BLKÖ:Vest, Lorenz Chrysanth Edler von (Sohn)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 50 (1884), ab Seite: 215. (Quelle)
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Vest, Lorenz Chrysanth Edler von, Sohn (Arzt und Protomedicus des Herzogthums Steiermark, geb. zu Klagenfurt 18. November 1776, gest. zu Gratz 15. December 1840). Ein Sohn des Protomedicus Lorenz Chrysanth aus dessen dritter Ehe mit Maria Anna geborenen Egger, kam er, sieben Jahre alt, in die Elementarschule, zehn Jahre alt, in das Gymnasium zu Klagenfurt und wanderte im December 1787 nach Salzburg, wo er einen Graf Rupertini -Lodron’schen Stiftungsplatz als Gymnasiast genoß. Diese Reise, die Einrichtung des Rupertini’schen Collegiums, die sechsjährigen Gymnasialstudien in Salzburg und seine Ferienreisen beschrieb Vest nach mehr als 40 Jahren, und hat seine Familie dieses durch seinen Inhalt interessante Heft in Verwahrung. Nach Beendigung des Gymnasiums im Herbste 1793 – in der Zwischenzeit, 1789, hatte er seinen Vater durch den Tod verloren – kehrte er nach Klagenfurt zurück und studirte daselbst Philosophie. Er beschäftigte sich damals viel mit Poesie, und es fanden sich aus dieser Epoche zahlreiche Dichtungen unter seinen Papieren. Der Professor der Mathematik und Botaniker Freiherr von Wulfen weckte in ihm die Lust zum Studium der Botanik, welches Vest auch mit großem Eifer betrieb, nebenbei die Collegien an der chirurgischen Lehranstalt, vornehmlich jenes der Anatomie, das Dr. Michael Wittmann hielt, und das Militärspital, welches Oberarzt Kittner leitete, fleißig besuchend. Nach Vollendung der philosophischen Studien im Herbste 1795 bezog er die Wiener Universität, an welcher er [216] Medicin unter dem jüngeren Jacquin, Peter Frank, Barth und Prochaska hörte. Als 1797 die Franzosen in Oesterreich eindrangen, betheiligte er sich an dem Aufgebote in Grinzing und Klosterneuburg. Nach hergestelltem Frieden, im October 1797, reiste er mir seinem Freunde J. Burger nach Freiburg im Breisgau, wo er am 6. März 1798 die medicinische Doctorwürde erlangte. Seine aus diesem Anlaß geschriebene Dissertation: „Historiae morborum. quos sub auspiciis ill. et perdoct. D. J. Schmiederer prof. Clinices pro acquirenda summa in medicina dignitate tractavit Laur. de Vest, in welcher er die historia synochi, historia passionis hysterici cum chlorosi und historia phtyseos cum hydrothorace conjunctae behandelt, ist Manuscript geblieben. Sein Aufenthalt in Freiburg, wo er sich so weit vergangen hatte, ein Freiheitslied zu dichten, war der Polizei in Wien nicht unbedenklich erschienen, denn bald nach seiner Rückkehr dahin verhaftete sie den 22jährigen Doctor der Medicin. Die peinliche Untersuchung über diesen Frevel endete damit, daß Lorenz von Vest auf lebenslang als gemeiner Soldat zum Militär abgestellt wurde!! Ein Fragment des Freiheitssanges, welchen das Gericht mit so schwerer Strafe belegte, theilt Dr. Macher in der unten erwähnten Lebensskizze Vest’s mit. Im Juli 1798 ward derselbe in Wien als gemeiner Soldat zum kärnthnerischen Infanterie-Regimente Schröder Nr. 26 assentirt. Verwendung der Freunde und Verwandten erleichterte ihm das traurige Loos, und als er mit einem Truppentransporte nach Treviso marschirte, wurde er durch Vermittelung seines Schwagers Schmelzer, der im Regimente als Hauptmann diente, als