BLKÖ:Rokert, August
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 26 (1874), ab Seite: 286. (Quelle) | |||
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Joseph Eckhel [Bd. III, S. 423]; – wohlhabende Tuchhändler in Fulnek, ließen den Sohn sorgfältig [287] erziehen. Er wurde in Sprachen, der italienischen, französischen und englischen und in der Musik gründlich unterrichtet und trat nach beendeten Gymnasialstudien in das seiner Zeit rühmlichst bekannte Großhandlungshaus seines Onkels, des k. k. Hofbankiers Melchior Ritter von Steiner in Wien, in welchem er durch 42 Jahre ununterbrochen als Buchhalter und Procuraführer arbeitete und während dieser Zeit große Geschäftsreisen nach Deutschland, Frankreich, England und Italien unternahm. Im Jahre 1838 zog sich R. in’s Privatleben zurück, um sich gänzlich literarischen Beschäftigungen zu widmen. Er begann nun aus Neigung für Literatur und Wissenschaft – und mit nicht geringen Opfern – buchhändlerische Unternehmungen. Zu gleicher Zeit beschäftigte er sich selbst mit kleineren poetischen Arbeiten, deren einige in früheren österreichischen Almanachen abgedruckt stehen. Rokert hatte sich mit Franz Härter, der sich am 4. November 1824 im Prater erschossen, associirt, und kostspielige Unternehmungen, die, ohne sich zu verzinsen, immer nur neue Opfer erheischten, so z. B. Hormayr’s „Archiv“, dessen „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“, dessen „Geschichte der Stadt Wien“ u. s. w. in den Verlag übernommen. Ganz auf eigene Rechnung gab Rokert das seiner Zeit ungemein beliebte Taschenbuch „Vesta. Kleine Halle für deutsche Kunst und Literatur“, I.–VI. Jahrgang (Wien 1831–36, 16°.), ein Vorläufer des nachherigen „Rheinischen Taschenbuches“, heraus. Die Kupfer der Vesta, im Ganzen 42, äußerst nett gestochene Blätter nach von Rokert für dasselbe bestellten Originalbildern von Ender, Rieder, Fendi, Gauermann, Schwemminger, Waldmüller u. A. sind selten und werden von Sammlern gesucht, namentlich die ersten Abdrücke auf englischem Velin in Folio. Sechs Jahrgänge hielt Rokert aus, endlich stellten sich Ausgabe und Einnahme bei dem Unternehmen so entschieden zum Nachtheile der letzteren, daß R. es fallen lassen mußte. Nun zog sich R. auch von allen buchhändlerischen Geschäften zurück und lebte im freundschaftlichsten Verkehre mit Gräffer, Rittig von Flammenstern[WS 1] u. A. als Privatmann, mit seinen naturgeschichtlichen Sammlungen von Vögeln, Mineralien u. dgl. m. beschäftigt. Um die Mitte der Vierziger-Jahre kaufte er bei Stadt Steyr in Oberösterreich eine kleine Besitzung, auf welcher er mehrere Jahre verlebte. Zunehmender Kränklichkeit wegen verkaufte er sie und kehrte wieder nach Wien zurück, wo er aber bald darauf starb. Gräffer schreibt über ihn: „Die Anstrengungen und Aufopferungen dieses wackeren Mannes für einheimische Literatur und Kunst müssen von Allen, welche nähere Kenntniß davon haben, anerkannt und hochgeschätzt werden. Sein Charakter war die Humanität selbst, Wohlwollen, Vertrauen, Innigkeit, Edelmuth, Herzlichkeit zeichneten diesen Biedermann aus. Zu seinen Verdiensten als Menschenfreund und Staatsbürger gehört unter Anderem, daß er Künstler, Schriftsteller, Buchdrucker, Fabrikanten, Handwerker u. s. w. unermüdlich unterstützte mit Rath und That, mit Arbeit und Geldvorschuß; und wenn auch in seinem edlen Zutrauen oft bitter getäuscht, doch den Glauben an die Rechtlichkeit nicht verlor. Wie häufig und schnöde jene unerschöpfliche Herzensgüte auch mißbraucht worden, stets blieb sie unerschüttert. Unter Jenen, die er mit seinen [288] Mitteln reichlich unterstützte, ist vor Allen der Dichter Zedlitz zu nennen, und als Beweis, wie anständig er poetische Arbeiten honorirte, diene die Thatsache, daß er dem Grafen Platen für die in der Vesta 1834 zuerst erschienene Dichtung „Die Abbassiden“ das für jene Zeit nicht unbedeutende Honorar von 100 Ducaten bezahlte. Die „Vesta“ ist auch sonst noch literar-historisch interessant; sie enthält nämlich im Jahre 1835 Grillparzer’s „Tristia ex Ponto“, womit ein Wendepunct in des großen Dichters Leben eintrat, der auf seine ferneren Schicksale nicht günstig wirkte. Wie aber schon bemerkt worden, war R., der eine gute naturwissenschaftliche Bildung besaß, auch ein fleißiger Sammler. Er besaß ein großes Herbarium, dessen Pflanzen er zum großen Theile selbst gesammelt hatte; eine reiche Vögelsammlung, welche nebst einer großen Mineralien-Sammlung, letztere unter der Bezeichnung „Rokert’sche Sammlung“ aufgestellt, das k. k. Josephinum in Wien erwarb; dann eine kleinere Mineraliensammlung, von einer auswärtigen Regierung angekauft; eine Sammlung von Vogeleiern, derzeit im Besitze des Professors Freiherrn von Ettingshausen; eine an schönen und werthvollen Stücken reiche Münzsammlung, welche R. noch bei Lebzeiten seinem Bruder Joseph abtrat; – eine nicht unbedeutende Gemäldesammlung aus der Kunstepoche seiner Zeit und aus Werken der besten Künstler, welche R.’s feinen Geschmack beurkunden, mehrere derselben sind durch die Kupfer des Taschenbuches „Vesta“ vervielfältigt. Rokert selbst war eine – wenn auch nicht für das große Publicum – selbstschaffende Künstlernatur, Zeugniß dafür gibt ein von ihm in Wasserfarben mit wahrer Meisterschaft ausgeführtes Blumenwerk aus hundert Blättern, die Flora Oesterreichs vorstellend, das von Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Albrecht für seine Kunstsammlung, die Albertina, angekauft wurde. Rokert erscheint bei Gräffer u. A. mit einem c Rockert geschrieben; diese Schreibung ist unrichtig, denn er selbst schrieb sich ohne c Rokert. In seinen späteren Jahren hat er sich vermält und seine noch zur Zeit lebende Witwe wohnt in Wien.
Rokert, August (Schriftsteller und Kunstfreund, geb. zu Fulnek in Mähren 17. September 1775, gest. zu Wien 1. Februar 1855). Seine Eltern – die Mutter Helene Eckhel war eine Schwester des berühmten Numismatikers- Gräffer (Franz), Wiener Dosenstücke (Wien 1852). I. Theil, zweite Ausgabe, S. 243. – Bergmann (Joseph), Pflege der Numismatik in Oesterreich im XVIII. Jahrhundert (Wien 1857, 8°.) Theil II, S. 66, Anmerkung IX [aus dem XXIV. Bde., S. 296 u. f., der Sitzungsberichte philos. histor. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften]. – Handschriftliche Notizen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Rittig von Flammenstein.