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Artikel „Passavant, Johann David“ von Otto Donner von Richter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 198–203, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Passavant,_Johann_David&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 08:38 Uhr UTC)
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Passavant: Johann David P., Neffe des Vorigen, geboren zu Frankfurt a/M. am 18. September 1787. Sein Vater, Johann David, betrieb in der Schnurgasse ein blühendes Handelsgeschäft in englischen Waaren. Seine Mutter war die Tochter des vermögenden Weinhändlers Johann Noë Gogel, welcher der in seiner Familie herrschenden Vorliebe für Kunst folgend – einer der Vorfahren war Maler, andere hatten sich als Dilettanten mit Grabstichel und Radirnadel versucht – eine ansehnliche Sammlung von Gemälden erworben hatte; auch besaß er eine bedeutende Bibliothek. An diesen Schätzen hatte sich das Wesen der Tochter entwickelt und sie trug ihre Neigung für Kunst und Geistesbildung auch auf ihren Sohn über. Durch frühzeitigen Zeichenunterricht bei dem Maler Bager und dem Architekten Ulrich wurde in dem Knaben diese Neigung vermehrt, und die Liebhaberei des Sammelns angeregt, welche er zuerst durch das Sammeln der Stiche Chodowiecki’s bethätigte. Der Umgang mit dem Sohne des Frankfurter berühmten Pferdemalers Johann Georg Pforr brachte ihn den Kunstkreisen noch näher und P. empfand es schmerzlich, als der junge Franz Pforr nach dem rasch aufeinander folgenden Ableben beider Eltern zu seinem Onkel, dem Gallerieinspector Tischbein nach Kassel kam, um von ihm als Maler ausgebildet zu werden. Aber auch an unsern P. trat der Ernst des Lebens rasch heran. Sein Vater, dessen Geschäfte durch den Krieg schwer gelitten hatten, starb nach längerem Leiden im Jahre 1800, und P., zum Kaufmann von seinen Eltern bestimmt, trat im Jahre 1803 als Lehrling in das Geschäft ein, welches nach des Vaters Tod fortgeführt wurde; seine Neigung, Künstler zu werden, wagte er nicht laut werden zu lassen. Als aber sein Freund Franz Pforr nach dem Tode seines Onkels Tischbein im Sommer 1805 als siebzehnjähriger Jüngling nach Frankfurt zurückkehrte, erhielt diese Neigung neue Nahrung und wurde immer brennender, als Pforr, welcher im Herbst desselben Jahres nach Wien gegangen war, um sich auf der Akademie weiter auszubilden, ihm Briefe voll Begeisterung von dorten schrieb, und von seinem [199] neuen Freunde Overbeck schwärmte. Voll Kummer verharrte P. in dem Geschäft und ging 1809 zu seiner weiteren kaufmännischen Ausbildung nach Paris, woselbst er in dem Bankhause Rougemont & Löwenberg eine Stellung fand. Alle freie Zeit verwendete P. dort zum ernsten Studium aller jener Kunstwerke, welche Napoleon I. in Paris zusammengeschleppt hatte, und zur Vermehrung seines Wissens. 1812 erhielt P. in Paris die ihn tief erschütternde Nachricht von dem in Albano erfolgten Tode seines Freundes Franz Pforr.

Um diese Zeit schrieb P. eine Kritik der neu ausgestellten Werke von Groß, David, Gerard, Guérin etc. etc., indem er dieselben mit den alten Italienern verglich, und schickte dieselbe nebst einer in Kreide gezeichneten Landschaft seiner Erfindung in Poussin’s Charakter nach Frankfurt an seinen Freund Herrn Henry Cornill. Dieser verschaffte ihm auch in Frankfurt bei Mumm & Co. eine Stelle, denn das Vermögen der Mutter war in Folge der Geschäftszerstörung durch die Continentalsperre so reducirt worden, daß P. nunmehr ganz auf sich selbst angewiesen war. Nach Napoleons Flucht von Elba ergriff die nationale Begeisterung auch ihn und er zog am 25. Juli 1815 mit der Compagnie der Freiwilligen zur Belagerung Straßburgs nach dem Elsaß. Bei diesem Losreißen von der kaufmännischen Thätigkeit entwickelte sich in ihm der Entschluß, sich ganz und gar dem künstlerischen Berufe zu widmen und bei seiner Rückkehr theilte er dieses seiner erschreckten Mutter mit. Auch säumte er nicht mit der Ausführung und reiste am 1. December nach Paris ab, woselbst der siebzigjährige David den schon achtundzwanzig Jahre alten Anfänger freundlich in sein Atelier aufnahm, in welchem damals auch Wach und Rittig studirten. An sie schloß P. sich innig an. Nach David’s Exilirung übernahm Baron Gros das Atelier und P. studierte unter ihm weiter. Da das Museum geschlossen war, so verschaffte Alexander von Humboldt unserem P. die Erlaubniß, in demselben nach Raphael copiren zu dürfen; auch in selbstständigen Compositionen aus dem Nibelungenliede versuchte er sich und fand für dieselben den Beifall August Wilhelm von Schlegel’s. Nach achtzehn Monaten anhaltendsten Fleißes kehrte er nach Frankfurt zurück, um alsbald seinem Freunde Wach nach Rom zu folgen.

