- Haß. — Wuth. — Wirkungen derselben auf den Körper. — Entblößung der Zähne. — Wuth bei Geisteskranken. — Zorn und Indignation. — Wie dieselben von verschiedenen Menschenrassen ausgedrückt werden. — Hohn und herausfordernder Trotz. — Das Entblößen des Eckzahns auf einer Seite des Gesichts.
Wenn wir von einem Menschen irgend eine absichtliche Beleidigung erlitten haben, oder sie erleiden zu sollen erwarten, oder wenn er uns in irgend welcher Weise anstößig ist, so haben wir ihn nicht gern, und diese Abneigung verschärft sich leicht zu Haß. Wenn derartige Empfindungen nur in einem mäßigen Grade gefühlt werden, so werden sie durch keine Bewegung des Körpers oder der Gesichtszüge deutlich ausgedrückt mit Ausnahme vielleicht einer gewissen Würde des Benehmens oder durch etwas üble Laune. Es können indessen nur wenig Individuen lange über eine verhaßte Person nachdenken, ohne Indignation oder Wuth zu empfinden und Zeichen derselben darzubieten. Ist aber die anstößige Person vollkommen ohne Bedeutung, so empfinden wir einfach Geringschätzung oder Verachtung. Ist dieselbe auf der andern Seite allmächtig, dann geht der Haß in äußerste Angst über, so z. B. wenn ein Sclave an einen grausamen Herrn oder ein Wilder an eine blutdürstige bösartige Gottheit denkt.[1] Die meisten unserer Gemüthsbewegungen sind so innig mit ihren Ausdrucksformen verbunden, daß sie kaum existiren, wenn der Körper passiv bleibt, — es hängt nämlich die Natur der Ausdrucksform zum hauptsächlichsten Theile von der Natur der Handlungen ab, welche unter diesen besondern Seelenzuständen gewohnheitsgemäß ausgeführt
- ↑ s. einige Bemerkungen hierüber in Mr. Bain's Buch: The Emotions and the Will. 2. ed. 1865, p. 127.
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/230&oldid=- (Version vom 31.7.2018)