Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren/Zehntes Capitel

Neuntes Capitel Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren (1877)
von Charles Darwin
Elftes Capitel


[218]
Zehntes Capitel.
Haß und Zorn.
Haß. — Wuth. — Wirkungen derselben auf den Körper. — Entblößung der Zähne. — Wuth bei Geisteskranken. — Zorn und Indignation. — Wie dieselben von verschiedenen Menschenrassen ausgedrückt werden. — Hohn und herausfordernder Trotz. — Das Entblößen des Eckzahns auf einer Seite des Gesichts.

Wenn wir von einem Menschen irgend eine absichtliche Beleidigung erlitten haben, oder sie erleiden zu sollen erwarten, oder wenn er uns in irgend welcher Weise anstößig ist, so haben wir ihn nicht gern, und diese Abneigung verschärft sich leicht zu Haß. Wenn derartige Empfindungen nur in einem mäßigen Grade gefühlt werden, so werden sie durch keine Bewegung des Körpers oder der Gesichtszüge deutlich ausgedrückt mit Ausnahme vielleicht einer gewissen Würde des Benehmens oder durch etwas üble Laune. Es können indessen nur wenig Individuen lange über eine verhaßte Person nachdenken, ohne Indignation oder Wuth zu empfinden und Zeichen derselben darzubieten. Ist aber die anstößige Person vollkommen ohne Bedeutung, so empfinden wir einfach Geringschätzung oder Verachtung. Ist dieselbe auf der andern Seite allmächtig, dann geht der Haß in äußerste Angst über, so z. B. wenn ein Sclave an einen grausamen Herrn oder ein Wilder an eine blutdürstige bösartige Gottheit denkt.[1] Die meisten unserer Gemüthsbewegungen sind so innig mit ihren Ausdrucksformen verbunden, daß sie kaum existiren, wenn der Körper passiv bleibt, — es hängt nämlich die Natur der Ausdrucksform zum hauptsächlichsten Theile von der Natur der Handlungen ab, welche unter diesen besondern Seelenzuständen gewohnheitsgemäß ausgeführt [219] worden sind. Es kann z. B. ein Mensch wissen, daß sein Leben in der äußersten Gefahr schwebt und kann heftig wünschen, es zu retten, und doch, wie es Ludwig XVI. that, als er von einer wüthenden Volksmenge umgeben wurde, sagen: „Fürchte ich mich? Fühlt meinen Puls!“ So kann auch ein Mensch einen andern intensiv hassen. So lange aber sein Körperbau noch nicht afficirt ist, kann man nicht von ihm sagen, daß er wüthend sei.

Wuth. — Ich habe bereits Gelegenheit gehabt, von dieser Gemüthsbewegung im dritten Capitel zu handeln, als ich den directen Einfluß des gereizten Sensoriums auf den Körper in Verbindung mit den Wirkungen gewohnheitsgemäß associirter Handlungen erörterte. Wuth stellt sich in den verschiedenartigsten Weisen dar. Immer ist das Herz und die Circulation afficirt; das Gesicht wird roth oder purpurn, wobei die Venen an der Stirn und am Halse ausgedehnt werden. Das Erröthen der Haut ist bei den kupferfarbigen Indianern von Süd-America[2] und selbst, wie man sagt, an den weißen Narben, den Rückständen alter Wunden, bei Negern beobachtet worden.[3] Auch Affen werden roth aus Leidenschaft. Bei einem meiner eignen Kinder beobachtete ich, als es noch nicht vier Monate alt war, wiederholt, daß das erste Symptom eines sich nähernden leidenschaftlichen Anfalls das Einströmen des Blutes in seine nackte Kopfhaut war. Auf der andern Seite wird die Thätigkeit des Herzens zuweilen durch große Wuth so stark gehemmt, daß das Gesicht bleich oder livid wird,[4] und nicht wenige an einer Herzkrankheit leidende Menschen sind unter dieser mächtigen Gemüthserregung todt niedergefallen.

Das Athemholen ist gleicherweise afficirt. Die Brust hebt sich schwer und die erweiterten Nasenlöcher zittern.[5] So schreibt Tennyson: [220] „Scharfe Athemzüge des Zorns bliesen ihre zauberisch-schönen Nasenlöcher auf.“ Es sind daher derartige Ausdrücke entstanden wie „Rache schnauben“ und „vor Zorn glühen“.[6]