Ueber Mailand und Bologna ging er nach Florenz, woselbst er Baron von Rumohr kennen lernte, welcher Studien für seine kunstschriftstellerischen Arbeiten sammelte. Dieses Zusammentreffen, der anhaltende Umgang mit Rumohr während einiger Monate, sollte für P. von bedeutenden Folgen werden, indem ihm hierdurch zuerst näherer Einblick in das Gebiet kunsthistorischer Forschung eröffnet wurde. Mit Baron Stackelberg machte P. gemeinschaftlich die Reise über Urbino und Perugia nach Rom, woselbst die Reisenden am 22. December 1817 eintrafen. Jetzt erst lernte P. Overbeck persönlich kennen, nachdem er durch Franz Pforr bereits in brieflichem Verkehr mit ihm gestanden hatte; auch zu Cornelius und Veit trat er bald in freundschaftliche Beziehungen. Die drei Genannten hatten damals schon ihre Fresken in der Casa Bartholdi vollendet und bereits die neuen Aufträge zur Ausschmückung der Villa Massimi erhalten, zu welcher auch noch Koch und Schnorr von Carolsfeld herangezogen wurden. Im Umgang und in engem Anschluß an diese Freunde suchte P. nun seine eigenen künstlerischen Studien zu fördern, indem er sich ganz der durch sie vertretenen Richtung anschloß, obgleich er sein ganzes Leben hindurch der reformirten Kirche, in welcher er aufgewachsen war, treu ergeben blieb. Mit Cornelius machte er einen Ausflug nach Neapel, mit Overbeck einen solchen nach Assisi, mit Julius Schnorr verweilte er drei Monate in Florenz und vollendete dort sein erstes größeres Oelgemälde, eine heilige Familie (jetzt im Besitz des Herrn Otto Cornill in Frankfurt a/M.). Mit Heinrich Heß [200] verbrachte er einen arbeitsamen Sommer in Perugia. Eine Charitas, eine Landschaft mit dem vor dem Hirsche knieenden heiligen Hubertus, deren Motiv der Umgebung um Olevano entnommen ist (jetzt im Städelschen Institute als Vermächtniß des Dr. Böhmer) entstanden in Rom. Alle diese Arbeiten zeugen von dem edlen, feinen Künstlersinn, welchen P. sein ganzes Leben hindurch bethätigte; doch zeigten sie mehr die Fähigkeit Gutes nachzuempfinden, als Neues zu gestalten, und der geringe Erfolg, welchen er mit denselben erzielte, mußte ihn darauf hinweisen, daß ihm auf dem Felde der Kunstausübung wenig Freude erblühen würde. Fast unbewußt lenkte er mehr und mehr in die Bahnen des Kunstforschers und Kunstschriftstellers ein und darin von seinen römischen Freunden bestärkt, schrieb er seine erste veröffentlichte Schrift unter dem Titel: „Ansichten über die bildenden Künste und Darstellung des Ganges derselben in Toscana, von einem deutschen Künstler in Rom“ 1820. Diese Mittheilungen, welche zur Bestimmung des Gesichtspunktes dienen sollten, aus welchem die neue deutsche Malerschule zu betrachten sei, sind später von vielen Kunstschriftstellern als Grundlage zur Darstellung der deutschen Kunstentwickelung jener Epoche benutzt worden, und sie sind von Wichtigkeit zur Kenntniß der Ideen, welche damals in Rom jene Künstler beseelten, die man später mit dem Namen der „Nazarener“ bezeichnete. Die Worte Passavant’s: „es liegt die Blüthe einer Kunst nicht in den Folgen eines tiefen Friedens, nicht in dem Reichthum eines Volkes, nicht in der Freigiebigkeit eines Fürsten oder in kostspieligen Kunstanstalten, sondern in der Größe