Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Thäter, Julius Cäsar“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 655–659, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Th%C3%A4ter,_Julius_C%C3%A4sar&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 18:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Tharäus, Andreas
Band 37 (1894), S. 655–659 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Julius Thaeter in der Wikipedia
Julius Thaeter in Wikidata
GND-Nummer 118995758
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|655|659|Thäter, Julius Cäsar|Hermann Arthur Lier|ADB:Thäter, Julius Cäsar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118995758}}    

Thäter: Julius Caesar Th., Kupferstecher, wurde am 7. Januar 1804 in Dresden in „grenzenloser Noth und Trübsal“ geboren. Der Vater, der infolge von Krankheit sein Gesicht fast gänzlich verloren hatte, war arbeitsunfähig, und so mußte die Mutter, die Th. als gebildet und feinfühlig schildert, die ganze Familie kümmerlich durch Stricken ernähren. Infolge dessen war die Jugend Thäter’s freudenlos und diente dazu, ihn für lange Zeit mürrisch, unfreundlich und bitter zu stimmen. Am schlimmsten gestalteten sich die Verhältnisse der Familie während der Belagerung von Dresden im August 1813. Zu der Nahrungsnoth und der beständigen Todesangst während des Beschießens der Stadt kam noch Krankheit und die Sorge um Unterkunft. In dieser Zeit, am 16. November 1813, starb der Vater am Nervenfieber und ließ seine selbst krank darnieder liegende Frau mit vier unversorgten Waisen im tiefsten Elend zurück. Natürlich war unter solchen Verhältnissen an einen geregelten Schulunterricht für Th. nicht zu denken. Er mußte vielmehr als Kind durch Hausiren mit Seifenkugeln, Strumpfbändern und anderen Kleinigkeiten darauf bedacht sein, zu seinem Unterhalt und dem seiner Familie etwas beizutragen. Etwas älter geworden, fing er an, als Stiefelputzer und Laufbursche sein Fortkommen zu suchen, während er am Abend in den Bierhäusern aus einer Ziehkarte den Neugierigen ihr zukünftiges Schicksal vorhersagte. Auf diese Weise wurde er mit dem Kupferstecher Gottschick bekannt, für den er eine Zeit lang Kupferstiche in den Hotels verkaufte. Vorübergehend nahm sich der Oberst von Lindemann seiner an. Er schickte Th. in die Garnisonschule und unterstützte ihn durch Bücher und andere Gaben, sodaß Th. bereits Hoffnung schöpfte, etwas Tüchtiges lernen zu können. Da Lindemann aber bald darauf heirathete und seine Frau seiner Freigebigkeit ein plötzliches Ende bereitete, mußte Th. von neuem auf Erwerb sinnen. Er versuchte sein Glück zuerst als Lehrling bei einem Schneidermeister, kam dann zu einem Goldschmied, und als ihm diese Beschäftigung nicht zusagte, zu einem Branntweinbrenner in Meißen, bei dem er es keine Stunde lang aushielt, bis ihn ein Jude in sein Lotteriegeschäft aufnahm, der ihn so ausnutzte, daß er auch bei ihm nur wenige Wochen bleiben konnte. Endlich, zu Neujahr 1818 fand er Unterkunft bei dem Hofkupferstecher Professor Schulze. Allerdings war er auch in dieser Stellung nur der „Hauspudel“, der alles besorgen mußte, was die anderen nicht thun wollten; aber er machte doch bei ihm einen ersten Versuch im Zeichnen und setzte sich in den Kopf, daß er Kupferstecher werden wolle. Dieser sein Wunsch fand nach und nach Gehör bei seiner Mutter. Sie entschloß sich, für ihren Sohn um Aufnahme in die Akademie nachzusuchen, und erhielt auch die Zustimmung der Direction. Am 5. Oct. 1818 wurde Th. in die Zeichenschule