Das gereizte Gehirn gibt den Muskeln Kraft und gleichzeitig dem Willen Energie. Der Körper wird gewöhnlich aufrecht gehalten, bereit zur augenblicklichen Handlung, zuweilen aber auch nach vorn gebeugt gegen die anstößige Person hin, wobei die Gliedmaßen mehr oder weniger steif sind. Der Mund wird gewöhnlich mit Festigkeit geschlossen, um den festen Entschluß auszudrücken, und die Zähne werden fest aufeinander geschlossen oder sie knirschen. Derartige Geberden wie das Erheben der Arme mit geballten Fäusten, als wollte man den Beleidiger schlagen, sind sehr häufig. Wenig Menschen in großer Leidenschaft und wenn sie Jemand sagen, daß er fortgehen solle, können dem Triebe widerstehen, derartige Geberden zu machen, als beabsichtigten sie, den andern zu schlagen oder heftig hinwegzutreiben. Die Begierde, zu schlagen, wird in der That häufig so unerträglich stark, daß unbelebte Gegenstände geschlagen oder auf den Boden geschleudert werden; die Geberden werden aber häufig vollständig zwecklos oder wahnsinnig. Junge Kinder wälzen sich, wenn sie in heftiger Wuth sind, auf dem Boden, auf dem Rücken oder Bauche liegend, schreien, stoßen, kratzen oder beißen Alles, was nur in ihr Bereich kommt. Dasselbe ist, wie ich von Mr. Scott höre, bei Hindu-Kindern der Fall und, wie wir gesehen haben, auch bei den Jungen der anthropomorphen Affen.

Das Muskelsystem wird aber auch häufig in einer vollständig verschiedenen Art afficirt. Denn eine häufige Folge äußerster Wuth ist das Zittern. Die gelähmten Lippen weigern sich dann, dem Willen zu gehorchen „und die Stimme erstickt in der Kehle“,[7] oder sie wird [221] laut, barsch und unharmonisch. Wird dabei viel und sehr schnell gesprochen, so schäumt der Mund. Das Haar sträubt sich zuweilen; ich werde aber auf diesen Gegenstand in einem andern Capitel zurückkommen, wenn ich die gemischten Gemüthserregungen der Wuth und der äußersten Furcht behandeln werde. In den meisten Fällen ist ein stark markirtes Stirnrunzeln wahrnehmbar; denn dies ist regelmäßig eine Folge des Gefühls, daß irgend etwas nicht gefällt oder schwer zu beseitigen ist in Verbindung mit einer Concentration des Geistes. Zuweilen aber bleiben die Augenbrauen, anstatt bedeutend zusammengezogen und gesenkt zu werden, glatt, und die starrenden Augen werden weit offen gehalten. Die Augen sind immer glänzend oder können, wie Homer es ausdrückt, feurig strahlen. Sie sind zuweilen mit Blut unterlaufen und man sagt: sie ragen aus ihren Höhlen hervor — ohne Zweifel das Resultat davon, daß der Kopf mit Blut überfüllt ist, wie sich aus der Ausdehnung der Venen ergibt. Der Angabe Gratiolet's zufolge[8] sind die Pupillen immer in der Wuth zusammengezogen, und ich höre von Dr. Crichton Browne, daß dies in den wüthenden Delirien der Hirnhautentzündung der Fall ist; die Bewegungen der Regenbogenhaut unter dem Einflusse der verschiedenen Gemüthsbewegungen ist aber ein sehr dunkler Gegenstand.

Shakespeare faßt die hauptsächlichsten characteristischen Zeichen wie folgt zusammen:

„Im Frieden kann so wohl nichts einen Mann
Als Demuth und bescheidne Sitte kleiden;
Doch bläst des Krieges Wetter euch in's Ohr,
Dann ahmt dem Tiger nach in seinem Thun;
Spannt eure Sehnen, ruft das Blut herbei!
Entstellt die liebliche Natur mit Wuth!
Dann leiht dem Auge einen Schreckensblick;
Nun knirscht die Zähne, schwellt die Nüstern auf,
Den Athem hemmt, spannt alle Lebensgeister
Zur vollen Höh' — auf, Englische von Adel!
Heinrich V., Act 3, Scene I.

Die Lippen werden zuweilen während der Wuth in einer Art und Weise vorgestreckt, deren Bedeutung ich nicht verstehe, wenn es nicht von unserer Abstammung von irgend einem affenartigen Thiere herrührt. Beispiele hierfür sind nicht bloß bei Europäern beobachtet worden, sondern auch bei Australiern und Hindus. Indessen werden [222] die Lippen viel häufiger zurückgezogen, wodurch die grinsenden und aufeinander gebissenen Zähne gezeigt werden. Dies ist beinahe von Jedem bemerkt worden, welcher über den Ausdruck geschrieben hat.[9] Die Erscheinung ist die, als würden die Zähne entblößt, um zum Ergreifen oder zum Zerreißen eines Feindes bereit zu sein, wenn auch gar keine Absicht, in dieser Weise zu handeln, vorhanden sein mag. Mr. Dyson Lacy hat diesen grinsenden Ausdruck bei den Australiern beobachtet, wenn sie sich zanken, und dasselbe hat Gaika bei den Kaffern von Süd-Africa gesehen. Wo Dickens[10] von einem verruchten Mörder spricht, der soeben gefangen worden war und von einer wüthenden Volksmenge umgeben wurde, schildert er das Volk als „einer hinter dem andern aufspringend, die Zähne fletschend und sich wie wilde Thiere benehmend“. Jedermann, der viel mit kleinen Kindern zu thun gehabt, muß gesehen haben, wie natürlich es bei ihnen ist, wenn sie in Leidenschaft sind, zu beißen. Es scheint bei ihnen so instinctiv zu sein wie bei jungen Krokodilen, weiche mit ihren kleinen Kinnladen schnappen, sobald sie aus dem Ei ausgekrochen sind.