der in einem gebildeten Volke herrschenden Gesinnung“ sind heute noch so wahr und beherzigenswerth wie damals; und nicht rühmend genug kann hervorgehoben werden, daß in gleich entschiedener Weise der Nationalitätsgedanke noch nicht ausgesprochen worden war, wie in dieser Schrift. Da Rumohr den Künstlern in Rom eine ähnliche Abhandlung zugesagt, aber nie ausgeführt hatte, so war er über das Erscheinen von Passavant’s Schrift gereizt und schrieb eine ungünstige Recension derselben im Kunstblatt (Kstbltt. 1821, Nr. 32, p. 125–128), welche die Künstler in Rom damals sehr empörte. Trotzdem aber erkannte Rumohr Passavant’s Tüchtigkeit so sehr an, daß er ihn dem Herausgeber des Kunstblattes, Schorn, als Correspondenten aus Rom empfahl, was P. gerne annahm. Er begann die Reihe seiner Berichte mit einer Beschreibung der Fresken Overbecks in der Villa Massimi (Kunstblatt 1821, Aug. Nr. 64) und unterzeichnete sich Johannes von F. Besonderes Verdienst erwarb sich P. um die deutsche Künstlerschaft in Rom noch durch die mit Unterstützung Bunsen’s ins Leben gerufene Gründung einer Künstlerbibliothek, welcher er bis zu seiner Abreise von Rom vorstand. Dieselbe erfolgte im Jahre 1824.

Ueber München kehrte er nach Frankfurt zurück und fand dort in dem Kreise der Männer, welche sich häufig bei dem Bürgermeister Thomas versammelten, freundlichste Aufnahme. Wir nennen unter denselben vorzugsweise Dr. Böhmer, Dr. Schlosser, Clemens Brentano, den Architekten Hübsch und den Kupferstecher Barth, die beiden letzteren Professoren an dem Städelschen Institut. Manche Hoffnungen, welche P. auf die Thätigkeit dieser Anstalt für die Wiedererweckung der monumentalen Kunst setzte, verwirklichten sich nicht und er mußte seine Kraft in dem Staffeleibilde zu verwerthen suchen. Er malte in der Folge verschiedene Madonnenbilder und Landschaften, ein Gemälde der heiligen Elisabeth und Katharina, welches er der katholischen Liebfrauenkirche zu Frankfurt schenkte, ferner ein größeres Gemälde „Paulus vor Festus“ (jetzt in dem städt. Gymnasium). Von all diesen Arbeiten gilt was schon oben gesagt wurde, und Passavants Freunde, namentlich Dr. Böhmer, fühlten dies wohl. Kurz vor dem Albert Dürer-Feste in Nürnberg (6. April 1828), zu welchem auch P. [201] eilte, ließ er einen Aufsatz über „die dreifache Richtung der Kunst“ drucken, in welchem er in Bezug auf die neue Kunst ausführte: „daß die bildende Kunst, sowie alle Bestrebungen der Menschen sich wieder, und zwar mit freiem Bedacht, zu der Richtung zurückwenden müßten, in welcher die Sehnsucht nach einem Leben in Gott sich offenbare“. Wenn sein Freund Böhmer diesen Anschauungen gegenüber sich sehr ablehnend verhielt, so mochten sie doch sehr im Sinne der alten Freunde sein, welche er in Nürnberg wieder fand. Zu diesen gehörten Cornelius und Schnorr, mit welchem letzteren er nach München ging, um dort während eines halben Jahres sowohl die Kunstschätze zu studiren, als auch bei Schnorr die Freskotechnik zu erlernen, da er sich mit dem Plane trug: die neuerbaute Halle des Friedhofes in Frankfurt mit Fresken zu schmücken. Für diesen Kirchhof entwarf er auch in München eine Anzahl Grabmonumente, welche noch im Jahre 1828 in Frankfurt erschienen.