Arzt im Spitale beschäftigt. In dieser Stellung machte er am 5. April 1799 die Schlacht bei Magnano und später die Belagerung von Mantua mit. Den rührendsten Bemühungen seiner 20jährigen Schwester Marie, welche die Fürsprache einflußreicher Männer gewann, gelang es nach drei Audienzen bei Kaiser Franz am 26. Februar 1800 seine Entlassung aus Militärdiensten zu erwirken. So kam denn Vest im März 1800 nach Klagenfurt, und im Sommer noch ließ er sich daselbst als praktischer Arzt nieder. Bald erlangte er als Augenarzt einen besonderen Ruf. Am 9. September 1800 erhielt er nach vorangegangener Prüfung auch das Diplom als Magister der Chirurgie und Geburtshilfe. Nachdem er eine vortreffliche Concursarbeit geliefert hatte, wurde ihm mit ah. Entschließung vom 27. August 1804 die Professur der theoretischen und praktischen Medicin an der medicinisch-chirurgischen Lehranstalt des Lyceums in Klagenfurt verliehen. Durch 71/2 Jahre trug er nun in dieser Stellung Physiologie, Pathologie, Arzeneimittellehre und specielle Therapie vor, zu gleicher Zeit die klinisch-praktischen Uebungen am Krankenbette leitend. Auch bewirkte er die Einrichtung eines eigenen pathologischen Obductionszimmers an der Lehranstalt, in welchem er alle Leichen der im Krankenhause Verstorbenen von den Zöglingen öffnen ließ und pathologische Demonstrationen hielt. Zugleich versah er die Stelle des Primararztes im Krankenhause und zeitweise die eines Armenarztes und Leiters aller Versorgungsanstalten der Stadt, und während der feindlichen Invasionen 1805 und 1809 verwendete er sich eifrig in den Militärspitälern, in welchen bereits mehrere Aerzte dem bösartigen [217] Typhus erlegen waren. Dabei ein fleißiger Botaniker, sammelte er Pflanzen mit regstem Eifer und ordnete sie. Schon im November 1803 hatte ihn die botanische Gesellschaft in Regensburg zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. Ueber seine schriftstellerische Thätigkeit nach verschiedenen Richtungen folgt weiter unten [S. 220] eine ausführliche Uebersicht. Als dann 1811 am Joanneum zu Gratz die Lehrkanzel der Botanik und Chemie neu errichtet wurde, erhielt Vest mit ah. Entschließung vom 26. December dieses Jahres dieselbe. Am 26. April 1812 übersiedelte er nach Gratz, wo er sich anfangs mit der Einrichtung des botanischen Gartens und des chemischen Laboratoriums, wie mit der Ordnung der Herbarien vollauf beschäftigt sah. Ueber seine Thätigkeit daselbst, die Vervollständigungen des botanischen Gartens, der Herbarien, über seine botanischen Gebirgsausflüge und Entdeckungen neuer Pflanzenspecies referirte er in jedem Jahresberichte des Joanneums. Nach 18jähriger Wirksamkeit in diesem Lehramte erfolgte mit ah. Entschließung vom 27. October 1829 seine Ernennung zum k. k. Gubernialrath, Landesprotomedicus und Sanitätsreferenten bei dem Gubernium in Steiermark, in welch’ letzterem Amte er gleichfalls große Verdienste erwarb. Ehe wir eine Uebersicht seiner wissenschaftlich-literarischen Arbeiten bringen, wollen wir noch im Kurzen die Resultate seiner Thätigkeit in den verschiedenen Diensteskategorien überblicken. Als Arzt in Klagenfurt trug er bei seinen klinischen Demonstrationen auch über die praktische Heilkunde vor, und ein System derselben in sechs Heften befand sich handschriftlich in seinem Nachlasse. Als dann im Militärspitale der Typhus