BLKÖ:Eckhel, Johann Joseph Hilarius
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 3 (1858), ab Seite: 423. (Quelle) | |||
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Alxinger (s. d. I. Bd. S. 23) unterrichtete. In jener Zeit schrieb E. selbst einige poetische Versuche. [Vergl. des kais. Rathes Bergmann in den Quellen angeführten Aufsatz über Eckhel, worin auch mehrere seiner lateinischen und deutschen Dichtungen wieder abgedruckt sind.] Als ihn seine schwächliche Gesundheit zur Niederlegung des Lehramts nöthigte, erhielt er 1772 die Aufsicht des Münzkabinets des Wiener Jesuiten-Collegiums. Im August dess. J. unternahm er eine wissenschaftliche Reise nach Italien und trat mit Männern wie Lanzi, Marini, Oberici in engern Verkehr. In Florenz lernte er Edmund Cocchi kennen und erhielt den ehrenvollen Auftrag, das reichhaltige Florentiner Münzkabinet zu ordnen. Unterdessen sammelte er selbst Münzen, studirte fleißig an denselben und wich von der bisherigen Methode, Münzen nach ihren verschiedenen Metallen und Größen zu ordnen, ab und stellte in philosophischem Geiste ein neues System auf. Er schied die antiken Münzen in zwei große Abtheilungen; die erste umfaßte die Münzen der Städte, Völker und Könige; die zweite die römischen; die Städtemünzen ordnete er nach der geographischen Lage der Länder von Westen nach Osten; die Länder untertheilte er in Provinzen oder kleinere Districte und die Städte gruppirte er nach dem Alphabet. An die chronologische Folge der Königsmünzen schloß er jene der Städte und Länder, die unter ihrer Herrschaft standen, an; die Coloniemünzen fügte er den Städten bei, die sie prägen ließen; für die Kaisermünzen vervollkommnete er die schon damals übliche chronologische Folge dahin, daß er die goldenen, silbernen [424] und ehernen erster, zweiter und dritter Größe in eine einzige Folge und Uebersicht brachte, weil der antiquarische Werth einer Münze nicht von ihrem Metalle und ihrer Größe abhängt, Momente, welche nur mercantilischer Seits berücksichtigt werden mögen. Nach Aufhebung des Ordens der Gesellschaft Jesu wurde E. Weltpriester. Nach seiner Rückkehr aus Italien (8. Jänner 1774) wurde er auf Empfehlung des Großherzogs Leopold an seine Mutter, die Kaiserin Maria Theresia, beim kaiserl. Hofmünzkabinet beschäftigt; am 1. März dess. J. Director der antiken Münzen unter Duvals (s. d.) Oberleitung und am 20. Sept. dess. J. Professor der Alterthumskunde und histor. Hilfswissenschaften an der Wiener Hochschule, welche Stelle er 24 Jahre bekleidete. Mit Fröhlich und Khell arbeitete Eckhel an dem Kataloge dieser reichen Sammlung und vollendete denselben in zwei Bänden (1779). In der Vorrede dieses Werkes gibt Eckhel eine Geschichte des Wiener Münzkabinets und rechtfertigt sich gegen die Vorwürfe des berühmten Numismatikers Pellerin, der in den Berichtigungen Eckhels nichts als ein von Eifersucht eingegebenes Aufsuchen der Fehler, welche Andere begehen, gewahrte, was Eckhel, dem es nur um die Wissenschaft und ihre Förderung und Läuterung zu thun war, ganz ferne lag. Nach Vollendung des obigen Kataloges unternahm E., indem er zuvor zwei kleinere Arbeiten vollendet hatte, nämlich eine numismatische Monographie des syrischen Antiochien (1786) und eine