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Artikel „Barth, Johann Ambrosius“ von Otto Mühlbrecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 99–100, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Barth,_Johann_Ambrosius&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 12:52 Uhr UTC)
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Barth: Johann Ambrosius B., Buchhändler zu Leipzig, geb. 1760 in Thalschütz (bei Dürrenberge) † 1813 am Lazarethtyphus. Er übernahm 1789 die Haugk’sche Buchhandlung in Leipzig, welche er unter seiner eigenen Firma Johann Ambrosius Barth fortführte. Ohne gerade durch großartige Verlagsunternehmungen sich bekannt gemacht zu haben, hat B. doch als Buchhandlungsdeputirter und Vorstandsmitglied der Leipziger Armenanstalt und Armenschule (seit 1803), sowohl in seinem Berufe, wie in städtischen Angelegenheiten eine recht segensreiche Wirksamkeit entfaltet.

Von größerer Bedeutung für die Oeffentlichkeit ist sein Sohn Wilhelm Ambrosius B., geb. 1790 in Leipzig, † 1851, der, mit gediegenen, auf der Universität und im Auslande erworbenen Kenntnissen ausgerüstet, die Buchhandlung bei dem Tode des Vaters übernahm, und mit Energie, rastloser Thätigkeit und vielem Erfolge das ausgedehnte Geschäft leitete und zu großer Bedeutung entwickelte. Von dem regen Verkehr, den er mit den Gelehrten seiner Zeit unterhielt, und wie er durch seine Unternehmungen die Wissenschaften förderte, davon gibt der umfangreiche Verlags-Katalog der Firma den besten Beweis; es finden sich darin die Namen der hervorragendsten Gelehrten, Männer wie Herder, Knebel, Marezoll, Puchta, Carus, Hahnemann, Poggendorf, Umbreit, Zerrenner, Trendelenburg, Erdmann u. a. m. Mit offenem Blicke für die Bedrüfnisse der Zeit machte sich B. durch seine schöpferische Kraft als Buchhändler um die Wissenschaft hoch verdient. Daneben nahm er sich, wie sein Vater, mit warmem Herzen der localen Interessen Leipzigs sehr an, und fand in den verschiedensten städtischen Ehrenämtern ein Feld für seine rastlose Thätigkeit, welche auch 1850 durch Verleihung des Albrechtsordens die gebührende Anerkennung Seitens der Regierung fand. Ihm folgte als Besitzer des Geschäftes und der alten (noch heute bestehenden) Firma sein ältester Sohn Adolph Ambrosius B., Doctor der Philosophie, geb. 20. Febr. 1827 in Leipzig, † 1869. Er genoß den ersten Unterricht in Schulpforta, und studirte dann in Leipzig und Berlin Naturwissenschaften, um sich den Gelehrtenstande zu widmen; der plötzliche Tod des Vaters vereitelte diese Absicht, indem B. sich gezwungen sah, für sich und seine sieben jüngeren Geschwister das verwaiste Geschäft zu übernehmen, welch’ schwierige Aufgabe er in aufopferndster und erfolgreichster Weise löste. Der Richtung seiner Studien gemäß warf er sich mit besonderer Vorliebe auf die Förderung der Naturwissenschaften und wußte unter anderm die im Verlage der Firma erscheinenden „Poggendorff’schen Annalen für Physik und Chemie“ und das „Erdmann’sche Journal für praktische Chemie“ zu Zeitschriften von hervorragendster Bedeutung zu gestalten. Daneben gründete er die „Allgemeine deutsche Strafrechtszeitung“ unter Redaction von Fr. von Holtzendorff, wie er denn überhaupt durch Heranziehung neuer schriftstellerischer Kräfte der Wissenschaft manchen Dienst geleistet, und so den alten Ruf der Firma gut gewahrt hat. Seit seinem Tode ist die [100] Firma in den Besitz seines jüngeren Bruders Johann Ambrosius B. übergegangen, der das Geschäft, den Traditionen seiner Familie getreu, führt.