BLKÖ:Müller, Otto Edler von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 19 (1868), ab Seite: 398. (Quelle) | |||
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Joseph und der Erbauer des auf dem südlichen Abhange des Bisamberges liegenden, nach seiner Gattin benannten Magdalenahofes. Adam M. wurde nach den Befreiungskriegen im Jahre 1816 für seine Verdienste in dreizehn Feldzügen in den österreichischen Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler von“ erhoben. Seine Gattin Selma, geborne v. Meyer, stammte aus einer angesehenen und weitverzweigten Familie im Großherzogthume Hessen-Darmstadt. Sie starb anderthalb Jahre nach ihrem Manne (1837). Otto M., der jüngste und allein noch lebende von fünf Geschwistern, zeigte schon in der frühesten Jugend große Vorliebe für Bücher, namentlich für die Lectüre der deutschen Dichter und übte sich frühzeitig im Versemachen. Ursprünglich war er für den Soldatenstand bestimmt und im Jahre 1822 schon auf dem Puncte, einen Stiftungsplatz in der k. k. Genie-Akademie einzunehmen, da wurde er von einer hitzigen Kopfkrankheit befallen, die ihn an den Rand des Grabes brachte und nach der Genesung eine Gehörschwäche zurückließ, die ihn für die militärische Laufbahn untauglich machte. Seine Erziehung war eine sehr unregelmäßige und oft gestörte. Der Vater wechselte häufig den Aufenthalt und der Knabe verweilte oft durch ein ganzes Jahr mit der Mutter bei den Verwandten in Gießen und Darmstadt. Schon in seinem 14. Jahre verfaßte er ein Trauerspiel: „Antonius und Kleopatra“, das er dem seiner Zeit nicht unbekannten Schriftsteller Krug zu Nidda zur Beurtheilung übergab, der von der Charakteristik und der Sprache des Stücke überrascht war, [399] aber auch an der in vielen Stellen hervorbrechenden sinnlichen Gluth großes Aergerniß nahm. Die philosophischen und juridischen Studien vollendete M. 1831 in Wien. In diese Zeit fällt sein Freundschaftsbündniß mit Eduard Duller [Bd. III, S. 390] und eine innige Freundschaft verband ihn trotz der Ungleichheit der Jahre mit dem unvergeßlichen unglücklichen Ferdinand Raimund. Auch verkehrte er viel mit anderen strebsamen Jünglingen, wie L. A. Frankl [Bd. IV, S. 334; Bd. XI, S. 409], Letteris [Bd. XV, S. 17], Rappaport u. A. Sein bester Freund und Rathgeber aber war Ludwig Halirsch [Bd. VII, S. 233]. Im lebhaften Verkehre stand er ferner mit den Schriftstellern Castelli [Bd. II, S. 303, Bd. XI, S. 378], Told, Gschladl (E. T. A. Hoffmann), Dräxler-Manfred [Bd. III, S. 374] und den Musikern Schubert, Kanne [Bd. X, S. 438], Reuling, Würfel, Binder, Cramolini u. v. a. Den Winter von 1828 auf 1829 schrieb er für den über ein halbes Jahr in Wien weilenden Abbé Joseph Mainzer aus Trier (der spätere Gründer der Handwerker-Gesangvereine in Paris und London) eine Oper: „Salvator Rosa“, die aber von Seite des Componisten Mainzer nie vollendet wurde und von der sich nur ein Bruchstück (eine Romanze) in Mainzer’s „Singschule“ erhalten hat. Unzählige Gedichte und prosaische Arbeiten (Novellen, Kritiken, Reisebilder u. s. w.) erschienen damals von M. in mehreren Almanachen und Zeitschriften, namentlich in Bäuerle’s „Theater-Zeitung“, Stöpel’s „Musikzeitung“ in München, in Mainzer und Frankfurter Journalen u. s. f. bald mit, häufig ohne und öfters unter fingirtem Namen. Nach vollendeten Studien besuchte er durch längere Zeit die Hochschulen von Heidelberg und Gießen, wo er besonders Naturwissenschaften, namentlich Chemie studirte, auch ging er mit dem Plane um, sich