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Artikel „Pforr, Johann Georg“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 701–702, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pforr,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:52 Uhr UTC)
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Pforr: Johann Georg P., Thiermaler, geboren am 4. Januar 1745 zu Ulfen in Niederhessen, übte sich früh im Zeichnen und setzte dies auch fort, nachdem er Bergmann in dem Bergwerke zu Richelsdorf geworden war. Der hessische Minister v. Waitz wurde auf das Talent des jungen Mannes aufmerksam gemacht und verschaffte ihm eine Stelle als Maler an der Casseler Porzellanmanufactur. Diese Beschäftigung sagte ihm jedoch auf die Dauer nicht zu, weßhalb er sie nach einigen Jahren aufgab, zu seinen Eltern zurückkehrte und dann einen Verwalterposten auf einem großen herrschaftlichen Gute übernahm. Als jedoch im J. 1777 die Casseler Malerakademie errichtet wurde, ging er, bereits 32 Jahre alt, als Schüler dorthin und erhielt bereits bei der ersten Ausstellung im J. 1778 den Preis für ein Oelgemälde, todte Rebhühner vorstellend. Bei der Ausstellung im folgenden Jahre wurde er als Mitglied der Akademie aufgenommen. Er schloß in Cassel Freundschaft mit dem Galerieinspector Johann Heinrich Tischbein jun., dessen Schwester Johanna er auch 1784 heirathete, nachdem er schon 1781 nach Frankfurt a./M. übergesiedelt war. P. entfaltete in der Mainstadt, auch persönlich sehr angesehen, eine reiche und anerkannte Thätigkeit, bis er den 9. Juni 1798 an einem Lungenleiden starb, [702] zu dem die anstrengenden Arbeiten in seiner Bergmannzeit bereits den Grund gelegt hatten. Sein Porträt in noch jungen Jahren (Profil) ist uns in einem anonymen Umrißstich erhalten; unten steht GEORG PFORR und der Spruch: Seht hier den Künstler stattlich ehrenwehrt, der Anfang die Vollendende gelehrt. P. malte mit Vorliebe Pferde, die er aus dem Fundamente kannte; jedoch auch andere Thiere; überhaupt bilden die Thiere auch den Hauptgegenstand seiner Gemälde, welche mit Landschaften geziert sind. Sein Ruhm war seiner Zeit so, daß man ihn den deutschen Wouwerman nannte. Heutzutage allerdings urtheilt man kühler. P., wie die Künstler seiner Zeit, stak immer noch in den Traditionen der Niederländer des 17. Jahrhunderts und des J. H. Roos; überall blicken diese hervor, so daß seine Bilder etwas Conventionelles haben; besonders sind seine componirten Sachen davon sehr beeinflußt, während er in andern wieder mehr unbeeinflußt sein tüchtiges Naturstudium zeigen konnte. Er malte in Oel und Gouache, zeichnete in Sepia und Tusche und radirte verschiedene Blätter: Eine Folge von 16 Blatt zu Hünersdorf’s Anleitung Campagnepferde abzurichten (1792); die vorzüglichsten Pferderassen, 12 Blatt, wovon P. selbst bei seinem Tode nur 11 vollendet hatte; Stute bei dem auf dem Rücken liegenden Esel; Halt eines Reiters im Soldatencostüm des 17. Jahrhunderts vor einem Landwirthshause (1789); der Pferdemarkt. H. Schütz, J. G. Reinheimer, H. J. Schulz, P. Speth, Susemihl, Schweyer und A. Bartsch stachen nach ihm, der letzte eine schöne Folge von 6 Blatt: Ungarische, russische, spanische, polnische, englische und arabische Pferde. In Frankfurt (Städelsches Institut), Darmstadt, Mannheim sind Bilder von P. in den Galerien.

Vgl. über diesen Künstler Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt a./M. 1862.