Doch nun nahte die Zeit, in welcher P. durch eine zufällige Veranlassung zu der erfolreichen Thätigkeit hingeführt werden sollte, zu welcher ihn sein Bildungsgang ganz besonders befähigte, nämlich zur kunsthistorischen Forschung. Er sagt hierüber selbst: „Im Jahre 1830 beabsichtigte Professor Braun in Mainz eine verbesserte Ausgabe seines Büchleins über Raphael, worüber er mich, der ich in Italien gewesen, oft um Rath fragte. Das that ich denn auch nach Kräften, allein er kam damit nicht zurecht, so daß er mich aufforderte, selbst ein Werk über diesen Meister zu schreiben. Einem solchen Unternehmen fühlte ich mich indessen in keiner Weise gewachsen. Ich faßte jedoch den Gedanken auf und begann gründliche Forschungen über diesen Gegenstand.“ (Vergl. fünften Bericht über das Städ. Kunstinstitut, December 1863.) Zu diesem Zwecke besuchte er noch im Herbst 1830 Berlin, wozu die Uebersiedlung seiner verheiratheten Schwester dorthin ihm erwünschte Veranlassung bot; von da ging er nach Dresden. Im April 1831 finden wir ihn abermals in Paris, von wo aus er mit dem Maler Bläse nach London ging. Alle öffentlichen und privaten Sammlungen, alle Schlösser, in welchen sich Werke Raphaels befinden, suchte er auf und allenthalben erwarben ihm seine Kenntnisse und seine guten geselligen Formen im Vereine mit einer schönen männlichen Erscheinung die beste Aufnahme. Auch fand er bei Verwandten seines Schwagers Gelegenheit, in London ein Familienporträt zu malen, wodurch der Zustand seiner Reisekasse wesentlich gebessert wurde, so daß er auf der Rückreise sich auch in Belgien mit Muße umsehen und die flandrische Kunst, wie auf der Weiterreise über Aachen und Köln die niederrheinische, gründlich studiren konnte. Als Folge dieser Reise veröffentlichte er sein Werk: „Kunstreise durch England und Belgien nebst einem Bericht über den Dombau zu Frankfurt a./M.“ 1833. Die Resultate, welche für die Kunstforschung von besonderem Interesse waren, stellte er in einigen Artikeln für das Kunstblatt zusammen (1832, Nr. 66–74). Allgemein war das Staunen bei diesen Publicationen über die in England angehäuften, noch wenig bekannten Kunstschätze. In Belgien wie in England machte das Werk gleiches Aufsehen; in Belgien bestellte die Akademie 500 Exemplare desselben; die Nachrichten über die englischen Künstler erschienen sogleich übersetzt in einer „Review“ und Miß Rigby übertrug das ganze Buch ins Englische“ („Tour of a german artist in England.“ London 1836, 2 Bde.). An die Forschungen dieser Reise schließt sich auch an: „Lettre de M. Passavant de Francfort à Mr. O. Delepierre à Bruges sur les productions des peintres de l’ancienne école flamande au XVème et XVIème Siècle etc.“ Gand 1842, 1 Bd.

Zur Vervollständigung seiner Raphaelstudien ging P. im Herbst 1834 abermals nach Italien. Er besuchte nach einander Mailand, Pavia, Genua, Pisa, Rom, Neapel, Urbino und die Mark Ancona. Sein Besuch in Fano, [202] Pesaro, Montefiore, Sinigaglia galt namentlich seinen Studien über Raphael’s Vater, Giovanni Santi. Sodann besuchte er Perugia, Florenz, Bologna, Venedig und kehrte über Wien und München nach Frankfurt zurück. Erst 1839 konnte er sein Werk: „Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi“ (2 Bde.) erscheinen lassen. Eine weitere Frucht seiner Reise waren die im Kunstblatt (1838 in Nr. 66 u. ff.) erschienenen Artikel „über die alten lombardischen Maler“. Das Buch über Raphael machte das größte Aufsehen; in solcher Vollständigkeit war bis dahin trotz vieler ähnlicher Arbeiten noch nichts geleistet worden; demungeachtet konnte P. im Jahre 1858 einen dritten Band mit Nachträgen, namentlich mit reichhaltigen neuen Angaben über Handzeichnungen Raphael’s veröffentlichen. Im Jahre 1860 wurde das Werk ins Französische übersetzt und damit der ganzen Kunstwelt zugänglich gemacht, den Ruhm des Verfassers allenthalben verbreitend.