Ein grinsender Ausdruck und das Aufwerfen der Lippen scheint zuweilen zusammen zu gehen. Ein sorgfältiger Beobachter sagt, daß er viele Beispiele von intensivem Haß (welcher kaum von einer mehr oder weniger unterdrückten Wuth unterschieden werden kann) bei Orientalen und einmal bei einer alten englischen Frau gesehen habe. In allen diesen Fällen „war ein Grinsen, nicht bloß ein mürrisches Dareinsehen, vorhanden, die Lippen verlängerten sich, die Wangen rückten gewissermaßen herunter, die Augen wurden halb geschlossen, während die Augenbrauen vollkommen ruhig blieben“.[11]

[223] Dieses Zurückziehen der Lippen und Entblößen der Zähne während der Paroxysmen der Wuth, als sollte der Beleidiger gebissen werden, ist in Anbetracht dessen, wie selten die Zähne vom Menschen beim Kämpfen gebraucht werden, so merkwürdig, daß ich mich bei Dr. Crichton Browne erkundigte, ob diese Gewohnheit bei den Geisteskranken, deren Leidenschaften nicht gezügelt werden, gewöhnlich sei. Er theilt mir mit, daß er es wiederholt sowohl bei Geisteskranken als Blödsinnigen beobachtet habe, und gibt mir noch die folgenden Erläuterungen — :

Kurz zuvor, ehe er meinen Brief empfieng, war er Zeuge eines nicht zu beherrschenden Ausbruchs von Zorn und eingebildeter Eifersucht bei einer geisteskranken Dame. Zuerst überhäufte sie ihren Mann mit Vorwürfen, und während sie dies that, schäumte sie am Munde. Zunächst näherte sie sich dann ihrem Manne dicht mit zusammengedrückten Lippen und einem giftig aussehenden Stirnrunzeln. Dann zog sie ihre Lippen zurück, besonders die Winkel der Oberlippe und zeigte ihre Zähne, wobei sie gleichzeitig einen heftigen Streich nach ihm ausführte. Ein zweiter Fall betraf einen alten Soldaten, welcher, wenn er aufgefordert wird, sich den Regeln der Anstalt zu fügen, seiner Unzufriedenheit, die schließlich in Wuth ausgeht, Luft macht. Er beginnt gewöhnlich damit, daß er Dr. Browne frägt, ob er sich nicht schäme, ihn in einer solchen Art und Weise zu behandeln. Dann schwört und flucht er, schreitet auf und ab, wirft seine Arme wild umher und bedroht Jeden, der in seine Nähe kommt. Endlich wenn seine Aufregung auf den Höhepunkt kommt, fährt er mit einer eigenthümlichen seitwärtigen Bewegung auf Dr. Browne los, schüttelt seine geballte Faust vor ihm und droht ihm mit dem Untergange. Dann kann man sehen, wie seine Oberlippe erhoben wird, besonders an den Winkeln, so daß seine großen Eckzähne sichtbar werden. Er stößt seine Flüche durch seine aufeinander gepreßten Zähne durch und sein ganzer Ausdruck nimmt den Character äußerster Wildheit an. Eine ähnliche Beschreibung findet auch auf einen andern Mann Anwendung mit Ausnahme, daß dieser gewöhnlich mit dem Munde schäumt und spuckt, tanzt und in einer fremdartigen rapiden Art und Weise umher springt, wobei er seine Verwünschungen in einer schrillen Fistelstimme ausstößt.

Dr. Browne theilt mir auch einen Fall von einem epileptischen Blödsinnigen mit, welcher unabhängiger Bewegungen unfähig ist und [224] den ganzen Tag mit einigem Spielzeug zubringt. Sein Temperament ist indessen mürrisch und wird leicht zur Heftigkeit aufgeregt. Wenn irgend Jemand seine Spielsachen berührt, so hebt er seinen Kopf langsam aus seiner gewöhnlich herabhängenden Stellung und fixirt seine Augen auf den Beleidiger mit einem trägen, aber doch zornigen mürrischen Blicke. Wird die ärgernde Veranlassung wiederholt, so zieht er seine dicken Lippen zurück, entblößt eine vorstehende Reihe häßlicher Zähne (unter denen die großen Eckzähne besonders bemerkbar sind) und führt dann einen schnellen heftigen Schlag mit seiner offenen Hand nach der beleidigenden Person aus. Die Schnelligkeit dieses Griffes ist, wie Dr. Browne bemerkt, bei einem gewöhnlich so torpiden Wesen merkwürdig, da dieser Mensch ungefähr fünfzehn Secunden braucht, wenn er durch irgend ein Geräusch aufmerksam gemacht wird, seinen Kopf von einer Seite zur andern zu drehen. Wenn ihm in diesem wüthenden Zustande ein Taschentuch, ein Buch oder irgend ein anderer Gegenstand in seine Hände gegeben wird, so zieht er ihn nach seinem Munde und beißt ihn. Auch Mr. Nicol hat mir zwei Fälle geisteskranker Personen beschrieben, deren Lippen während der Wuthanfälle zurückgezogen wurden.

