BLKÖ:Fröhlich, Erasmus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 375. (Quelle)
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Fröhlich auch Frölich, Erasmus (Geschichtforscher, Bibliothekar und Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Graz 2. Oct. 1700, gest. zu Wien 8. Juli [dieses Darum gibt das Wiener Diarium an] 1758). Trat jung in den Orden der Gesellschaft Jesu, studirte zu Gratz, Leoben und Wien, und lehrte nach abgelegter Ordensregel zu Klagenfurt und Wien Mathematik, Geschichte und Münzkunde. Seine Klosterbrüder P. Christian Edschlager, der auf seinen Missionen in der Türkei und Griechenland viele antike Münzen gesammelt und P. Karl Granelli, der Beichtvater der verwitweten Kaiserin Amalie, weckten in F. die Liebe für die Numismatik, der bald in dieser Wissenschaft wie in der Geschichte auf einer Stufe stand, die ihm unter den Numismatikern und Geschichtforschern eine ehrenvolle bleibende Stelle anweist. Im J. 1746 übertrug ihm die große Maria Theresia das Lehramt der Geschichte, Archäologie, Diplomatik, Wappenkunde und griechischen Sprache an der nach ihr benannten theres. Ritter-Akademie und zugleich die Stelle eines Bibliothekars der Anstalt. An dem regen wissenschaftlichen Eifer, der damals in Wien herrschte, hat F. wesentlichen Antheil; mit seinem Freunde, dem berühmten Astronomen Hell, betrieb F. die Astronomie, mit Jamerai Düval (s. d. III. Bd. S. 401) und seinem Ordensbruder Jos. Khell arbeitete er unter des General-Schatzmeisters De France (gest. 1761) Oberleitung am Kataloge der antiken Münzen des kaiserl. Cabinetes, der als Resultat der vereinten geistigen Kräfte unter dem Titel: „Numismata Cimelii Austriaci Vindobonensis ... (Wien 1755, Trattner, Fol.), in 2 Bänden (à I. Bd. 25, II. Bd. 112 m. K. K. enthält). [Vergl. Ebert Bibl. Lex. Nr. 14955] erschien; F. war es, der Joseph Eckhel’n (s. d. III. Bd. S. 423) zur Münzkunde, Michael Denis (s. d. III. Bd. S. 238), zur Literaturgeschichte anregte; auf dessen Vorstellung sich Graf Coronini und Georg Pray die Geschichte ihres Vaterlandes, ersterer jene von Görz und Istrien, letzterer jene von Ungarn zum Vorwurfe ihrer Behandlung wählten, und so die Geschichtschreiber der genannten Länder wurden. Segensreich wirkte F., der übrigens selbst durch seine Werke die Geschichte von Kärnten, Krain, Steiermark, Tyrol beleuchtet und in der Numismatik erhebliche Arbeiten geliefert hatte, auf die seiner Leitung anvertraute Jugend. Dieser so wie der Wissenschaft, in der er im In- und Auslande als einer der geachtetsten Koryphäen glänzte, wurde F. im Alter von 58 Jahren entrissen. Die zahlreichen Schriften F.’s sind: „Utilitas rei nummariae Veteris. Accedit appendicula ad nummos coloniarum per Cl. Vaillantium editos“ (Wien 1733, 8°.); [376]„Appendicula ad nummos Augustorum et Caesarum ab urbibus graece loquentibus cusos, quos Cl. Vaillantius collegerat“ (Ebenda 1734), neue Zusätze zum Anhang der obigen Schrift und zu dieser erschienen, als: „Appendiculae ecc.“ (Wien 1744); – „Dissertatio de nummis monetariorum veterum culpa vitiosis“ (Ebenda 1736). Die bisher genannten Schriften gab F. ohne Namen heraus; und sie erschienen später gesammelt und vermehrt als: „Quatuor tentamina in re nummaria vetere“ (Ebenda 1737, 4°.); – „Animadversiones in quosdam veteres nummos urbium“ (Ebenda 1738, 8°.); eine neue vermehrte Ausgabe dieser Schrift mit einem Anhange seltenster noch nicht bekannt gemachter Münzen, namentlich aus der kaiserl. Münzsammlung, gab Ant. Franz. Gori (Florenz 1751, 8°.) heraus. – „De figura telluris ..“ (Ebenda 1743 und Passau 1757, 4°.); – „Optica coelorum R. P. Castell S. J. latinitate donata“, 3 partes (Wien 1744–1845); – „Annales compendiarii Regum et rerum Styriae numis veteribus illustrati ...