der Akademie eingeführt, in der er beinahe zwei Jahre lang arbeitete, in den Mittags- und Abendstunden sein Brot durch Abschriften und durch Coloriren von Bilderbogen verdienend. Erst als er auf Verwendung des Hofraths Böttiger und Dr. Weigel’s von dem bekannten Kunstfreund, dem Herrn von Quandt, eine monatliche Unterstützung erhielt, konnte Th. seine Nebenbeschäftigung aufgeben und sich dem Kupferstechen zuwenden, womit er zu Ende des Jahres 1820 unter der Leitung des Professors Seiffert den Anfang machte. Er blieb vier Jahre lang Schüler Seiffert’s, der sich seiner warm annahm und ihm eine Unterstützung des Prinzen Friedrich August, des nachmaligen Königs von Sachsen, verschaffte, der ihm aber für seinen Beruf nur wenig nützen konnte, da er selbst als Kupferstecher nicht viel leistete. Umso eifriger suchte Th. die Lücken seiner Bildung durch Privatfleiß auszufüllen. In diesem Bestreben begegnete er sich mit seinem gleichfalls aus dürftigen Verhältnissen hervorgegangenen Freunde Ernst Rietschel, der während des Jahres 1822 bei seiner Mutter wohnte und sich mit inniger Liebe an ihn anschloß. Im Umgang mit Rietschel und mehreren anderen Freunden erschloß sich Thäter’s Persönlichkeit mehr und mehr. Er gewann eine [656] Ahnung des Glücks und erfüllte sich mit begeisterten Vorstellungen von der Größe und Bedeutung der Kunst, sodaß er im Frühjahr 1824 nach dem Tode Seiffert’s den Versuch machte, ganz selbständig eine Zeichnung von Cornelius aus dem Besitze des Herrn von Quandt, die den „Spaziergang Faust’s am Ostertage“ darstellte, durch den Grabstichel wiederzugeben. Obwohl ihm diese Arbeit ganz ungewohnt war, brachte er die Platte bis zum Sommer 1825 fertig und verkaufte sie auf Verwendung Quandt’s an den Kunsthändler Wanner in Frankfurt a. M. Indessen war ihm bei dieser Arbeit klar geworden, daß er mit den technischen Mitteln der Kupferstecherei noch ganz unvertraut sei, und so ließ er sich von Gönnern, die er inzwischen durch den Buchhändler Barth in Leipzig gefunden hatte und die ihm eine Unterstützung von Seiten Leipziger Kunstfreunde für zwei Jahre zugesichert hatten, gern bestimmen, im September 1826 nach Nürnberg überzusiedeln, um in der Schule des Kupferstechers Reindel (1784–1853) Fortbildung in seiner Kunst zu suchen. Indessen sollten die Erwartungen, die Th. auf Reindel’s Unterricht gesetzt hatte, nicht in Erfüllung gehen. Es zeigte sich bald, daß Reindel nicht nur kein guter Zeichner war, sondern daß er als gewandter Routinier in eigennütziger Absicht das Talent seiner Schüler auszubeuten suchte. Er hätte gern auch Th. für seine Zwecke ausgenutzt, doch wußte sich dieser trotz seiner Schüchternheit selbständig ihm gegenüberzustellen, was ihm um so leichter fiel, als er von Dresden aus wiederholt Aufträge erhielt und bei seiner Beliebtheit bei den Bürgern der Stadt durch Zeichnen von Porträts sich einen kleinen Nebenverdienst verschaffen konnte. Seine hauptsächlichste Arbeit in Nürnberg war aber der Stich eines Porträts von Vogel aus Dresden, das den russischen Gesandten Canicof in Dresden darstellte. Th. erhielt den Auftrag dazu, nachdem er die Figur der „Baukunst“ aus dem Cyklus der Deckengemälde Vogel’s im königl. Schlosse zu Pillnitz zur Zufriedenheit des Malers gestochen hatte. Außerdem benutzte er seinen Aufenthalt in Nürnberg, um die dortigen Denkmäler der altdeutschen Kunst fleißig zu studiren. Namentlich zogen ihn die Arbeiten Adam Krafft’s und das Sebaldusgrab Peter Vischer’s mächtig an. Er zeichnete diese Kunstwerke nach und drang auf