Dr. Maudsley frägt, nachdem er verschiedene fremdartige thierähnliche Züge bei Blödsinnigen einzeln geschildert hat, ob dies nicht eine Folge des Wiedererscheinens primitiver Instincte sei — „ein schwaches Echo aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit, Zeugen einer Verwandtschaft,[WS 1] welche der Mensch beinahe verwachsen hat.“ So wie jedes menschliche Gehirn im Laufe seiner Entwickelung dieselben Zustände durchläuft, wie diejenigen, welche bei den niedern Wirbelthierclassen auftreten, und da das Gehirn eines Blödsinnigen sich in einem gehemmten Entwicklungszustande befindet, so können wir, fügt er hinzu, vermuthen, daß es „seine ursprünglichen Functionen offenbaren wird, aber keine von den höhern Functionen“. Dr. Maudsley meint, daß dieselbe Ansicht auch auf das Gehirn in seinem degenerirten Zustande bei manchen geisteskranken Patienten ausgedehnt werden dürfe, und fragt: „Woher kommt das wilde Fletschen, die Neigung zur Zerstörung, die obscöne Sprache, das wilde Heulen, die anstößigen Gewohnheiten, welche manche geisteskranke Patienten darbieten? Warum sollte ein menschliches, seiner Vernunft beraubtes Wesen jemals im Character so thierisch werden, wie es bei manchen der Fall ist, wenn es nicht in seinem Innern diese [225] thierische Natur besäße?“[12] Allem Anscheine nach muß diese Frage bejahend beantwortet werden.


Zorn und Indignation. — Diese beiden Seelenzustände weichen von der Wuth nur dem Grade nach ab, und es besteht auch kein scharf ausgesprochener Unterschied in ihren characteristischen Zeichen. Im Zustande mäßigen Zornes ist die Thätigkeit des Herzens ein wenig vermehrt, die Farbe ist erhöht und die Augen werden glänzend. Auch die Respiration ist ein wenig beschleunigt, und da sämmtliche dieser Function dienende Muskeln in Association handeln, so werden die Nasenflügel etwas erhoben, um der Luft einen freien Einzug zu gestatten, und dies ist ein äußerst characteristisches Zeichen für die Indignation. Der Mund wird gewöhnlich zusammengedrückt und beinahe immer findet sich ein Stirnrunzeln an den Augenbrauen. Anstatt der wahnsinnigen Geberde der äußersten Wuth wirft sich ein indignirter Mensch unbewußt in eine Stellung, bereit zum Angriffe oder zum Niederschlagen seines Gegners, den er vielleicht vom Kopf bis zu den Füßen mit trotziger Herausforderung abmißt. Er trägt seinen Kopf aufrecht, seine Brust ordentlich gehoben und die Füße fest auf den Boden gestellt. Er hält seine Arme in verschiedenen Stellungen, einen oder beide Ellenbogen eingestemmt oder mit den Armen starr an den beiden Seiten herabhängend. Bei Europäern werden die Fäuste gewöhnlich geballt.[13] Die Abbildungen Fig. 1 und 2 auf Tafel VI. sind ziemlich gute Darstellungen von Leuten, die Indignation simuliren. Es kann ja auch ein Jeder in einem Spiegel sehen, wenn er sich lebhaft einbildet, daß er insultirt worden ist und in einem zornigen Tone seiner Stimme eine Erklärung verlangt. Er wird sich dann plötzlich und unbewußt in irgend eine derartige Stellung werfen.

Wuth, Zorn und Indignation werden in nahezu derselben Art und Weise über die ganze Erde ausgedrückt. Die folgenden Beschreibungen dürften der Mittheilung werth sein, da sie Zeugnis hiervon [226] ablegen und da sie einige der vorstehenden Bemerkungen erläutern. Eine Ausnahme besteht indeß in Bezug auf das Ballen der Fäuste, welches hauptsächlich auf Menschen beschränkt zu sein scheint, die mit ihren Fäusten kämpfen. Bei den Australiern hat nur einer meiner Correspondenten die Fäuste ballen gesehen. Alle stimmen darin überein, daß der Körper aufrecht gehalten wird, und mit zwei Ausnahmen geben sie sämmtlich an, daß die Augenbrauen schwer zusammengezogen werden. Einige von ihnen deuten den fest zusammengedrückten Mund an, die ausgehnten Nasenlöcher und die blitzenden Augen. Der Angabe des Mr. Taplin zufolge wird Wuth bei den Australiern dadurch ausgedrückt, daß die Lippen vorgestreckt und die Augen weit geöffnet werden, und, wenn Frauen in Wuth sind, daß sie umhertanzen und Staub in die Luft werfen. Ein anderer Beobachter erzählt von den Eingebornen, daß, wenn sie in Wuth gerathen, sie ihre Arme wild umherwerfen.

