Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Müller, Sophie
Band: 19 (1868), ab Seite: 401. (Quelle)
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59. Müller, Rudolph (Maler, geb. zu Reichenberg in Böhmen 28. December 1816). Der Sohn eines Tuchwebers in Reichenberg, der frühzeitig Talent für die Kunst zeigte, und um sich in der angemessensten Weise auszubilden, ziemlich jung, erst 16 Jahre alt, nach Prag geschickt wurde, wo er die ständische Maler-Akademie besuchte. Im Jahre 1835 begab er sich aber nach Wien, wo er an der dortigen Akademie seine Kunststudien bis 1838 fortsetzte, in welch letzterem Jahre er nach Prag zurückkehrte, wo er seit dieser Zeit sich als Künstler seßhaft gemacht. In diesen wenigen Worten ist die Künstlerlaufbahn Müller’s erzählt, die auf gebahnten Pfaden, ohne Hindernisse und sonstige Zufälle, die einem Künstlerleben in der Regel das entsprechende Relief bieten müssen, ihrem Ziele im ernsten Streben und Können näher rückte. Mehreres ist über seine ziemlich zahlreichen Arbeiten zu berichten. Diese bestehen meist aus Altar- und Kirchenbildern, darunter sind anzuführen: „Der H. Johannes von Nepomuk“, Hochaltarbild in Frauenberg; – eine „Mater dolorosa“, in der Kirche zu Sebastiansberg; – ein „Heiliger Wenzeslaus“, in der Kirche zu Podolsk; – „Die Auferstehung Christi“, für die Domkirche zu Salzburg; –– „Madonna mit dem Kinde“, im Jahre 1854 für den Cardinal Fürsten Schwarzenberg. – „Der H. Joseph“, im Privatbesitze des Fräuleins von Hoffinger“. – „Die heilige Dreieinigkeit“, für eine Kirche in Prag; – „Der H. Franz von Assissi“, für Ihre kais. Hoheit die Erzherzogin Sophie; – eine „Pietà“, schon im Jahre 1844 gemalt und von der Kunstkritik als ein edles hervorragendes Werk des Künstlers bezeichnet. Außer Altar- und Kirchengemälden sind von Müller auch mehrere Bildnisse [402] bekannt, darunter jenes des „Cardinals Fürstin Schwarzenberg“, wonach Lemercier seine Lithographie ausgeführt hat; – die „Königin Maria Christine von Sicilien, geb. Prinzessin von Sardinien“, für Ihre Majestät die Kaiserin Maria Anna in Prag; – zwei große Bildnisse „Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph“, deren eines Se. Majestät der Krakauer Hochschule anläßlich der Feier ihres fünfhundertjährigen Bestandes schenkte, während das andere die Prager Hochschule malen ließ, um es in ihrer Aula aufzustellen. Im Jahre 1862 hat der Künstler in der Juni-Ausstellung des österreichischen Kunstvereins in Wien eine von ihm ausgeführte Skizze, „die heilige Elisabeth“ vorstellend, sehen lassen, und zwei seiner Original-Cartons: „Siegfried und Chrimhilde“ und „Karl IV. am Bau der sogenannten Hungermauer am Laurenziberge in Prag“, sind in Photographie (ersteres in gr. 4°., letzteres in kl. Hoch-Fol.), beide im Selbstverlage des Künstlers, im Jahre 1863 erschienen. Müller’s Werke tragen durchaus das Gepräge edlen Ernstes, sind gewählt in den Formen und gewinnend durch die belebende Wärme der Empfindung; der Künstler gilt als einer der Hauptrepräsentanten der Schule Kadlik’s [Bd. X, S. 346], der, als Müller im Jahre 1830 von Wien nach Prag zurückkehrte, ihn auch vornehmlich beredete, seinen bleibenden Aufenthalt in Prag zu nehmen, wo er nach Kadlik’s im Jahre 1840 erfolgten Tode die Traditionen des Meisters im Gebiete der Kirchenmalerei in künstlerischer Treue und Vollendung weiter verpflanzte.

Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.), III. Jahrg. (1844), S. 1068, im Berichte über die Prager Kunstausstellung. – Zap, Karl Wladislaw, Památky archaeologické a místopisné,, d. i. Archäologische und topographische Denkwürdigkeiten (Prag, 4°.), Bd. I (1855), S. 94. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, 8°.) Bd. III, S. 143 [nach diesem geb. im Jahre 1817]. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 536, Nr. 63. – Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1862, Nr. 210, S. 538.