epidemisch auftrat und seine Opfer forderte, legte Vest eine Denkschrift vor über die Heilung des Typhus durch Waschungen mit kaltem Wasser, dann eine zweite, in welcher er den mörderischen Durchfall, damals eine wahre Pest in den Militärspitälern, als eine Form des Scorbuts erklärte. Auf seinen Vorschlag wurde die Radix Euphorbiae palustris nebst der ausländischen Jalappa in die Pharmakopoe aufgenommen; er untersuchte die Sauerbrunnen in Kärnthen und stellte das Klieninger Wasser den berühmtesten sogenannten Stahlquellen des Auslandes gleich. Als thätiges Mitglied der Landwirthschaftsgesellschaft in Kärnthen lieferte er derselben ein Herbarium kärnthnerischer Futterkräuter mit Bezeichnung der Vulgärnamen und Standorte und machte die Gesellschaft, wie es im Album zur Erinnerung an den 100jährigen Bestand derselben (Klagenfurt 1865, bei Leon) S. 33 bemerkt wird, auf eine Pflanze „Eupatorium canabinum“ aufmerksam, welche häufig an der Glan bei Klagenfurt wächst und nach seiner Beobachtung die Eigenschaft besitzt, daß sie, getrocknet und gepulvert zur Räucherung des Butterrührgefäßes verwendet, die in demselben enthaltene Milch schnell von den Buttertheilchen scheidet. Als er in der Folge als Professor der Botanik und Chemie am Joanneum in Gratz wirkte, bereicherte er das neue Institut nicht nur aus seinen eigenen naturhistorischen Sammlungen, sondern gab auch im April 1813 den ersten Anstoß dazu, daß Graf Franz von Egger sich entschloß, seine großen im Landhause zu Lindenheim bei Klagenfurt aufgestellten Naturaliensammlungen, ein schönes Herbarium, eine ansehnliche zoologische Collection und ein besonders reiches Mineraliencabinet mit vielen kostbaren [218] Seltenheiten, welche Schätze er zum großen Theile von Baron Wulfen und dem Bischof von Hohenwarth überkommen hatte, dem Joanneum zu überlassen. Bezüglich des Lehrgegenstandes der Botanik trat Vest mit einem natürlichen System auf, dessen Grundzüge er später auch in einem besonderen Werke veröffentlichte. Nach diesem System gruppirte er auch in der systematischen Abtheilung des botanischen Joanneum-Gartens die Gewächse, und so besaß Gratz schon damals einen nach dem natürlichen System geordneten botanischen Garten, während überall sonst jeder andere noch nach der künstlichen Classification Linné’s geordnet war. Seine auf Grundlage dieses natürlichen Systems in lateinischer Sprache verfaßte Flora von Steiermark und Kärnthen befindet sich in zwölf umfangreichen Bänden im Besitze seines Sohnes Dr. Julius von Vest in Gratz. Als Mitglied der k. k. steirischen Landwirthschaftsgesellschaft, welcher er seit ihrer Gründung im Jahre 1819 angehörte, übernahm er den Auftrag, Bestimmtheit in die in Steiermark cultivirten Weinrebensorten zu bringen, und erstattete im 17. Hefte der Verhandlungen dieser Gesellschaft (S. 126) Bericht über die zur Bestimmung der Varietäten des Weinstockes in Steiermark im Jahre 1824 gemachten Vorarbeiten, welchen er Clemente’s „Ampelographie“ zu Grunde gelegt und zu deren Ausführung er mehrere Reisen in die Weingegenden des Landes unternommen hatte. Dann folgten im 19. Hefte (S. 121) seine Bemerkungen über den Brandner Weingarten, das Vinariaweingebirge und überhaupt die Weine des Bachergebirges. Im Jahre 1826 lieferte er nach weiteren Beobachtungen und sonstigen Studien, die er auf seinen zu diesem Zwecke unternommenen Bereisungen machte, eine systematische Zusammenstellung der in Steiermark cultivirten Weinreben und ihrer Diagnosen, nebst einem alphabetischen Index ihrer Synonymen, als vorläufigen Beitrag zu einer künftigen Ampelographie und Ampelologie. Die Gesellschaft ließ diese Arbeit drucken und vertheilen. 