Ähnliche Berichte, ausgenommen über das Ballen der Fäuste, habe ich in Beziehung auf die Malayen der Halbinsel Malacca, die Abyssinier und die Eingebornen von Süd-Africa erhalten. Dasselbe gilt für die Dakota-Indianer von Nord-America; nach Mr. Matthews halten sie dann ihren Kopf aufrecht, runzeln ihre Stirn und gehen oft mit lang ausgezogenen Schritten davon. Mr. Bridges gibt an, daß die Feuerländer, wenn sie in Wuth gerathen, häufig auf den Boden stampfen, zerstreut umherlaufen, manchmal weinen und blaß werden. Mr. Stack beobachtete einen Neu-Seeländer Mann, der sich mit einer Frau zankte, und machte in seinem Tagebuche die folgende Bemerkung: „Augen erweitert, Körper heftig nach rückwärts und vorwärts geworfen, Kopf vorwärts geneigt, Fäuste geballt, bald hinter den Kopf rückwärts geworfen, bald einander vor das Gesicht gehalten.“ Mr. Swinhoe sagt, daß meine Beschreibung mit dem übereinstimmt, was er bei den Chinesen gesehen hat, ausgenommen, daß ein zorniger Mann allgemein seinen Körper nach seinem Gegner hinneigt, auf ihn hinzeigt und eine Fluth von Schimpfen über ihn ergießt.

Was endlich die Eingebornen von Indien betrifft, so hat mir Mr. J. Scott eine ausführliche Beschreibung ihrer Geberden und Ausdrucksweisen, wenn sie in Wuth sind, geschickt. Zwei Bengalesen, welche niedrigen Kasten angehörten, zankten sich um ein Darlehen. Zuerst waren sie ruhig, wurden aber bald wüthend und ergossen nun [227] die stärksten Schimpfreden über ihre gegenseitigen Verwandten und Urahnen für viele Generationen zurück. Ihre Geberden waren von denen der Europäer sehr verschieden; denn obschon ihre Brustkasten ausgedehnt und ihre Schultern straff gehalten wurden, so blieben ihre Arme doch steif herabhängend, wobei die Ellenbogen nach innen gewendet und die Hände abwechselnd fest geschlossen und geöffnet wurden. Ihre Schultern wurden häufig hoch in die Höhe gehoben und dann wieder gesenkt. Sie blickten von unten unter ihren gesenkten und stark gerunzelten Brauen wild aufeinander und ihre vorgestreckten Lippen wurden fest geschlossen. Sie näherten sich einander mit vorgestrecktem Kopfe und Halse und stießen, kratzten und faßten einander. Dieses Vorstrecken des Kopfes und Körpers scheint bei den in Wuth Gerathenen eine sehr häufige Geberde zu sein. Ich habe es bei heruntergekommenen englischen Frauen bemerkt, wenn sie sich heftig auf den Straßen zankten. In derartigen Fällen läßt sich annehmen, daß keine der beiden Parteien erwartet, von der andern einen Streich zu empfangen.

Ein Bengalese, der in dem botanischen Garten beschäftigt war, wurde in Gegenwart Mr. Scott's von dem eingebornen Aufseher beschuldigt, eine werthvolle Pflanze gestohlen zu haben. Er hörte schweigend und verächtlich der Anschuldigung zu. Seine Stellung war aufrecht, die Brust ausgedehnt, der Mund geschlossen, die Lippen vorgestreckt, die Augen fest und mit durchdringendem Blicke. Er behauptete dann mit herausforderndem Trotze seine Unschuld mit aufgehobenen und geballten Händen, wobei sein Kopf nach vorn gestreckt, die Augen weit geöffnet und die Augenbrauen erhoben wurden. Mr. Scott hat auch zwei Mechis in Sikhim beobachtet, die über ihren Lohnantheil sich zankten. Sie geriethen sehr bald in eine wüthende Leidenschaft, und dann wurden ihre Körper weniger aufrecht, die Köpfe nach vorn gestreckt. Sie machten einander Grimassen, die Schultern wurden erhoben, die Arme an den Ellenbogen steif nach innen gebogen und die Hände krampfhaft geschlossen, aber nicht eigentlich geballt. Sie näherten und entfernten sich beständig von einander, erhoben häufig ihre Arme, als wenn sie sich schlagen wollten; aber ihre Hände waren offen und kein Streich wurde ausgeführt. Mr. Scott hat ähnliche Beobachtungen auch an den Lepchas gemacht, welche er oft sich zanken gesehen hat, und bemerkt, daß sie ihre Arme steif und beinahe ihrem Körper parallel hielten, wobei die Hände etwas [228] nach hinten gestreckt und zum Theil geschlossen, aber nicht eigentlich geballt wurden.