“ (Ebenda 1744, Fol.). [Vergl. Ebert Bibl. Lex. Nr. 7944]. Die zweite Auflage, welcher „Notae compendiariae“ und „Monogrammata numismatum graecorum“ beigefügt sind, erschien 10 Jahre später (Ebenda 1754). Gegen dieses Werk, worin die zwei Bücher der Makkabäer als canonische Bücher bekräftigt werden, eiferten die Protestanten und es traten dagegen die zwei Brüder Ernst Friedrich und Gottlob Wernsdorf auf, deren Ersterer die „Prolusio de fontibus Styriae in libr. Machab.“ (Leipzig) erscheinen ließ. F. vertheidigte sich gegen diese Angriffe in der Schrift: „De fontibus historiae Styriae in libr. Machabaicis prolusio Lipsiae edita in examen vocata“ (Wien 1746), worauf Wernsdorf wieder eine „Commentatio de fide historica librorum Machabaicorum“ erscheinen ließ, worin er F.’s Annalen verbessern wollte. Die Vertheidigung übernahm nun, da F. im Theresianum eben mit Geschäften überhäuft war, Pat. Jos. Khell; – „Introductio facilis in Mathesin …“, 3 Bde. (Wien 1746, 8°.); – „Dubia de Minissari Aliorumque Armeniae Regum nummis et Arsacidarum epocha nuper vulgatis proposita“ (Ebenda 1754, 4°.); – „Diplomatarium Garstense emendatum, auctum et illustratum ...“ (Ebenda 1754, 4°.), aus handschriftlichen Materialien des Jesuiten Sigismund Pusch. Auf dem gegenüberstehenden Titelblatte steht: opera Mich. Caroli comitis ab Althan. [Ebert Bibl. Lex. Nr. 7945]; – „Casulae S. Stephani regis Hungariae vera imago et expositio“ (Ebenda 1754), auf dem gegenüberstehenden Titelblatte steht: quas publica luce donavit Franc. L. B. Balassa; – „Dialogus quo disceptatur: anne Rudolphus Habsburgicus Regi Bohemiae Ottocaro ab obsequiis fuerit eundemque tentorio lapsili deluserit“ (Ebd. 1755, 4°.); – „Ad numismata Regum veterum anecdota rariora, accessio nova“ (Ebenda 1755); – „Genealogia Souneckiorum Com. Cilejae et Comitum de Heimburg duo specimina“ (Ebd. 1755, 4°.); – „Diplomataria sacra ducatus Styriae“, 2 Thle. (Ebenda 1757, 4°.), dieses eigentlich von Pusch in der ersten Anlage ausgeführte Werk hat F. vermehrt, erläutert und herausgegeben; – „Notitia elementaris numismatum illorum antiquorum, quae urbium liberarum, Regum et Principum ac personarum illustrium appellantur“ (Ebenda 1758); – „Specimen archontologiae Carinthiae“, 2 Thle. (Ebenda 1758, 4°.), für Kärntens Geschichte ein wahrer Schatz; –„De Familia Vaballathi numis illustrata, opusculum posthumum“ (Ebenda 1762, 4°.). Die zwei folgenden Werke werden, [377] obgleich die Titel andere Verfasser anzeigen, auch F. zugeschrieben: „Tentamen genealogicum-chronologicum promovendae seriei comitum et rerum Goritiae conscriptum a Rud. S. R. I. com. Coronini“ (Ebd. 1752, 4°., 2. verm. Aufl. Ebenda 1759; Fol.) und „Regum veterum numismata anekdota aut perrara notis illustrata, collecta opera et studio Franc. Ant. S. R. I. Com. de Khevenhüller“ (Ebenda 1752, 4°.). Ferner hat F. Antheil an des Grafen Leopold Clary und Aldringen „Tentamen de Titulo Imperatoris Romani“ (Ebenda 1753, 4°.) und an Ant. Spingaroli’s „Tentamen contra vulgatam de Rudolphi excommunicatione sententiam“ (Ebenda 1753, 4°.). Außer diesen Werken hinterließ F. Vieles in Handschrift, theils historischen, theils archäologischen und anderen Inhaltes, was Paintner und Stoeger in ihren Werken aufzählen. F. unterhielt einen gelehrten Briefwechsel mit den hervorragendsten Männern der Wissenschaft seiner Zeit u. A. mit van Swieten, bevor F. nach Wien übersiedelte, mit Franz Gori in Florenz, mit Apostolo Zeno und Marchese Savorgnano zu Venedig, mit Barthélemy zu Paris und Gottfried Richter zu Dresden. Seine Papiere erhielt durch Denis der berühmte Numismatiker Eckhel. Denis schrieb auf den Grabstein Fröhlichs: „Hunc facta loquentur“.