1827 hielt er besondere Vorlesungen über die Naturgeschichte der in Steiermark cultivirten Rebensorten mit Demonstrationen durch treue, noch jetzt vorhandene Abbildungen von 55 Trauben- und Rebensorten. In Folge seiner Verdienste um die Landescultur erwählten ihn die Landwirthschaftsgesellschaften in Krain (1. Mai 1815), Wien (7. Juni 1827) und Görz (24. Juni 1828) zum correspondirenden Mitgliede. Auch als Professor der Chemie leistete er Verdienstliches, nicht nur durch seine im neu eingerichteten chemischen Laboratorium gehaltenen Vorlesungen, sondern auch durch seine Untersuchungen der Metalle und andere Forschungen. So stellte er 1817 einen Gasbeleuchtungsapparat, welchen Erzherzog Johann aus England mitgebracht hatte, in seinem Laboratorium auf, machte interessante Untersuchungen über Siliciumeisen im Jahre 1814, über Arsenik in verschiedenen Mineralien 1815 und 1816, über das Titanerz 1819 und über Galmei 1823. Besonderes Aufsehen erregte er, als er im Jahre 1817 in Nickelerzen von Schladming ein neues Metall entdeckt zu haben glaubte. Gilbert schlug in seinen „Annalen der Physik“ vor, dasselbe „Vestium“ zu nennen. Nach näherer Untersuchung durch Sir Humfry Davy, welcher sich zu jener Zeit in Gratz befand, konnte die Sache nicht entschieden werden. Erst 1819 wies Faraday in London nach, daß es nur [219] ein unreiner gemischter Metallkönig sei, mit Nickel als vorwaltendem Bestandtheile nebst etwas Eisen, Kobalt und Arsenik. [Gilbert’s „Annalen“, Band LXII, S. 80.] Darauf hin ist auch die aus dem Pariser „Journal du Commerce“ in dem Gubitz’schen „Gesellschafter“ (1819, S. 232) mitgetheilte Notiz zurückzuführen: „daß zu Gratz in Steiermark ein Dr. Vest ein neues Metall entdeckt habe, dem man den Namen Vestium gegeben, und welches besonders dadurch bis jetzt von allen anderen sich unterscheide, daß es nur durch Verbindung mit Arsenik reducirt werden könne“. Bei der Untersuchung von Metallen schwächte Vest in empfindlichster Weise sein Sehvermögen, und bei der Prüfung arsenikhaltiger Metalle zog er sich durch Arsenikdämpfe eine Vergiftung zu, an deren Folgen er lange litt, und die vielleicht seinen verhältnißmäßig frühen Tod – er starb im Alter von 65 Jahren – herbeiführte. Besondere Aufmerksamkeit wendete er den Heilwassern der Steiermark zu, indem er die meisten der daselbst bekannten Gesundbrunnen im chemischen Laboratorium untersuchte. Von ihm stammen die Untersuchungen über Gasgehalt der Lienzelmühler, Preblauer, Klieninger und Weissenbacher Mineralquellen im Lavantthale („Carinthia“ vom 8. Mai 1813, Nr. 19), dann die ersten nach neuerer Methode ausgeführten Analysen der Quellen des Tobelbades (im „Aufmerksamen“ vom 23. April 1820, Nr. 43 und 44), der Rohitscher und Kostreinitzer Säuerlinge (ebd. 24. und 26. April 1821, Nr. 49 und 50), des Einöder Bades bei Neumarkt (ebd. 17. Mai 1827, Nr. 59). Die im Jahre 1821 durch ihn ausgeführte Analyse des Troyer Säuerlings bei Stainz und noch viele andere sind nicht veröffentlicht worden. Was nun seine zwölfjährige