Hohn, herausfordernder Trotz; Entblößen des Eckzahns auf einer Seite. — Der Ausdruck, den ich jetzt zu beschreiben beabsichtige, weicht nur wenig von dem ab, den ich bereits beschrieben habe, wo die Lippen zurückgezogen und die grinsenden Zähne exponirt werden. Der Unterschied besteht allein darin, daß die Oberlippe in einer derartigen Weise zurückgezogen wird, daß der Eckzahn allein auf einer Seite des Gesichts gezeigt wird; das Gesicht selbst ist allgemein etwas aufgestülpt und halb von der den Anstoß erregenden Person abgewendet. Die andern Zeichen der Wuth sind nicht nothwendigerweise vorhanden. Dieser Ausdruck kann gelegentlich an einer Person beobachtet werden, welche einer andern Hohn bietet oder sie trotzend herausfordert, obschon kein wirklicher Zorn dabei ist, so z. B. wenn irgend Jemand scherzhafterweise irgend eines Fehlers bezichtigt wird und antwortet: „Ich biete der Beschuldigung Trotz.“ Die Ausdrucksform ist keine gewöhnliche; doch habe ich gesehen, wie eine Dame dieselbe mit vollkommener Deutlichkeit darbot, welche von einer andern Person gehänselt wurde. Schon im Jahre 1746 hat sie Parsons unter Beifügung eines Kupferstiches geschildert, der den einen unbedeckten Eckzahn der einen Seite zeigt.[14] Mr. Rejlander frug mich, ohne daß ich irgend welche Andeutung in Bezug auf den Gegenstand gegeben hatte, ob ich jemals diese Ausdrucksform beobachtet hätte, und sagte mir, daß sie ihm sehr aufgefallen sei. Er hat für mich eine Dame photographirt (Tafel IV, Fig. 1), welche zuweilen unabsichtlich den Eckzahn der einen Seite zeigt und welche dies mit ungewöhnlicher Deutlichkeit willkürlich thun kann.

Tab. IV

Der Ausdruck eines halb scherzhaften Hohns geht allmälich in den großer Wildheit über, wenn in Verbindung mit stark gerunzelten Augenbrauen und wildem Blicke der Eckzahn exponirt wird. Ein bengalischer Knabe wurde in Gegenwart Mr. Scott's irgend einer Unthat bezichtigt. Der Delinquent wagte nicht, seinem Ärger in Worten Luft zu machen; aber er zeigte sich deutlich in seinem Gesichte, zuweilen in einem trotzigen Stirnrunzeln, zuweilen „in einem durchaus hündischen Fletschen“. Wenn sich dies darbot, „wurde der Winkel [229] der Lippe über dem Augenzahne, welcher zufällig in diesem Falle „sehr groß und vorragend war, nach der Seite des Anklägers gehoben, während ein starkes Stirnrunzeln noch in den Brauen zurückblieb“. Sir Ch. Bell gibt an,[15] daß der Schauspieler Cooke den entschiedensten Haß ausdrücken konnte, „wenn er bei einem schrägen Blicke seiner Augen den äußern Theil der Oberlippe in die Höhe zog und einen scharfen Eckzahn zeigte.“

Das Entblößen des Eckzahns ist das Resultat einer doppelten Bewegung. Die Ecke oder der Winkel des Mundes wird ein wenig zurückgezogen und zu gleicher Zeit zieht ein Muskel, welcher parallel und nahe der Nase verläuft, den äußern Theil der Oberlippe hinauf und entblößt den Eckzahn auf dieser Seite des Gesichts. Die Zusammenziehung dieses Muskels ruft eine deutliche Furche auf der Wange hervor und erzeugt starke Falten unter dem Auge, besonders an seinem innern Winkel. Die Handlung ist dieselbe wie die eines fletschenden Hundes, und wenn ein Hund sich zum Kämpfen anschickt, so zieht er oft die Lippe auf einer Seite allein in die Höhe, nämlich auf der seinem Gegner zugewendeten. Das englische Wort sneer (höhnen) ist factisch dasselbe wie snarl (fletschen), welches ursprünglich snar hieß. Das l ist nur „ein Element, welches die Fortdauer der Handlung bezeichnet“.[16]

Ich vermuthe, daß wir eine Spur dieser selben Ausdrucksform in dem sehen, was wir ein höhnisches oder sardonisches Lächeln nennen. Die Lippen werden dann verbunden oder beinahe verbunden gehalten, aber ein Winkel des Mundes wird auf der Seite nach der verhöhnten Person hin zurückgezogen, und dieses Zurückziehen des Mundwinkels bildet einen Theil des wirklichen Verhöhnens. Obgleich manche Personen mehr auf der einen Seite des Gesichts als auf der andern lächeln, so ist es doch nicht leicht einzusehen, warum im Falle einer Verhöhnung das Lächeln, wenn es ein wirkliches ist, so gewöhnlich auf eine Seite beschränkt sein sollte. Ich habe bei diesen Gelegenheiten auch ein leichtes Zucken in dem Muskel bemerkt, welcher den äußern Theil der Oberlippe aufwärts zieht, und wäre [230] diese Bewegung vollständig ausgeführt worden, so würde sie den Eckzahn entblößt und ein leichtes Verhöhnen hervorgebracht haben.

