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thierische Natur besäße?“[1] Allem Anscheine nach muß diese Frage bejahend beantwortet werden.


Zorn und Indignation. — Diese beiden Seelenzustände weichen von der Wuth nur dem Grade nach ab, und es besteht auch kein scharf ausgesprochener Unterschied in ihren characteristischen Zeichen. Im Zustande mäßigen Zornes ist die Thätigkeit des Herzens ein wenig vermehrt, die Farbe ist erhöht und die Augen werden glänzend. Auch die Respiration ist ein wenig beschleunigt, und da sämmtliche dieser Function dienende Muskeln in Association handeln, so werden die Nasenflügel etwas erhoben, um der Luft einen freien Einzug zu gestatten, und dies ist ein äußerst characteristisches Zeichen für die Indignation. Der Mund wird gewöhnlich zusammengedrückt und beinahe immer findet sich ein Stirnrunzeln an den Augenbrauen. Anstatt der wahnsinnigen Geberde der äußersten Wuth wirft sich ein indignirter Mensch unbewußt in eine Stellung, bereit zum Angriffe oder zum Niederschlagen seines Gegners, den er vielleicht vom Kopf bis zu den Füßen mit trotziger Herausforderung abmißt. Er trägt seinen Kopf aufrecht, seine Brust ordentlich gehoben und die Füße fest auf den Boden gestellt. Er hält seine Arme in verschiedenen Stellungen, einen oder beide Ellenbogen eingestemmt oder mit den Armen starr an den beiden Seiten herabhängend. Bei Europäern werden die Fäuste gewöhnlich geballt.[2] Die Abbildungen Fig. 1 und 2 auf Tafel VI. sind ziemlich gute Darstellungen von Leuten, die Indignation simuliren. Es kann ja auch ein Jeder in einem Spiegel sehen, wenn er sich lebhaft einbildet, daß er insultirt worden ist und in einem zornigen Tone seiner Stimme eine Erklärung verlangt. Er wird sich dann plötzlich und unbewußt in irgend eine derartige Stellung werfen.

Wuth, Zorn und Indignation werden in nahezu derselben Art und Weise über die ganze Erde ausgedrückt. Die folgenden Beschreibungen dürften der Mittheilung werth sein, da sie Zeugnis hiervon


  1. Body and Mind, 1870, p. 51—53.
  2. Le Brun bemerkt in seinen bekannten „Conférences sur l'Expression“ (La Physionomie par Lavater, edit. 1820, Vol. IX, p. 268), daß Zorn durch das Ballen der Fäuste dargestellt wird. s. in demselben Sinne Huschke, Mimices et Physiognomices Fragmentum Physiologicum, 1824, p. 20. Auch Sir Ch. Bell, Anatomy of Expression, p. 219.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/237&oldid=- (Version vom 31.7.2018)