BLKÖ:Török, Johann Nepomuk
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 45 (1882), ab Seite: 251. (Quelle) | |||
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Ludwig Batthyány und Jugendfreunde mehrerer bedeutender Ungarn, [252] von denen wir den Fürstprimas Joseph Kopácsy [Bd. XII, S. 419], Alexander Kisfaludy [Bd. XI, S. 318], Johann Horváth, Bischof von Stuhlweißenburg [Bd. IX, S. 315], und Johann Bacsányi [Bd. I, S. 111] hervorheben, erhielt Johann eine sehr sorgfältige Erziehung. Schon mit acht Jahren besuchte er die zweite Gymnasialclasse in Veszprim. Seine ferneren Studien setzte er in Keszthely, Ofen und Pesth fort. Geschichte, Poesie zogen den Jüngling frühzeitig an, der anfangs Neigung zum Priesterstande zu haben schien, wofür ihn der Freund seines Vaters, Primas Kopácsy, auch zu erwärmen suchte; aber als er auf dem Gratzer Joanneum, dieser von Erzherzog Johann begründeten und unter dessen besonderem Schutze stehenden technischen Anstalt, Naturwissenschaften, Mathematik und Oekonomie liebgewonnen hatte, gab er den Gedanken Priester zu werden auf und wendete sich der Landwirthschaft zu, welche er eine lange Reihe von Jahren in ersprießlicher Weise trieb. Zuerst trat er auf der Graf Trauttmansdorff’schen Herrschaft Liebenau in Steiermark bei der Verwaltung als Gehilfe ein, erhielt aber bald, 1830, eine Anstellung in Kis-Márton, einer Besitzung des Fürsten Nicolaus Eszterházy. Um diese Zeit begann in Ungarn die volkswirthschaftliche Bewegung, welche später in die politische umschlug und so vieles Weh im Gefolge hatte. Graf Stephan Széchenyi ließ sein berühmtes Werk über den Credit (Hitel) erscheinen, durch dessen Ideen er Alt und Jung in Ungarn mit sich fortriß, wie wir in der Biographie des Genannten [Bd. XLI, S. 258 und 259] es genau geschildert haben. Die Errichtung des constitutionellen Königthums in Frankreich war auch im Osten Europa’s nicht ohne Nachwirkung geblieben und besonders in Ungarn, das an seiner alten Verfassung mit unerschütterlicher Treue hielt, zu lebendigem Ausdruck gekommen. Diese Verhältnisse wirkten auf Török bestimmend ein und weckten in ihm den Entschluß, die geistige Entwickelung seines Volkes, die damals noch sehr im Argen lag, zu heben und insbesondere die verschiedenen Hilfsmittel zur Beförderung der Industrie, dieses Hauptnervs einer nationalen Entwickelung, kennen zu lernen und in Anwendung zu bringen. Um sich für diese Aufgaben auch ordentlich vorzubereiten, verlegte er sich zunächst mit allem Eifer auf das Studium der Sprachen und der völkerrechtlichen Beziehungen und Verhältnisse. Nebenbei wirkte er in diesem Sinne als Mitarbeiter an den periodischen Schriften „Társalkodó“, d. i. Der Gesellschafter, und „Jelenkor“, d. i. Die Gegenwart, für letztere besonders deßhalb, weit sie das Organ des Grafen Széchényi war. Dabei gewann er auch die volle Sympathie des alten Michael Helmeczy, des Redacteurs der genannten Zeitschriften [Band VIII, S. 293], der dem jungen Publicisten und Nationalökonomen mit Rath und That zur Seite stand. Als dann im Jahre 1835 Graf Széchenyi dem Pferdewettrennverein, der bis dahin fast nur als Sport galt, eine solidere Basis zu geben und ihn in einen eigentlichen volkswirthschaftlichen Verein umzuwandeln suchte, war es Török, der in dieser Richtung mehrere Leitartikel veröffentlichte und die Verwirklichung dieses Gedankens anbahnte. Der ungarische Oekonomie-Verein ernannte ihn auch in Folge