Mr. Bulmer, ein australischer Missionair in einem entfernten Theile von Gipp's-Land, sagt in Beantwortung meiner Fragen über das Entblößen des Eckzahns auf der einen Seite: „Ich finde, daß die Eingebornen bei dem einander Anfletschen mit geschlossenen Zähnen sprechen, wobei die Oberlippe nach einer Seite aufgezogen ist und das Gesicht einen allgemeinen zornigen Ausdruck annimmt. Sie sehen aber die angeredete Person direct an.“ Drei andere Beobachter in Australien, einer in Abyssinien und einer in China beantworteten meine Fragen über diesen Gegenstand bejahend. Da aber der Ausdruck ein seltener ist und sie in keine Einzelnheiten eingehen, so nehme ich Anstand, mich ganz auf sie zu verlassen. Es ist indessen durchaus nicht unwahrscheinlich, daß dieser thierähnliche Ausdruck bei Wilden häufiger ist als bei civilisirten Rassen. Mr. Geach ist ein Beobachter, dem ich völliges Vertrauen schenken kann, und er hat diese Ausdrucksform bei einer Gelegenheit an einem Malayen im Innern von Malacca beobachtet. Mr. S. O. Glenie antwortet: „Wir haben diese Ausdrucksweise bei den Eingebornen von Ceylon beobachtet, aber nicht häufig.“ Endlich hat in Nord-America Dr. Rothrock dieselbe bei einigen wilden Indianern und häufig bei einem Stamme, der an die Atnahs anstößt, gesehen.

Obgleich die Oberlippe sicherlich zuweilen beim Verhöhnen oder herausfordernden Trotz allein auf einer Seite erhoben wird, so weiß ich doch nicht, ob dies immer der Fall ist; denn das Gesicht ist gewöhnlich halb abgewendet und der Ausdruck häufig nur momentan. Da die Bewegung nur auf eine Seite beschränkt ist, so könnte möglicherweise sie keinen wesentlichen Theil der Ausdrucksform bilden, sondern davon abhängen, daß die gehörigen Muskeln unfähig einer Bewegung sind, ausgenommen auf einer Seite. Ich bat vier Personen, es zu versuchen, willkürlich in dieser Weise ihre Muskeln in Thätigkeit zu bringen; zwei konnten den Eckzahn nur auf der linken Seite, eine nur auf der rechten Seite und die vierte weder auf der einen, noch auf der andern entblößen. Nichtsdestoweniger ist es durchaus nicht gewiß, ob dieselben Personen, wenn sie irgend Jemand im Ernst herausgefordert und Trotz geboten hätten, nicht unbewußt ihren Eckzahn auf der Seite entblößt haben würden, welche Seite es auch sei, die dem Beleidiger zugekehrt war. Denn wir haben gesehen, [231] daß manche Personen nicht willkürlich ihre Augenbrauen schräg stellen können und doch augenblicklich in dieser Weise handeln, wenn sie durch eine wirkliche, wenn auch äußerst geringfügige Ursache von Trübsal ergriffen werden. Das Vermögen, willkürlich den Eckzahn auf einer Seite des Gesichts zu entblößen, ist daher häufig gänzlich verloren worden, und dies deutet an, daß es eine selten benutzte und beinahe abortive Handlung ist. Es ist in der That eine überraschende Thatsache, daß der Mensch diese Fähigkeit oder irgend welche Neigung zu ihrer eigentlichen Verwendung überhaupt noch zeigt. Denn Mr. Sutton hat bei unsern nächsten Verwandten, nämlich den Affen, in dem zoologischen Garten niemals eine fletschende Bewegung bemerkt, und er ist positiv sicher darüber, daß die Paviane, trotzdem sie mit großen Eckzähnen versehen sind, dies niemals thun, sondern wenn sie wild sind und sich zum Angriff bereit machen, alle ihre Zähne entblößen. Ob die erwachsenen anthropomorphen Affen, wo beim Männchen die Eckzähne viel größer sind als bei dem Weibchen, wenn sie sich zum Kampfe vorbereiten, ihre Zähne entblößen, ist nicht bekannt.

Die hier betrachtete Ausdrucksweise, mag es der Ausdruck eines scherzhaften Hohns oder eines wilden Fletschens sein, ist eine der merkwürdigsten, welche bei dem Menschen vorkommt. Sie enthüllt seine thierische Abstammung; denn Niemand, selbst wenn er in einem tödtlichen Kampfe mit einem Feinde sich auf dem Boden wälzt und versucht, ihn zu beißen, würde versuchen, seine Eckzähne mehr zu brauchen als seine andern Zähne. Wir dürfen wohl nach unserer Verwandtschaft mit den anthropomorphen Affen glauben, daß unsere männlichen halbmenschlichen Urerzeuger große Eckzähne besaßen, und noch jetzt werden gelegentlich Kinder geboren, bei denen sie sich von ungewöhnlich bedeutender Größe entwickeln mit Zwischenräumen in den einander gegenüberstehenden Kinnladen zu ihrer Aufnahme.[17] Wir können ferner vermuthen, trotzdem wir keine Unterstützung durch Analogien haben, daß unsere halbmenschlichen Urerzeuger ihre Zähne entblößten, wenn sie sich zum Kampfe bereiteten, da wir es immer noch thun, wenn wir wild werden, oder wenn wir einfach irgend Jemanden verhöhnen oder ihm herausfordernden Trotz bieten, ohne irgend welche Absicht, mit unsern Zähnen wirklich Angriffe zu machen.