in Hessen-Darmstadt, wo ein Bruder seiner Mutter (der im Jahre 1834 verstorbene Geheimrath v. Meyer) einen hohen und einflußreichen Posten bekleidete, um eine Anstellung im Lehrfache zu bewerben. Zu diesem Zwecke erwarb er sich im Frühjahre 1834 in Gießen die philosophische Doctorwürde, aus welchem Anlasse er zwei Dissertationen: „Ueber das Barometer“ und „Ueber das tragische Princip bei den Alten und Neuen“ schrieb und unter dem Rector Dr. Nebel und Decan Dr. Adrian disputirte. Der Tod seines Onkels und der bald darauf gefolgte Tod seines Vaters bestimmten ihn wieder zur Mutter nach Wien zurückzukehren. Dort lernte er den Professor der Chemie P. Tr. Meißner[WS 1] [Bd. XVII, S. 309] und den k. k. Genie-Major Gallina (ebenfalls Professor der Chemie an der k. k. Genie-Akademie) kennen und wurde neuerdings den Studien und Arbeiten auf dem Gebiete der Chemie zugeführt. Bald gehörte er zu den eifrigsten Anhängern des Meißnerischen „Neuen Systems“, das damals stark angegriffen, ja sogar officiell in Acht und Bann gethan wurde. Er hielt Vorlesungen über das System und schrieb dafür in vielen Zeitschriften (u. a. in Kaltenbäck’s „Archiv für Geschichte“). Außerdem schrieb er mehrere Novellen, von denen „Der Kirchhof Père la Chaise“ in Witthauers „Zeitschrift für Kunst, Literatur und Mode“ (1836) besonders gefiel. Nachdem seine Anhänglichkeit an Meißner und sein System ihm bei Erlangung einer Fachanstellung (einen Antrag nach Czernowitz schlug er aus) [400] hinderlich war, so ging er (1838) auf Reisen und durchzog die Schweiz, Frankreich, Holland und ganz Deutschland. Von 1840–1848 lebte er in Wien (zumeist in der Brühl), gab Unterricht in philosophischen Gegenständen und widmete sich dem Studium der Schubert’schen Lieder, deren Accompagnement auf dem Clavier er häufig betrieb. Im Jahre 1840 schrieb er für den Capellmeister des k. k. Hof-Operntheaters, Wilhelm Reuling, den Text zu der Oper: „Alfred der Grosse“, die auch im Herbste desselben Jahres im Hof-Operntheater mehrere Male aufgeführt wurde, in musikalischer Beziehung aber nur einen succés d’estime errang, obgleich Staudiglund die Hasselt-Barth meisterhaft sangen. Das Libretto (als Textbuch gedruckt) fand von Seite der Kritik günstige Aufnahme. Das Jahr 1848 stürzte auch M. in die Wogen der politischen Bewegung. Er nahm eifrigen Antheil an der Errichtung der Nationalgarde und mehrerer Vereine, und schrieb viele Artikel und Correspondenzen in große und kleine Blätter des In- und Auslandes. Ein im Vereine mit F. X. Grutsch, dem Dichter der „Agnes Sorel“, damals Bürgermeister in der Hinterbrühl, bei Prandl und Sauerländer herausgegebenes Volksblatt ging schon nach wenigen Nummern seiner mäßigen Haltung wegen ein. Diese journalistische Thätigkeit beschäftigte ihn auch in den nächsten sechs Jahren und nur wenige Novellen und Gedichte entstanden in dieser Zeit. Die meisten erschienen in der Wochenschrift: „Die Biene“, die der ihm befreundete Dr. J. Enders in Neutitschein herausgab. Eine größere, in einem Novellenbuche erschienene Novelle: „Der verlorene Sohn“ fand auch einen größeren Leserkreis und wurde in’s Englische übersetzt. Im Jahre 1854 folgte er dem Antrage des Buchhändlers und Druckereibesitzers Emich nach Pesth zur Leitung eines großen deutschen Blattes: „Ungarische Post“, das sich bald viele Freunde erwarb und auch die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich zog. So erging gegen Ende 1855 an ihn der Antrag, die Redaction der reorganisirten officiellen „Pesth-Ofner