dessen zu seinem Ehrenmitgliede, während ihn der Oedenburger Bezirk als Deputirten in denselben schickte. Dabei ließ [253] sich Török die nun einmal angeregte Hebung und Förderung der nationalen Interessen, die sozusagen auf der Tagesordnung stand, auf das ernstlichste angelegen sein, so z. B. rief er in dem nahezu deutschen Kis-Márton einen ungarischen Leseverein ins Leben und verstand es, in dieser bis dahin allen öffentlichen Angelegenheiten ziemlich theilnahmslos gegenübergestandenen Stadt einen solchen Geist für die allgemeinen Angelegenheiten zu wecken, daß ihre Bewohner bei der Ueberschwemmung des Jahres 1838, von welcher Pesth-Ofen so schwer heimgesucht wurde, sich bereitwilligst und in ansehnlicher Weise an den Opfergaben betheiligten, welche man zur Abwendung des Elends, das dieses Naturereigniß im Gefolge führte, von allen Seiten darbrachte. Auch in anderer Richtung suchte er in dem ihm beschiedenen Wirkungskreise Nutzen zu stiften. Er hatte sich mit den Verhältnissen des Eszterházy’schen Majorates genau vertraut gemacht und in der gegenwärtigen Einrichtung wie im schwerfälligen bureaukratischen Apparat die Hauptursache des Verfalls gefunden, dem der großartige Besitz entgegenging. Auf Grundlage seiner Beobachtungen verfaßte er nun eine Denkschrift, welcher zufolge nach dem Vorbilde der auf Englands großen Gütercomplexen bestehenden Wirthschaftseinrichtungen auch auf den fürstlichen Gütern die neuen Veränderungen durchgeführt werden sollten, und welche er, als der als Gesandter am englischen Hofe beglaubigte Fürst Nicolaus Eszterházy seine Güter besuchte, demselben vorlegte. Der Fürst erklärte sich auch mit den praktischen Vorschlägen Török’s vollkommen einverstanden, ließ aber gleichwohl Alles beim Alten, in Folge dessen denn auch nach einigen Jahren die lange befürchtete Katastrophe, durch jüdische Blutsauger beschleunigt, hereinbrach. Da Török ein ferneres Verbleiben in Eszterházy’s Diensten zwecklos erschien, ging er auf das Anerbieten Emmerich Klauzal’s [Bd. XII, S. 23], des Güterdirectors der Grafen Ludwig Károlyi, Gustav und Casimir Batthyány, die Verwaltung der Besitzungen dieser Magnaten zu übernehmen, ein. Er übersiedelte nun nach Tótmegyer im Neutraer Comitate, verlegte aber alsbald seinen Wirthschaftssitz nach Rohoncz, wo er auf Kosten der Grafen eine landwirthschaftliche Anstalt gründete, an welcher die Mitglieder des Dominiums, Klauzal an der Spitze, in den Unterricht sich theilten. Török selbst versah die Fächer des Ackerbaues, der Agricultur, Chemie und Bodenlehre. Während seiner Wirksamkeit an dieser so wohlgemeinten Anstalt, welche sich leider schon nach wenigen Semestern in Folge des Zwiespalts der Lehrenden auflöste, schrieb er für das landwirthschaftliche Blatt: „Gazdasági tudósitások és rohonczi közlemények“, suchte auch die Bestrebungen des landwirthschaftlichen Vereins im Eisenburger Comitate zu fördern. Um diese Zeit, 1839, verfügte er sich mit Emmerich Klauzal nach Pesth, um der Centralversammlung der landwirthschaftlichen Vereine Ungarns beizuwohnen, auf welcher ihm die Durchsetzung des wichtigen Antrages gelang, daß der Centralverein berechtigt sei, jährlich ein Dominium zu besichtigen und die Ergebnisse der daselbst gewonnenen Erfahrungen durch den Druck zu veröffentlichen. Von welchem Einflusse ein solcher Vorgang war, wie er die Dominien zu Verbesserungen und zeitgenössischen Einrichtungen auf ökonomischem Gebiete