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der Lippe über dem Augenzahne, welcher zufällig in diesem Falle „sehr groß und vorragend war, nach der Seite des Anklägers gehoben, während ein starkes Stirnrunzeln noch in den Brauen zurückblieb“. Sir Ch. Bell gibt an,[1] daß der Schauspieler Cooke den entschiedensten Haß ausdrücken konnte, „wenn er bei einem schrägen Blicke seiner Augen den äußern Theil der Oberlippe in die Höhe zog und einen scharfen Eckzahn zeigte.“

Das Entblößen des Eckzahns ist das Resultat einer doppelten Bewegung. Die Ecke oder der Winkel des Mundes wird ein wenig zurückgezogen und zu gleicher Zeit zieht ein Muskel, welcher parallel und nahe der Nase verläuft, den äußern Theil der Oberlippe hinauf und entblößt den Eckzahn auf dieser Seite des Gesichts. Die Zusammenziehung dieses Muskels ruft eine deutliche Furche auf der Wange hervor und erzeugt starke Falten unter dem Auge, besonders an seinem innern Winkel. Die Handlung ist dieselbe wie die eines fletschenden Hundes, und wenn ein Hund sich zum Kämpfen anschickt, so zieht er oft die Lippe auf einer Seite allein in die Höhe, nämlich auf der seinem Gegner zugewendeten. Das englische Wort sneer (höhnen) ist factisch dasselbe wie snarl (fletschen), welches ursprünglich snar hieß. Das l ist nur „ein Element, welches die Fortdauer der Handlung bezeichnet“.[2]

Ich vermuthe, daß wir eine Spur dieser selben Ausdrucksform in dem sehen, was wir ein höhnisches oder sardonisches Lächeln nennen. Die Lippen werden dann verbunden oder beinahe verbunden gehalten, aber ein Winkel des Mundes wird auf der Seite nach der verhöhnten Person hin zurückgezogen, und dieses Zurückziehen des Mundwinkels bildet einen Theil des wirklichen Verhöhnens. Obgleich manche Personen mehr auf der einen Seite des Gesichts als auf der andern lächeln, so ist es doch nicht leicht einzusehen, warum im Falle einer Verhöhnung das Lächeln, wenn es ein wirkliches ist, so gewöhnlich auf eine Seite beschränkt sein sollte. Ich habe bei diesen Gelegenheiten auch ein leichtes Zucken in dem Muskel bemerkt, welcher den äußern Theil der Oberlippe aufwärts zieht, und wäre


  1. Anatomy of Expression, p. 136. Sir Ch. Bell nennt die Muskeln, welche die Eckzähne entblößen, „die Fletschmuskeln“.
  2. Hensleigh Wedgwood, Dictionary of English Etymology. Vol. III. 1865, p. 240, 243.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/243&oldid=- (Version vom 31.7.2018)