daß manche Personen nicht willkürlich ihre Augenbrauen schräg stellen können und doch augenblicklich in dieser Weise handeln, wenn sie durch eine wirkliche, wenn auch äußerst geringfügige Ursache von Trübsal ergriffen werden. Das Vermögen, willkürlich den Eckzahn auf einer Seite des Gesichts zu entblößen, ist daher häufig gänzlich verloren worden, und dies deutet an, daß es eine selten benutzte und beinahe abortive Handlung ist. Es ist in der That eine überraschende Thatsache, daß der Mensch diese Fähigkeit oder irgend welche Neigung zu ihrer eigentlichen Verwendung überhaupt noch zeigt. Denn Mr. Sutton hat bei unsern nächsten Verwandten, nämlich den Affen, in dem zoologischen Garten niemals eine fletschende Bewegung bemerkt, und er ist positiv sicher darüber, daß die Paviane, trotzdem sie mit großen Eckzähnen versehen sind, dies niemals thun, sondern wenn sie wild sind und sich zum Angriff bereit machen, alle ihre Zähne entblößen. Ob die erwachsenen anthropomorphen Affen, wo beim Männchen die Eckzähne viel größer sind als bei dem Weibchen, wenn sie sich zum Kampfe vorbereiten, ihre Zähne entblößen, ist nicht bekannt.
Die hier betrachtete Ausdrucksweise, mag es der Ausdruck eines scherzhaften Hohns oder eines wilden Fletschens sein, ist eine der merkwürdigsten, welche bei dem Menschen vorkommt. Sie enthüllt seine thierische Abstammung; denn Niemand, selbst wenn er in einem tödtlichen Kampfe mit einem Feinde sich auf dem Boden wälzt und versucht, ihn zu beißen, würde versuchen, seine Eckzähne mehr zu brauchen als seine andern Zähne. Wir dürfen wohl nach unserer Verwandtschaft mit den anthropomorphen Affen glauben, daß unsere männlichen halbmenschlichen Urerzeuger große Eckzähne besaßen, und noch jetzt werden gelegentlich Kinder geboren, bei denen sie sich von ungewöhnlich bedeutender Größe entwickeln mit Zwischenräumen in den einander gegenüberstehenden Kinnladen zu ihrer Aufnahme.[1] Wir können ferner vermuthen, trotzdem wir keine Unterstützung durch Analogien haben, daß unsere halbmenschlichen Urerzeuger ihre Zähne entblößten, wenn sie sich zum Kampfe bereiteten, da wir es immer noch thun, wenn wir wild werden, oder wenn wir einfach irgend Jemanden verhöhnen oder ihm herausfordernden Trotz bieten, ohne irgend welche Absicht, mit unsern Zähnen wirklich Angriffe zu machen.
- ↑ Die Abstammung des Menschen, 3. Aufl., Bd. I, S. 51.
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/245&oldid=- (Version vom 31.7.2018)