ADB:Friedrich August II. (König von Sachsen)

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Artikel „Friedrich August II., König von Sachsen“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 790–791, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_August_II._(K%C3%B6nig_von_Sachsen)&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 15:51 Uhr UTC)
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Friedrich August II., König von Sachsen 1836–54, geb. 18. Mai 1797 als ältester Sohn des Prinzen Maximilian von seiner Gemahlin Karoline Maria Theresia von Parma, vermählt 7. Octbr. 1819 mit der Erzherzogin Karolina, vierter Tochter des Kaisers Franz I. von Oesterreich und nach deren 22. Mai 1832 erfolgtem Tode 4. April 1833 mit Maria, der Tochter König Maximilians I. von Baiern, welche beide Ehen kinderlos blieben. In einem sehr einfachen und glücklichen Familienkreise aufwachsend genoß der junge Prinz unter der Leitung des Generals v. Forell, dann des Generals v. Watzdorf eine sorgfältige Erziehung. Da sein Oheim Friedrich August I. nur eine Tochter hatte, des andern Oheims, Prinz Antons, Kinder frühzeitig hinwegstarben, so war er der nächste Thronerbe. Im April 1815 schickte ihn sein Oheim der König nebst seinem Bruder Clemens in das Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg. Zurückgekehrt widmete er sich mit Eifer seiner wissenschaftlichen Ausbildung, sein Lieblingsstudium wurde die Botanik, als deren gründlichen Kenner er sich durch die Beschreibung der „Flora Marienbadensis“ (herausg. von Hedler 1837) bewies und der er auch einen großen Theil seiner zahlreichen Wanderungen in den deutschen Gebirgen wie größeren Reisen durch Italien und die Schweiz (1818), nach Istrien, Dalmatien und Montenegro (1838), nach England und Schottland (1844) widmete. Auch für die Kunst besaß er ein feines Verständniß; er war ein geübter Landschaftszeichner, brachte eine kostbare Sammlung von Kupferstichen zusammen und liebte es in einem Kreise von Gelehrten und Künstlern, die er abends bei sich sah, zwanglos zu verkehren. Obgleich 1821 zum Mitglied des Geheimenraths ernannt, wurde er doch unter der Regierung seiner beiden Oheime durch die Eifersucht des Cabinetsministers v. Einsiedel von allem Einfluß auf die Regierung ferngehalten, bis die Unruhen von 1830 den Sturz des letzteren herbeiführten. Den laut werdenden Gedanken, König Anton solle zu Gunsten seines Neffen abdanken, wies dieser zwar entschieden zurück, dagegen wurde er am 13. September, nachdem sein betagter Vater vorher auf die Thronfolge verzichtet hatte, auf Antrag der Geheimräthe zum Mitregenten ernannt und dadurch die Aufregung schnell in die gesetzliche Bahn zurückgelenkt. Besonders sein zu der neuerrichteten Communalgarde gesprochenes Wort „Vertrauen erweckt wieder Vertrauen“ gewann ihm die Herzen. Mit seiner ganzen Bildung der neuen Zeit angehörig betheiligte er sich mit Eifer und Umsicht an der Verjüngung des gänzlich veralteten Staatswesens und der Einführung der neuen Constitution. Nachdem er am 6. Juni 1836 selbst [791] den Thron bestiegen, richtete er sogleich öffentliche Audienzen ein, im ganzen aber verlangsamte bald der liberale Fortschritt der Regierung und verwandelte sich selbst in Widerstand gegen Forderungen, welche über das durch die Verfassung von 1831 Gewährleistete hinausgingen, so daß der Ausbruch von 1848 auch in Sachsen einen bereiten Boden fand. Offen und ehrlich schien jetzt der König auf die Volkswünsche einzugehen, berief ein liberales Ministerium und zeigte sich dem Zustandekommen eines deutschen Verfassungswerkes geneigt, bis schließlich seine Weigerung die Reichsverfassung anzuerkennen theils den Anlaß, theils den Vorwand zur Dresdner Mairevolution von 1849 gab. Der König entfloh mit seiner Familie auf den Königstein. Von da an gab er sich mehr und mehr in die Hände seines im Innern der feudalen Reaction freies Spiel lassenden, nach außen eine entschieden antipreußische Politik verfolgenden Ministers v. Beust. Von den vielen gegen die Theilnehmer an der Empörung gefällten Todesurtheilen ließ er zwar keines vollstrecken, aber auch nur den wenigsten der zu langwierigen Freiheitsstrafen Verurtheilten öffnete seine Gnade den Kerker. Von dem Dreikönigsbündniß wand sich Sachsen mit einer Hinterhaltigkeit los, die dem milden und geradsinnigen Wesen des Königs in keiner Weise entsprach. Daß auch das Volk nicht ihn persönlich für das Geschehene verantwortlich machte, zeigte die allgemeine Trauer über seinen plötzlichen Tod, den er auf einer Reise durch Tirol, sein Lieblingsland, begriffen, am 9. August 1854 in Folge eines Sturzes seines Wagens zu Brennbühel fand.