administrative Thätigkeit als Landesprotomedicus betrifft, so gehören zu seinen wichtigsten Amtshandlungen als solcher die am 13. November 1829 genehmigte Regulirung des Apotheker-Gremialwesens in Steiermark; die 1830 genehmigte sehr praktische Normalvorschrift über das bei Epidemien zu beobachtende Verfahren, über die Mittel, denselben vorzubeugen und deren Verbreitung zu verhüten; im September desselben Jahres die Einrichtung einer Taubstummen-Lehranstalt in Gratz; viele den Forderungen der Zeit und Wissenschaft entsprechende Verordnungen über die Versorgungsanstalten, das Findlingswesen, die Kuhpocken-Impfung, vornehmlich aber in Bezug auf die in den Jahren 1831 und 1836 in Steiermark aufgetretene Cholera; eine ausführliche Friedhofordnung für die Stadt Gratz vom 18. Mai 1832; Belehrungen, betreffend eine vollständige Verfassung der Sanitätsberichte von Seite der Districtsphysiker, vom 6. October 1832; über die Vorlagen, Revision, Adjustirung und Bezahlung der Arzeneiconten und ärztlichen Particularien vom 2. October 1833 und 21. Februar 1837; desgleichen zur Behandlung der von wüthenden Hunden verletzten Personen vom 22. Jänner 1834 und eine Instruction für die Armenärzte in Gratz vom 22. September 1840. Um die Cholera selbst zu sehen und zu beobachten, reiste Vest Mitte November 1831 nach Wien, besuchte die Choleraspitäler, berieth sich mit den ersten ärztlichen Capacitäten der Residenz, mit Männern wie Güntner, Isfordink, Knolz, Nadherny, Raimann, Schifferer, Seeburger, Stifft, Türkheim, Vivenot, Wisgrill [220] u. A.; erwirkte ferner als Director der medicinisch-chirurgischen Studien die Anstellung eines Assistenten für das anatomische und physiologische Lehrfach an der Universität in Gratz, sorgte für eine bessere Ausbildung der chirurgischen Lehrlinge und reformirte durchgreifend das ziemlich im Argen liegende Hebammenwesen. Da in den letzten Jahren stellten sich die Vorboten eines schweren Uebels ein, denen er wohl durch Besuch stärkender Bäder und sonstige Mittel entgegentrat, doch nicht auf die Dauer, da er schon im Alter von 65 Jahren seinem Leiden erlag. Wenngleich bei so vielseitiger den Mann ganz in Anspruch nehmender Beschäftigung die ärztliche Praxis von Vest in großer Ausdehnung nicht geübt werden konnte, so hatte er sie doch nie ganz aufgegeben, namentlich in Gratz viele glückliche Augenoperationen ausgeführt, in den Jahren 1813 und 1814 als Chefarzt das unter Civiladministration gestellte Militärspital in der Artilleriekaserne auf der Lend geleitet, wofür er mit der großen goldenen Verdienstmedaille mit Oehr und Schleife ausgezeichnet wurde. Werfen wir nun zum Schluß noch einen Blick auf seine wissenschaftliche Thätigkeit als Schriftsteller. Die Zahl seiner selbstständig erschienenen Schriften beschränkt sich auf folgende zwei: „Manuale botanicum, inserviens excursionibus botanicis sistens stirpes totius Germaniae phanerogamas, quarum genera triplici systemate, corollino, carpico et sexuali coordinata, specierumque characteres observationibus illustrati sunt. In usum tironum“ (Klagenfurt 1805, J. Leon, 8°.) und „Anleitung zum gründlichen Studium der Botanik. Mit einer Uebersicht über den Bau naturhistorischer Classificationssysteme, einer Kritik des Jussieu’schen und den Grundzügen eines neuen natürlichen Systems“ (Wien 1819, Gerold, gr. 8°.). Ungleich größer