  1. s. einige Bemerkungen hierüber in Mr. Bain's Buch: The Emotions and the Will. 2. ed. 1865, p. 127.
  2. Rengger, Naturgeschichte der Säugethiere von Paraguay, 1830, S. 3.
  3. Sir Ch. Bell, Anatomy of Expression, p. 96. Andererseits spricht Dr. Burgess (Physiology of Blushing, 1839, p. 31) von dem Rothwerden einer Narbe bei einer Negerin, als sei dies der Natur nach ein Erröthen vor Scham gewesen.
  4. Moreau und Gratiolet haben die Farben des Gesichts unter dem Einflusse intensiver Leidenschaft erörtert; s. die Ausgabe von 1820 von Lavater, Vol. IV, p. 282 und 300, und Gratiolet, De la Physionomie, p. 345.
  5. Sir Ch. Bell, Anatomy of Expression, p. 94, 107, hat diesen Gegenstand ausführlich erörtert. Moreau bemerkt (in der Ausgabe von 1820 von Lavater's Physiognomik, Vol. IV, p. 237), und citirt Portal zur Bestätigung, daß asthmatische Patienten in Folge der gewohnheitsgemäßen Zusammenziehung der die Nasenflügel erhebenden Muskeln permanent erweiterte Nasenlöcher erhalten. Die Erklärung, welche Dr. Piderit (Mimik und Physiognomik, S. 82) von der Erweiterung [220] der Nasenlöcher gibt, um nämlich ein freies Athemholen zu gestatten, während der Mund geschlossen ist und die Zähne fest zusammengebissen sind, scheint auch nicht nahezu so correct zu sein, wie die von Ch. Bell gegebene, welcher dieselbe der Sympathie (d. h. gewohnheitsgemäßen Mitthätigkeit) aller Respirationsmuskeln zuschreibt. Man kann sehen, wie sich die Nasenlöcher eines zornigen Menschen erweitern, obschon sein Mund offen ist.
  6. Mr. Wedgwood, On the Origin of Language, 1866, p. 76. Er bemerkt auch, daß der Laut des harten Athmens „durch die Sylben puff, huff, whiff dargestellt wird, wonach dann ein huff ein Anfall übler Laune ist [im Englischen]“.
  7. Sir Ch. Bell (Anatomy of Expression, p. 95) gibt einige ausgezeichnete Bemerkungen über den Ausdruck der Wuth.
  8. De la Physionomie, 1865, p. 346.
  9. Sir Ch. Bell, Anatomy of Expression, p. 177. Gratiolet sagt (De la Physionomie, p. 369): „les dents se découvrent et imitent symboliquement l'action de déchirer et de mordre.“ Wenn Gratiolet, anstatt den unbestimmten Ausdruck symboliquement zu gebrauchen, gesagt hätte, daß diese Bewegung ein Überbleibsel einer während der Urzeiten erlangten Gewohnheit wäre, als unsere halbmenschlichen Urerzeuger mit ihren Zähnen mit einander kämpften, wie Gorillas und Orangs heutigen Tages, so würde er verständlicher gewesen sein. Dr. Piderit (Mimik und Physiognomik, S. 82) spricht auch von dem Zurückziehen der Oberlippe während der Wuth. In einem Stiche nach einem von Hogarth's wunderbaren Bildern wird die Leidenschaft in der deutlichsten Art und Weise durch die offen starrenden Augen, die gerunzelte Stirn und die exponirten grinsenden Zähne dargestellt.
  10. Oliver Twist, Vol. III, p. 245.
  11. The Spectator, July 11, 1868, p. 819.
  12. Body and Mind, 1870, p. 51—53.
  13. Le Brun bemerkt in seinen bekannten „Conférences sur l'Expression“ (La Physionomie par Lavater, edit. 1820, Vol. IX, p. 268), daß Zorn durch das Ballen der Fäuste dargestellt wird. s. in demselben Sinne Huschke, Mimices et Physiognomices Fragmentum Physiologicum, 1824, p. 20. Auch Sir Ch. Bell, Anatomy of Expression, p. 219.
  14. Transactions Philosoph. Soc., Appendix, 1746, p. 65.
  15. Anatomy of Expression, p. 136. Sir Ch. Bell nennt die Muskeln, welche die Eckzähne entblößen, „die Fletschmuskeln“.
  16. Hensleigh Wedgwood, Dictionary of English Etymology. Vol. III. 1865, p. 240, 243.
  17. Die Abstammung des Menschen, 3. Aufl., Bd. I, S. 51.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Verwandtschsft


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