anspornte, springt in die Augen. Die erste Besichtigung [254] fand auf der großartigen landwirthschaftlichen Domäne des Erzherzogs Palatin Joseph in Alcsúth statt. Török, in den Besichtigungsausschuß und zum Berichterstatter gewählt, veröffentlichte seinen Bericht in deutscher Uebersetzung unter dem Titel: „Landwirthschaftliche Beschreibung der erzherzoglichen Herrschaft Alcsúth in Ungarn. Auf Veranlassung des landwirthschaftlichen Vereins für das Königreich Ungarn aus dem Ungarischen ins Deutsche übertragen durch den Verfasser“ (Ofen 1841, VIII und 206 S., 8°.) gleichzeitig mit dem magyarischen Original: „Alcsúth gazdasági tekintetben“... (Buda 1841). Diese Schrift, die erste in ihrer Art in Ungarn, machte in den landwirthschaftlichen Kreisen dieses Landes gerechtes Aufsehen und blieb auch für den Verfasser nicht ohne Folge. Denn im ungarischen landwirthschaftlichen Vereine verwirklichten die Grafen Stephan Széchenyi und Georg Andrássy den von ihnen eingebrachten Antrag, neben dem Secretär Ludwig Kaczkowics [Bd. X, S. 345] Török zum Actuar des Vereins zu ernennen und mit der Ausarbeitung der Flugschrift: „Magyar gazda és müipar“, d. i. Der ungarische Landwirth und die Industrie, zu betrauen. Auch begründete Török um diese Zeit, 1841, das landwirthschaftliche Organ „Magyar gazdag“, d. i. Der ungarische Landwirth, das er mit allem Eifer und großer Sachkenntniß bis zum Jahre 1848 redigirte, in welchem die politischen Wirren wie vielem anderen Nützlichen auch diesem Blatte eine zu frühe Schranke setzten. Eine Episode, welche in die Zeit des Bestandes dieses Journals fällt, ist die mit Kossuth’s „Hetilap“, d. i. Wochenblatt, geführte Polemik, welche den ungarischen Industrieverein und den Schutzzoll zum Gegenstände hatte und zwischen dem Agitator und Török eine Spannung hervorrief. Im Uebrigen ging Letzterer in der Entwicklung seiner Ansichten über die Förderung des Landeswohles in ganz rationeller und leicht faßbarer Weise vor, und zog er vornehmlich die Fragen der allgemeinen Besteuerung, die Modificirung der Avicität, die Aufhebung des Lehenverbandes, das Assecuranzwesen, die Creditbank, die Forst- und Wassergesetzgebung, die Dienstbotenordnung, die Commassation und Arrondirung des Besitzes und die Errichtung landwirthschaftlicher Anstalten mit ebensoviel Umsicht als Sachkenntniß in den Bereich seiner Erörterungen. Ueberdies gab er noch folgende Werke in Druck: „Okszerü kalauz“, d. i. Der rationelle Führer, wovon aber nur der erste Theil erschien, da der Ausbruch der 1848er Revolution die Herausgabe des zweiten verhinderte; – „Rétfüvek és takarmánynövények ismertetése“, d. i. Die Kenntniß der Wiesengräser und Futterpflanzen, mit Abbildungen; – „Mezőgazdasági Nefelejts 12 fali táblával“, d. i. Landwirthschaftliches Vergißmeinnicht mit 12 Holzschnitten;:– und dann veranlaßte und überwachte er die unter dem Titel „Okszerü gazda“ erschienene ungarische Uebersetzung des Werkes des berühmten französischen Agronomen Mathieu de Dombasle: „L’Agriculture pratique et raisonnée“. Auch verblieb er stets in engen Beziehungen zu dem ungarischen Landwirthschaftsverein und wirkte überdies am „Mezei naptár“ und „Gazdasági kistükör“ mit. Keinen Zweig des landwirthschaftlichen Bereiches ließ er unberücksichtigt und in Sachen des Weinbaues, der Obstbaumzucht auf dem Lande, der Ausstellungen der Erzeugnisse des Obst- und Weinbaues, der Verbesserung des Pfluges, der Anwendung der [255] Maschinen, der