Beschreibung der geschnittenen Steine des Wiener Antikenkabinets (1788), das Riesenwerk, nämlich die numismatische Wissenschaft nach einem bestimmten Plane, nach feststehenden Grundsätzen und vorgenommener genauer Kritik des bisherigen Materials neu und ihrem ganzen Umfange nach zu bearbeiten, und löste diese Aufgabe in den Jahren 1792–98 in acht Quartbänden, deren Herausgabe erst begonnen worden, als Eckhel das ganze Werk vollendet hatte, wodurch auch die rasche Aufeinanderfolge der Bände ermöglicht wurde. Fast mit der Vollendung dieses Riesenwerkes zugleich hatte auch der Verfasser seine irdische Laufbahn geschlossen, denn im nämlichen Jahre (1798) starb er nach nur 26stündiger Krankheit am Gedärmbrande in der Wohnung und in den Armen seines Freundes durch Gleichheit der Gesinnungen und Studien, Emmerich Freiherrn von Locella, zu dem er sich den Tag vor seinem Tode nach einer Vorlesung, von einem heftigen Unwohlsein befallen, begeben hatte. Eckhels numismatische Werke sind – seine einzelnen Gedichte, sieben an der Zahl, führt der kais. Rath Bergmann in der in den Quellen genannten Abhandlung mit ihren vollständigen Titeln an –: „Numi veteres anecdoti ex museis Caesareo-Vindobonensi, Florentino“ ecc. ecc. 2 Thle. (Wien 1775, 4°. mit K. K.) [Ebert Nr. 6561]; – „Catalogus musei Caesarei Vindobonensis numorum veterum“, 2 Bde. (Wien 1779, Fol.) [Ebert 6563]; – „Sylloge I numorum veterum anecdotorum Thesauri Caesarei cum commentariis“ (Wien 1786, 4°. mit K. K.) [Ebert 6564], ist nur dieses Eine erschienen; – „Descriptio numorum Antiochiae Syriae sive specimen artis criticae numariae“ (Wien 1786, 4°.) [Ebert 6565]; – „Kurzgefasste Anfangsgründe zur alten Numismatik“ (Wien 1786, mit 6 K. K.), ein Leitfaden für akademische Vorlesungen, auf Befehl des Kaisers Joseph verfaßt und später von Catancich in’s Lateinische übersetzt (Ofen 1799, 8°.); – „Choix de pierres gravées du Cabinet impérial des antiques, representées en quarante planches décrites et expliquées.“ [425] '(Ebenda 1788, Fol.) [Ebert 6562]. Bei dieser ausgezeichneten Arbeit bediente sich E. seines schon genannten Freundes des Freiherrn von Locella zur Durchsicht und ist die Ausführung desselben musterhaft; – „Doctrina numorum veterum“, 8 Bde. (Wien 1792–98, 4°. mit K. K. u. Regist.) [Ebert 6560], dazu: „Doctrina numorum ex ejusdem autographo postumo addenda“ (Wien 1826, gr. 4°. mit K. K.), womit E. die oben angedeutete Reform der numismatischen Wissenschaft durchführte und als Koryphäe derselben von dem berühmten Archäologen Heyne in Göttingen (Göttinger gel. Anzeigen 1793, S. 3 u. f.) bezeichnet wurde. Es ist dies E.’s Hauptwerk, ebensowohl das Ergebniß ausgebreiteter Gelehrsamkeit, als einer großartigen Ausdauer. „Wie Linné“ – sagt der berühmte Archäolog Millin über Eckhel – „ein allgemeines System der Natur, so hat Eckhel ein allgemeines System der Münzen aufgestellt.“ Den Bemühungen Eckhels ist auch eine wesentliche Bereicherung des Wiener Antiken-Kabinetes zu verdanken, indem auf seine Veranlassung die seltensten Exemplare aus der kaiserl. Schatzkammer und dem Nachlasse des Herzogs Karl von Lothringen für das Kabinet erworben wurden; und seit der Ernennung Eckhels zum Director des Kabinetes datirt der europäische Ruf dieser Anstalt.