diese Weise tiefer in den Geist jener Zeit ein, in deren schwärmerischer Verehrung ihn der Umgang mit seinem Freunde Kirchner, der als Zeichner und Radierer in Nürnberg lebte († 1837), noch bestärkte. Eine wahre Befriedigung in seiner Kunst fand Th. jedoch auch in Nürnberg nicht, so sehr ihm sonst der dortige Aufenthalt und der Verkehr mit gleichgestimmten Freunden zusagte. Von Kirchner und anderen immer wieder auf Cornelius hingewiesen, hoffte er von diesem bei der Vervielfältigung seiner Arbeiten beschäftigt zu werden. Er reiste daher Ende September 1827 nach München, wo er mit staunender Bewunderung vor dem dortigen Kunstleben erfüllt wurde, mit Julius Schnorr v. Carolsfeld, den Gebrüdern Eberhard und anderen Malern Freundschaft schloß und auch von Cornelius empfangen wurde, aber nur die Versicherung von ihm erhielt, daß er später Beschäftigung bekommen solle. Er kehrte daher zunächst unverrichteter Sache nach Nürnberg zurück, das er erst im Frühjahr 1828 verließ, um über Dresden nach Berlin zu gehen und dort unter Rauch’s Augen seinen Stich nach dessen Francke-Monument für Halle zu vollenden. Er hatte gehofft, noch weitere Aufträge von Rauch zu erhalten, da dieser aber damit zögerte, wandte er sich an Amsler, der soeben als Professor an die Akademie in München berufen war, mit der Bitte, sein Schüler werden zu dürfen. Amsler ging auf seinen Wunsch ein, und so siedelte Th. im J. 1829 nach München über, wo sich Amsler seiner auf das beste annahm und seinen künstlerischen Bestrebungen diejenige bestimmte Richtung gab, die Th. seitdem in seinem weiteren Schaffen innegehalten hat. Indessen sollte auch dieser Aufenthalt Thäter’s in München nur von kurzer Dauer sein. Seine Mutter wünschte dringend, ihren [657] Sohn in ihrem Alter in der Nähe zu haben, und so entschloß er sich, im August 1830 nach Dresden zurückzukehren. Aber obwohl er sich im Frühjahr 1831 mit der Nichte seines ersten Lehrers Seiffert verlobte und im August 1832 mit ihr die Hochzeit feierte, führte er in den nächsten Jahren ein unruhiges Wanderleben. Schon im Jahre 1831 war er wieder in München, wohin ihn Rauch berufen hatte, um einige Theile seines Max-Joseph-Monuments zu zeichnen, im J. 1832 aber finden wir ihn bei Rauch in Berlin, der ihn als Zeichner in seinem Atelier verwandte. Nach Dresden heimgekehrt, erhielt er durch Schnorr’s Vermittelung den Auftrag, für die Geschichte der neueren deutschen Kunst, die der Graf Raczynski herausgab, eine Anzahl Kupferstiche zu liefern. Zu diesem Zweck machte sich jedoch die Uebersiedelung nach München nöthig, und so kam Th. am 15. October 1834 zum dritten Mal nach München, wo er diesmal längere Zeit, bis zum Jahre 1841, verweilen sollte. Er fertigte dort zuerst einen Stich nach Schnorr’s Carton: „Chriemhilde findet den Leichnam Siegfrieds“ für den Grafen Raczynski an, erhielt, da diese Arbeit zur Zufriedenheit des Grafen ausfiel, den Auftrag auf einen Stich nach Mücke’s „Barbarossa nach der Zerstörung Mailands“ und vollendete in den Jahren 1836–37 den Stich nach Kaulbach’s „Hunnenschlacht“. Hierauf folgten auf einer Platte vier Bilder nach Cornelius aus dem Heldensaal der Glyptothek: „Agamemnons Traum“, „Venus und Mars, die „Vermählung der Helena“, sowie eine von Blumen umgebene Arabeske. Weitere Arbeiten, gleichfalls im Auftrage Raczynski’s ausgeführt, waren „die Nacht“ und „die Parzen“ nach Carstens, „Der Beginn der Kunst“, nach einem Aquarell Schinkel’s und „Glaube, Liebe und Hoffnung“ nach einem Carton von Wach in Berlin. So reichlich beschäftigt, wäre