Medaillen und Prämien zur Förderung des Gartenbaues und der Pferdezucht, der Preise für das beste Thierfutter, der Heranbildung jüngerer Kräfte in der Landwirthschaft, der Vorbereitung einer zeitgemäßen landwirthschaftlichen Gesetzgebung, des Einflusses des Landtags auf das Vereinswesen, der Wanderversammlungen der Naturforscher, in all diesem und in noch manch Anderem wirkte er anregend, bahnbrechend und nach seinen besten Kräften fördernd. Dieses sein einflußreiches und so vieles Gute ins Leben rufendes Wirken blieb auch nicht ungewürdigt: die ungarische Akademie der Wissenschaften erwählte ihn zu ihrem correspondirenden Mitgliede, die Regierung ernannte ihn zum Gerichtstafelbeisitzer, viele landwirthschaftliche und gewerbliche Vereine Oesterreichs und des Auslandes ehrten ihn durch Uebersendung ihrer Diplome und Medaillen, der Erzherzog Palatin Joseph gab ihm wirksame Empfehlungen an den kaiserlichen Hof in Wien, und daselbst ertheilte ihm der Staatskanzler Fürst Metternich Creditive für die fremden Gesandtschaften, welche ihm dann auf seinen Reisen durch Deutschland, Dänemark, Belgien u. s. w. den Zutritt zu allen Anstalten, deren Besichtigung ihm dienlich war, eröffneten und ihm die Einsicht in die gewerblichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse der verschiedenen Staaten ermöglichten. Alle diese Studien und praktischen Ausführungen erfuhren einen gewaltsamen Abschluß mit der revolutionären Erhebung im Jahre 1848, in welche auch Török mit hineingerissen wurde, in Folge dessen er nach Niederwerfung des Aufstandes der Haft nicht entging. Im Jahre 1850 aus derselben entlassen, fand er seinen bis 1848 eingenommenen Posten durch einen Anderen besetzt, und alle Versuche seiner Gönner und Freunde, ihn, den bewährten praktischen Mann, wieder in denselben einzusetzen, scheiterten an dem Widerstande der damaligen Machthaber. So geschah es denn, daß der bisherige Landwirth und Nationalökonom, nachdem man ihm den Boden, auf dem er heimisch war, unter den Füßen weggezogen, sich mit einem Male auf das Gebiet der Politik begab und Publicist wurde. Er schrieb zunächst für das politische Blatt „Magyar Hirlap“, d. i. Die ungarische Zeitung, und seine darin mit R. K. bezeichneten Artikel, welche gesammelt unter dem Titel „Magyar Életkérdések“, d. i. Ungarische Lebensfragen, erschienen, erregten durch den Freimuth, mit welchem sie geschrieben, und das tiefe Nationalgefühl, das sie durchwärmte, in allen Schichten der Bevölkerung große Aufmerksamkeit und hatten überdies zur Folge, daß Török aufgefordert wurde, die Redaction des ungarischen Blattes „Pesti Napló“, d. i. Das ungarische Journal, zu leiten. Der Verleger desselben, Buchhändler Gustav Emich, mußte wenige Wochen nach dem Antritte Török’s die Auflage um ein Beträchtliches vergrößern, und mit dem Aufschwunge des „Pesti Napló“ beginnt sozusagen die neue Aera der ungarischen Journalistik. Zwei Jahre redigirte Török das Blatt, aber die zwischen Verleger und Redacteur durch des Letzteren politische Haltung hervorgerufenen Reibungen wurden immer stärker und endeten erst, als Török, der sich nicht berufen fühlte, das politische Glaubensbekenntniß seines Verlegers in Leitartikeln zu bekräftigen, die Redaction niederlegte. Hierauf begab er sich nach Wien, wo er 1855 den „Magyar Sajtó“, d. i. Die ungarische Presse, begründete. Ob Török in diesem Blatte selbständig wirkte, oder ob er [256] dabei von der Regierung, und