ist die Zahl seiner in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelwerken abgedruckten Abhandlungen, so außer den bereits in der Biographie angeführten in den „Medicinischen Jahrbüchern des österreichischen Kaiserstaates“: „Ueber die Arsenikprobe, ein Beitrag zur gerichtlichen Arzeneikunde“ [1817, Bd. IV, Stück 4, S. 90–135]; – „Ueber die Wittmann’schen Trommelfellklappen“ [1819, Bd. V, St. 1, S. 123–133]; – „Ueber den Tonstrahl (Schallstrahl)“ [Bd. V, St. 4, S. 86–97]; – „Abgang von Knochen durch den Stuhlgang“ [1820, Bd. VI, St. 3, S. 58–61]; – „Ueber den Durchfall der Soldaten in den Spitälern“ [Bd. VI, St. 4, S. 54–73]; – „M. Wittmann’s Beobachtungen über Brandflecken im Magen kleiner Kinder mit Anmerkungen“ [Neue Folge, 1822, Bd. I, S. 531 u. f.]; – „Die epidemische Krankheitsconstitution in Steiermark im Jahre 1825“ [Neueste Folge, 1829, Bd. I (X), St. 3, S. 58–63]; – „Ueber die Behandlung der Cholera, wenn man keine ärztliche Hilfe haben kann“ [1831, Bd. II (XI), St. 4 vom 26. September und 13. October]; – „Herrschende Krankheitsconstitutionen in Steiermark in den Jahren 1830, 1831, 1832, 1835“ [Bd. IV (XIII), S. 495 u. f.; Bd. VI, (XV), 1834, S. 365; Bd. VII (XVI), 1835, S. 518; Bd. XV (XXIV, St. 1, S. 1]; – „Ueber das kühle Verhalten im Scharlach“ [ebd., S. 540 u. f.]; – „Die sämmtlichen Wohlthätigkeitsanstalten in Gratz 1833“ [Bd. V (XIV), S. 8–23, 179–190, 333–354 und 481–495]; – „Etwas über Hysterie“ [Bd. VII (XVI), 1835, [221] St. I, S, 166 u. f.]; – in Gilbert’s „Annalen der Physik, Chemie u. s. w.“: „Entdeckung und Darstellung eines neuen Metalls, von ihm Junonium oder Sirium, von Gilbert Vestäium oder Vestium genannt“ [Bd. LIX, 1848]; dazu gehört die Widerlegung dieser Entdeckung durch Faraday [ebd., Bd. LXII, 1819, aus „Quart. Journ. of Science“, Bd. VI und VII, 1819]; – in der „Steiermärkischen Zeitschrift“, deren Mitredacteur er war: „Botanische Notizen aus Steiermark“ [1821, Heft 3, S. 156 u, f.]; – „Merkwürdigkeiten aus Polarländern“ [1822, Heft 3, S. 155]; – „Versuch eines Verfahrens, Seehöhen aus Barometer- und Thermometer-Beobachtungen zu bestimmen“ [1824, Heft 5, S. 102; 1825, Heft 6, S. 65 u. f.; 1826, Heft 7, S. 61–149]; – „Die Teichalm und der Lantsch“ [1824, Heft 5, S. 158 u. f.]; – „Bruchstücke aus der Alpenflora von Steiermark und Kärnthen“ [1828, Heft 8, S. 1–26]; – „Anzeige über die Vollendung der Flora Styriae et Carinthiae, in welcher er den Versuch einer Combination eines natürlichen und eines künstlichen Systems machte“ [1830, Heft 10, S. 135 u. f.]; – „Notiz über den Körper, welcher höchst wahrscheinlich den Kropf und den Cretinismus erzeugt“ [ebd., S. 137]; – in der „Carinthia“ (einem in Klagenfurt herausgegebenen Unterhaltungsblatte): „Beitrag zur Kenntniß der Ursachen des Cretinismus“ [1812, Nr. 11–14]; – „Ueber die Augenentzündung der Neugeborenen“ [1817, Nr. 21]; – „Ueber das Silicium im Eisen“ [1820, Nr. 2]; – „Bitte an die Aerzte in Betreff des Cretinismus. Unterscheidung der Verfälschung des Gypses“ [1824, Nr. 11]; – „Ueber das Blutharnen und Blutmelken der Hausthiere“ [1834, Nr. 34]; – außerdem einige poetische und literarische Beiträge [1811, Nr. 11 und 12; 1815, Nr. 2; 1817, Nr. 1 und 11; 1817, Nr. 36; 1818, Nr. 27 und 1862, Nr. 25]; – im „Aufmerksamen“ (Unterhaltungsbeilage der „Gratzer Zeitung“: „Ueber die Cholera. Aufruf an die Bewohner von Steiermark“ [23. Juli 1831]; – „Ist die Cholera ansteckend?