit einem Lorbeer- und Fichtenzweig umwundene Syrinx (Hirtenflöte) im Wappen. Nur Dichter und Dichterinnen wurden als Mitglieder aufgenommen und führten als solche altgriechische Schäfernamen (Goethe, der 1788 Mitglied wurde, erhielt den Namen „Megalio“). Die Gesellschaft hielt jährlich sieben Hauptversammlungen; ihre Ära war die Olympiadenrechnung; die Olympischen Spiele wurden alle vier Jahre als litterarisches Fest gefeiert, wobei zugleich die neue Präsidentenwahl stattfand. Diese arkadische Akademie, welche bald an vielen Orten (zu Bologna, Ferrara, Siena, Pisa, Venedig etc.) Töchteranstalten hatte, und zu der früher die angesehensten Litteraten Italiens gehörten, hat in der ersten Periode ihres Bestehens auf die italienische Litteratur sehr wohlthätig eingewirkt. Später ward sie eine Adelskoterie, wo Rang und Geburt als Haupterfordernisse zur Aufnahme galten, die Beschäftigung mit der Litteratur aber als noble Spielerei betrieben wurde. Sie besteht übrigens noch jetzt und gibt eine Monatsschrift, das „Giornale arcadico“, heraus. Ihre festlichen Sitzungen finden auf dem Kapitol, während des Sommers auch am Janiculus im Parrhasischen Hain statt.