Oetter (Samuel Wilh.), Lebensgeschichte des berühmten Pater Er. Froelich (Nürnberg 1773, 4°.). [Eine Uebersetzung der folgenden Schrift; auch in Oetters neueröffnetem Münz-Kabinete (Nürnberg 1773) IV. Bd. Anhang S. 201–220.] – Khell (Jos.), Elogium Erasmi Frölich befindet sich in der Schrift: „De Familia Vaballathi numis illustrata“ (Wien 1762) [daselbst S. 7–27]. – Wiener (amtliche) Zeitung 1858, S. 2603 [Auszug aus dem Wienerischen „Diarium“ vom 12. Juli 1758, nach welchem er am 8. Juli 1758 gest. ist]. – Bergmann (Jos.) Die Pflege der Numismatik in Oesterreich im XVIII. Jahrhundert (Wien 1856, Staatsdruckerei) in der I. Abth. S. 27 XI [auch im XIX. Bde. der Sitzungsberichte der kais. Akad. d. Wissensch. philosoph.-histor. Classe; nach diesem gest. 7. Juli 1758]. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes Jahrg. 1810 (Wien, Doll, 8°.) III. Bd. S. 336: „Biographien früher verstorbener Gelehrten“. – Denis (Mich.), Denkwürdigkeiten der Garellischen Bibliothek S. 7 u. f. – (Salzmanns) Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Deutschen S. 542. – Hirsching, Hist. liter. Handbuch. – Schrank (F. P. v.), Nachrichten von berühmten Gelehrten I. Bd. S. 206 u. f. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriaca Societatis Jesu (Wien u. Regensburg 1856, Mechitaristen und Manz, Lex. 8°.) S. 90 [nach diesem, nach Ersch und Gruber, Meyer, den Annalen, der Nat.-Encyklopädie, der steiermärkischen Zeitschrift und Biographie générale ist F. am 7. Juli 1758 gestorben. Die übrigen abweichenden Angaben siehe unter den andern Quellen]. – Steiermark. Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Alb. v. Muchar etc. (Gräz 1840) Neue Folge VI. Jahrg. I. Hft. S. 93. – Wincklern v, Nachrichten von Gelehrten des Herzogthums Steiermark (Gräz 1810) S. 39. – Oesterreichs Pantheon (Wien 1831, M. Chr. Adolph) IV. Bd. S. 36 [nach diesem gest. 8. Juli 1758]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 233 u. VI. Bd. Suppl. S. 440. – Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom J. 1750–1800 verst. deutschen Schriftsteller … III. Bd. S. 539. – Ersch (J. S.) u. Gruber (J. G.), Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 50. Thl. S. 272 [mit der falschen Angabe des Geburtsjahres 2. Oct. 1716]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1853, Bibl. Inst., Lex. 8°.) XI. Bd. S. 412 [erscheint da als Frölich]. – Nouv. Biographie générale ... publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1852) XVIII. Bd. Sp. 914 [mit der irrigen Angabe des 20. Oct. 1700 als Geburtstag]. – Nach Khevenhüllers Tagebuch [siehe A. Wolf, Aus dem Hofleben Maria Theresia’s] gest. 6. Juli 1758 im Theresianum zu Wien – und nach Bergmann (Jos.), Medaillen auf berühmte u. ausgezeichnete Männer des östr. Kaiserstaates vom 16.–19. Jahrhund. (Wien 1844 u. f., Tendler, 4°.) II. Bd. S. 429 gest. am 2. Juli 1758. – Porträt. Dasselbe befindet sich vor Coronini’s „Tentamen genealogicum-chronologicum“ [378] [siehe oben die Biographie unter F.’s Werken] – Ein in Oel gemaltes Porträt F.’s bewahrt das k. k. Münz- und Antiken-Kabinet.