War Passavant’s künstlerische Thätigkeit schon während der letzten Jahre sehr gering gewesen – sie hatte sich fast nur auf das Malen einiger Landschaften idealen Charakters beschränkt – so stellte er dieselbe fast gänzlich ein, nachdem er im October 1840 zum Inspector des Städel’schen Instituts ernannt worden war; nur die lebensgroße Figur Kaiser Heinrichs II. für den Kaisersaal des Römers in Frankfurt fällt in die Zeit kurz nach seiner Ernennung. Diese Stellung schloß zugleich ein Lehramt in sich. Sie legte ihm die Leitung der Studien jener Schüler auf, welche nach den Gypsabgüssen zeichneten; die geläuterte edle Auffassung, welche sich in seinen Correcturen nach der Antike aussprach, ist für viele jener Anfänger von unschätzbarem Werthe in ihrer Weiterentwickelung geworden. Auch theilte er mit den anderen Professoren die Correcturen nach dem lebenden Modell im Actsaal. Seine Hauptthätigkeit aber war fortan der Vermehrung der Gemälde- und Handzeichnungen-Sammlung, sowie der Entwickelung und Ordnung des Kupferstichcabinetes gewidmet. Der treffliche Katalog der Gemäldesammlung ist sein Werk und in der 1855 erschienenen Schrift: „Eine Wanderung durch die Gemäldesammlung des Städel’schen Kunstinstituts“ (Verlag von Heinrich Keller) gab er eine kurze Kunstgeschichte der in der Sammlung besonders vertretenen Zeiten. Dazwischen machte er häufige Reisen zu steter Bereicherung seines Wissens, namentlich mit Rücksicht auf die altdeutschen und altitalienischen Kupferstecher. Eine Darstellung der Entwickelung des Kupferstichs in kurzem Abrisse gab er in dem im August 1859 veröffentlichten Berichte des Städel’schen Instituts heraus. Manche kleinere Abhandlungen erschienen in den Kunstblättern von Schorn, Kugler, Eggers, in von Quast’s und Otte’s Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst, im Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst und in Naumann’s Archiv für zeichnende Künste. Sie sind für die Kunstforscher vielfach von der größten Wichtigkeit gewesen. Auch Spanien bereiste P. und legte seine Beobachtungen nieder in dem Werke: „Die christliche Kunst in Spanien“ (1853, 1 Bd.). Im Jahre 1860 erschienen die zwei ersten Bände seines „Peintregraveur“, ein Werk, welches jenes gleichnamige von Bartsch vervollständigen und berichtigen sollte. Aber erst nach seinem Tode erschien der letzte der sechs Bände (1860–1864, 6 vols. avec table alphabétique générale etc. etc.) dieses bedeutenden Werkes, welches zu den unentbehrlichen in der Kunstwissenschaft gehört, und welches Staunen erregte durch die Fülle des früher unbekannten Materials, durch welches neues Licht über die dunkelsten Anfänge der Kupferstechkunst verbreitet wurde, wenngleich P. Widerspruch dadurch erregte, daß er den Deutschen die Erfindung des Kupferstiches zuschrieb.

Noch hatte P. die Freude die vollständige, systematische Ordnung der Kupferstich- und Handzeichnungen-Sammlung zu erleben, welche unter seiner Leitung von seinem Gehülfen, dem späteren Inspector Mals, ausgeführt wurde. [203] Am 17. August 1861 verschied er bei noch vollständig klarem Geiste. Seine Hingebung an die seiner Obhut anvertrauten Sammlungen hat er stets dadurch bethätigt, daß er werthvolle Kupferstiche und Handzeichnungen, welche er entweder schon besaß, oder mit der Absicht Lücken in den Sammlungen auszufüllen, aus eigenen Mitteln erwarb, den Sammlungen schenkte, namentlich zu Zeiten, in welchen die Administration aus ökonomischen Rücksichten mit ihren Mitteln bei Ankäufen zurückhaltend war. Auch hinterließ er der Gemäldegallerie eine Anzahl sehr werthvoller Oelgemälde, der Bibliothek seine sehr bedeutende Sammlung von Kunstbüchern und Kupferwerken, sein nicht gedrucktes Manuscript: „Jean Fouquet de Tours, peintre et enlumineur du Roy Louis XI“ sowie 37 Bändchen seiner handschriftlichen Notizen zu seinen kunstgeschichtlichen Arbeiten, durch welche er einer der ausgezeichnetsten Mitbegründer der modernen Kunstforschung geworden ist.

Neujahrsblatt des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a./M. 1864 und 1865: „Joh. Dav. Passavant, ein Lebensbild von Dr. Ad. Cornill“. – Desgl.: Fünfter Bericht über das Städel’sche Kunstinstitut durch die Administration veröffentlicht im Dec. 1863. – Desgl.: Didaskalia Nr. 120 und 121, 1. und 2. Mai 1862.