“ [8. October 1831, Nr. 120]; – „Ueber die Cholera in Wien“ [22. December 1831, Nr. 152]; – „Ein Wort über die Homöopathie“ [25. Mai 1833, Nr. 63]; – in den Verhandlungen der steiermärkischen Landwirthschaftsgesellschaft: „Ueber die Kuhpocke. Zur Entdeckung derselben an den Eutern der Kühe, um der Blatternseuche durch Regenerirung des Kuhpockenstoffes Einhalt thun zu können“ [21. Heft, neue Folge 1828, 1. Bd., S. 20]. Einzelner Auszeichnungen, mit denen Vest’s Verdienste um Staat und Wissenschaft gewürdigt wurden, geschah bereits Erwähnung. Wir fügen noch hinzu, daß der berühmte Berliner Botaniker Willdenow ihm zu Ehren eine neue Gattung aus der Ordnung der Solanaceen mit dem Namen Vestia belegte. In dieses Gelehrten „Enumeratio plantarum hort. Berolin.“ Vol. I, p. 208 heißt es wörtlich: „Genus hocce novum, in honorem clarissimi Botanici Klagenfurtensis Doctoris Vest nominavi“. Die Stände des Herzogthums Kärnthen nahmen Vest in der Landtagsversammlung vom Jahre 1814 in Würdigung seiner Verdienste sammt seiner eheleiblichen Descendenz beiderlei Geschlechts unter die Mitglieder des Herzogthums Kärnthen auf; die medicinische Facultät [222] in Pesth ernannte ihn 1830 zum Ehrenmitgliede, die k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien und die griechische naturhistorische Gesellschaft in Athen zum corcespondirenden Mitgliede. Die allgemeine Theilnahme über seinen Verlust sprach sich aber bei seiner Bestattung aus, welcher der Gouverneur und die politischen Behörden an der Spitze, seine zahlreichen Schüler und eine unübersehbare Menschenmenge das Ehrengeleite gaben.

Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, gr. 8°.) 58. Jahrg. (1868), Nr. 2, S. 73 u. f.: „Dr. Lorenz Chrysanth Edler von Vest. Ein Lebensbild“. – Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften, enthaltend Nachweisungen über Lebensverhältnisse und Leistungen von Mathematikern, Astronomen, Physikern, Chemikern, Mineralogen, Geologen u. s. w. aller Völker und Zeiten (Leipzig 1863, J. A. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 1200. – Vierter Jahresbericht des Vereines der Aerzte in Steiermark [1866–1867] (Gratz 1867, 8°.) S. 15 bis 48: „Lorenz Chrysanth Edler von Vest. Botaniker, Chemiker und Protomediker in Steiermark. Gefeiert vom Vereine der Aerzte in Steiermark“. [Verfasser dieser ausführlichen auf authentischen Daten beruhenden Lebensskizze ist der k. k. Bezirks- und Gerichtsarzt Dr. Matthias Macher.] – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. XI, S. 631 [gibt Laibach als Vest’s Geburtsort an, was unrichtig ist, da Vest zu Klagenfurt geboren wurde].
Porträte und Büsten. 1) Lithographie von A. J. Wonsidler (Gratz 1824). – 2) Lithographie von Kriehuber nach einem Oelbilde von Ernst Roser 1840. – Bildhauer Joseph Jankowsky in Wien hat von Vest auch eine (sehr ähnliche) Gypsbüste ausgeführt, wovon sich Exemplare in der Universitäts- und Joanneums-Bibliothek in Gratz befinden.
Grabdenkmal. Dr. L. Ch. von Vest liegt auf dem St. Petersfriedhofe in Gratz bestattet. Sein Grab tragt die einfache Aufschrift: „Lorenz Chrysanth Edler von Vest. Landstand in Kärnthen, k. k. Gubernialrath und Protomedicus in Steiermark, geboren am 18. November 1776, | gestorben am 15. December 1840“.