Zeitung“ zu übernehmen. Mannigfache Verhältnisse bewogen M., diesen Ruf anzunehmen, und er fungirte als Chefredacteur der officiellen Zeitung vom 1. Jänner 1856 bis Ende 1860, wo nach dem Erscheinen des Octoberdiploms und dem hypernationalen Aufschwunge eine fernere Dienstleistung ihm nicht mehr räthlich erschien, und er unter der ehrenvollsten Anerkennung von Seite des damaligen Tavernicus von Majláth [Bd. XVI, S. 297] seinen Abschied nahm. Beide deutschen Blätter erwarben sich in kurzer Zeit einen großen Leserkreis und den Beifall der Collegen, sie vertraten auf würdige Weise das Deutschthum in Ungarn. M. schrieb außer den redactionellen politischen Artikeln auch die Kritiken über die bedeutenden Erscheinungen auf der Bühne und in der Kunstwelt, die besondere Aufmerksamkeit erregten und ihn in freundschaftliche Beziehungen zu den ersten deutschen und auch ungarischen Künstlern brachten. So trug er sehr viel bei, daß Lila Bulyovsky [Bd. II, S. 202] eine deutsche Schauspielerin wurde. Als hervorragende langjährige Mitarbeiter an beiden genannten Journalen nennen wir nur: Friedrich Uhl, Max Falk [Bd. IV, S. 137]. Titus Karffy, Z. K. Lecher, Semlitsch, Nordmann, Professor Rotter, Adolph Schmiedl, Dr. Glatter, Baron Reden u. v. A. Sogleich nach seiner Rückkehr nach Wien wurde M. der [401] Redaction der kais. „Wiener Zeitung“ zugetheilt, aber schon Ende 1862 übernahm er die Herausgabe und Redaction der lithographirten „Generalcorrespondenz aus Oesterreich“, die er bis Juni 1865 führte, wo ihn Gesundheitsrücksichten zum Rücktritte bestimmten. Nach einem sechswöchentlichen Urlaube trat er in die Preßleitung zur Dienstleistung ein, übernahm jedoch schon im September mit Löwenthal [Bd. XV, S. 449] die Redaction der „Oesterreichischen Zeitung“, die er nahezu ein Jahr führte. Nach Aufhören dieses Blattes wurde er dem Hofrathe Warrens in der Redaction des „Tagblattes“ (zu seiner Zeit vielgenannten Kreuzerblattes) beigegeben, das bald ein Ende nahm, oder vielmehr in das bemerkenswerthe einflußreiche demokratische Organ: „Neues Wiener Tagblatt“ sich umwandelte, worauf M. wieder als ständiges Mitglied zur Redaction der „Wiener Zeitung“ zurückkehrte. Außer einigen politischen, kritischen und feuilletonistischen Artikeln hat M. in dieser Zeit keine größeren Arbeiten geliefert; durch längere Zeit war er jedoch als Correspondent mehrerer in- und ausländischer Journale thätig, namentlich der Prager und Gratzer Zeitung, der Weser Zeitung, des Frankfurter Journals u. m. a.
58. Müller, Otto Edler von (Schriftsteller und Publicist, geb. zu Wien 1. December 1809). Sein Vater Adam Edler von Müller war k. k. Stabsofficier (gest. als Oberst 1835) und stammte aus einer alten Jägerfamilie. Dessen Vater, Joseph M., war k. k. Forstmeister in Langenzersdorf, ein Liebling des Kaisers- Oesterreichisches Balladenbuch. Herausgegeben von Ludwig Bowitsch und Alexander Gigl (Wien 1856, Taschenform.) Bd. II, S. 723. – Wappen. Blau und roth viergetheilter Schild. 1: in Blau ein linkstrabendes rothgezäumtes Roß; 2: in Roth ein Brustharnisch; 3: in Roth ein Säbel mit goldenem Griffe; 4: in Blau ein springender Hirsch in seiner natürlichen Farbe. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter goldgekrönter Turnierhelm, dessen Krone mit einem aufrecht gestellten, blank geharnischten Arm, mit dem Schwerte in der Hand, geschmückt ist Die Helmdecken sind rechts blau, links roth, beiderseits mit Silber belegt.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Ph. Fr. Meißner