Eckhel, Johann Joseph Hilarius (Numismatiker, geb. zu Enzersfeld in Niederösterreich 13. Jänn. 1737, gest. in Wien 16. Mai 1798). Sein Vater war Oekonomie-Verwalter der Güter des Grafen Sinzendorf. Joseph kam 11. Juni 1745 nach Wien, um daselbst zu studiren, trat 20. October 1751 in den Jesuitenorden, studirte zu Leoben und Graz Philosophie und Mathematik und trieb zugleich alte Sprachen, besonders das Griechische und Hebräische. Am 24. Sept. 1764 las er zu Hiezing die erste Messe, wurde dann im Lehrfach verwendet und trug Poesie und Rhetorik am Theresianum in Wien vor, wo er unter Andern den Dichter- Millin (Aubin Louis), Notice historique sur J. H. Eckhel (Paris an VII. 8°.) [aus dem „Magasin encyclopédique“]. V. année tome second, Nr. 8, S. 458. – Bergmann (Jos.), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des östr. Kaiserstaates vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (Wien 1857, Tendler, 4°.) II. Bd. S. 424. – Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften phil.-histor. Classe XXIV. Bd. (Jahrg. 1857) S. 296–364: „Pflege der Numismatik in Oesterreich im 18. Jahrhundert, mit besonderem Hinblicke auf das k. k. Münz- und Antikenkabinet in Wien, mit erläuternden Anmerkungen. II. Abtheilung. Von Eckhel bis zu dessen Tode (1774–1798)“ von Jos. Bergmann. [Diese urkundenmäßig gearbeitete Abhandlung des gelehrten Forschers enthält Aufschlüsse a) über die Familie Eckhel; b) über E.’s Ausbildung zum Numismatiker vor seiner Reise nach Italien; c) über seine Rückkehr; schildert ihn d) als Beamten; e) als Universitätslehrer; f) als Schöpfer des wissenschaftlichen Systems der antiken Numismatik; und gibt Mittheilungen g) über seine Correspondenz und h) Nachrichten über Porträte und Medaille Eckhels; die Anmerkungen bilden einen reichen biographischen Apparat.] – Oesterreichischer Plutarch. Von Joseph Freiherrn von Hormayr (Wien 1807, Doll) VI. Bd. S. 193 [nach diesem geb. 13. Jänn. 1737, gest. 16. Mai 1798. Hormayr charakterisirt E. folgendermaßen: „Seiner Wissenschaft und jedem Lernbegierigen ganz und rastlos hingegeben, wie der Alten Einer, blos aus Liebe zu derselben, ohne einen Schatten von Gewinnsucht, seine Kräfte opfernd, einfach, anspruchslos, bescheiden, mehr in sich haltend als versprechend, wie die Münzen von altem Schrot und Korn, die er beschrieb, für gegründeten Tadel dankbar, fremder Verdienste billigster Würdiger, ohne anderen Ehrgeiz als den: so nützlich zu werden als möglich, sein schwarzgalligtes Temperament mit eigenthümlicher Güte bedeckend, aber durch jenes, durch sitzende Lebensart, durch unaufhörliches Studium empfindlicher, reizbarer, als es dem Besten seiner Gesundheit angemessen war, endete E. allgemein betrauert.“] – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae soc. Jesu (Wien u. Regensburg 1856, Mechithar. u. Manz, Lex. 8°.) S. 67 [erscheint daselbst als Eckel statt Eckhel und ist nach diesem u. Bergmann geb. 13. Jänn. 1737, gest. 16. Mai 1798]. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750–1800 verstorbenen deutschen Schriftsteller. III. Bd. S. 33. – Wielands Neuer deutscher Merkur 1798, IX. St. S. 66. – Schlichtegrolls Nekrolog auf das Jahr 1798, I. Bd. S. 156. – Intelligenzblatt zur Allgemeinen Literatur-Zeitung 1798, S. 1067. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) II. Bd. S. 11. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) V. Bd. S. 345 [nach diesem gest. 17. Mai 1798]. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XV. Bd. Sp. 635 [nach dieser gest. 17. Mai 1798). – [De Luca] Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, Trattner, 8°.) I. Bdes. [426] 1. St. S. 105. – Wiener Zeitung 1857, Nr. 164 und 172.[BN 1] – Correspondenz, Testament und Nachlaß. Eckhel stand mit den hervorragendsten Männern in brieflichem Verkehr. Das k. k. Münzkabinet besitzt eine Sammlung von 165 Briefen, darunter von Abbé Barthelemy, Borghese, Cocchi, Dutens, Fabroni, Lanzi, Marini, Zoega u. A. – Eine Abschrift seines Testamentes besitzt der k. k. geheime Haus-, Hof- und Staatsarchivar Dr. v. Meiller, Eckhels Großneffe. Zur Universalerbin seines Vermögens – das sich nach Abzug aller Passiven auf nahezu 25,000 fl. belief – setzte er seine Schwester Raphaela, vermälte Meiller (Mailerin) ein, wovon 3 Legate zu je 2500 fl. und eines von 50 Ducaten an seine zwei Brüder und zwei Schwestern entfielen. – Medaille. Moriz Graf Dietrichstein ließ zur Säcularfeier des berühmten Archäologen eine Denkmünze schlagen. Vorderseite: E.’s Porträt mit der Umschrift: Josepho . Eckhel. nat. MDCCXXXVII . Mort. MDCCXCVIII . L. Manfredini f. Rückseite: Minerva, sitzend, bedeckt mit einem Lorbeerkranze das Werk, welches Eckhel’n die Unsterblichkeit sichert und worauf die Buchstaben D. N. V. (Doctrina, numorum veterum) gravirt sind. Umschrift: Systematis . rei. Numariae . Antiquae . Conditori. Im Segmente. Museum. Vindob. MDCCCXXXVII. L. Manfredini f. Größe d. Med.: 1″ 9′′′ W. M. Gew. i. Silb.: 29/16 L. – Porträte. 1) Unterschrift: Eckhel. J. Blaschke sc. (auch in Hormayrs „Plutarch“). – 2) Auf einem Blatte zwei Medaillons, durch eine Etikette geschieden. Im oberen Medaillon das Porträt, in der Etikette das Facsimile der Unterschrift: Abbé Eckhel, Director des k. k. Antikenkabinets. Im unteren Medaillon Eckhels Familienwappen (nähere Aufschlüsse über das Original dieses Bildes siehe in Bergmanns mehrerwähnter Abhandlung S. 350, bei welcher es sich im Kupferstiche befindet). – Ein Oelgemälde, nach dem Original des Malers Joseph Georg Weickert von Peter Fendi copirt, befindet sich im kais. Münz- u. Antikenkabinet in Wien. Weickerts Original ist im Besitze von E.’s Großneffen, Ign. v. Eckhel, Großhändler in Triest. – 3) Von Thomas Benedetti in Kupfer gestochen, in Steinbüchels „Addenda ad Eckhelii Doctrinam num. veterum.“ – Wappen. Kaiser Mathias gab ddo. Prag 7. April 1617 den Gebrüdern Christoph u. Georg Eckhel einen Wappenbrief. Das Wappen ist: Ein quergetheilter Schild. Im unteren rothen Felde drei (zwei oben, einer unten mitten zwischen den oberen) blaue Ecksteine; im oberen weißen Felde ein achteckiger Stern, der Länge nach getheilt, rechts golden, links schwarz. Auf dem Schilde ein gekrönter Stechhelm. Ueber dem Helme zwischen zwei Adlerflügeln eine Mohrengestalt mit spitziger Haube im engen Leibrocke, in der rechten Hand einen dreieckigen rothen, in der linken einen gleichen weißen Eckstein haltend.
- Chronographikon auf Eckhel:
reI . nVMarIse . antIqVae . fVnDatorI
IVsta . LaVrVs.
- – Denis schrieb auf den Tod seines Freundes das folgende Distichon: Eckhelium brevis hora tulit, sed diva Moneta | Scripta viri secum vivere secla jubet. – Zwei lateinische Disticha und ein größeres deutsches Gedicht schrieb J. G. Seidl bei Gelegenheit der Säcularfeier von Eckhels Geburtstag, welche der Beschreibung der auf E. geprägten Medaille beigedruckt sind.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Eckhel, Johann Joseph Hilarius [Bd. III, S. 423].
- Wiener Zeitung 1861, Nr. 26: „Eckhel’s Büste in Berlin“. [Band 24, S. 398]