Th. gern in München geblieben, wenn sich ihm auch für die Zukunft eine sichere Aussicht geboten hätte. Da diese jedoch fehlte und er das Gewisse dem Ungewissen vorziehen zu müssen meinte, entschloß er sich, im Sommer 1841 nach Weimar zu ziehen, wo ihm eine Zeichenlehrerstelle an der Kunstschule angetragen worden war. Aber obwohl er in Weimar außerordentlich zuvorkommend aufgenommen wurde und in dem Maler Preller und dem Secretär Schuchardt neue treffliche Freunde fand, wollte ihm das dortige Kunsttreiben gar nicht zusagen. Er entschloß sich daher, seine Stellung aufzugeben und zog im Juli 1843 mit Weib und Kind nach Dresden. Th. fühlte sich hier in seiner Vaterstadt besonders wohl und heimisch, zumal es ihm an Aufträgen nicht fehlte. Sie kamen ihm meistens durch Vermittelung Münchener Freunde, da der dortige Kunstverein bei ihm verschiedene Blätter als Vereinsgeschenk bestellte, z. B. zwei Stiche nach Schnorr’s Carton „Barbarossa’s Einzug in Mailand“ und „Barbarossa und Papst Alexander in Venedig“, während der Dresdner Kunstverein einen Stich nach Schnorr’s Carton „Rudolph von Habsburg als Richter“ und eine Radierung nach Schwind’s „Ritter Curt“ von ihm anfertigen ließ. Auf eigenes Risico schuf er in jenem Jahre auch einen Stich nach Carstens’ „Einschiffung des Megapenthes“. Am meisten aber freute er sich über den Auftrag, die Zeichnungen des Cornelius für den Berliner Campo Santo durch den Stich zu vervielfältigen. Für den Kunsthändler Arnold in Dresden endlich übernahm er einen Stich nach Kaulbach’s „Völkerscheidung am babylonischen Thurm“. Trotzdem es ihm also an Arbeiten nicht fehlte, folgte er im November 1849 einem Rufe nach München, wo ihm die durch den Tod seines Lehrers Amsler erledigte Professur an der mit der Akademie verbundenen Kupferstechschule angeboten worden war. In dieser Stellung hat er bis zum Herbste des Jahres 1868 mit Erfolg gewirkt und sich bei seinen Collegen und Schülern so großen Ansehens erfreut, daß ihm seit dem Herbst 1860 auch noch die Inspection der Arbeiten an der Akademie übertragen wurde. Als aber die gänzlich veränderte [658] Richtung in den allgemeinen Kunstanschauungen und in Bestrebungen der Akademie ihn zur Niederlegung seiner Professur bestimmte, erhielt er die Stelle eines Conservators an dem Münchener Kupferstich- und Handzeichnungscabinet. In München schloß er sich namentlich an Schwind an; hatte aber nicht wenig von den Launen dieses ebenso genialen als eigenwilligen Künstlers zu leiden. Namentlich schmerzte es ihn tief, daß Schwind von seinen Arbeiten nach den Cartons zum Leben der heiligen Elisabeth und namentlich von der Reproduction seines Märchens vom Aschenbrödel nichts wissen wollte und sein Märchen von den sieben Raben auf photographischem Wege in den Kunsthandel bringen ließ. Umsomehr erfreute ihn der Auftrag des Dresdner Kunsthändlers Arnold, für ihn die Raphael’schen Cartons in Hamptoncourt zu stechen. Er ging mit großem Eifer an die Arbeit, die ihm durch die Untauglichkeit der photographischen Vorlagen sehr erschwert wurde, vollendete aber nur die „Predigt des Paulus in Athen“ (1867), da Arnold von dem Unternehmen absah und die fertige Platte nur galvanisch ablagern ließ, nicht aber zum Druck und zur Herausgabe beförderte. So ohne Beschäftigung, vereinigte er sich mit dem Maler Gustav Ferdinand Leopold König, den er bereits im J. 1863 zur Bearbeitung des im J. 1854 bei Perthes in Gotha erschienenen „Güldenen A-B-C-Buches“ bestimmt hatte, zur Herausgabe einer Volksbibel, die aber nur langsam erschien, da