Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 111. (Quelle)
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Bacsányi, Johann (Dichter und correspond. Mitglied der ungar. Akademie, geb. den 11. Mai 1763 zu Tapolcza im Zalaer Comitat, gest. zu Linz 12. Mai 1845). B. besuchte die Schulen von Vesprim, Oedenburg und Pesth, wo er bei dem Sohne des Baron Lor. Orczy Lehrer wurde. Die erste Frucht seiner patriotischen Begeisterung ist: „A magyarok vitészége“ (Die Tapferkeit der Magyaren. Pesth 1785). In eben diesem Jahr erhielt er zu Kaschau eine Anstellung beim Kameralamte, wo er 1788 mit Baróti und Kazinczy einen Verein bildete, der im „Magyarmuzeum“ (Ungarisches Museum), welches doch nur bis 1795 bestand, seine Arbeiten veröffentlichte. Eines aufregenden Gedichtes wegen verlor Bacsányi 1793 sein Amt und wurde Secretär beim Grafen Nicolaus Forgách. 1794 war er an den Unruhen des Martinovics betheiligt, weßhalb er bis 1796 in den Kerkern am Spielberge saß. Freigeworden [112] war er bei der periodischen Schrift: „Magy. Minerva“ durch die Herausgabe der Werke des Paul Ányos thätig. 1805 erhielt er bei der Wiener Bankdirection eine Anstellung und vermälte sich mit Gabriela Baumberg (s. d. folg.), die damals in Wien als deutsche Dichterin einen Namen hatte. Als die Franzosen im Jahre 1809 Wien einnahmen, übernahm Bacsányi die Uebersetzung der bekannten Napoleon’schen Proclamation vom 15. Mai, welche die Ungarn zur Insurrection aufrief, weßhalb er sich später nach Paris flüchten mußte, von wo er, nach dem Pariser Frieden ausgeliefert, erst auf die Festung kam und dann nach Linz verbannt wurde. Hier erhielt er die Erlaubniß, die französische Pension bis an seinen Tod beziehen zu können. In Linz setzte er seine schriftstellerischen Arbeiten fort, und es erschienen von ihm: „A magyar tudósokhoz“ (An die ungarischen Gelehrten). Pesth 1821, worin er in dem Anhange zu der von ihm veranstalteten Ausgabe von Faludi’s Gedichte Ausfälle auf die ungarischen Gelehrten machte, welche doch, da er fern von der Heimat, sich der neuen Literatur und ihren Bestrebungen entfremdet hatte, erfolglos verhallten; – „Versek ...“ (Dichtungen); – „Bacsányi János versei“ (Gedichte des Johann Bacsányi, Pesth 1827); – „Bacsányi J. poetai munkai“ (Poetische Werke des J. Bacsányi, Ofen 1835). Außerdem besorgte er die Herausgabe der Gedichte Fr. Faludi’s: „Faludi Ferencz versei“ (Pesth 1824). Die ungar. Akademie wählte ihn 1843 in seinem 80. Lebensjahre zum corresp. Mitgliede. B.’s erstes Auftreten in der „Magyar musa“ als Aesthetiker richtete die Aufmerksamkeit auf ihn, und das später von ihm und Kazinczy begründete „Magyar museum“ behauptete einen bedeutenden Einfluß. Seine Gedichte wurden beifällig aufgenommen; besonders werthvoll sind seine Uebersetzungen des Ossian, den er der Erste in Ungarn einführte und später ganz in metrischer Uebersetzung herauszugeben gesonnen war, wozu es jedoch nicht kam. Seine lange Abwesenheit vom Vaterlande war Ursache, daß B. mit den Fortschritten der ungarischen Literatur nicht auf gleicher Höhe geblieben, daher seine Angriffe auf eine ihm fremd gewordene Literatur wirkungslos blieben. Doch innige Liebe zum Vaterlande begeisterte ihn bis zum letzten Augenblicke. Als 1835 seine gesammelten Dichtungen herauskamen, schrieb ein begeisterter Freund des Dichters über dieselben: „Es ist in dieser Sammlung des Veterans der Nationaldichter Ungarns der Geist jugendlicher Fülle classischer Römerkunst identificirt mit der des Vaterlandes. Der Vertraute der durch zwei Generationen mit zärtlichem Eifer gepflegten Muttersprache beweist hier in den mannigfachsten Formen diesen Doppelgeist.“ Die Angriffe, welche B. von der neuesten ungar. Dichterschule erleiden muß, sind befangen und parteiisch. Seine Gebeine ruhen auf dem Friedhofe zu Linz.

Ujabb kori ismeretek tára, d. i. ungar. Conv.-Lexikon der neueren Zeit I. Bd. (Pesth, Heckenast, 1850. S. 247. (Art. v. F. S.) – Oestr. Nat. Encyklopädie (v. Gräffer u. Czikann). (Wien 1835. I. Bd. S. 200; VI. Bd. 357). – (Brockhaus) Conversations-Lexikon 10. Aufl. II. Bd. S. 152.