zwar in der Folge sehr ausgiebig unterstützt wurde, kann ich nicht mit Bestimmtheit behaupten, aber alle Anzeigen deuten auf letzteres hin, und meine öftere Begegnung mit Török in den ministeriellen Bureaux bestärkt mich in der Ansicht über diesen Punkt. Der „Magyar Sajtó“ wurde bald ein einflußreiches Blatt, und ein ansehnlicher Theil der Abnehmer des „Pesti Napló“ ging von diesem zu dem ersteren über. Doch ungeachtet dessen gerieth Török durch den kostspieligen Apparat seines großen politischen Blattes in der Reichshauptstadt in finanzielle Bedrängnisse, die sich zuletzt so unbequem gestalteten, daß er die Redaction aufgeben mußte, worauf das Journal durch Kauf in das Eigenthum des bekannten Pesther Verlegers Heckenast überging, der es fortan unter der Redaction Karl Hajnik’s [Bd. VII, S. 228] erscheinen ließ. Török gab indessen seine im „Pesti Napló“ und „Magyar Sajtó“ zerstreuten wichtigeren Artikel auf Wunsch seiner politischen Freunde in einer besonderen Sammlung unter dem Titel: „Publicistikai dolgozatok“ heraus. Von dieser Zeit an entwickelte er eine vorherrschend schriftstellerische Thätigkeit ohne ausgesprochene politische Richtung, doch mit besonderer Hinneigung zur katholischen Kirche. Sein Einfluß war noch in der ersten Hälfte der Fünfziger-Jahre ein überaus mächtiger: denn als nach dem Tode des Dichters J. Garay [Bd. V, S. 87] nichts für dessen mittellose Witwe und Kinder geschah, war Török der Erste, der das Wort ergriff und der Nation ihre Undankbarkeit gegen den so populär gewordenen Dichter in energischen Worten vorwarf. Das erste Wort zündete, Collecten wurden veranstaltet, und innerhalb weniger Monate war mit der stattlichen Summe von 30.000 ff. die Zukunft der Verwaisten gesichert. Im Jahre 1859 begründete Török ein volksthümlich historisches Blatt, betitelt: „Hazánk. Közlemények a nemzeti történet és honismeret köréből“, d. i. Unser Vaterland. Mittheilungen aus dem Gebiete der Nationalgeschichte und Vaterlandskunde (Pesth, Heckenast), welches aber schon 1860 mit dem achten Hefte des zweiten Jahrgangs endete. Von Török’s übrigen Schriften sind mir bekannt: „Magyar ország primásai. Közjogi és történeti vázlat“, d. i. Ungarns Primase. Staatsrechtliche und geschichtliche Skizze (Pesth 1860, Lauffer und Stolp, gr. 8°., mit 52 Lithogr. und einem Stahlstich); – „Emlékirata ’s azon nemzeti petitiók, melyek az octoberi diplomát megeölztek...“, d. i. Erinnerungsschreiben und jene nationalen Petitionen, welche dem Octoberdiplom vorangingen (ebd. 1864, 8°.), ein Anhang zu dieser Schrift enthielt die der constitutionellen Bewegung vorangehenden wichtigeren Actenstücke; – außerdem schrieb er: im„Kelet népe 1856“, d. i. Das Volk des Ostens, die größeren Biographien Emmerich Klauzal’s und des Grafen Georg Festetics; – in seinem eigenen Blatte „Hazánk“ 1858 die Biographie Deák’s und einen größeren Bericht über das Tököly-Institut und die serbische Matice. Als Mitglied der ungarischen Akademie hielt er die Gedächtnißrede auf Emmerich Klauzal, welche auch im Jahre 1847 in den akademischen Schriften gedruckt erschien. Noch sei bemerkt, daß Török aus des Grafen Stephan Széchenyi schriftlichem Nachlaß „Fragmente“ (1860) und „Die Grundgesetze und die staatsrechtliche Entwickelung Ungarns bis 1848“ (1865) [vergleiche die Biographie Stephan Széchenyi, Bd. XLI, S. 269 und 270] [257] herausgegeben hat. Török war im Vormärz ein Vorkämpfer in der volkswirthschaftlichen