„Scharfe Athemzüge des Zorns bliesen ihre zauberisch-schönen Nasenlöcher auf.“ Es sind daher derartige Ausdrücke entstanden wie „Rache schnauben“ und „vor Zorn glühen“.[1]
Das gereizte Gehirn gibt den Muskeln Kraft und gleichzeitig dem Willen Energie. Der Körper wird gewöhnlich aufrecht gehalten, bereit zur augenblicklichen Handlung, zuweilen aber auch nach vorn gebeugt gegen die anstößige Person hin, wobei die Gliedmaßen mehr oder weniger steif sind. Der Mund wird gewöhnlich mit Festigkeit geschlossen, um den festen Entschluß auszudrücken, und die Zähne werden fest aufeinander geschlossen oder sie knirschen. Derartige Geberden wie das Erheben der Arme mit geballten Fäusten, als wollte man den Beleidiger schlagen, sind sehr häufig. Wenig Menschen in großer Leidenschaft und wenn sie Jemand sagen, daß er fortgehen solle, können dem Triebe widerstehen, derartige Geberden zu machen, als beabsichtigten sie, den andern zu schlagen oder heftig hinwegzutreiben. Die Begierde, zu schlagen, wird in der That häufig so unerträglich stark, daß unbelebte Gegenstände geschlagen oder auf den Boden geschleudert werden; die Geberden werden aber häufig vollständig zwecklos oder wahnsinnig. Junge Kinder wälzen sich, wenn sie in heftiger Wuth sind, auf dem Boden, auf dem Rücken oder Bauche liegend, schreien, stoßen, kratzen oder beißen Alles, was nur in ihr Bereich kommt. Dasselbe ist, wie ich von Mr. Scott höre, bei Hindu-Kindern der Fall und, wie wir gesehen haben, auch bei den Jungen der anthropomorphen Affen.
Das Muskelsystem wird aber auch häufig in einer vollständig verschiedenen Art afficirt. Denn eine häufige Folge äußerster Wuth ist das Zittern. Die gelähmten Lippen weigern sich dann, dem Willen zu gehorchen „und die Stimme erstickt in der Kehle“,[2] oder sie wird
- ↑ Mr. Wedgwood, On the Origin of Language, 1866, p. 76. Er bemerkt auch, daß der Laut des harten Athmens „durch die Sylben puff, huff, whiff dargestellt wird, wonach dann ein huff ein Anfall übler Laune ist [im Englischen]“.
- ↑ Sir Ch. Bell (Anatomy of Expression, p. 95) gibt einige ausgezeichnete Bemerkungen über den Ausdruck der Wuth.
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/232&oldid=- (Version vom 31.7.2018)