König wenig Lust zur Sache hatte und die Mittel zur schnelleren Förderung des Werkes fehlten. Seit Weihnachten 1869 kam die Angelegenheit ganz ins Stocken, und Th., der gerade auf die Volksbibel große Hoffnungen gesetzt hatte, mußte das Werk unvollendet zurücklassen. Schon im Laufe des Sommers 1870 stellten sich asthmatische Beschwerden bei ihm ein, die durch Gemüthsbewegungen, veranlaßt durch den Tod seiner Frau am 1. August, noch heftig gesteigert wurden. Eine Erholungsreise nach Lindau, wo sein verheiratheter Sohn lebte, brachte ihm nur vorübergehende Erleichterung. Nach der Rückkehr nach München stellten sich die Anfälle aufs neue ein, denen er am 14. November 1870 erlag. – Th. muß als der letzte bedeutende Vertreter der Cartonstecherei angesehen werden. „Seine Stiche zeichnen sich durch Treue der Auffassung, liebevolles Eingehen in den Geist der Vorbilder, Richtigkeit und Feinheit der Zeichnung und meisterhafte Führung des Stichels aus; sie wollen, gleich denen Dürer’s und Marc-Anton’s [WS 1] nicht durch den Farbenausdruck oder glänzende Technik blenden, sondern durch Einfachheit im Vortrage des Gedankens, in strenger Zeichnung und Haltung.“ Von den Errungenschaften der modernen Technik hat Th. nur wenig angenommen; aber er protestirte dagegen, wenn man ihn einen Carton- oder gar Conturstecher nannte, um damit seine Beschränktheit anzudeuten. „Wer mich und meine Arbeiten kennt“, erklärte er, „weiß, daß ich in der ganzen Zeit meiner künstlerischen Thätigkeit durch besondere Führungen und Umstände nur mit den Werken lebender Künstler, und zwar mit wenigen Ausnahmen mit solchen der Münchener Schule beschäftigt war, also mit Sachen, wo nie die Rede von Farbe war. Und selbst in meiner neuesten Arbeit, „Aschenbrödel“ ist, wie bei Schwind überhaupt, nur in einem gewissen, beschränkten Sinn von Farbe zu reden. Wie mir, so fehlte es auch meinen Schülern an aller Veranlassung, über das Maaß der Zeichnung hinauszugehen; doch zweifle ich keineswegs, daß diejenigen von ihnen, welche überhaupt hinlänglich begabt sind, eine weitergehende Aufgabe zu lösen vermöchten, denn ich habe sie möglichst gründlich so weit herangebildet, daß sie Contur und Form correct und schön durchzubilden wissen, und habe nicht versäumt, sie über die Art, wie der weitere Moment der Farbe hinzuzufügen wäre, oft zu unterrichten.“ Uebrigens hat Th. seine Ansichten über das Wesen der Kupferstecherei und über ihre Zukunft in einer eingehenden Abhandlung, in der er vor allem „das dumme Geschrei [659] unverständiger oder böswilliger Leute, als sei die Kupferstecherei durch die Photographie gänzlich abgethan“, zu widerlegen suchte, zusammengefaßt. Sie führt den Titel: „Ueber Reproduction in der bildenden Kunst“, wurde in der Beilage zur Augsburger Allgem. Zeitung 1867 Nr. 201. 202 abgedruckt und bildet jetzt den Anhang zu dem von Thäter’s Tochter herausgegebenen Lebensbild ihres Vaters.

Vgl. Julius Thäter. Das Lebenbild eines deutschen Kupferstechers. Zusammengestellt aus schriftlichem Nachlaß von Anna Thäter. Mit Porträt in Lichtdruck. Frankfurt a. M. 1887. – Beiblatt zur Zeitschr. für bildende Kunst 1871, VI, 68. 69. – Christl. Kunstblatt 1871, Nr. 143. 144. G. K. Nagler, Neues allgem. Künstler-Lexicon, München 1848, XVIII, 292. 295. – Apell, Handbuch für Kupferstichsammler. Leipzig 1880. S. 425–428, wo die Arbeiten Thäter’s ziemlich vollständig aufgeführt werden.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Marcantonio Raimondi (um 1475–um 1534); italienischer Kupferstecher der Renaissance