Umschwungsära Ungarns und als solcher, eine Capacität ersten Ranges, ist er auch bleibender Erinnerung würdig; im Nachmärz sprang er, von den Verhältnissen dazu getrieben, auf das publicistische Gebiet über und bewährte sich auch da als eine Capacität, aber nicht als Charakter, und bei seinem Tode bezeichnete ihn in ihren Nachrufen die Nation als einen talentvollen vielseitigen, um das Vaterland in mancher Hinsicht hochverdienten, aber zuletzt doch antiliberalen Magyaren. Was er etwa sonst noch – namentlich auf landwirthschaftlichem Gebiete – geschrieben, findet sich in Szinnyei’s (Vater und Sohn) „Bibliotheca hungarica naturalis“ verzeichnet, und möchte wohl das Werk: „A magyar gazdákat érdeklő legfontosb rétfüvek és takarmányos növények rövid ismertetése“, d. i. Kurze Beschreibung der für Oekonomen nöthigen Gräser. Mit 40 Tafeln (Pesth 1844, 101 S., 8°.) das bemerkenswertheste sein. Noch ist hier seiner Stellung zum Deutschthum zu gedenken. Die Wiener Regierung und die Creditive Metternich’s waren ihm schon recht, als er, um sich auf Reisen in seinen landwirthschaftlichen Studien zu vervollkommnen, um dieselben sich bewarb. Auch war ihm im Vormärz und später, im Nachmärz, als er ausgiebige Unterstützung von Staat und Kirche beanspruchte, das Deutschthum nichts weniger denn verhaßt. Komisch klingt es daher, wenn er kurz vor Ausbruch der Revolution, als die Wogen schon sehr hoch gingen, in seinem landwirthschaftlichen Blatte „Magyar gazda“ feierlichst erklärt: daß er als ungarischer Schriftsteller durchaus keine deutschen Blätter lesen werde und solches auch als echter Magyar (!) nie gethan habe. Man sieht, Török steht keinen Augenblick an, sich selbst das größte Armutszeugniß auszustellen. Wenn er aber später in seinen Blättern die deutschen Einwanderer in Ungarn herabsetzt und verdächtigt und namentlich jene in Siebenbürgen Bettler und zusammengelaufenes Volk nennt, so gibt er sich mit dieser unwahren Behauptung, da die von Ungarns Königen ins Land berufenen Deutschen Gesittung und Wohlstand in dasselbe gebracht, selbst eine moralische Ohrfeige.
Török, Johann Nep. (volkswirthschaftlicher und politischer Schriftsteller, geb. zu Tapolcz im Zalaer Comitate am 6. Juni 1809, gest. zu Pesth am 6., nach Anderen am 9. Februar 1874). Ein Sproß der Familie Török von Jobbaháza und Csáford welche aus dem Oedenburger Comitate, wo sie begütert war, in das Zalaer übersiedelte. Von seinem Vater Anton, dem Lehrer des unglücklichen- Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.). Zweiter (den ersten ergänzender) Band, S. 346 u. f. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblätter (Pesth, gr. 4°.) 1874, Nr. 7. – Magyarország és nagy világ, d. i. Ungarn und die große Welt (Pesth, Folio) 1874, Nr. 7. – Érkövy (Adolf). Emlékbeszéd Török János felett, d. i. Gedächtnißrede auf Johann Török (Budapesth 1875). – Moenich és Vutkovich. Magyar irók névtára, d. i. Namensverzeichniß der ungarischen Schriftsteller (Preßburg 1876, S. 49, 171 und 564. – Janothykh von Adlerstein (Joh.). Die letzten zwei Jahre Ungarns. Chronologisches Tagebuch der magyarischen Revolution (Wien 1850, Sollinger’s Witwe, 8°) Bd. I.
- Porträte im Holzschnitt in den vorgenannten zwei illustrirten Blättern „Vasárnapi ujság“ und „Magyarország és nagy világ“, und lithographirt im Medaillon auf dem zweiten Blatte der Bildnißgruppe „Magyar irók arcképcsarnoka“, welche im Jahre 1857 in Großfolio erschienen ist.